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Kranzniederlegung zum Tag der Befreiung in Finsterwalde

Heute haben wir uns hier zur antifaschis­tis­chen Kranznieder­legung zusam­menge­fun­den, um in all sein­er Helden­haftigkeit an die Befreiung Nazideutsch­lands vor 77 Jahren zu erin­nern. Dabei aber auch an den massen­haften, sys­tem­a­tis­chen und indus­triellen Mord an Mil­lio­nen Men­schen zu erin­nern, die auf­grund ihrer poli­tis­chen, religiösen oder ver­meintlich eth­nis­chen Zuge­hörigkeit, sex­uellen Aus­rich­tung oder Nüt­zlichkeit von den Nation­al­sozial­is­ten exeku­tiert wur­den. Aus der Erin­nerung an die Ver­brechen entste­ht für die heutige Gen­er­a­tion die Ver­ant­wor­tung, dafür zu sor­gen, dass sich ein faschis­tis­ch­er Nor­malzu­s­tand niemals wieder auf­bauen und etablieren darf. Geschichte wird zum Anlass genom­men, zu erin­nern und zu gedenken, aber auch um daraus zu ler­nen, Schlussfol­gerun­gen zu ziehen und aktiv zu wer­den, für eine Welt ohne Faschis­mus und ohne Krieg.

Heute haben wir uns hier zur antifaschis­tis­chen Kranznieder­legung zusam­menge­fun­den, um in all sein­er Helden­haftigkeit an die Befreiung Nazideutsch­lands vor 77 Jahren zu erin­nern. Dabei aber auch an den massen­haften, sys­tem­a­tis­chen und indus­triellen Mord an Mil­lio­nen Men­schen zu erin­nern, die auf­grund ihrer poli­tis­chen, religiösen oder ver­meintlich eth­nis­chen Zuge­hörigkeit, sex­uellen Aus­rich­tung oder Nüt­zlichkeit von den Nation­al­sozial­is­ten exeku­tiert wur­den. Aus der Erin­nerung an die Ver­brechen entste­ht für die heutige Gen­er­a­tion die Ver­ant­wor­tung, dafür zu sor­gen, dass sich ein faschis­tis­ch­er Nor­malzu­s­tand niemals wieder auf­bauen und etablieren darf. Geschichte wird zum Anlass genom­men, zu erin­nern und zu gedenken, aber auch um daraus zu ler­nen, Schlussfol­gerun­gen zu ziehen und aktiv zu wer­den, für eine Welt ohne Faschis­mus und ohne Krieg.

Der Schwur der befre­it­en Häftlinge des KZ Buchen­wald ist nach wie vor aktuell! „Die Ver­nich­tung des Faschis­mus mit all seinen Wurzeln, der Auf­bau ein­er neuen Welt des Friedens und der Frei­heit ist unser Ziel“. Zum Erre­ichen dieses Ziels ist die gemein­same rev­o­lu­tionär antifaschis­tis­che und antikap­i­tal­is­tis­che Arbeit in Prax­is und The­o­rie notwendig, auch dies hat uns die Geschichte gelehrt.

Am 18.09.1949 wurde an diesem Ort das VVN-Ehren­mal für die gestor­be­nen antifaschis­tis­chen Wider­stand­skämpfer aus Fin­ster­walde errichtet.

Die Namen von 12 Wider­stand­skämpfern, welche ermordet wur­den oder durch die schlecht­en Haftbe­din­gun­gen später ver­star­ben, waren auf den bei­den Steintafeln zu find­en. 1996, 6 Jahre nach dem Ende der DDR, ließ die Stadt Fin­ster­walde das VVN-Ehren­mal ent­fer­nen und errichtete diese Stahlskulp­turen. Für uns reicht das nicht, wir fordern wie jedes Jahr, dass das VVN-Ehren­mal wieder seinen alten Platz find­et und den antifaschis­tis­chen Wider­stand­skämpfern wieder ehren­haft gedacht wird.

