Wie erst heute bekannt wurde, hat die NPD ihren für diesen Samstag (26.Mai 2007) in Rathenow geplanten Aufmarsch kurzfristig wieder abgemeldet und als neuen Termin: Samstag, den 16. Juni 2007, von 11 bis 24 Uhr genannt. Thematisch wurde der Schwerpunkt nun auf die Globalisierung gelegt.
Jahr: 2007
“Alles nur Zirkus”
Unter dem Motto: „Alles nur Zirkus“ wird auf dem Potsdamer Bassinplatz vom 24. Mai bis zum 31. Mai eine Veranstaltungsreihe stattfinden. Anlass ist der in Deutschland stattfindende G8-Gipfel dieses Jahr.
Seit Monaten bereiten sich PolitikerInnen, Sicherheitskräfte, Demonstrierende und Protestgruppen darauf vor. Gleichzeitig befinden wir uns in einer Zeit, zu der die Auswirkungen des globalisierten Kapitalismus auf jede und jeden persönlich spürbar sind. Umweltzerstörung, soziale Ungerechtigkeit, Ausgrenzung, Überwachung oder der hohe Druck in der Gesellschaft zu funktionieren sind überall präsent. Gibt es dafür Verantwortliche? Gibt es dazu Alternativen? Was ist real und was Hokuspokus? Sind es die MinisterInnen und StaatschefInnen, die entscheiden? Wen vertreten Sie? Wer kann wie in der Demokratie teilnehmen?
Um diese und andere Fragen zu diskutieren wird jeden Tag ein anderes Thema im Fokus stehen. Beleuchten werden wir dieses durch verschiedenste Vorträge, durch Filme, durch Diskussionen und natürlich auch durch kulturelle Angebote wie Konzerte.
Genaueres´ist dem Programm auf www.allesnurzirkus.de zu entnehmen. Für das leibliche Wohl wird mit Cafè und einer Vokü gesorgt sein.
Nazifeier im Haus der Begegnung?
(Henri Kramer) Waldstadt — Eine von der Polizei aufgelöste Feier von Rechtsextremen hat sich offenbar am Wochenende im Haus der Begegnung in der Waldstadt ereignet. Polizeisprecherin Angelika Christen sagte gestern auf PNN-Anfrage, dass die Polizei an der Adresse Am Schlangenfenn 1 aktiv geworden sei. Dort wurden am Sonntagmorgen elf Personen zwischen 20 und 33 Jahren in Gewahrsam genommen, die laute Musik abgespielt und rechte Parolen gegrölt haben sollen. Gegen 13 Personen wird laut Polizei wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen ermittelt. Zunächst hatte die Polizei gemeldet, der Zwischenfall habe in einem Jugendclub stattgefunden.
Im Haus der Begegnung, dessen Angebote sich vor allem an Menschen mit Behinderung richten, wurde die Meldung gestern mit Überraschung aufgenommen. „Hier war eine normale Familienfeier angemeldet“, so eine Sprecherin. Sie könne den Einsatz nicht bestätigen. Anwohner berichteten den PNN, dass Ruhestörungen an Wochenenden im Umfeld aber nicht ungewöhnlich seien – oft würden die Räumlichkeiten vermietet.
(Andreas Fritsche) Auf der Liegewiese im Potsdamer Park Babelsberg ist das Liegen verboten und auf dem Drive ist Radeln nicht erlaubt. Dabei klingt der englische Name dieses Rundweges doch sehr nach Fahren. Nicht einmal schieben darf man seinen Drahtesel dort. Peter Moser schüttelt mit dem Kopf. Der 41-Jährige gehört der Bürgerinitiative Babelsberger Park an. 100 Anwohner kämpfen dafür, dass sie die weitläufige Grünanlage wie bisher nutzen dürfen. Heute soll das erste offizielle Gespräch mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) stattfinden.
Die Stiftung pocht seit April auf die Parkordnung. Wächter verhängen Bußgelder, wenn Spaziergänger den Rasen betreten oder Hunde von der Leine gelassen werden. In die Pedale treten darf man nur vom Eingang an der Grenzstraße bis zum Kleinen Schloss. Hier muss man absteigen und bis zum Ausgang Lankestraße schieben. Überall sonst sind Fahrräder tabu. Immerhin, das ist mehr als früher zugelassen war. Radeln verbot die zu DDR-Zeiten gültige Parkordnung komplett und Rasenlatschen war offiziell auch nicht erlaubt. »Aber es hat sich keiner darum gekümmert«, erzählt Moser. Erst jetzt greife die Schlösser-Stiftung durch.
