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Der Doppelmord an der 17-jährigen Antje Köhler und der anderthalbjährigen
Sandy Hoffmann aus Rosenfeld bei Torgau erregt auch fast neun Jahre nach der
Tat noch die Gemüter in der Region. Fieberhaft sucht die Polizei seitdem
nach dem Täter.
Und nachdem eine genetische Spur gefunden worden ist, versucht die Kripo mit
modernsten Methoden über einen DNA-Vergleich zum Erfolg zu kommen.
Ab 1. Juli bittet die Polizei nunmehr auch in Herzberg zur freiwilligen
Abgabe von Speichelproben und Fingerabdrücken von männlichen Personen der
Geburtsjahrgänge 1949 bis 1974., die ihren Haupt- oder Nebenwohnsitz im
Jahre 1994 in der Stadt Herzberg, in Arnsdorf, Borken, Buckau, Fermerswalde,
Friedersdorf, Gräfendorf, Löhsten, Mahdel, Osteroda, Ranisdorf und Züllsdorf
sowie in den dazugehörigen Ortsteilen hatten.
Die Ermittlungsbehörden sehen in der gesamten DNA-Reihenuntersuchung die
schon — ohne Erfolg — in Torgau, Dommitzsch und Schildau durchgeführt worden
ist, eine der letzten Möglichkeiten, den Mordfall an den beiden Mädchen zu
klären. Die durch die Untersuchung erhobenen Daten werden anonymisiert und
nach dem Abgleich mit dem vorhandenen Spurenmaterial bei
Nichtübereinstimmung vernichtet. Auch ein Abgleich mit anderen Datenbanken
wird nicht vorgenommen.
Herzbergs Bürgermeister Michael Oecknigk, der an einer gestrigen
Pressekonferenz der Polizei teilgenommen hat, sicherte den Ermittlern jede
Unterstützung der Stadt zu. So steht ihnen das Rathaus am Markt für die
Aktion vom 1. bis 4. Juli jeweils von 12 bis 18 Uhr, am 5. Juli von 9 bis 17
Uhr und am 6. Juli von 9 bis 15 Uhr zur Verfügung. Hierher werden die
betreffenden Personen auch mit Personalausweis oder Reisepass gebeten. Der
Marktplatz vor dem Rathaus wird zu den genannten Zeiten — außer
donnerstags — zum Parken frei sein.
Michael Oecknigk erklärte übrigens gegenüber der RUNDSCHAU, dass er selbst
bereits im Dezember 2002 in einer Untersuchung nach dem Zufallsprinzip in
seinem Haus entsprechend gecheckt worden sei. Natürlich auch auf
freiwilliger Basis.
BERLINER MORGENPOST
Neuruppin — Ein möglicherweise grober Fehler von Kriminalbeamten beim Verhör hat die Staatsanwaltschaft im Mordprozess Marinus Schöberl gestern überraschend in schwere Bedrängnis gebracht. Es droht sogar ein
Verwertungsverbot der polizeilichen Geständnisse der drei mutmaßlichen
Mörder im Prozess vor dem Neuruppiner Landgericht. Das haben die Verteidiger
der drei Angeklagten gestern beantragt. Begründung: Die Vernehmungsbeamten
der Kriminalpolizei in Prenzlau hätten gegen Vorschriften zum Schutz
jugendlicher Tatverdächtiger verstoßen. Den Eltern von Marcel Sch. und
Sebastian F. sei nicht erlaubt worden, bei den Vernehmungen ihrer unter
Mordverdacht stehenden Kinder dabei zu sein.
Für Rechtsanwalt Volkmar Schöneburg, der den mutmaßlichen Haupttäter Marcel
Sch. vertritt, ist der Fall klar: “Das ist Rechtsbruch, die Geständnisse
sind null und nichtig.”
