Schöneiche (dpa/PNN). Die Polizei hat am Samstag ein Skinheadkonzert mit 60 Teilnehmern in Schöneiche (Oder-Spree) aufgelöst und Platzverweise ausgesprochen. Vier Teilnehmer aus der rechten Szene wurden in Gewahrsam
genommen, teilte die Polizei gestern mit. Zwei der Besucher, die zumeist aus Berlin stammten, leisteten Widerstand. Bei dem Einsatz wurden zwei Beamte leicht verletzt. Das Konzert war als “Geburtstagsfeier” deklariert. Für die Veranstaltung gab es keine Genehmigung.
Autor: redax
“Noel-Martin-Fonds” gegründet
POTSDAM — Rund siebeneinhalb Jahre nach dem rechtsextremistischen Anschlag
auf den britischen Bauarbeiter Noel Martin in Mahlow (Teltow-Fläming) ist am
gestrigen Montag der “Noel-und-Jaqueline-Martin-Fonds” gegründet worden.
Bildungsstaatssekretär Martin Gorholt unterzeichnete gestern Abend eine
Vereinbarung mit der Stiftung “Großes Waisenhaus zu Potsdam”, die den Fonds
künftig verwalten wird. Anfang des kommenden Jahres werde es ein Treffen mit
Trägern aus der Region um Mahlow geben, bei der es um die Ausgestaltung des
Fonds gehe, sagte ein Sprecher des Potsdamer Bildungsministeriums. Das Land
stellt für den Fonds knapp 25 600 Euro bereit.
Noel Martin war am 16. Juni 1996 lebensgefährlich verletzt worden, als
Jugendliche in Mahlow einen schweren Stein in eine Scheibe seines Wagens
schleuderten. Das Fahrzeug, in dem der farbige Bauarbeiter mit zwei
Arbeitskollegen saß, prallte frontal gegen einen Baum. Martin ist seither
vom Hals an abwärts gelähmt.
Die beiden Täter waren zu acht beziehungsweise fünf Jahren Haft verurteilt
worden. Zudem wurden sie verpflichtet, Noel Martin 255 750 Euro
Schmerzensgeld und eine monatliche Rente in Höhe von rund 500 Euro zu
zahlen.
Der “Noel-und-Jaqueline-Martin-Fonds” geht auf eine Verabredung zwischen
Noel Martin und dem ehemaligen brandenburgischen Ministerpräsidenten und
jetzigen Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) zurück. Noel Martin
hatte angekündigt, auch die von den Tätern gezahlte Rente in den Fonds
einzuzahlen. Mit dem Geld sollen Begegnungen brandenburgischer und
englischer Kinder organisiert werden. Die ersten Treffen zwischen
Jugendlichen aus der Region Mahlow und Birmingham haben bereits im
vergangenen Jahr stattgefunden.
Grünenchef in KW
Am Freitag, dem 12. Dezember, ab 10.30 Uhr, Am Nordhafen 12 ist der Bundesvorsitzende von Bündnis 90 / Die Grünen, Reinhard Bütikofer in Königs-Wusterhausen zu Gast. Er wird sich im Rahmen einer Besichtigung vor Ort über die praktischen Auswirkungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes informieren. Die Kraftwerksführung übernimmt der
Geschäftsführer der MVV-BioPower GmbH Herr Dr. Robert Greb sowie der Kraftwerksleiter Herr Schmidt.
“Sehr geehrte Antifa”
(Inforiot) Als Reaktion auf den Artikel der Antifa Erkner zu einem rechten Konzert in Schöneiche hat sich der Schöneicher Bürgermeister Heinrich Jüttner in einem offenen Brief an die Antifagruppe gewandt. Wir dokumentieren an dieser Stelle dieses Schreiben zusammen mit dem dazu gehörigen Polizeibericht. Das Konzert, um das es geht, fand am Samstag, dem 6.12. statt und wurde von der Polizei aufgelöst. “Ungefähr 50 offensichtliche Neonazis aus der Region Erkner-Woltersdorf-Schöneiche” waren unter den Gästen, als die lokale Band “Die wilden Jungs” auftrat, so die Antifa Erkner.
Sehr geehrte Mitglieder der Antifa-Gruppe,
vielen Dank für Ihr Engagament. Aufgrund Ihres Eintrags im Gästebuch der Gemeinde habe ich folgenden Eintrag vorgenommen:
Die Gemeinde Schöneiche hat den Jugendclub nicht den Neonazis zur Verfügung
gestellt.
