Knapp 50 Menschen unterschiedlichsten Alters haben sich am Donnerstagabend zum Gründungstreffen der Initiative in den Räumen des Kabaretts „Obelisk“ in Potsdam versammelt. Sie gründeten die Initiative “Potsdam ohne Garnisonkirche”, die sich gegen den Wiederaufbau der Garnisonkirche einsetzen will.
Die Initiator_innen des Treffens hatten festgestellt, dass die Protagonist_innen des Wiederaufbaus der Garnisonkirche in den letzten Jahren sehr erfolgreich gewesen sind. Dabei mangele es nicht an kritischen Stimmen in der Bevölkerung. Mit diesem Treffen sollte der Versuch unternommen werden, die Gegner_innen des Wiederaufbaus an einen Tisch zu bringen.
Schnell wurde offensichtlich, dass es an begründeten Einwänden gegen einen Wiederaufbau der Kirche nicht mangelt. Im Mittelpunkt der Kritik stand dabei der offensichtliche Bezug der “Soldatenkirche” zu preußischem Militarismus und zur deutschen Kriegstreiberei, der ihre gesamte Geschichte durchzieht. Bekanntes Datum ist der „Tag von Potsdam“, der 21. März 1933, an dem mit einem Händedruck zwischen Hindenburg und Hitler der Schulterschluss zwischen der rechtskonservativen preußischen Elite und den Nazis besiegelt wurde. Ein Schritt, der für den Machtausbau der Nazis von einiger Bedeutung war. Dass es sich dabei um einen „Missbrauch“ der Kirche gehandelt haben soll, wie an anderer Stelle oft formuliert wird, kann getrost in Frage gestellt werden – passten doch preußischer Militarismus und Kadavergehorsam gut mit der nationalsozialistischen Ideologie zusammen. Ein in der Potsdamer Friedensbewegung aktiver Redner brachte es auf den Punkt: „Wir müssen alles tun, um diesen Bau, dieses schreckliche Symbol in Potsdam zu verhindern!“
Thematisiert wurde auch die Finanzierung des Kirchenwiederaufbaus. Während in der öffentlichen Debatte meistens davon die Rede ist, dass es sich um ein spendenfinanziertes Projekt handelt, wurde thematisiert, dass auch die öffentliche Hand über zwei Millionen Euro (aus dem Vermögen der DDR-Massenorganisationen) zum Wiederaufbau zuschießt. Das sind Gelder, die schließlich auch dort fehlen, wo sich — etwa bei den KZ-Gedenkstätten — im Gegensatz zur Garnisonkirche um einen bewussteren Umgang mit Geschichte bemüht wird.
Die 1732 eingeweihte Potsdamer Garnisonkirche wurde im 2. Weltkrieg beschädigt und die Ruine schließlich im Jahre 1968 auf Anweisung der DDR-Regierung gesprengt. Seit den 1980er Jahren hatte sich zunächst die „Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel“, eine Initiative von nach rechts außen weit offenenen Militärs rund um den ehemaligen Bundeswehroffizier Max Klaar mittels Spendensammlungen für den Wiederaufbau eingesetzt. Heute haben die „Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche Potsdam e.V.“ und die „Stiftung Garnisonkirche Potsdam“ das Heft in der Hand.
Das nächste Treffen der Bürgerinitiative wird am 26. Mai stattfinden. Wieder sind alle Interessierten willkommen. Wie mehrmals betont wurde, mangelt es nicht an Möglichkeiten, sich zu engagieren. „So viele, wie wir sind, können wir sehr viel erreichen!“, schloss ein Teilnehmer.
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Anmerkung: Zum Thema S. auch die umfangreiche Artikelsammlung in unserem Archiv