Gegen drei aus Lübben stammende Jugendliche wurden am Samstag Anzeigen wegen Volksverhetzung aufgenommen. Die 15‑, 16- und 17-Jährigen wurden erwischt, als sie Aufkleber und Flyer mit volksverhetzenden Inhalten im Stadtgebiet verteilten. Die Materialien wurden sichergestellt.
Autor: redax
Rechte Parolen skandiert
Am Samstag gegen 18.15 Uhr, skandierte in Birkenwerder, Unter den Ulmen, ein 38-jähriger Mann aus Rangsdorf verfassungswidrige Parolen. Er wal allein zu Fuß unterwegs. Die einschreitenden Polizeibeamten stellten fest, dass der Mann unter Alkoholeinfluss stand, ein Test ergab 2,39 Promille. Gegen den Mann wurde Anzeige erstattet.
Hennigsdorf — Im brandenburgischen Hennigsdorf am Oder-Havel-Kanal (Oberhavel) tut sich einiges. Nun sind die Besetzer_Innen eines Gebäudes der alten “Wäscherei” in Hennigsdorf schon den vierten Tag im Gebäude. Die Aussenfassade wurde weiß gestrichen, das Haus wird entrümpelt, Toiletten, Küche, Schlafräume wurden eingerichtet, es wurden schon erste Sanierungsarbeiten angefangen. Die Stimmung ist gut und die meisten Anwohner sind sehr solidarisch, Nazis machen sich trotz ihrer Gefährlichkeit Lächerlich. Ein kurzer Abriss der letzten vier Tage.
Am ersten Tag kamen erst nur mäßig Unterstützer_Innen ausserhalb von Hennigsdorf und die Polizei/ Stadt duldete erstmal die Besetzung.
Einen bisher andauernden Mobilisierungsschub von Unterstützer_Innen löste eine Angriffswelle abends gegen viertel zehn von etwa 30 Neo-Nazis, zum Großteil vermummt, mit Schlagstöcken und Leuchtspurmunition bewaffnet aus. Diese Angriffswelle dauerte bis zu einer dreiviertel Stunde an (in der sich auch die Polizei zurückzog und den Nazis ein rechtsfreien Raum im Kampf gegen Linke bot). Die Nazis hatten nicht mit dem starken Widerstand der Hennigsdorfer_Innen gerechnet und so zogen sie sich zurück, während es auf unserer seite keine Verletzten gab.
An dem Abend kamen unendlich viele Antifaschist_Innen nach Hennigsdorf um den Nazis nicht das neu-besetzte alternative Jugendzentrum zu überlassen. Die Stimmung war sehr gut, doch Nazis sah man am Mittwoch Abend nicht mehr. Das Aufgebot der Antifas wirkte auf die Bürger wohl sehr martialisch.
Dennoch lauerten Nazis einen vermeintlich Linken auf und prügelten die Person ins Krankenhaus.
Nur unsere Spreegeschwader-Gartencenter-Lieferwagen Fraktion konnte sich nicht im Zaum halten und wollte mit ihren Autos die Stadt neu vermessen.
Die Polizei zog irgendwann ihre Kräfte zurück und beschränkte sich auf Streifen.
Am Donnerstag waren wieder viele Untertützer_Innen da, nun bewachte die Polizei die Aus- und Eingänge, hatte aber nach eigenen Aussagen Schwierigkeiten links und rechts Äusserlich auseinander zu halten. Nachdem sie um die Mittagszeit herum das Gelände umstellt hatten und Räumung drohten zogen sie wieder zurück. Die Stadt ließ Sperren aufstellen die sie einen Tag später wieder entfernte. Interessanterweise trafen sich wieder die Nazis am “On the Streets”, angeblich sei ein Lauti der Nazis aus Mecklenburg da und angeblich auch Nazis aus Potsdam, Oranienburg und Neuruppin. Auf die unsrige Seite des “Bahndammes” kamen sie aber nicht und die Polizist_Innen sahen uns als das eigentliche Problem an und verniedlichten die Nazis als “die Anderen”.
Bis auf die übliche Autofahrerei der Nazis blieb aber alles ruhig, obwohl es angeblich immerwieder “Angriffsankündigungen” gab.
Am Freitag fanden einige Antifas den Namen “On the Streets” nicht mehr zeitgemäß, da trotz Dorfbuschfunk Angriffsankündigungen wieder nicht passierte. Sie sollten wohl als “On the cellar” oder “In the House” betitelt worden seien.
Als eine Gruppe von sage und schreibe Acht Antifas zum Hennigsdorfer Bahnhof ging Bemerkten sie halb im Tunnel drin eine etwa gleichgroße Gruppe “Autonomer Nationalisten” oder auch “Anti-Antifa”-Aktivistinnen und Aktivisten. Bevor man überhaupt an sie rankam waren sie auch schon wieder weg. Später waren noch ein paar Jugendliche des Conne Island da, die ihren unmut verbal zum Ausdruck brachten und heute inspizierten schon ältere Besucher desselbigen das Gelände…
Die Bevölkerung ist sehr solidarisch, findet größtenteils gut was getan wird, unterstützt finanziell, materiell und moralisch diese Besetzung. Migrantische Jugendliche sollen sogar zueinander gesagt haben: “Heut verprügeln wir zusammen mit den Punks die Scheiß Nazis!” pöbelten später aber unentschlossener Weise (vermutlich aufgrund fehlender Nazis) doch Linke, halb spasseshalber, an. Russische Aussiedler greifen auch nicht mehr offen Linke an. Es ist also meiner Meinung ein signifikanter Stimmungswechsel zu beobachten.
Dennoch sind in der teilweise temporär Nazibefreiten Zone Hennigsdorf immernoch die Nazis unterwegs und planen Aktionen gegen das Alternative Jugendzentrum. Eine ihrer letzten Ideen war eine Besetzung für ein “Nationales Jugendzentrum” usw usf.
Der Bürgermeister will das die Jugendlichen ohne großes Aufsehen einfach ihr Vorhaben aufgeben, damit sich angeblich die Verhandlungsbasis der Jugendlichen verbessere. Die Bevölkerung spricht von uns schon als “Nachbarn” und die Stadt habe es ja sowieso 15 Jahre lang zerfallen lassen…
Die Auseinandersetzung mit Polizei und Ordnungsamt ist zur Zeit so kooperativ und deeskalativ wie es nur geht, es wird teilweise polizeilich Interessierten der Besuch untersagt und Platzverweis geahndet oder vermeintlichen Antifas ihre Spielzeuge geklaut…
Ganz so langweilig ist es dennoch nicht und es wird dringend um Unterstützung gebeten. Also wenn ihr ein paar Stunden nichts zu tun habt FAHRT NACH HENNIGSDORF!!!
Gerüchtehalber soll es heut gar ein Konzert geben. Essen und Trinken könnt ihr mitbringen, braucht ihr aber nicht unbedingt…
Also unterstützt den Kampf für ein nazifreies Jugendzentrum in Hennigsdorf.
Naziterror gegen besetztes Haus
INFORIOT Seit dem Morgen von Mittwoch, dem 11. Juli, ist in Hennigsdorf die Alte Wäscherei besetzt. AktivistInnen der
Hennigsdorfer Antifaschistischen Initiative (HAI) wollen mit der Aktion ihrer Forderung nach einem alternativen Jugendzentrum Nachdruck verleihen.
Noch am Abend des Besetzungstages wurde das besetzte Haus von 30 bis 40
Neonazis angegriffen. Steine, Flaschen und Feuerwerkskörper flogen auf die BesetzerInnen. Diese reagierten erst panisch auf die Attacke, verteidigten sich dann aber — nach einer halben Stunde zogen die Rechten ab. Verletzt wurde glücklicherweise niemand. Erst nach dem Angriff tauchte die Polizei auf, obwohl sie durchaus informiert war. Zwei SympathisantInnen des besetzen Hauses wurden später am Bahnhof von Neonazis zusammengeschlagen. Am folgenden Donnerstag umstellte die Polizei das besetzte Haus, und versuchte die am Vorabend durch die Neonazis verursachten Schäden den BesetzerInnen vorzuwerfen. So schildert die HAI das bisherige Geschehen.
Die Alte Wäscherei ist ein seit vielen Jahren leer stehendes Gebäude. Schon seit langem weist die HAI auf den Bedarf nach einem unabhängigen, selbstverwalteten Jugendzentrum in Hennigsdorf hin — bisher ohne Erfolg. “Wir haben die Sache selbst in die Hand genommen”, kommentierte darum eine Sprecherin der Gruppe die Besetzung. Im Conny Island, dem einzigen Jugendklub der Stadt, sei es nicht einmal möglich, den Slogan “Gegen Nazis” auf Flyer für Veranstaltungen zu drucken. Man wäre dort gezwungen, im Namen des hauseigenen “Neutralismus” auch Neonazis auf selbst organisierte Veranstaltungen zu lassen. Bisherige Verhandlungen mit der Stadt über einen Treffpunkt seien bisher gescheitert.
Wie bitter notwendig ein Treffpunkt für alternative Jugendliche ist, wie berechtigt die Forderung danach ist, sollte schon anhand des Neonazi-Angriffs auf das besetzte Haus nachvollziehbar sei. In Hennigsdorf existiert seit längerem der Neonaziladen “On the Streets”, aus dem aus Sicht von AntifaschistInnen wiederholt Gewalttaten angedroht wurden. Für Szenekenner ist angesicht dieses Potenzials der Gewaltausbruch durch die Rechten nach der Besetzung keine Überraschung. Auch “Stolpersteine” zur Erinnerung Hennigsdofer Juden, wurden vor kurzem erst kurz nach der Verlegung von Unbekannten entfernt.
Auch in der zweiten Nacht nach der Besetzung rotteten sich nach Presseangaben Rechtsextreme zusammen — diesmal kam es jedoch zu keinen direkten Konfrontationen. Das Demokratische Jugendforum Brandenburg begrüßte inzwischen die Besetzung als große Chance für die Entwicklung demokratischer Kultur in der Stadt.
Am Donnerstag kam es zu ersten Verhandlungen zwischen BesetzerInnen und dem stellvertretenden Bürgermeister Martin Witt. Laut einer Pressemeldung sagte Witt, dass es von Seiten der Antifa die falsche Strategie sei, “die Stadt zu Lösungen nötigen zu wollen”. Er verlangte, dass die Besetzung abgebrochen werde — unter dieser Bedingung würde sich die Stadt um “eine Lösung” bis zum Jahresende bemühen. Die Antifa pochte auf ein konkretes Angebot und will bis dahin an der Besetzung festhalten. “Was wir bekämpfen, ist Gedankengut”, sagte Witt etwas kryptisch in Bezug auf die bisherige Jugendarbeit im Conny Island. Er sehe dort kein Problem mit rechtsextremen Jugendlichen, weil dort für alle BesucherInnen die gleichen Regeln gälten.
Die HausbesetzerInnen freuen sich nach eigener Aussage über Besuch von UnterstützerInnen: “Kommt vorbei und unterstützt die Leute vor Ort! Helft mit, den Freiraum zu gestalten.” Das Haus ist in der Parkstraße 14; nur fünf Minuten Fußweg vom S‑Bahnhof Hennigsdorf entfernt. Kontakt gibt es über die Telefonummer (0176) 265.676.79. Ein Radiointerview mit den BesetzerInnen dteht auf der Homepage von Radio Corax zum Download bereit. Ein kleiner Videobeitrag ist hier zu finden.
Prenzlau/Neuruppin — Gegen einen 23-jährigen Rechtsextremisten ist Anklage wegen versuchten Mordes an einem Inder im brandenburgischen Prenzlau erhoben worden. Er habe das Opfer aus fremdenfeindlichen Motiven am 20. April zusammengeschlagen, sagte die Neuruppiner Oberstaatsanwältin Lolita Lodenkämper. Zudem wird ihm vorgeworfen, zuvor einen Südamerikaner attackiert zu haben.
Gegen einen 25-Jährigen erging unter anderem Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung. Die Angriffe erfolgten laut Staatsanwaltschaft aus einer Gruppe heraus, die zuvor den Jahrestag des Hitler-Geburtstags gefeiert hatte.
Große Chance
Am 11.07.2007 haben Jugendliche und junge Erwachsene der
Hennigsdorfer Antifaschistischen Initiative (HAI) das seit langem
leerstehende Gebäude einer alten Wäscherei in der Innenstadt besetzt.
Das Demokratische JugendFORUM Brandenburg (DJB e.V. ) begrüßt das
Vorgehen der Initiative ausdrücklich. Das Engagement der Mitglieder
bietet der Stadt Hennigsdorf nun eine große Chance, die demokratische
Kultur in der Stadt zu stärken.
Die Besetzung ist eine Reaktion auf die seit langem bekannten,
geduldeten und über die Stadtgrenzen hinaus wahrnehmbaren Zustände in
der Stadt Hennigsdorf. Gerade im Bereich des Bahnhofs und der
Innenstadt ist das Stadtbild oftmals geprägt von rechtsextremen
Jugendlichen, die unschwer an zur Schau gestellten Symbolen der
rechten Szene zu erkennen sind. Übergriffe auf Ausländer und
alternative Jugendliche stehen auf der Tagesordnung. Der seit Jahren
etablierte rechte Szeneladen “On the Streets” dient dabei auch als
Anlaufpunkt für rechtsextreme Personen aus Hennigsdorf und Umgebung.
Das hohe Potential der rechtsextremen Szene in Hennigsdorf zeigte
sich dann auch in den spontanen und äußerst gewalttätigen Angriffen
von über 30 Rechtsextremen auf die Jugendlichen kurz nach der Besetzung.
„Bei diesen Zuständen ist es klar, dass es dringend nötig in der
Stadt ist, einen Ort zu schaffen indem Antifaschismus
selbstverständlich ist“, so ein Sprecher der Initiative. In der
Vergangenheit wurden seitens der Initiative viele Versuche
unternommen, einen geeigneten Ort in der Stadt zu finden, in dem
demokratische und antifaschistische Gedanken und Aktivitäten ihren
berechtigten Platz haben.
Die Bemühungen der Jugendlichen um einen solchen Ort, sind allerdings
vorerst gescheitert. Im bestehenden städtischen Jugendzentrum
“Konradsberg” wurde der Initiative untersagt auf einen Flyer “Gegen
Nazis” zu schreiben. Sie sollten ebenfalls dazu verpflichtet werden,
bei ihrer Veranstaltung Personen mit bekanntem rechtsextremistischen
Hintergrund einzulassen. Ein Mitarbeiter des Jugendzentrum wird
zitiert mit den Worten: “Wir haben hier im Haus Iraner, Russen sowie
rechte und linke Jugendliche — alle sind willkommen”. Dieser
scheinbare Pluralismus hat in den vergangenen Jahren in Brandenburg
in vielen Fällen zur Schaffung von Freiräumen für rechte Jugendliche
geführt.
Wer die Idylle stört, fliegt raus. Wer sich auf Antifaschismus und
Demokratie beruft hat es schwer. Die Akzeptanz und Toleranz von
rechten Jugendlichen in städtischen Jugendclubs ist eine Verfehlung
mit massiven Auswirkungen auf Sozialräume und das Klima in einer
Stadt. Die Initiative hat die einzig richtige Konsequenz gezogen und
versucht durch die Schaffung von Öffentlichkeit auf dieses Problem
hinzuweisen. Die Forderung nach einem eigenen Raum und die
kooperative Bereitschaft darüber mit der Stadt zu verhandeln sind
vorbildlich.
Das DJB ist seit 1990 in Brandenburg in der Jugendarbeit und als
Netzwerkstruktur vieler selbstverwalteter Projekte, Initiativen und
Jugendclubs aktiv. Es hat sich gezeigt, dass in Städten, die sich
positiv zu ihren alternativen Jugendlichen bekennen, ein
gesellschaftliches Klima der Toleranz und des Miteinanders existiert.
Es gibt einen konstruktiven Dialog und damit die Einbindung von
Jugendstrukturen in politische Gremien und Entscheidungsprozesse.
Positive Beispiele finden sich beispielweise in Strausberg, Bernau,
Potsdam oder Neuruppin.
Städte die ihr Problem mit rechtsextremer Dominanz in der Jugendszene
verharmlosen bzw. leugnen präsentieren sich als gefährliche Gebiete
für viele Menschen unserer Gesellschaft. Beispiele sind hier Schwedt/
Oder, Angermünde und Frankfurt/Oder. Ein Klima der Ausgrenzung sorgt
für Abwanderung und kulturelle Verarmung.
Dem Handeln nach „Gesetzeslage“ steht die Möglichkeit eines Handeln
der Nachhaltigkeit und Vernunft gegenüber. Die Jugendlichen in der
alten Wäscherei sind keine Chaoten, sondern Jugendliche und Bürger
der Stadt Hennigsdorf, die sich für ihre Freiräume und Interessen
engagieren. Dieses Potential zu nutzen und nicht zu unterdrücken wäre
ein beispielhafter Umgang im demokratischen Miteinander.
Die Stadt Hennigsdorf sollte die Hausbesetzung als Chance begreifen,
in einen Diskurs mit den Jugendlichen zu treten und gemeinsam
langfristige Strategien zu erarbeiten, die eine bunte Jugendkultur
fördern und das Erstarken von Ideologien der Ausgrenzung verhindern.
Die politischen und gesellschaftlichen Kräfte der Stadt sind nun dazu
aufgerufen und gesellschaftlich verpflichtet, die Jugendlichen ernst
zu nehmen, sie vor psychischen und psychischen Angriffen durch
Rechtsextreme zu schützen und diese Gelegenheit zu nutzen, den Dialog
und die konstruktive Auseinandersetzung mit aller Kraft zu fördern.
Beteiligung statt Politikverdrossenheit, Dialog statt Ausgrenzung und
Verantwortung statt Populismus ist das Erfolgsrezept.
NPD-Stand Frankfurt (Oder) 19.Mai
Anlässlich eines bundesweiten Aktionstages der NPD zum Gipfeltreffen der G8 bauten am 19. Mai 43 Neonazis aus mehreren Städten Ostbrandenburgs nacheinander zwei Infostände in Frankfurt (Oder) und Eisenhüttenstadt auf. Der für die Region zuständige Kreisverband Oderland der Partei nutzte den Tag in der Nachbereitung zum Abfeiern seiner derzeitigen Mitglieder- und Ausbreitungsbemühungen im Vorfeld der Brandenburger Kommunalwahlen Ende 2008.
Anlässlich eines bundesweiten Aktionstages der NPD zum Gipfeltreffen der G8 bauten am 19. Mai 43 Neonazis aus mehreren Städten Ostbrandenburgs nacheinander zwei Infostände in Frankfurt (Oder) und Eisenhüttenstadt auf. Der für die Region zuständige Kreisverband Oderland der Partei nutzte den Tag in der Nachbereitung zum Abfeiern seiner derzeitigen Mitglieder- und Ausbreitungsbemühungen im Vorfeld der Brandenburger Kommunalwahlen Ende 2008. So verfügt die Partei mit der mit der Durchführung des Infostands einhergehenden Gründung des „NPD-Stützpunktes Eisenhüttenstadt“ mittlerweile über fünf Kreisverbände, zehn Ortsverbände und drei NPD-Stützpunkte. Das beabsichtigte Bild einer in Brandenburg rasant an Aktivität gewinnenden NPD muss jedoch kritisch hinterfragt werden.
