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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Law & Order

Frauen gemeinsam gegen Rassismus und Ungerechtigkeit”

Anlässlich des Inter­na­tionalen Frauen­tags am 08. März ver­anstal­tet ein
Net­zw­erk von bran­den­bur­gis­chen Organ­i­sa­tio­nen die erste Demonstration
zum Frauenkampf­tag seit Jahren in Cot­tbus. Am Sam­stag, dem 10. März
2018, startet die Demon­stra­tion mit ein­er Kundge­bung ab 11.30 Uhr in
Sandow am Muskauer Platz. Unter dem Mot­to “Frauen gemein­sam gegen
Ras­sis­mus und Ungerechtigkeit”, wer­den ver­schiedene Vere­ine und
Ini­tia­tiv­en auf die ras­sis­tis­chen Zustände in Cot­tbus hinweisen.
Die Demon­stra­tion bewegt sich am Blechen Car­ree, an der Stadthalle und
am Alt­markt vor­bei, bis zum Oberkirch­platz, wo die Abschlusskundgebung
statt find­en wird.
„Wir nehmen die Lage in Cot­tbus sehr ernst. Seit Anfang des Jahres führt
die mas­sive rechte Het­ze von Zukun­ft Heimat zu weitre­ichen­den Folgen.
Geflüchtete und beson­ders geflüchtete Frauen fühlen sich in der Stadt
unwohl und bedro­ht. Der Frauenkampf­tag bietet die Möglichkeit, um auf
diese Zustände aufmerk­sam zu machen!”, so Eliz­a­beth Ngari von Women in
Exile. Frauen fliehen in vie­len Fällen vor patri­ar­chaler Gewalt und vor
der Bedro­hung durch Män­ner. Nach­dem viele gefährlich­ste Routen nach
Europa über­lebt haben sind sie in Deutsch­land wieder patriarchaler
Gewalt sowie ras­sis­tis­chen Dro­hun­gen aus­ge­set­zt. Frauen sind weltweit
betrof­fen und das einzige Mit­tel kann sein, sich gegen diese Zustände
zusammenzuschließen!
Cot­tbus ist als ras­sis­tis­che Hochburg bekan­nt und die Neurecht­en wissen
das strate­gisch zu nutzen. Obwohl Gewalt gegen Frauen keines­falls ein
neues oder “importiertes” Prob­lem ist, sorgt nun die Herkun­ft in
bes­timmten Fällen für Aufmerk­samkeit, wo son­st kein Inter­esse an der
The­matik bestand. Die Rassist*innen von „Zukun­ft Heimat“ gebrauchen
immer wieder das Bild von der „bedro­ht­en deutschen Frau“, um ihre
ras­sis­tis­che Pro­pa­gan­da zu legit­imieren. Davon lässt sich auch die
Stadt­poli­tik leit­en und reagiert mit der Umset­zung der
flüchtlings­feindlichen Forderun­gen, indem sie zum Beispiel einen
Auf­nahmestopp für Geflüchtete verhängte.
„Wir müssen uns mit den Men­schen und Organ­i­sa­tio­nen verbinden, die der
recht­en Bewe­gung etwas ent­ge­gen set­zen wollen. Zusam­men­halt schafft
Stärke — darauf wollen wir uns besin­nen”, so Luise Mey­er von Cottbus
Nazifrei.
Zur Demon­stra­tion rufen Women in Exile, Flucht und Migra­tion Cottbus,
Cot­tbus Naz­ifrei, das Geflüchteten Net­zw­erk Cot­tbus, die Feministische
Antifa Bran­den­burg und der Vere­in Opfer­per­spek­tive Bran­den­burg e.V.
auf.
Die Organ­i­sa­tio­nen im Net­zw­erk demon­stri­eren am Sam­stag zusam­men für die
uneingeschränk­te Sol­i­dar­ität von Frauen, Lesben*,Transsexuellen* und
Inter­sex­uellen* und eine Stadt, in der sich alle Men­schen ohne Angst
bewe­gen können.

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Einschüchterungsversuch gegen Berater_innen der Opferperspektive

Nach der ras­sis­tis­chen Demon­stra­tion von „Zukun­ft Heimat“ am Sonnabend
in Cot­tbus kam es zu Bedro­hun­gen gegen Mitarbeiter_innen der
Opfer­per­spek­tive e.V. Die Berater_innen für Betrof­fene rechter Gewalt
wur­den im Rah­men ihrer Beruf­sausübung zum Ziel gewalttätiger
Demonstrationsteilnehmer_innen.
Die Berater_innen wur­den Zeug_innen des Angriffs auf eine Journalistin
durch einen bekan­nten Cot­tbusser Hooli­gan. Dieser stieß die Betroffene
von ein­er Bank, so dass sie zu Fall kam. Die Berater_innen begaben sich
zu der ange­grif­f­e­nen Per­son, um sie u.a. bei der Auf­gabe einer
Strafanzeige zu unter­stützen. Ein sie beglei­t­en­der Sozialar­beit­er der
Stadt Cot­tbus wurde in dieser Sit­u­a­tion durch einen rechten
Fußbal­lan­hänger angerem­pelt, so dass sein Handy zu Boden fiel und
beschädigt wurde.
Während der Anzeige­nauf­nahme wur­den die Jour­nal­istin, der Sozialarbeiter
und die Mitarbeiter_innen der Opfer­per­spek­tive durch rechte
Demon­stran­tinnen belei­digt und gefilmt. Diese Täter_innengruppe hatte
schon während der Demon­stra­tion eine weit­ere Jour­nal­istin ange­spuckt und
beleidigt.
Nach­dem die Strafanzeige aufgegeben wurde, ver­ließen die Berater_innen
den Platz. Dabei wur­den sie von ein­er Gruppe Hooli­gans bis zum Parkhaus
ver­fol­gt und sex­is­tisch belei­digt und beschimpft. Ein­er der Beteiligten
war bere­its im Som­mer 2017 bei ein­er Demon­stra­tion von „Zukun­ft Heimat“
im Zusam­men­hang mit einem gewalt­täti­gen Über­griff aufge­fall­en. Erst als
erneut die Polizei zur Hil­fe gerufen wurde, ließen die Hooli­gans von den
Mitarbeiter_innen der Opfer­per­spek­tive ab.
„Aus unser­er Sicht ging es den Täter_innen darum, eine Atmo­sphäre der
Bedro­hung aufzubauen. Die Täter_innen benutzen gezielt ihr Image als
bekan­nte Gewalt­täter, um Men­schen, die sich dem ras­sis­tis­chen Kli­ma und
der recht­en Gewalt in Cot­tbus ent­ge­gen­stellen kön­nten, einzuschüchtern.“
erk­lärte dazu die Geschäfts­führerin der Opfer­per­spek­tive e.V. Judith
Porath.
Die Berater_innen der Opfer­per­spek­tive waren am Sam­stag in Cot­tbus, um
die Demon­stra­tion zu beobacht­en, weil dort rechte Über­griffe zu erwarten
waren. Die Opfer­per­spek­tive berichtet seit drei Jahren von einem
Anwach­sen ras­sis­tis­ch­er Stim­mungen in Cot­tbus und warnt vor einer
recht­en Gewalteskalation.
„Die Ereignisse nach der Demon­stra­tion verdeut­lichen, dass es sich
hier­bei nicht um die Artiku­la­tion berechtigter Sor­gen han­delt, sondern
um den Ver­such, in Cot­tbus eine rechte Hege­monie zu man­i­festieren und
Ausländer_innen aus der Stadt zu vertreiben. In dieser Sit­u­a­tion muss das
Han­deln staatlich­er und kom­mu­naler Stellen davon bes­timmt sein,
demokratis­che Ver­hält­nisse und die Sicher­heit aller Einwohner_innen
Cot­tbus zu garantieren. Es bedarf spätestens jet­zt ein­er abgestimmten
Strate­gie gegen das Kli­ma ras­sis­tis­ch­er Gewalt in Cot­tbus. Der Verein
Opfer­per­spek­tive e.V. stellt unmissver­ständlich klar, dass wir rechte
Ein­schüchterungsver­suche nicht stillschweigend hin­nehmen und Betroffene
rechter Gewalt in Cot­tbus sol­i­darisch unter­stützen wer­den,“ so Porath
weiter.

