14. November 2015 · Quelle: Inforiot

Cottbus: NPD-Demonstration auf absteigendem Ast

Bereits zum dritten Mal marschierte die NPD unter dem Motto "Das Boot ist voll" gegen Geflüchtete in Cottbus-Sachsendorf auf. An der Demonstration nahmen 150-200 Neonazis und RassistInnen teil. Während bei den ersten Demonstrationen die NPD sich noch um ein "bürgerliches" Auftreten bemüht hatte, leugnete sie an dem gestrigen Freitag nicht mehr die Parteinähe der Veranstaltung.

INFORIOT Bere­its zum drit­ten Mal marschierte die NPD unter dem Mot­to “Das Boot ist voll” gegen Geflüchtete in Cot­tbus-Sach­sendorf auf. An der Demon­stra­tion nah­men 150–200 Neon­azis und Ras­sistIn­nen teil. Während sich die NPD bei den ersten Demon­stra­tio­nen noch um ein “bürg­er­lich­es” Auftreten bemüht hat­te, leugnete sie an dem gestri­gen Fre­itag nicht mehr die Parteinähe der Veranstaltung.

Cottbus1

Die Demon­stra­tion in Cot­tbus. Das Front­trans­par­ent: ein Ban­ner der NPD.


Die Demon­stra­tion begann am Zelt auf dem Gelsenkirch­en­er Platz mit ein­er Ansprache von dem Anmelder Oliv­er Schier­ack und der Bran­den­burg­er NPD-Schatzmeis­terin und Vor­sitzende des Kreisver­ban­des Barn­im-Uck­er­mark, Aileen Rokohl. Danach bewegte sich der Aufzug unter Rufen wie “Krim­inelle Aus­län­der Raus” oder “Wie wollen keine Asy­lanten­heime” in die Gelsenkirch­en­er Straße. In Höhe des Lidls, mit­ten im Nichts, hielt die Demon­stra­tion eine Zwis­chenkundge­bung ab, auf der der stel­lvertre­tende Vor­sitzende der NPD Berlin, Ste­fan Lux, der von Oliv­er Schier­ack als “Poli­tik­wis­senschaftler” angekündigt wurde. Ste­fan Lux sprach von ein­er “wahren Sin­n­flut von Frem­den”, die Deutsch­land “über­schwem­men” würde. Er het­zte gegen Geflüchtete und beze­ich­nete sie als “bil­dungs­feindlich”, von der “islamistis­chen Has­side­olo­gie” und “men­schen­ver­ach­t­en­dem Ras­sis­mus” besessen, die nur wegen Sozialleis­tun­gen her kom­men wür­den. Nach ein­er kurzen Ansprache ging die Demon­stra­tion zurück und bog in die Ricar­da-Huch-Straße ein.
Stefan Lux bei der Zwischenkundgebung in der Gelesenkirchener Straße.

Ste­fan Lux bei der Zwis­chenkundge­bung in der Gele­senkirch­en­er Straße.


