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Ausgrenzungen angeprangert

Jet­zt ste­hen wir schon seit einem hal­ben Jahr hier”, sagte Bir­git Kühr, Ini­tia­torin der Anger­mün­der Mon­tags­de­mo, nach dem 27. Protest­marsch zum Rathaus. Immer­hin noch 120 Teil­nehmer zogen an diesem Mon­tag mit Sprechchören gegen Hartz IV durch die Anger­mün­der Altstadt.

Bei der Kundge­bung auf dem kleinen Markt über­brachte Bir­git Kühr die Grüße der Mon­tags­demon­stran­ten aus Schwedt, Eber­swalde, Sen­ften­berg, Wit­ten­berg und fünf weit­eren ost­deutschen Städten. “Jed­er kämpft auf seine Weise, aber alle wollen das Gle­iche”, sagte die Anger­mün­derin. Sie informierte, dass sie für den 17. März die Ein­ladung des CDU-Stadtverord­neten Volkhard Maaß zum Gespräch angenom­men habe. Auch der Ortsvere­in der SPD habe sie am 24. Feb­ru­ar ein­ge­laden, um Fra­gen zu beant­worten, die sie in der Sitzung der Stadtverord­neten­ver­samm­lung gestellt hatte.

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Die unangenehme Ruhe nach dem Knall

Mit der “Aktion Notein­gang” machte sich das Dos­to 1998 einen Namen. Nun wurde ein Sprengstof­fan­schlag auf den Bernauer Jugend­club verübt. Die Stad­to­beren fördern den linken Club. Doch die recht­sex­treme Struk­tur in Bernau wollen sie nicht sehen.

Beim Namen nen­nt er sie nicht. Eck­hard Illge spricht nur von “denen”. Die wür­den “mas­sive Gegen­reak­tio­nen mit Auseinan­der­set­zun­gen” organ­isieren. Würde Bernaus Jugend­dez­er­nent “sie” beim Namen nen­nen, müsste er von recht­sex­tremen Jugendlichen sprechen. Stattdessen redet er von dem “Touris­mus­prob­lem”, das seine Stadt habe. Denn es habe schon länger vere­inzelte Fälle mit “Extrem­is­ten” gegeben, geste­ht Illge. Aber wie gesagt: “Mit Sicher­heit nicht von Bernau aus.” 

Fest ste­ht: In der idyl­lis­chen Stadt vor den Toren Berlins hat es einen Sprengstof­fan­schlag gegeben. In der Nacht zum 25. Jan­u­ar demolierten Unbekan­nte den linksalter­na­tiv­en Jugend­club Dos­to. Der Schaden ist nach wie vor zu sehen. Fen­ster­rah­men, die aus der Wand gedrückt sind. Das Fen­ster­brett geborsten, eben­so das Dop­pel­glas. Ver­let­zt wurde zum Glück nie­mand. Aber der Schreck­en bei den Dos­to-Jugendlichen sitzt tief. Von den Tätern fehlt bis heute jede Spur. Dem Sozialar­beit­er des Jugend­clubs, Knut Steinkopf, hat­te der Staatss­chutz gesagt, dass nach allen Seit­en ermit­telt werde. Schließlich könne es ja auch sein, dass irgen­dein eifer­süchtiger Fre­und die Baracke in Brand geset­zt hat, habe man den Club­be­treibern erzählt.

Zum Zeit­punkt des Anschlags feierte eine Dos­to-Nutzerin ihren Geburt­stag. Seit der Wen­dezeit befind­et sich das Dos­to in der alten Baracke. Dem­nächst soll es ohne­hin ein neues Dom­izil bekom­men. 250.000 Euro will die Stadt für ein neues Gebäude zur Ver­fü­gung stellen. Größer, mod­ern­er mit mehr Räu­men, damit die Tis­chten­nis­plat­te nicht erst zusam­mengeklappt wer­den muss, wenn der Kick­er aufgestellt wird. 28 Stadtverord­nete hat­ten für die Förderung des Dos­to ges­timmt. Nur zwei dage­gen. Bere­its im März soll die erste Pla­nungsstufe abgeschlossen sein. 