Die Infostände in Frankfurt (Oder) und Eisenhüttenstadt können jedenfalls kaum als Beweis für eine stärkere Verankerung der neonazistischen Partei vor Ort herhalten. Zwar gelang es über 40 Neonazis zu den Ständen zu mobilisieren. Aus den Städten selbst kamen jedoch nur eine reichliche Hand voll Personen. Vielmehr entpuppte sich der Aktionstag als kaum beachteter Wanderzirkus langjährig aktiver NPDler aus diversen Städten Brandenburgs. Mit dabei der Landesvorsitzende Klaus Beier aus Reichenwalde, die im Landesvorstand sitzende Manuela Kokott aus Storkow, der Kreistagsabgeordnete aus Oder-Spree, Lars Beyer, der Fürstenwalder NPDler Frank Odoy nebst diversem Anhang und der Eisenhüttenstädter Jan Weiß. Offenbar zum Schutz der Infostände waren leicht verspätet noch 15 Neonazis der 2006 schein-aufgelösten Neonazikameradschaft „Lausitzer Front Guben“ (LFG) per Bahn angereist. Am Frankfurter Infostand ließen sich über den Tag dann auch nur 8 Einheimische blicken. Darunter Roland Weiß, der aus Berlin zurückgekehrte André Werner, Mario Schreiber, Martin Kreusch und Björn Sielaff.
Der unter antifaschistischem Protest und enormer Polizeipräsenz komplett ausbleibende Besuch von BürgerInnen am Infostand der NPD ließ ihn letztenendes nahtlos in die bisher äußerst magere Bilanz der Aktivitäten des Frankfurter Ortsverbandes einordnen. So lassen sich in den vier Monaten seit seiner Reaktivierung lediglich nächtliche Flugblatt-Verteilaktionen in den Briefkästen der Neubaugebiete Neuberesinchen und Süd feststellen. Öffentliche Wahrnehmung – Fehlanzeige. Geändert hat sich mit dem neuen Ortsverband demnach kaum etwas. Ähnliches ist in Eisenhüttenstadt zu erwarten.
Im Auge muß jedoch weiterhin die zunehmende Unterstützung der NPD durch freie Kameradschaften behalten werden, durch die sich nun auch die “Lausitzer Front Guben” (LFG) hervortut. Bereits beim ersten NPD-Stand in Frankfurt (Oder), im April 2006, waren Aktivisten der LFG angereist. Die Neonazikameradschaft hatte sich aus Angst vor einem Verbot offiziell für aufgelöst erklärt ohne jedoch ihre Aktivitäten einzuschränken. Nach wiederholten Teilnahmen der Gubener an Veranstaltungen und Demonstrationen der NPD/JN scheint es inzwischen ein offenes Geheimnis, dass die LFG ihre Aktivitäten unter dem Dach der Brandenburger Jungen Nationaldemokraten (JN) fortsetzen wird. Für die derzeit in Brandenburg absolut bedeutungslose JN stellt das Kameradschaftssterben im Land die Chance dar. Und so müht sich der junge Sebastian Seidel aus Forst, der dem derzeit einzigen Brandenburger JN-Verband vorsteht, redlich um die Anwerbung freier Nationalisten. Zumindest in der Lausitz scheint er damit inzwischen recht erfolgreich zu sein. Anfang Juni verkündete er nach einem „Interessententreff“ den Eintritt von 16 Personen in die JN. Vielleicht bekommt die NPD so zukünftig auch wieder in Guben einen Fuß in die Tür.
[Dieser Text ist eine Vorabveröffentlichung und erscheint in der nächsten Ausgabe des Frankfurter Informationsblatts Recherche Output.]
Linke Jugendliche besetzen eine leer stehenden Fabrik in Hennigsdorf. Die Polizei lässt sie gewähren. Aber Nazis greifen das alternative Jugendzentrum noch an demselben Abend brutal an. Stadtverwaltung zeigt sich gesprächsbereit
Das brandenburgische Hennigsdorf hat seit Mittwoch ein neues Jugendzentrum — auch wenn das von der Stadt an den nördlichen Stadtgrenze Berlins so nicht geplant war. Die Hennigsdorfer Antifaschistischen Initiative (HAI) hat mit Schülern und Jugendlichen die seit Jahren leer stehende Wäschefabrik in der Nähe des Bahnhofs besetzt. Während die Polizei die Besetzer gewähren ließ, griffen Neonazis noch am Mittwoch das Haus an.
