Etwa 200 Menschen versammelten sich am 27. Januar 2018 um 18.00 Uhr am
Platz der Einheit beim Denkmal für die Opfer des Faschismus und später
am Ehrenfriedhof der Sowjetsoldat_innen am Bassinplatz, um an die
Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee zu
erinnern.
Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/ Bund der
Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA), das Fat Cats Roller
Derby Team aus Potsdam und die Emanzipatorische Antifa Potsdam (EAP)
verlasen Redebeträge in denen an die Geschehnisse vor 73 Jahren gedacht
wurde. Zudem wurde die Gedenkpolitik der Stadt Potsdam in der
Lindenstraße kritisiert, persönliche Schicksale der Betroffenen verlesen
und dazu aufgerufen auch heute weiterhin wachsam zu sein und Neonazis,
Rassist_innen und völkischen Rechten keinen Raum für Übergriffe,
Beleidigungen und Naziideologie zu geben.
Anne Schmidt von der EAP zeigte sich sehr erfreut über die große
Teilnahme:
“Das Gedenken am 27. Januar, das nun schon seit über 10 Jahren
stattfindet, ist mittlerweile das größte selbstorganisierte,
antifaschistische Gedenken in der Stadt. Nur wenn es uns gelingt
Gedenken nicht zu einem toten Ritual verkommen zu lassen, sondern uns
die Erinnerung an die Verbrechen von damals zum Handeln und zu
entschlossenem Kampf gegen Neonazis auf der Straße und gegen die AfD in
den Parlamenten bringt, wird sich die deutsche Geschichte und der
Massenmord nicht wiederholen. Trotz Rechtsruck in der Gesellschaft
werden wir auch 2018 zu einem Jahr des entschlossenen antifaschistischen
Widerstands machen.”
Die Veranstaltung wurde mit den folgenden Worten eröffnet:
Der 27. Januar 1945 war ein wichtiger Tag in der Geschichte, doch wie
wollen wir damit umgehen? Alljährlich zum Gedenken kommen und das
restliche Jahr wird zu anderen Themen Politik gemacht?
Gedenken ist notwendig und in vielfältiger Weise ein wichtiger Teil der
politischen Arbeit. Es hilft uns das Vergangene nicht zu vergessen. Sei
es, so wie heute, um die Befreiung des Vernichtungslager
Auschwitz-Birkenau in Erinnerung zu halten, ebenso wie es wichtig ist
der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht zu gedenken oder
den unzähligen Todesopfern heute agierender Rassist_innen wie z. B.
Enver Simsek, Mehmet Turgut, Halit Yozgat, die von einer rassistischen
Terrorzelle ermordet wurden. Gemeinsames und öffentliches Gedenken dient
dazu die Vergangenheit nicht einfach vergehen zu lassen, sondern ihr ein
Platz in unserem Leben und Alltag einzuräumen.
Wir, die wir heute hier stehen, sind wahrscheinlich die letzte
Generation, welche noch aktiv mit Zeitzeugen*innen der NS-Zeit in
Kontakt treten, sie kennenlernen und mit ihnen reden konnten. Willi
Frohwein zum Beispiel war ein Mensch, der die Zeit in Auschwitz
überlebte und er sagte einst: “Die Kinder erstaunen mich. Sie haben ein
großes Interesse an der Vergangenheit! Ich glaube, sie werden ihren
Enkeln noch von ihrer Begegnung mit mir erzählen“.
Es liegt an uns, unser Wissen über die Vergangenheit weiterzugeben. Wir
sind die Menschen, die die jüngeren Generationen aufklären können und
müssen. Wir können ihnen bewusst machen, was z. B. das heutige Datum in
allen Facetten bedeutet.
Unser Gedenken ist der erste Schritt für den entschlossenen
antifaschistischen Widerstand!
Es gilt also:
Erinnern! Gedenken! Handeln!
Oder wie wir heutzutage sagen: “Talking ist over, action is on!”
–
Emanzipatorische Antifa Potsdam
https://www.e‑a-p.org