Wir möcht­en heute auf einen der antifaschis­tis­chen Wider­stand­skämpfer aus Fin­ster­walde näher eingehen:

Paul Liehr, Möbeltischler, Gew­erkschafter und aktives Mit­glied der KPD geri­et sofort 1933 wegen seines poli­tis­chen Engage­ment in das Visi­er des faschis­tis­chen Überwachungsap­pa­rates und wurde deshalb mehrfach ver­haftet. 1937 wurde Paul Liehr erneut ver­haftet, weil ihm ein soge­nan­ntes „Rund­funkver­brechen“ vorge­wor­fen wurde. Er ver­anstal­tete getarnt als Karten­abende gemein­sam mit seinen Genossen kom­mu­nis­tis­che Hör­erabende um Radio Moskau zu hören und um weit­ere poli­tis­che Aktio­nen zu pla­nen. Bei sein­er Ver­haf­tung in der Ack­er­straße 9 wur­den unter den Die­len Plakate des antifaschis­tis­chen Wider­stands sowie dazuge­hörige Druck­maschi­nen gefun­den. Nach der drei­jähri­gen Haft­strafe im Zuchthaus wurde Paul Liehr dann ins Konzen­tra­tionslager verschleppt.

Um unser­er Forderung Aus­druck zu ver­lei­hen, erricht­en wir heute gemein­sam einen Nach­bau des VVN-Ehren­mals und gedenken damit ehren­voll den 12 antifaschis­tis­chen Wider­stand­skämpfern aus Fin­ster­walde, die für den Kampf gegen den Faschis­mus ihr Leben ließen.

Auf den Tafeln des VVN Denkmals befind­en sich die Namen der fol­gen­den 12 antifaschis­tis­chen Wider­stand­skämpfer aus Finsterwalde:

Paul Liehr mit 59 Jahren verschollen

Max Gedal­je mit 56 Jahren in Buchen­wald gestorben

Willi Kamenz mit 37 Jahren verschollen

Joseph Vielkind mit 31 Jahren in Flossen­burg gestorben

Kurt Fel­gen­trebe mit 54 Jahren auf dem Trans­port gestorben

Max Schmidt mit 55 Jahren in Bran­den­burg hingerichtet

Josef Hittmann mit 38 Jahren im Lager Dachau gestorben

 

An den Lei­den der Haftzeit ver­star­ben nach der Befreiung Nazideutschlands:

Berthold Rad­lach mit 55 Jahren

Wal­ter Han­schkatz mit 69 Jahren

Her­bert Ben­der mit 33 Jahren

Her­mann Fiebiger mit 26 Jahren

und

Mar­tin Röhrs mit 42 Jahren

Wir wollen heute aber auch der antifaschis­tis­chen Betrieb­s­gruppe der FIMAG gedenken, die es ermöglicht haben, dass Fin­ster­walde von den Bom­barde­ments der Alli­ierten ver­schont blieb und die Stadt Fin­ster­walde ohne großen Wider­stand und Zer­störung am 21.04.1945 von der Roten Armee befre­it wer­den kon­nte. Mit dem Aus­bruch des zweit­en Weltkrieges fand sich eine Gruppe Arbeit­er der FIMAG zusam­men, welche aus Kom­mu­nis­ten, Sozialdemokrat­en und parteilosen bestand, um ille­gale Arbeit gegen den Faschis­mus zu entwick­eln. Die Gruppe führte ver­schiedene Sab­o­tage Akte in der Indus­trie aus, um die Pro­duk­tion kriegswichtiger Kom­po­nen­ten zu ver­langsamen oder zu ver­hin­dern. Als die Rote Armee kurz vor Fin­ster­walde war organ­isierten die antifaschis­tis­chen Wider­stand­skämpfer der FIMAG die wider­stand­slose Befreiung der Betriebe und der Stadt Fin­ster­walde sowie den umliegen­den Dör­fern. Nach­dem sie Kon­takt zur Roten Armee aufge­baut hat­ten und sich ver­ständigten, dass die Rote Armee am Vor­mit­tag des 21. April 1945 Fin­ster­walde befreien wolle, hissten sie beim Ein­tr­e­f­fen der Trup­pen in Fin­ster­walde Nord und auf dem FIMAG Gelände die weiße Fahne, öffneten die Werk­tore und ent­waffneten den faschis­tis­chen Volkssturm, damit der Kom­man­do­posten der Roten Armee in der FIMAG errichtet wer­den kon­nte. Von dort aus über­brachte Berta Schwicht­en­berg den Befehl, die Stadt kampf­los zu übergeben, an den deutschen Stadtkom­man­dat­en, welch­er den Befehl befol­gte. Nach kurzen Kampfhand­lun­gen in der Cot­tbuser Straße zogen die Verbliebe­nen SS-Ein­heit­en ab und die Stadt Fin­ster­walde galt als offiziell befreit.

