Kundgebung zum Internationalen Tag zur Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen amSamstag 28. September 11 Uhr auf dem Heronplatz (am Stadtbrunnen) in Cottbus
„Wir lassen uns nicht den Mund verbieten!“ ist das Motto unter dem sich das Frauen*kollektiv Cottbus und ihre Unterstützer*innen heute am Samstag den öffentlichen Raum nahmen. Auf dem Heronplatz machten sich die Frauen* unterschiedlicher Hintergründe stark für die sexuelle Selbstbestimmung und Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen.
Schon beim Aufbau waren interessierte Passant*innen stehen geblieben und mit den Akteur*innen ins Gespräch gekommen. Mit Kreide geschriebe Sprüche, die Selbstbestimmung von Frauen* feierten gaben Anlass zum Austausch. Auch gab es spannende Hintergrundinformationen über aktuelle mediale Diskurse und Gesetzeslagen.
Der Höhepunkt der Aktion war eine Performance, bei der die Frauen* sich auf den Mund geklebte Sprachbarrieren aus schwarzem Klebestreifen abrissen, um über ihre Erfahrungen mit Selbst- und Fremdbestimmung in Partnerschaften, Übergriffen, Körpernormen, Schwangerschaft, Geburt und Mutterschaft und deren Wahrnehmung in der Öffentlichkeit erzählten. So wurde klar die Veränderung des Status quo und Solidarität untereinander gefordert und gefeiert.
Anlass für die Aktion waren Märsche radikaler Abtreibungsgegner*innen wie auch am 28. September wieder in Berlin, sowie die Tatsache, dass die Paragraphen 218 und 219 des Strafgesetzbuches weiter bestehen und somit Schwangerschaftsabbrüche und Informationen dazu kriminalisieren. So wurde bspw. die Frauenärztin Dr. Hänel verurteilt, weil sie auf ihrer Website informierte, dass sie neben anderen Behandlungen auch Schwangerschaftsabbrüche durchführt. Der Fall machte bundesweit Schlagzeilen und führte zu großer Empörung, doch an der Gesetzgebung hat sich seitdem nicht viel geändert, was die Frauen* explizit anklagten.
Auch in Cottbus sind Frauen* betroffen von einem konservativen bis reaktionären politischen Klima, das die Kernfamilie als Allheilmittel sozialer Probleme überhöht. Mit dem Totschlagargument des Wohls des Kindes werden massive Eingriffe in die Persönlichkeitsrechte von Frauen* gerechtfertigt. Auf der Arbeit, in Schulen oder der Uni, in der Familie, dem Freundes- und Bekanntenkreis, egal ob jung oder alt, ob hier geboren oder nicht, ob selbstbewusste Mütter oder zufriedene Kinderlose – überall werden Frauen* aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert.