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Landeskirche für Nachbau der Garnisonkirche

Nach dem evan­ge­lis­chen Kirchenkreis Pots­dam hat auch die
Berlin-Bran­den­bur­gis­che Kirchen­leitung das Nutzungskonzept für den bis 2017
geplanten Nach­bau der Gar­nisonkirche befür­wortet. Eine zusätzliche
Entschei­dung der Lan­dessyn­ode werde nicht erwartet, teilte
Gen­er­al­su­per­in­ten­dent Hans-Ulrich Schulz gestern. Das Konzept biete
“angemessene und Weg weisende” Inter­pre­ta­tio­nen, heißt es in dem Beschluss.
Leit­spruch der Kirche solle nach dem Willen der Leitung der Evangelischen
Kirche Berlin-Bran­den­burg-schle­sis­che Ober­lausitz der Vers “Er wird Frieden
gebi­eten den Völk­ern” aus dem Buch des Propheten Sachar­ja sein. In dem rund
65 Mil­lio­nen Euro teuren Bauw­erk nach his­torischem Vor­bild sollen ein
inter­na­tionales Ver­söh­nungszen­trum und eine Stadtkirche ohne eigene Gemeinde
entstehen.

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Tafel erinnert an KZ-Häftlinge

(MAZ, 19.4.) BABELSBERG Eine pro­vi­sorische Gedenk­tafel, die an die 100 Häftlinge des
Pots­damer Außen­lagers des KZ Sach­sen­hausen erin­nert, wurde gestern auf dem
Cam­pus Grieb­nitzsee vor der Bib­lio­thek enthüllt. Die Ver­anstal­ter, der
Fre­undin­nenkreis des Sach­sen­hausen-Komi­tees, forderten ins­beson­dere die
Uni­ver­sität Pots­dam auf, sich mit der Geschichte des Gelän­des auseinan­der zu
set­zen. Die Pots­damer His­torik­erin Almuth Püschel mah­nte in ihrer Rede, das
KZ-Außen­lager habe wed­er in der Region­algeschichte, noch in der Potsdamer
Gedenkkul­tur Nieder­schlag gefunden. 

Öffentlich bekan­nt ist die Exis­tenz des Außen­lagers bere­its seit 1961, als
es in ein­er Broschüre des Sach­sen­hausen-Komi­tees erwäh­nt wurde. Seit 1969
wird es auch vom Inter­na­tionalen Such­di­enst in Bad Arolsen genannt,
erläutert Püschel. Hin­weise auf das Außen­lager fand die His­torik­erin Anfang
der 90er Jahre, als sie zur Entste­hung der Ufa in Babels­berg recherchierte.
In ihrem 2002 erschienen Buch “Zwangsar­beit in Pots­dam” wies sie auf das
Lager hin. In der vom Zen­trum für Anti­semitismus­forschung an der TU Berlin
her­aus­gegebe­nen Pub­lika­tion “Orte des Ter­rors — Die Geschichte der
nation­al­sozial­is­tis­chen Konzen­tra­tionslager” soll voraus­sichtlich im
kom­menden Jahr ein län­ger­er Beitrag erscheinen. 

Danach bestand das Außen­lager zwis­chen dem 1. Juli 1944 und März 1945 auf
dem Gelände des Zen­tralde­pots des Deutschen Roten Kreuzes. Wie Marek Winter
vom Fre­undin­nenkreis berichtet, ent­standen gegen Kriegsende in Berlin und
Bran­den­burg eine Vielzahl dieser so genan­nten Außenkom­man­dos, in denen die
Häftlinge zur Zwangsar­beit in der Kriegspro­duk­tion einge­set­zt wur­den. Im
Pots­damer Außen­lager ließ das Bau­un­ternehmen Polen­sky und Zöll­ner von
Häftlin­gen und ein­er nicht bekan­nten Zahl von Zwangs- und Fremdarbeitern
Luftschutzan­la­gen für das Per­son­al des DRK sowie die Babelsberger
Zivil­bevölkerung erricht­en, sagt Püschel. Herkun­ft und Schick­sal der
Häftlinge liegen weit­ge­hend im Dunkeln. Ein Insasse gab 1946 an, es habe
Über­griffe durch Wärter auf pol­nis­che, ukrainis­che und deutsche Häftlinge
gegeben. 