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Antifaschismus Law & Order

Gemeinsam trainieren mit Neonazis

Deshalb wende ich mich auch ganz dezi­diert gegen die Aus­gren­zung anders
ori­en­tiert­er gesellschaftlich­er Grup­pen, solange sie nicht als
ver­fas­sungs­feindlich gel­ten.“ [1] Diese Worte sprach der Präsi­dent der
Uni­ver­sität Pots­dam beim Neu­jahrsemp­fang 2018. Doch wer entschei­det an
der Uni eigentlich über Ver­fas­sungs­feindlichkeit und vor allem wie?
Am 10.01.2018 wurde der Neon­azi Tom Fis­ch­er durch die AR_P//U
(Antifaschis­tis­che Recherche_Potsdam//Umland) geoutet [2]. Fis­ch­er
studiert seit 4 Jahren Philoso­phie an der Uni­ver­sität Pots­dam und
fungiert derzeit als Kick­box­train­er beim Hochschul­sport. In dem
veröf­fentlicht­en Text wird ein­deutig gefordert, die Train­ertätigkeit von
Fis­ch­er zu been­den: „Als Train­er ist Tom Fis­ch­er im Hochschul­sport nicht
halt­bar. Aus ein­fach­sten poli­tis­chen Erwä­gun­gen und mit Rück­sicht auf
andere Studierende ist den Ver­ant­wortlichen drin­gendst nahegelegt, das
Ver­hält­nis mit Fis­ch­er umge­hend zu been­den“[2]. Doch wie reagierte die
Uni­ver­sität und der Hochschulsport?
Sie stell­ten sich bere­itwillig vor Fis­ch­er, indem sie als adäquate
Beweisquelle den Ver­fas­sungss­chutz Bran­den­burg benan­nten [3]. Genau
dieser Ver­fas­sungss­chutz, der in den let­zten Monat­en und Jahren heftig
in Kri­tik ger­at­en ist. Ein promi­nentes Beispiel sind die Verstrickungen
des bran­den­bur­gis­chen Ver­fas­sungss­chutz im NSU Kom­plex und eine
unver­ant­wortliche Zusam­me­nar­beit mit dem V‑Mann Carsten Szczepanski
(alias „Piat­to“) [4]. Der Ver­fas­sungss­chutz Bran­den­burg trägt eine
Mitver­ant­wor­tung, dass ein Teil der NSU-Grup­pierung unter­tauchen und in
den Jahren 2000 bis 2007 mor­den kon­nte. Auch der Bundesverfassungsschutz
war nicht in der Lage zehn ras­sis­tisch motivierte Morde zu verhindern,
obwohl es bere­its 1998 schon Hin­weise auf den Aufen­thalt­sort des
NSU-Trios, beste­hend aus Mund­los, Böhn­hardt und Zschäpe, gab [5].
Und jet­zt argu­men­tiert die Uni­ver­sität Pots­dam – mith­il­fe von nicht
vorhan­de­nen Infor­ma­tio­nen des Ver­fas­sungss­chutzes – dass Fis­ch­er kein
Neon­azi ist? Dabei liefert der Text der AR_P//U nicht nur ein Argument
dafür, dass Fis­ch­er ein aktiv­er Neon­azi war und ist. Das Trainingsvideo
wurde ein­deutig von der recht­sradikalen Partei ‚Der III. Weg‘ erstellt
und veröf­fentlicht. Fis­ch­er trägt auch in diesem Video ein T‑Shirt von
der Partei ‚Der III. Weg’! Er trainiert mit Sym­pa­thisan­ten des III. Wegs
und es ist auch bekan­nt, dass min­destens eine weit­ere Per­son, die in
diesem Video gezeigt wird, am Kick­box­train­ing der Uni Pots­dam teilnimmt.
Wenn all dies nicht aus­re­icht, was muss dann noch passieren?
Wird der Hochschul­sport zum Anlauf­punkt für Recht­sradikale? Wenn diesem
nicht aktiv ent­ge­gengewirkt wird, ist das dur­chaus denkbar. Die Aktionen
der Iden­titären Bewe­gung zeigt ein­deutig die Reich­weite von Neon­azis in
den Hochschul­be­trieb [6].
Wir kön­nen nur die Worte unseres kür­zlich veröf­fentlicht­en Textes über
„Recht­es Gedankengut in sozialen Berufen“ wieder­holen. „Es liegt an uns
dem etwas ent­ge­gen­zuset­zen, die Dinge beim Namen zu nen­nen und offensiv
darauf aufmerk­sam zu machen“ [7]. Und da müsst ihr aktiv wer­den! Nervt
die Hochschulleitung! Macht bei euren Sportkursen darauf aufmerksam,
wenn dort ein Neon­azi trainiert! Macht es öffentlich! Schließt euch
zusam­men, tauscht euch aus! Neon­azis dür­fen keine ruhige Minute haben!
Neon­azis offen­siv entgegentreten!

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Wessen Sicherheit?

