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Rathenow: Interesse an rechtsoffenen „Bürgerbündnis“ lässt nach

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Das Inter­esse an den kon­tinuier­lichen Ver­samm­lun­gen des recht­sof­fe­nen „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ bzw. „Bürg­er­bünd­nis Deutsch­land“ lässt langsam nach. An der Ver­anstal­tung beteiligten sich zwar noch bis zu 400 Teilnehmer_innen, aber immer­hin min­destens 150 weniger als beim let­zten Aufzug vor zwei Wochen. Nach wie vor wenig Men­schen nah­men allerd­ings auch auf der zivilge­sellschaftlichen Ver­samm­lung mit dem Mot­to: „Mein Rathenow: Mit Herz statt Het­ze“ teil. Dafür sorgte eine anonyme Künstler_innengruppe wieder für eine spek­takuläre Aktion.
Bürg­er­bünd­nis zieht weniger Bürger_innen
Die nun­mehr im Zwei-Wochen-Rhyth­mus stat­tfind­en­den Het­zkundge­bun­gen des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ bzw. „Deutsch­land“ zieht, nach dem immer offen­er wer­den recht­sradikalen Geist der Ver­anstal­tung, anscheinend immer weniger Bürger_innen, ins­beson­dere aus der Stadt Rathenow. Dafür sind immer öfter mit den Bündler_innen engver­net­zte Vertreter_innen von ähn­lich gesin­nten Ini­tia­tiv­en aus Sten­dal, Gen­thin, Nauen, Ketzin/Havel und Schön­walde-Glien anwe­send. Viele dieser Grup­pen haben Kon­tak­te zu organ­isierten Neon­azis bzw. der­ar­tige Per­so­n­en in ihre Zusam­menkun­ft inte­gri­ert. Bekan­nte Gesichter der „Bürg­er­be­we­gung Gen­thin / Gen­thin wach auf“ zeigten heute beispiel­sweise mehrere Plakate der neon­azis­tis­chen Partei „Der dritte Weg“. Des Weit­eren war die Ini­tia­tive „Asyl­hütte in Ket­zin? Kannste knick­en 2.0“, hin­ter der sich Teile der Vere­ini­gung „Freie Kräfte Neu­rup­pin / Osthavel­land“ ver­ber­gen, wieder mit einem Ban­ner präsent. Weit­ere bekan­nte Neon­azis kon­nte den Szenen aus Rathenow, Prem­nitz und Pots­dam zuge­ord­net wer­den. Aus Pots­dam war darüber hin­aus auch der Chef der örtlichen PEGI­DA-Bewe­gung „POGIDA“ angereist. Gemein­sam mit ein­er Sym­pa­thisan­tin zeigte er ein Ban­ner des PI-News-Blogs, ein­er PEGI­DA-nahen, flüchtlings- und islam­feindlichen Internetpräsenz.
Eine Änderung in der Ver­anstal­tungs­gestal­tung gab es hinge­gen nicht. Lediglich das Redner_innenprogramm wurde ein wenig aufge­stockt. U.a. ein in säch­sis­chem Dialekt sprechen­der Red­ner für die so genan­nte 1,00 % Kam­pagne, mit der Pro­tag­o­nis­ten der extremen Recht­en u.a. einen pro­fes­sionellen Pro­pa­gandafeldzug gegen die derzeit­ige Flüchtlingspoli­tik planen.
Anson­sten blieben die Reden weit­ge­hend auf Stammtis­chniveau. Auch die Ein­gangsrede von Chris­t­ian Kaiser, presserechtlich Ver­ant­wortlich­er des „Bürg­er­bünd­niss­es“, blieb banal. Bemerkenswert an seinem Auftreten war lediglich ein bil­lig wirk­ender Anzug, der anscheinend Ser­iösität ausstrahlen sollte. Eine Einge­bung nach dem let­zten Besuch bei AfD-recht­saußen Björn Höcke?
Über­forderte Zivilgesellschaft
Während die Rathenow­er Zivilge­sellschaft bei der Unter­stützung von Flüchtlin­gen durch Willkom­mensini­tia­tiv­en und pri­vatem Engage­ment, aus deren Blick­winkel, dur­chaus pos­i­tive Akzente set­zt, wird die Frage des richti­gen Umgangs mit den regelmäßi­gen Stammtisch-Eska­paden auf dem Märkischen Platz noch immer kon­tro­vers disku­tiert. Die offen­sichtliche Uneinigkeit über den richti­gen Kurs in der Debat­te inner­halb der Stadt schwächt anscheinend immer noch die Proteste, insofern die regelmäßi­gen Ver­samm­lun­gen auf dem August-Bebel-Platz über­haupt als angemessene Gegen­ver­anstal­tung beze­ich­net wer­den dürfen.
Auch heute fan­den sich lediglich 120 Men­schen zusam­men, um im „Stillen“ zumin­d­est Präsenz zu zeigen. Für beson­dere Aufmerk­samkeit sorgte da nur eine spek­takuläre Aktion von Kul­turschaf­fend­en, die eine sym­bol­is­che Mauer aus Papp­kar­tons errichteten, um die Forderung des Bürg­er­bünd­niss­es nach nationaler Isolierung zu persiflieren.
Das Aktions­bünd­nis, dass sich in besseren Tagen ein­mal selb­st­be­wusst „Rathenow zeigt Flagge“ nan­nte, scheint hinge­gen eben­falls zwis­chen selb­st gebaut­en Mauern gefan­gen. Manche Men­schen, so ist es zu hören, wür­den dem „Bürg­er­bünd­nis“ und seinen Sympathisant_innen aus der extremen Recht­en gern deut­lich­er wider­sprechen, andere dage­gen inten­siv­er den Dia­log mit ver­meintlichen Mitläufer_innen der Bündler suchen wollen. Einigkeit scheint momen­tan nur darin zu beste­hen, dass die Het­ze der führen­den Köpfes des „Bürg­er­bünd­niss­es“ nicht nur von mal zu mal unser­iös­er und aggres­siv­er wird, son­dern das sich diese auch poli­tisch radikalisieren, wie eben deren auswär­tige Auftritte am 17. Jan­u­ar 2016 in Gen­thin, am 22. Jan­u­ar 2016 in Pots­dam und am 23. Jan­u­ar 2016 Schön­walde-Glien beweisen.
Fotos:
Press­eser­vice Rathenow
Sören Kohlhu­ber