Moser stammt aus Österreich und lebt seit 20 Jahren in Potsdam. Seine drei Kinder haben die Natur lieben und bewahren gelernt, »gerade weil sie im Babelsberger Park auf den Rasen gehen konnten«, sagt der Sozialpädagoge. »Die reißen keine Blumen ab.«
Rodeln und Eislaufen im Winter, Baden im Sommer und Eier suchen am Ostersonntag – das alles konnte die Stiftung im Park beobachten und will es nun nicht mehr sehen. Dergleichen schränke eine Nutzung das Erlebnis Gartenkunst ein, begründet Heinz Berg, Direktor der SPSG-Generalverwaltung.
Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) springt ihm bei: Man habe ja einen Volkspark in Potsdam, wo man grillen und baden kann, nämlich den auf dem Gelände der Bundesgartenschau im Bornstedter Feld. Doch der Weg dahin ist den Babelsbergern zu weit, per Rad zu gefährlich und außerdem kostet das Bornstedter Feld Eintritt. Für den Babelsberger Schlosspark wird lediglich um eine Spende gebeten. Die Landtagsabgeordnete Anita Tack (Linkspartei) versteht die Sorgen und Bedürfnisse der Leute und verlangt, dass der Babelsberger Park ein Platz bleibt, wo die Potsdamer sich erholen können.
Moser berichtet von der »Wut« der Anwohner und wirft der Stiftung »Gutsherrenart« vor. Dabei ist ihm wohl bewusst, dass es innerhalb seiner Bürgerinitiative unterschiedliche Interessen gibt. Die Eltern, die sich wünschen, dass ihre Knirpse auf dem Gras tollen dürfen, freuen sich zum Beispiel nicht unbedingt über freilaufende große Hunde. Aber den Hundehaltern genügt der Auslaufplatz vor dem Schlosspark nicht. Wer Schlittschuh auf dem Teich am Freibad fährt, versündigt sich wahrscheinlich an der Umwelt, denn im Schilfgürtel leben seltene Arten. Aber die Menschen reden vernünftig miteinander, suchen sich zu verständigen. Die Bereitschaft dazu vermisst Peter Moser zurzeit auf Seiten der Schlösser-Stiftung.
Dabei könnte sich die Bürgerinitiative durchaus zum Förderverein mausern. Wenn man ihn auf den Rasen lässt, dann möchte Moser wie früher Müll einsammeln, und er würde dann auch für zwölf Euro »gern« die freiwillige Jahreskarte kaufen.
Potsdam setzt Zeichen gegen G8
Drei mal mehr Menschen als erwartet haben am vergangenen Samstag in Potsdam
ein deutliches Zeichen gegen den Gipfel der G8-Finanzminister und für einen
kraftvollen Widerstand gegen den bevorstehenden Gipfel der sogenannten G8 in
Heiligendamm gesetzt! Beim Open Air “G(8)ipfelsturm” auf dem Potsdamer
Bassinplatz erlebten 1500 Menschen die Auftritte der Bands, die spannende
Podiumsdiskussion, viele Info- und Aktionsstände sowie eine Unmenge an
Diskussionen und Aktionsvorbereitungen.
Holger Zschoge, Sprecher des Anti-G8-Bündnis Potsdam, erklärt dazu:
“Für uns ist dies ein deutliches Signal dafür, das immer mehr Menschen aus
verschiedensten sozialen und politischen Zusammenhängen bereit sind, ihre
Interessen selbst wahrzunehmen und gegen einen Gipfel zu protestieren, der
ihnen vorschreiben will, wie die Welt aussehen soll, in der sie leben. Ganz
offensichtlich hat die vorangegangene Repressionswelle das Gegenteil
erreicht: In Potsdam fand eine breite Solidarisierung mit den
unterschiedlichsten Aktionsformen hier und in Heiligendamm statt.
Dies macht Hoffnung für die nächsten Wochen! Wir erwarten bei der
Demonstration gegen das Fachtreffen der G8-AußenministerInnen am 30. Mai
2007 eine weitere Steigerung unserer Mobilisierungsmöglichkeiten.
