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200 Nazis forderten „Nationalen Sozialismus“

Rathenow­er Bürg­erIn­nen protestierten gegen den NPD-Aufzug

Antifas bei der Gegenaktion

Die Spitze des NPD-Demozugs

INFORIOT In Rathenow haben am Sonnabend etwa 200 Neon­azis demon­stri­ert. Unter dem Mot­to „G8 — Gipfel der Acht­losigkeit — Glob­al­isierung stop­pen“ hat­te die Rathenow­er NPD um Mar­cell Hor­lebeck den Aufzug organ­isiert. Es nah­men auch viele Mit­glieder freier Kam­er­ad­schaften teil. Räum­lich fernab von den Neon­azis fand eine Gegenkundge­bung statt, auf der Redner
forderten, dem 
„braunen Spuk keine Chance“
zu geben. An dieser Ver­anstal­tung nah­men rund 150 bis 200 Men­schen teil, unter ihnen auch viele Antifas. Auf­grufen hat­te unter anderem das Aktions­bünd­nis
„Rathenow zeigt Flagge“
, unter­stützt von der Bran­den­burg­er Lan­desregierung. Antifas berichteten von „schikanösen“ Vorkon­trollen durch die Polizei. Es waren ins­ge­samt mehrere hun­dert PolizistIn­nen im Ein­satz. Aus Sicht der Polizei gab es keine Zwis­chen­fälle, heißt es in ersten Pressemeldungen.

Rechts im Anzug: Detlef Appel, Vizechef der NPD Bran­den­burg

Die Neon­azis liefen vom Haupt­bahn­hof einen großen Bogen durch das Stadt­ge­bi­et, hiel­ten am Märkischen Platz eine Zwis­chenkundge­bung ab um dann wieder am Bahn­hof zu enden. Sie riefen Parolen wie „Glob­al­isier­er — Volk­sru­inier­er“. Der Slo­gan der mil­i­tan­ten Kam­er­ad­schaften „Frei Sozial und Nation­al“ wurde auch von den Demon­stran­tInnen im
NPD-Block der Demon­stra­tion mit­gerufen. Der Rathenow­er NPD-Ver­band ist als Sam­mel­beck­en für Mit­glieder der im Jahr 2005 ver­bote­nen Kam­er­ad­schaft „Hauptvolk“ bekannt.

Auf der Zwis­chenkundge­bung sprach Udo Pastörs, Frak­tion­schef der NPD im Land­tag von Meck­len­burg-Vor­pom­mern. Pastörs forderte frank und frei die Schaf­fung eines „nationalen Sozial­is­mus“, het­zte gegen „irgendwelche Negermen­schen“ sowie gegen Abtrei­bun­gen und proklamierte ein „Europa der Vaterländer“.

Zwis­chenkundge­bung vor dem Kul­turzen­trum am Märkischen Platz — rechts im blauen Hemd Udo Pastörs

Ursprünglich war die NPD-Demon­stra­tion in Rathenow bere­its für den April angekündigt, wurde aber kurzfristig auf den Pfin­gst­sam­stag ver­schoben. Auch dieser Ter­min fiel ins Wass­er und wurde wenig später auf den 16. Juni ein weit­eres Mal verschoben.

Infor­ma­tio­nen zur recht­sex­tremen Szene in Rathenow und Umge­bung sind auf den Inter­net­seit­en der Antifa West­havel­land zu finden.

Auch Pots­damer Neon­azis waren angereist

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Afrikaner und Jugendclub überfallen

Im Zusam­men­hang ein­er Gefährlichen Kör­per­ver­let­zung am Sonnabend (9. Juni 2007) gegen 23:50 Uhr gegenüber zweier afrikanis­chen Asyl­be­wer­bern auf dem Stadt­teil­fest in Sach­sendorf, sucht die Polizei Zeu­gen. Die bei­den Afrikan­er wur­den aus ein­er Gruppe von zir­ka 20 Jugendlichen, die äußer­lich dem recht­en Spek­trum zuzuord­nen sind, zunächst belei­digt und danach geschla­gen und getreten. 

Wenige Zeit später wurde der Jugend­club “Frageze­ichen” in der Thier­bach­er Straße durch zir­ka 20 Per­so­n­en über­fall­en, Reiz­gas gesprüht und mehrere Per­so­n­en geschla­gen. Nach dem Vor­fall kon­nte die Polizei sechs Tatverdächtige in der Nähe des Clubs fest­stellen und in Gewahrsam nehmen. Auch hier sucht die Polizei weit­ere Zeugen. 

Hin­weise zu bei­den Fällen bitte an die Polizei­wache, Tel. (0355) 477 82 27. 

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Hakenkreuze im Strandbad

Dien­sta­gnach­mit­tag wurde fest­gestellt, dass Unbekan­nte an einem Holzp­fos­ten im Durch­gangs­ge­bäude des Strand­bades Zech­lin­er­hütte mehrere Kennze­ichen ver­fas­sungswidriger Organ­i­sa­tio­nen, unter anderem Hak­enkreuze, mit blauer Farbe geschmiert wur­den. Zur Höhe des Sach­schadens lagen keine Angaben vor.

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Polizei verletzte Brandenburger bei G8-Protesten schwer

Beim Block­ade­v­er­such vor genau ein­er Woche in Hin­ter Boltenhagen im Zusam­men­hang mit dem G8-Gipfel ist eine Per­son durch Wasser­w­er­fer schw­er ver­let­zt wor­den. Er hat­te mit mehreren Tausend anderen Leuten die Wiese neben der Hauptz­u­fahrtsstraße beset­zt und damit ein passieren der einzi­gen freien Route nach Heili­gen­damm für Stun­den be- bzw. ver­hin­dert. Dementsprechend hart ging die Polizei gegen die Demon­stran­tInnen vor. Während am Ost­tor nach kurz­er Zeit und eini­gen Räu­mungsver­suchen am Mittwoch Ruhe eingekehrt war, set­zte die Polizei am West­gate alles daran die Straße freizuhal­ten. Was wir dort sehen kon­nten waren keine oder wenige offen gewalt­tätige Über­griffe mit Knüp­peln, son­dern gezielte Schüsse mit dem Wasser­w­er­fer auf Köpfe und Oberkör­p­er der Block­ieren­den, sowie unbe­grün­dete Angriffe mit Pfef­fer­gas, das den Demon­stran­tInnen direkt ins Gesicht gesprüht wurde. 