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?Schönwalde?-Glien: Extrem rechte Zusammenkunft unter ?PEGIDA?-Label


Eine Ver­samm­lung der in Berlin ansäs­si­gen Bürg­erini­tia­tive „PEGIDA Havel­land“ in Schön­walde-Glien (Land­kreis Havel­land) hat sich am Sam­sta­gnach­mit­tag als Tre­f­fen extrem rechter Organ­i­sa­tio­nen ent­pup­pt. An der Ver­anstal­tung nah­men bis zu 200 Per­so­n­en teil, darunter viele Funk­tionäre und Sympathisant_innen der AfD, der „Iden­titären Bewe­gung“, POGIDA, der NPD, des drit­ten Weges sowie so genan­nter „Freier Kräfte“. Gegen die Ver­samm­lung protestierten unge­fähr 100 Men­schen, darunter viele Sympathisant_innen aus dem eher bürg­er­lich linken Parteis­pek­trum, wie den Grü­nen und der Linkspartei. Aber auch Bürg­er­meis­ter Bodo Oehme (CDU) gehörte zu den Protestierenden.
Auf­marsch der extremen Rechten
Die Ver­samm­lung der „PEGIDA Havel­land“ zog hinge­gen eher das bürg­er­lich rechte Spek­trum bis hin zu recht­skräftig verurteil­ten Neon­aziter­ror­is­ten. Ober­ster Schirmherr der Ver­anstal­tung war let­z­tendlich ein­mal mehr das u.a. durch Nico Tews aus Landin vertre­tende „Bürg­er­bünd­nis Deutsch­land“, in dessen Net­zw­erk auch „PEGIDA Havel­land“ inte­gri­ert ist. Tews stellte zudem die Bühne und hielt selb­st auch einen Rede­beitrag. Hierin bekräftige er, dass es ihm mit­tler­weile egal wäre, wenn er als „Frem­den­has­s­er“ beze­ich­net würde, so lange er damit Deutsch­land diene. Dass diese Beze­ich­nung nicht aus der Luft gegrif­f­en ist, beweist die Zusam­menset­zung seines „Bürg­er­bünd­niss­es“ in dem sich Ini­tia­tiv­en tum­meln die ein­deutig der NPD, dem „drit­ten Weg“ oder Freien Kräften nah­este­hen. Eine dieser Ini­tia­tiv­en ist beispiel­sweise die Social­me­dia-Gruppe „Asyl­hütte in Ket­zin? Kannste Knick­en 2.0“, die sich während der Ver­samm­lung durch Zeigen eines Ban­ners offen­barte. Das weiß-grüne Lak­en wur­den von zwei Aktivis­ten der „Freie Kräfte Neu­rup­pin / Osthavel­land“ getra­gen. Auch weit­ere Köpfe dieser Vere­ini­gung waren vertreten, darunter der erst Anfang Jan­u­ar wegen gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung verurteilte Neu­rup­pin­er Dave Trick, der im übri­gen auch für die NPD in der Stadtverord­neten­ver­samm­lung von Neu­rup­pin sitzt. Die NPD war heute außer­dem noch mit den Gemein­deräten Burkhard Sah­n­er (Schön­walde-Glien) und Frank Kit­tler (Briese­lang) vertreten. Bei­de erschienen mit ein­er obskuren, in Hemd, Krawat­te und Man­tel gehüll­ten unge­fähr 20-köp­fi­gen Abor­d­nung, die von zwei, mit schwarz-weiß-roten Fah­nen aus­ges­tat­teten Fah­nen­trägern ange­führt wur­den. In dieser Gruppe bewegte sich übri­gens auch der verurteilte Neon­aziter­ror­ist Christo­pher Hart­ley. Er hat­te vor mehr als zehn Jahren mit Gesinnungsgenoss_innen als „Freiko­rps Havel­land“ mehrere Dön­er­stände und Asi­aim­bisse durch Bran­dan­schläge zer­stört. Auch mit diesem Her­ren hat­te die Ver­samm­lungsleitung, in Per­son: Detlef Rewald, offen­bar kein Prob­lem. Nach ein­er kurzen Diskus­sion durften diese Per­son der Ver­anstal­tung bei­wohnen und auch ihre Flaggen zeigen. Das gle­iche galt für Sympathisant_innen des „drit­ten Weges“ oder Abge­sandte des Nauen­er Neon­az­im­i­lieus, welch­es im Ver­dacht ste­ht eine als Notun­terkun­ft geplante Sporthalle angezün­det zu haben. Gegen diese rechts­gerichteten Schw­ergewichter wirk­ten die eben­falls durch einzelne Repräsentant_innen vertre­tende Reichs­bürg­er_inne-nahe „Bürg­er­be­we­gung Alt­mark“, der flug­blattverteilende POGI­DA-Chef Chris­t­ian Müller und die erst­mals bei ein­er Ver­anstal­tung in Bran­den­burg mas­siv präsente, ras­sis­tis­che „Iden­titäre Bewe­gung“ ger­ade zu harm­los. Den­noch wird wahrschein­lich in Zukun­ft auch ins­beson­dere mit let­zt genan­nter extrem recht­en Vere­ini­gung zu rech­nen sein. Auf ihrer Social­me­dia-Präsenz hat­te sie Anfang des Jahres zumin­d­est mehrere Aktio­nen in Bran­den­burg angekündigt. Insofern ver­wun­dert es auch nicht, das die „Iden­titäre Bewe­gung“ heute auch Red­erecht hat­te. Ihr Red­ner, der sich als Johann vorstellte, ver­suchte die PEGI­DA-Sym­pa­thisan­t_in­nen durch JN-ähn­liche Parolen, wie „Europa-Jugend-Recon­quista“, für sich zu gewinnen.
AfD und PEGIDA Havelland
Update: Der Text wurde auf der Quell­seite am 26.01.2016, 13.00 Uhr, über­ar­beit­et. Im fol­gen­den Abschnitt waren nicht aus­re­ichend belegte Angaben enthal­ten, die ent­fer­nt wur­den. Das zu den Sympthisant_innen des „Bürg­er­bünd­niss­es Deutsch­land“ bzw. sein­er lokalen Sek­tio­nen auch regionale AfD-Funk­tionäre gehören über­rascht Ken­ner der Szene mit­tler­weile wenig. Erst gestern nahm das „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“, Kern­struk­tur des deutschen Bürg­er­bünd­niss­es, an ein­er Kundge­bung der „Alter­na­tive für Deutsch­land“ in Pots­dam teil. Dabei kam es auch zu einem kurzen Tre­f­fen von Vertretern des havel­ländis­chen Bürg­er­bünd­niss­es mit dem umstrit­te­nen AfD Funk­tionär Bernd Höcke aus Thürin­gen, der in Ver­gan­gen­heit wegen ras­sis­tis­ch­er Ressen­ti­ments auffiel. Aber auch „PEGIDA Havel­land“ scheint sehr eng mit der AfD ver­ban­delt zu sein. Ger­ald Hüb­n­er, der auf Fly­ern der havel­ländis­chen PEGIDA als presserechtlich ver­ant­wortlich­er genan­nt wird, war beispiel­sweise auch Press­esprech­er des AfD Kreisver­ban­des Havel­land. Der Mann aus Schön­walde-Glien fiel übri­gens bere­its am 16. Juni 2015 während ein­er Einwohner_innenversammlung zum Bau ein­er Flüchtling­sun­terkun­ft im Ort auf, als er latent ras­sis­tis­che Flug­blät­ter verteilte. An der heuti­gen Kundge­bung nahm Hüb­n­er eben­falls teil. Er war ein­er der ersten am Antreteplatz und hielt später auch einen Redebeitrag.
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Potsdam?: ??POGIDA?-Marsch abermals verhindert