Fre­undin­nen und Fre­unde, bleibt stets wach­sam und wehret den Anfängen.

Schlagt die Faschis­ten, wo ihr sie tre­fft. Für eine freie, entschlossene und rev­o­lu­tionär antifaschis­tis­che und antikap­i­tal­is­tis­che Bewegung.

Antifa Fin­ster­walde

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Neue Broschüre: Rechte Angriffe im Netz

Unter dem Titel „Rechte Angriffe im Netz. Auswirkun­gen und Hand­lungsempfehlun­gen“ wurde eine neue Broschüre erstellt, die sich ins­beson­dere an betrof­fene Politiker:innen und aktive Mit­glieder der Zivilge­sellschaft richtet. Veröf­fentlicht wurde die Pub­lika­tion von den Fach­ber­atungsstellen Opfer­per­spek­tive, SUPPORT aus Sach­sen und ZEBRA aus Schleswig-Hol­stein, die Beratung und Unter­stützung leis­ten für Betrof­fene von recht­en, ras­sis­tis­chen und anti­semi­tis­chen Angrif­f­en – auch im dig­i­tal­en Raum. Inter­essierte kön­nen die kosten­lose Broschüre Als PDF herun­ter­laden oder als Print­ver­sion bei den Fach­ber­atungsstellen bestellen.

In der Pub­lika­tion wird unter anderem beschrieben, wie man sich vor recht­en, ras­sis­tis­chen und anti­semi­tis­chen Bedro­hung im Netz schützen kann, wie Betrof­fene mit solchen Vor­fällen umge­hen kön­nen und welche juris­tis­chen Optio­nen es gibt. Angere­ichert wer­den diese Infor­ma­tio­nen mit Fall­beispie­len aus der Prax­is der Fach­ber­atungsstellen. Die Broschüre soll eine unkom­plizierte Hil­festel­lung bieten und einen niedrigschwelli­gen Zugang zu einem aktuellen The­ma ermöglichen.

Die Zivilge­sellschaft ste­ht online unter erhe­blichem Druck, weil sich Täter:innen dort vor Strafver­fol­gung sich­er fühlen“, meint Judith Porath, Geschäfts­führerin von der Opfer­per­spek­tive. Mit der Ver­lagerung des öffentlichen Lebens in den dig­i­tal­en Raum hät­ten dig­i­tale Angriffe seit Beginn der Coro­na-Pan­demie noch ein­mal eine neue Dimen­sion erre­icht. Ihr Kol­lege Robert Kusche von SUPPORT ergänzt: „Bedro­hun­gen im Inter­net kön­nen genau­so gravierende Fol­gen haben, wie dies offline der Fall ist. Umso wichtiger ist es, dass Betrof­fene mit ihren Erleb­nis­sen nicht alleine bleiben und sie wis­sen, welche Hand­lungsmöglichkeit­en ihnen nach einem recht­en Angriff im Netz zu Ver­fü­gung stehen.“

Seit es das Inter­net gibt, wird es von recht­en Akteur:innen genutzt. Ein­er­seits um sich zu ver­net­zen und Anhänger:innen zu rekru­tieren, ander­er­seits um men­schen­ver­ach­t­ende Posi­tio­nen zu ver­bre­it­en und Ander­s­denk­ende zu belei­di­gen, zu bedro­hen und zu dif­famieren. Je stärk­er Rechte und Rassist:innen auch soziale Medi­en für die Ver­bre­itung ihrer men­schen­ver­ach­t­en­den Ide­olo­gie nutzen, desto öfter find­en dort Angriffe statt. Da nur wenige dieser Tat­en angezeigt wer­den, ist von einem großen Dunkelfeld auszugehen.

