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(Anti-)Rassismus

Rechtsmissbräuche führten zur Ablehnung von William Ikor bei der Härtefallkommission

Heute (Fre­itag) reist William Ikor, der seit Jan­u­ar im Kirchenasyl in Rathenow lebte, nach Kamerun aus. „Frei­willig“ ist diese Reise jedoch nicht, es blieben ihm keine anderen Möglichkeit­en, nach­dem die Härte­fal­lkom­mis­sion das Ersuchen eines Bleiberechts für ihn ablehnte. Diese Entschei­dung ist sehr bit­ter.  Ein Men­sch, der elf Jahre in Bran­den­burg gelebt hat, der sich ehre­namtlich in Ini­tia­tiv­en für interkul­turelle Ver­ständi­gung und gegen Frem­den­feindlichkeit engagiert hat, der Aus­sicht auf einen Job hat­te, ein solch­er Men­sch soll kein Aufen­thalt­srecht erhalten.

Es ist sehr zu bedauern, dass sich die Härte­fal­lkom­mis­sion angesichts der derzeit­i­gen HFK- Verord­nung, die aus ein­er Auflis­tung von Auss­chlussgrün­den beste­ht, nicht in der Lage sah, diese beson­deren human­itären Gründe in den Vorder­grund zu stellen und angemessen zu würdigen.

Es ist bekan­nt, dass der Land­kreis Havel­land an der Schaf­fung eben dieser Auss­chlussgründe eifrig und wil­lentlich mitwirk­te. So hielt die Aus­län­der­be­hörde  it Rück­endeck­ung des Lan­drats Schröder gezielt an der Fah­n­dungsauschrei­bung für William Ikor fest, obwohl sie schon am ersten Tag des Kirchenasyls  über Iko­rs Aufen­thalt­sort informiert wurde. Die Auss­chrei­bung zur Fah­n­dung war von vorn­here­in nicht recht­mäßig. Spätestens als Anfang Feb­ru­ar in der  Presse über das Kirchenasyl berichtet wurde, hätte die Aus­län­der­be­hörde Rathenow die Fah­n­dung „unverzüglich“ aufheben lassen müssen – wenn in Rathenow ein Wille zur Ein­hal­tung von Rechtsvorschriften vorhan­den gewe­sen wäre.

Es ist schon bemerkenswert, dass in einem Land­kreis angesichts eines offe­nen Kirchenasyls rechtsmiss­bräuch­lich über Wochen an ein­er  Fah­n­dungsauss­chrei­bung fest­ge­hal­ten wer­den kann, ohne dass seit­ens des Innen­min­is­teri­ums als auf­sichts­führen­der Behörde dies unter­bun­den wird. Diese Dul­dung eines offe­nen Rechtsmiss­brauchs ist schw­er­lich mit der Auf­sicht­spflicht des Min­is­teri­ums in Ein­klang zu bringen.

Die Entschei­dung der Härte­fal­lkom­mis­sion zu William Ikor lässt sich heute nicht mehr rev­i­dieren. Im Blick auf zukün­ftige Fälle fordern wir jedoch eine  Über­ar­beitung der Verord­nung für die Härte­fal­lkom­mis­sion. Sie soll die Inte­gra­tionser­folge von Migrant/innen prüfen, doch in der derzeit­i­gen Ver­sion scheit­ern die Anträge oft schon an absur­den Auss­chlusskri­te­rien. Und generell fordern wir eine neue Bleiberecht­sregelung für Flüchtlinge mit langjährigem Aufenthalt.

Wir möcht­en auf den Spende­naufruf der evan­ge­lis­chen Kirchenge­meinde Rathenow für die Flugkosten von William Ikor hin­weisen. Spenden bitte an:  Evan­ge­lis­ch­er Kirchenkreis Rathenow, Kto.-Nr. 3861008890, Mit­tel­bran­den­bur­gis­che Sparkasse, BLZ 1605 0000, Ver­wen­dungszweck: „für William“.
Für Rück­fra­gen ste­hen wir Ihnen gern unter Tel. 0170 – 965 90 42 (Kay Wen­del) zur
Ver­fü­gung.

