(MOZ, 28.4.) Teltow (ddp-lbg). Ein Asylbewerber aus Nigeria ist am Samstagabend in Teltow
beschimpft und geschlagen worden. Der 35-Jährige saß in einem Linienbus, als
eine Gruppe offenbar rechtsgerichteter Männer und Frauen einstieg, wie die
Polizei am Montag in Potsdam mitteilte. Zwei von ihnen beschimpften den
Asylbewerber, vier weitere schlugen ihn und traten ihm in den Rücken. Der
Mann konnte sich befreien und zum Busfahrer laufen, der den Bus stoppte und
die Polizei rief. Die Gruppe flüchtete in ein angrenzendes Wohngebiet.
Jahr: 2003
Noch keine Hinweise
(28.4.) Schwedt (ddp-lbg). Nach dem Übergriff auf einen Asylbewerber in Schwedt gibt
es noch keine Hinweise auf die Täter. Das sagte ein Polizeisprecher am
Montag auf Anfrage. Der 23-jährige Mann aus Sierra Leone war dort am
Donnerstag durch zwei Deutsche verfolgt, geschlagen und von einem Hund
gebissen worden. Der Mann sei jedoch unverletzt geblieben, weil das Tier in
seinen Schuh biss.
Die Kriminalpolizei geht von einem fremdenfeindlichen Motiv aus, sagte der
Sprecher. Es seien bereits mehrere Zeugen gehört worden. Nach derzeitigen
Ermittlungen sei der Afrikaner von zwei Haupttätern sowie dem Hund eines
dritten Mannes verfolgt worden.
Drei Polizisten verletzt — Täter wieder auf freiem Fuß
Fürstenwalde (ddp-lbg). Beim Einsatz gegen rechtsextreme Jugendliche sind im
ostbrandenburgischen Fürstenwalde drei Polizisten verletzt worden. Nach
Angaben eines Polizeisprechers vom Montag hatten vier junge Leute am
Wochenende im Stadtzentrum NS-Parolen wie «Sieg heil» skandiert. Als vier
Beamte vor Ort eintrafen und Platzverweise aussprachen, seien sie sofort und
grundlos angegriffen worden.
Die 17 bis 23 Jahre alten Männer und ein 15-jähriges Mädchen traten und
schlugen auf die Polizisten ein, sagte der Sprecher. Eine Beamtin und zwei
männliche Kollegen hätten sich unter anderem wegen Prellungen ärztlich
behandeln lassen müssen. Es handle sich aber nur um leichte Verletzungen.
Einer der Polizisten habe gerade noch ausweichen können, als einer der Täter
eine Bierflasche auf seinem Kopf zerschlagen wollte. Die Beamten hätten sich
mit Pfefferspray zur Wehr gesetzt.
Erst nach dem Eintreffen weiterer Funkwagen und der «Mobilen Einsatzeinheit
gegen Gewalt und Ausländerfeindlichkeit» (MEGA) seien die aus Fürstenwalde
stammenden Angreifer festgenommen worden. Sie seien einschlägig bekannt,
unter anderem wegen des Verwendens von NS-Kennzeichen sowie Raub und
Körperverletzung. Nach Angaben der zuständigen Staatsanwältin in Frankfurt
(Oder) seien alle wieder auf freiem Fuß. Sie hätten einen festen Wohnsitz,
es gebe keine Haftgründe, hieß es zur Begründung.
Etwa 50 Jugendliche hätten das Geschehen verfolgt, ohne einzugreifen, sagte
der Polizeisprecher weiter. Er rief diese Zeugen auf, sich zu melden und
auszusagen. Unmittelbar nach der Tat hatte den Angaben zufolge keiner der
«Zuschauer» etwas sagen wollen. Lediglich ein in Fürstenwalde lebender
Ausländer habe angegeben, dass er Schürfwunden davongetragen habe, ohne sich
näher äußern zu wollen.
Potsdam: Musikanlage nach Ruhestörung beschlagnahmt
(MAZ, 28.4.) Mehrere Beschwerden wegen ruhestörenden Lärms gingen bei der Polizei in der
Nacht zum Sonntag ein. Zeugen hatten auch rechtsverherrlichende Parolen
gehört. Bei Eintreffen der Polizei gegen 1.30 Uhr trafen die Polizeibeamten
sechs alkoholisierte Personen, darunter zwei weibliche, in der angegebenen
Wohnung im Wohngebiet Am Stern an. Der Alkoholtest ergab bei den 16- bis
27-jährigen Potsdamern Werte zwischen 1,45 und 2,37 Promille. Bei der
Sicherstellung der Musikanlage und aufgefundener CDs leistete der
Wohnungsinhaber (20) erheblichen Widerstand. Bis auf das 16-jährige Mädchen,
das seinen Eltern übergeben wurde, wurden alle anderen Personen zur
Unterbindung weiterer Straftaten in Gewahrsam genommen und Blutproben
angeordnet. Vier der Festgenommenen sind der Polizei aus verschiedenen
Ermittlungen bereits bekannt.