“Um 21 Uhr bekamen wir einen Anruf, dass sich etwa 30 bewaffnete Neonazis vom Bahnhof in unsere Richtung bewegen”, erzählt Anna Koch, Sprecherin der HAI. “Die Nazis begannen sofort mit Leuchtspurmunition auf uns zu schießen und Steine zu werfen”, so Koch. Die rund 30 verbliebenen Besucher hätten sich im Gebäude verschanzt. Erst als die Jugendlichen sich mit Flaschen und Steinen zur Wehr setzten, hätten sich die Rechtsextremisten zurückgezogen. Verletzt wurden glücklicherweise niemand.
Die Polizei sei schon nach dem ersten Nazialarm angerufen worden. Doch erst nach einer Stunde seien vier Beamten ohne Helme gekommen, kritisiert die Sprecherin. Die Polizei bestätigte gestern den Überfall auf das Jugendzentrum. Die Angreifer hätten sich noch vor dem Eintreffen der Polizei entfernt, heißt es in einer Mitteilung. Beamte hätten 15 Personen der rechten Szene in der Nähe angetroffen, deren Personalien festgestellt und ihnen Platzverweise erteilt.
“Der Angriff überrascht uns überhaupt nicht”, sagt Toni Peters vom Antifaschistischen Pressearchiv und Bildungszentrum in Berlin. Das rechtsextreme Spektrum in Hennigsdorf sei als äußerst gewaltbereit bekannt, nur habe es bisher an möglichen Angriffspunkten in der Umgebung gefehlt. “Durch den rechten Szeneladen On The Streets haben auch viele Neonazis aus dem Umland einen zentralen Bezugspunkt in Hennigsdorf”, so Peters.
Für die nächsten Tage rechnen die Besetzer mit weiteren Angriffen. Trotzdem wollen sie in dem maroden Haus bleiben. Die Stadtverwaltung zeigt sich gesprächsbereit. “Wir haben den Jugendlichen vorgeschlagen, den Besitzer des Hauses zu kontaktieren”, sagte der Hennigsdorfer Jugendbeauftragte Bernd-Udo Rinas. Auch bei einer internen Sitzung mit dem stellvertretenden Bürgermeister sei die Besetzung Thema gewesen.
“Wir waren schon lange auf der Suche nach einem Ort, um Partys und Konzerte mit antifaschistischem Anspruch zu veranstalten”, erzählt Anna Koch. Im bestehenden städtischen Jugendzentrum Konradsberg sei antifaschistische Jugendarbeit nicht möglich. Als ihre Gruppe dort im letzten Jahr eine Party feiern wollte, habe ihnen das Jugendhaus ausdrücklich untersagt “gegen Nazis” auf die Plakate zu schreiben, berichtet Koch. Zudem hätten sie auch Neonazis zur Party hereinlassen müssen. Seit Oktober habe die Gruppe erfolglos mit dem Jugendbeauftragten über ein eigenes Zentrum verhandelt. “Die Besetzung war für uns der letzte Ausweg”, fügt sie hinzu.
“Alle Formen von Extremismus finden bei uns keinen Platz”, entgegnet Bernhard Witt, Mitarbeiter des Jugendzentrums Konradsberg. Das Haus sei für alle Jugendlichen offen, nur verfassungsfeindliche Symbole aller Art seien verboten. “Wir haben hier im Haus Iraner, Russen sowie rechte und linke Jugendliche — alle sind willkommen”, so Witt.
Heute rückten gegen 13 Uhr Kräfte der Hennigsdorfer Polizei an und umstellten das gestern besetzte Haus in Hennigsdorf.
Das Haus wurde gestern von Nazis angegriffen. Die Polzei wirft den, durch die NAzis, verursachten Sachschaden den Besetzer_Innen vor.