Und natürlich rufen wir weiterhin dazu auf, mit uns gemeinsam nach Rostock
und Heiligendamm zu fahren und dort auf kreative und kraftvolle Weise für
eine Welt frei von Krieg, Ausbeutung und Kapitalismus zu kämpfen. Dazu geben
wir die Möglichkeit, gemeinsam mit Bussen nach Rostock zu fahren. Tickets
gibt es im Internet, dem Buchladen Sputnik oder dem Projekthaus Babelsberg.
Weitere Infos und immer aktuelle Nachrichten unter:
www.anti-g8-buendnis-potsdam.de.
Manche Dinge ändern sich einfach nie. Schon seit einigen Jahren gehört der Himmelfahrtstag, im Volksmund auch “Herrentag” genannt, zu den Tagen im Jahr an dem die rechte Szene im Raum Rathenow — Premnitz offenbar Narrenfreiheit hat. In größeren Gruppen zieht der alkoholisierte, männliche Nazimob dann durch die Straßen durch mindestens eine, der beiden genannten Städte um “ihren” Tag zu “feiern”.
Fast schon traditionell kommt es dabei immer wieder zu gewalttätigen Übergriffen auf Passanten, welche die “falsche” Hautfarbe haben, die “falsche” Gesinnung haben oder einfach nur “komisch” gucken.
“Komisch” geguckt haben müssen in diesem Jahr auch einige Besucher einer zum “Herrentag” ausgerichteten Veranstaltung auf dem Märkischen Platz in Rathenow. Als dort in den frühen Abendstunden nämlich eine Musikgruppe aufspielen wollte, war der in der Nähe herumlungernde, ca. 30 — 40 personenstarke Nazimob, Mitglieder der verbotenen Kameradschaften “Hauptvolk” und “Sturm 27”, sofort brüskiert und begann augenblicklich Bierflaschen abzubrechen und auf einige Veranstaltungsgäste loszugehen. Mehrere Personen wurden z.T. mit Messern oder besagten Flaschenresten bedroht, Einzelpersonen von bis zu fünf Neonazis zusammengeschlagen. Die Musikgruppe wurde ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen, als mindestens eine Lautsprecherbox durch eine Flaschenwurf zerstört wurde.
Tatsächlich kam dann einige Minuten später auch eine von den Veranstaltern georderte Polizeistreife, die sich jedoch nicht sonderlich um die Angelegenheit der Geschädigten kümmerte. Anzeigen wurden, mit Hinweis das man sich doch zur Wache begeben sollte, nicht entgegengenommen. Festgenommen wurde auch niemand, so dass den Veranstaltern nur die Option blieb ihre Feierlichkeiten aus Sicherheitsgründen einzustellen.
Die (Neo)nazis zogen indes ungestört und ohne Polizeibegleitung weiter zum nächsten Bierstand am Rathenower Kino, wobei es abermals zu Übergriffen kam.
Potsdam. Das Anti-G8-Bündnis Potsdam ruft alle Menschen in Potsdam auf, sich
an der internationalen Großdemo gegen den G8 Gipfel in Heiligendamm zu
beteiligen. Wie das Bündnis heute mitteilte, werden auch aus Potsdam
Reisebusse zur Demo am 2. Juni fahren. Die Tickets werden ab sofort an
verschiedenen Stellen in Potsdam zum Verkauf angeboten.
o Vorverkauf beim Anti-G8-Open Air am 19. Mai 2007 auf dem Bassinplatz
o Im Internet unter: info@anti-g8-buendnis-potsdam.de
o Kartenverkauf im:
— Buchladen Sputnik (Charlottenstraße) und im
— Projekthaus Babelsberg, Rudolf-Breitscheid-Straße
Das Bündnis empfiehlt allen Interessieren, die Fahrtkarten schon frühzeitig
zu sichern. Dazu Holger Zschoge vom Anti-G8-Bündnis: “Um allen eine Fahrt
nach Rostock zu ermöglichen, können wir bei Bedarf mehr Reisebusse mieten.
Zur Zeit werden 2 Busse aus Potsdam fahren.” Der Ticketpreis liegt für die
Hin- und Rückfahrt für VollverdienerInnen bei 25 Euro, ermäßigt 15 Euro. Im
Preis inbegriffen ist der Gepäcktransport. Start ist Samstag, 2. Juni am
frühen Morgen. Nach der Demo und dem Abschluss-Konzert in Rostock geht es
noch am selben Tag um ca. 21:00 Uhr zurück nach Potsdam.