Püschel ver­mutet, das Vergessen sei durch die nach­fol­gende Geschichte
begün­stigt wor­den: Bis 1952 befand sich auf dem Gelände das Oberkom­man­do der
rus­sis­chen Stre­itkräfte. Später die Akademie für Staats- und
Rechtswis­senschaft, die im Kalten Krieg im schw­er zugänglichen Grenzgebiet
lag. Wie der Ref­er­ent des Rek­tors der Uni­ver­sität, Rico Jahnke, gestern
mit­teilte, plane die Hochschule, die Geschichte aller Stan­dorte umfassend
aufzuar­beit­en. Dann werde entsch­ieden, “wie der Opfer auf Dauer angemessen
und würdig gedacht wer­den kann” .

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Umbenennung vorerst gestoppt

(MAZ, 19.4.) ORANIENBURG Die Umbe­nen­nung der Reichen­bergstraße in Sach­sen­hausen wurde
gestern Abend vom Oranien­burg­er Haup­tauss­chuss zunächst zurück­gestellt. Der
bünd­nis­grüne Stadtverord­nete Hein­er Klemp übte mas­sive Kri­tik an dem
Vorschlag, die Straße nach dem ehe­ma­li­gen öster­re­ichis­chen Bundeskanzler
Kurt Schuschnigg zu benen­nen, der von 1941 bis 1945 im KZ Sachsenhausen
inhaftiert war. 

Schuschnigg sei ein aus­gewiesen­er Anti­demokrat und Anti­semit gewe­sen, so
Klemp. Als Innen­min­is­ter sei er 1933 dafür ver­ant­wortlich gewe­sen, dass in
Öster­re­ich so genan­nte “Anhal­te­lager”, unter anderem nach dem Vor­bild des KZ
Oranien­burg, errichtet wur­den. Der Poli­tik­er sei der Toten­gräber der ersten
öster­re­ichis­chen Repub­lik gewe­sen, auch wenn er später den Anschluss
Öster­re­ichs an Deutsch­land ver­hin­dern wollte und als “feindlich­er
Staats­mann” im KZ Sach­sen­hausen interniert wurde. 

Baus­tad­trat Frank Olters­dorf und Stadtverord­neten­vorste­herin Hilde­gard Busse
erk­lärten, dass der Namensvorschlag mit der Gedenkstätte Sachsenhausen
abges­timmt wor­den sei. Auch für den Kiefer­n­weg in Lehnitz solle es neue
Recherchen geben. Die Stadt will bei der Lan­des­denkmalpflege nach­hak­en, ob
es Ein­wände gegen die Umbe­nen­nung in Else-Wolf-Weg gibt. 

Bei ein­er Gegen­stimme stimmten der Haupt- und ‑Finan­zauss­chuss schließlich
mit den genan­nten Ein­schränkun­gen für die Straßenum­be­nen­nungsliste, die mehr
als 100 Namen in ganz Oranien­burg ein­schließlich aller acht Ortsteile
umfasst.