Für den heuti­gen Tag lud­das Innen­min­is­teri­um anlässlich eines Übergriffs
jugendlich­er Flüchtlinge auf ein Ehep­aar zu einem Spitzen­tr­e­f­fen in
Cot­tbus ein, um über die Sicher­heit­slage in der Stadt zu sprechen. In
der Pressemit­teilung des Min­is­teri­ums ist kein Wort über die zahlreichen
Angriffe gegen Flüchtlinge in Cot­tbus und die ras­sis­tisch motivierte
Gewalt in Sach­sendorf in der Neu­jahrsnacht zu lesen. Während andere noch
feierten, wur­den Geflüchtete durch die Stadt gejagt und in ihrer
Unterkun­ft ange­grif­f­en. Der Wach­schutz schaute zu. Ein Sprech­er der
Stadt Cot­tbus rel­a­tivierte den Angriff auf Geflüchtete als einen der
„Kon­flik­te auf­grund unter­schiedlich­er Herkun­ft“. Das ist eine grobe
Ver­harm­lo­sung von Ras­sis­mus und rechter Gewalt in Cot­tbus. Inzwischen
ergaben jour­nal­is­tis­che Recherchen, dass mehrere Mitar­beit­er von
Sicher­heits­di­en­sten in Cot­tbus Verbindun­gen zu recht­en Struk­turen haben
oder selb­st Teil davon sind.
Cot­tbus ist in den let­zten Jahren ein Hotspot rechter Struk­turen und
Angriffe auf Geflüchtete gewe­sen. Die Forschungsstelle Antisemitismus
und Recht­sex­trem­is­mus des Moses Mendelssohn Zen­trums beobachtet die
größten ein­schlägi­gen Aktio­nen in Bran­den­burg in 2017 im Rah­men der
„Zukunft-Heimat“-Kampagne in Cot­tbus. Die höch­ste Gesamt­summe der
lokalen Teil­nah­mezahlen wurde in Cot­tbus verze­ich­net (4030 Personen),
gefol­gt vom Land­kreis Havel­land (940). Bran­den­burg­weit fand in 2017 in
Cot­tbus die höch­ste Anzahl rechter und flüchtlingsfeindlicher
Straße­nak­tio­nen statt.
Die Opfer­per­spek­tive betra­chtet die Entwick­lung in Cot­tbus seit mehreren
Jahren mit großer Sorge. Min­destens im Ver­lauf des Jahres 2015 hat die
ras­sis­tis­che Gewalt gegen Geflüchtete und inter­na­tionale Studierende in
der Stadt mas­siv zugenom­men. „Spätestens seit 2016 kann von einer
enthemmten ras­sis­tis­chen Gewalt in Cot­tbus gesprochen wer­den. Die
Opfer­per­spek­tive zählte im Jahr 2015 17 ras­sis­tisch motivierte Angriffe
und 2016 bere­its 29 ras­sis­tisch motivierte Angriffe, die bei den
Betrof­fe­nen zu teil­weise schw­eren Ver­let­zun­gen führten.“ sagt Martin
Vese­ly von der Opfer­per­spek­tive. Auch für 2017 geht der Vere­in von einem
unge­broch­enen ras­sis­tis­chen Aus­nah­mezu­s­tand in der Stadt mit
ver­gle­ich­baren Zahlen wie in 2016 aus.
Seit zwei Jahren macht der Vere­in immer wieder auf die wachsende
Mobil­isierung und Gewalt gegen Geflüchtete in Cot­tbus aufmerk­sam – ohne
dass sicht­bare Kon­se­quen­zen seit­ens der poli­tisch Ver­ant­wortlichen aus
Lan­desregierung und Innen­min­is­teri­um gefol­gt wären.
Statt dessen organ­isiert das MIK wenige Tage nach dem Angriff junger
Geflüchteter auf das Ehep­aar öffentlichkeitswirk­sam ein Gespräch über
die Sicher­heit in der Stadt und blendet dabei die ras­sis­tis­che und
organ­isierte rechte Gewalt völ­lig aus. „Min­is­ter Schröter set­zt dabei
wieder die Null-Tol­er­anz-Attitüde auf und will diese Gewalt „keinem
Bürg­er in Cot­tbus erk­lären“. Dabei verken­nt er, dass Flüchtlinge auch
Bürger_innen von Cot­tbus sind, deren Sicher­heit dort immer wieder
gefährdet ist.“ sagt Ivana Domazet vom Flüchtlingsrat Bran­den­burg. Nach
einem ras­sis­tis­chen Über­griff auf Geflüchtete in Sach­sendorf wird
hinge­gen kein Sicher­heits­ge­spräch ein­berufen, obwohl der Leit­er des
Wach­schutzes laut jour­nal­is­tis­chen Recherchen Verbindun­gen zum rechten
Milieu hat.
*Ras­sis­tis­che Gewalt wird hier unsicht­bar gemacht und zugle­ich der
Ras­sis­mus durch die Zus­pitzung der Sicher­heits­de­bat­te auf Flüchtlinge
weit­er geschürt. Der Innen­min­is­ter pro­fil­iert sich wieder ein­mal über
seine gegen Flüchtlinge gerichteten Law and Order-Äußerun­gen und fischt
hier offen­sichtlich am recht­en Rand.

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Identitärer an der Viadrina

In diesem Artikel wollen wir uns mit Jan­nik Brämer, Stu­dent an der Europa-Uni­ver­sität Viad­ri­na, der als Kopf der Iden­titären Bewe­gung Berlin-Bran­den­burg (IBBB) gilt, beschäfti­gen. Durch ein Porträt von ihm und seinen Aktiv­itäten wollen wir einen Ein­druck von der erstark­enden „Neuen Rechte“ geben, zu deren Vertreter*innen er gehört.
Brämer studiert min­destens seit dem Win­terse­mes­ter 2016/2017 an der Europa-Uni­ver­sität Viad­ri­na in Frank­furt (Oder) im Stu­di­en­gang Rechtswis­senschaften. Neben seinem Studi­um betätigte er sich als Schatzmeis­ter der „Jun­gen Alter­na­tive“ (JA), der Jugen­dor­gan­i­sa­tion der AfD. In diesem Zusam­men­hang ist er im Novem­ber 2016 in den Vor­stand des Lan­desver­bands Berlin als Schatzmeis­ter gewählt wor­den.(1) Darüber hin­aus trat er erfol­g­los bei der Bezirksverord­neten­ver­samm­lungswahl 2016 in Berlin für die AfD für ein Man­dat in der Bezirksverord­neten­ver­samm­lung in Berlin-Char­lot­ten­burg-Wilmers­dorf an.(2)

Brämer (links) zusammen mit JA-Berlin Landesvorstand Thorsten Weiß (mitte) und weiteren Landesvorstandsmitgliedern. Quelle: antifa-berlin.info
Brämer (links) zusam­men mit JA-Berlin Lan­desvor­stand Thorsten Weiß (mitte) und weit­eren Lan­desvor­standsmit­gliedern. Quelle: antifa-berlin.info