Doch außer­halb der Stadtverord­neten­ver­samm­lung gab es Protest gegen diesen Beschluss. 35 Anhänger der recht­sex­trem­istis­chen Kam­er­ad­schaft “Nationales Bünd­nis Preußen” marschierten unter dem Mot­to “Keine Kohlen für Chaoten” durch Bernau. Einen Tag vor dem Anschlag auf den Jugend­club. Die Bürg­erini­tia­tive “Net­zw­erk für Tol­er­anz” mobil­isierte min­destens 150 Gegen­demon­stran­ten. Auch Stadtverord­nete waren dabei. Sie zeigten sich erbost darüber, dass “angereiste rechte Jugendliche” ver­sucht­en, den Beschluss der Bürg­ervertre­tung auszuhe­beln. So schrieb es die Zeitung vor Ort. 

Doch anders als bei den bei­den recht­en Aufmärschen im Vor­jahr, die tat­säch­lich Neon­azis aus Ham­burg und Berlin organ­isierten, war nun der Kam­er­ad­schaft­sak­tivist Roy G. fed­er­führend — ein Bernauer. Und beim Nationalen Bünd­nis Preußen han­delt es sich um eine straff organ­isierte Kam­er­ad­schaft mit min­destens 15 Mit­gliedern — eben­falls Bernauern. Die Gruppe hat­te schon ein­mal Schlagzeilen gemacht. Vor allem im Herb­st bei den Mon­tags­demon­stra­tio­nen gegen Hartz IV war sie in Erschei­n­ung getreten, erzählt Mike (19), der seit vier Jahren im Dos­to ein und aus geht. Anmelder war Thomas Strese, früher in der Schill-Partei. Der habe anfangs über­haupt keine Prob­leme damit gehabt, dass Nazis mit­demon­stri­erten, sagt Mike. Erst als auch mil­i­tante Kam­er­ad­schaften wie der “Märkische Heimatschutz” und aus Berlin die “Kam­er­ad­schaft Thor” sowie die “Berlin­er Alter­na­tive Südost” (Baso) anrück­ten, sei auch dem Recht­spop­ulis­ten mul­mig geworden. 

An einem son­ni­gen Feb­ru­artag, beim Blick aus dem Dien­stz­im­mer des Jugend­dez­er­nen­ten auf den alten Stadt­park gerät so etwas leicht in Vergessen­heit. Tat­säch­lich kön­nte man meinen: In Bernau ist alles in Ord­nung. Zufriedene Gym­nasi­as­ten, die auf dem Nach­hauseweg durch den Park schlen­dern. Eine dunkel­häutige Mut­ter mit ihrem Kind, die nicht den Anschein macht, Angst vor frem­den­feindlich­er Gewalt zu haben. Im Som­mer sei der Park bis in die Pup­pen von jun­gen Leuten bevölk­ert, sagt Jugend­dez­er­nent Illge. Von alter­na­tiv­en Jugendlichen, ver­ste­ht sich, keinen recht­en. Denn Bernau set­zt auf Präven­tion. Allein zwölf Jugen­dein­rich­tun­gen wür­den von der Stadt gefördert — bei ein­er Ein­wohn­erzahl von 35.000 ist das sehr viel. Die bran­den­bur­gis­che Pla­nungs­be­hörde spricht vom dicht­esten Netz von Jugen­dein­rich­tun­gen überhaupt. 