Der Angriff mit dem Wasser­w­er­fer durch den unser Fre­und am linken Auge ver­let­zt wurde, ereignete sich im Zeitraum zwis­chen 12.30 und 13.00 Uhr, also ziem­lich am Anfang der Block­ade und Stun­den vor der eigentlichen Räu­mung der Wiese. Die Sit­u­a­tion hat­te sich ger­ade beruhigt, als die Polizei unver­mit­telt damit begann den Leuten die Plas­tik­pla­nen abzunehmen, die bis dahin zum Schutz vor dem Wass­er über die Köpfe gezo­gen wur­den. Unter­stützt wurde diese Maß­nahme durch gezielte, einzelne Wasser­stöße schein­bar um Leute aus Grup­pen zu ent­fer­nen und/oder die Block­ieren­den zu zerstreuen.

Uns wurde berichtet, daß ein Bulle direkt vorm Wasser­w­er­fer mit seinem Knüp­pel auf Leute gezeigt hat, um die „Mannschaft“ des Wasser­w­er­fers zu dirigieren. Was dort stat­tfand war dem­nach nichts weit­er als ein Zielschießen durch die Polizei, auf eine große Gruppe, die bis dahin durch­weg friedlich die Wiese beset­zt hielt.
Unser Fre­und ist inzwis­chen seit ein­er Woche ohne Unter­brechun­gen im Kranken­haus, wurde bish­er zwei Mal operiert und wird unter Umstän­den seine volle Sehfähigkeit nie wieder erlan­gen, bzw. sog­ar auf einem Auge blind bleiben.Wir suchen Leute, die eben­falls ver­let­zt wor­den sind, bzw. gese­hen haben, wie unser Fre­und ver­let­zt wurde. Gedächt­nis­pro­tokolle, Fotos oder Fil­mauss­chnitte der betr­e­f­fend­en Sit­u­a­tion kön­nten helfen diese zu rekon­stru­ieren. Außer­dem suchen wir Hin­weise auf die Iden­tität der Wasser­w­er­fer­mannschaft (Bun­des­land, Num­mern­schild, Zahlen­code auf der Seite des Wer­fers, usw.), es han­delte sich dabei um den mit­tleren von drei in der Sit­u­a­tion einge­set­zten Fahrzeugen. 

Die Soli­gruppe hat eine e‑mail Adresse ein­gerichtet an die ihr schreiben kön­nt: w.werfer(at)yahoo.de.

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Alle Klarheiten beseitigt

Im Prozess um den Über­griff auf den dunkel­häuti­gen Pots­damer Ermyas M. wer­den heute die Plä­doy­ers gehalten -
— und es läuft auf einen Freis­pruch für die Angeklagten hinaus

POTSDAM. Am Anfang war alles so klar — weil viele Poli­tik­er, manche Medi­en und auch die Bun­de­san­waltschaft bald nach dem Über­griff auf den dunkel­häuti­gen Pots­damer Ermyas M. schon zu wis­sen glaubten, wer die Täter waren und dass es sich wohl um Neon­azis han­deln müsse.

Doch nun wer­den die Angeklagten, die Ermyas M. in der Nacht zum Oster­son­ntag 2006 attack­iert haben sollen, aller Wahrschein­lichkeit nach freige­sprochen. Selb­st die Staat­san­waltschaft kön­nte heute am 19. Ver­hand­lungstag, wenn im Saal 009 des Pots­damer Landgericht­es die Plä­doy­ers gehal­ten wer­den, auf Freis­pruch plädieren. Und dies hält inzwis­chen selb­st Recht­san­walt Thomas Zip­pel, der Ermyas M. als Neben­kläger ver­tritt, für angemessen. Im Zweifel für die Angeklagten, dürfte es dann nach 18 Ver­hand­lungsta­gen und der Vernehmung von mehr als 60 Zeu­gen heißen.

Denn in diesem aufwändi­gen Indizien­prozess kon­nte die Staat­san­waltschaft kaum Beweise vor­legen, die für eine Täter­schaft von Björn L., einen 30-jähri­gen Gebäud­ere­iniger und Gele­gen­heit­stürste­her, oder Thomas M., einen 31-jähri­gen Behin­derten­bus-Fahrer, sprechen.

Was bleibt, ist eine Straßen­schlägerei, deren Hin­ter­gründe wohl nie aufgek­lärt wer­den: In der Nacht zum 16. April trifft Ermyas M. kurz vor vier Uhr mor­gens an der Hal­testelle Pots­dam-Char­lot­ten­hof auf zwei Män­ner. Der angetrunk­ene Deutsch-Äthiopi­er ver­sucht ger­ade, seine Frau über Handy zu erre­ichen. Ihre Mail­box zeich­net nun auf, wie Ermyas M. eine Per­son als “Schweine­sau” beze­ich­net. Dann hört man, wie sich zwei Per­so­n­en näh­ern, ein­er sagt: “Scheiß Nig­ger”. Laut Anklage sollen sich die bei­den Män­ner dann abge­wandt haben, worauf Ermyas M. ver­sucht habe, einen der Män­ner von hin­ten zu treten. Der Mann dreht sich um und ver­let­zt den Agrarin­ge­nieur mit einem Faustschlag lebensbedrohlich.

Innere Sicher­heit” in Gefahr

Glatzköpfe prügel­ten Fam­i­lien­vater ins Koma!”, titelt die Bild-Zeitung. Der Gen­er­al­bun­de­san­waltschaft sieht die “innere Sicher­heit” in Gefahr und ermit­telt wegen Mord­ver­suchs. Wichtig­stes Beweis­mit­tel ist der Mail­box-Mitschnitt, auf dem die markant hohe Stimme eines Tat­beteiligten zu hören ist.

Fünf Tage nach dem Über­griff wer­den die bei­den Angeklagten auf Grund eines einzi­gen Hin­weis­es von einem Spezialkom­man­do festgenom­men — Thomas M. wird mit einem Elek­troschock­gerät ruhig gestellt, Björn L. aus seinem Auto gez­er­rt. Mit ver­bun­de­nen Augen wer­den sie per Hub­schrauber zur Bun­de­san­waltschaft geflogen.

In andere Rich­tun­gen wird for­t­an nicht mehr ermit­telt, stattdessen sollen Stimm­proben, Ver­höre und Gegenüber­stel­lun­gen die Schuld der bei­den Män­ner beweisen.

Nach fünf Wochen aber gibt Deutsch­lands ober­ster Ankläger die Ermit­tlun­gen wieder ab — weil keine Mord­ab­sicht mehr unter­stellt wird. Inzwis­chen ist Ermyas M. aus dem Koma erwacht und zu ein­er öffentlichen Fig­ur geworden.