Neben sein­er Tätigkeit für die recht­skon­ser­v­a­tive AfD ist er in ein­er weit­eren Grup­pierung aktiv, die im Habi­tus und Auftreten der „Jun­gen Alter­na­tive“ nicht so fremd ist und auch zu anderen (recht­en) Grup­pen Par­al­le­len aufweist: Die „Iden­titären Bewe­gung“ (IB). Obwohl es offiziell eine Unvere­in­barkeit­serk­lärung zwis­chen der AfD bzw. ihrer Jugen­dor­gan­i­sa­tion mit der IB gibt und immer wieder entsprechende State­ments von der Parteiführung veröf­fentlicht werden,[3] zeigt der Fall Jan­nik Brämer, dass diese lediglich Lip­pen­beken­nt­nisse sind.
Jannik Brämer als Ordner auf der Demonstration der „Identitären Bewegung“ am 17. Juni 2016 in Berlin. Quelle: Theo Schneider
Jan­nik Brämer als Ord­ner auf der Demon­stra­tion der „Iden­titären Bewe­gung“ am 17. Juni 2016 in Berlin. Quelle: Theo Schneider

Das Auftreten der IB passt zum Konzept der soge­nan­nten „Neuen Recht­en“, die sich betont intellek­tuell gibt und ver­sucht, Nation­al­is­mus und Ras­sis­mus salon­fähig zu machen. Die IB zieht mit ihren aktion­sori­en­tierten Auftreten vor allem jün­gere Anhänger*innen an(4)
Ent­standen ist die europaweit agierende IB in Frankre­ich unter dem Namen „Le Bloc iden­ti­taire – Le mou­ve­ment social européen“.(5) Als Vorgänger des „Bloc iden­ti­taire“ gilt „Unité rad­i­cale“(6) (UR). Diese ist seit 2002 auf­grund eines Mord­ver­suchs auf den damals amtieren­den Präsi­den­ten Jacques Chirac ver­boten.(7) Die Ide­olo­gie des „Bloc Iden­ti­taire“ ste­ht für ein ethno­plu­ral­is­tis­ches Europa,(8) welch­es sie kul­tur­al­is­tisch begrün­den. Die Idee eines „Europa der Vater­län­der“(9) und ein­er „europäis­chen Kul­tur“, die gegen ein ver­meintlich bedrohlich­es Außen vertei­digt wer­den muss, sind die Kern­stücke der Ide­olo­gie. Sie streben eine soge­nan­nte „Rück­gewin­nung“ nationaler Iden­titäten in Europa an.
Die IB in Berlin-Brandenburg
In Deutsch­land tauchte die IB zum ersten Mal im Jahr 2012 via Face­book auf. Inner­halb kurz­er Zeit kon­nten sie den Rah­men des Inter­nets als Aktion­sraum ver­lassen und ist ins­beson­dere seit 2015/2016 mit medi­en­aufmerk­samen Aktio­nen in die Schlagzeilen gekom­men. Als die vier Säulen ihrer poli­tis­chen Arbeit beze­ich­nen sie „Metapolitik“[10], d.h. für die IB jene poli­tis­che Arbeit, die „mei­n­ungs­bildend im öffentlichen Raum“[11] wirkt, und ver­ste­hen sich selb­st als „demokratis­ch­er Akteur“. Die weit­eren drei Säulen sind „Aktivis­mus – Gemein­schaft – Ausbildung“[12]. Ganz neu ist das Konzept der IB in Deutsch­land jedoch nicht. Bere­its 2007 ini­ti­ierte Götz Kubitschek, ein­er der Vor­denker der „Neuen Recht­en“ die „Kon­ser­v­a­tiv-Sub­ver­sive Aktion“ (KSA), welche eben­falls durch spek­takuläre Aktio­nen aufge­fall­en war.[13] Inspiri­ert hat­te sich Kubitschek bei linken Bewegungen.[14]
Als ein­er der aktivsten Grup­pen der IB Deutsch­land gilt der Ableger in Berlin-Bran­den­burg.(15) Öffentlich vertreten wird sie durch den 25-jähri­gen Robert Timm, der an der TU Cot­tbus Architek­tur studiert. Neben ihm ist Jan­nik Brämer Kopf der Region­al­gruppe. Er war an mehreren öffentlichkeitswirk­samen Aktio­nen der „Iden­titären Bewe­gung Berlin-Bran­den­burg“ (IBBB) beteiligt In der Bun­des­or­gan­i­sa­tion der IB Deutsch­land war er zulet­zt auch für deren Home­page verantwortlich.
Die IBBB trat das erste Mal in der Öffentlichkeit mit dem „Besuch“ ein­er Sitzung der Bezirksverod­neten­ver­samm­lung im März 2013 in Berlin-Reinick­endorf auf. Hier störten sie den Diskurs über ein im Bezirk neu zu entste­hende Gemein­schaft­sun­terkun­ft für Asyl­suchende.(16) 2015 klet­terten sie auf den Balkon des Willy-Brandt-Haus und hängten ein Trans­par­ent mit der Auf­schrift „Stoppt den großen Aus­tausch!“; an dieser Aktion war Jan­nik Brämer bere­its beteiligt.(17) Die Kam­pagne „Stoppt den Großen Aus­tausch“ ist eine Idee der öster­re­ichis­chen Iden­titären, die 2015 von den deutsche Iden­titären über­nom­men wurde.[18] „Der große Aus­tausch“ beschreibt die Vorstel­lung, dass sog. Völk­er gegen neue aus­ge­tauscht wür­den. Dies sei, so die Vertreter*innen der Idee, ein Plan der jew­eili­gen Regierun­gen, um unlieb­same Bevölkerung­steile los zu werden.
2016 wurde von der IB der „Som­mer des Wider­stands“(19) aus­gerufen, der eine Rei­he Aktio­nen fol­gen ließ, bei der wenig Per­so­n­en einen große Öffentlichkeit erre­ichen. Das Mobile Beratung­steam Berlin resümiert die Aktions­form der Iden­titären wie fol­gt: „Eine über­schaubare Zahl von Iden­titären taucht über­raschend auf und ver­schwindet in der Regel eben­so schnell wieder. Sie wählen dafür sym­bol­isch aufge­ladene Orte, an denen kein nen­nenswert­er Wider­stand zu erwarten ist. Ihre Aktio­nen bedi­enen eine pop­kul­turelle Ästhetik und wer­den mit pro­fes­sionellen Videobeiträ­gen in den sozialen Net­zw­erken auf- und nach­bere­it­et“(20). Als Teil des „Som­mer des Wider­stands“ rief die Iden­titäre Bewe­gung auf ihrer Face­book­seite für Spenden auf, so dass sich die Gruppe Leit­ern zum Besteigen von Gebäu­den leis­ten kann.[21] Die Aktio­nen nehmen meis­tens in Kauf, dass die Aktivist*innen juris­tis­che Kon­se­quen­zen tra­gen müssen, zumal die IB ihre eige­nen Aktio­nen, wie die soge­nan­nten Beset­zun­gen öffentlich­er Gebäude, oft selb­st filmt und dokumentiert.
Jan­nik Brämer war bei ein­er solchen Aktion, der soge­nan­nten Beset­zung der CDU-Zen­trale am 21. Dezem­ber let­zten Jahres in Berlin beteiligt. Die Iden­titären woll­ten mit der Block­ade der CDU-Zen­trale das Gespräch mit einem Ver­ant­wortlichen der CDU erzwingen.
Außer­dem war Brämer an ein­er Aktion gegen einen RBB-Stand beteiligt[22], die eben­falls als Teil der Kam­pagne „Stoppt den großen Aus­tausch“ war. Hier störten eine Hand­voll Iden­titäre einen RBB-Stand, welchen sie als Teil der soge­nan­nten Lügen­presse zu iden­ti­fizieren glauben.
Brämer war auch Teil­nehmer mehrerer Bärgi­da-Demon­stra­tio­nen.(23) Er ist auf Demon­stra­tio­nen stets in ver­ant­wortlich­er Posi­tion aktiv, wie als Ord­ner und Megaphon­sprech­er. Bei dem gescheit­ertem Ver­such der Beset­zung des Bun­desjus­tizmin­is­teri­um durch die IB am 19.05.2017 in Berlin fuhr er einen Trans­porter und war somit in die logis­tis­che Vor­bere­itung der Aktion einge­bun­den. Während die Polizei dies ver­hin­derte, floh Brämer in einem Auto und über­fuhr beina­he einen Zivilpolizis­ten.(24) Der daraufhin per Haft­be­fehl gesuchte Brämer wurde im Anschluss seine Mit­glied­schaft in der AfD und deren Jugen­dor­gan­i­sa­tion „Junge Alter­na­tive“ ent­zo­gen.(25) Laut eige­nen Aus­sagen vom 30. August 2017 läuft das Auss­chlussver­fahren noch. Brämer, der sich auf sein­er Seite als Opfer ein­er Hex­en­jagd insze­niert, hat Beru­fung gegen das Auss­chlussver­fahren eingereicht.[26] Auf sein­er Face­book­seite mit dem passenden Titel­bild „Akte Brämer“ find­en sich etliche Beiträge, in denen er beispiel­sweise die Berichter­stat­tung über seine Flucht mit der über den Anschlag von Anis Amri auf den Wei­h­nachts­markt am Bre­itschei­d­platz vergleicht.[27]
Zwis­chen AfD, IB und Burschenschaft
An Jan­nik Brämer wird exem­plar­isch deut­lich, wie sehr Iden­titäre und AfD, trotz offizieller Demen­tierun­gen, miteinan­der ver­bun­den sind. Engagiert sowohl bei der AfD sowie bei der extrem recht­en IBBB gilt er als Bindeglied zwis­chen bei­den in Berlin. Er war zugle­ich für bei­de Grup­pen aktiv und schaffte es, in ver­schiedene Rollen zu schlüpfen. Ein­er­seits als aktion­sori­en­tiert­er Iden­titär­er, im sportlichen schwarzen Out­fit, ander­er­seits als Anzugträger auf AfD-Ver­anstal­tun­gen. Jan­nik Brämer schafft es als All­rounder in den beson­ders aktiv­en recht­en Bewe­gun­gen der recht­spop­ulis­tis­chen AfD und den Iden­titären in hohen Posi­tion Poli­tik zu betreiben. Neben­bei bemerkt: Es existiert in Berlin auch eine inhaltlich-organ­isatorische Über­schnei­dung: Die „Bib­lio­thek des Kon­ser­vatismus“(28) in Char­lot­ten­burg, die ein wichtiger Think Tank für bei­de Grup­pierun­gen ist. Sie soll eine „kaum existente[n] Recht­saußen-Intel­li­genz“(29) fördern, so Dieter Stein, Redak­teur der neurecht­en Wochen­zeitung „Junge Freiheit“.
Auch wenn Brämer nach der gescheit­erten Aktion am Bun­desjus­tizmin­is­teri­um kein Schatzmeis­ter mehr ist(30), sind seine Kon­tak­te trotz­dem noch vorhan­den und er wird sie für seine weit­ere poli­tis­che Arbeit nutzen.
Über seine Aktiv­itäten bei den bei­den Organ­i­sa­tio­nen hin­aus ist Brämer Mit­glied der pflichtschla­gen­den Burschen­schaft „Berlin­er Burschen­schaft Gothia“[31], die im recht­skon­ser­v­a­tiv­en Milieu anzusiedeln ist.(32)
Selbstporträt Brämers mit Schärpe der Burschenschaft Gothia Berlin. Quelle: pictagram-account von J.Brämer
Selb­st­porträt Brämers mit Schärpe der Burschen­schaft Goth­ia Berlin.
Quelle: pic­ta­gram-account von J.Brämer