Die Jugendlichen vom Dos­to fühlen sich den­noch unver­standen. Sie war­nen bere­its seit Monat­en vor ein­er wieder erstark­enden Gen­er­a­tion von Recht­sex­trem­is­ten in Bernau. Und Mike meint damit nicht die Über­griffe auf Viet­name­sen, Camper aus Berlin oder einen Schwarzafrikan­er, die vor allem 1998 und 1999 Schlagzeilen macht­en. Mike meint damit auch nicht den aktuellen Thor-Steinar-Trend, der auch an Bernaus Jugend nicht vor­beige­gan­gen ist. Jack­en und Kapuzen­pullis ein­er bran­den­bur­gis­chen Marke, die auf neon­azis­tis­che Sym­bole anspielt. Mike meint die gewalt­bere­it­en Nazi-Skins, die sich ganz im klas­sis­chen Out­fit mit Bomber­jack­en und Springer­stiefeln regelmäßig vorm Bahn­hofs­bistro tre­f­fen, um Migranten und linke Jugendliche einzuschüchtern. Die 17-jährige Dos­to-Nutzerin Sven­na erzählt vom Jugend­kul­tur­fest, als sie und ihre Fre­unde in Rich­tung Innen­stadt liefen und von 15 Nazis ver­fol­gt und bedro­ht wur­den. Auch Mike berichtet von Fre­un­den, die von Neon­azis zusam­mengeschla­gen wur­den — in ebendiesem idyl­lis­chen Stadt­park, auf den Dez­er­nent Illge von seinem Dien­stz­im­mer aus jeden Tag schaut. Alles Fälle vom ver­gan­genen Jahr.

Expliz­it zum Has­sob­jekt erk­lärten die Neon­azis das Dostro im April 2004. Die Dos­to-Jugendlichen woll­ten öffentlich über den “Märkischen Heimatschutz” informieren. Damals demon­stri­erten hun­dert Neon­azis gegen diese Ver­anstal­tung. Seit­dem sind die Dos­to-Nutzer ständi­gen Has­s­parolen aus­ge­set­zt. An Straßen­later­nen kleben Aufk­le­ber, “Nieder mit dem Dos­to”, “Dos­to abfack­eln” oder “Kein Tre­f­fen für Linksradikale”, heißt es darauf. Mit einem Anschlag hat aber nie­mand gerech­net. Nicht Mike, nicht Sven­na, auch nicht Sozialar­beit­er Knut Steinkopf. Vor allem aber nicht die Stadt. Die tut sich schon länger schw­er mit dem Blick nach rechts. 1998 starteten Jugendliche aus dem Dos­to-Umfeld die “Aktion Notein­gang”. Aufk­le­ber an Geschäften und Ein­rich­tun­gen ver­sprachen Schutz für Opfer von rechter Gewalt — und schufen so vor allem ein öffentlich­es Bewusst­sein. Der Aufruf zur Zivil­courage fand bun­desweit Nachah­mer und wurde mehrfach aus­geze­ich­net, unter anderem mit dem Aach­en­er Frieden­spreis. Doch Bernaus Bürg­er­meis­ter Hubert Hand­ke (CDU) ver­bot zunächst allen öffentlichen Ein­rich­tun­gen, die Aufk­le­ber anzubrin­gen. Er wolle sich nicht gegen Ras­sis­mus posi­tion­ieren, weil er ja Bürg­er­meis­ter aller Bernauer sei, lautete seine Begrün­dung damals. Der Bürg­er­meis­ter heißt noch immer Hand­ke. Sen­si­bler gewor­den, das ist er schon, sagt Sozialar­beit­er Steinkopf. Doch noch bei den ersten Nazi­aufmärschen vor einem Jahr hät­ten die Stad­to­beren völ­lig lethar­gisch reagiert. “Die haben sich immer nur Gedanken gemacht, wie man die Jugendlichen unter Kon­trolle kriegt, die sich gegen rechts wehren wollen. Das war ihre größte Sorge.” Und selb­st nach dem Anschlag reichte es nicht für ein Sol­i­dar­itätss­chreiben. Nicht mal für einen Anruf. Nur die PDS hat nachge­fragt. Ob sich die Jugendlichen im Stich gelassen fühlen? Irgend­wie schon, sagt Steinkopf. Aber wenig­stens gebe es kein offen­sives Kon­tra mehr. “Und für ein offen­sives Pro zu nichtrechter Jugend­kul­tur — so weit ist Bernau eben noch nicht.” 