Als die Pots­damer Staat­san­waltschaft schließlich Anklage gegen die bei­den Män­ner erhebt, ist von ras­sis­tis­chen Motiv­en nicht mehr die Rede. Björn L., wegen sein­er hohen Stimme “Pieps” genan­nt, wird nun gefährliche Kör­per­ver­let­zung vorge­wor­fen, Thomas M. Belei­di­gung und unter­lassene Hil­feleis­tung. Organ­isierte Neon­azis sind sie nicht. Wegen der umfan­gre­ichen Ermit­tlungsak­ten entschließen sich die Richter, die Anklage vor dem Landgericht zu ver­han­deln. Ähn­liche Fälle gehen son­st ans Amtsgericht.

Doch die Anklage fällt an jedem Ver­hand­lungstag des Prozess­es Stück für Stück in sich zusam­men: Augen­zeu­gen wider­sprechen sich. Das Opfer selb­st kann sich “im Großen und Ganzen an gar nix” erin­nern. Die Handy-Ortung beweist nicht, dass Björn L. am Tatort war, und dieser bestre­it­et es weit­er­hin. Ein Belas­tungszeuge, dem Björn L. die Tat in der U‑Haft ges­tanden haben soll, ver­weigert die Aus­sage. Eine andere Zeu­g­in, eine Arbeit­skol­le­gin, will sich vor Gericht nicht mehr daran erin­nern, die Stimme des Haup­tangeklagten erkan­nt zu haben. Schließlich räumt sie ein, bedro­ht wor­den zu sein. Im Gerichtssaal sitzen immer wieder kräftige Bekan­nte von Björn L., Mit­glieder eines Rockerklubs.

Das Haupt­be­weis­mit­tel

Die Anklage bricht schließlich völ­lig in sich zusam­men, als es um das Haupt­be­weis­mit­tel, den Mail­box-Mitschnitt, geht: Denn das Stim­mgutacht­en ein­er LKA-Exper­tin stellt fest, dass die Stimme von Björn L. nur “wahrschein­lich” iden­tisch mit der auf dem Mail­box-Mitschnitt ist. Ober­staat­san­walt Rüdi­ger Falch ver­an­lasst daraufhin ein weit­eres Stim­mgutacht­en, das Björn L. erneut entlastet.

Der Ober­staat­san­walt sitzt an allen Ver­hand­lungsta­gen neben sein­er Kol­le­gin Juliane Heil, die die Anklageschrift ver­fasst hat. Wohl als Auf­pass­er. Falch macht die Ankläger in Pots­dam zuweilen fast lächer­lich, in seinem Drang endlich etwas Belast­bares vorzule­gen. So fle­ht er eine DNA-Exper­tin an, ob es nicht wenig­stens “pop­ulär­wis­senschaftlich” möglich sei, Beweise zu liefern, wo sie nach allen Regeln ihres Fachs keinen Beweis find­en kann. Die Exper­tin verneint fas­sungs­los. Die Vertei­di­ger von Björn L., Matthias Schöneb­urg und Karsten Beck­mann, schüt­teln in diesem Moment nur ihre Köpfe.

Trotz aller Verge­blichkeit, Licht in das Dunkel jen­er Nacht zu brin­gen, hat der ungewöhn­liche Prozess am Ende auch ein pos­i­tives Resul­tat: Denn die Jus­tiz hat die Möglichkeit ein­er ras­sis­tis­chen Attacke ernst genom­men, geprüft und kommt angesichts der vorgelegten Beweis­mit­tel wohl zu ein­er deut­lich anderen Einschätzung.

Auch wenn am Anfang alles so klar schien.

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Alte Ziele und neue Strategien der NPD

Mitschrift eines Vor­trags von Michael Kohlstruck in Hohen Neuen­dorf am 28. März 2007. Der Vor­tragsstil wurde beibehal­ten. Dr. Michael Kohlstruck, Poli­tik­wis­senschaftler, ist an der „Arbeitsstelle Jugendge­walt und Recht­sex­trem­isms“ des Zen­trums für Anti­semitismus­forschung (TU Berlin) beschäftigt. Der Text liegt hier im PDF-For­mat zum Down­load bere­it, inklu­sive ergänzen­der Fussnoten.

Recht­sex­treme arbeit­en seit einiger Zeit mit neuen Meth­o­d­en. Die inhaltliche Sub­stanz ihres Denkens und die Ziele ihres poli­tis­chen Han­delns haben sich jedoch nicht verän­dert. Wenn ich im fol­gen­den von Recht­sex­trem­is­mus spreche, so meine ich damit die NPD, die heute eine aggres­sive Führungsrolle im recht­sex­tremen Spek­trum innehat. Zu ihren Unter- und Nebenor­gan­i­sa­tio­nen gehören die „Jun­gen Nation­aldemokrat­en“ oder der „Ring Nationaler Frauen“.

Die Aktiv­itäten der NPD spie­len sich — bildlich gesprochen — in einem Haus mit mehreren Eta­gen ab: Wir haben zunächst als sta­biles Fun­da­ment eine bes­timmte Weltan­schau­ung, näm­lich die völkische Weltan­schau­ung. Über diesem — nur teil­weise sicht baren — Fun­da­ment erheben sich drei Eta­gen: die Aktiv­itäten in Bund, Län­dern und — unser The­ma — in den Gemein­den. Ver­bun­den wer­den sie durch vier Säulen, die den ganzen Bau zu sam­men­hal­ten und mit dem Fun­da­ment verbinden. Auch darauf komme ich noch zu sprechen. 