Patri­o­tis­che Geschäfte
Sein Know How aus dem Studi­um der Rechtswis­senschaften scheint der Iden­titäre Brämer in dem jüngst gegrün­de­ten recht­en Mode-Label „Cuneus Cul­ture“, mit dem Sitz in der Helmholzs­traße 40 in Berlin-Char­lot­ten­burg, anzuwen­den. „Cuneus“ ist eine erfol­gre­iche Mil­itär­fo­ma­tion aus dem spätrömis­chen Reich. Sich­er kein Zufall, dass das Label nach dieser For­ma­tion, die ins­beson­dere unter Ger­ma­nen beliebt gewe­sen ist, benan­nt ist. Seit 2016 ste­hen Stick­er und Ober­bek­lei­dung unter dem Label „patri­o­tisch – stil­voll“ im Ange­bot. Jüngst taucht­en auch in der Nähe der Viad­ri­na Stick­er seines Labels auf, einem Post auf sein­er Face­book­seite ist zu ent­nehmen, dass er diese selb­st verklebt hat.[33]
Brämers Insze­nierung in den sozialen Medi­en strotzt von Narziss­mus und der Annahme, dass sich die gesamte Bun­desre­pub­lik mit ihm beschäftigt. Neben etlichen Inter­views, Fotos und Bericht­en möchte er der „Lügen­presse“ seine Wahrheit ent­ge­gen­hal­ten. In diesem Zusam­men­hang veröf­fentlicht er auch Briefe der Staat­san­waltschaft oder andere Details aus dem Ver­fahren. Diese Insze­nierung ist deck­ungs­gle­ich mit der Selb­st­darstel­lung der IB im all­ge­meinen, die auf eine Stil­isierung als Opfer in ein­er holzschnit­tar­ti­gen Analyse der Gesellschaft in Gut und Böse zielt. Umso mehr ist es alarmierend, dass Brämer einen rechtswis­senschaftlichen Abschluss anstrebt. Derzeit besucht er an der Europa-Uni­ver­sität Viad­ri­na im drit­ten Semes­ter Vor­lesun­gen der juris­tis­chen Fakultät, u.a. erneut den Kurs „Zivil­recht I“, den er bere­its im 1. Semes­ter besuchte.
Brämer zusammen mit Geschäftspartner Karsten Vielhaber. Quelle: picbear-account von J.Brämer
Brämer zusam­men mit Geschäftspart­ner Karsten Viel­haber. Quelle: picbear-account von J.Brämer

