Seit Monaten gibt es in der brandenburgischen Kleinstadt Fürstenberg Ärger im
  dortigen Heimatverein. Dessen Mitglied Uwe Jürgens war nicht nur mehrfach mit seiner
  extrem rechten Weltsicht unangenehm aufgefallen. Dem Arzt für Allgemeinmedizin
  scheint auch an der weitgehenden Übernahme des Vereins gelegen. Uwe Jürgens ist
  schon in den Achtzigern politisch aktiv gewesen: Als Leiter einer neonazistischen
  Wehrsportgruppe. 
  Für Empörung über den Fürstenberger Heimatverein hinaus sorgte Ende vergangenen
  Jahres eine von Uwe Jürgens verbreitete Broschüre »Vergangenheit — einmal anders
  gesehen«, die den rechtsextremen Geschichtsrevisionismus des Verfassers deutlich
  macht: »Einem Schüler ist dringend abzuraten, seinem Lehrer die hier abgehandelten
  Gedanken mitzuteilen: Als “Rechtsextremer” wäre seine Abschlussprüfung gefährdet.
  (…) Der Nebel alliierter Umerziehung lichtet sich, die von damaligen Feindstaaten
  eingesetzten Leute samt ihren Nachfolgern werden irgendwann abgewählt sein; und dann
  wird auch für unsere Jugend der Weg frei, zu erkennen, wer ehemals der Feind und wer
  der Urheber aller späteren Leiden und Verbrechen gewesen ist.« (1)
  Auch in den Heimatkalender des Vereins redigierte Jürgens, der Satz und Druck des
  Kalenders übernommen hatte, seine Sicht der Geschichte hinein. Da der
  Rechtsextremist schon drei Jahre zuvor wegen »umstrittener Äußerungen« aufgefallen
  war, kündigte der Vereinsvorstand im Dezember 2001 den Ausschluss Jürgens an. Doch
  auf das Ende von Jürgens” heimatlichen Aktivitäten warten die Vereinsmitglieder
  bisher vergeblich. 
Uwe Jürgens: Kein Unbekannter
  Uwe Jürgens war Anfang der Neunziger Jahre aus dem niedersächsischen Bergen bei
  Celle nach Fürstenberg gezogen. Der Umzug beendete vorläufig die Aktivitäten der
  noch heute als Verein eingetragenen Nothilfetechnischen Übungs- und
  Bereitschaftsstaffel (NÜB). Hinter dem nichtssagenden Namen verbirgt sich eine
  Wehrsportgruppe, als deren Leiter Jürgens fungierte. Die 1978 gegründete NÜB
  entwickelte sich »bis 1984 zu einer der größten Wehrsportgruppen der Bundesrepublik
  mit 40 Mitgliedern und einem weiteren Umfeld von über 200 Personen aus der
  neonazistischen Szene. (…) Zu seinem Fuhrpark gehörten 20–25 mit Funkgeräten
  ausgerüstete Fahrzeuge (…) Auf einem Grundstück in Suroide bei Bergen, welches
  Jürgens gehörte, fanden in den Jahren 1979 — 1987 regelmäßig die Wehrsportübungen
  der Nazis statt.« (2)
  Während dieser Zeit hatte Jürgens Kontakte zu Mitgliedern der heute verbotenen
  Wiking Jugend (WJ) und der ebenfalls verbotenen Aktionsfront Nationaler Sozialisten
  (ANS). Letztere waren vor allem in Hamburg aktiv, unter ihnen der noch heute
  bekannte Christian Worch. Seine damalige Vereinsführung beschrieb Jürgens so: »Bei
  uns im Verein, da gibt es natürlich keine Demokratie. Bei Wahlen und alles das, was
  nach dem Gesetz in einem Verein sein muß, das wird nur pro forma gemacht. Die letzte
  Entscheidung, die habe ich.« (3)
Heimatverein geentert
  Der offensichtlich überforderte Vorstand des Fürstenberger Heimatvereins hat
  inzwischen seinen Hut genommen. Anfang März erklärte der Vereins-Vorsitzende
  Korsinski sich außer Stande, einen Ausschluss gegen Jürgens wegen
  vereinsschädigenden Verhaltens zu erwirken. Zudem nahmen »einige jüngere Leute aus
  dem Raum Mecklenburg-Strelitz« an der Versammlung teil. Sie »baten auch um Aufnahme,
  hatten damit Stimmrecht«, berichtet die Märkische Allgemeine Zeitung vom 5. März.
  Die neuen Mitglieder seien eindeutig in den Kreis um Uwe Jürgens einzuordnen, so der
  ehemalige Vorsitzende zur MAZ.
  Auf der jüngsten Vereinssitzung am 20. April wurde nun ein neuer Vorstand unter dem
  Journalisten Herrn Ernst bestellt, Frau Jürgens ist zur Kassenwartin gewählt worden.
  Die Jürgens-Kritiker scheinen sich gänzlich aus dem Verein verabschiedet zu haben. 
Dieser Artikel stammt aus der Zeitschrift “Monitor”, die vom Antifaschistischen Pressearchiv Berlin herausgegeben wird. Autor: Ulli Jentsch.
1) Jürgens, Uwe: »Vergangenheit — einmal anders gesehen«.
 Fürstenberg o.J., S.3.
  2) Celler Antifa Nachrichten, Nr. 1/99, S.4.
3) stern vom 12. November 1981, S. 288.

