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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Öffentlicher Brief an den Leiter der Kfz Selbsthilfewerkstatt Potsdam

Auf­grund der andauern­den Bedro­hungssi­t­u­a­tion für Geflüchtete, unter anderem am Schlaatz, ist es uns ein Anliegen die aktuelle Sit­u­a­tion nicht unwider­sprochen hinzunehmen. Ein Aus­gangspunkt für ras­sis­tisch motivierte Aggres­sio­nen und Attack­en ist die Kfz Selb­sthil­few­erk­statt an der Alten Zauche, direkt neben der Geflüchtete­nun­terkun­ft am Schlaatz. In diesem Zusam­men­hang haben wir uns vor zwei Wochen an Hen­ry Koch, den ver­ant­wortlichen Leit­er der Werk­statt, gewandt, um auf struk­turelle Verän­derun­gen in und im Umfeld der Werk­statt hinzuwirken. Diesen Brief möcht­en wir hier dokumentieren:



Umgang der Kfz Selb­sthil­few­erk­statt mit ras­sis­tis­chen Vorfa?llen
Sehr geehrter Herr Koch,
Sie sind Leit­er der Selb­sthil­few­erk­statt am Schlaatz. Wie Sie vielle­icht schon mit­bekom­men haben, ist Ihre Werk­statt in der Ver­gan­gen­heit in den Fokus von Antifaschist_innen gelangt. Dieser Fokus wird sich so schnell nicht verschieben.
Aus­gangspunkt ist die sich vera?ndernde, zunehmend bedrohlich­er wer­dende Stim­mung am Schlaatz. Betrof­fen davon sind hauptsa?chlich Geflu?chtete oder andere Men­schen mit nicht-weißer Haut­farbe. Ihre Werk­statt wurde dabei zu einem Angstort fu?r eben diese Men­schen. Vom Grundstu?ck Ihrer Werk­statt aus kam es zu min­destens einem ras­sis­tis­chen Angriff, bei dem Werkzeuge aus Ihrer Werk­statt Tat­waf­fen waren. Auch wurde uns schon mehrfach von ver­balen Attack­en auf Geflu?chtete berichtet.
Ihre Werk­statt ist nicht nur ein Ort, von dem ras­sis­tis­che Angriffe aus­ge­hen, son­dern auch ein Ort, an den sich beken­nende Neon­azis zuru?ckziehen ko?nnen. Sie mu?ssen sich in Ihrer Werk­statt noch nicht ein­mal die Mu?he machen, ihre Ide­olo­gie zu ver­ber­gen, denn sowohl von Ihnen als auch von den anderen in der Werk­statt Mitar­bei­t­en­den wer­den die neon­azis­tis­chen Sym­bole auf Kleidungsstu?cken toleriert. Dabei leg­en Neon­azis in ihrer Freizeit ihre Ide­olo­gie nicht ein­fach ab. Sie ist weit­er vorhan­den in ihren Ko?pfen und ihren A?ußerungen. Entwed­er nutzen Neon­azis Ihre Werk­statt als willkommene Nebenbu?hne fu?r poli­tis­che Aktivita?ten oder sie nutzen sie um neue Kra?fte zu tanken (und neben­bei die Autos zusam­men zu hal­ten, die sie zu neon­azis­tis­chen Demon­stra­tio­nen bringen).
Obwohl die benan­nten Vorfa?lle bere­its seit einiger Zeit bekan­nt sind, haben Sie daraus keine wahrnehm­baren Kon­se­quen­zen gezo­gen. Das wer­den wir so nicht akzep­tieren. Wir fordern Sie auf, erkennbaren Neon­azis, wie zum Beispiel dem stadt­bekan­nten Tim Borows­ki, sofort Hausver­bote zu erteilen, ras­sis­tis­che U?bergriffe und Po?beleien zu unterbinden und nicht la?nger einen Ru?ckzugsort fu?r Rassist_innen zu bieten. Wir sagen Angstra?umen den Kampf an. Wir dulden wed­er Angstra?ume fu?r Geflu?chtete, noch fu?r andere nicht in das Welt­bild von Neon­azis passende Menschen.
Sie wer­den Hil­fe im Umgang und bei der Umset­zung dieser Stan­dards brauchen. Es gibt Organ­i­sa­tio­nen, die darauf spezial­isiert sind, in solchen Fa?llen zu helfen. Wen­den Sie sich an das „Mobile Beratung­steam Pots­dam“ oder die „Ser­vices­telle Tol­er­antes und Sicheres Pots­dam“. Diese ko?nnen Sie bei der Verbesserung der Sit­u­a­tion fu?r alle Beteiligten vor Ort unterstu?tzen. Vielle­icht wa?re auch ein Inte­gra­tionspro­jekt fu?r Geflu?chtete nach dem Umset­zen der Stan­dards im Rah­men der Selb­sthil­few­erk­statt denkbar.
Wir wer­den diesen Brief, zwei Wochen nach­dem Sie ihn erhal­ten haben, vero?ffentlichen. Damit mo?chten wir Ihnen Zeit zum selbststa?ndigen Han­deln geben.
Mit fre­undlichen Gru?ßen,
Einige Antirassist_innen Potsdam