Ein Formfehler mit möglicherweise weitreichenden Folgen für die Anklage. Vom
Mordvorwurf bei zwei der drei Angeklagten müsste die Staatsanwaltschaft
abrücken, wenn die Vorsitzende Richterin Ria Becher der Ansicht der
Rechtsanwälte folgen sollte. Dazu sollen am Freitag die beiden Väter gehört
werden. Vor Gericht hatten Marco Sch. (23) und Sebastian F. (18) bislang nur
eingeräumt, das spätere Mordopfer Marinus in Potzlow (Uckermark) geschlagen
zu haben, eine Tötungsabsicht jedoch abgestritten. Die Strategie der
Verteidiger ist klar: Marco Sch. droht bei einer Verurteilung wegen Mordes
eine lebenslange Haftstrafe, Sebastian F. muss mit dem Höchstmaß — zehn
Jahre Jugendstrafe — rechnen. Weitaus geringer wären die Strafen bei einer
Verurteilung wegen Körperverletzung.
Staatsanwältin Eva Hoffmeister war bislang davon ausgegangen, dass die
Angeklagten von Anfang an einen Menschen töten wollten. Und dafür gibt es
Belege in den polizeilichen Vernehmungen.
Das Dilemma der Staatsanwaltschaft: Zeugen für die Tat gibt es nicht, nur
die schriftlichen Aussagen der Angeklagten vor Gericht.
BERLINER ZEITUNG
Verhöre ohne Beistand der Anwälte
Verteidiger werfen Ermittlern schwere Fehler vor / Prozess um Potzlow-Mord fortgesetzt
NEURUPPIN. Eigentlich sollten am Dienstag beim Prozess wegen des Mordes an
dem 16-jährigen Marinus Schöberl die psychiatrischen Gutachten über die
Schuldfähigkeit der drei Angeklagten verlesen werden. Doch dann verzögerte
sich der Prozess im Landgericht Neuruppin, bei dem zwei Jugendlichen und
einem Erwachsenen vorgeworfen wird, Marinus in der Nacht zum 13. Juli 2002
in Potzlow schwer misshandelt und anschließend kaltblütig getötet zu haben.
Ihre Verteidiger erhoben am Dienstag schwere Vorwürfe gegen
Ermittlungsbeamte. Sie werfen den Polizisten Rechtsbruch vor.
Auswirkungen auf Urteil möglich
Volkmar Schöneburg, der Verteidiger des Hauptangeklagten, erklärte, dass den
Eltern seines Mandanten nach dessen Festnahme verweigert wurde, bei den
Verhören dabei zu sein. Das hätte die Polizei nicht verbieten dürfen, da
Marcel S. zur Tatzeit noch nicht volljährig war. “Nach einer Entscheidung
des Landesverfassungsgerichts haben die Eltern ein Recht darauf”, sagte er.
“Die jugendlichen Verdächtigen wurden behandelt, als wären sie erwachsen.
Das geht nicht.” Die Eltern — deren älterer, 24-jähriger Sohn Marco
ebenfalls an der Tat beteiligt war — hatten mehrfach vergeblich versucht,
auf der Polizeiwache mit ihren Söhnen zu sprechen. Den Festgenommenen sei
bei ihren ersten Verhören, in denen zwei von ihnen die Tat gestanden, auch
kein Anwalt zugebilligt worden. Schöneburg sagte, dass ein Geständnis, das
unter solch dubiosen Umständen entstanden sei, bei der Urteilsfindung nicht
verwertet werden könne. “Auch bei einem so schrecklichen Verbrechen müssen
die rechtsstaatlichen Prinzipien gelten”, sagte er. Noch dazu, wenn es keine
Zeugen gibt und die Aussagen der Täter entscheidend seien.
Sollten die Verteidiger mit ihrer Beschwerde erfolgreich sein, könnte das
Auswirkungen auf die Urteilsfindung haben. Die Staatsanwaltschaft geht davon
aus, dass die Angeklagten den Mord gemeinsam begangen haben, um zu
verdecken, dass sie Marinus zuvor stundenlang gequält hatten. Die
rechtsextremen Täter hätten ihr Opfer als “minderwertig” und “Jude”
beschimpft.
Die Verteidiger wollen nur die schriftlichen Erklärungen der Angeklagten vor
Gericht gelten lassen. Darin hatte der Haupttäter, Marcel S., geäußert, er
habe einen “Blackout” gehabt und den tödlichen “Bordsteinkick” allein
ausgeführt. Die Tat sei nicht geplant und die beiden anderen seien
überrascht gewesen. Die Mitangeklagten hatten nur zugegeben, Marinus gequält
zu haben. Nach Meinung der Verteidiger gab es kein “stillschweigendes
Einverständnis” der beiden zum Mord. Daher könnten sie nur wegen
Körperverletzung verurteilt werden. Die Strafen wären wesentlich geringer.