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Geschuftet im Heinkelwerk

(MAZ, 19.4.) LEEGEBRUCH Gedenk­feier zum 60. Jahrestag des Endes ein­er bru­tal­en Diktatur
gestern Mit­tag am Mah­n­mal in Leege­bruch. Der Bus mit pol­nis­chen und einigen
tschechis­chen ehe­ma­li­gen Häftlin­gen trifft mit Ver­spä­tung ein. Unter ihnen
auch der ehe­ma­lige Häftling des KZ Sach­sen­hausen, Georg Moty­low aus Gdansk.
Der jet­zt 80-Jährige war damals knapp 20 Jahre alt und Zwangsar­beit­er in den
Heinkel-Flugzeug­w­erken. Unter der Häftlingsnum­mer 48721, die er auch jetzt
an seinem Revers trägt. Er erlebt zum ersten Mal eine Gedenk­feier für
KZ-Häftlinge, die im Außen­lager Heinkel­w­erke in Leege­bruch tätig waren.
Moty­low gehörte zum ersten Zwangsar­beit­er-Tross von 300 Män­nern, der vom KZ
Sach­sen­hausen ins Heinkel­w­erk über­führt wor­den war. Er kann sich noch genau
an alles erin­nern. An die Keller­räume mit den Spinds, die Waschräume und die
dreistöck­i­gen Bet­ten, in denen sie geschlafen hat­ten. Sein Deutsch ist
ver­ständlich, nur ab und zu muss der Dol­metsch­er nach­helfen. Bürgermeister
Horst Eck­ert ist sofort mit dem außergewöhn­lichen Gast im Gespräch,
inter­essiert sich für seine Geschichte, die eng mit Leege­bruch verbunden
ist. Wie wurde Moty­low befre­it, kam er mit dem Leben davon? Auch er sei
unter jenen Häftlin­gen gewe­sen, die noch kurz vor Kriegsende auf den
Todes­marsch gen Nor­den ziehen mussten. “Zwölf Tage sind wir gelaufen. Bis
Schw­erin”, erzählt er. Dort erst waren die Häftlinge befre­it worden. 

Bürg­er­meis­ter Horst Eck­ert möchte noch nach­hak­en und sich länger mit dem
Gast unter­hal­ten. Auch Nor­bert Rohde von der Arbeits­gruppe Heimatgeschichte
im Kul­turvere­in ist am Gespräch des ehe­ma­li­gen Häftlings inter­essiert. Doch
der Bus­fahrer hupt bere­its ungeduldig, der Zeit­plan des Tages ist ohnehin
mächtig ins Schleud­ern gekom­men. Adresse und Tele­fon­num­mer wer­den schnell
aus­ge­tauscht. Man will sich nicht verlieren. 

In den Gedenkre­den sprach nicht nur Hans Rent­meis­ter, Gen­er­alsekretär des
inter­na­tionalen Sach­sen­hausen-Komi­tees, einen wun­den Punkt an: Er forderte
im Namen der ein­sti­gen Opfer, dass das Mah­n­mal nicht ein­er Beliebigkeit zum
Opfer falle. Es solle so wieder errichtet wer­den, wie es einst war — mit der
Bekrö­nung und der Beken­nung zur konkreten Geschichte. Dem wird vor­erst eine
jet­zt aufgestellte Infor­ma­tion­stafel gerecht. 

MAZ
19.04.05 ohvl 

Zu Tode geschuftet 

Gedenk­feier für die unzäh­li­gen Opfer des Außen­lagers “Klink­er­w­erk”

TIM ACKERMANN 

ORANIENBURG “Wenn wir im Lager über das Klink­er-Kom­man­do sprachen, packte
uns die Angst”, sagt Pierre Gouf­fault. “Denn der Tod schien dort auf uns zu
warten.” Gouf­fault hat das ehe­ma­lige Strafkom­man­do und Außenlager
“Klink­er­w­erk” als Häftling erlebt — und über­lebt. Am gestri­gen Tag erinnerte
der Präsi­dent des Inter­na­tionalen Sach­sen­hausen Komi­tees bei einer
Gedenkver­anstal­tung im ehe­ma­li­gen Klink­er­w­erk an die unzäh­li­gen Toten, die
das Außen­lager des KZ von 1938 bis 1945 forderte. 

Das Klink­er­w­erk gehörte zu den schlimm­sten Orten des KZ Sach­sen­hausen: Die
dort einge­set­zten Häftlinge schufteten sich teil­weise im Wochen­rhyth­mus zu
Tode. Mit den Ziegeln aus dem Klink­er­w­erk sollte Albert Speers
größen­wahnsin­niges “Germania”-Projekt, der gigan­toman­is­che Aus­bau Berlins,
real­isiert wer­den. Ab 1943 wurde das Klink­er­w­erk teil­weise auf die
Rüs­tung­spro­duk­tion umgestellt. 

Die grausige Geschichte des Werks lässt sich in der Doku­men­ta­tion “Steine
für ‚Ger­ma­nia′ — Granat­en für den ‚End­sieg′” nachempfind­en, die bei der
gestri­gen Gedenkver­anstal­tung wieder­eröffnet wurde. Die Veranstaltung
markierte zudem das offizielle Ende der Feier­lichkeit­en zum 60. Jahrestag
der KZ-Befreiung in Oranienburg. 