Vom 6.- 8. Juni 2007 werden sich in Heiligendamm die Staatschefs der 8
größten und mächtigsten Nationen der Erde treffen. In Rostock werden deshalb
bis zu 100.000 GegendemonstrantInnen erwartet, die ihren Protest gegen die
Politik der G8 zum Ausdruck bringen.
Modellprojekt für Erziehungshilfe
(Bernd Baumann) Künftig sollen Eltern in Brandenburg effektive Unterstützung in Erziehungsfragen erhalten. Das Modellprojekt »Elternwege – Beratungswege« richtet sich vor allem an Familien mit rechtsorientierten Kindern und Jugendlichen. Offiziell gestartet wird das Vorhaben bei einer Fachtagung mit Experten am 23. Mai in Potsdam.
»Wir wollen die Erziehungskompetenz der Eltern deutlich verbessern«, sagte der Koordinator des Handlungskonzepts »Tolerantes Brandenburg« und Bildungsstaatssekretär Burkhard Jungkamp. Bereits seit längerem werde in den neuen Bundesländern eine zunehmende Verunsicherung und Überforderung von Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder beobachtet. »Zugeschnitten ist das Projekt besonders auf die ländlichen Räume in der Mark«, so Jungkamp. Hier gebe es deutlich weniger Angebote als in den Städten. Angesichts fehlender Lehrstellen und einer weiter um sich greifenden Perspektivlosigkeit wenden sich in den ländlichen Regionen immer mehr Jugendliche dem Rechtsextremismus zu.
»Mit dem Projekt wollen wir den Eltern Hilfe zur Selbsthilfe geben«, so Jungkamp. Das Vorhaben ist Teil des Bundesprogramms »Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie – gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus«. Laut Jungkamp stehen in den kommenden drei Jahren rund 485 000 Euro zur Verfügung. Hinzu kommen 170 000 Euro zur Kofinanzierung der Bundesmittel.
Projektträger ist das Brandenburgische Institut für Gemeinwesensberatung »demos«. Die Einrichtung wurde Anfang 2006 gegründet. Deren Mobile Beratungsteams (MBT) gegen Rechtsextremismus arbeiten seit 1998 als Kooperationspartner des Handlungskonzepts »Tolerantes Brandenburg«.
Das Institut unterstützt demokratisches Bürgerengagement in allen gesellschaftlichen Bereichen. »Das neue Modellprojekt ist bundesweit einmalig«, sagte der Leiter von »demos«, Wolfram Hülsemann. Gerade im ländlichen Raum der Mark gebe es zu wenige Elternselbsthilfegruppen. Unterstützungs- und Beratungsangebote müssten deshalb zum Teil neu entwickelt werden. »Angestrebt werden Kurse, Treffs und Trainingsveranstaltungen für betroffene Eltern«, sagte Hülsemann.
Enge Kontakte soll es dabei zu den bereits vorhandenen Einrichtungen geben. Dabei handle es sich vor allem um Schulen, Kitas, Kirchengemeinden, Sportvereine oder die Freiwillige Feuerwehr. »Elternwege – Beratungswege« stelle somit ein für Familien einfach zugängliches Angebot dar.
Zuständig für die Umsetzung des Projekts sind zwei Diplompsychologen. Diese übernehmen die Koordinierung und Beratung der jeweiligen regionalen Partner vor Ort. Besonders enge Kontakte sollen zu den Jugendämtern und Erziehungsberatungsstellen hergestellt werden.
Das volle VIP-Programm
Werder · Petzow — Es soll ein kleiner Gipfel vorneweg sein: Heute und morgen bereiten die Finanzminister der sieben führenden Industrieländer und Russlands (G8) in Petzow das Gipfeltreffen der G 8‑Staaten im Juni in Heiligendamm vor. Während der noble Ostseebadeort seit Monaten festungsartig mit einem kilometerlangen Zaun, Nato-Draht und Patrouillenwegen gesichert wird, reicht für den kleinen Gipfel vor Berlin die Sperrung einer Kreisstraße und das Auswerfen einiger Bojen auf dem Schwielowsee.