Über Aktiv­itäten Brämers und der Iden­titären Bewe­gung in Frankfurt(Oder) ist bish­er nichts bekan­nt. Wer etwas über die Aktiv­itäten Brämers als Stu­dent an der Viad­ri­na-Uni­ver­sität weiß, kann sich ver­traulich an die recherchegruppe wenden.
Weit­ere Infos zur „Iden­titären Bewe­gung“ kön­nen dem Antifaschis­tis­chen Infoblatt(34) und der Gruppe „vonnnichts­gewusst“(35) ent­nom­men werden.
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Antifaschismus

Pappenklau in „Mitteldeutschland“

Hier­mit geben wir einen Überblick über die aktuellen Entwick­lun­gen und Ten­den­zen des Frank­furter Stadtver­bands der AfD. Trotz des hohen Wahlergeb­niss­es kon­nte Alexan­der Gauland den Einzug als Direk­tkan­di­dat in den Bun­destag nicht ver­wirk­lichen. Auf kom­mu­nalpoli­tis­ch­er Ebene glänzte die Frak­tion durch Unfähigkeit, kon­nte aber vere­inzelt auch auf die Nähe & Unter­stützung der lokalen SPD, FDP und CDU Ver­bände bauen. Wilko Möller sorgte mal wieder für einen Skan­dal und muss um seine Stelle als Bun­de­spolizis­ten fürcht­en. Auch son­st übte sich der Frank­furter Stadtver­band in sein­er Außen­darstel­lung in gewohn­tem Geschichtsrevisionismus.
Gegen­wind für Gauland
Bei den Wahlen zum Deutschen Bun­destag erhielt die Partei im Wahlkreis Frank­furt Oder/Oder-Spree 21,9 Prozent der Erst­stim­men und 22,1 Prozent der Zweit­stim­men. Alexan­der Gauland, seines Zeichens Frak­tionsvor­sitzen­der des bran­den­bur­gis­chen Land­tages und Direk­tkan­di­dat für den hiesi­gen Wahlkreis, kon­nte damit sein Man­dat nicht gegen Mar­tin Patzelt (CDU) gewin­nen. Er zog stattdessen über die Lan­desliste in das Bun­despar­la­ment ein. Zu ein­er größeren Ver­anstal­tung in der Stadt lud der AfD-Ver­band am 11. Sep­tem­ber in das Bol­frashaus ein; dort sprach u.a. ihr Direk­tkan­di­dat Gauland.
Anlässlich des Ver­lusts ihrer Wahlplakate in der Stadt während des Wahlkampfes phan­tasierte der Frank­furter AfD-Stadtver­band von ein­er „grün-linkster­ror­is­tis­chen Ver­nich­tung­sorgie“, hin­ter der sie den Grü­nen Stadtver­band ver­muteten. (1) Sie set­zte sog­ar eine Beloh­nung von 100 Euro für Hin­weise aus, die der Aufk­lärung des Pap­pen­klaus dienen wür­den. (2)
Anstoß nahm die Partei an der Kam­pagne „Schön­er leben ohne Nazis“, die sich für ein vielfältiges Zusam­men­leben und gegen die AfD ausspricht. Die Kam­pagne im Vor­feld der Bun­destagswahl wird unter­stützt von allen Bran­den­burg­er Jugend­ver­bän­den der CDU, SPD, FDP, Grü­nen und LINKEN. Die AfD ver­höh­nte diese parteiüber­greifende Posi­tion­ierung gegen neo­faschis­tis­che Posi­tio­nen. Damit, so die AfD, sei klar, dass ihre Inhalte bere­its kaum noch voneinan­der zu unter­schei­den seien, „Einzige Ziele bleiben nur noch die Plün­derung des Staates bei fortschre­i­t­en­der Ver­nich­tung des deutschen Volkes und die Unter­drück­ung jed­we­den Wider­standes.“ (3)
kon­se­quentes Abstimmungsverhalten
Die AfD brachte sich kür­zlich in das Stadt­geschehen mit dem Vorschlag ein, zu Ehren des CDU-Poli­tik­ers Hel­muth Kohl den Platz vor dem Kleist-Forum entsprechend umzube­nen­nen. Die Kom­mis­sion zur Straßen­be­nen­nung hat sich let­ztlich dage­gen aus­ge­sprochen; selb­st der AfD-Vertreter Mein­hard Gutows­ki enthielt sich bei der Abstim­mung der Stimme – auf­grund der überzeu­gen­den Argu­mente der Gegner_innen der Umbe­nen­nung (4).
Für die Kre­is­frei­heit ver­anstal­teten die CDU, FDP und die SPD im August einen Info­s­tand in der Stadt gemein­sam mit Vertreter_innen der AfD. OB Wilke war eben­falls anwe­send. Die bei­den Parteien haben offen­bar punk­tuell keine Berührungspunk­te mit der recht­en Partei. Auch SPD’ler Tilo Win­kler, bis vor kurzem noch Frak­tionsvor­sitzen­der im Stadt­par­la­ment, nähert sich weit­er­hin der AfD an. Dass er poli­tisch kein Prob­lem mit ihnen hat, zeigte sich schon mehrmals, indem er ihnen seine Räum­lichkeit­en zur Ver­fü­gung stellte (Recherchegruppe berichtete, (5). Dazu von der MOZ befragt, äußerte er: „“Das war keine Wahlkampfver­anstal­tung und die AfD ist auch nicht ver­boten. Trotz­dem bin ich da naiv herange­gan­gen“, sagt Tilo Win­kler selb­st. Noch ein­mal passiere ihm dies nicht.“ (6) Eine glat­te Lüge – denn inzwis­chen tritt er auch öffentlich mit der AfD auf, etwa bei einem gemein­samen Werks­be­such von BMW in Slu­bice. (7)

Werben zusammen für den Erhalt der Kreisfreiheit: Wilko Möller – AfD (2.v.l.), Martin Wilke – Oberbürgermeister (3.v.l.), sowie Vertreter der CDU-, SPD-, FDP- und LKBF-Stadtverbände. Quelle: facebook
Wer­ben zusam­men für den Erhalt der Kre­is­frei­heit: Wilko Möller – AfD (2.v.l.), Mar­tin Wilke – Ober­bürg­er­meis­ter (3.v.l.), sowie Vertreter der CDU‑, SPD‑, FDP- und LKBF-Stadtver­bände. Quelle: facebook