Vielmehr hat ein Jugendlicher eine private Geburtstagsfeier beantragt und
für diese private Geburtstagsfeier einen Vertrag abgeschlossen. Der Leiter
des Jugendclubs hat dieser Nutzung zugestimmt, da er den Jugendlichen kennt.
Ein Konzert für Neonazis wurde nicht angemeldet und das wäre auch nie
genehmigt worden.
Die Gemeinde wurde wohl vorsätzlich belogen und sehr geschickt ausgetrickst.
Es ist in der Gemeinde üblich, dass Jugendliche private Feiern (Geburtstag,
Jugendweihe usw.) im Jugendclub durchführen können.
Heinrich Jüttner
Bürgermeister
Ich würde mich freuen, wenn Sie diese Darstellung zur Kenntnis nehmen würden
und nicht mehr den falschen Eindruck in der Öffentlichkeit vermitteln
würden, die Gemeinde hätte die Räume den Neonazis zur Verfügung gestellt.
“Geburtstagsfeier” in Schöneiche aufgelöst (LOS)
(Polizei Brandenburg) Am 06.12.03 sollte in Schöneiche ein Skinheadkonzert stattfinden. Die Polizeibeamten der Wache Erkner haben mit Hilfe eines Verkehrsbetriebes gegen 21:50 Uhr den Veranstaltungsort, einen ehemaligen Jugendclub in der Puschkinstraße, lokalisiert. Den “Glatzen”, Bomberjacken und Springerstiefel nach gehörten die ca. 60 zumeist männlichen Teilnehmer der rechten Szene an. Sie stammten überwiegend aus Berlin. Eine Genehmigung für die als “Geburtstagfeier” deklarierte Veranstaltung konnten die 21- bzw. 27-jährigen Schöneicher Verantwortlichen nicht vorweisen.
In der Folge wurden zügig MEGA-Kräfte aus dem Barnim, der MEGA des hiesigen Schutzbereiches und weitere Polizeikräfte aus Strausberg, Fürstenwalde und Frankfurt (Oder) herangeführt.
Konsequent wurde die Veranstaltung zur Gefahrenabwehr als beendet erklärt und den anwesenden Personen nach einer Identitätsfeststellung Platzverweis erteilt.
Dem kamen fast alle anstandslos nach. Ihre Abreise nach Berlin wurde durch Polizeibeamte und BGS begleitet. Vier Personen wurden in Gewahrsam genommen, weil sie dem Platzverweis nicht nachkamen. In zwei Fällen kam es zu tätlichen Widerstandshandlungen gegen die Polizeibeamten, dabei wurden ein Beamter und eine Beamtin leicht verletzt.
Angesichts der hohen Zahl rechtsextremer Gewalttaten fordert der Verein
Opferperspektive die Landesregierung auf, die Mittel für den Kampf gegen
Rechtsextremismus nicht weiter zu kürzen.
Die Opferperspektive hat im ersten Halbjahr 2003 mit 54 Angriffen im Land
Brandenburg eine gleich hohe Zahl rechtsextremer Gewalttaten wie im
Vergleichzeitraum 2002 registriert. Das Innenministerium hat für die ersten zehn
Monate dieses Jahres eine deutliche Zunahme rechtsextremer Gewalttaten verzeichnet.
Die Opferperspektive geht davon aus, dass sich die kurzfristig veröffentlichten
Zahlen des Innenministeriums durch Nachmeldungen noch erhöhen werden. Im Jahr 2002
hatte der Potsdamer Verein mit 121 rechtsextremen Angriffe 40 Gewalttaten mehr
verzeichnet als das Innenministerium.
“Trotz einer erhöhten Sensibilität der Polizei gibt es Beamte, die rechtsextreme
Angriffe immer noch als Cliquenrivalitäten abtun”, erklärt Judith Porath, Sprecherin
der Opferperspektive, die unterschiedlichen Zahlen. So hatten von sieben
Jugendlichen, die in Potsdam angegriffen wurden, nur zwei Anzeige erstattet. Zumeist
haben die Opfer kein Vertrauen in Polizei und Justiz. Die Opferperspektive will
deshalb mit Workshops in allen Landkreisen betroffene Jugendliche über ihre Rechte
und Möglichkeiten aufklären.