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(Anti-)Rassismus

Behördenwillkür bringt William Ikor in Lebensgefahr

 

Williams Stimme wird nun in Deutsch­land nicht mehr gehört. Auf seine Bitte hin informiert das
Refugees Eman­ci­pa­tion Project nun die Öffentlichkeit über den Vor­gang
.

 

William lebt seit 11 Jahren in Deutsch­land und ist nie straf­fäl­lig gewor­den. Er erfüllt die Voraus­set­zun­gen für eine Dul­dung. Über denAntrag auf Dul­dung sollte  die Härte­fal­lkom­mis­sion am  24. Mai entschei­den. Der Antrag wurde aus for­malen Grün­den ohne Anhörung abgelehnt.

Die  evan­ge­lis­che Kirche in Rathenow war der Aus­län­der­be­hörde als Aufen­thalt­sort von William Ikor vom ersten Tag an bekan­nt.  Auch das Innen­min­is­teri­um war informiert. Trotz­dem wurde er wegen ange­blich unbekan­nten Aufen­thalt­sortes zur Fah­n­dung aus­geschrieben. Diese Fah­n­dung ist die Grund­lage der Entschei­dung der Härtefallkommission.

Wieder ein­mal ist ein Men­sch hil­f­los dem Sys­tem aus­geliefert und gerät dadurch in Lebens­ge­fahr“ so  Herr Chu, Sprech­er des Refugees Eman­ci­pa­tion Project. „Wir fordern, dass dieses Vorge­hen geah­n­det und für alle Zukun­ft ver­hin­dert wird.“

Möglicher­weise gelingt es noch, William bei der Ankun­ft in Kamerun durch Bestechung der kamerunis­chen Polizei zu ver­hin­dern und so sein Leben zu ret­ten.  Refugees Emaci­pa­tion Project: „Die deutsche Ver­wal­tung treibt Asyl­be­wer­ber und Men­schen, die ihnen helfen wollen, in die Arme von kor­rupten Beamten und in die Ille­gal­ität. Wir treten jedoch ein für Demokratie und gegen Kor­rup­tion und sehen unsere Arbeit sabotiert.“

In Rathenow sam­meln evan­ge­lis­che Kirchenge­mein­den Spenden für die Zukun­ft von William in Kamerun. Für die Forderung nach ein­er Zukun­ft in Sicher­heit und Frei­heit für alle Flüchtlinge ste­ht das Refugees Eman­ci­pa­tion Project.  Herr Chu: „Der Behör­den­willkür ste­hen in Deutsch­land Türen und Tore offen, wie man am Fall William Ikor sehen kann. Wir fordern: Bleiberecht­sregelung für Flüchtlinge mit langjährigem Aufenthalt.

 

Für Rück­fra­gen ste­hen wir Ihnen gerne unter Tel. 0176–362 66043 zur Ver­fü­gung

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Klima & Umwelt

Castor-Transport passiert Eberswalde

Am 2. Juni schwimmt ein strahlend giftiger Atom­müll­trans­port direkt durch Eber­swalde über den Oder-Hav­el-Kanal und das ohne die ger­ing­sten Infor­ma­tio­nen an die zuständi­gen Stellen des Land­kreis­es Barn­im, welche für den Katas­tro­phen­schutz zuständig sind oder die dort ansäs­sige Bevölkerung zu geben.  Während in Eber­swalde also das FINE stat­tfind­et und die Men­schen feiern, schwimmt ohne ihr Wis­sen oder Zus­tim­mung der gesund­heitss­chädliche und gefährliche Cas­tor vorbei. 

Das lassen wir uns nicht bieten und starten deshalb Protes­tak­tio­nen, um die Men­schen zu informieren und laute Zeichen gegen Atom­kraft und die damit ein­herge­hen­den Cas­tor­trans­porte zu protestieren, denn solange nicht alle Atom­kraftwerke (AKWs) abgeschal­tete sind, ist der Atom­ausstieg nicht endgültig.