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Antifaschismus Gender & Sexualität

F_ANTIFA here we are!

Selb­st­darstel­lung der neuen f_antifa brandenburg: 
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Die fabb (f_antifa bran­den­burg) ist eine fem­i­nis­tis­che Antifa­gruppe in Bran­den­burg, gegrün­det aus Aktivist_innen, die zuvor mehr oder weniger in Bran­den­burg­er Struk­turen Poli­tik gemacht haben und dies in einem neuen Zusam­men­hang weit­er­führen wollen.

Die Bekämp­fung neon­azis­tis­ch­er Ide­olo­gie und Struk­turen ist kein Alle­in­stel­lungsmerk­mal für Antifa­grup­pen. Doch der Unter­schied zwis­chen Anti-Nazi-Arbeit und Antifa-Arbeit ist die grundle­gende Gesellschaft­skri­tik, die nicht auf den ver­meintlich recht­en Rand der Gesellschaft beschränkt ist. Antifa ste­ht für eine kri­tis­che Gesellschaft­s­analyse und für pro­gres­sive Verän­derun­gen, d.h. zum Beispiel auch, dass es für uns keine Zusam­me­nar­beit mit staatlichen Repres­sions- und ver­meintlichen Sicher­heit­sor­ga­nen gibt. Dabei sind Arbeit gegen Nazis, Ras­sis­mus, Kap­i­tal­is­mus und Sex­is­mus sowie Gedenkpoli­tik und die Unter­stützung von Betrof­fe­nen rechter Gewalt in Bran­den­burg poten­zielle The­men­schw­er­punk­te unseres antifaschis­tis­chen Wirkens, sowohl in organ­isierten Zusam­men­hän­gen, als auch im Alltag.

Das Aufdeck­en von men­schen­ver­ach­t­en­dem Denken und Han­deln fängt bei uns selb­st an: Welche Ras­sis­men und Sex­is­men, welche Vorurteile und Abwehrhal­tun­gen haben wir durch unsere Sozial­i­sa­tion verin­ner­licht? Wir wollen mit Blick auf die beste­hen­den ent­muti­gen­den Ver­hält­nisse neue Lösungsan­sätze und ‑prozesse entwick­eln, obwohl Wirk­lichkeit und eigen­er Anspruch im krassen Wider­spruch zueinanderstehen.
Im Hin­blick auf unsere eige­nen Erfahrun­gen und Ein­drücke haben wir fest­gestellt, dass sich bei dem The­ma Sex­is­mus in der antifaschis­tis­chen Szene oft kein pro­gres­siveres Bild als in den umliegen­den gesellschaftlichen Ver­hält­nis­sen abze­ich­net. “Unsere” Szene agiert nicht außer­halb der Gesellschaft, son­dern ist viel eher ein Spiegel dieser. Zwar gehört es zum guten Ton, auch gegen Sex­is­mus zu sein, allerd­ings ste­ht dahin­ter nur sel­ten eine kri­tis­che Auseinan­der­set­zung mit den gesellschaftlichen Ver­hält­nis­sen und der eige­nen Rolle. Viel zu oft wird die klas­sis­che Rol­lenaufteilung in ‘Män­ner’ und ‘Frauen’ reproduziert.