Zunächst zum Fun­da­ment. Was bedeutet völkische Weltan­schau­ung? „Völkisches Denken“ nen­nt man die gesellschafts- und geschichts­be­zo­ge­nen Konzepte, für die ein ganzheitlich ver­standenes, kul­turell homo­genes Volk (und nicht das Indi­vi duum) die Grun­dein­heit des sozialen Lebens darstellt. Dieses Denken ist in Deutsch­land an der Wende des 18. zum 19. Jahr hun­derts ent­standen und seit­dem kon­tinuier­lich, allerd­ings in unter­schiedlichen starken Aus­prä­gun­gen ver­bre­it­et. Die „Völkische Bewe­gung“ des Kaiser­re­ich­es bildete einen ersten Höhep­unkt. Zwis­chen den Weltkriegen erfuhr die völkische Weltan­schau­ung einen zweit­en Auf­schwung. Für den Nation­al­so zial­is­mus war sie fes­ter Bestandteil sein­er Ide­olo­gie. Die völkische Weltan­schau­ung geht davon aus, daß „Völk­er“ als kollek­tive Ganzheit­en die eigentlichen und maßge­blichen Sub­jek­te des sozialen und geschichtlichen Lebens darstellen. Die einzelne Per­son kommt nur in Betra­cht soweit sie Teil eines Volkes ist und sich zu ihrem Volk beken­nt. Völk­er sind fest mit ihrem Ter­ri­to­ri­um als ihrem legit­i­men „Leben­sraum“ ver­bun­den. Ein Rechtsvertreter der NPD hat diese geschichtsmeta­ph­ysis­che Auf­fas­sung vom Volk als Grun­dein­heit fol­gen­der­maßen ver­sucht zu erk­lären: “Jedem Volk liegt ein inner­er Dasein­sauf­trag, ein Urwort, ein Mythos zugrunde, der Wesen und Lebensweg des Volkes vorgibt und dem das Volk fol­gt (der Begriff Volk kommt vom Tätigkeitswort fol­gen). Von daher hat ein Volk, auch wenn es deut­lich als Ein­heit erkennbar erscheint, let­ztlich etwas nicht genau in Worte Faßbares. Wenn Herder sagte ‘Völk­er sind Ge danken Gottes’ so wird ger­ade dies damit angedeutet. Volk­s­tum bedeutet eine überindi­vidu­elle Iden­tität, die die Ange­höri­gen des Volkes prägt. Durch die Tat­sache, Abstam­mungs- und Schick­sals­ge­mein­schaft zu sein, ist eine Ein­heit, eine Gemein­schaft auf kul­turell-geistiger Ebene vorgegeben. Wenn sich der einzelne seines Volk­s­tums und der inneren Ein­heit des Volk­s­tums bewußt ist, sich als Glied seines Volkes begreift, begreift er das Volk als Gemein­schaft. (…)“ Etwas vere­in­facht kann man sagen, daß in der völkischen Lehre das Volk wie eine einzelne Per­son gedacht wird. Obwohl jedes Volk aus Mil­lio­nen einzel­ner Per­so­n­en beste­ht, wird es als ein ein­heitlich­es Wesen gedacht: Es hat eine Seele, eine Ge schichte, ein „Schick­sal“ und für manche Denker dieser Tra­di­tion hat es auch eine „geschichtliche Bes­tim­mung“ oder eine his­torische Mis­sion. Seinen Charak­ter — so die völkischen The­o­retik­er — hat es in Geschichte und Kul­tur erwor­ben und vererbt ihn über geneal­o­gis­che Abstam­mung und Tra­di­tion weit­er. Für das völkische Denken hat das Volk das Recht und Pflicht, seine ihm wesen­seige­nen Charak­terzüge auszuleben und seinen Charak­ter rein zu erhal­ten. Es gibt keine moralis­chen und rechtlichen Nor­men, die über dem Gebot ein­er solchen Art pflege ste­hen. Logis­cher­weise wer­den deshalb die Men­schen rechte als höch­ste Rechte indi­vidu­eller Per­so­n­en abgelehnt. Nun gut, wird man sagen, auch in nichtvölkischen Konzepten spricht man von Völk­ern, Demokratie heißt — in ein­er ein­fachen Über­set­zung — „Herrschaft des Volkes“ und bekan­ntlich wird jed­er Bun­deskan­zler auf das Wohl des deutschen Volkes verei­digt. Wo also liegt der Unter­schied, was soll das Prob­lem sein? Der Unter­schied wird sicht­bar, wenn wir danach fra­gen, was dieses völkische Konzept von Volk in poli­tis­ch­er Hin­sicht für uns heute bedeutet. Unsere Gesellschaft war und ist alles andere als ein­heitlich und gle­ichar­tig. Jed­er weiß, daß sich nicht nur in Großstädten viele ver­schiedene Lebenswel­ten und eigene Kul­turen aus­ge­bildet haben. Wir leben in und mit region­al ver­schiede­nen Kul­turen sowie mit schicht- und bil­dungs­be­zo­gen aus­d­if­feren­zierten Lebenswel­ten. Kurz: Wir ori­en­tieren uns in unser­er Lebens­führung und unseren Inter­essen nicht an ein­heitlichen gle­ichen Werten und Zie­len, son dern wir leben in ver­schiede­nen Milieus und wir prak­tizieren ver­schiedene Lebensstile. Sozi­ol­o­gisch spricht man im Hin­blick auf diese Vielzahl von sozialen Grup­pen in ein­er Bevölkerung von „Gesellschaft“, also einem Zusam­men­hang, der wesentlich durch das staatliche Recht zusam­menge­hal­ten wird. Dem gegenüber ste­ht der Begriff der „Gemein­schaft“, der v.a. für solche sozialen Zusam­men­hänge ver­wen­det wird, inner­halb der­er sich die einzel­nen Ange­höri­gen per­sön­lich ken­nen und durch Ver­wandtschaft, gle­iche Inter­essen und Aktiv­itäten oder durch Gefüh­le miteinan­der ver­bun­den sind. 

Kennze­ich­nend für die poli­tis­che Weltan­schau­ung der NPD ist die Tat­sache, daß sie den großen und notwendi­ger­weise ab strak­ten Zusam­men­hang der Gesellschaft als Gemein­schaft, genauer: als „Volks­ge­mein­schaft“ konzip­iert. Damit wird die Zielvorstel­lung eines ein­heitlichen sozialen Lebens umris­sen, das let­ztlich nur funk­tion­ieren kann, wenn alle Men­schen gle­ichar­tig wären und gle­ichar­tig leben wür­den. Diese Vorstel­lung eines in sich kul­turell homo­ge­nen Volkes ist besten­falls eine naive Fik­tion, genauer betra­chtet aber eine Vorstel­lung, die für alle Gesellschaftsmit­glieder einen erhe­blichen Vere­in­heitlichungszwang bedeutet. Soweit die Aus­führun­gen zur völkischen Weltan­schau­ung als Fun­da­ment recht­sex­tremer Poli­tik. Was ich skizziert habe, war ein kri­tis­ch­er Kom­men­tar zu den ersten Sätzen des NPD-Parteiprogramms.

Sie laut­en: „Volk­s­tum und Kul­tur sind die Grund lagen für die Würde des Men­schen. Deswe­gen trägt der Staat, desen Auf­gabe der Schutz der Men­schen­würde ist, Ver­ant­wor­tung für das Volk.“ Wenn man das lib­erale Men­schen­bild vom völkischen Men­schen bild präg­nant abset­zen möchte, kann man pointiert sagen: Für das lib­erale Men­schen­bild hat die indi­vidu­elle Per­son die höch­ste Würde oder wie es in Artikel 1 GG heißt „Die Würde des Men­schen ist unan­tast­bar“. Demge­genüber ist für das völkische Men­schen­bild das ver­meintlich kul­turell ein­heitliche Volk den Indi­viduen vor­ge­ord­net und Träger der höch­sten Würde. 