Dem großen Bruder droht bei einer Verurteilung wegen Mordes lebenslange
Haft.
TAGESSPIEGEL
Potzlow-Prozess: Verteidiger sprechen von Rechtsbruch
Eltern der Angeklagten durften bei deren Vernehmung nicht dabei sein
Neuruppin. Im Prozess um den Mord an dem 16-jährigen Marinus Schöberl hat
die Verteidigung mehreren Ermittlern Rechtsbruch vorgeworfen. Die Polizisten
hätten die Eltern der beiden jugendlichen Angeklagten von den Vernehmungen
ihrer Söhne ausgeschlossen, sagte Rechtsanwalt Matthias Schöneburg am
Dienstag am Rande des Prozesses am Landgericht Neuruppin. “Nach einer
Entscheidung des Landesverfassungsgerichtes ist den Eltern Jugendlicher aber
das Recht zu gewähren, bei der Vernehmung ihrer Kinder dabei zu sein.” Die
Eltern, die kurz nach der Festnahme ihrer Söhne mehrfach auf der Prenzlauer
Polizeiwache waren, seien stattdessen immer wieder nach Hause geschickt
worden.
“Ein Geständnis, dass unter solch dubiosen Umständen zu Stande gekommen ist,
kann nicht verwertet werden”, sagte Anwalt Volkmar Schöneburg, der den
Hauptangeklagten verteidigt. Sein Mandant hatte bei der Polizei umfassend
ausgesagt. Alle drei mutmaßlichen Mörder hatten zu Prozessbeginn
schriftliche Geständnisse abgelegt. Der 18 Jahre alte Hauptangeklagte und
sein 24-jähriger Bruder räumten ein, Marinus stundenlang gequält und dann
getötet zu haben. Der 18-jährige dritte Angeklagte räumte nur ein, an den
Misshandlungen beteiligt gewesen zu sein.
Weil die Verteidiger am zehnten Verhandlungstag beantragten, die Ermittler
und die Eltern der beiden 18-jährigen Angeklagten vor Gericht zu befragen,
verzögert sich der Prozess erneut. Die Vernehmung dieser Zeugen ist für
kommenden Freitag geplant. An diesem Tag sollten ursprünglich schon die
Plädoyers gehalten werden. Am 4. Juli — dem geplanten Tag der
Urteilsverkündung — wird voraussichtlich ein psychiatrischer Gutachter seine
Expertise über die Angeklagten vorstellen. Danach steht nach Angaben der
Vorsitzenden Richterin wegen des Urlaubs von zwei Schöffen eine größere
Pause an. Das Urteil wird nun für Mitte Juli erwartet.
LAUSITZER RUNDSCHAU
Verteidiger werfen Polizisten Rechtsbruch vor
Potzlow-Prozess: Eltern der mutmaßlichen Mörder von Marinus wurden von Vernehmung ausgeschlossen
Im Potzlow-Prozess um den Mord an dem 16-jährigen Marinus Schöberl hat die
Verteidigung mehreren Ermittlern Rechtsbruch vorgeworfen.
Die Polizisten hätten die Eltern der beiden jugendlichen Angeklagten von den
Vernehmungen ihrer Söhne ausgeschlossen, sagte Rechtsanwalt Matthias
Schöneburg gestern am Rande des Prozesses am Landgericht Neuruppin. “Nach
einer Entscheidung des Landesverfassungsgerichtes ist den Eltern
Jugendlicher aber das Recht zu gewähren, bei der Vernehmung ihrer Kinder
dabei zu sein.”
Die Eltern, die kurz nach der Festnahme ihrer Söhne mehrfach auf der
Prenzlauer Polizeiwache waren, seien stattdessen immer wieder nach Hause
geschickt worden. “Ein Geständnis, dass unter solch dubiosen Umständen zu
Stande gekommen ist, kann nicht verwertet werden”, sagte Anwalt Volkmar
Schöneburg, der den Hauptangeklagten vertritt. Sein Mandant hatte bei der
Polizei umfassend ausgesagt.