Jedoch kann Sex­is­mus nicht als los­gelöst von anderen Diskri­m­inierungs­for­men betra­chtet wer­den. Nichtweiße Men­schen oder Men­schen mit ein­er zugeschriebe­nen Behin­derung, die nicht cis-männlich sind, sind eben nicht nur Betrof­fene von Sex­is­mus, son­dern darüber hin­aus auch von beispiel­sweise Ras­sis­mus oder Ableis­mus betrof­fen. Die Verknüp­fung von ver­schiede­nen For­men von Diskri­m­inierung muss unbe­d­ingt mitgedacht werden.

Fem­i­nis­mus und Antifaschis­mus wer­den häu­fig als zwei getren­nte Bere­iche betra­chtet, aber wir wis­sen: Das gehört zusam­men! Wir wollen, dass Fem­i­nis­mus (nicht nur, aber auch) in der Szene mitgedacht wird und anerkan­nt wird, dass Fem­i­nis­mus keine Waffe gegen ‘Män­ner’, son­dern eine für Men­schen ist!

Wir haben uns expliz­it als ‘Frauen’ aus bran­den­bur­gis­chen Struk­turen zusam­menge­fun­den und sehen uns als Antifa­gruppe, für die es heißt, aktiv zu sein, ohne dabei immer nur zu reagieren. Eben­so ver­ste­hen wir unsere Gruppe als einen Ort der (Selbst-)Reflexion. Um in einem geschützten Rah­men unsere Erfahrun­gen mit Sex­is­mus aus­tauschen zu kön­nen, haben wir uns entsch­ieden, zunächst ohne Cis-Män­ner Poli­tik zu machen. Wir wer­den aber auch weit­er­hin mit Cis-Män­nern und gemis­cht­en Grup­pen zusam­me­nar­beit­en und die in unser­er Gruppe ent­stande­nen Denkan­sätze und Posi­tio­nen in unsere beste­hen­den Grup­pen tra­gen. Somit sehen wir uns als wichtige Erweiterung der antifaschis­tis­chen Szene, vor allem in Brandenburg.

Die Krise der Antifa wurde vielfach her­auf­beschworen. Ohne Frage, gibt es Zeit­en, in denen die Antifabe­we­gung sich auf sich besin­nt. Für uns war die „Krise“ keine. Für die fabb war es der Anfang ein­er neuen Gruppe.

Anmerkung: Die ein­fachen Anführungsstriche markieren soziale Konstrukte.

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Antifaschismus Gender & Sexualität