Ich komme zurück auf die drei Eta­gen und die vier tra­gen­den Säulen der NPD-Aktiv­itäten: Die NPD hat selb­st vier Bere­iche ihrer Parteiar­beit definiert. In ihrem Hang zu einem kämpfer
ischen, hero­is­chen Selb­st­bild spricht sie vom „Kampf um die Par­la­mente“, dem „Kampf um die Köpfe“, dem „Kampf um die Straße“ und schließ lich noch vom „Kampf um den organ­isierten Willen“. Schauen wir uns diese mar­tialis­chen, geschichts­großen Vok­a­beln etwas genauer an: „Kampf um die Par­la­mente“ heißt: Wahlkampf mit dem Ziel von Par­la­mentssitzen; „Kampf um die Köpfe“ meint den Ver­such, für das eigene weltan­schaulich­es Fun­da­ment und daraus abgeleit­ete tage­spoli­tis­che Posi­tio­nen Anhänger zu find­en; „Kampf um die Straße“ bein­hal­tet die Öff­nung zum aktion­sori­en­tierten Teil der recht­sex­tremen Bewe­gung, zu den neon­azis­tis­chen Demon­stran­ten und Auf­marschteil­nehmern, die jährlich im August das Grab des früheren Hitler-Stel­lvertreters Heß besuchen und ver­suchen, in Halbe hal­b­jährlich am Sol­daten­fried­hof Kränze niederzule­gen und das sog. „Treuelied“ zu intonieren. „Kampf um den organ­isierten Willen“ besagt — bei Licht betra­chtet — schließlich, daß man um Bünd­nisse inner­halb der recht­sex­tremen Parteien unter der Führung der NPD bemüht ist. Ein Ergeb­nis war der sog. Deutsch­land­pakt, der 2004 mit der DVU geschlossen wurde und Absprachen bei Wahlen bein­hal­tet. Damit sollen die Wäh­ler stim­men jew­eils auf eine recht­sex­treme Partei konzen­tri­ert wer­den. In der zweit­en Hälfte der 1990er Jahre hat sich die NPD auch zu den sog. „Freien Kräften“, den Recht­sex­tremen außer­halb der Partein geöffnet. Vertreter solch­er Strö­mungen und Grup­pierun­gen wur­den bewußt in den NPD-Bun­desvor­stand aufgenommen.

Diese vier Säulen ziehen sich durch die drei Eta­gen von Bund, Län­dern und Gemein­den. Eigentlich hätte man also zwölf Aktiu ons­felder, über die genauer zu bericht­en wäre. Ich will mich im fol­gen­den auf die Ver­suche der NPD kon zen­tri­eren, auf lokaler Ebene die Mei­n­ungs­bil­dung zu be ein­flußen und neue Anhänger unter jun­gen Leuten zu gewinnen.

Im wesentlichen sind diese bei­den Strate­gien durch vier Merk­male gekennze­ich­net. Erstens set­zt man auf ein mod­er­ates, kon­ven­tionelles Auftre ten, das mein Kol­lege Andreas Klärn­er tre­f­fend als „tak­tis­che Zivil­isierung“ beze­ich­net hat. In der Form gibt man sich bürg­er- und jugend­nah, hält sich äußer­lich an die Kon ven­tio­nen der Nach­barschaft, des Dor­fes oder der Kle­in­stadt ohne allerd­ings in der Sache und langfristig von seinen Posi tio­nen abzurück­en. Zweit­ens hat man bewußt einen erweit­erten Zeitrah­men gewählt und denkt nun nicht mehr aktion­is­tisch von heute auf mor­gen oder von heute bis zum näch­sten Wahlter­min, son­dern stellt sich auf Zeiträume ein, in denen sich Nach­barschaften bilden und per­sön­liche Bekan­ntschaften entstehen.

Damit bin ich beim drit­ten Aspekt: Recht­sex­treme set­zen zu nächst auf soziale Kon­tak­te, auf die Bil­dung von sozialen Net­zw­erken, auf das Entste­hen eines per­sön­lichen Image als Nach­bar, als Sozial­ber­ater oder als unab­hängigem Kom­mu­nalpo litik­er. Auch gegenüber Jugendlichen fall­en sie nicht mit der Ide­olo­gie ins Haus, son­dern laden zur gemein­samen Freizeitge stal­tung ein, die je nach Alter der Adres­sat­en auch in Nacht­wan­derun­gen und Zelt­lager beste­hen kann. Die NPD in Sach­sen bietet, ein weit­eres Beispiel, kosten­losen Nach­hil­fe­un­ter­richt für Kinder an.

Im Vorder­grund ste­ht damit der Ver­such, so etwas wie „soziales Kap­i­tal“ (Pierre Bour­dieu) zu bilden, also per­sön­liche Verbindun­gen zu knüpfen, einen guten Ruf als rechtschaf­fen­er Bürg­er zu erwer­ben oder als engagiert­er Kom­mu­nalpoli­tik­er aufzutreten, der die lokalen Belange ken­nt und sie als Anwalt der Bürg­er — auch gegen Ver­sorgung­sun­ternehmen und die Allianzen der etablierten Parteien — ver­tritt. Soweit der erste Schritt in dieser Samtpfötchen-Strate­gie. Den zweit­en Teil hat der NPD-Vor­sitzende Udo Voigt in aller wün­schenswert­er Klarheit aus­ge­sprochen: “Ich muß also immer erst durch meine Per­son und meine Argu men­ta­tion überzeu­gen und dann als ‘Aha-Erleb­nis’ die Katze aus dem Sack lassen und mich zur NPD beken­nen.” Die neue Strate­gie bein­hal­tet also eine zeitliche Staffelung: Nach der ersten Phase der sozialen Anerken­nung als Per­son soll die zweite Phase fol­gen, in der die Sym­pa­thi­eträger dann auch als Ide­olo­gi­eträger auftreten. Gegenüber den jun­gen Leuten beste­ht die zweite Phase in dem Ver­such, auf Basis der gemein­samen Erleb­nisse und pos­i­tiv­en Erfahrun­gen ein Inter­esse für die weltan­schaulichen und poli tis­chen Inhalte zu weck­en und sie etwa mit rebel­lis­ch­er Musik bekan­ntzu­machen, denken Sie an die diversen Schul­hof-CDs oder sie — noch später — poli­tisch im Sinne der NPD zu informieren oder zu Schu­lun­gen einzu­laden. Die Päd­a­gogen unter Ihnen wer­den sich längst das gedacht haben, was ich nun als erste Zusam­men­fas­sung dieser Strate­gien präsen­tiere: Die neue NPD-Strate­gie beste­ht darin, zu nächst den Akzent auf die Beziehungsar­beit zu leg­en, um auf dieser Basis dann um so erfol­gre­ich­er eine Sach- oder Inhalt­sar­beit aufzubauen. Diese Strate­gie ein­er inten­siv­en Bürg­ernähe mit den drei Ele­menten tak­tis­che Zivil­isierung, länger­fristiger Zeitrah­men und Akzent auf ein­er Glaub­würdigkeit im Nah­bere­ich umfaßt noch ein viertes, wesentlich­es Ele­ment, auf das ich im fol­gen­den einge­he. Ich hat­te ein­gangs das Bild eines Haus­es der NPD-Aktiv­itäten gebraucht, das auf einem — nicht immer und nicht ohne wei teres sicht­baren — weltan­schaulichen Fun­da­ment ste­ht. Ich bleibe in diesem Bild. Charak­ter­is­tisch für die tak­tis­che Zi vil­isierung von recht­sex­tremen Poli­tik­ern ist die Tat­sache, daß sie Kom­mu­nalpoli­tik betreiben, ohne ständig ihre völkische Fahne vor sich her zu tra­gen. Denn in der Tat trifft man ja heute in den meis­ten Kom­munen auf soziale und poli­tis­che Prob­leme, um die sich nie­mand angemessen küm­mert und — das ist entschei­dend — für deren Be arbeitung es zunächst nicht auf prinzip­ielle Beken­nt­nisse zum „Deutsch­tum“ oder ähn­lichen geheiligten Konzepten der NPD an kommt. Um die fehlende Jugen­dar­beit, die Erschließungskosten von Bauland und den Rechtss­chutz von Hartz-IV-Empfängern kann man sich auch küm­mern ohne ständig ein weltan­schaulich­es Cre­do zu singen. 