Weit über tausend Men­schen haben am Mittwochabend wieder gegen einen Auf­marsch der „Pots­damer gegen die Islamisierung des Abend­lan­des“ (POGIDA) protestiert. Die Anhänger_innen des lokalen PEGI­DA-Ablegers hat­ten sich, ähn­lich wie am Mon­tag in der ver­gan­genen Woche, wieder am Bass­in­platz ver­sam­melt. Nach der deut­lichen Abfuhr beim ersten Auf­marschver­such hat­te Anmelder Chris­t­ian Müller Ver­stärkung für seine Ver­samm­lung angekündigt. Mit bis zu 1.000 Teilnehmer_innen, vor allem Hooli­gans zweier Berlin­er Fußball­clubs, wurde zeitweise spekuliert. Tat­säch­lich kamen allerd­ings lediglich 200–250 Per­so­n­en. Diese trat­en, ins­beson­dere der Presse gegenüber, auch deut­lich aggres­siv­er auf, als während der Ver­anstal­tung in der ver­gan­genen Woche. Einige dieser Per­so­n­en kon­nten dabei tat­säch­lich einen für Hooli­ganak­tiv­itäten berüchtigten Ost­ber­lin­er Fußbal­lvere­in zuge­ord­net wer­den. Des Weit­eren zeigten sich einige bekan­nte Einzelper­so­n­en aus neon­azis­tis­chen Zusam­men­hän­gen im Havel­land, in Pots­dam-Mit­tel­mark und Bran­den­burg an der Hav­el. Dabei han­delte es sich u.a. um den Nauen­er NPD Stadtverord­neten Maik Schnei­der sowie einen Aktivis­ten des „drit­ten Weges“ aus der Umge­bung von Werder (Hav­el). Weit­er­hin wur­den Ban­ner NPD-naher „Abendspaziergänge“ aus dem Land­kreis Ober­hav­el gezeigt.
Anmelder löst auf
Eine geord­nete Ver­samm­lung gelang Anmelder Chris­t­ian Müller jedoch nicht. Immer wieder musste er seine Sympathisant_innen, die sich anscheinend lieber mit Gegendemonstrant_innen anle­gen woll­ten oder Pressevertreter_innen abfo­tografierten, zurück auf die Mitte seines Antreteplatzes bewe­gen. Ungeduld und Angriff­s­lustigkeit prägten in dieser Phase die POGI­DA-Ver­samm­lung. Dann formierte sich plöt­zlich, offen­bar ohne Absprache mit dem Anmelder, ein Marsch und hielt auf die zahlre­ich vertre­tenden Gegendemonstrant_innen an der östlichen Flanke des Bass­in­platzes zu. Als Antwort flo­gen einzel­ner Böller und Nebeltöpfe aus den Rei­hen der Protestier_innen. Die Polizei stoppte schließlich den POGI­DA-Marsch nach weni­gen Metern und Anmelder Müller beorderte seine Anhänger_innen zum Antreteplatz zurück. Wenig später löste er die Ver­samm­lung sog­ar auf, da die Polizei, trotz mas­siv­er Ver­stärkung, die Sicher­heit sein­er Ver­anstal­tung nicht mehr gewährleis­ten kon­nte. Denn größere Grup­pen von Gegendemonstrant_innen waren längst im gesamten poten­tiellen Auf­marschge­bi­et von POGIDA präsent. Die für den Marsch strate­gisch wichtige Hum­boldt­brücke wurde zu dem von Antifas block­iert. Dort waren auch zwei aus Ham­burg herange­führte Wasser­w­er­fer präsent.
Schar­mützel nach Auflösung
Einige der aufgeputscht­en POGI­DA-Anhänger_in­nen, es mögen unge­fähr 100 gewe­sen sein, woll­ten sich jedoch nicht mit ihrer erneuten Nieder­lage abfind­en. Auf eigene Faust bzw. augen­schein­lich unter der Führung von Maik Schnei­der ver­sucht­en sie vom Bass­in­platz aus, über die Guten­bergstraße, auf ihre angemeldete Route Rich­tung Nauen­er Tor zu gelan­gen. Kurz vor dem Erre­ichen der Friedrich Ebert Straße wur­den sie jedoch von der Polizei gestoppt. Wenig später block­ierten auch Gegendemonstrant_innen die Kreuzung Friedrich Ebert Straße / Guten­bergstraße. Dabei flo­gen wieder auch einzelne Böller Rich­tung POGIDA. An einem Spon­tan­marsch war also nicht mehr zu denken. Die Polizei leit­ete die POGI­DA-Anhänger_in­nen schließlich zurück zum Bass­in­platz. Dort zer­streute sich POGIDA dann endgültig in einzelne, durch die Stadt ziehende Trüp­pchen. Vere­inzelt sucht­en diese dann die Kon­fronta­tion mit Gegendemonstrant_innen. In der Char­lot­ten­straße kam es beispiel­weise zu ein­er Auseinan­der­set­zung zwis­chen ein­er etwa zwanzigköp­fi­gen Grup­pen Neon­azis und Hooli­gans aus Berlin und Bran­den­burg auf der einen Seite und Antifas auf der anderen Seite. Dabei flo­gen aber­mals Böller und Nebeltöpfe. Let­z­tendlich blieb den Neon­azis und Hooli­gans keine andere Möglichkeit als sich wieder Rich­tung Bass­in­platz zurück­zuziehen. Dort wur­den sie dann von der Polizei in Emp­fang genom­men und über die Berlin­er Straße, die Hum­boldt­brücke und Zen­trum-Ost zum Haupt­bahn­hof geleit­et. Dort angekom­men erwarteten sie bere­its wiederum um die 100 protestierende Gegendemonstrant_innen, die seit­ens der Polizeikräfte u.a. mit zwei eiligst her­an­be­orderten Wasser­w­er­fern und einem Räumpanz­er auf Dis­tanz gehal­ten wer­den mussten. Zum Ein­satz kamen die Kampf­maschi­nen jedoch nicht. Die Protestier_innen set­zten auf eine friedliche Men­schen­block­ade der Babels­berg­er Straße.
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Pritzwalk: AfD-Kundgebung ohne Gauland