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NABU kritisiert Anbau von Genmais in Europäischem Vogelschutzgebiet

Der Naturschutzbund NABU hat den angekündigten
Anbau der gen­tech­nisch verän­derten Mais­sorte Mon810 des
Saatgut-Konz­erns Mon­san­to auf 10 ha in der Märkischen Schweiz scharf
kri­tisiert. “Die gezielte Aus­saat von Mon810 in einem Europäischen
Vogelschutzge­bi­et ist so über­flüs­sig wie ein Kropf und eine bewusste
Pro­voka­tion”, sagte NABU-Präsi­dent Olaf Tschimp­ke. Es sei zu
ver­muten, dass Mon­san­to in ein­er nicht als Maisan­bauge­bi­et geeigneten
Region einen geziel­ten Tabubruch vornehme, um die angebliche
Harm­losigkeit der gen­ma­nip­ulierten Mais­sorte ger­ade in einem
Europäis­chen Vogelschutzge­bi­et zu demon­stri­eren. Die 17 Sorten von
Mon810 wur­den für Spanien und Frankre­ich konzip­iert und benötigen
neben umfan­gre­ich­er Dün­gung noch zusät­zliche Her­bizide. “Dieser Mais
hat in einem Natu­ra 2000-Gebi­et nichts zu suchen”, sagte Tschimpke.

Nach Ansicht des NABU werde durch solche Aktio­nen das
Vor­sorgeprinzip als Leitlin­ie des Gen­tech­nikge­set­zes mis­sachtet, da
bish­er kein­er­lei konkrete rechtliche Bes­tim­mungen vor Ort zum Schutz
ökol­o­gisch sen­si­bler Gebi­ete vor gen­tech­nisch verän­derten Pflanzen
existierten. Diese müssen erst noch durch den Bun­desrat und auf
Lan­desebene umge­set­zt wer­den. “Dieser Vor­fall zeigt deut­lich, dass es
keine Aus­saat­en vor ein­er ein­deuti­gen rechtlichen Klärung geben
darf”, so der NABU-Präsi­dent. Die Oppo­si­tion und die bislang
wider­spen­sti­gen Bun­deslän­der seien daher aufge­fordert, den mor­gen in
den Bun­destag einge­bracht­en Geset­ze­sen­twurf zur Umset­zung des
Gen­tech­nikge­set­zes genau­so wie alle weit­eren Verord­nun­gen im
Bun­desrat nicht weit­er zu block­ieren, son­dern zügig umzusetzen.

Für Rück­fra­gen:

Dr. Stef­fi Ober, NABU-Gentechnikexpertin,

Tel. 030–284984-25,

mobil 0177–3027718

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Geschichte und Gegenwart anarchistischer Bewegungen

4. – 6. März 2005 Hochland-Haus Pots­dam [Guten­bergstr. 78]

Geschichte und
Gegen­wart anar­chis­tis­ch­er Bewe­gun­gen in Deutschland

Der Inhalt:

Welche Bedeu­tung haben anar­chis­tis­che Ideen in ein­er weitgehend
utopiefreien, glob­al­isierten Gesellschaft, heute? 

Der Begriff der Anar­chie beze­ich­net die Idee ein­er herrschaftsfreien
gewalt­losen Gesellschaft, in der Men­schen ohne poli­tis­chen Zwang (Macht)
und Herrschaft gle­ich­berechtigt und ohne Standesun­ter­schiede miteinander
leben. Ein Men­sch, der nach diesen Ide­alen lebt oder ein­er, der eine
herrschafts­freie Gesellschaft anstrebt, wird als Anar­chist bezeichnet. 

Die Schwerpunkte: 

— Ein­führung in deutsche Anar­chis­mus­the­o­rien (Gus­tav Lan­dauer, Rudolf
Rock­er / Mil­ly Wittkop-Rocker)

— Buchvorstel­lung und Filme zum Thema

— Anar­cha-Fem­i­nis­mus (u.a. Mujeres Libres); Anar­cho-Syn­dikalis­mus (u.a.
FAUD)

— His­tor. Wurzeln des Anar­chis­mus in Deutsch­land, Ver­gle­ich zur Gegenwart,
z.B. Graswurzelrevolution 

— Lit­er­arisch-musikalis­ches Erich-Mühsam-Programm 

Die Konditionen: 