Trotz der Zunahme der Gewalt werden die Mittel für den Kampf gegen Rechtsextremismus
immer weiter zusammengestrichen. So sieht der Haushaltsentwurf 2004 eine Kürzung des
Handlungskonzepts Tolerantes Brandenburg vor. Auch der Opferperspektive drohen
drastische Einschränkungen: Um eine Bundesförderung zu erhalten, braucht der Verein
einen Zuschuss des Landes in Höhe von 40.000 Euro. Das zuständige Potsdamer
Justizministerium aber wollte sich auf eine Unterstützung bislang nicht festlegen.
Die Opferperspektive fordert die Landesregierung auf, durch eine klare Unterstützung
des Handlungskonzepts Tolerantes Brandenburg und der Opferperspektive ein Signal zu
setzen. “Angesichts der Zunahme rechtsextremer Gewalt kann es sich Brandenburg nicht
leisten, ausgerechnet bei den Opfern zu sparen”, so Vereinssprecherin Judith Porath.
Besen-Demo gegen Neonazis
Cottbus. Die Cottbuser wollen einen für den 13. Dezember geplanten Aufmarsch
von Rechtsextremen nicht hinnehmen. Mit einer Kundgebung unter dem Motto
“Bunt statt braun” sollen deshalb an diesem Tag Aktionen gegen Neonazis
stattfinden. Höhepunkt werde eine “Besendemo” sein, bei der auch der Trainer
von Energie Cottbus, Eduard Geyer, Oberbürgermeisterin Karin Rätzel, der
Schriftsteller Jurij Koch sowie der Regisseur Christoph Schroth mitmachen
wollen.
Weitere Informationen im Internet: www.cottbuseraufbruch.de
Rechtes Konzert in Schöneiche
Der Jugendclub in Schöneiche
Am 6. Dezember fand im städtischen Jugendclub in der Puschkinstrasse in
Schöneiche bei Berlin ein Konzert der Band “Die wilden Jungs” statt. An dem
Konzert nahmen ungefähr 50 offensichtliche Neonazis aus der Region
Erkner-Woltersdorf-Schöneiche und Berlin teil. Einige der dort anwesenden Nazis
hatten am selben Tag auch an der Nazidemo von Rudow nach Schöneweide teilgenommen. Gegen
23 Uhr räumte ein Polizeiaufgebot von etwa 20 Einsatzwagen und ungefähr 50
Polizisten den Jugendclub und beendete das Konzert.
Es gab hier die ersten mehrere Verhaftungen. Ungefähr 30 der anwesenden
Nazis machten sich mit der Tram 88 auf den Weg zum nahegelegenen S‑Bahnhof
Friedrichshagen. Mehrere Polizeiwagen begleiteten sie bis zum S‑Bhf. Dort kam es zu
weiteren Festnahmen, da die Nazis die Polizisten beschimpften und z.B.
“A.C.A.B.” riefen. Es wurden außerdem Lieder von Bands wie “Landser” gesungen.
Der Jugendclub ist bereits in der vergangenen Zeit als Treffpunkt für
Neonazis aufgefallen. Die nähere Umgebung des Jugendclubs ist mit Naziaufklebern
übersäht, was auf das Klientel hinweist. Die Band, die in dem Club auch ihre
Proberäume hat, fiel bereits durch Drohungen gegenüber alternativen
Jugendlichen und ihre offensichtliche Zugehörigkeit zur rechten Szene und ihr rechtes
Publikum auf. Dies scheint die Stadtoberen nicht zu stören. So spielten “Die
wilden Jungs” zuletzt am 13. Juni auf dem Heimatfest in Schöneiche als
Repräsentanten ihres Jugendclubs und ließen sich von den anwesenden Neonazis feiern.
An dem dreitägigen Fest im Juni diesen Jahres waren an jedem der Tage
mindestens 40 Nazis anwesend, die auch durch einschlägige Straftaten an diesen Tagen
auf sich aufmerksam machten.