An ein­er Ver­samm­lung der Alter­na­tive für Deutsch­land (AfD) in Pritzwalk (Land­kreis Prig­nitz) nah­men heute Abend unge­fähr 100 Per­so­n­en teil. Die Kundge­bung auf dem Mark­t­platz in der his­torischen Innen­stadt wurde von der Partei zuvor mit der Ankündi­gung eines Gas­tre­de­beitrages des stel­lvertre­tenden Vor­sitzen­den Alexan­der Gauland bewor­ben. Unter anderem wur­den Hochglanz-Fly­er mit dem Hin­weis auf die Ver­anstal­tung als Post­wurf­sendung in Pritzwalk verteilt. Möglicher­weise soll­ten damit mehrere hun­dert Men­schen ange­zo­gen wer­den. Es blieb allerd­ings bei der recht beschei­de­nen Sympathisant_innenanzahl auf der AfD-Kundge­bung. Und auch die Redner_innenauswahl blieb eher schlicht. Denn der sehn­süchtig erwartete Alexan­der Gauland sagte rechtzeit­ig vorher seine Teil­nahme aus ter­min­lichen Grün­den ab.
Als Red­ner trat­en dafür Thomas Schlaf­fke, Chris­tine Schlaf­fke, Andreas Kalb­itz und Hol­gar Arppe auf. Allerd­ings gelang ihnen nur mäßig ihre Sympathisant_innen, über­wiegend Män­ner mit­tleren Alters, zu motivieren. Lediglich regierungskri­tis­che Äußerun­gen die gegen die Bun­deskan­z­lerin ziel­ten wur­den mit laut­starkem Jubel und „Merkel muss weg“ – Rufen beklatscht. Anson­sten waren die Rede­beiträge auf die aktuellen Debat­ten zu den Über­grif­f­en von Köln und dem nach wie vor andauern­den Flüchtlingsstrom nach Wes­teu­ropa zugeschnit­ten. Offen­bar bewusst verknüpfen so gut wie alle Redner_innen bei­de The­men miteinan­der, um mit deut­lichen Forderun­gen nach mehr Abschiebun­gen von Flüchtlin­gen zu punk­ten. Die pop­ulis­tis­chen Reden erin­nerten dabei recht offen­sichtlich an die lan­desweit­en PEGI­DA-Ver­anstal­tun­gen. Entsprechend durften auch explizite Anknüp­fungspunk­te an diese Bewe­gung nicht fehlen. So betonte beispiel­weise Andreas Kalb­itz, das der Islam nicht zu Deutsch­land gehöre. Er dürfte damit den Anhänger_innen der „Patri­o­tis­chen Europäer gegen die Islamisierung des Abend­lan­des voll aus dem Herzen gesprochen haben.
Anson­sten war die Ver­samm­lung der AfD Prig­nitz recht unspek­takulär. Lediglich ein am Rande der Ver­anstal­tung explodiert­er Böller brachte den lokalen Parteiplatzhirsch Thomas Schlaf­fke ein wenig aus der Fas­sung, so dass dieser sich ver­leit­et fühlte die Teilnehmer_innen der Gegen­ver­anstal­tung, von seinem Red­ner­pult aus, als „Links­faschis­ten“ zu diffamieren.
Der Böller­wurf erweck­te zu dem auch eine Gruppe von fünf „autonomen Nationalist_innen“ aus Wittstock/Dosse, die sich zuvor recht unschein­bar am Rande der AfD Ver­samm­lung aufge­hal­ten hat­ten. Sie bewegten sich nun Rich­tung Gegenkundge­bung, blieben dann aber doch an der polizeilichen Git­tertren­nung zwis­chen bei­den Ver­anstal­tun­gen stehen.
An der Gegen­ver­anstal­tung sel­ber nah­men zeitweise bis zu 50 Men­schen aus den Land­kreisen Prig­nitz und Ost­prig­nitz-Rup­pin teil. Sie bemüht­en sich durch laut­en Protest und durch ver­bale Parteinahme für die Auf­nahme von Flüchtlin­gen ein Zeichen gegen die ressen­ti­ment­be­haftete Poli­tik der AfD zu setzen.
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Genthin?: Bürgerbündnis und III. Weg hetzten gemeinsam gegen Ausländer