Revi­sion­is­mus bleibt zen­trales Thema
Im Mai sorgte Frak­tionsvor­sitzen­der Wilko Möller für einen kleinen Skan­dal: Auf seinem Face­book-Account veröf­fentlichte ein Bild, das ihn als jun­gen Bun­de­spolizis­ten mit Helm und Waffe zeigt. Neben dem Bild ist der in neon­azis­tis­chen Kreisen beliebter Spruch ver­merkt: „Klagt nicht, kämpft“. Neben dem Auf­schrei von den Vertreter_innen ander­er Parteien kam es zu einem Diszi­pli­narver­fahren seines Arbeit­ge­bers, der Bun­de­spolizei, gegen Möller. (8)
Ein neues Steck­enpferd der AfD ist die „Auseinan­der­set­zung“ um die deutschen Ver­brechen im Zweit­en Weltkrieg. Zum Volk­strauertag fan­den sich Mit­glieder der AfD auch wieder bei der Gedenkver­anstal­tung auf dem Haupt­fried­hof zusam­men. Ihnen sei es „Herzenssache“, die deutschen Toten ver­gan­gener Kriege zu ehren. In dem entsprechen­den Artikel auf der Home­page bedauerten sie die weni­gen Möglichkeit­en, sie zu ehren. „Bess­er kön­nen die Regieren­den ihre Ver­ach­tung für das eigene Volk nicht darstellen!“ (9) Am 21.10.2017 fand durch den Volks­bund Deutsche Kriegs­gräber­für­sorge e.V. auf dem Zubet­tungs­fried­hof Liet­zen die Beiset­zung von 50 deutschen Wehrma­chtssol­dat­en statt. Die AfD nahm eben­falls daran teil. (10) In einem Face­book-Kom­men­tar hieß es: „Wir als AfD glauben nicht, dass die reg­ulären Sol­dat­en Faschis­ten waren. Sie sind miss­braucht wor­den.“ (Screen­shot) Der AfD-Stadtver­band hält es mit den deutschen Wehrma­chtssol­dat­en offen­bar ähn­lich wie Alexan­der Gauland, der kür­zlich ein­forderte, auf ihre Leis­tun­gen stolz zu sein. (11)
 Geschichtsunterricht mit der AfD: alle Wehrmachtssoldaten haben nur in die Luft geschossen. Quelle: facebook
Geschicht­sun­ter­richt mit der AfD: alle Wehrma­chtssol­dat­en haben nur in die Luft geschossen. Quelle: facebook

Die Rede des Frank­furter Stadtverord­neten­vorste­hers Wolf­gang Neu­mann am 9. Novem­ber auf der Gedenkver­anstal­tung anlässlich der anti­semi­tis­chen Pogrome von 1938 miss­fiel der Partei sehr. Ihrer Mei­n­ung nach sollte es allein bei der Ehrung der jüdis­chen Opfer bleiben; kri­tis­che Bezüge zur Gegen­wart – zu dem auch der durch die AfD flankierte Anstieg ras­sis­tis­ch­er und nation­al­is­tis­ch­er Gedanken und Gewalt­tat­en gehört – sind ihrer Mei­n­ung nach dort fehl am Platz. „Wie tief muss der Schock [über die Wahler­folge der AfD] der etablierten Block­flöten­parteien in dieser ver­sifften Alt-68er Gut­men­schen­re­pub­lik sein, dass sie jeden Anlass zur Bekämp­fung freien Gedankengutes scham­los aus­nutzen.“ (12)
In einem anderen Artikel zur Wende und dem Ende des Ost­blocks wird die DDR als „Mit­teldeutsch­land“ beze­ich­net – ein Begriff, der von jenen ver­wen­det wird, die immer noch einen Anspruch auf die Gebi­ete erheben, die bis 1937 zum Deutschen Reich gehörten. (13)
alte Prob­leme – neue Akzeptanz
Der Stadtver­band der AfD pflegt weit­er­hin ein typ­is­ches recht­spop­ulis­tisch-völkisches Pro­fil und ist damit der dom­i­nan­ten Strö­mung der Bun­des-AfD inhaltlich sehr nahe. Wie der Rest der Partei stil­isiert sich die Frank­furter AfD gern als Opfer ein­er ver­meintlichen Kam­pagne gegen sich selb­st und gibt sich als Anti-Estab­lish­ment-Partei. Ihr Feind­bilder sind die Linkspartei und die Grü­nen; deren Poli­tik hält sie in jed­er Hin­sicht für falsch. Sie hängt einem revi­sion­is­tis­chen Opfer­kult, ins­beson­dere bezo­gen auf den Zweit­en Weltkrieg, an. Revi­sion­is­mus und Opferin­sze­nierung täuschen nicht über die kom­mu­nalpoli­tis­che Unfähigkeit des Frank­furter AfD Stadtver­bands hin­weg. In der kom­mu­nalpoli­tis­chen Prax­is kon­nte sie bish­er wed­er stadt­poli­tis­che Erfolge verze­ich­nen, noch sich durch inhaltlich überzeu­gende Beiträge pro­fil­ieren. Trotz­dem nimmt die teil­weise Annäherung von CDU, FDP & SPD an die Frank­furter AfD eine gefährliche Entwicklung.
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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration Law & Order

Kein Wahlkampf auf Kosten der Flüchtlinge

Die Flüchtlingsräte der Bun­deslän­der wen­den sich als
Inter­essen­vertre­tun­gen von Geflüchteten und Unter­stützungsini­tia­tiv­en anlässlich ihrer derzeit in Berlin stat­tfind­en­den Herb­st­ta­gung entsch­ieden gegen die Instru­men­tal­isierung der Flüchtlingspoli­tik zu Wahlkampfzweck­en und die wieder­holt vor­ge­tra­ge­nen Rufe nach weit­eren Ver­schär­fun­gen im Asyl- und Aufenthaltsrecht.
„Ins­beson­dere die in den let­zten Tagen aufgekommene Forderung nach ein­er weit­eren Aus­set­zung des Fam­i­li­en­nachzugs durch Spitzen­poli­tik­er der Union­sparteien sind unerträglich“ erk­lärt Katha­ri­na Müller vom Flüchtlingsrat Berlin. „Der Schutz von Fam­i­lie und Ehe ist eins der höch­sten Rechts­güter unser­er Ver­fas­sung und wird bei anderen Anlässen
von den Parteien mit dem großen C im Namen gerne beschworen – anscheinend soll dies aber nicht für diejeni­gen gel­ten, die um ihre Ange­höri­gen in Kriegs­ge­bi­eten ban­gen.“ Aus diesem Grund unterstützen
die Lan­des­flüchtlingsräte die Kundge­bung am heuti­gen Fre­itag, den 08.09. vor der Parteizen­trale der CDU
Mehr dazu
Der Auss­chluss des Fam­i­li­en­nachzugs führt auch jet­zt schon dazu, dass immer mehr Fam­i­lien­ange­hörige die gefährliche Über­fahrt über das Mit­telmeer ver­suchen müssen, da sie keine legalen Wege zur Ein­reise haben – viele von ihnen kom­men bei dem Ver­such, zu ihren Ange­höri­gen zu gelan­gen, ums Leben.
Des Weit­eren verurteilen die Flüchtlingsräte die für den kom­menden Dien­stag geplante Wieder­auf­nahme der Sam­me­lab­schiebun­gen nach Afghanistan aufs Schärf­ste. „Die deutsche Botschaft in Kab­ul ist zwar seit dem Anschlag vom 31. Mai außer­stande, Fam­i­li­en­nachzüge zu
bear­beit­en, sieht sich aber offen­bar in der Lage, Abschiebun­gen zu ver­wal­ten“, sagt Georg Classen von Flüchtlingsrat Berlin und fügt hinzu: „Der neue Lage­bericht des Auswär­ti­gen Amtes liefert keine Argu­mente für die These, dass Abschiebun­gen nach Afghanistan vertret­bar seien. Berichte human­itär­er Organ­i­sa­tio­nen und weit­er­er Expert*innen machen sehr deut­lich, dass die Lage im ganzen Land weit­er­hin extrem
gefährlich ist.“
Angesichts der ver­schärften Stim­mungs­mache ist es wichtig, deut­lich wahrnehm­bar Wider­spruch zu artikulieren. Um genau dies eine Woche vor der Bun­destagswahl zu tun, rufen die Flüchtlingsräte gemein­sam mit vie­len anderen Organ­i­sa­tio­nen auf zu ein­er bun­desweit­en Parade für Flüchtlingsrechte und Bleiberecht am Sam­stag, den 16.09. in Berlin unter
dem Mot­to Wel­come Unit­ed.