Alle drei mutmaßlichen Mörder hatten zu Prozessbeginn schriftliche
Geständnisse abgelegt (die RUNDSCHAU berichtete). Der 18 Jahre alte
Hauptangeklagte und sein 24-jähriger Bruder räumten ein, Marinus stundenlang
gequält und dann — ähnlich wie in einer grausamen Szene des Films “American
History X” — getötet zu haben. Der 18-jährige dritte Angeklagte räumte nur
ein, an den Misshandlungen beteiligt gewesen zu sein.
Aufgrund neuer Anträge der Verteidigung verzögert sich der Prozess weiter.
Am 4. Juli — dem geplanten Tag der Urteilsverkündung — soll jetzt ein
psychiatrischer Gutachter seine Expertise über die Angeklagten vorstellen.
Am letzten Donnerstag begann vor dem Neuruppin Amtsgericht der Prozess gegen zwei Nazis die Anfang März 2003 einen Schüler zusammengeschlagen hatten.
Siehe dazu Presseberichte vom ersten Prozess-Tag Täter sind offensichtlich der Neuruppiner rechten Szene zuzuordnen vom 25. Juni 03
Die Liste der Anklagepunkte war lang, alle im Zusammenhang mit der offensichtlich rechtsextremen Gesinnung der Angeklagten. Sie reichte vom Tragen verfassungswidriger Kennzeichen über Bedrohung bis zu schwerer Körperverletzung. Zwei Verhandlungstage waren dafür angesetzt
Maik D. (20) und Florian M. (16) sitzen ungerührt auf ihren Plätzen. Es ist zweifelhaft ob die beiden die Vorträge des Richter, des Staatsanwaltes und der Anwälte überhaupt verstanden. Zumindest Maik D. hat nachgewiesen einen IQ von knapp 50! Trotzdem sitzt er provokant mit einem „Masterrace Europe“- Pullover in der Verhandlung, die Arme mit Hakenkreuzen zu tätowiert. Auf der rechten Brust prangt ein 10x 10 cm großes Hakenkreuz — wohl in Anlehnung an den Film American History X.
Verhandelt wurden gleich drei Verfahren. Im Hauptverfahren ging es um den Überfall auf den 17- jährigen Schüler S. ( — Siehe dazu auch den auf Inforiot erschienen Bericht über den Überfall Naziübergriff auf 17-Jährigen in Neuruppin — Anwohner sahen minutenlang tatenlos zu vom 9. März 03 — ) und um das Zeigen des Hitlergrußes im DRK- Heim in Neuruppin.
Im Nebenverfahren war nur Maik D. angeklagt: wegen einer weiteren Körperverletzung und einem Angriff auf das Aussiedlerheim in Wittstock Anfang des Jahres. Damals warf D. mit einem Feldstein und vollen Bierflaschen mehrere Fensterscheiben von Aussiedlerwohnungen ein.
Beide Angeklagten waren geständig, der Jüngere ging sogar schon am Tag nach der Tat zur Polizei und stellte sich selbst- obwohl weder eine Anzeige aufgegeben war, noch in seine Richtung ermittelt wurde. Im Verlaufe des Prozesses war er derjenige, der Reue zeigte und seine Schuld eingestand. Maik D. hingegen provozierte Prozessbeobachter und war mehr mit seiner Schokomilch beschäftigt, als dem Verlauf zu folgen. Seine Pflichtverteidigerin musste ihm gleichzeitig die Worte des Richters simultan übersetzen. Auf die Frage ob er denn rechtsorientiert sei, antwortete er, dass die Taten nichts mit seiner politischen Einstellung zu tun hätten. Auch wurde er gefragt was denn eine „Scheißzecke sei“! darauf erwiderte er: „ Na, dit is son Linksradikaler der gegen Nazis is!“ Später war die „Zecke“ „…nen Typ mit langen Haaren und Schlaghose“!
Bei beiden Angeklagten fiel ihr erstaunlich gutes Gedächtnis auf. Sehr detailliert und präzise schilderten sie die Vorgänge am Abend des 3. März 2003. Wie sie den Schüler S. beleidigt und bedroht hatten, wie er vor ihnen flüchtete und wie sie ihn anschließend 10 min. verprügelten. Ihre Aussagen deckten sich mit dem was S. bei der Polizei zu Protokoll gab.
Bei der heutigen Urteilsverkündung wurden beide Angeklagte für schuldig befunden.