Am Son­nta­gnach­mit­tag hat­ten sich unge­fähr 200 Per­so­n­en an einem aus­län­der­feindlichen Auf­marsch in Gen­thin (Sach­sen-Anhalt) beteiligt. Die Ver­samm­lung war zuvor von ein­er „Bürg­er­be­we­gung Gen­thin“ bewor­ben wor­den. Diese ist sowohl sehr eng mit der neon­azis­tis­chen Klein­partei „der dritte Weg“, als auch mit dem über­wiegend in Bran­den­burg agieren­den „Bürg­er­bünd­nis Deutsch­land“ ver­woben. Entsprechend set­zte sich der marschierende Per­so­n­enkreis zusammen.
Bürg­er­bünd­nis Deutschland
Das „Bürg­er­bünd­nis Deutsch­land“ war im Dezem­ber 2015 vom „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ unter Ein­beziehung ähn­lich gesin­nter Ini­tia­tiv­en ins Leben gerufen wor­den. Das „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ hat­te zuvor unter Führung von Chris­t­ian Kaiser und Nico Tews mehrere Aufzüge mit durch­schnit­tlich 500 Teilnehmer_innen in Rathenow (Bran­den­burg) durchge­führt. Aus den aus ihrer Sicht erfol­gre­ichen Märschen wuchs die Idee ein­er Ver­net­zung mit ähn­lichen Ini­tia­tiv­en aus ganz Bran­den­burg und Sach­sen-Anhalt. Dazu gehört von Anfang an auch die „Bürg­er­be­we­gung Gen­thin“, die im sozialen Inter­net­net­zw­erk unter dem Label „Gen­thin wach auf“ auftritt. Sympathisant_innen dieser Ini­tia­tive bzw. deren „1. Vor­sitzen­der“ Tilo Koertge liefen unlängst bei einem so genan­nten Abendspazier­gang des „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ in Rathenow mit. Koertge hielt dabei auch einen Rede­beitrag auf dessen Bühne. Heute war die Rathenow­er Bühne wiederum in Gen­thin zu Gast. Nico Tews, Anmelder der Inter­net­do­main „buergerbuendnis-deutschland.de“, hat­te sie mit seinem Pri­vat­fahrzeug angekar­rt. Außer ihm und seinen unmit­tel­baren Gesin­nungsgenossen vom „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ waren auch weit­ere Akteure aus dem „Bürg­er­bünd­nis Deutsch­land“ angereist, u.a. bekan­nte Gesichter der „Bürg­er­be­we­gung Alt­mark“, von „Burg gegen Asylmiss­brauch“ und von „Asyl­hütte in Ket­zin? Kannste knick­en 2.0“ sowie der Red­ner Sebas­tiano Graziani.
III. Weg dominiert Versammlung

Neue Allianzen? v.l.n.r: Matthias Fis­ch­er (III.Weg), Naz­ibarde TOiton­i­cus alias Thomas L. (NPD) und Nico Tews (Bürg­er­bünd­nis Havelland/Bürgerbündnis Deutschland)

Am sicht­barsten trat heute jedoch der „dritte Weg“ in Erschei­n­ung. Dazu waren diverse Funk­tionäre und Sympathisant_innen dieser Partei aus den bran­den­bur­gis­chen Land­kreisen Uck­er­mark, Oder-Spree und Pots­dam-Mit­tel­mark sowie der kre­is­freien Stadt Pots­dam angereist. Diese dominierten den Aufzug durch mit­ge­führte Pro­pa­gandain­stru­mente, wie Ban­ner, Fah­nen und Papp­schilder. Des Weit­eren stellte die Partei mit Pas­cal Stolle und Matthias Fis­ch­er auch zwei Red­ner bei der Ver­anstal­tung. Fis­ch­er lief zudem während des Marsches neben dem impro­visierten Laut­sprecher­wa­gen und ver­suchte die Versammlungsteilnehmer_innen durch das skandieren von Parolen anzuheizen. Damit hat­te der „dritte Weg“ dem „Bürg­er­bünd­nis Deutsch­land“ zumin­d­est pro­pa­gan­dis­tisch ganz klar das Wass­er abge­graben und den Spazier­gang der „besorgten“ Bürger_innen zu ein­er neon­azis­tis­chen Parteiver­anstal­tung umgestaltet.
Proteste am Rande
Gegen die aus­län­der­feindliche Ver­samm­lung protestierten unge­fähr 100 Men­schen aus dem Jeri­chow­er Land. Die Protestver­anstal­tung fand am Rande der Auf­takt- sowie der End­kundge­bung der „besorgten Bürger_innen“ statt. Mehrere Red­ner wur­den aus­gep­fif­f­en. Einen weit­eren ver­balen Schlagab­tausch gab es an der Ein­mün­dung der Kleinen Schul­straße in die Bran­den­burg­er Straße, als der Demon­stra­tionszug die Gegendemonstrant_innen passierte. Dabei kam es auch zu einzel­nen Schneeballwürfen.
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Rathenow: Antifa-Demo gegen rechtsoffenes Bürgerbündnis