Potsdam-Mittelmark: Nigerianer beschimpft und geschlagen
(MAZ, 28.4.) Umfangreiche Ermittlungen führt die Polizei zum Verdacht der Volksverhetzung
und der gefährlichen Körperverletzung an einem nigerianischen Bürger. Der
35-Jährige, der als Asylbewerber in Berlin lebt, befand sich am
Sonnabendabend kurz vor Mitternacht im Linienbus “117” und fuhr von Teltow
nach Berlin. Auf der Fahrt stieg in der Potsdamer Straße eine größere Gruppe
von männlichen und weiblichen Personen, die dem äußeren Anschein nach der
rechten Szene zuzuordnen sind, ein. Etwa in Höhe Ruhlsdorfer Platz wurde der
Nigerianer von zwei Personen aus dieser Gruppe beschimpft und anschließend
von vier weiteren, ebenfalls aus dieser Gruppe, geschlagen und in den Rücken
getreten. Der Geschädigte konnte sich von den Tätern befreien und zum
Busfahrer (34) laufen. Dieser stoppte den Linienbus und verständigte über
seine Einsatzzentrale die Polizei. Die Gruppe verließ den Bus und flüchtete
vom Ruhlsdorfer Platz in das angrenzende Wohngebiet. Der Geschädigte erlitt
Gesichtsverletzungen, eine ärztliche Behandlung vor Ort lehnte er ab. Am Bus
entstanden Sachschäden.
Jüterbog (TF): Libanese angegriffen
(28.4.) Am Sonnabend kam es gegen 19:00 Uhr in der Bahnhofsvorhalle zu einem
fremdenfeindlichen Übergriff auf einen libanesischen Asylbewerber. Der
31-Jährige wurde von drei 18 bis 22 Jahre alten männlichen Personen
beschimpft und tätlich angegriffen. Dabei wurde er von einem Tatverdächtigen
mit einem Springerstiefel in die Hüfte getreten, so dass er zu Fall kam.
Anschließend erhielt er einen Faustschlag ins Gesicht.
Als der Mann flüchtete, wurde er durch die drei Personen verfolgt, wobei
einer ein Messer zückte und ein weiterer eine zerschlagene Bierflasche in
der Hand hielt. Dem Libanesen gelang es zu fliehen und die Polizei zu
verständigen.
Im Zuge der Fahndung konnten die drei alkoholisierten Personen in der
Wohnung eines Tatverdächtigen gestellt und vorläufig festgenommen werden.
Alle drei sind einschlägig polizeilich bekannt. Der Libanese erlitt leichte
Verletzungen. Die Kripo Luckenwalde hat den Fall übernommen.
Drei randalierende Männer aus Potsdam wurden am Montagabend in der Waldstadt vorläufig festgenommen. Die betrunkenen Täter (26; 30; 32) hielten sich gegen 22 Uhr in einem türkischen Imbissstand auf, wo sie mitgebrachtes
Bier tranken. Der Aufforderung des Standbetreibers, den Gastraum zu verlassen, kamen sie zunächst nach und bedrohten dort, vor dem Stand, vier Frauen.
Anschließend kehrten die Männer in den Gastraum des Imbiss zurück, wo sie den Betreiber ausländerfeindlich beschimpften und einer der Täter ihn angriff. Der 28-jährige Türke aus Berlin erlitt dabei leichte
Gesichtsverletzungen. Außerdem beschädigten die Täter die Einrichtung.
Durch eine der weiblichen Zeugen, die sich vor dem Stand aufhielten, wurde die Polizei verständigt, die vor Ort einen ersten Alkoholtest durchführte.
Die Promillewerte der Täter lagen zwischen 0,29 und 2,37. Alle drei Männer,die vorläufig festgenommen wurden, sind der Polizei durch einschlägige Ermittlungen bekannt. Die bei ihnen aufgefundenen Gegenstände, eine Klappmesser, ein Baseballschläger und eine Schreckschusspistole, wurden
sichergestellt. Die Ermittlungen zum Verdacht der Volksverhetzung und der Körperverletzung dauern an.