Maik D. bekam eine Strafe von einem Jahr 6 Monaten, sowie die Unterbringung in der Jugendpsychiatrie. Das Gericht ging dabei über die Anträge vom Staatsanwalt hinaus. Für den Angeklagten M. setzte das Gericht die einjährige Haftstrafe zur Bewährung aus. Des weiteren wird dieser 150 Arbeitsstunden leisten müssen und sich die nächsten drei Jahre an Bewährungsauflagen halten müssen. Das Gericht stufte ihn als „Mitläufer“ ein.
Beide nahmen das Urteil ohne jegliche Regung auf.
Auch wenn Nazis dumm wie Knäckebrot sind:
Schlagt die Faschisten wo ihr sie trefft!
NEURUPPIN Gestern wurden am Neuruppiner Amtsgericht zwei junge Männer im Alter von 17 und 20 Jahren, Florian M. und Mike D., wegen eines tätlichen Angriffs auf einen 17-Jährigen angeklagt. Die Täter gehören vermutlich der rechtsextremen Szene Neuruppins an.
Florian M. und Mike D. sollen den Schüler, der am Abend des 3. März 03 einen Freund besuchen wollte, in der Junckerstraße angegriffen haben. Ein Auslöser dafür war offenbar sein Aussehen, das die Zugehörigkeit zur linken Szene anzeigte. „Vermutlich waren lange Haare und die Kleidung Anlass genug, den Schüler zu attackieren und zu beschimpfen“, Dominique John von der Opferperspektive, einer Beratungsstelle für Opfer rechtsextremer Gewalt in Potsdam.
Die Angeklagten verfolgten den flüchtenden Schüler, zogen ihn hinter ein Auto und traktierten ihn mit gezielten Tritten und Schlägen gegen Kopf und Oberkörper. Das Opfer gibt an, dass die Misshandlung zehn Minuten gedauert haben soll. Die Täter beschimpften den Betroffenen als „Scheiß-Zecke“ und sollen ihm auch angedroht haben, ihn umzubringen. Der Schüler musste später mit Verletzungen wie Blutergüssen und Abschürfungen das Krankenhaus aufsuchen. Bleibende körperliche Schäden hat er nicht davongetragen. Der 17-Jährige stellte Anzeige wegen Körperverletzung.
Siehe dazu auch den auf Inforiot erschienen Bericht Naziübergriff auf 17-Jährigen in Neuruppin — Anwohner sahen minutenlang tatenlos zu vom 9. März)
Der jüngere der beiden Angeklagten, Florian M., stellte sich am nächsten Tag der Polizei. Bei anschließenden Hausdurchsuchungen der beiden Täter fanden die Beamten CDs mit verbotener rechtsextremistischer Musik. Beide Täter sind außerdem angeklagt, zu einem früheren Zeitpunkt nationalsozialistische Symbole gezeigt zu haben.
Am gestrigen ersten Verhandlungstag hatte Richter Gerhard Pries 15 Zeugen geladen, die jedoch nicht alle vernommen werden mussten. Beide Täter ließen sich vor Gericht umfassend ein. Am zweiten Prozesstag, der am Mittwoch, 25.Juni, um 9.15 Uhr im Amtsgericht stattfindet, wird noch ein weiterer Zeuge vernommen. Auch ein psychiatrisches Gutachten soll erstattet werden.
Beim Angeklagten Mike D. werden außerdem noch weitere Tatvorwürfe verhandelt: Er ist noch Delikten der Körperverletzung und Sachbeschädigung angeklagt. Unter anderem soll er einen Stein in ein Neuruppiner Aussiedlerheim geworfen haben.
MAZ
Auf offener Straße zusammengeschlagen
17-jähriger Schüler von zwei Jugendlichen überfallen – wegen des Aussehens
NEURUPPIN So schnell kann es passieren: Ein Jugendlicher mit langen Haaren, Kapuzenshirt und schwarzen, nicht zugebundenen Schnürsenkeln geht an einem Märzabend durch die Neuruppiner Junckerstraße. Das gefällt offensichtlich zwei anderen Jugendlichen nicht. Sie schlagen den Schüler mal kurz zusammen. Das ganze dauert nur etwa zehn Minuten. Doch die haben bei dem 17-jährigen Steffen einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.