Diese Broschüre soll ein Impuls gegen diese Entwick­lun­gen set­zen und (poten­ziell) Betrof­fene stärken.

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Gegen die rassistische und sexuelle Gewalt des Lagersystems!

Internationalen Frauentag: Gegen die rassistische und sexuelle Gewalt des Lagersystems in Zeiten der Pandemie

 

Die Covid 19 Pan­demie ist für die ganze Gesellschaft spür­bar. Ein­er­seits ist es leicht zu ver­all­ge­mein­ern: Es ist ein Virus, mit dem wir alle zu kämpfen haben. Auf der anderen Seite müssen wir real­is­tisch sein: In Iso­la­tion zu leben, ohne Aus­sicht auf einen Aufen­thalt, in der Hoff­nung, dass die Polizei nicht kommt, um die Abschiebung zu erzwin­gen, ist nicht nur stres­sig und trau­ma­tisierend, son­dern ver­stärkt den Stress der Pan­demie. Eliz­a­beth Ngari, Mit­grün­derin von Women in Exile & Friends: „Wir sind nicht nur Zielscheibe des Virus, son­dern auch des alltäglichen Sex­is­mus und Ras­sis­mus, der Migra­tionspoli­tik und Polizeikon­trollen. Es ist zum Beispiel offen­sichtlich­er struk­tureller Ras­sis­mus, wenn in der ehe­ma­li­gen Abschiebe­haf­tanstalt in Eisen­hüt­ten­stadt nur “Men­schen nicht­deutsch­er Herkun­ft” wegen Ver­stoßes gegen Quar­an­täne­maß­nah­men inhaftiert wur­den” (die MAZ berichtete am 10.2.2021).

Eliz­a­beth Ngari: „Die Art und Weise, wie mit der Pan­demie umge­gan­gen wird, ver­schärft unsere struk­turelle und soziale Aus­gren­zung in dieser Gesellschaft.” Für viele ist es ein­fach von zu Hause aus zu arbeit­en, an Online-Meet­ings teilzunehmen, ihre Prob­leme zu disku­tieren und zu ver­suchen, Lösun­gen zu find­en. Ein Jahr der sozialen Dis­tanzierung, der Online-Tre­f­fen und des Tra­gens von Masken hat uns allen gezeigt, wie wichtig Teil­nahme und soziale Kon­tak­te sind. Doch in den isolierten Flüchtlingslagern ist der Zugang zum Inter­net schlecht oder gar nicht vorhan­den. Die Aus­län­der­be­hörde, das BAMF und das Deutsche Rote Kreuz in den Erstauf­nah­men, nur wenige Meter von den Unterkün­ften ent­fer­nt, ver­fü­gen selb­stver­ständlich über gutes Inter­net. „Die dig­i­tale Aus­gren­zung spiegelt nicht nur die räum­liche und soziale wider, son­dern ver­stärkt sie noch.” ergänzt Madeleine Mawam­ba von den Women in Exile & Friends. Viele der Frauen in den Camps sind von dig­i­tal­en Kon­feren­zen und dig­i­taler Organ­isierung und Par­tizipa­tion aus­geschlossen. Neben dem dig­i­tal­en Auss­chluss ist die “soziale Dis­tanzierung ein Priv­i­leg” in den Kan­ti­nen, in denen bis zu 400 Men­schen essen oder Toi­let­ten geteilt werden.