Noch ein­mal waren zahlre­iche Holo­caust-Über­lebende anwe­send, um auf dem
Klink­er­w­erk-Gelände ihrer ermorde­ten Kam­er­aden zu gedenken. “Es fällt mir
nicht leicht, diesen Ort zu besuchen, an dem die Stim­men der Toten zu uns
sprechen”, sagte Ilan Mor, der Gesandte des Staates Israel. Anschließend
wur­den auf einem Sock­el aus Ziegel­steinen Kränze für die ermordeten
Häftlinge niedergelegt. 

Auch Guy Chataigné aus Bor­deaux gedachte mit einem Blu­menkranz seiner
Kam­er­aden. Chataigné — dem ein eigenes Kapi­tel in der Doku­men­ta­tion gewidmet
ist — erzählte von den schreck­lichen Begeben­heit­en im Klink­er­w­erk. Er wurde
1943 von den Deutschen wegen sein­er Wider­stand­stätigkeit nach Sachsenhausen
ver­schleppt. Ab 1944 arbeit­ete er im Klink­er­w­erk als Taschen­träger für die
Granatengießerei. Eine gefährliche Arbeit, denn das heiße Met­all kon­nte aus
den Taschen spritzen und sich dann in die Haut bren­nen. Aus seinem Leid
befre­it, wurde der heute 81-Jährige erst am Ende des Todesmarsches. 

“Ich wün­sche Ihnen alles Gute für die Zukun­ft”, sagte Chataigné, als er sich
von seinen Zuhör­ern ver­ab­schiedete. Dass es eine Zukun­ft ohne Faschismus
sein möge, das war wohl allen Gästen der Gedenkver­anstal­tung ein
Herzenswunsch.

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Historische Orte sichtbar machen und erhalten

(MA/, 19.4.) FÜRSTENBERG Zum 60. Jahrestag der Befreiung trafen sich mehrere hundert
Über­lebende des ehe­ma­li­gen Frauenkonzen­tra­tionslagers in der Mahn- und
Gedenkstätte Ravens­brück, um diesen Tag gemein­sam zu bege­hen, der Toten zu
gedenken und mah­nend an die Ver­brechen des Nation­al­sozial­is­mus zu erinnern.
Zu Ehren dieser vie­len Frauen und Män­ner, die aus Europa, Israel, USA,
Kana­da, Aus­tralien und Südafri­ka angereist waren, fand am Son­ntag, 17.
April, die zen­trale Gedenk­feier auf dem ehe­ma­li­gen Lagergelände statt.
Einge­bet­tet war sie in eine Fülle von Ver­anstal­tun­gen an verschiedenen
his­torischen Orten, so zum Beispiel: die Eröff­nung der Open-Air-Ausstellung
“Wag­gon”, erst­ma­lig eine Gedenkver­anstal­tung auf dem Gelände des Jugend-KZ
und späteren Ver­nich­tungslagers Uck­er­mark, die Eröff­nung der Open-Air-
Ausstel­lung zu dem 1944 in Ravens­brück ein­gerichteten Zelt sowie der
Enthül­lung ein­er Gedenk­tafel der Lagerge­mein­schaft Ravensbrück/Freundeskreis
e.V. (LGRF) am Platz des ehe­ma­li­gen Zeltes, resümiert am Tag nach der
Gedenk­feier die Lagerge­mein­schaft Ravensbrück/Freundeskreis in einer
Pressemitteilung. 

Trotz dieser erfreulichen Verän­derun­gen sei es vie­len Über­leben­den wichtig
zu beto­nen, dass die Erhal­tung und Sicht­bar­ma­chung der his­torischen Orte von
her­aus­ra­gen­der Bedeu­tung sei, weshalb sie die Inte­gra­tion eines
Besucher­in­for­ma­tion­szen­trums als zen­tralem Bestandteil eines
Besucher­leit­sys­tems in die vorhan­de­nen Gebäude wün­schen. In einer
Unter­schriften­samm­lung wandten sich Über­lebende des KZ Ravens­brück an die
Stiftung Bran­den­bur­gis­che Gedenkstät­ten sowie an die Ver­ant­wortlichen der
Lan­desregierung Bran­den­burg und der Bun­desre­pub­lik Deutsch­land. Sie
unter­stützen darin die Forderun­gen des Inter­na­tionalen Ravensbrück-Komitees
zur Gestal­tung des ehe­ma­li­gen Lagerkom­plex­es und plädieren für die: 