Und während in Heiligendamm Bundeskriminalamt, Verfassungsschutz und Bundesnachrichtendienst seit Wochen die Haushalte abklappern und überprüfen, wer sich in der Umgebung für den Urlaub einquartiert hat, reichte in Petzow am Dienstagabend ein Treffen der örtlichen Polizei mit ein paar Anwohnern, um die Passierscheinregelungen zu besprechen. Denn so wie in Heiligendamm die Einheimischen nichts von den Staats- und Regierungschefs zu sehen bekommen werden, bleibt auch den Petzowern der Blick auf den politischen Geldadel der Industriewelt verwehrt. Jedenfalls vom Boden oder vom Wasser aus.
Die einzige Straße, die zum noblen Tagungsort der Finanzminister – dem „Resort Schwielowsee“ – führt, ist ab heute 8 Uhr zu. „Die Straße Am Schwielowsee ist ab B 1 bis zur Fercher Straße bis Samstagabend gesperrt“, so der Sprecher des für die Außensicherung des Treffens zuständigen Polizeipräsidiums Potsdam, Rudi Sonntag. Nur die Handvoll Petzower, die zwischen den Sperren wohnen, haben einen Passierschein bekommen. Kein Radler, kein Fußgänger, kein Auto soll sich dem Hotelkomplex nähern können. Und irgendwo zwischen Seeufer, Hotel, Kreisstraße und dem Mirenberg im Petzower Hinterland wacht auch die Spezialeinheit des Landeskriminalamtes über den ordnungsgemäßen Ablauf der Tagung.
Auch von der Wasserseite sind die Schotten dicht: Das Hoheitsgebiet der Hotelbesitzer Axel Hilpert (früher DDR-Antiquitätenhändler und Inoffizieller Mitarbeiter bei der DDR-Spionageabwehr) und Hans-Hermann Tiedje (früher Bild-Chefredakteur und heute Politikberater und Medienunternehmer) wurde für zwei Tage deutlich ausgedehnt: Die Sicherheitskräfte haben eine 100-Meter-Zone zu Wasser zum Sperrgebiet erklärt. Behördendeutsch heißt das: „Befahr‑, Anlege‑, Stillliege- und Badeverbot in der Sicherheitszone.“ Gekennzeichnet wurde diese mit dem „Wasserverkehrszeichen A1“ – sprich: rote Bojen zeigen den Hobbykapitänen ihre Grenzen auf.
Und die Wasserschutzpolizei Brandenburg, die gleich um die Ecke in Werder (Havel) eine Wache unterhält, kreuzt vor dem Hotelkomplex mit drei Booten: Neben den zwei größten, die das Land Brandenburg zu bieten hat, die „WSP 1“ und die „WSP 2“, wurde auch der Stolz der märkischen Wasserpolizisten an die roten Bojen beordert: die „WSP 8“. Polizeiintern wird geschwärmt: „Ein Jetstream-Boot, das es auf 60 km/h bringt – unser schnellstes und modernstes Boot.“
Ansonsten gibt sich das Potsdamer Polizeipräsidium betont nüchtern, wenn es um den Aufwand an Sicherheitsmaßnahmen geht. 150 Polizisten sollen im Einsatz sein, heißt es aus Polizeikreisen. Alles schon Routine, es gibt kompliziertere Aufgaben, beschwichtigt Sonntag. „Der personelle Aufwand ist für uns nicht so groß, wie etwa beim Treffen der G 8‑Außenministertreffen am 30. Mai in Potsdam.“ Es gäbe auch kein Sightseeing-Programm, wie es die EU-Touristikminister diese Woche in Potsdam hatten.
Nur ein Ausflug ist für die G 8‑Finanzminister geplant: Am Freitagabend steht eine kleine Seefahrt auf dem Schwielowsee auf dem Programm – bei Dunkelheit. Ansonsten werden sich Delegationen im Hotelkomplex mit Tagungs- und Wellnesszentrum, Luxus-Suiten und Appartements aufhalten, tagen und speisen.
Auf dem Speiseplan stehen auch Brandenburger Spezialitäten, sagt Juliane Hilpert, Sales-Managerin des Resorts. Ansonsten hält auch sie sich bedeckt, was die Betreuung der Gäste betrifft. Nur so viel: Das Resort wurde komplett angemietet von der Bundesregierung als Gastgeber. Für Pressekonferenzen und andere Veranstaltungen wurden extra Zelte aufgestellt und man habe den gesamten Komplex besonders gründlich auf Hochglanz poliert. Für jeden Gast gibt es das volle VIP-Programm. Da könnten auch Buffets und Frühstück noch üppiger ausfallen als ohnehin schon, sagt die Tochter des Hotelbesitzers.