United Against Racism & Sexism: Demonstrations- & Aktionstag

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Seit vie­len Wochen schon ver­sucht die rechte Grup­pierung Pogi­da in Pots­dam regelmäßig Demon­stra­tio­nen durchzuführen und ihre ras­sis­tis­che Mei­n­ung an die Öffentlichkeit zu tra­gen. Obwohl sich Potsdamer*innen und Ver­bün­dete gegen die rechte Het­ze wehren, wird Pogi­da von polizeilich­er Seite immens beschützt und die Demonstrant*innen der Gegen­proteste unterdrückt.
Der­weil hat­ten die Ordnungshüter*innen bei der Demon­stra­tion zum Frauen*kampftag in Köln nichts Besseres zu tun, als die Teil­nehmenden zu bedrän­gen und einzuschüchtern. Auch die Beteili­gung an der Demo am 6. März in Berlin hat zu wün­schen übrig gelassen. Dabei hat sich an den Ungerechtigkeit­en in den Geschlechter­ver­hält­nis­sen in den let­zten Jahren wenig geän­dert. Zusät­zlich sor­gen die Ergeb­nisse der Land­tagswahlen der let­zten Wochen für Kopfzer­brechen und neg­a­tive Zukun­ft­saus­sicht­en in der Gesellschaft. Die AfD macht mit ihren Erfol­gen immer extremere Men­schen­ver­ach­tung salonfähig. 
Weit­er­hin wer­den im Hal­b­jahres-Rhyth­mus Geset­zesver­schär­fun­gen im Asyl­recht ver­ab­schiedet, die den All­t­ag von Asylbewerber*innen und Gedulde­ten sowie die Chance auf Asyl unnötig erschweren.
All dem wollen wir uns wider­set­zen. Unser offenes Bünd­nis aus Schüler*innen, Auszu­bilden­den, Geflüchteten und Studieren­den tritt ein für freie und selb­stor­gan­isierte Arbeit und Bil­dung. Diese kön­nen aber nicht unter dem Leis­tungszwang eines immer dichter gepack­ten und klein­teiliger ges­teuerten Schul‑, Hochschul- und Aus­bil­dungswe­sens entste­hen. Noch viel weniger erlaubt ein immer unmen­schlich­er wer­den­des Regime von Aus­gren­zung und Abschot­tung, Demo­bil­isierung und Iso­la­tion es Migrant*innen, selb­st­bes­timmt zu ler­nen, zu pro­duzieren oder zu leben. Wir müssen zusam­men daran arbeit­en, den Bedürfnis­sen von Men­schen aller Geschlechter gerecht zu wer­den und unser eigenes Han­deln immer wieder der Kri­tik unterziehen.
Was bleibt uns zu tun? Zuerst ein­mal wollen wir Orte find­en, die es uns erlauben, einan­der von unseren Schwierigkeit­en und Utopi­en, unseren alltäglichen Kämpfen zu bericht­en. Orte, an denen wir erleben, dass wir diese Kämpfe nicht gegeneinan­der führen — Arbeiter*innen nicht gegen Geflüchtete, Schüler*innen nicht gegen Auszu­bildende. Vielle­icht kann unser Bünd­nis ein solch­er Ort wer­den, doch unser Ziel geht darüber hin­aus. Das Ziel beste­ht darin, Lern‑, Arbeits- und Lebensver­hält­nisse zu schaf­fen, die Raum geben für Begeg­nung, Selb­stor­gan­i­sa­tion und gegen­seit­ige Hil­fe. Lasst uns das all den­jeni­gen laut und deut­lich sagen, die so viel dafür tun, uns davon fernzuhal­ten: Abge­ord­neten im Land­tag, Bürokrat*innen in den Min­is­te­rien und Gew­erkschaften und Chef*innen in den Betrieben.
Deshalb: Aktion­stag am 27. April 2016!
Wir rufen dazu auf, zusam­men mit uns am 27.04. auf die Straße zu gehen und zu zeigen, dass wir uns nicht gegeneinan­der ausspie­len lassen, son­dern laut und entschlossen für eine bessere Zukun­ft für Schüler*innen, Geflüchtete, Auszu­bildende und Studierende kämpfen!
Wir tre­f­fen uns um 16 Uhr am Pots­damer Haupt­bahn­hof (Babels­berg­er Straße) und wer­den gemein­sam von dort starten und gegen 18 Uhr am Bass­in­platz enden. Dort gibt es Musik und gutes Essen, lasst es Euch nicht entgehen.
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UNITED AGAINST RACISM AND SEXISM!
Learn­ing and work­ing togeth­er in Sol­i­dar­i­ty and Freedom!
For weeks on end the far-right POGIDA move­ment has been try­ing to hold ral­lies in Pots­dam to bring their racist posi­tions to the pub­lic. Even though the Pots­dam cit­i­zens and allies are fight­ing against the hatred, police is pro­tect­ing POGIDA ral­lies and oppress­ing counter-protesters.

Mean­while, police forces had noth­ing bet­ter to do than to pro­voke and intim­i­date the par­tic­i­pants of the Demon­stra­tion on Inter­na­tion­al Women’s Day in Cologne. Also, par­tic­i­pa­tion in the demo in Berlin left a lot to wish for. By no means have inequal­i­ty and injus­tice along gen­der lines been sig­nif­i­cant­ly reduced in recent years.
Addi­tion­al­ly, results of region­al elec­tions in three parts of Ger­many are war­rant­i­ng wor­ries and point­ing towards an unpleas­ant future. The AfD par­ty (Alter­na­tive for Ger­many) nor­malis­es more and more dev­as­tat­ing­ly inhu­mane posi­tions. Every six months the fed­er­al gou­vern­ment pass­es more restric­tive leg­is­la­tion on asy­lum and migra­tion. Thus, chances on asy­lum are nar­rowed down and the every­day of asy­lum seek­ers is made point­less­ly difficult.