Am 11. Juli wurde in Hennigsdorf ein lehr stehendes Gebäude durch die Hennigsdorfer Antifaschistische Initiative (HAI) und Unterstützer_innen besetzt. Die Forderung: „Her mit einem Alternativen Jugend Zentrum!“.
Heute rückten gegen 13 Uhr Kräfte der Hennigsdorfer Polizei an und umstellten mit 8 bis 10 Beamten das Gebäude. Die Insassen sind seit dem im Gebäude festgesetzt. Die Beamten werfen den Besetzer_Innen „Landfriedensbruch“, „Hausfriedensbruch“ und „Sachbeschädigung“ vor. Die Sachbeschädigungen am Haus wurde jedoch durch einen Angriff von rund 30 bis 40 Nazis am gestrigen Tag verursacht. Zu den Hauseigentümer_Innen konnte die Stadt bis dato keinen Kontakt aufnehmen und erhebt somit selbstgerecht den Vorwurf des „Hausfriedensbruchs“.
Mathias Kellner, ein Sprecher der Hennigsdorfer Antifaschistische Initiative, erklärte dazu: „Wir haben es satt mit der Stadt stets um ein alternativen Jugendclub zu verhandeln und letztendlich immer wieder vertröstet zu werden. Wir nehmen uns darum was uns zusteht. Wir machen dies nicht aus Egoismus! Wir führen diese Besetzung auch für all die, die nicht hier sein können und die täglich unter dem rechten Straßenterror hier in Hennigsdorf leiden.“.
Es ist absurd dass Neonazis ungestört in Hennigsdorf alternative Jugendliche angreifen können, die Polizei nichts unternimmt und uns, die Betroffenen des Übergriffes, einen Tag später so gar noch schikaniert. Es steht fest, dass dies in einer Analogie zum Agieren der Stadtverwaltung, den Betreiber_Innen des lokalen Jugendclubs „Conny Island“ und anderer Hennigsdorfer Akteure zu sehen ist, die lieber mit Nazis kungeln als Jugendlichen den Platz zur Selbstverwaltung einzuräumen. Es gilt darum weiter am Ball zu bleiben und der Stadt Hennigsdorf klar zu machen ohne ein AJZ in Hennigsdorf es auch keine Ruhe geben wird.
In diesem Sinne:
„deshalb nehmen wir uns heute was uns sowieso gehört
und es ist uns scheiss egal ob es euch da oben stört (…)
Unsre Häuser könnt ihr stehlen doch die Ideen bleiben frei
Da hilft euch eine Staatsgewalt und keine Polizei“
[Chaoze One – Kein Tag ohne]
Hennigsdorf: Zona Antifascista! – Keine schweigenden Provinzen!
Pressekontakt zu den Besetzer_Innen:
Hennigsdorfer Antifaschistische Initiative (HAI)
Mail: h_a_i@gmx.net
Tel: 017626567679
Vom 20.06. bis zum 03.07.2007 fand im Eisenhüttenstädter Kulturzentrum eine Veranstaltungsreihe zu den Themen moderner Antisemitismus und Israel statt. Insgesamt 30 Leute befassten sich mit verschiedenen Themen, wie z.B. der Geschichte Israels, dem Hintergrund des sog. “Palituch” und sekundärem Antisemitismus. Weiterhin sahen sie den Film „Paradise now“, mit anschließend kritischer Diskussion zu Selbstmordattentaten in Israel. Die unterschiedlichsten BesucherInnen erschienen zahlreich zu den einzelnen Informationsabenden, welche fast ohne Störungen verliefen. Einzig zwei Neonazis erschienen zum zweiten Abend, wurden jedoch schnellstens des Raumes verwiesen. Die Polzei nahm ihre Personalien auf.
Dieses Projekt war ein weiterer Schritt zur Sensibilisierung Jugendlicher für politische Realitäten und Probleme, sowie ein Beitrag zur Aufklärungsarbeit in Eisenhüttenstadt und Umgebung.
Aufgrund der positiven Resonanz werden derartige Veranstaltungsreihen in nächster Zeit wiederholt stattfinden.