Die spannende Frage im Vorfeld dieses Treffens konnte die Hotelmanagerin nicht beantworten: Kommt Wolfowitz? Weltbank-Präsident Paul Wolfowitz soll in Petzow über Korruption reden. Das Problem: Weil er seine Freundin innerhalb der Weltbank protegiert haben soll, steht er kurz vor der Ablösung oder seinem Rücktritt – von einer Afrika-Tagung am kommenden Montag in Berlin hat ihn Bundesentwicklungshilfeministerin Zeul jedenfalls schon ausgeladen. Klar ist nur eins: Das Zimmer für den Weltbank-Chef ist auf „Wolfowitz, Paul“ reserviert.
Sicherheitstechnisch betreut werden die hochrangigen Gäste hinter dem (nicht verstärkten) Hotelzaun vom Bundeskriminalamt (BKA), das für die so genannte Innensicherung und den unmittelbaren Personenschutz zuständig ist. Dass die Sicherheitsleute all zu viel zu tun bekommen werden, davon gehen die Behörden derzeit nicht aus. Es seien derzeit keine Protestaktionen in unmittelbarer Nähe des Resorts bekannt, heißt es aus Sicherheitskreisen. Lediglich eine offizielle Veranstaltung ist angemeldet worden. Heute Abend wollen G 8‑Gegner und Nichtregierungsorganisationen gegen die Politik der großen Industrienationen und der Weltbank unter dem Motto „Deine Stimme gegen Armut“ demonstrieren – im Zentrum von Potsdam, 15 Kilometer vom Tagungsort entfernt.
„Das Resort in Petzow ist für solche Treffen in Hauptstadtnähe besten geeignet“, meint ein Sicherheitsexperte. Exklusiv, Berlin-nah und trotzdem diskret gelegen genug, und vor allem sei es einfach zu sichern. „Demonstranten und Störenfriede sind da leicht abzuhalten“, so der Experte. Er glaube, dass der Hotel-Komplex deshalb für das ranghohe Treffen angemietet worden ist.
Demonstranten bliebe ohnehin nur ein – kostspieliger – Weg, sich dem Tagungsort zu nähern: Der Luftweg. Ein Überflugverbot für den Luftraum über dem Resort sei zwar geprüft aber letztlich doch nicht verhängt worden, so Polizeisprecher Sonntag. Für den Fall, dass sich die Weltlage irgendwie bedrohlich verändere oder es Hinweise auf Protest-Flüge gibt, kann aber jederzeit schnell auch noch der Luftraum über Petzow gesperrt werden – die Luftwaffe jedenfalls hat Bereitschaft.
Aktuelles Seminarprogramm der JD/JL
Auch dieses Frühjahr veranstalten JD/JL Brandenburg eine Reihe spannender Seminare. Weitere Infos und Anmeldung über: info@jdjl-brandenburg.de
Mathe, Deutsch, Chemie,Sexismus… der geheime Lehrplan
26. Mai 2007
Seminar zu Sexismus in der Schule
In der Schule werden Jungen_Mädchen zwar gemeinsam unterrichtet, sie sind jedoch keineswegs gleichberechtigt. Schule vermittelt eine konservative Vorstellung von Geschlechtlichkeit und Sexualität: Schüler_innen werden in Rollenmuster gezwängt und lernen, was typisch „weiblich“ und „männlich“ sein soll. Konzepte, welche sich außerhalb dieser Vorstellungen bewegen, haben in der Schule keinen Platz. Wodurch diese sexistischen Denk- und Verhaltensweisen im schulischen Alltag vermittelt, aufgenommen und reproduziert werden, wollenwir auf dem Seminar gemeinsam untersuchen.
Was ich noch sagen wollte…
01.–03. Juni 2007
Rhetorik für Einsteiger_innen
Wolltest du auch schon mal vor vielen Leuten etwas sagen und hast dann schnell zurückgezogen, weil du dich nicht getraut hast? Oder warst du so aufgeregt, dass du falsch verstanden wurdest? Viele Menschen haben Angst vorm Reden, doch das Problem ist nicht unlösbar! Auf diesem Seminar geben wir dafür ein paar Tipps, nicht nur für Diskussionsbeiträge und Vorträge. Der Schwerpunkt liegt auf praktischen Übungen, die Auswertungen werden mit der Videokamera unterstützt. So können alle Erlerntes ausprobieren und sich elbst dabei beobachten.