Die Teil­nehmerIn­nenge­bühr (incl. Vol­lverpfle­gung und Über­nach­tung) 25
Eruo (ermäßigt 15 Euro)
Anmel­dung an: HochVi­er e.V., z.Hd. Michael Jahn, Schul­str. 9, 14482
Pots­dam, Tel: 0331 / 5813210 hochvier@gmx.de

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Gestrichen

(RBB Klar­text) Die heute veröf­fentlichte Krim­i­nal­itätssta­tis­tik Bran­den­burgs zeigt auf, dass die Straftat­en im Bere­ich rechter Gewalt gestiegen sind. Schon bei ihrem Antritt hat die Regierung Bran­den­burgs dem Recht­sex­trem­is­mus den Kampf ange­sagt. Trotz­dem will sie nun die Gelder dafür stre­ichen. Den Vere­in “Opfer­per­spek­tive”, der sich als einzige Insti­tu­tion in Bran­den­burg aus­drück­lich um Opfer rechter Gewalt küm­mert, trifft es beson­ders hart. Er ste­ht ohne Gelder kurz vor dem Aus. KLARTEXT fragt, wie das mit den Absicht­en der Lan­desregierung zu vere­in­baren ist. 

Schikane, Benachteili­gun­gen, offene Gewalt. Viele Aus­län­der haben wie Manuel Bar­ros das Gefühl, bei uns nicht erwün­scht zu sein. Bran­den­burgs Innen­min­is­ter Schön­bohm machte es heute amtlich: die Zahl der aus­län­der­feindlichen Über­griffe ist auf einen neuen Reko­rd gestiegen. Umso ver­wun­der­lich­er, dass die Lan­desregierung aus­gerech­net bei den Maß­nah­men gegen Recht­sex­trem­is­mus den Rot­s­tift anset­zt. Viele Ini­tia­tiv­en sind davon betrof­fen, auch der Vere­in “Opfer­per­spek­tive” – der erste sein­er Art im Osten Deutsch­lands. Deshalb bekommt er auch Geld vom Bund. Noch! Denn durch die Igno­ranz der Lan­desregierung ist auch die Bun­deshil­fe in Gefahr. Warum, das erzählt Ihnen Beate Tyron. 

Oscar wurde über­fall­en und mit ein­er zer­schla­ge­nen Flasche lebens­ge­fährlich am Hals ver­let­zt. Der Täter kommt aus Bran­den­burg an der Hav­el. Sein Motiv – Aus­län­der­hass. Vor Gericht tritt Oscar seinem Angreifer gegenüber – nicht mehr nur als Opfer, son­dern als Neben­kläger. Zu ver­danken hat er das vor allem dem Vere­in Opfer­per­spek­tive. Olga Schnell arbeit­et für die Opfer­per­spek­tive. Sie betreut Oscar seit dem Über­fall im Som­mer let­zten Jahres. Immer wieder kommt sie nach Brandenburg/Havel, unter­stützt Oscar bei Behör­dengän­gen und hil­ft ihm, das Erlebte zu verarbeiten. 

Olga Schnell, Opfer­per­spek­tive e.V.

“Also wir ver­mit­teln an einen Ther­a­peuten, an Juris­ten und wir sind aber immer wieder durch die per­ma­nente Ansprech­barkeit für die Betrof­fe­nen rel­a­tiv wichtig und eine Kontaktperson.” 

Der Vere­in macht das, wovon Bran­den­burgs Poli­tik­er gern reden: dem Recht­sex­trem­is­mus etwas ent­ge­genset­zen. Die Opfer aus der Iso­la­tion her­aus­holen, zeigen, dass die Gesellschaft Ver­ant­wor­tung übernimmt. 

Oscar M., Opfer

“Sie tun ihr bestes, damit ich mich nicht allein füh­le. Sie wollen, dass ich über diesen Angriff hin­weg komme, dass ich nicht jeden Tag an diesen Angriff denken muss.” 

Für diese Opfer­be­treu­ung will das Land jet­zt kein Geld mehr aus­geben. Rat­losigkeit im Pots­damer Büro der Opfer­per­spek­tive. Das Jus­tizmin­is­teri­um hat dem Vere­in vor­erst die Gelder kom­plett gestrichen. Gelder, die unbe­d­ingt notwendig sind, damit zusät­zliche Mit­tel des Bun­des für die Opfer­per­spek­tive fließen kön­nen. Dem Vere­in dro­ht das Aus. 