Das vierte Merk­mal der aktuellen Strate­gie beste­ht also im zeitweisen Ein­klam­mern der weltan­schaulichen Begrün­dung der eige­nen Poli­tik und damit dem Abse­hen von Stel­lung­nah­men zu den großen The­men Nation und Europa oder der Wel­tord­nung im ganzen. Genau dieser let­zte Aspekt aber ist hochgr­a­dig ambiva­lent und von zen­traler Bedeu­tung für die demokratis­chen Kräfte: Auf der einen Seite ermöglicht das zeitweise Ausklam­mern der weltan­schaulichen Grund­la­gen und Ziele eine Anerken­nung von Recht­sex­tremen als Per­so­n­en und als engagierte Kom­mu­nalpoli­tik­er und damit das Erre­ichen des ersten Teilziels. Auf der anderen Seite geschieht dies aber um den Preis eines weitge hen­den Verzichts auf die Essen­tials der recht­sex­tremen Ide­olo­gie. Es kommt deshalb zu einem para­dox­en Ergeb­nis, daß recht­sex­treme Poli­tik­er ger­ade nicht in ihren recht­sex­tremen Posi­tio­nen, son­dern in ihrem kom­mu­nalpoli­tis­chen Sachver­stand anerkan­nt wer­den. Und natür­lich kann auch ein recht­sex­tremer Poli­tik­er schlichtweg richtig liegen in der konkreten Unter stützung von Bürg­er­in­ter­essen gegen Behör­denig­no­ranz und verkrustete Struk­turen der etablierten Parteien.

Der erste Teil der Strate­gie mag also für die NPD aufge­hen. Man sollte aber nicht überse­hen, daß die NPD über wenig Per son­al ver­fügt, das im Stande ist, in der beschriebe­nen Weise bürg­er­lich-kon­ven­tionell aufzutreten. Etliche ihrer Repräsen­tan­ten entstam­men einem Milieu, in dem man wegen Kör­per­ver­let­zung oder Betrügereien vorbe­straft ist, anderen muß man erst erk­lären, was ein seriöses
Erschei­n­ungs­bild ist. Die Zeitschrift „Blick nach rechts“ hat vor kurzem über ein in ternes Strate­giepa­pi­er der NPD berichtet, in dem die recht­sex­tremen Aktivis­ten aus­drück­lich ermah­nt wur­den, an Info stän­den in Fußgänger­zo­nen nicht alko­holisiert aufzutreten. „‘Anzüge (…) ver­mit­teln dem Bürg­er ein pos­i­tives Erschei nungs­bild“. Die Tat­sache, daß solche Anweisun­gen nötig sind, läßt Rückschlüsse auf den Habi­tus der NPD-Repräsen­tan­ten zu. Doch selb­st wenn die NPD genü­gend glaub­würdig erscheinende Schlip­sträger aufzu­bi­eten hätte, muß der zweite Teil ihrer Strate­gie scheit­ern: Denn sobald recht­sex­treme Posi­tio­nen ins Spiel kom­men und sich ein als rechtschaf­fen gel­tender Kom­mu­nalpoli­tik­er über­raschend zur NPD beken­nt oder eine Nach­barin als recht­sex­treme Partei­funk­tionärin von der Presse geoutet wird, ist es mit der ide­ol­o­gis­chen Harm­losigkeit vor­bei. Dann ist jedem klar, daß hier Leute agieren, die aktiv an der Besei­t­i­gung der beste­hen­den sozialen und poli­tis­chen Ord­nung arbeit­en: Forderun­gen nach Unter­stützung der „deutschen Jugen­dar­beit“ oder eines Haus­es „für die deutsche Jugend“ sind als Chiffren ein­er völkisch-nation­al­is­tis­chen Moti­va­tion eben­so erkennbar wie andere Posi­tio­nen, bei denen die Förderung eines völkisch ver­stande­nen „Deutsch­tums“ mit der Zurück­weisung der Recht­sansprüche ander­er Bevölkerung­steile ein­herge­ht. Wer mit Slo­gans operiert wie „Du bist nicht Deutsch­land, Du bist BRD!“ doku­men­tiert ein völkisch- kul­turelles Ver­ständ­nis von Volk und lehnt damit ein recht lich-poli­tis­ches Volk­skonzept ab. Es ist — und damit komme ich zum Ende — also keineswegs so, daß man auf der Ebene lokaler Poli­tik und Nach­barschaftsver hält­nisse ein­er Unter­wan­derung von recht­sex­tremer Seite hil­f­los aus­ge­set­zt wäre: Völkisch-nation­al­is­tis­che, also rechts extreme Posi­tio­nen sind als solche iden­ti­fizier­bar — wären sie dies nicht, kön­nte man sie auch nicht als recht­sex­trem bew­erten. Die Infra­struk­tur von Infor­ma­tions- und Beratungs möglichkeit­en hat heutzu­tage einen Umfang und eine Qual­ität erre­icht, die es jedem inter­essierten Bürg­er erlauben, sich inner­halb kurz­er Zeit über Per­so­n­en und Net­zw­erke ein Bild zu machen. Das Land Bran­den­burg, das möchte ich aus­drück­lich anerken­nend beto­nen, zahlt seit Jahren aus dem Lan­dese­tat ein 14-köp­figes Mobiles Beratung­steam, um in allen Land­kreisen kon­tinuier­lich kom­pe­tente Berater vor Ort zu haben. Solange aber recht­sex­treme Posi­tio­nen nicht ins Spiel kom­men, kann man auch im stren­gen Sinn nicht von „Unter­wan­derung“, also ein­er Gestal­tung im recht­sex­tremen Sinne sprechen. Pointiert gesagt: Recht­sex­treme Poli­tik­er kön­nen möglicher­weise unerkan­nt bleiben — recht­sex­treme Posi­tio­nen aber sind erkennbar. kennbar. Das ist die Chance der Zivilge­sellschaft. Sie sollte genutzt werden.