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An ein­er antifaschis­tis­chen Demon­stra­tion in Rathenow haben sich am frühen Dien­stagabend unge­fähr 150 Men­schen aus Bran­den­burg, Berlin und Sach­sen-Anhalt beteiligt. Die von der Land­tagsab­ge­ord­neten Isabell Van­dre (DIE.LINKE) angemeldete Ver­samm­lung richtete sich vor allen gegen die seit Wochen andauern­den, ras­sis­tisch gefärbten Aufmärsche des recht­sof­fe­nen „Bürg­er­bünd­niss­es Havelland“.
Das Bünd­nis sein­er­seits führte  zeit­gle­ich eben­falls einen Aufzug durch Rathenow durch. An dieser Ver­samm­lung nah­men unge­fähr 550 Per­so­n­en teil. Bei­de Ver­anstal­tun­gen trafen, allerd­ings durch mehrere Polizeifahrzeu­gen, Absper­r­git­ter und Beamt_innen getren­nt, am Kreisverkehr am August-Bebel-Platz aufeinan­der. Dabei kam es zu einem kurzen ver­balen Schlagab­tausch der bei­der Lager.
Seit­ens der Versammlungsteilnehmer_innen des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ führte die aufgeputschte, hochag­gres­sive Stim­mung inner­halb dieses Aufzuges auch wieder zu einzel­nen, allerd­ings erfol­glosen Ver­suchen Pres­sev­ertreter anzugreifen.
Anson­sten fol­gte der Ablauf der Ver­samm­lung des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ dem üblichen Ritus.
Auch die 2015 beschlossene Ver­net­zung mit ähn­lich gesin­nten Ini­tia­tiv­en aus anderen Orten scheint eine Fort­set­zung in diesem Jahr zu find­en. Beispiel­sweise waren Vertreter_innen von Ini­tia­tiv­en aus Sten­dal, Gen­thin, Burg bei Magde­burg oder Ketzin/Havel vertreten. Einzelne NPD Funk­tionäre und Sympathisant_innen waren eben­falls zu gegen, nach dem die Partei dazu aufgerufen hat­te die Ver­samm­lung des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ zu unterstützen.
Das Aktions­bünd­nis „Rathenow zeigt Flagge“, der bish­erige Haupt­ge­gen­spiel­er des „Bürg­er­bünd­niss­es“ war übri­gens wieder mit ein­er Kundge­bung unter dem Mot­to: „Mein Rathenow – Mit Herz statt Het­ze“ an diesem Abend in der havel­ländis­chen Kreis­stadt vertreten. Im Rah­men dieser Ver­anstal­tung ver­sam­melten sich unge­fähr 120 Men­schen, um durch „stillen Protest“ Präsenz zu zeigen.
Fotos:
Press­eser­vice Rathenow
Sören Kohlhu­ber

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Potsdam: Mehrere hundert Menschen verhindern PEGIDA-Aufmarsch

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Mehrere hun­dert Men­schen haben am Mon­tagabend einen PEGI­DA-ähn­lichen Auf­marsch in der Pots­damer Innen­stadt ver­hin­dert. Dabei kam es auch zu einzel­nen Auseinan­der­set­zun­gen. In der Char­lot­ten­straße sollen Autonome Antifas einen Bus von PEGI­DA-Anhängern ent­glast haben. Außer­dem wur­den Böller, Flaschen und Steine gewor­fen. In der Guten­bergstraße grif­f­en wiederum ver­mummte PEGI­DA-Sym­pa­thisan­t_in­nen linke Gegendemonstrant_innen an. Dabei kam es zu einem kurzzeit­i­gen Schar­mützel bei dem u.a. ein Ben­ga­lo und ein Fahrrad gewor­fen wur­den. Die Polizei been­dete die Auseinandersetzung.
Auf­grund der Aus­sicht­slosigkeit der Lage entschloss sich der Anmelder der PEGI­DA-ähn­lichen Ver­samm­lung, Chris­t­ian Müller, seine Ver­anstal­tung als sta­tionäre Kundge­bung zu belassen. In einem Rede­beitrag betonte er kein Nazi zu sein, son­dern, wie üblich bei solchen Aufzü­gen, nur als „besorgter Bürg­er“ zu han­deln. Auf seinem pri­vat­en Pro­fil in einem sozialen Inter­net­net­zw­erk sieht das freilich anders aus. Dort gibt er an, das ihm diverse NPD Sek­tio­nen, die Partei DIE.RECHTE sowie die „Iden­titäre Bewe­gung“ gefallen.
Müllers sta­tionäre Kundge­bung fand in einem dun­klen Bere­ich des Bass­in­platzes statt. Dort kamen unge­fähr 140 Per­so­n­en zusam­men, davon allerd­ings gut 20 aus Pots­dam sel­ber. Der Großteil der Versammlungsteilnehmer_innen war aus Berlin zugereist und hat­te dort zuvor unter dem Label BÄRGIDA eine Ver­samm­lung abge­hal­ten. Der Berlin­er Gesinnungsgenoss_innen stell­ten auch den Laut­sprecher­wa­gen für die Pots­damer Ver­anstal­tung. Dieser war aber nach ein­er Tech­niksab­o­tage durch einen Gegen­demon­stran­ten, während des ersten Rede­beitrages, nicht mehr als Aus­druck­se­le­ment nutzbar. Den Het­zern blieb so nur ein mit­ge­führtes Mega­fon, um ihre szene­typ­is­chen Has­sre­den zu halten.
Nach Beendi­gung ihrer Ver­samm­lung entwick­elte sich die Kundge­bung der PEGI­DA-Sym­pa­thisan­t_in­nen dann endgültig zum Desaster. Da alle Zufahrts- und Fluchtwege vom und zum Bass­in­platz von Gegendemonstrant_innen block­iert waren, war ein freier Abzug nicht möglich. Dies gelang erst durch den Ein­satz der Bere­itschaft­spolizei, die eine Gasse durch die Block­ier­er vorantrieb und die PEGI­DA-Sym­pa­thisan­t_in­nen durch die Rei­hen ihrer Gegner_innen boxte. Dabei kam es zu einzel­nen Rangeleien mit Gegendemonstrant_innen, die ihrer­seits Schnee­bälle und Böller in Rich­tung der PEGI­DA-Anhänger_in­nen war­fen. Aus dem angekündigten „Abendspazier­gang“ wurde somit let­z­tendlich ein Spießrutenlauf.
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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Dem deutschen Mob entgegentreten: Recherche-Output zum Bürgerbündnis Havelland