Reisefreudige MHS-Nazis
INFORIOT Als sehr reisefreudig erwies sich in den letzten Wochen der “Märkische Heimatschutz” (MHS), eine überregionale Kameradschaft, die in Nordost-Brandenburg aktiv ist. So beteiligte sich nach Angaben von Antifas eine Abordnung des MHS am Samstag (6.12.) an der Nazidemo in Berlin-Rudow. Der 24 Jahre alte, aus Eberswalde stammende MHS-Anführer, Gordon Reinholz, war zudem als Redner vorgesehen. An der Demo für die Einrichtung eines “nationalen Jugendzentrums” in Berlin nahmen schätzungsweise 120 Rechte teil, etwa 450 Antifas protestierten.
Schon am vorangegangenen Mittwoch fanden sechs MHSler nach einer Meldung auf Indymedia den Weg nach Berlin. Sie waren als Besucher bei einer Diskussionsveranstalt zum Thema “Demokratie und Polizei” im Kulturverein “Brücke 7” (in Berlin-Schöneweide). Die MHSler — wieder dabei: Reinholz — fotografierten linke Jugendliche und hielten vor dem Laden eine Kundgebung ab. Thema der Neonazis auch diesmal: die “Schaffung nationaler Freiräume”.
Auch aus dem November sind einige MHS-Aktivitäten bekannt. So wurde zusammen mit der “Berliner Alternative Südost” — die Ausrichter der Nazidemo am Samstag — der zweite Jahrestag der Gründung des MHS gefeiert. Aus “Volkstänzen” und dem Auftritt eines Liedermachers bestand das kulturelle Programm, dem insgesamt 120 Nazis beiwohnten. Am Vortag des so genannten Volkstrauertags war der MHS in Halbe (bei Königs Wusterhausen) vor Ort, mit dem Bus angereist und Trauerkränzen ausgerüstet. Am Halber Soldatenfriedhof führten etwa 600 Nazis aus dem gesamten Bundesgebiet ein “Heldengedenken” für die dort in den letzten Tagen des zweiten Weltkriegs umgekommenen Nazisoldaten durch.
Der nächste öffentliche Auftritt des MHS steht am Samstag, dem 13. Dezember an. An diesem Datum wollen Nazis eine “Doppel-Demo” in Cottbus und Hoyerswerda abhalten. Als Redner soll neben unter anderem Christian Worch auch Gordon Reinholz auftreten. Antifaschistische Proteste sind geplant.
Streit um Kraftwerks-Geschäftsführer statt um die Sache / Einige Abgeordnete verließen aus Protest den Saal
Mit einem Eklat begann das zweite Treffen des Plessaer Aktionsbündnisses
gegen Rechts, das am Donnerstagabend zum zweiten Mal stattfand. An die 40
Personen waren ins Plessaer Kraftwerk gekommen, darunter auch etliche
Jugendliche. Die Veranstaltung wurde von einer öffentlich geführten
Auseinandersetzung um den Geschäftsführer der Kraftwerk Plessa gGmbH,
Hans-Joachim Schubert, dominiert. Anlass für die Gründung des
Bürgerbündnisses war ein rechtsradikales Skin head-Konzert im Kulturhaus
Plessa mit 300 Teilnehmern, das von der Polizei aufgelöst worden war — der
dritte Vorfall, bei dem sich Rechtsradikale Plessa als Versammlungsort
auserkoren hatten.
Noch bevor die beiden von der Amtsverwaltung eingeladenen Vertreter des
Mobilen Beratungsteams ihre Einführung zum Thema Rechtsextremismus geben
konnten, wollte der ehrenamtliche Bürgermeister von Plessa, Gottfried
Heinicke, eine Erklärung vorlesen, die insgesamt 13 von 17 Gemeindevertreter
unterschrieben hatten. Danach hatten die erschienenen Gemeindevertreter vor,
den Saal zu verlassen.
In dem offenen Brief der Gemeindevertreter wird die am 10. November von
Hans-Joachim Schubert initiierte Gründungsversammlung des Bürgerbündnisses
gegen Rechtsradikalismus als «ein medienwirksam inszeniertes Schauspiel»
bezeichnet, «um unser Dorf als rechtsradikale Hochburg in die Medien zu
bringen» . Die RUNDSCHAU und Elster-TV hatten über die Gründungsversammlung
des Aktionsbündnisses, an dem neben Plessaer Bürgern auch offizielle
Vertreter aus den Ämtern Plessa, Schradenland, Röderland, Elsterwerda und
Lauchhammer zugegen waren, berichtet. Schubert sei dafür verantwortlich,
dass Fernsehen und Presse bei diesem ersten Termin zugegen gewesen seien.