Das ist nicht die einzige Tat, für seit gestern der 20-jährige Mike D. und der 17-jährige Florian M. vor dem Neuruppiner Amtsgericht stehen und über die sie freimütig berichten. „Nach seinem Aussehen zu urteilen, war das ein Linker“, sagte Mike D. – Grund genug für ihn zuzuschlagen. Doch eigentlich habe er nichts gegen Linke. Und auch die eintätowierten Hakenkreuze und Arme und Brust, Sieg-Heil-Rufe und Hitlergruß ließen nicht auf seine politische Gesinnung schließen, beteuerte der ehemalige Förderschule. Mike D. steht unter Betreuung und ist seit April diesen Jahres in den Ruppiner Kliniken untergebracht. „Rechts war ich noch nie so richtig“, meinte auch Florian M. Doch das Aussehen der beiden an jenem 3. März ließ Steffen schon nichts Gutes ahnen: „Die zwei kamen mir komisch vor.“ Bomberjacke, kurze Haare, hoch gezogene Hosen. Er wollte schnell an ihnen vorbei, sagte der Schüler gestern vor Gericht. Da wurde er auch schon von ihnen angemacht: „Bist wohl eine Scheißzecke?“ Einer hätte schon ausgeholt. Da war ihm klar, dass es ernst wurde. Steffen rannte weg. Florian M. hinterher, holte den Flüchtenden ein, stellte ihm ein Bein. Auf den am Boden Liegenden schlugen und traten Mike D. und Florian M. dann abwechselnd ein. „Scheißzecke, wir bringen dich um“, wurde gerufen. Er habe sich so zusammengekrümmt, dass sein Gesicht verdeckt war, sagte Steffen. Dann sei er an der Kapuze vom Bürgersteig auf die Straße herunter zwischen zwei parkende Autos gezogen worden. „Damit man uns nicht sehen konnte“, erklärte Florian M. diese Aktion dem Gericht. Als ein Anwohner aus dem Fenster rief, ließen die zwei von ihrem Opfer ab. Florian M hat sich zwei Tage später gestellt. Seit April lebt er in einem Jugendheim.
Steffen musste einen Tag im Krankenhaus bleiben. Die äußerlichen Verletzungen sind inzwischen verheilt, die blauen Flecke verschwunden. Was geblieben ist, ist die Angst. Damals habe er Todesangst gehabt, sagt der Schüler mit leiser Stimme. Und „heute habe ich mehr Angst als früher.“
Die Verhandlung wird am Mittwoch (25.Juni 03) fortgesetzt.
Erfolgreiches Wochenende
Vom 20. bis zum 22. Juni fand in Bernau das Antifa Weekend statt. Begonnen wurde am Freitagabend mit einer Infoveranstaltung zu “Rechten Strukturen in Bernau und Umgebung”. Die Veranstaltung wurde von etwa 60 Leuten
besucht. Es wurde in dem Vortrag auf die Ereignisse in der Vergangenheit eingegangen und die aktuelle Situation betrachtet. Photos und viel Bildmaterial veranschaulichten das Gesagte.
Zu Beginn tauchten zwei, dem rechten Spektrum zugehörige Personen auf, die den Wunsch hatten, unsere
Veranstaltung zu besuchen. Dies wurde ihnen verwehrt, denn sie waren ja gar nicht eingeladen (Außerdem wußten sie bestimmt sowieso Bescheid). Nach der Veranstaltung mit anschließender Diskussion, fand noch eine nette Party im
Dosto statt. Bei angenehmer Musik und leckerer Vokü konnten die Diskussionen fortgesetzt werden.
Am Samstag fand um 14 Uhr eine Demonstration unter dem Motto „Vielfalt statt Einfalt – Bernau bleibt nazifrei“ statt. Als die Demo nach einiger Verspätung endlich startete, war zu bemerken, dass die Polizei schon recht aggressiv war. Der Staatsschutz hat es sich nicht nehmen lassen, ein völlig
unverhältnismäßig großes Aufgebot zu stellen. Die Demo war mit 80 bis 100 Leuten eher etwas kleiner, dafür war die Stimmung umso besser. Zu ein paar Vorfällen kam es, als die NPDler Roy G. und Robert W. an der Demo auftauchten und fotografierten.
