Der „AfD Ortsverband Strausberg i.G.“ tritt zu den Wahlen für die Stadtverordnetenversammlung am 26. Mai mit fünf Kandidaten an. Der Ortsverband an sich ist jedoch in einem sehr desolaten Zustand, weshalb sich die Frage stellt, warum solche Personen überhaupt zur Wahl antreten und vielmehr noch, warum solche Leute auch noch gewählt werden sollten. Bisher hat sich der Ortsverband und seine Kandidaten kaum bis gar nicht zu kommunalpolitischen Themen geäußert. Lediglich eine Facebook-Seite unter dem Titel „AfD-Freunde Strausberg“ haben in den letzten Monaten zwei Strausberg-spezifische Themen aufgegriffen und so etwas wie Wahlkampf suggeriert. Wie offiziell die Seite ist, bleibt jedoch fraglich. Darüber hinaus thematisiert der Ortsverband nichts für Strausberg.
Das Wahlprogramm für die einzelnen Gemeindevertretungen im Kreis entspricht dem Wahlprogramm für den Kreistag, somit gibt es keinerlei lokale Spezifizierungen oder Anpassungen. Was für den Kreis gut ist, muss dann auch für jede Gemeinde gut sein. Entsprechend sind auch die Wahlplakate ohne jeglichen Gemeindebezug, ja nicht mal mit Kommunalbezug.
Die einzelnen Kandidaten haben sich bisher auch nicht sonderlich bemerkbar gemacht. Bei Infoständen im Stadtgebiet sind nicht einmal annähernd alle Kandidaten auf getaucht.
Als Aktivster im – sich weiterhin in Gründung befindenden – Ortsverband ist Rainer Thiel zu bezeichnen. Er versucht seit mehr als einem Jahr den Ortsverband zu gründen, ist regelmäßig bei AfD – Veranstaltungen im Kreis anzutreffen und unterhält engen Kontakt zum Verschwörungstheoretiker und stramm Rechten Lars Günther aus Bad Freienwalde (siehe auch: https://inforiot.de/lars-guenther-rechter-netzwerker-verschwoerungstheoretiker/).
Auch Thiel scheint eher dem stark rechten Spektrum der AfD nicht abgeneigt, was beim Posieren mit rechten Symbolen, wie der Reichsflagge zu sehen ist. Von alten bekannten wir er auch als „Reichsdepp“ bezeichnet. Neben den anhaltenden Gründungsversuchen einer AfD-Ortsgruppe in Strausberg widmet sich Rainer Thiel den Stammtischen die mehr oder weniger regelmäßig im „Zum Alten Steuerhaus“ in Gladowshöhe stattfinden. Bei diesem Format versucht die AfD Bürgernähe zu suggerieren, was fraglich bleibt, da von einem kleinen Stammpublikum auszugehen ist.
Uwe Reuter als weiterer Kandidat ist neben seiner nicht existenten Kommunalpolitik noch Radiomoderator bei „LightbeatRadio“ — einem freien Internetradio, das aus dem „eigentümlich frei“ — Magazin entstanden ist. Dieses Magazin hat sich der Verbreitung von „Alternativen Fakten“ verschrieben. Hier wird u.a. CO2 als Treibhausgas als Mythos erklärt, sich aber auch gegen Genderpolitik, Gewerkschaften und anderen progressiven Strömungen ausgesprochen und entspricht damit einer light Variante des „Compact-Magazins“.
Gerhard Deutsch als weiterer Kandidat ist zufällig Vater eines in der ehemaligen Strausberger Kameradschaft „ANSDAPO“ aktiven Neonazis – der Apfel fällt halt nicht weit vom Stamm.
Infostand am 18. Mai in der Strausberger Altstadt
Ein schlechter Versuch, seriös und bürgernah aufzutreten, stellte der AfD-Infostand am vergangenen Samstag, den 18. Mai dar.
Rainer Thiel und Uwe Reuter betreuten mit Unterstützung von zwei Vertretern des Verbandes Marzahn-Hellersdorf, die eigens mit Wahlkampfbus angereist sind, den Infostand und versuchten einige Flyer los zu werden und ins Gespräch zu kommen. Auch mit dabei waren Franz Josef Wiese (MdL aus Neutrebbin) und Lars Günther, die vergeblich versuchten Gespräche zu führen. Wiese ist nicht nur Mitglied des Landtages und steht für die kommende Landtagswahl auf Platz 11 der Landesliste, er ist auch Anmelder der rechten „Merkel-muss-weg-Mittwochsmahnwachen“ in Berlin (siehe auch: https://inforiot.de/afd-in-mol/) und Steuerhinterzieher (siehe auch: https://www.bz-berlin.de/berlin/umland/finanzamt-pfaendet-afd-politiker-weil-er-steuern-nicht-zahlte)
In der Eigendarstellung der AfD war es ein florierender Stand mit viel Publikum, was schlichtweg eine erneute Falschdarstellung ist – anstelle bei Gesprächen öffneten die AfDler eher beim Mittagessen ihre Münder.
Eine Gegenmeinung wollte die AfD nicht zulassen. Menschen mit konträrer Meinung, die bereit waren über Unstimmigkeiten zu diskutieren und die pluralistische Meinungsbildung, wie sie im Rahmen eines demokratischen Prozesses zulässig sein müsste, wurden abgelehnt und mit Hilfe der Polizei weg geschickt. Zusätzlich haben die AfDler die Personen abfotografiert, obwohl das rechtlich nicht zustände.
Fazit
Alles in allem lässt sich festhalten, dass der immer noch in Gründung befindliche Ortsverband in Strausberg, sowie die zur SVV-Wahl aufgestellten Kandidaten sehr unseriös auftreten. Alle Kandidaten besitzen keinerlei Erfahrung in Kommunalpolitik und interessieren sich auch reichlich wenig für entsprechende Themen. Wer diese Kandidaten wählt, darf sich nicht wundern, wenn die Kommunalpolitik unfähiger wird.