Öffentlichkeit für „Lange Kerls“ lautstark verhindert
Potsdam- Heftiger Polizeieinsatz beim friedlichen Protest gegen Potsdamer Riesengarde
Für den letzten Samstag, den 19.06.2010, kündigte die Potsdamer Riesengarde „Lange Kerls“ ihre so genannte öffentliche Rekrutierung Am Kutschstall/ Neuen Markt in Potsdam an, um ihr 20-jähriges Bestehen zu feiern und neue Mitglieder anzuwerben. Voraussetzungen sind die Größe ab 1,88m und „gute Zähnen“ um auf Papierpatronen kauen zu können. Gesucht wurde mit dem rassistischen Termini auch noch ein „Mohren-Pfeiffer“, der die Querflöte beherrsche.
Um wieder einmal, wie vor knapp über zehn Jahren, den Auftritt der „Langen Kerls“ zu stören, riefen Potsdamer Gruppen dazu auf, kreativ gegen die Preußenanhänger_innen zu protestieren. Der lautstarke Protest formierte sich aus dem Klang einer Soundmaschine, dem Tröten von Vuvuzelas und Rufen „Nie wieder Preußen!“, sodass sich um die Mittagszeit über 30 Protestler_innen und 15 „Lange Kerls“ und ihre Fans gegenüberstanden. Nach Angaben des RBB wurde wohl Buttersäure in den Hof geschüttet, sodass sich ein starker Gestank ausbreitete.
Aufgestellt in zwei Reihen schienen noch anfangs die selbst ernannten Soldaten Friedrichs vom Gestank, den Parolen und Geblase recht unbeeindruckt. Nach Aussagen eines „Langen Kerls“ sollte ihre Gelassenheit ihre „preußische Toleranz“ demonstrieren- was schließlich damit endete, dass sie zwischenzeitlich stille Beobachter des brutalen Vorgehens der Polizei gegen die Protestierenden wurden.
Aufgrund des hohen Geräuschpegels mussten sie wohl oder übel ihrer Preußenromantik im Gewölbesaal am Kutschstall nachgehen. Die anwesenden Polizist_innen verhielten sich währenddessen alles andere als deeskalierend.
Mit Schlägen und Tritten wurden die Protestierenden aus dem Gang des Hofes gedrängt, sodass eine Sitzblockade entstand, die mit Würgegriffen und Tonfaschlägen geräumt wurde. Schließlich wurden einige Personalien festgestellt.
Platzverweise wurden erst bei der Sitzblockade vor dem Hof ausgesprochen, sodass das gewaltsame Zurückdrängen der Polizei aus dem Hof unverhältnismäßig war.
Es ist von Glück zu sprechen, dass bei diesem Polizeieinsatz niemand körperlich schwer verletzt wurde.
Dennoch kann diese Aktion als erfolgreich gewertet werden, da wieder einmal ein preußisch-militaristisches Schauspiel der „Langen Kerls“ in Potsdam keine breite Öffentlichkeit erringen konnte und dagegen ein Zeichen gesetzt wurde.