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Antifaschismus Bildung & Kultur

Laut gegen Rechtspopulismus“

Am Sam­stag, dem 16. Sep­tem­ber 2017, lädt das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ gemein­sam mit dem MehrGen­er­a­tio­nen­Haus MIKADO zu Work­shops und Konz­erten unter dem Mot­to „Laut gegen Recht­spop­ulis­mus“ im MGH MIKADO, Franz-Mehring-Straße 20, ein.
Ab 16.00 Uhr gibt es unter anderem zwei Work­shops zu Rap und Recht­spop­ulis­mus im Rah­men der „Schön­er leben ohne Nazis“-Sommertour des Aktions­bünd­nis Bran­den­burg. Ab 20.00 Uhr spie­len die Frank­furter Bands Errors of the Super­hu­mans und La Marche.
Eine Woche vor der Bun­destagswahl will das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ mit sein­er Ver­anstal­tung ein Sig­nal gegen Pop­ulis­mus und Gewalt von rechts set­zen. Rechtspopulist*innen sind in ganz Europa auf dem Vor­marsch. Hierzu­lande schüren AfD, Pegi­da und Co Vorurteile, Äng­ste und Ras­sis­mus. Zur Bun­destagswahl haben die Rechtspopulist*innen Frank­furt (Oder) als ihre Hochburg auserko­ren. Als Teil der demokratis­chen Zivilge­sellschaft wollen wir kurz vor der Wahl gemein­sam mit Bürger*innen und Künstler*innen für unsere Vision ein­er sol­i­darischen und weltof­fe­nen Gesellschaft ein­ste­hen, in der Herkun­ft, sex­uelle Ori­en­tierung, gesund­heitlich­er Zus­tand, Alter, Reli­gion­szuge­horigkeit und sozialer Hin­ter­grund nicht maßge­blich sind für die Würdi­gung der*des Einzelnen.
Eine Ver­anstal­tung des Bünd­niss­es „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ in Koop­er­a­tion mit dem MehrGen­er­a­tio­nen­Haus MIKADO Frank­furt (Oder) der Stiftung SPINL Bran­den­burg Süd-Ost und mit Unter­stützung des Aktions­bünd­nis Bran­den­burg gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Fremdenfeindlichkeit.

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Antifaschismus Law & Order

Freiheit statt Angst

Nach ein­er sehr erfol­gre­ichen Demo mit ca. 450 Teil­nehmenden am 27.06.2017 gegen den recht­en Auf­marsch von Zukun­ftHeimat und Pegi­da durch die Cot­tbuser Innen­stadt, leg­en wir nun noch eine nach. Denn am 18.07.2017 marschieren bei­de Organ­i­sa­tio­nen wieder durch Cot­tbus. Wir hal­ten dagegen!
Die Demon­stra­tion von Cot­tbus Nazirei!, die vom Cot­tbuser Auf­bruch unter­stützt wird, startet am 18.07. um 19 Uhr am Glad­house (Straße der Jugend 16). Unter dem Mot­to „Frei­heit statt Angst“ möcht­en wir noch ein­mal deut­lich machen, dass Nazis jeglich­er Coleur in unser­er Stadt nicht willkom­men sind.
Wir wollen uns in Cot­tbus frei bewe­gen kön­nen und dulden es nicht, das Nazis Angst ver­bre­it­en und ihren Hass gegen Men­schen, die nicht in ihr begren­ztes Welt­bild passen, ein­fach so ausleben kön­nen. Wir gemein­sam tra­gen mit unserem Protest Vielfalt und Offen­heit in die Stadt. Zukun­ftHeimat und Pegi­da brauchen wir hier nicht!
Kommt alle zahlre­ich zur Demo, bringt eure Freund*innen, Kolleg*innen und Fam­i­lien­mit­glieder mit. Schilder und Trans­par­ente, Instru­mente und Pfeifen und alles andere, was den Zug lebendig macht, sind gern gesehen.

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Antifaschismus Law & Order

Räumung der Fachhochschule begonnen

Pots­dam, 13.07.2017. Das beset­zte FH-Gebäude am Alten Markt wird in diesen Minuten von einem über­großen Aufge­bot der Polizei geräumt, auch Pfef­fer­spray kommt zum Ein­satz. Die FH-Leitung hat Wort gebrochen und das selb­st eingeräumte Ulti­ma­tum nicht eingehalten.
Mitbe­set­zerin Fritzi Hausten zeigt sich trau­rig und und wütend: „Die Weit­er­nutzung des Gebäudes würde allen Men­schen in Pots­dam dienen. Lei­der bere­it­et nun auch die FH- Leitung der Pri­vatisierung und Muse­al­isierung der Stadt­mitte den Weg. Wir haben alles für ein Miteinan­der gegeben, doch die aus­gestreck­te Hand wurde nicht ergriffen.“
Bei der Größe des Gebäudes dürfte die Räu­mung noch bis in die Nacht andauern.
Ziel der Besetzer*innen war es allen Inter­essierten den offe­nen Zugang zum Gebäude zu ermöglichen. Alle Men­schen die nicht mehr in die FH gelan­gen, kön­nen sich in einem bis Son­ntag angemelde­ten Camp sol­i­darisch zeigen.
Franz Haber­land, ein­er der Besetzer*innen, entrüstet sich: „Diese Räu­mung zeigt, dass sich FH-Leitung, Stadt, Polizei einen Dreck um Pots­dams Zivilge­sellschaft küm­mern. Das ist ein Armut­szeug­nis für die Entscheidungsträger*innen.“
Die Besetzer*innen rufen alle Inter­essierten auf, sich rund um das Gebäude am Alten Markt einzufinden.

Inforiot