«Wir halten dies für unverantwortlich. Dieses Thema muss sensibel und nicht
derart populistisch behandelt werden» , heißt es weiter. Mit Herrn Schubert
könne und wolle man sich nicht an einen Tisch setzen. «Er schadet mit seinen
Unwahrheiten und In trigen sowie den unverantwortlichen Veröffentlichungen
in der Presse sowie im Elster-TV massiv dem Ansehen unserer Gemeinde Plessa»
, so die Unterzeichner. Insbesondere werfen die Gemeindevertreter Schubert
vor, dass er sie nicht persönlich eingeladen habe.
Dieser hingegen hatte erklärt, dass die beiden Bürgermeisterkandidaten
eingeladen worden seien, mit der Bitte, die Gemeindevertreter zu
informieren. Diese Bitte sei in der Einladung nicht enthalten gewesen, sagen
die Gemeindevertreter und bezichtigen Schubert deshalb der Lüge.
Gleichzeitig unterstreichen die Gemeindevertreter aber, dass sie bereit
seien, ihren Beitrag zu leisten, wenn es darum gehe, rechtsradikale
Zusammenkünfte zu vermeiden. So habe man die Entscheidung des Amtes, dem
Pächter des Kulturhauses zu kündigen, in der ersten Gemeindevertretersitzung
nach der Wahl unterstützt.
Beim uneingeweihten Publikum löste die Auseinandersetzung Kopfschütteln und
Empörung aus. Auch als Frank Werner, Gottfried Heinicke, Ruth Penther und
Carsten Schellschmidt demonstrativ den Saal verließen. Joachim Seidel,
Steffen Klotzsch und Alf Dietrich hingegen blieben.
«Ich kann die ganze Diskussion nicht verstehen. Wenn Ihr bei der letzten
Veranstaltung dabei gewesen wäret, dann hättet Ihr gehört, dass niemand
gesagt hat, Plessa ist eine rechtsradikale Hochburg» , sagte Sybille Krüger
an die Adresse der Gemeindevertreter. Hans-Joachim Schubert unterstrich
ebenfalls, dass man mit der ersten Veranstaltung gerade versucht habe
deutlich zu machen, dass Plessa kein rechtsradikales Dorf sei, sondern dass
die Bewohner dagegen etwas tun würden.
«Ich habe mich gefreut, dass Sie gekommen sind, aber Ihre Diskussion
entbehrt jeder Grundlage» , kommentierte Erich Opitz die Beiträge der
Gemeindevertreter. Ihre Enttäuschung brachte auch die Leiterin des
Ordnungsamtes des Amtes Schradenland, Silvia Petrenz, zum Ausdruck: «Ich bin
sehr enttäuscht, das passt nicht hierher. Wenn Sie gemeinsam an einem Strang
ziehen wollen, dann muss man über die Sache reden und nicht darüber, wer mit
wem nicht kann. Das hat einen unheimlich schlechten Eindruck gemacht.» Erwin
Gottwald vom Elsterwerdaer Ordnungsamt meinte nur: «Niveaulos.»
Sein Befremden brachte auch der Leiter der Elsterwerdaer Polizeiwache,
Karl-Heinz Apitz, zum Ausdruck: «Ich bin irritiert, ich kann nicht
nachvollziehen, was hier passiert ist» , sagte er. Gleichzeitig betonte er,
dass es Hinweise gäbe, dass die rechtsradikale Szene sich weiterhin in
Plessa und der Region etablieren wolle. Er bat um Verständnis, dass die
Polizei bei Veranstaltungen deshalb weiterhin Präsenz zeigen müsse.
Allerdings, so Apitz, stoße man bei der Bevölkerung dabei auf wenig
Verständnis.
Die ehemalige Gemeindevertreterin Bettina Weinhold, die sich von Frank
Werner (CDU) den Vorwurf gefallen lassen musste, sie habe in der vergangenen
Gemeindevertretersitzung die Gemeindevertreter kritisiert, zeigte sich
ebenfalls «äußerst enttäuscht, dass die Gemeindevertreter so reagieren. Das
ist nicht nachvollziehbar» , sagte sie. Sie stellte auch eine
unterschwellige Anschuldigung Frank Werners richtig. Warum Hans-Joachim
Schubert denn nicht schon beim zweiten Treffen der Rechtsradikalen in Plessa
auf die Idee gekommen sei, ein Aktionsbündnis zu gründen, wollte er wissen.