Das war nicht das erste Mal, da beim
ersten NPD-Infostand am 26.4., W. schon mal durch solch einen Auftritt auffiel. Dort verkleidete er sich mit Bomberjacke und Antifa Aufnäher und fotografierte die Antifas. Auf der Demo wurden währenddessen gute
Redebeiträge gehalten und zu den Nazitreffpunkten in der Stadt aufgeklärt.
Beim abendlichen Konzert spielte die Cottbusser Band “No Apathy”, die beim Publikum für eine nette Stimmung sorgten.
Als sportlicher Part des Weekends stand das „Antifa Streetball Turnier“ in der Halle der Gesamtschule auf dem Programm. Mit 13 startenden Teams war viel los und es fanden spannende Spiele statt. Bei netter Musik und von Flüchtligen
organisierter Vokü, hatten die 50 bis 60 Jugendlichen eine Menge Spaß. Für uns ein schönes Ende eines erfolgreichen Wochenendes.
Seminar zu Kommunikationsguerilla der JungdemokratInnen/Junge Linke Brandenburg
27. — 29. Juni 2003
Es gibt viele Aktionsformen, um politische Inhalte zu vermitteln oder Kritik
zu üben. An diesem Wochenende wollen wir uns mit den verschiedenen
Möglichkeiten des politischen Theaters und Kommunikationsguerilla
beschäftigen.
Neben der Auseinandersetzung mit bestehenden Konzepten ist vor allem die
eigene Kreativität gefragt. Ob in der U‑Bahn, im Park, im Einkaufszentrum
oder im Wohnzimmer der Eltern — überall und alles ist Theater.
Aber worauf muss ich achten, welche Wirkung, welche Konsequenzen können
öffentlichkeitswirksame Aktionen haben und welche Form ist für welches Thema
die richtige?
Das Seminar findet voraussichtlich in Räumen des AStA der TU Berlin statt.
Den TeilnehmerInnen wird rechtzeitig eine Anmeldebestätigung mit
Wegbeschreibung und Mitfahrgelegenheiten zugesandt. Im Seminarbeitrag sind
Unterkunft, Verpflegung sowie Seminarmaterial enthalten. Ihr zahlt für ein
Wochenendseminar 15,- EUR (Mitglieder 12,- EUR).
Anmeldung
JD/JL Brandenburg
Kopenhagener Straße 47
10437 Berlin
tel. 030–247 29 747
mail. post@jdjl-brandenburg.de
infos. www.jdjl-brandenburg.de
2003 erneut Waffenbörse
Auch im Jahr 2003 wird es wieder eine Waffenbörse in Potsdam geben. Am 11. und 12. Oktober findet die Veranstaltung nach Angaben der Branchenhomepage www.waffenboersen.com im Blauhaus in der Heinrich-Mann-Allee 103 statt. Im vergangenen Jahr wurde die Waffenschau von rund 50 AntimilitaristInnen gestört, im Vorfeld hatte sich der Brandenburger Landesverband der Grünen erfolglos um ein Verbot bemüht.
Ausländer beschimpft
Prenzlau (pm). Ein Indischer Staatsbürger wurde von Unbekannten sowohl
am Mittwoch als auch am Sonnabend als “Scheiß Türke” und “Scheiß Ausländer”
beschimpft. Die Beleidigungen kamen jetzt zur Anzeige.
Bernau: Antifa-Demo ohne Störungen
Bernau — Am Sonnabend fand im Zeitraum von 15:10 Uhr bis 17:15 Uhr im
Stadtgebiet Bernau ein linksgerichtete Demonstration unter dem Motto
“Vielfalt statt Einfalt — Bernau bleibt nazifrei!” im Rahmen des Bernauer
“Antifa-Weekends” statt. Ca. 50 Versammlungsteilnehmer, davon ca. 10
Personen der Berliner linken Szene nahmen teil.
Es wurden eine DKP- Fahne und 8 Transparente mitgeführt. Im Umfeld der
Demonstration wurden drei rechtsgerichteten Personen aus Gründen der
Gefahrenabwehr (eigene Sicherheit) Platzverweise erteilt, diesen wurde
nachgekommen.
Die Versammlung verlief ‑wie auch das Antifa-Weekend- störungsfrei.