In diesem Jahr erre­icht­en uns Berichte über Verge­wal­ti­gun­gen und sex­uelle Beläs­ti­gun­gen in den Erstauf­nah­meein­rich­tun­gen Bran­den­burgs gegen Het­ero-Frauen und Les­ben. Wir organ­isierten eine Kundge­bung am 25. Novem­ber 2020, dem “Inter­na­tionalen Tag zur Besei­t­i­gung der Gewalt gegen Frauen” vor dem Lager Eisen­hüt­ten­stadt. Das Lager Eisen­hüt­ten­stadt ist die Erstauf­nah­meein­rich­tung des Lan­des Bran­den­burg. Die sex­u­al­isierten Über­griffe gescha­hen, obwohl das Lager über einen so genan­nten “Schutzhaus”-Block ver­fügt, in dem schutzbedürftige Geflüchtete unterge­bracht wer­den sollen. Eine der betrof­fe­nen Frauen hat sich frei­willig bere­it erk­lärt, ein­er Jour­nal­istin der Taz ein Inter­view über ihre Erfahrun­gen zu geben. Es ist möglich, darüber in unserem Blog zu lesen: Flüchtlings­frauen in Erstauf­nah­meein­rich­tun­gen: Flucht vor Gewalt in Gewalt ” Women in Exile & Friends (women-in-exile.net).

 

Am 8. März 2021, den „Inter­na­tionalen Frauenkampf­tag” wer­den wir in Cot­tbus — im Gedenken an unsere ermordete Schwest­er Rita — gegen Fem­i­nizide und Lager demonstrieren.

 

Möge Rita Ojunge in Frieden und Kraft ruhen.

Wir wer­den weit­er­hin Gerechtigkeit fordern, auch in Zeit­en der Pandemie!

Wir fordern Gerechtigkeit für die verge­waltigten Frauen!

Wir fordern Gerechtigkeit für unsere ermordete Schwest­er Rita!

Und wir wieder­holen laut und deut­lich: Lager sind kein sicher­er Ort für Frauen und Kinder!

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(Anti)militarismus Antifaschismus Antiziganismus Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus Wohnen & Stadt

Achtung, Geschichtsrevisionist unterwegs!

Am Don­ner­stag tagte erst­mals seit Beginn der Coro­na-Pan­demie wieder die Stadtverord­neten­ver­samm­lung. Auf­grund der Eindäm­mungsverord­nung wurde sich im großen Saal des Kleist-Forums getroffen.

Eben­jene Eindäm­mungsverord­nung bet­rifft uns ger­ade in allen Lebens­bere­ichen. Sowohl unser All­t­ag als auch Beson­der­heit­en wie Feiertage und Fes­tlichkeit­en kön­nen nicht wie gewohnt stat­tfind­en. Ein beson­ders wichtiges Ereig­nis ste­ht uns jedoch unmit­tel­bar bevor: am 8. Mai ist Tag der Befreiung von der Vorherrschaft der Nationalsozialist*innen. Da die üblichen Fes­tlichkeit­en zum Tag der Befreiung in Frank­furt (Oder) nicht stat­tfind­en kön­nen, lud der Stadtverord­neten­vor­sitzende die Anwe­senden dazu ein, am 8. Mai zwis­chen 15–17 Uhr am sow­jetis­chen Ehren­mal an einem stillen Gedenken teilzunehmen.

Doch statt diese Ein­ladung anzunehmen erk­lärt der AfD-Land­tagsab­ge­ord­nete Wilko Möller im Namen der AfD Frank­furt (Oder), dass der 8. Mai für ihn kein Tag der Befreiung ist. So ist der 8. Mai für ihn ein Tag an dem „Vielmehr […] ein Teil des deutschen Volkes in die näch­ste Dik­tatur kat­a­pul­tiert wor­den [1]“ sei.
Hier ver­gle­icht er tat­säch­lich die DDR mit dem Nation­al­sozial­is­mus. Damit sei nicht gesagt, dass in der DDR kein Unrecht geschehen ist oder das Ver­sprechen ein­er sol­i­darischen Gesellschaft ein­gelöst wurde – aber damit sei gesagt das Möller sich für weit­ere wis­senschaftliche, intellek­tuelle und demokratis­che Beiträge selb­st dis­qual­i­fiziert hat.

Nun, wenn der Tag für ihn also eher ein Tag der Nieder­lage wäre, so wäre er doch aber ein Nation­al­sozial­ist – vielle­icht auch nur ein Kol­lab­o­ra­teur, min­destens jedoch kein Demokrat?