— Kon­servierung der noch vorhan­de­nen baulichen Relik­te aus der Zeit der
Lager, wie die Lager­mauer, die Fun­da­mente des Häftlings­bades, der
Küchen­trak­te und der Baracken, 

— Ent­fer­nung aller Über­bau­un­gen des ehe­ma­li­gen Lagerkom­plex­es aus der Zeit
nach 1945, 

— Erforschung, Gestal­tung und Kennze­ich­nung des südlichen Teiles des
Frauen­lagers, des Män­ner­lagers, des Siemenslagers und des Jugendlagers
Uckermark, 

— Ein­beziehung des gesamten KZ-Kom­plex­es in die Mahn- und Gedenkstätte
Ravensbrück/Stiftung Bran­den­bur­gis­che Gedenkstätten. 

Die Lagerge­mein­schaft Ravensbrück/Freundeskreis hat­te bere­its am Wochenende
gefordert, dass die Über­bau­un­gen auf dem Gelände des ehe­ma­li­gen Mädchen-KZ
und späteren Ver­nich­tungslagers “Uck­er­mark” ent­fer­nt, die Relik­te des Lagers
erforscht und die “Uck­er­mark” als Gedenkstätte der Stiftung anerkan­nt wird
(MAZ berichtete).

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Wunden, die nur schwer vernarben

(MAZ, 19.4.) FALKENSEE Sig­urd Syversen (84) ist zurück­gekehrt an diesen Ort. Mehr als 60
Jahre sind seit­dem ver­gan­gen, da er mit der ersten Gruppe norwegischer
Zwan­gar­beit­er nach Staak­en und Falkensee gekom­men war. Die SS hat­te ihn aus
dem Konzen­tra­tionslager Sach­sen­hausen zur Lei­har­beit abkom­mandiert. Zusammen
mit anderen Häftlin­gen sollte er für die Demag, die Deutsche Maschi­nen AG in
Falkensee, Barack­en für ost€päische Zwangsar­beit­er erricht­en, die dort
für Nazideutsch­land im Akko­rd Panz­er und Muni­tion zu pro­duzieren hat­ten. “In
den ersten vier Monat­en zählten wir bere­its 31 Tote”, daran erinnerte
Syversen gestern im Geschichtspark, der vor zehn Jahren eben dort angelegt
wor­den war, wo sich einst das berüchtigte Außen­lager befun­den hat­te. Unter
den Toten war auch Syversens eng­ster Jugend­fre­und. Nar­ben, die sich nie
gän­zlich schließen werden. 

An solchen Ver­wun­dun­gen lei­den alle Über­leben­den des Konzentrationslagers
Sach­sen­hausen oder eines sein­er Außen­lager. Gestern waren wohl an die
hun­dert aus Nor­we­gen, Frankre­ich und Deutsch­land nach Falkensee gekom­men, wo
sie Bürg­er­meis­ter Jür­gen Bigalke (SPD) mit bewe­gen­den Worten empfing:
“Fran­zosen und Nor­weger, aber auch Bel­gi­er, Nieder­län­der, Dänen, Polen,
Russen, Ukrain­er, Spanier, Tschechen, Griechen und Deutsche, ja ganz Europa
musste hier lei­den”, sagte Bigalke und mah­nte: “Auch nach 60 Jahren ist es
wichtig daran zu erin­nern, was Men­schen einst Men­schen ange­tan haben.” Dies
müsse immer wieder von neuem for­muliert wer­den, zumal seit dem Ende jenes
unsäglichen Krieges kein Tag ver­gan­gen sei, da nicht Men­schen ihre
Men­schen­brüder unter­drückt und umge­bracht hätten. 