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Naziaufmarsch am Samstag in Rathenow

Jedes Kind hat drei Ver­suche, heißt es. Offen­bar auch die NPD, so men­sch sie denn lässt. Nach­dem die neon­azis­tis­che Partei zunächst am 18. April 2007 und später am 26. Mai 2007 Aufmärsche in Rathenow anmeldete und kurz zuvor wieder abmeldete hat sich nun der 16. Juni 2007 als fes­ter Ter­min für eine Großver­anstal­tung, die vorge­blich unter dem Deck­man­tel der Glob­al­isierungskri­tik läuft, endgültig verfestigt.

Mit bis zu 500 Neon­azis aus Bran­den­burg, Berlin und Sach­sen – Anhalt muss an diesem Tage gerech­net wer­den, insofern die Tragödie nicht ver­hin­dert wird.

Tat­säch­lich existiert in Rathenow ein zivilge­sellschaftlich­es, über­parteilich­es Bünd­nis, welch­es an jen­em Tage durch vielfältige Aktio­nen Flagge zeigen will. Plakate sollen im Stadt­ge­bi­et aufge­hängt wer­den und phan­tasievolle Aktio­nen den Unmut über die NPD bekunden.
Eine Gegen­demon­stra­tion, die in der Nähe des Start­punk­tes der Neon­azis am Haupt­bahn­hof eben­falls ab 12 Uhr begin­nen soll, ist eben­falls geplant.
Weit­er­hin wird es ab 10 Uhr auch eine Kundge­bung am sow­jetis­chen Ehren­fried­hof am Friedrich Ebert Ring Ecke Fer­di­nand Las­salle Straße (100m nördlich vom Haupt­bahn­hof) geben. Hier ist es auch möglich sich den Neon­azis direkt in den Weg zustellen.

Die Rathenow­er Antifas und Bürg­er vor Ort wür­den sich sicher­lich freuen, wenn so viele Leute wie möglich ihr Anliegen unterstützen.

No pasaran – sie wer­den nicht durchkom­men – ist die Parole der Stunde.

Link­tipp: Antifa West­havel­land

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Repression gegen Anti-G8 Protest

Sehr geehrte Damen und Her­ren, liebe Fre­undin­nen und Freunde, 

der G8-Gipfel ist vorüber, aber mit seinen Fol­gen wer­den einige noch län­gere Zeit zu
tun haben. 

Am Abend des 3. Juni 2007 wurde ein Frank­furter Anti-G8-Aktivist von der Polizei
unter dem Vor­wurf festgenom­men, ein­er polizeilichen Anord­nung nicht Folge geleistet
und eine Polizeikette durch­brochen zu haben. Bei der Fes­t­nahme wurde der Betroffene
der­art schw­er ver­let­zt, daß er zunächst im Uniklinikum Ros­tock behan­delt werden
mußte. Noch in den frühen Mor­gen­stun­den des fol­gen­den Tages wurde er aus dem
Kranken­haus her­aus in den sog. Unterbindungs­ge­wahrsam gebracht. Das Amtsgericht
Ros­tock ord­nete an, daß der Gewahrsam bis zum Mit­tag des 9. Juni 2007 fortdauern
solle, trotz­dem zwei Zeu­gen bekun­de­ten, daß es keinen Anlaß für die Ingewahrsamnahme
gab. Alle Bemühun­gen, die Ent­las­sung des Betrof­fe­nen zu erre­ichen, schlu­gen in den
darauf fol­gen­den Tagen fehl. Aus der Ros­tock­er Gefan­genen­sam­mel­stelle, die durch die
„Käfighal­tung“ der Gefan­genen trau­rige Berühmtheit erlangte, wurde der Betroffene
zunächst in die nahegele­gene JVA Büt­zow und später in die JVA Lübeck ver­legt. Dort
war er gemein­sam mit fünf Mit­ge­fan­genen ver­schärften Haftbe­din­gun­gen aus­ge­set­zt. So
mußte er Anstalt­sklei­dung tra­gen, wurde 23 Stun­den täglich in eine Einzelzelle
ges­per­rt und mußte die Freis­tunde an Hän­den und Füßen gefes­selt absolvieren.
Außer­dem war er ständi­gen Schika­nen dort ein­sitzen­der Neon­azis aus­ge­set­zt. Um sich
gegen diese Behand­lung zu wehren, trat­en der Betrof­fene und seine Mit­ge­fan­genen in
einen Hunger­streik. Er ver­lor dabei ca. 10 kg seines Körpergewichtes. 

Wir bew­erten die Inge­wahrsam­nahme selb­st und die Art und Weise ihrer Durchführung
als unrecht­mäßig und befürcht­en, daß der Betrof­fene möglicher­weise noch lange mit
den seel­is­chen Fol­gen sein­er Erleb­nisse kon­fron­tiert sein wird. Wir rufen Sie/Euch
deshalb dazu auf, sich am 23. Juni 2007 ab 20.00 Uhr auf dem Hin­ter­hof der Berliner
Str. 24 an ein­er Soli­par­ty des Utopia e.V. zu beteili­gen. Auf der Soli­par­ty werden
u.a. Film­mitschnitte einzel­ner Aktio­nen während des G8-Gipfels gezeigt, wir werden
von unser­er Arbeit im Legal Team bericht­en und außer­dem wird es Raum für weitere
Berichte und gemein­samen Erfahrungsaus­tausch geben. Daneben wird es eine
Ver­steigerung, Essen und Getränke sowie eine ruhige musikalis­che Begleitung geben. 