Stattdessen gedachte die AfD am 8. Mai, 75 Jahre nach der Befreiung von der Vorherrschaft der Nazis, auf dem Zen­tral­fried­hof den toten deutschen Soldaten.
Utopia e.V. als Bil­dungsvere­in möchte solchen geschichtsvergesse­nen Ten­den­zen in der Gesellschaft ent­ge­gen­wirken. Zu diesem Zwecke ist beispiel­sweise eine Bil­dungs­fahrt zum The­ma Nation­al­is­mus und Anti­semitismus ein­schließlich eines Gedenkstät­tenbe­suchs in den ehe­ma­li­gen Konzen­tra­tionslagern von Auschwitz geplant.[2]
Uns ist des Weit­eren wichtig zu beto­nen, dass revi­sion­is­tis­che Hal­tun­gen, wie sie immer wieder zum Besten gegeben wer­den nicht nur Aus­druck fehlen­der Bil­dung sind, son­dern bewusst aus demokratiefeindlichen, nation­al­is­tis­chen Ide­olo­gien abgeleit­et werden.
So schlossen wir uns dem Aufruf des stillen Gedenkens an dem sow­jetis­chen Ehren­denkmal von 15–17 Uhr des Vor­sitzen­den der SVV anschließen!

[1] https://www.moz.de/landkreise/oder-spree/frankfurt-oder/artikel9/dg/0/1/1800416/

[2] https://utopiaffo.noblogs.org/post/2020/04/22/75-jahre-befreiung-frankfurts-vom-nationalsozialismus-%d1%81%d0%bf%d0%b0%d1%81%d0%b8%d0%b1%d0%be-thank-you-merci-danke/

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8. Mai – Tag der Befreiung

Im Land Bran­den­burg gibt es eine Vielzahl an Erin­nerungsstät­ten, Gedenkstät­ten und Frieden­höfen, die an die Befreiung von Ortschaften und Konzen­tra­tions- bzw. Außen­lager erin­nern. Mit dem 8. Mai jährt sich der Tag der Befreiung vom Nation­al­sozial­is­mus zum 74. Mal. Ziel ist es, sowohl am 8. Mai selb­st, als auch an den authen­tis­chen Tagen der Befreiung von Orten, die Erin­nerung an began­gene Ver­brechen wachzuhal­ten, die Befreiung der Roten Armee zu würdi­gen sowie an Ver­fol­gte und Opfer zu erin­nern. In vie­len Orten gibt es dazu Gedenkver­anstal­tun­gen und Feierlichkeiten.

Im Osten war die Rote Armee in der Weich­sel-Oder-Oper­a­tion bere­its Mitte Feb­ru­ar 1945 auf ganz­er Länge bis zur Oder vorg­erückt. Die Stoßrich­tung war Berlin und dazu musste auf bran­den­bur­gis­ches Ter­ri­to­ri­um vorg­erückt wer­den. Mit dem Vor­rück­en der Roten Armee und als sich die Nieder­lage der Wehrma­cht abze­ich­nete, begann die SS-Führung mit der Pla­nung der Evakuierung bzw. Ermor­dung der Häftlinge. So trieb sie unter anderem in Lieberose Anfang Feb­ru­ar 1945 die gehfähi­gen Häftlinge in Eilmärschen über Pots­dam nach Sach­sen­hausen, wo die meis­ten ermordet wurden.

Am 16. April eröffnete die Rote Armee ihre Großof­fen­sive ent­lang der Oder­front mit dem Ziel Berlin. Erin­nert sei hier an die Schlacht um die Seelow­er Höhen und die dor­tige Gedenkstätte. In Frankfurt/Oder erhöht­en die sow­jetis­chen Trup­pen den Druck auf die Stadt ab dem 20. April, die dann am 23. April einrückten.

Die Räu­mung des KZ Sach­sen­hausen begann in den Mor­gen­stun­den des 21. April 1945. Mehr als 30.000 Häftlinge trieb die SS nach Nord­west­en. An diese Todesmärsche, auch aus dem Konzen­tra­tionslager Ravens­brück, erin­nern in vie­len Dör­fern und Ortschaften Gedenksteine und Gedenk­tafeln. Tausende star­ben hier­bei, ein beson­ders beein­druck­ender Ort der Erin­nerung ist die Gedenkstätte Below­er Wald. Am 22. April 1945 befre­it­en Ein­heit­en der sow­jetis­chen und pol­nis­chen Armee schließlich etwa 3.000 im Lager zurück­ge­bliebene Häftlinge in Sachsenhausen.