Am kom­menden Dien­stag, den 12.01.2016, will das „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ in Rathenow mit Unter­stützung der regionalen NPD erneut einen ras­sis­tis­chen Auf­marsch durch­führen. Dazu wer­den in der bran­den­bur­gis­chen Kle­in­stadt wieder zwis­chen 500 und 600 Rassist*innen und Neon­azis erwartet.
Allerd­ings soll dieser mit­tler­weile größte PEGI­DA-ähn­liche Auf­marsch im Land Bran­den­burg nicht  unbeant­wortet bleiben. Unter dem Mot­to „Anti­ras­sis­tis­che Struk­turen stärken – dem deutschen Mob ent­ge­gen­treten“ wird es am kom­menden Dien­stag ab 17.45 Uhr auch eine anti­ras­sis­tis­che Demon­stra­tion durch Rathenow geben. (Aufruf: https://inforiot.de/rtnw/)
Für die nöti­gen Back­grounds zum „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“, dass mit­tler­weile zum “Bürg­er­bünd­nis Deutsch­land” mutiert, wurde jet­zt auch ein Recherche-Out­put erstellt, das die Verbindung dieser besorgten Bürger*innen zur Bran­den­burg­er Neon­aziszene aufzeigt.
Die PDF-Doku zeigt aber auch auf, dass das „Bürg­er­bünd­nis“ mit seinem mas­siv­en Außen­wirkung nicht aus dem nichts ent­standen ist, son­dern seine ideengeben­den Vor­läufer in den lokalen „Nein zum Heim“-Seiten der NPD sowie ein­er Rathenow­er Bürg­erini­tia­tive, die einem Teil des CDU Ortsver­ban­des nah­este­ht, hat.
Recherche-Out­put (3.3 MB)

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Antifaschismus

Rathenow: Flüchtlingsfeindliche Banneraktion

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An zwei Tun­nelun­ter­führun­gen in Rathenow wur­den gegen 05.00 Uhr mor­gens vier Ban­ner mit flüchtlings­feindlich motivierten Parolen fest­gestellt. Der Tatort befind­et sich in der Nähe ein­er Flüchtling­sun­terkun­ft. Die Pro­pa­gan­damit­tel waren an Gelän­dern über den Tun­nele­in­fahrten ange­bracht. Sie dürften dort schon einige Stun­den gehangen haben, da auf deren Ober­fläche bere­its Reif­bil­dung erkennbar war. Die Ban­ner enthiel­ten die groß dargestellte Parole „Merkel muss weg“ sowie jew­eils zwei Aufk­le­ber mit der Auf­schrift „Asyl­be­trüger? Nein Danke!“, die u.a. von der NPD ver­trieben wer­den. Die für die Stick­er ver­ant­wortliche Per­son bzw. Organ­i­sa­tion war jedoch von den unbekan­nten Täter_innen ent­fer­nt wor­den. Hin­weise auf Tatverdächtige liegen bis­lang noch nicht vor. Allerd­ings ähneln der Ban­ner­stoff, dessen Fix­ierung am Gelän­der sowie die ver­wen­dete weiße Farbe an eine Mobil­isierungsak­tion des recht­sof­fe­nen „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“. Im Okto­ber 2015 hat­te der presserechtlich ver­ant­wortliche dieser vere­in­sähn­lichen Organ­i­sa­tion an seinem Pri­vathaus ein stilis­tisch ähn­lich­es Ban­ner, allerd­ings mit anderem textlichen Inhalt, ange­bracht. Die heute ver­wen­dete Parole „Merkel muss weg“ gehört zu dem zum Stan­dard­reper­toire des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“. Die Bun­deskan­z­lerin wird von den so genan­nten „besorgten“ Bürger_innen wegen der Auf­nahme von Flüchtlin­gen angefeindet.
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Antifaschismus

Rathenow?: Flüchtlingsunterkunft ausgespäht – Jugendliche Asylsuchende im Visier des „Bürgerbündnisses“