Wer sich nicht an der Soli­par­ty beteili­gen kann oder weit­ere Unter­stützung leisten
möchte, kann dies durch eine Spende an den Utopia e.V. tun. 

Utopia e.V.
Sparkasse Oder-Spree
BLZ 170 550 50
Kon­to-Nr.: 3610288999
Stich­wort: G8-Soli 

Das ein­genommene Geld soll dazu ver­wen­det wer­den, dem Betrof­fe­nen einen
Erhol­ung­surlaub zu finanzieren und die anfal­l­en­den Gericht­skosten auszugleichen.

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Pressemittelung der Brandenburger Polizei

Schön­bohm: Bran­den­burgs Polizei in kom­pliziert­er Ein­satzsi­t­u­a­tion voll auf dem Posten — 500 Polizistin­nen und Polizis­ten kehren heute nach Bran­den­burg zurück

Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm hat zum Ende des G8-Gipfels in Heili­gen­damm den vor Ort befind­lichen mehr als 500 Bran­den­burg­er Polizeiange­höri­gen für ihren engagierten Ein­satz gedankt. „Jed­er, der die Bilder aus Ros­tock und Heili­gen­damm gese­hen hat, weiß, was die Polizistin­nen und Polizis­ten aus ganz Deutsch­land in den ver­gan­genen Tagen für die Sicher­heit der Poli­tik­er und Demon­stran­ten geleis­tet haben. Dazu hat unsere Lan­despolizei mit ein­er außeror­dentlich hohen Ein­satzbere­itschaft beige­tra­gen”, betonte Schön­bohm. Die Bran­den­burg­er Polizei sei in einem anstren­gen­den und kom­plizierten Ein­satz „voll auf dem Posten” gewesen. 

Zuvor hat­te sich im Auf­trag des Innen­min­is­ters der Inspek­teur der Bran­den­burg­er Polizei Jür­gen Jakobs an der Ost­see über die Auf­gaben und die Ein­satzsi­t­u­a­tion bei den Bran­den­burg­er Beamten informiert. Neben fast 500 Bere­itschaft­spolizis­ten unter­stützten auch Ange­hörige des Spezialein­satzkom­man­dos und der Wasser­schutzpolizei den G8-Ein­satz. Bei den jew­eils zwölf­stündi­gen Ein­sätzen der ver­gan­genen Tage war kein Polizeiange­höriger aus Bran­den­burg ver­let­zt wor­den. Die Polizeibeamtin­nen und Polizeibeamten kehren heute nach Bran­den­burg zurück.

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No Pasaran!

Mehrere Tage nach der Beendi­gung der Kon­ferenz der acht weltweit ein­flussre­ich­sten Indus­trielän­der (“G8 — Gipfel”) will der NPD Lan­desver­band Bran­den­burg am Sam­stag, den 16. Juni 2007, ab 12 Uhr in der havel­ländis­chen Kreis­stadt Rathenow auf­marschieren um hier gegen die so genan­nte “Glob­al­isierung” zu kämpfen.

Unter dem Mot­to “G8 — Gipfel der Acht­losigkeit — Glob­al­isierung stop­pen” ver­suchen die (Neo)nazistische Organ­i­sa­tio­nen und Vere­ini­gun­gen durch Auf­grei­fung von Slo­gans der aktuellen poli­tis­chen Diskus­sion ihre seit dem Ende der NS Dik­tatur offiziell zwar ver­schleierte, intern jedoch weit­er existierende vor allem anti­semi­tis­che Pro­gram­matik zu indok­trinieren. Der ver­meintliche Kampf gegen das glob­ale Kap­i­tal richtet sich so in der ersten Lin­ie gegen das “raf­fende” Kap­i­tal der “US — Ostküste” und der Zer­störung des völkischen Nation­al­staates durch eben jenes. Tat­säch­liche mit dem “Gipfel­tr­e­f­fen” zusam­men­hän­gende Kri­tik, wie die Chan­ce­nun­gle­ich­heit der Entwick­lungslän­der, die Nicht­the­ma­tisierung der glob­alen Armut und die man­gel­haften Kli­maschutz­abkom­men ist dage­gen von den (Neo)nazis nicht zu erwarten, eben­so wenig wie der tat­säch­liche Kampf gegen den Kap­i­tal­is­mus überhaupt.

Ihr “Sozial­is­mus” ist wed­er sozial noch gerecht, son­dern nur national.

Die biol­o­gis­che Volks­ge­mein­schaft ist das tat­säch­liche Leit­mo­tiv der (Neo)nazis und damit auch automa­tisch die Diskri­m­inierung und Ver­fol­gung von Per­so­n­en auf­grund ihrer Haut­farbe oder ähn­lich­er mit dem (neo)nazistischen Men­schen­bild nicht kom­pat­i­blen Eigenschaften.

Rathenows (neo)nazistische Szene gehört dabei zu den bru­tal­sten Pro­tag­o­nis­ten im Bun­des­land Bran­den­burg, wobei hier nur an die Gewaltwelle gegen Flüchtlinge des örtlichen Heims im Jahr 2000 erin­nert wer­den soll, die mit einen Über­fall des heuti­gen stel­lvertre­tenden Vor­sitzen­den des NPD Kreisver­ban­des Hav­el Nuthe, Michel Müller, begann. Der u.a. deswe­gen zu ein­er zwei­jähri­gen Gefäng­nis­strafe verurteilte Müller hat­te damals mit weit­eren Nazis­chlägern in der Sil­vester­nacht 1999/2000 mehrere Pak­ista­nis durch Faustschläge und Fußtritte schw­er misshandelt.
Die ange­grif­f­e­nen und durch ihre Erleb­nisse in der Stadt noch zusät­zlich trau­ma­tisierten Flüchtlinge ver­fassten in folge ein bun­desweit beachtetes Mem­o­ran­dum, in dem sie um eine Evakuierung in ein anderes Bun­des­land gebeten wurde.

Eine Partei, die sich in Rathenow vor allem auf gewalt­tätige Mit­glieder und Sym­pa­thisan­ten ver­boten­er (Neo)nazikameradschaften baut, in ihrem Pro­gramm die Aus­gren­zung von Flüchtlin­gen und Men­schen, die sie nicht in ihrer Volks­ge­mein­schaft haben wollen, man­i­festiert hat und unter dem Deck­man­tel der Glob­al­isierungskri­tik Anti­semitismus schürt darf deshalb in Rathenow kein Freiraum gelassen wer­den, nicht am 16. Juni 2007 und auch an keinem anderen Tag.

NO PASARAN

Antifaschis­tis­che Grup­pen im West­havel­land, 2007.06.09

Mehr Infos hier: www.westhavelland.antifa.net

Inforiot