Bettina Weinhold stellte klar, dass Schubert bereits im Juni die
Gemeindevertretung auf das Problem aufmerksam gemacht habe und die
Gemeindevertreter sich einstimmig darauf geeinigt hätten, dass es nicht gut
sei, an die Öffentlichkeit zu gehen und man erst beim dritten Mal reagieren
wolle. «Es ist drei Mal passiert und wenn Hans-Joachim Schubert jetzt die
Initiative ergriffen hat, dann ist das richtig» , betonte Bettina Weinhold,
die außerdem forderte, die Dinge nicht unter den Tisch zu kehren.
Amtsdirektor Manfred Drews versuchte, die Wogen zu glätten. Es sei richtig,
dass die Geschichte öffentlich gemacht worden sei. Allerdings hätte man es
etwas eleganter machen können, sagte er. Fakt sei, dass die
Gemeindevertretung hinter dem Aktionsbündnis stehe. Allerdings müsse es auf
eine breitere Basis gestellt werden. «Die Vereine müssen mitmachen, die
Resonanz muss größer werden» , betonte Drews.
Was erst an diesem Abend öffentlich bekannt wurde: Unter den Besuchern des
Skinhead-Konzertes im Kulturhaus war auch ein Plessaer Gemeindevertreter.
Die Polizei hatte seine Personalien aufgenommen.
Rechtsextreme Gewalt nimmt zu
(MAZ) POTSDAM — Das Land Brandenburg verzeichnet nach Informationen der MAZ für
die ersten zehn Monate dieses Jahres einen 20-prozentigen Anstieg
rechtsextremer Gewalt. Bis Ende Oktober wurden nach Angaben der
Polizeipräsidien 82 rechtsgerichtete Gewalttaten registriert — 13 mehr als
im Vergleichszeitraum 2002 (69) und ein Delikt mehr als im gesamten
vergangenen Jahr (81). Die Polizei habe die Aufklärungsquoten von 72 und 75
Prozent in den Jahren 2002 und 2001 erheblich steigern können, betonte der
Sprecher des Innenministeriums, Heiko Homburg.
Gegenüber dem Vorjahr hat sich die rechtsextreme Gewalt nach Osten
verlagert. Im Polizeipräsidium Frankfurt (Oder) stieg die Zahl von 32 auf
42, teilte Behördensprecher Peter Salender auf Anfrage mit. Im
West-Präsidium nahmen die Gewaltdelikte bis Ende Oktober von 37 auf 40 zu,
so Potsdams Polizeipräsident Bruno Küpper.
Besondere Brisanz gewinnen die 82 Gewalttaten im Verhältnis zu den
Gesamtzahlen der Vorjahre. Bis Ende Dezember 2002 wurden 81 rechtsextreme
Gewalttaten registriert (2001: 87; 2000: 86; 1999: 71). Allein in den
letzten beiden Monaten 2002 wurden landesweit weitere zwölf rechtsextreme
Gewalttaten registriert.
“Das ist ein Niveau, mit dem wir nicht zufrieden sind”, kommentierte
Polizeipräsident Küpper den Zuwachs. Der Kampf gegen den Rechtsextremismus
könne jedoch personell kaum noch gesteigert werden. Schon jetzt würden pro
Woche 100 Beamte in diesem Bereich eingesetzt. “Damit sind wir am Limit.”
Besondere Herausforderungen stellen sich für beide Präsidien in
Südbrandenburg. Etliche Mitglieder der verbotenen Neonazi-Organisation
“Skinheads Sächsische Schweiz” versuchen seit Jahresbeginn, den Einfluss der
rechtsextremen Szene in den Kreisen Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz zu
stärken. Dabei kam es zu Konzertveranstaltungen mit teilweise mehreren
hundert Besuchern.
Ministerium, Präsidien und Schutzbereiche haben auf den Gewaltanstieg
bereits reagiert. Seit einem Treffen vor einigen Wochen hat die
Polizei-Spezialtruppe “Tomeg” ihre Präventionsarbeit weiter intensiviert, so
Homburg. Laut Salender wurden zusätzliche maßgeschneiderte Konzepte zur
Bekämpfung des Rechtsextremismus erarbeitet.