Im Wohnge­bi­et in der Helene-Weigel-Straße wurde eine weit­ere Zwis­chenkundge­bung abge­hal­ten. Dort hielt der Gör­l­itzer NPD-Funk­tionär Andreas Storr eine län­gere Rede. In sein­er Het­zrede prangerte er die Poli­tik an, die “die Lebensin­ter­essen [des] Volkes Tag täglich ver­rät und ver­let­zt”. Er sprach von “par­a­di­sis­chen Zustän­den” in Cot­tbus, anders als der “vordere Ori­ent in Europa”, wom­it er den Duis­burg­er Stadt­teil “Marxlo­he” (Fehler im Orig­i­nal) meinte. Außer­dem sprach er davon, dass ganze “Völk­er­schaften” nach Deutsch­land kom­men wür­den, die “naturgegeben” unter sich bleiben wollen. Storr prophezeite, dass die Deutschen zu ein­er Min­der­heit wer­den und dass Deutsch­land “Mord und Totschlag” vorherrschen würde.
Von der Helen-Weigel-Straße führte die Demon­stra­tion dann über die Berthold-Brecht-Straße zurück zum Aus­gangspunkt. Ohne ein­er Abschlussrede meldete Oliv­er Schier­ack die Demon­stra­tion ab. Proteste gegen den NPD-Auf­marsch blieben an diesem Tag aus.
NPD kein Zugpferd in Cottbus
Die geringe Teil­nehmerIn­nen­zahl deutet darauf hin, dass die flüchtlings­feindlichen Proteste in Cot­tbus an Antrieb ver­lieren. Am 9. Okto­ber ver­sam­melten sich knapp 40o Men­schen auf den Nor­ma Park­platz in der Lipezk­er Straße zu ein­er unangemelde­ten Ver­samm­lung, um von dort aus zur Notun­terkun­ft in der Pozan­er Straße zu ziehen. Dort fand zeit­gle­ich ein Willkom­mensfest statt (Infori­ot berichtete). Wöchentlich fol­gten Demon­stra­tio­nen von der NPD und durch den mut­maßlichen Reichs­bürg­er Rico Hand­ta.
Wie schon bei den Demon­stra­tio­nen zuvor offen­bart sich, dass die NPD nicht das richtige Zugpferd für die Anti-Asyl-Mobil­isierung in Cot­tbus ist. Mit den abwech­sel­nden Demon­stra­tio­nen der NPD und von Rico Hand­ta im zwei­wöchigem Rhyt­mus split­tet sich inzwis­chen die poten­zielle Teil­nehmerIn­nen­zahl in unter­schiedliche Spek­tren auf.
Bekan­nte NPD-Aktivis­ten geben sich aggressiv
Während Andreas Storr in sein­er Rede betonte, dass in sein­er 30-jähri­gen NPD-Arbeit noch nie Gewalt durch die Partei aus­ging, son­dern nur von den “bezahlten Antifa-Trup­pen”, bewiesen einige NPD Funk­tionäre im Ver­lauf der Demon­stra­tion genau das Gegen­teil. So ver­suchte der Vize-Vor­sitzende des Lausitzer NPD-Kreisver­ban­des, Alexan­der Bode, Pressevertreter_innen einzuschüchtern. Bode gilt als der Haupt­täter der Het­z­jagd von Guben 1999, in Folge dessen der Asyl­suchende Farid Guen­doul ver­starb. Nach Auflö­sung der Demon­stra­tion kam es zu einem ver­sucht­en Über­griff: Mehrere Per­so­n­en, darunter auch der Guben­er NPD-Verord­nete Markus Noack, nah­men Pressevertreter_innen ins Visi­er. Durch die Polizei kon­nte die Eskala­tion jedoch ver­hin­dert werden.
Blaues Cappy am Transparent: Oliver Schierack im Gespräch mit Alexander Bode (rechts)

Blaues Cap­py rechts vom  Trans­par­ent: Oliv­er Schier­ack im Gespräch mit Alexan­der Bode (rechts)


Weit­ere Ver­anstal­tun­gen in Brandenburg
In zwei Wochen will die NPD erneut in Cot­tbus auf­marschieren. Eben­so hat die Alter­na­tive für Deutsch­land für den 25. Novem­ber eine weit­ere Demon­stra­tion mit dem Bran­den­burg­er Parte­ichef Alexan­der Gauland angekündigt.
Auch in weit­eren Städten Bran­den­burgs hält die ras­sis­tis­che Mobil­isierung an. Am Sam­stag, den 14. Novem­ber, wollen die BB.Patrioten eine Demon­stra­tion in Pren­zlau abhal­ten. Für Mon­tag, den 16. Novem­ber, will BraMM eine Kundge­bung in Straus­berg abhal­ten. Eben­falls will die AfD am Mon­tag eine Demon­stra­tion in Pritzwalk abhal­ten. Als Red­ner wer­den die land­tagsab­ge­ord­neten Andreas Kalb­itz und Stef­fen Königer angekündigt. Am Dien­stag, den 17. Novem­ber will das NPD-nahe “Bürg­er­bünd­nis Havel­land” eine dritte Demon­stra­tion in Rathenow abhal­ten. Weit­ere Demon­stra­tio­nen sollen am Fre­itag, den 20. Novem­ber, in Jüter­bog und am 21. Novem­ber in Lin­dow stat­tfind­en. Indes plant die NPD eben­falls am kom­menden Sonnabend eine Kundge­bungs­tour duch Nord­bran­den­burg. In Tem­plin, Anger­münde und Bad Freien­walde wollen sie Halt machen. Als Red­ner der Kundge­bungs­tour sind der Star­garder NPD-Stadtverord­nete Nor­man Runge und der Land­tagsab­ge­ord­nete Michael Andrejew­s­ki aus Meck­len­burg-Vor­pom­mern angekündigt.
Bilder: hier.

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