Während der Gedenkver­anstal­tung am Mah­n­mal im Geschichtspark, an der neben
ehe­ma­li­gen Häftlin­gen auch gut hun­dert Bürg­er der Region teilgenommen
hat­ten, enthüllte der Nor­weger Sig­urd Syversen namens des norwegischen
Vere­ins der poli­tis­chen Gefan­gen 1940–1945 sichtlich bewegt eine weitere
Gedenk­tafel. Sie trägt die Inschrift: “Ehe­ma­lige nor­wegis­che Gefan­gene der
Lager Staaken/Falkensee ehren ihre Land­sleute und danken diesen, die in den
Jahren von 1943 bis 1945 im Kampf gegen Unrecht und Nation­al­sozial­is­mus mit
dem Leben büßen mussten.” Ges­tiftet wurde die Tafel von der norwegischen
Botschaft. Botschafter Bjørn Tore Godal, Mil­itärat­taché Oberst Svein Arndal
sowie Even Enge, Direk­tor im Mil­itärde­parte­ment Oslo, legten ein prächtiges
Gebinde aus leuch­t­end blauem Rit­ter­sporn und weißen Rosen nieder. Gebinde
stifteten auch die Botschaft Frankre­ichs, die Stadt Falkensee, der Landkreis
Havel­land, PDS und VdN-Kam­er­aden … Auch Michael Reimann aus Zeesen war
gekom­men — jüng­ster Sohn des im KZ-Außen­lager Falkensee internierten
deutschen Antifaschis­ten Max Reimann (1898–1977). Karl Sten­zel war einer
sein­er Wegge­fährten. Sten­zel hat­te das so genan­nte Dritte Reich nur in
dessen Gefäng­nis­sen erlebt. Nach sechs Jahren Zuchthaus war der
Jungkom­mu­nist aus Leipzig als Vorar­beit­er nach Falkensee kom­mandiert worden.
Gestern führte den fast 90-Jähri­gen der Weg an jene Stätte, wo er vor 60
Jahren, am 26. April 1945, endlich den Schritt in ein freies Leben vollzog.

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Molotow-Cocktails flogen auf Antifa-Bühne

Zwei 22-Jährige müssen sich wegen ver­sucht­en Mordes
oder Bei­hil­fe vor dem Pots­damer Landgericht verantworten

(MAZ, 19.4.) POTSDAM “Alarm!” Es war am 14. Juli 2001, nachts gegen 3.45 Uhr, als Lars P.
aus dem Schlaf schreck­te. Eigentlich hat­te er sich vorgenom­men, unbedingt
wach zu bleiben — er und seine Fre­unde woll­ten auf eine Bühne aufpassen.
Dafür waren sie extra zur Fes­t­wiese nach Königs Wusterhausen
(Dahme-Spree­wald) gekom­men. Am näch­sten Tag sollte hier ein
anti­ras­sis­tis­ches Ope­nair-Fes­ti­val stat­tfind­en. Aber das wirk­lich etwas
passieren würde, damit rech­neten sie nicht. 

Nun aber loderten genau neben dem 18-Jähri­gen Flam­men — ein Molotow-Cocktail
war auf die Bühne gewor­fen wor­den, mehrere flo­gen daneben. Zum Glück gelang
es Lars P. und seinen Fre­un­den, die bren­nende Flüs­sigkeit mit ein­er Decke zu
löschen. Der Schreck aber blieb — bis heute. 

Gestern begann vor der Jugend­strafkam­mer des Pots­damer Landgerichts der
Prozess gegen zwei der mut­maßlichen Brand­s­tifter: Sebas­t­ian D. und Jeaninne
P., bei­de 22 Jahre alt. Sebas­t­ian D. ist angeklagt wegen ver­sucht­en Mordes,
ver­suchter Sachbeschädi­gung und Ver­stoß gegen das Waf­fenge­setz. Die junge
Frau muss sich wegen Bei­hil­fe zum Mord ver­ant­worten. Sie soll sich außerdem
in der Nacht zum 30. Juli 2001 erneut an einem Bran­dan­schlag mit
Molo­tow-Cock­tails auf ein Wohn­wa­gen­lager von Sin­ti und Roma in Wildau
beteiligt haben. Die Ver­hand­lung fand wegen des rechtsextremistischen
Hin­ter­grun­des unter stren­gen Sicher­heitsvorkehrun­gen statt. Besuch­er wurden
peni­bel durch­sucht und mussten Taschen und Handys abgeben, 