Ein weit­er­er markan­ter Ort, allerd­ings im Süden gele­gen, ist das KZ-Außen­lager Schlieben des KZ-Stamm­lagers Buchen­wald. Im April 1945, kurz vor der Eroberung durch Trup­pen der Roten Armee, ver­ließen zwei Häftlingstrans­porte das Lager in Rich­tung There­sien­stadt. Schlieben wurde am 21. April von der Roten Armee befre­it. Nur einen Tag später fol­gte Cot­tbus, dort zum Beispiel mit dem großen Zuchthaus.

Sow­jetis­che Trup­pen rück­ten am 27. April in Brandenburg/Havel ein und befre­it­en die Stadt. Einen Tag später wurde das Zuchthaus geräumt, da es zwis­chen die Fron­ten zu ger­at­en dro­hte. Mehr als 3.000 Inhaftierte macht­en sich auf den schwieri­gen Weg in ihre Heima­torte. Pots­dam fol­gte am sel­ben Tag. Die Rote Armee nahm die Stadt Pots­dam im Zuge der Einkesselung Berlins am 27. April ein. Der Stadt­teil Babels­berg wurde schon einige Tage vorher der Roten Armee fast kampf­los überlassen.

Auch in Luck­en­walde sehn­ten sich Inhaftierte nach der Befreiung. Das riesige Kriegs­ge­fan­genen­lager STALAG III A wurde 1945 als eines der let­zten Lager über­haupt von der Roten Armee befre­it. Im Konzen­tra­tionslager Ravens­brück fand die Rote Armee am 30. April 1945 rund 2.000 zurück­ge­lassene Kranke. Doch mit der Befreiung war das Leid für einen Großteil der Inhaftierten aus allen Lagern noch nicht vor­bei, denn die Bedin­gun­gen und Fol­gen ihrer Haft sorgten in den fol­gen­den Wochen, Monat­en und Jahren weit­er­hin für Todes­fälle und unbeschreib­liche Qualen.

Als ein­er der let­zten Orte wurde Bad Belzig am 3. Mai 1945 von der Roten Armee befre­it. In den let­zten Tagen des Zweit­en Weltkrieges soll­ten aus dem zum KZ Ravens­brück gehören­den Außen­lager Roeder­hof 600 gefan­gene Frauen nach Altengrabow evakuiert wer­den. So wie in Bad Belzig, gab es große KZ-Außen­lager und Zwangsar­beit in vie­len anderen Ortes des Lan­des, so beispiel­sweise in Falkensee, Klein­mach­now oder Schwarzhei­de, wo eben­falls Erin­nerungsini­tia­tiv­en beste­hen. Zum Schluss sei darauf ver­wiesen, dass es in vie­len Orten im Land Bran­den­burg sow­jetis­che Ehren­fried­höfe gibt, die ger­ade zum 8. Mai (nach Moskauer Zeit am 9. Mai), zum Gedenk­tag der Befreiung vom Nation­al­sozial­is­mus, eine Würdi­gung ver­di­ent haben.

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200 Menschen gedenken Opfer des Holocaust