In Rathenow ste­ht am kom­menden Dien­stag die näch­ste Ver­samm­lung des recht­sof­fe­nen „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ an. Es wird mit­tler­weile die sech­ste Großver­anstal­tung dieser Vere­ini­gung in der havel­ländis­chen Kreist­stadt sein. Um die 500 Per­so­n­en wer­den dazu erwartet – für den größten kon­tinuier­lich aktiv­en PEGI­DA-ähn­lichen Aufzug im Land Bran­den­burg. Das sich diese Ver­samm­lung von sel­ber „totläuft“ scheint momen­tan noch Illu­sion, zumal aktuelle Ereignisse immer wieder ras­sis­tisch gefärbte Debat­ten befeuern. Das „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ hat mit­tler­weile gel­ernt wie es seine Mitläufer_innen ansprechen muss. Näm­lich durch tägliche Schauergeschicht­en über ver­meintliche krim­inelle Flüchtlinge und Täter_innen mit aus­ländis­ch­er Abstam­mung . Das dabei nur äußerst wenig zwis­chen der schutz­suchen­den Mehrheit der in der Bun­desre­pub­lik ank­om­menden Men­schen und einzel­nen Aus­nah­men dif­feren­ziert wird, scheint beab­sichtigt. Für viele Sympathisant_innen des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ sind Asyl­suchende ohne­hin nur „faule Wirtschafts­flüchtlinge“ oder „Geld fressendes Pack“. Entsprechend arg­wöh­nisch wer­den neu ank­om­mende Men­schen von eini­gen nicht sehr gast­fre­undl­lichen Havel­län­dern beäugt.
Unterkun­ft in Sem­lin ausgespäht
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Gestern machte beispiel­sweise eine „besorgte Bürg­erin“ beim „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ Mel­dung, dass in ein­er Ferien­wohn­lage im Rathenow­er Ort­steil Sem­lin Flüchtlinge unterge­bracht wer­den sollen. Sofort war dieser Hin­weis ein Topthe­ma in einem sozialen Net­zw­erk. Das „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ zeigte sich brüskiert. Der Land­kreis Havel­land hat­te sich offen­bar „erdreis­tet“ Men­schen ohne Rück­sprache mit dem „Volk“ unterzubrin­gen. Ein „Hans S.“, der auf seinem Social­me­dia-Pro­fil mit NPD Slo­gans wirbt, fühlte sich dabei beson­ders „über­gan­gen“. „Solch Frech­heit darf man sich eigentlich nicht gefall­en lassen und eine Eil­ver­samm­lung, wie ger­ade in Ein­siedel) anmelden. Diese Fachkräfte soll­ten von Anfang an merken, dass sie nicht willkom­men sind“, so S. in einem Kom­men­tar. Als „inter­essiert­er Men­sch“, der weniger Tage zuvor bere­its eine andere Flüchtling­sun­terkun­ft in Rathenow fotografiert und davon ein Bild mit der Auf­schrift: „Rathenow sagt: nein zum Heim“ auf der Seite des „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ veröf­fentlicht hat­te, fühlte er sich offen­bar erneut berufen eine Unterkun­ft für Asyl­suchende aus der „Nähe“ zu betra­cht­en. Wenig später waren mehrere Fotos der Unter­bringung inkl. dem Slo­gan „Nein zum Heim“ sowie einem kleinen Aufk­lärungs­bericht auf der Seite des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ zu find­en. In dem Bericht heißt es u.a. „Auch wenn dort ger­ade noch nicht viel passiert, sollte man, mein­er Mei­n­ung nach, trotz­dem nicht untätig bleiben! Man darf diese geheimen Machen­schaften der etablierten Poli­tik­er und Asyl­prof­i­teure nicht unbeant­wortet lassen! Macht euch auf und leis­tet gegen jene Ver­brechen auf jed­er Ebene passenden & kreatives Wider­stand! Nein zum Heim! – Wed­er in Rathenow, noch in Sem­lin oder ander­swo!“. Eine unver­vohlende Dro­hung, die durch entsprechende Kom­mentare unter weit­eren Artikeln zum The­ma noch ver­stärkt wird. „Direkt davor Ver­samm­lung es reicht echt“, war beispiel­sweise noch ein eher „harm­los­er“ Kom­men­tar. Eine andere Per­son würde, laut eigen­em bekun­den, die Flüchtlinge lieber in einem Sem­lin­er Gewäss­er unter­brin­gen, „der See“ sei „schließlich groß genug“. Das es sich bei den in Sem­lin unterge­bracht­en Men­schen um allein­reisende Jugendliche han­delt scheint dabei nie­man­den zu stören­den, auch nicht das viele Flüchtlingskinder bere­its im Mit­telmeer ertrunk­en sind.
Zunehmende Radikalisierung
Mit der immer wieder beton­ten „Fried­fer­tigkeit“ und „Gewalt­losigkeit“ seit­ens des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ hat dies nur noch wenig zu tun. Im Gegen­teil eine schle­ichende Radikalisierung wird immer deut­lich­er erkennbar, vor allem in der ver­balen Artiku­la­tion im Inter­net als auch auf den Ver­anstal­tun­gen. Ins­beson­dere let­ztere wirken durch die von der Ver­samm­lungsleitung sehr inten­siv gepflegten Feind­bilder von mal zu mal aggres­siv­er. Eine Eskala­tion der Ereignisse in naher Zukun­ft scheint dabei bewusst beab­sichtigt. Dies­bezüglich eben­falls beden­klich scheint auch das seit Dezem­ber 2015 aktive „Bürg­er­bünd­nis Deutsch­land“ zu sein, ein Net­zw­erk das maßge­blich auf Ini­tia­tive des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ gebildet wurde und in dem auch Organ­i­sa­tio­nen mit ein­be­zo­gen sind, die mit dem mil­i­tan­ten Neon­az­im­i­lieu oder ver­bote­nen Vere­ini­gun­gen ver­woben sind.

Inforiot