FÜRSTENBERG — Auf dem Weg zur Arbeit entdeckte Gedenkstättenleiterin Sigrid Jacobeit gestern früh, dass die Gedenktafel am Abzweig Straße der Nationen/Himmelpforter Landstraße beschmiert ist. Sofort meldete sie die Tat der Polizei, die dann umfangreiche Tatortsicherungen veranlasste und eine Anzeige aufnahm. Die Beamten ermitteln nun wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung und des Verdachts der Verunglimpfung Verstorbener.
Die Tafel wurde in mehreren Zügen mit rot-brauner Farbe besprüht. Als Tatzeit kommen wahrscheinlich der Montagabend beziehungsweise die Nacht zum Dienstag in Frage. Verfassungsfeindliche Symbole oder andere Aussagen fanden sich nicht an der Tafel. Sachdienliche Hinweise nimmt die Polizeiwache Gransee unter 03306/7 50 01 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.
Die Lagergemeinschaft Ravensbrück/Freundeskreis verurteilte gestern nach Bekanntwerden sofort die Schändung dieses Gedenksteins als infamen Anschlag auf das Andenken an die Opfer des Naziregimes. Der Gedenkstein war erst anlässlich der Gedenkfeierlichkeiten zum 57. Jahrestag der Befreiung des Frauen-Konzentrationslagers im Jahre 2002 eingeweiht worden. Er ist all den Häftlingen gewidmet, die die Zufahrtsstraße zum Lager bauen mussten. Die Initiative, an diesem Leidensweg einen Gedenkort zu errichten, kam von den Überlebenden selbst. Erst vor wenigen Tagen legten Ravensbrückerinnen und ihre Angehörigen anlässlich des 58. Jahrestages der Befreiung dort Blumen nieder und gedachten der Opfer.
“Diese Tat ist kein Markenzeichen von Fürstenberg und wird es auch nie werden”, sagte der Vorsitzende des Fürstenberger Fördervereins Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, Jürgen Appel. “Wir verurteilen das genauso wie die Farbanschläge auf das sowjetische Ehrenmal, die es gegeben hat. Unsere Gruppe “Tolerantes Fürstenberg” leistet viel Aufklärungsarbeit, kann aber nicht die Garantie übernehmen, dass so etwas überhaupt nicht passiert.”
OSTPRIGNITZ-RUPPIN Die Partei Rechtsstaatlicher Offensive, besser bekannt als Schill-Partei, will einen Kreisverband Ostprignitz-Ruppin gründen. Dies soll in den nächsten sechs Wochen geschehen, so Thomas Schulz, vom Landesverband der Partei ernannter Koordinator für die Kreise Ostprignitz-Ruppin und Prignitz. Ziel sei es, bei den Kommunalwahlen am 26.Oktober anzutreten und „in jedem Wahlkreis einen Kandidaten“ zu haben. Das gelte sowohl für den Kreistag als auch für die kommunalen Parlamente, sagte Schulz gestern. Die Partei Rechtsstaatlicher Offensive ist in der Region erstmals zu den Bundestags-Wahlen vergangenen September aufgetreten und hat um Mitglieder geworben. Im Kreis gibt es laut Schulz bislang acht Mitglieder. Er rechnet damit, nach der Parteiversammlung am 5.Mai in Neuruppin zahlreiche weitere gewinnen zu können. Der Kreisverband selbst werde wahrscheinlich nicht zu diesem Zeitpunkt gegründet, voraussichtlich aber noch vor der Sommerpause.
Überwiegend gelassen reagierten gestern Vertreter der übrigen Parteien auf das Auftreten eines neuen Mitbewerber. „Die sind keine Konkurrenz“, sagte zum Beispiel Joachim Behringer, Kreisvorsitzender der PDS.
Schill will die Mark erobern -
Kreisverband soll gegründet werden
OPR In Hamburg stellt sie den Innensenator, in Sachsen-Anhalt schaffte sie den Einzug ins Landesparlament nicht. Nun will die Partei Rechtsstaatlicher Offensive
die Dörfer der Mark erobern. Sie tritt zu den Kommunalwahlen im Oktober an.
Doch zuvor muss die vom früheren Hamburger Richter und heutigen Innensenator Roland Barnabas Schill gegründete Partei erst noch Kreisverbände gründen. Ein solcher soll auch in Ostprignitz-Ruppin entstehen, und zwar noch vor der Sommerpause. Eigens dazu hat der 180 Mitglieder starke Landesverband den in Eichstädt (Oberhavel) lebende Thomas Schulz abgeordnet. Der will regelmäßig den Kreis bereisen. Gestern war er in Herzberg, verteilte Flugblätter und hat nach eigenem Bekunden erste Kontakte geknüpft. Neben den bisher acht Parteimitgliedern habe er zehn Interessenten gewonnen und rechnet mit rund 25 Leuten, die zur Versammlung am 5. Mai, um 19 Uhr in die Neuruppiner Gaststätte „Zum Alten Fritz“ kommen. Dieser Termin diene der Information, die Kreisverbandsgründung soll später sein, so Schulz.