Etwa 200 Men­schen ver­sam­melten sich am 27. Jan­u­ar 2018 um 18.00 Uhr am
Platz der Ein­heit beim Denkmal für die Opfer des Faschis­mus und später
am Ehren­fried­hof der Sowjetsoldat_innen am Bass­in­platz, um an die
Befreiung des Konzen­tra­tionslagers Auschwitz durch die Rote Armee zu
erinnern.
Die Vere­ini­gung der Ver­fol­gten des Naziregimes/ Bund der
Antifaschistin­nen und Antifaschis­ten (VVN-BdA), das Fat Cats Roller
Der­by Team aus Pots­dam und die Emanzi­pa­torische Antifa Pots­dam (EAP)
ver­lasen Rede­be­träge in denen an die Geschehnisse vor 73 Jahren gedacht
wurde. Zudem wurde die Gedenkpoli­tik der Stadt Pots­dam in der
Lin­den­straße kri­tisiert, per­sön­liche Schick­sale der Betrof­fe­nen verlesen
und dazu aufgerufen auch heute weit­er­hin wach­sam zu sein und Neonazis,
Rassist_innen und völkischen Recht­en keinen Raum für Übergriffe,
Belei­di­gun­gen und Nazi­ide­olo­gie zu geben.
Anne Schmidt von der EAP zeigte sich sehr erfreut über die große
Teilnahme:
“Das Gedenken am 27. Jan­u­ar, das nun schon seit über 10 Jahren
stat­tfind­et, ist mit­tler­weile das größte selbstorganisierte,
antifaschis­tis­che Gedenken in der Stadt. Nur wenn es uns gelingt
Gedenken nicht zu einem toten Rit­u­al verkom­men zu lassen, son­dern uns
die Erin­nerung an die Ver­brechen von damals zum Han­deln und zu
entschlossen­em Kampf gegen Neon­azis auf der Straße und gegen die AfD in
den Par­la­menten bringt, wird sich die deutsche Geschichte und der
Massen­mord nicht wieder­holen. Trotz Recht­sruck in der Gesellschaft
wer­den wir auch 2018 zu einem Jahr des entschlosse­nen antifaschistischen
Wider­stands machen.”
Die Ver­anstal­tung wurde mit den fol­gen­den Worten eröffnet:
Der 27. Jan­u­ar 1945 war ein wichtiger Tag in der Geschichte, doch wie
wollen wir damit umge­hen? Alljährlich zum Gedenken kom­men und das
restliche Jahr wird zu anderen The­men Poli­tik gemacht?
Gedenken ist notwendig und in vielfältiger Weise ein wichtiger Teil der
poli­tis­chen Arbeit. Es hil­ft uns das Ver­gan­gene nicht zu vergessen. Sei
es, so wie heute, um die Befreiung des Vernichtungslager
Auschwitz-Birke­nau in Erin­nerung zu hal­ten, eben­so wie es wichtig ist
der Ermor­dung von Rosa Lux­em­burg und Karl Liebknecht zu gedenken oder
den unzäh­li­gen Todes­opfern heute agieren­der Rassist_innen wie z. B.
Enver Sim­sek, Mehmet Turgut, Halit Yoz­gat, die von ein­er rassistischen
Ter­rorzelle ermordet wur­den. Gemein­sames und öffentlich­es Gedenken dient
dazu die Ver­gan­gen­heit nicht ein­fach verge­hen zu lassen, son­dern ihr ein
Platz in unserem Leben und All­t­ag einzuräumen.
Wir, die wir heute hier ste­hen, sind wahrschein­lich die letzte
Gen­er­a­tion, welche noch aktiv mit Zeitzeugen*innen der NS-Zeit in
Kon­takt treten, sie ken­nen­ler­nen und mit ihnen reden kon­nten. Willi
Fro­hwein zum Beispiel war ein Men­sch, der die Zeit in Auschwitz
über­lebte und er sagte einst: “Die Kinder erstaunen mich. Sie haben ein
großes Inter­esse an der Ver­gan­gen­heit! Ich glaube, sie wer­den ihren
Enkeln noch von ihrer Begeg­nung mit mir erzählen“.
Es liegt an uns, unser Wis­sen über die Ver­gan­gen­heit weit­erzugeben. Wir
sind die Men­schen, die die jün­geren Gen­er­a­tio­nen aufk­lären kön­nen und
müssen. Wir kön­nen ihnen bewusst machen, was z. B. das heutige Datum in
allen Facetten bedeutet.
Unser Gedenken ist der erste Schritt für den entschlossenen
antifaschis­tis­chen Widerstand!
Es gilt also:
Erin­nern! Gedenken! Handeln!
Oder wie wir heutzu­tage sagen: “Talk­ing ist over, action is on!”

Emanzi­pa­torische Antifa Potsdam
https://www.e‑a-p.org

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