Against all this we want to stand up. Our open alliance of pupils, appren­tices, refugees and stu­dents is pro­mot­ing self-organ­ised labour and edu­ca­tion. How­ev­er, these can­not flour­ish under con­tin­u­ous pres­sure to over-achieve that schools, work­places and uni­ver­si­ties are exer­cis­ing. Much less is self-deter­mined learn­ing, work­ing or liv­ing pos­si­ble under an increas­ing­ly cru­el regime of depra­va­tion, restric­tion, iso­la­tion and exclu­sion. We have to make a com­mu­nal effort to do jus­tice to the needs of per­sons of all gen­ders and sub­ject our behav­iour to solemn criticism.
What can we do? Forst of all we want to find spaces, in which we can tell each oth­er of our dif­fi­cul­ties and utopi­an ideas, to share our every­day strug­gles. Spaces, in which we expe­ri­ence that we are not fight­ing against one anoth­er — work­ers not against refugees, pupils not against appren­tices. Per­haps our alliance can become such a place but our goal goes beyond: The goal is to cre­ate con­di­tions of learn­ing, work­ing and liv­ing that leave space for encounter, self-organ­i­sa­tion and mutu­al sup­port. Let us tell that to all those work­ing so hard to keep us from it: Rep­re­sen­ta­tives in the par­lia­ment, bureau­crats in the pub­lic admin­is­tra­tion and labour unions as well as the boss­es at the workplaces.
There­fore: Action Day on April 27th 2016
We call upon every­body to join us in the streets on April 27th and show the world that we will not be turned against each oth­er but are fight­ing in solidarity.
We are going to meet at 4 p.m. at Pots­dam Haupt­bahn­hof and will end around 6 p.m. at Bass­in­platz. There will be music and food, so do not miss it!

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Antifaschismus

Hinter den Kulissen von „Zukunft Heimat“

Seit Mitte 2015 organ­isiert der Vere­in “Zukun­ft Heimat” in den Spree­wald­städten Golßen, Lübben und Lübbe­nau regelmäßige Demon­stra­tio­nen, Vorträge und andere Aktio­nen. Zu Beginn richtete sich ihr Protest “nur” gegen die Unter­bringung von Flüchtlin­gen in den Gemein­den, inzwis­chen fol­gen sie ein­er umfassenden völkisch-nation­al­is­tis­chen Agenda.
Das Bünd­nis von “Zukun­ft Heimat”
Zu den Bünd­nis­part­ner des Vere­ins gehören die Bran­den­burg­er AfD, Pegi­da-Ableger aus der Region und die Grup­pierung der Iden­titären. Zur möglichen Beteili­gung des ver­bote­nen neon­azis­tis­chen “Spreelichter”-Netzwerkes an den öffentlichen Auftrit­ten von “Zukun­ft Heimat” sind hier und hier Hin­ter­grun­dar­tikel erschienen. Auf die dafür rel­e­vante Frage, wer denn an der Öffentlichkeit­sar­beit von “Zukun­ft Heimat” beteiligt ist, reagierte der Vere­insvor­sitzende Christoph Berndt Anfang des Jahres verschnupft:

 “Wer die rel­a­tiv pro­fes­sionellen Videos für den Inter­ne­tauftritt des Vere­ins her­stellt, will Berndt nicht sagen. Auch nicht, wer sie mit Ton­tech­nik und Ähn­lichem unter­stützt: ‘Das sind Fre­unde aus der Region.’ Deren Namen könne er nicht preis­geben, der Druck und die Verdäch­ti­gun­gen gegen die Bürg­erini­tia­tive seien zu groß. Dass Recht­sradikale darunter seien, schließt er jedoch aus.” (Lausitzer Rund­schau, 5. Jan­u­ar 2016)

