Die angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt, die stetig steigenden Mieten einhergehend mit fehlendem Wohnraum im niedrigen Preissegment sowie die Bedrohung linker Freiräume und besetzter Häuser in Potsdam ist in den Medien fast ein alltägliches Thema. Während kommunaler und preiswerter Wohnungsbestand verschwindet, wie aktuell die Debatten um den Abriss des Staudenhof, der Verkauf von städtischen Eigentum wie am Findling und die Sanierung der letzten kostengünstigen Wohnquartiere zeigen, baut die Stadt Potsdam auf Tradition und Preußentum. Für die Errichtung der historischen Mitte (Stadtschloss, Garnisonkirche und andere Bauten) werden öffentliche Gelder verschwendet und Wohnraum abgerissen. Auch wenn die Stadt nach Außen von einer kritischen Situation auf dem Wohnungsmarkt spricht, zeigt sie mit ihrer Politik und mit der Bedrohung von linken Wohnprojekten Freiräumen, wen sie in der Stadt haben wollen und wen nicht. Ein Potsdam für Reiche, Besserverdienende und Preußenfetischisten? Ohne uns!
Rund 70 größtenteils vermummte Autonome zeigten heute, was sie von der städtischen Politik halten. Mit Sprechchören gegen die Wohnungspolitik und für die Solidarität mit den linken Wohn- und Kulturprojekten begannen sie ihre Demonstration im Potsdamer Stadtteil Brandenburger Vorstadt, wo Weihnachten vor einem Jahr ein Haus besetzt wurde. Die Besetzung wurde zwar nach 24 Stunden beendet, doch medial war die Besetzung ein voller Erfolg. Über elf Monate stand das Haus leer, im Dezember 2012 begannen dann Arbeiten am Haus.
Die Demonstration zog an den Wohnprojekten in der Zeppelinstraße vorbei, die sich aktuell in Verhandlungen mit der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gewoba befinden, weil die Gewoba durch ihre Pachterhöhungen und baulichen Auflagen die Existenz von derzeit vier Wohn- und Kulturprojekten gefährdet. Mit allerhand Pyrotechnik, Transparenten und Sprechchören bewegte sich die Demonstration weiter in die Einkaufsmeile Potsdams, die Brandenburger Straße. Mit Parolen wurde immer wieder auf die kritische Situation des linken Kulturzentrums „Archiv“ eingegangen, dessen Status und Zukunft weiterhin ungeklärt sind. Schon seit Jahren steht der Erhalt des Archivs auf dem Spiel, welches sich gegenüber einer im Bau befindlichen Luxuswohnanlage befindet. Auch die Zukunft des besetzten Hauses „La Datscha“ ist mehr als fraglich. So versucht der unmittelbare Nachbar, die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, das Gelände von der Stadt zu erzwingen, um eine Schutzzone zum Park Babelsberg zu errichten. Selbst dringend benötigte Fußballplätze dürfen in der Randlage des Parks nicht gebaut werden.
Nachdem Schaufenster diverser Geschäfte zerstört wurden und die antreffende Polizei angegriffen wurde, löste sich die Demonstration nach ca. 20 Minuten auf. Die Polizei versuchte anschließend flüchtende Teilnehmende festzunehmen. Ob es zu Festnahmen gekommen ist, kann derzeit noch nicht festgestellt werden. Jedenfalls war die Demonstration endlich wieder ein Weckruf sowohl an die linke Szene als auch an die Stadt Potsdam.
Nehmt ihr uns die Häuser ab, dann machen wir die City platt!
Wir bleiben Alle!