Wir ver­anstal­ten am Sam­stag, den 2. Juni ab 14 Uhr auf dem Eber­swalder Mark­t­platz ein spon­tanes Straßenthe­ater sowie eine Mah­nwache direkt über dem Oder-Hav­el-Kanal Breitestr./Nordend. Diese Mah­nwache begin­nt voraus­sichtlich ab 10 Uhr und wird 24 Stun­den dauern. Dabei wird es Musik und eine Volxküche (warmes Essen) geben.

Bei dem Trans­port han­delt es sich um stark strahlende Dampferzeuger und Pumpen, die in Lub­min zer­legt wer­den sollen. Danach soll nach Angaben von EnBW, Betreiber des AKW Obrigheim, der Atom­müll wieder nach Obrigheim zurück­trans­portiert wer­den, das bedeutet, dass das Risiko eines Schif­fun­falls mit dem strahlen­den Atom­müll sog­ar zwei Mal in Kauf genom­men wird, um die Prof­ite der beteiligten Konz­erne zu steigern, denn die ver­di­enen an solchen Transporten.

Bei dem Schiff­s­trans­port vom AKW Obrigheim ins Zwis­chen­lager Nord  wer­den 1.520 km quer durch Deutsch­land zurück­gelegt, die ohne große Sicherungs­maß­nah­men, Infor­ma­tion der Bevölkerung und der zuständi­gen Lan­desstellen geschehen. Dabei wird eine Havarie, welche ähn­liche zer­störende Aus­maße haben kön­nte  wie der Ato­m­un­fall in Fukushima.

Eine Aktivistin meint dazu: “Am Sam­stag wer­den wir auf der Nor­dend­brücke über dem Oder-Hav­el-Kanal in Eber­swalde unseren Protest gegen diese Gefährdung der Men­schen und der Umwelt zum Aus­druck brin­gen. Wer mit­machen möchte, ist her­zlich ein­ge­laden, mit uns ihren/seinen Unmut über die ver­fehlte Atom­poli­tik von CDU und FDP zum Aus­druck zu bringen.“

Mit vie­len Men­schen wer­den wir laut und bunt auf unseren Protest aufmerk­sam machen. Das geschieht unter anderem mit Trans­par­enten, Aktio­nen und vielem mehr,  um den Trans­port nicht kri­tik­los über die Bühne gehen zu lassen. Wir wür­den uns freuen, wenn Sie ab 14.00 Uhr am Markt Eber­swalde oder bei der Mah­nwache auf der Nordendbrücke/ Bre­itestr.  zuge­gen sein kön­nten, um das Spek­takel zu ver­fol­gen. Ziel ist es, sich gemein­sam mit vie­len Men­schen, die gle­ichzeit­ig bun­desweit Aktio­nen gegen den Cas­tor-Trans­port machen, zu sol­i­darisieren und mit öffentlichkeitswirk­samen Aktio­nen gegen Atom­poli­tik und die schwarz-gelbe Regierung Zeichen zu setzen.

Mehr Informationen zum Castor-Transport
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Law & Order

Tag X in Strausberg

Dem Alter­na­tiv­en Jugend­pro­jekt „Horte“ in Straus­berg (Märkisch Oder­land) wurde am 24. Mai der Mietver­trag gekündigt. Die Vorschläge für einen neuen Ver­trag blieben bish­er unbeant­wortet. Am Don­ner­stag, den 31.05. trafen sich deshalb 50 Jugendliche für bun­ten und laut­starken Protest vor der Stadtver­wal­tung (siehe auch: Bericht des Horte). In Rede­beiträ­gen wurde auf die unsichere Sit­u­a­tion des Jugend­pro­jek­tes aufmerk­sam gemacht. Von dort aus zogen sie durch die Alt­stadt und ende­ten vor der Straus­berg­er Stadtverord­neten­ver­samm­lung um ihr Anliegen vorzutragen.

Das Alter­na­tive Jugend­pro­jekt 1260 e.V. ist seit 17 Jahren Träger des Horte in der Peter-Göring-Str. 25. Am let­zten Don­ner­stag erhiel­ten wir eine Kündi­gung“, begann Jen­ny Kaiser, eine Vertreterin des Pro­jek­ts, während der Ein­wohn­er­frages­tunde der Straus­berg­er Stadtverord­neten­ver­samm­lung. “Die Stadt und der Bil­dungsauss­chuss kündigten an über einen neuen Ver­trag zu reden. Bis April gab es keine Aktiv­itäten und auch auf den Vorschlag von Aktiv­en des Hort­es gab es keine Reak­tion”, erk­lärte sie.

