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Zur Kritik der Kritik

 

Ja richtig, wer in SA- und Wehrmachts- und preußischen Uniformen einen Tag vor dem Tag von Potsdam durch eben diese Stadt marschiert, zielt auf Provokation ab. Wer einen Slogan wie „ZurÜck in die Zukunft - Vorwärts in die Vergangenheit“ vor sich her trägt und eine Zeichnung der Garnisonkirche dazu, der möchte gezielt angreifen. Vorm Denkmal der ehemaligen Synagoge mit Fackeln zu salutieren trifft vielleicht auch die, die nicht getroffen werden sollen. Aber klar muss auch sein, wer sich zusammen mit der „Stiftung Garnisonkirche Potsdam“ ein Gedenken an die durch das NS-Regime ermordeten Juden erlaubt, der versucht klammheimlich die Geschichte umzudrehen und ist im besten Fall revisionistisch und im schlechtesten ganz einfach rechts konservativ und offen für mehr.  Von Geschmacklosigkeit politischer Aktionen und Aussagen, die durch die Befürworter der Garnisonkirche getätigt werden, können auch wir ein Lied singen. Zum Beispiel wenn bei der Veranstaltung im Filmmuseum zum und am Tag von Potsdam Martin Sabrow (Historiker „Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam“) den Tag tatsächlich als eine „politisch belanglosen Zeremonie“ oder gar als „nur eine zeremonielle Auftaktveranstaltung ohne politische Bedeutung“ umzudeuten versucht.  Die Kirche steht beispielhaft für den deutschen Militarismus und somit für die deutschen Werte Ordnung, Disziplin und Kadavergehorsam die die gesamte Gesellschaft durchzog. Nur durch diese gesellschaftliche Konstitution war der deutsche Faschismus in seiner Einzigartigkeit überhaupt erst möglich. Ist es wirklich angebracht wenn ein Wolfgang Huber eine kirchliche Militärseelsorge an einem solchen Ort damit rechtfertigt, dass der Frieden nur durch die gewalttätige Durchsetzung von Recht erlangt werden kann? Kann und will die Deutsche Bundeswehr tatsächlich an diesem Ort für „Frieden und Versöhnung“ werben? Noch mehr Verhöhnung der Opfer des Nationalsozialismus geht fast nicht.   Aber wagen wir einen Blick in die Zukunft und vergleichen Potsdam mal mit Dresden, wie es die Befürworter der Garnisonkirche auch so gern und oft tun. Die Frauenkirche ist wahrlich kein Zeichen von deutschem Militarismus. Ihre Ruine stand symbolhaft für die Befreiung Deutschlands vom Faschismus. Jedes Jahr seit ihrem Wiederaufbau wird hier nun vor Allem an die Zerstörung der Stadt erinnert und weniger an ihre Ursachen. Dass sich hier noch in den vergangenen Jahren bis zu 8000 Neo- und Altnazis aus ganz Europa versammelten, um eben an dieses einseitige Gedenken anzuknüpfen, spricht Bände.  Wie könnte das aussehen in einer Stadt, die Stück für Stück Preußen wieder auferstehen lässt und auch vor nationalsozialistisch aufgeladenen Symbolen wie der Garnisonkirche nicht zurückschreckt?  Auf die Kritik an unserer Aktion bleibt nur hinzuzufügen: Euer schönes Potsdam haben nicht wir besudelt, dazu kommen wir zu spät!

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