Bis dahin will er das Parteiprogramm bekannt machen. Anders als in Hamburg, wo Schill mit „Law and Order“-Themen 20 Prozent Wähler erreichte, sollen hier Familie und Soziales im Mittelpunkt stehen.
Die etablierten Parteien, denen Schulz das Leben schwer machen möchte, sehen es relativ gelassen. Eckhard Peters, Geschäftsführer der SPD-Unterbezirks, nannte es ein „demokratisches Grundrecht, eine Partei zu gründen“. Jeder der zur Kommunalwahl antrete, sei ein Konkurrent, doch wichtig sei die Auseinandersetzung mit deren Themen.
Auch die CDU-Kreisvorsitzende Sigrid Nau hat keine Angst vor Schill und seiner Partei, und schon gar nicht vor deren sicherheitspolitischen Forderungen. CDU-Innenminister Jörg Schönbohm mache eine „sehr gute Innenpolitik“ und leiste im Polizeibereich erfolgreiche Arbeit.
Der PDS-Kreisvorsitzende Joachim Behringer vermutet, die Partei Rechtsstaatlicher Offensive werde mit „populistischer Propaganda“ antreten. Die PDS aber werbe mit ihrem Programm um die Menschen.
Nach dem bereits am vergangenen Osterwochenende in Rathenow und Umgebung vermehrte Aktivitäten der regionalen Naziszenerie wahrgenommen werden konnten, die auch das verbreiten einschlägiger Propaganda beinhaltete,
setzte sich dies jetzt an diesem Wochenende exponential fort.
Ungefähr 220 Aufkleber, die in der Mehrheit den NS – Kriegsverbrecher Rudolf Hess glorifizierten, mehrere Spuckies die für Nazidemo am 1.Mai in Halle/Saale warben und 41 selbst angefertigte Plakate, die sich inhaltlich gegen den US-Präsidenten George Bush richteten, wurden am
Samstag und Sonntag im innerstädtischen Bereich Rathenows von Antifaschisten entfernt bzw. unkenntlich gemacht.
Antifaoffensive Westhavelland und Antifaschistische Front Rathenow
NPD-Aktion in Bernau massiv gestört
BERNAU Am Sonnabend wollte die NPD in Bernau den städtischen Markt dafür nutzen, ihre Propaganda unter die Leute zu bringen. Daraus wurde nichts. Der Infostand der rund 15 anwesenden Nazis wurde etwa vier Stunden lang von Antifas gestört, bis die Nazis um 13 Uhr abbauten und entnervt heimfuhren. Am Rande des Geschehens wurde ein Antifa von der Polizei vorübergehend festgenommen — was ihm vorgeworfen wird, ist bislang nicht bekannt.
Die zeitweilig bis zu 40 Antifas umlagerten den Stand permanent, und sorgten dafür, dass hunderte NPD-Flugblätter und ‑Zeitungen dort landeten, wo sie am besten aufgehoben sind: Im Müll. Mit Transparenten und hin und wieder eingestreuten Sprechchören wurden die NPDler bloßgestellt und vor den Bernauer MarktbesucherInnen lächerlich gemacht. Den Nazis blieb nichts anderes übrig, als sich hinter ihrem in einer Ecke eingekeilten Stand (thematischer Schwerpunkt: “gegen Sozialabbau für Deutsche”) zu verschanzen und hilflos und offensichtlich verunsichert die Initiative der Antifas zu beäugen. Die zahlenmäßig wenig präsente Polizei konnte nicht verhindern, dass der Infotisch der Nazis zweimal umgestoßen wurde und somit weitere NPD-Propaganda im Straßenschmutz landete. Ihre seit langem erste Aktion in Bernau entwickelte sich für die NPD zu einem Desaster.
Ein Anti-Antifa-Fotograf versuchte zwischenzeitlich die Nazi-GegnerInnen vor Ort zu fotografieren. Um unerkannt zu bleiben, hatte sich der Faschist linke Aufnäher mit Sicherheitsnadeln an die Bomberjacke geheftet — Die ungeschickte Tarnung flog schnell auf. Ein Polizist, der den erfolglosen Anti-Antifa aus der Menge lotste, sorgte für Erheiterung, als er den Antifas zurief: “Vermummt euch doch, wenn ihr nicht fotografiert werden wollt.” Der Nazi entledigte sich schließlich seiner Aufnäher und verbrachte den Rest der Aktion schmollend hinter dem Stand der NPD.