Jean­nine P., eine zier­liche junge Frau mit lan­gen schwarzen Haaren und
großen dun­klen Augen, leugnet ihre Beteili­gung auf den Büh­nenüber­fall nicht:
“Ich habe das Tat­fahrzeug gefahren, aber nicht gewor­fen.” Die Idee sei durch
irgen­deinen dum­men Zufall ent­standen: Man habe sich im “Schwarzen Adler” in
Eich­walde getrof­fen, ein­er habe in der Zeitung von dem Antifa-Konzert
gele­sen. Da hät­ten sie sich zu viert auf den Weg gemacht, um das
Antifa-Konz­ert zu verhindern. 

Auch Sebas­t­ian D. weiß ange­blich nicht, wie es zu der Verabre­dung kam.
Zumin­d­est aber gibt er zu, dass er selb­st eine Brand­waffe gebastelt und
gewor­fen hat. Erst im let­zten Moment habe er wahrgenom­men, dass auf der
Bühne Men­schen waren. “Da kon­nte ich nicht mehr stop­pen.” Die beiden
Mit­täter, gegen die geson­dert ermit­telt wird, hat er trotz­dem nicht vom
Wer­fen abge­hal­ten. Und auch aus sein­er recht­en Gesin­nung macht er kein Hehl.
In seinem Nack­en sind eine Pis­tole und der Name ein­er recht­sradikalen Band
ein­tä­towiert. Und natür­lich auch die Zif­fer 18. In der Szene ste­ht sie als
Sym­bol für den 1. und 8. Buch­staben des Alpha­bets: A H — Adolf Hitler. 

Dass bei­den dieser Tat über­führt wur­den, ist ein­er anderen Ermit­tlung zu
ver­danken. Tele­fon und Woh­nung des 22-Jähri­gen wur­den abge­hört, weil er
unter dem Ver­dacht stand, am Bau von Rohrbomben beteiligt zu sein. Der
Ver­dacht bestätigte sich nicht. Dafür aber kon­nte ihm die Tat­beteili­gung in
Königs Wuster­hausen nachgewiesen wer­den. Bei allem, was den Angeklagten
nicht ein­deutig bewiesen wer­den kann, heißt es anson­sten von bei­den: “Ich
erin­nere mich nicht. Dazu sage ich nichts.” 

Dabei haben die Angeklagten eine Menge zu ver­lieren: Sebas­t­ian D. hat eine
Lehre als Rau­mausstat­ter abgeschlossen, arbeit­ete lange auf Mon­tage im In-
und Aus­land — bis er selb­st kündigte. Derzeit absolviert er ein Praktikum
mit der Aus­sicht auf Fes­tanstel­lung. Er lebt mit sein­er Ver­lobten und deren
zwei­jährigem Kind zusammen. 

Jeaninne P. hat das Abitur, studiert im zweit­en Semes­ter Architek­tur in
Cot­tbus und hat bere­its einen vier­jähri­gen Sohn: “Damals wurde ich wegen
mein­er Hal­tung als Faschist ange­se­hen. Heute küm­mere ich mich nicht mehr um
Poli­tik. Ich habe mit Kind und Studi­um genug zu tun.” 

Bish­er sind drei Ver­hand­lungstage ange­set­zt. Das Urteil wird am 11. Mai
erwartet.

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Verspätete Anklage


Pots­dam: Prozeß gegen Recht­sex­trem­is­ten wegen Bran­dan­schlags auf
anti­ras­sis­tis­ches Fes­ti­val 2001

(JW, 19.4.) Nach fast vier­jähri­gen Ermit­tlun­gen begann am Mon­tag vor der 2.
Strafkam­mer des Landgericht­es Pots­dam der Prozeß gegen den Berliner
Recht­sex­trem­is­ten Sebas­t­ian D. und Jean­nine P. aus dem brandenburgischen
Königs Wuster­hausen. Die Staat­san­waltschaft wirft den bei­den 22jährigen
unter anderem ver­sucht­en Mord und Ver­stoß gegen das Waf­fenge­setz vor.
Gemein­sam mit zwei weit­eren Neon­azis soll Sebas­t­ian D. in der Nacht zum
14. Juli 2001 Molo­tow­cock­tails auf die Bühne des antirassistischen
Fes­ti­vals “Le monde est à nous” (“Die Welt gehört uns”) in Königs
Wuster­hausen gewor­fen haben. Dort schliefen zum Zeit­punkt des Angriffs
mehrere Jugendliche. Das Fest wird jährlich von lokalen Jugendvereinen
und Antifa­grup­pen organisiert. 