Später hat der Vere­in auf sein­er Inter­net­seite und auf Face­book den Kon­takt zu “Spreelichter”-Neonazis der “Wider­stands­be­we­gung in Süd­bran­den­burg” immer wieder abgestrit­ten und sog­ar eine gerichtliche Ver­fü­gung beim Landgericht Berlin einge­holt, die fol­gende Aus­sage unter­sagt: “In Süd­bran­den­burg steuert die 2012 ver­botene ‘Wider­stands­be­we­gung’ Anti-Asyl-Proteste.” Der bran­den­bur­gis­che Ver­fas­sungss­chutz äußerte sich nur vage:

Zudem ver­mutet der Ver­fas­sungss­chutz eine ‘Beteili­gung von ehe­ma­li­gen Mit­gliedern’ des 2012 vom Innen­min­is­teri­um ver­bote­nen Neon­azi-Net­zw­erks ‘Wider­stands­be­we­gung in Süd­bran­den­burg’ an der ‘Pro­duk­tion oder Ver­bre­itung von Mobil­isierungsvideos zu Pegi­da-Demon­stra­tio­nen und des Vere­ins Zukun­ft Heimat (…) auf­grund gewiss­er Ähn­lichkeit­en in der Machart mit den Videos der ver­bote­nen recht­sex­trem­istis­chen Vere­ini­gung’. Dies lasse ’sich aber nicht bele­gen’.” (PNN, 5. Feb­ru­ar 2016)

Es ist an der Zeit, diesem Ver­steck­spiel ein Ende zu bere­it­en. Im Fol­gen­den soll es um eine Per­son geben, die an der Pro­duk­tion der Videos für den Vere­in maßge­blich beteiligt ist — um einen der ominösen „Fre­unde“ von Berndt.
Der Kam­era­mann

Kameramann Martin Muckwar am 5. Dezember 2015 in Lübben
Kam­era­mann Mar­tin Muck­war am 5. Dezem­ber 2015 in Lübben

Kameramann Martin Muckwar am 30. Juni 2015 in Golßen
Kam­era­mann Mar­tin Muck­war am 30. Juni 2015 in Golßen

Mar­tin Muck­war ist in dem Dorf Schlepzig aufgewach­sen und hat bis 2005 das Gym­na­si­um in Lübben besucht. Seinen Abschluss als Diplom-Logis­tik­er hat er 2010 an der Fach­hochschule Wildau gemacht. Heute lebt er in Bestensee. Er bestre­it­et “Mixed Mar­tial Arts”-Kämpfe für den “San Da Kem­po Bestensee” e.V.. Für diesen Vere­in pro­duziert er Videos und ver­ant­wortet die Inter­net­seite für das dazuge­hörige Kampfsportzentrum.
Martin Muckwar als MMA-Kampfsportler
Mar­tin Muck­war als MMA-Kampfsportler

Bere­its die Ini­tia­tive “Pro Zützen” (Vor­läufer­or­gan­i­sa­tion von “Zukun­ft Heimat”) begleit­ete Muck­war bei ihrer Demon­stra­tion am 30. Juni 2015 in Golßen mit der Kam­era und auch die späteren Demon­stra­tio­nen in Lübben und Lübbe­nau wur­den von ihm abge­filmt. Aus diesem Mate­r­i­al ent­standen die Video­clips, die oft kurz nach den Ver­anstal­tun­gen von “Zukun­ft Heimat” auf YouTube online gestellt wur­den. Diesen Zusam­men­hang offen­bart ein Video­clip der AfD Bran­den­burg, die die Kundge­bung in Golßen aus ein­er anderen Per­spek­tive filmt und dabei auch Muck­war am Rand zeigt — er filmt genau aus dem Winkel, von dem aus offen­sichtlich der “Zukun­ft Heimat”-Clip gedreht ist.
Schon während sein­er Schulzeit war Muck­war Teil der lokalen Neon­aziszene, die sich damals um den „Bunker 88“ in Lübben gebildet hat­te. Die Schließung dieses Nazi-Tre­ff­punk­ts war Anlass für einen Auf­marsch am 12. April 2008 in Lübben, an dem etwa 300 Neon­azis aus dem Spree­wald, Cot­tbus, Berlin, Leipzig, Dres­den und Hoy­er­swer­da teil­nah­men. Bei diesem Auf­marsch war Muck­war neben anderen Aktivis­ten der späteren „Spreelichter“ als Ord­ner einge­bun­den. Rede­beiträge kamen vom späteren Anführer Mar­cel Forstmeier, auf einem Hochtrans­par­ent stand die spätere “Spreelichter”-Losung “Die Demokrat­en brin­gen uns den Volkstod”.
Martin Muckwar am 12. April 2008 als Ordner bei der Neonazidemo in Lübben
Mar­tin Muck­war am 12. April 2008 als Ord­ner bei der Neon­azide­mo in Lübben

