INFORIOT – Mehr als 300 Menschen protestierten am vergangenen Sonntag, den 26. August, gegen eine Demonstration der AfD-nahen Facebook-Gruppierung „Heimatliebe Brandenburg“ in Eberswalde. Zur Protestkundgebung hatte das zivilgesellschaftliche Bündnis „Für ein tolerantes Eberswalde“ (F.E.T.E.) unter dem Slogan „Solidarität ist unsere Alternative“ aufgerufen. An den Protesten am Bahnhof hatten sich zahlreiche Student*innen, Antifas, Punks, Vertreter*innen verschiedener Parteien bis hin zu Mitgliedern der Gewerkschaft der Polizei beteiligt.

Unter dem Motto „Heimat erhalten & Zukunft gestalten“ demonstrierte ein Bündnis aus AfD-AnhängerInnen, Neonazis und Reichsbürgern in Eberswalde. Etwa 200 RassistInnen nahmen an dem Aufzug teil.

Völkisch-nationalistisches Bündnis marschierte in Eberswalde
Die Veranstaltung begann mit einer Auftaktkundgebung am Eberswalder Bahnhof. Bereits dort wurde ersichtlich, wer hinter „Heimatliebe Brandenburg“ steckt: Angemeldet wurde die Demonstration von Lars Günther. Günther ist Beisitzer des AfD-Kreisverbandes Märkisch-Oderland und trat in der Vergangenheit als Anmelder und Organisator diverser rassistischer und verschwörungsideologischer Veranstaltungen in Berlin und dem nord-östlichen Brandenburg auf. Darüber hinaus ist er Autor und Organisator vor Konferenzen und Veranstaltungen des rechten Querfront-Magazin „Compact“. Auch ein Kamera-Mann von „Compact“ dokumentierte das Demonstrationsgeschehen.

Weitere AfD-PolitikerInnen wie Steffen John aus Panketal sowie die stellvertretende Landesvorsitzende Birgit Bessin traten als RednerInnen auf der Veranstaltung auf. Bessin vertrat spontan Siegfried “Siggi” Daebritz, den führenden Kopf von PEGIDA-Dresden. Daebritz, der als Redner angekündigt war, sei wegen eines Motorschadens in Bernau verhindert gewesen.
AfD-Hardliner und Identitäre
Für die Bühne und Technik war der Berliner AfD-Politiker Andreas Wild verantwortlich. Er wurde 2017 nach anhaltenden menschenverachtenden Äußerungen aus der Fraktion seiner Partei im Berliner Abgeordnetenhaus ausgeschlossen. Ihm zur Seite stand einer der führenden Köpfe der Identitären Bewegung Berlin-Brandenburg, Jannik Brämer. Im Mai des vergangenen Jahres hatte er bei einer Aktion der Identitären beinah einen Zivilpolizisten umgefahren. Aufgrund der Ermittlungen wegen versuchter schwerer Körperverletzung gegen Brämer sowie seinen Aktivitäten bei den Identitären, wurde er im Sommer des vergangenen Jahres aus der AfD ausgeschlossen. Bis dahin war er Schatzmeister der Berliner Jungen Alternativen (JA), der Jugendorganisation der Partei.

Unterstützung aus dem Spreewald
Unterstützt wurde die Demonstration von dem neu-rechten Verein „Zukunft Heimat“ aus dem südbrandenburgischen Golßen, die neuerdings vom Verfassungsschutz unter Beobachtung steht. Dessen Vorsitzender Christoph Berndt trat auf der Versammlung als Redner auf und lief mit seiner Frau Grit an vorderster Front mit. Mit dabei hatten sie ein Transparent, welches bei den von Berndt organisierten Demonstrationskampagne in Cottbus verwendet wird.

Teilnehmende mit direkten NS-Bezug
Auffällig wenige bekannte Gesichter aus Eberswalde beteiligten sich an dem Aufzug. Weder die NPD Barnim, noch Anhänger der aufgelösten Kameradschaft Märkisch-Oder-Barnim, oder Mitglieder des „III. Wegs“ hatten sich auf der Veranstaltung blicken lassen. Nur das ehemalige Mitglied der NPD sowie der Splitterpartei „Die Rechte“, René Herrmann, ließ sich auf der Demonstration blicken. Zudem fiel eine Gruppe Neonazis auf, die einheitlich ein T‑Shirt mit dem Rückenaufdruck „Randgruppe Deutsch Eberswalde“ in Frakturschrift trugen. Bei „Randgruppe Deutsch“ handelt es sich um eine RechtsRock Band, die sich in der rechten Szene reger Beliebtheit erfreut. Auf der Vorderseite des T‑Shirts trugen die Personen einen Erlenkranz um den Zahlencode „88“ auf der Brust. Bei dem Zahlencode handelt es sich um ein beliebtes Chiffre der rechten Szene für den achten Buchstaben des Alphabets, was in der Dopplung für die Abkürzung für „Heil Hitler“ steht.


Auftakt einer Veranstaltungsreihe
Nach einer Eröffnungskundgebung lief der Demonstrationszug von „Heimatliebe Brandenburg“ ein kurze Strecke in der Nähe des Bahnhofs und schloss die Veranstaltung mit weiteren Reden. Laut eigenen Bekundungen sollte die Veranstaltung in Eberswalde der Auftakt einer Reihe ähnlicher Versammlungen in der Region sein. Am 1. September steht eine Tageskonferenz der AfD im märkisch-oderländischen Neuenhagen an, die ebenfalls von Lars Günther organisiert wird. Diverse ultra-rechte RednerInnen der Partei wollen über die „Soziale Frage“ diskutieren. Eine weitere Demonstration will „Heimatliebe Brandenburg“ am 3. November in Eberswalde abhalten. In der Zwischenzeit plant der AfD Kreisverband Barnim eine Kundgebung am 7. September in Bernau.
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