Laut Anklage sei durch den Bran­dan­schlag der Tod der auf der Bühne
Schlafend­en bil­li­gend in Kauf genom­men wor­den. Dem damals 18jährigen D.
dro­ht eine Höch­st­strafe von zehn Jahren Haft. Die fünf geschädigten
Antifaschis­ten treten als Neben­kläger auf. Der Berlin­er Rechtsanwalt
Daniel Wölky, der einen der Geschädigten ver­tritt, warf den Behörden
vor, die Ermit­tlun­gen seien von Pan­nen gekennze­ich­net gewe­sen. “Es wurde
verzögert und herun­terge­spielt”, sagte Wölky. Eine Anklage wegen
Grün­dung ein­er recht­ster­ror­is­tis­chen Vere­ini­gung dränge sich auf. 

Während das Trio mit Sebas­t­ian D. die Molo­tow­cock­tails gewor­fen haben
soll, habe Jean­nine P. im Fluchtau­to gesessen. Nach eigen­er Aus­sage hat
sie die Män­ner vom Tatort wegge­fahren. P. wird hin­sichtlich der Tat vom
14.7.2001 lediglich wegen Bei­hil­fe zur ver­sucht­en Sachbeschädi­gung und
Ver­stoßes gegen das Waf­fenge­setz angeklagt. Ihr wird außer­dem die
Beteili­gung an einem Bran­dan­schlag auf die Wohn­wa­gen ein­er Gruppe Sinti
und Roma am 30.7.2001 im nahen Wildau vorge­wor­fen. Hierzu wollte sich
die Angeklagte gestern nicht äußern. Warum die zwei Kom­plizen des
Anschlags auf die Fes­ti­val­bühne nicht mit auf der Anklage­bank saßen, ist
unklar. Schleier­haft blieb am Mon­tag auch, warum nach den
Teilgeständ­nis­sen von Sebas­t­ian D. und Jean­nine P. 2002 bis zur
Hauptver­hand­lung über zwei Jahre vergingen. 

Nun wird vor allem zu klären sein, ob den Angreifern bewußt war, daß
sich auf der Bühne schlafende Men­schen befan­den, sie also wissentlich
Men­schen­leben gefährde­ten. Gestern wurde das von bei­den bestritten.
Antifa­grup­pen rech­nen den ein­schlägig polizeibekan­nten D. der im März
2005 ver­bote­nen Kam­er­ad­schaft “Berlin­er Alter­na­tive Süd-Ost” (BA-SO) zu.

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Telefonzelle beschmiert

Rheins­berg (Ostprignitz-Ruppin)Montag gegen 7.25 Uhr stell­ten Polizeibeamte während der Streifentätigkeit
in Rheins­berg, Am Sta­dion, fest, dass durch unbekan­nte Täter mit schwarzer
Farbe ein Hak­enkreuz sowie der Namen­zug von Adolf Hitler auf eine
Tele­fonzelle aufge­tra­gen wur­den. Die Besei­t­i­gung der Schmier­ereien wurde
veranlasst.

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Nazi-Parolen auf dem Spielplatz

Briese­lang (Havel­land) Nazi-Parolen riefen Jugendliche, die sich am Sam­stagabend auf einem
Spielplatz aufhiel­ten. Bürg­er riefen gegen 21.20 Uhr die Polizei, nachdem
sie aus ein­er etwa 15-köp­fi­gen Gruppe junger Leute her­aus mehrfach solche
Rufe gehört hat­ten. Die jun­gen Leute ver­schwan­den. Polizeibeamte leiteten
Ermit­tlun­gen ein.

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