Sie fragte Bürg­er­meis­terin Elke Stadel­er: „Wann wird es einen Ver­hand­lung­ster­min geben?“. Diese antwortet sichtlich gen­ervt, dass die Ver­tragsaushand­lung sehr kom­plex sei und ein­er poli­tis­chen Entschei­dung bedürfe, da es kein Ver­trag der laufend­en Ver­wal­tung sei. Der Ver­trag solle eine län­gere Laufzeit haben, ob dass dann 30 Jahre seien müsse noch entsch­ieden wer­den, so Stadel­er. Eine rechtlich-fundierte, tief­gründi­ge Ver­trags­gestal­tung sei notwendig, die Stadt sei Eigen­tümer und „Eigen­tum verpflichtet“, stellte sie her­aus. Alles Weit­ere müsse in Auss­chüssen und der Stadtverord­neten­ver­samm­lung berat­en werden.

 

Der aktuelle Mietver­trag existiert seit 1995, und läuft reg­ulär zum 31.12.2012 aus. Um das Ende des Ver­trages sicherzustellen, musste die Stadt uns unter Ein­hal­tung der Kündi­gungs­frist bis zum 30.06.2012 kündi­gen. Son­st hätte der Ver­trag sich sich automa­tisch um 5 Jahre ver­längert.“ schrieb der AJP 1260 in ein­er Stel­lung­nahme am 29. Mai. Mündliche Beken­nt­nisse für den Erhalt des Jugend­pro­jek­tes gab es in der Ver­gan­gen­heit viele, auch während der Stadtverord­neten­ver­samm­lung wurde diesen erneuert. Im April gab es eine Ein­ladung an Stadtverord­nete in den Räu­men des Horte — „Kaf­fee und Kekse standen bere­it – nur nie­mand kam.“

Auch an die Frak­tio­nen wandte sich Kaiser an diesem Abend: „Wie gedenken Sie einen der größten Träger der freien Jugend­hil­fe der Stadt zu unter­stützen?“, fragt sie. Frau Bur­gahn antwortete für die Frak­tion Die Linke: „Wir sind für die Stärkung der Vere­ins­land­schaft ohne Abstriche“. Die Linke-Frak­tion sei bere­it, gemein­sam mit den Vertreter_innen des AJP 1260 e.V. nach ein­er Lösung zu suchen. Sowohl Die Linke, als auch die Vertreter_innen der SPD, CDU und der offe­nen Frak­tio­nen luden den Vere­in zu Gesprächen ein. Frau Knep­pen­berg von der SPD-Frak­tion mah­nte an, der Ver­trag müsse über­ar­beit­et wer­den. Aber es beste­he kein Grund zur Aufre­gung, da die Stadt grund­sät­zlich ein neuen Ver­trag für das Horte wolle. Der Vertreter der Offe­nen Frak­tion betonte, dass das Ziel nicht sein kann, dass es das Pro­jekt nicht mehr gibt. Den­noch sollte die Ver­hand­lung emo­tion­s­los und sach­lich geführt werden.

Bere­its im Laufe der Woche gab es ver­schieden kreative Aktio­nen. In der ganzen Stadt wur­den Frageze­ichen verteilt, gek­lebt und gehangen. „Dies sollte ein Aus­druck unser­er verun­sicherten Sit­u­a­tion sein, weil uns nicht klar ist wie es weit­er gehen kann“, erk­lärt das Horte-Kollektiv.

Wir hof­fen, dass der von der Bürg­er­meis­terin so tre­f­fend beschriebene Weg durch die unzäh­li­gen, notwendi­gen Abstim­mungsin­stanzen sich nicht noch über das gesamte Jahr hinzieht. Pla­nungssicher­heit ist eine der wichtig­sten Rah­menbe­din­gun­gen unser­er Arbeit.”

Inforiot