Martin Muckwar am 12. April 2008 als Ordner bei der Neonazidemo in Lübben
Mar­tin Muck­war am 12. April 2008 als Ord­ner bei der Neon­azide­mo in Lübben

Ab dem 23. Feb­ru­ar 2009 taucht­en die „Spreelichter“ mit neuen Aktions­for­men auf. Als Sensen­män­ner verklei­det mis­cht­en sie sich in den Karneval­sum­szug in Muck­wars Heimat­dorf Schlepzig. Sie verteil­ten Fly­er und tru­gen wieder ein Trans­par­ent mit der Auf­schrift „Die Demokrat­en brin­gen uns den Volk­stod“. In dem Video zu der Aktion ist zu erken­nen, wie sie sich zu Beginn im Dachgeschoss eines Gebäudes vor Ort umziehen. Ob sich Muck­war an dieser Aktion beteiligt hat, kann nicht mit Sicher­heit gesagt wer­den. Beim Video ein­er der näch­sten “Spreelichter”-Aktionen am 17. August 2009 ist zumin­d­est eine Per­son mit genau der Jacke zu erken­nen, die Muck­war bere­its beim Auf­marsch 2008 getra­gen hat­te. Mit einem „Hes­s­mob“ auf dem Vetschauer Mark­t­platz wurde bei der Aktion an Hitlers Stel­lvertreter Rudolf Hess gedacht. Diese Selb­stin­sze­nierung durch Video­clips nach den Aktio­nen spielte im “Spreelichter”-Netzwerk eine zen­trale Rolle.
Standbild mit Kamera aus einem "Spreelichter"-Video mit Marcel Forstmeier nach dem Verbot 2012
Stand­bild mit Kam­era aus einem “Spreelichter”-Video mit Mar­cel Forstmeier nach dem Ver­bot 2012

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Gle­iche Jacke? Mar­tin Muck­war und Auss­chnitt aus dem Video zum “Hes­s­ge­denken” 2009

Fließende Gren­zen
Die „Spreelichter“-Videos wur­den bei YouTube bis 2010 über ein Pro­fil mit dem Namen “xXxJocheNxXx” veröf­fentlicht. Auf Twit­ter gibt es ein Pro­fil mit dem gle­ichen Namen, über das bis heute Tweets zur AfD, den „Iden­titären“ und dem Vere­in “Zukun­ft Heimat” ver­bre­it­et wer­den. Dass die Gren­zen zwis­chen recht­en Grup­pierun­gen im Umfeld von „Zukun­ft Heimat“ inzwis­chen sehr fließend ver­laufen, zeigt, dass das let­zte Video der gle­ichen Machart von der Demo in Lübbe­nau am 19. März nicht vom Vere­in selb­st, son­dern auf dem YouTube-Kanal der “Iden­titären Berlin-Bran­den­burg” veröf­fentlicht wurde.
Der Vere­in „Zukun­ft Heimat“ ver­tritt offen völkische, nation­al­is­tis­che und ras­sis­tis­che Posi­tio­nen. Dass die Wider­stands­be­we­gung Süd­bran­den­burg den Vere­in steuert ist wahrschein­lich zu viel gesagt, denn hier wirken auch anderen Per­so­n­en mit. Doch zwis­chen den “Spreelichtern” und dem Vere­in “Zukun­ft Heimat” gibt es nicht nur eine inhaltliche son­dern auch eine per­son­elle Kon­ti­nu­ität, was an Mar­tin Muck­war beson­ders deut­lich wird.
Es gibt kein ruhiges Hin­ter­land! Antifas aus Südbrandenburg
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