Judith Porath, Opfer­per­spek­tive e.V.

“Im Fall der Opfer­per­spek­tive geht es nicht um hohe Sum­men. Wir wollen als Kofi­nanzierung 45.000 Euro haben. Wir bekom­men vom Bund 200.000 Euro. Das heißt, wir brin­gen 200.000 Euro Bun­desmit­tel ins Land. Und die Lan­desregierung muss ein­fach nur einen kleinen Beitrag leis­ten, und da geht es natür­lich um das poli­tis­che Wollen.” 

Beson­ders pikant: Eben jenes Bun­de­spro­gramm gegen Recht­sex­trem­is­mus, das das Land nun nicht mehr mit­fi­nanzieren will, wurde über­haupt erst nach dem Vor­bild der Bran­den­burg­er Opfer­per­spek­tive ins Leben gerufen. In knap­pen Zeilen teilt die Jus­tizmin­is­terin mit: es wird wohl “keine Mit­tel” für der­lei “frei­willige Auf­gaben” geben. Die Unter­stützung eines Vere­ins, der Opfer rechter Gewalt betreut – eine frei­willige Aufgabe? 

Beate Blechinger (CDU), Jus­tizmin­is­terin Brandenburg

“…sicher­lich ist sie ein anerkan­nter Träger, aber es gibt auch andere Vere­ine, die anerkan­nte Träger sind und gute Arbeit in diesem Bere­ich leisten.” 

Die Opfer­per­spek­tive aber sind die einzi­gen in Bran­den­burg, die sich aus­drück­lich für Opfer rechter Gewalt ein­set­zen. Mehrfach wur­den sie dafür aus­geze­ich­net. In der Vere­in­barung der bei­den Regierungsparteien SPD und CDU heißt es: 

“Die Koali­tion wir ihr Bemühen ver­stärken, den Recht­sex­trem­is­mus im öffentlichen Raum zurück­zu­drän­gen. Sie unter­stützt gesellschaftliche Ini­tia­tiv­en, die sich gegen Ras­sis­mus und Frem­den­feindlichkeit richten…” 

Die Opfer­per­spek­tive ist eine solche Ini­tia­tive – und darüber hin­aus bun­desweit anerkannt. 

Dominique John, Opfer­per­spek­tive e.V.

“Das poli­tis­che Sig­nal ist ein­deutig, dass sie die Rel­e­vanz dieser Arbeit nicht erkan­nt haben. Sie haben nicht erkan­nt, was sich hier in diesem Land eigentlich abge­spielt hat, wie sehr Recht­sex­trem­is­ten hier auch ver­ankert sind und was es für Schritte bedarf, dies zurück zu drän­gen. Und es bedarf nicht nur der Auseinan­der­set­zung im Par­la­ment mit der DVU, man muss das auf die Strasse tra­gen, man muss in die Kom­munen rein, man muss die Opfer und Betrof­fe­nen unter­stützen und man muss Gegen­struk­turen aufbauen.” 

Judith Porath, Opfer­per­spek­tive e.V.

“Und das heißt ein­fach, dass ein Großteil dieser Pro­jek­t­land­schaft kaputt gehen wird in den näch­sten Jahren, wenn die Lan­desregierung sich aus ihrer Ver­ant­wor­tung stiehlt.” 

Dass die Unter­stützung solch­er Pro­jek­te weniger mit Haushalt­sprob­le­men zu tun hat, son­dern eher mit poli­tis­chen Pri­or­itäten, zeigt der Blick nach Berlin. Auch hier ist die finanzielle Lage ins­ge­samt nicht ger­ade rosig. Trotz­dem macht der Sen­at für die Beratung von Opfern rechter Gewalt Lan­desmit­tel lock­er. Mit 135.000 Euro sog­ar das Dreifache von der Summe, um die es in Bran­den­burg jet­zt geht. 

Gün­ter Pien­ing (B90/Grüne), Inte­gra­tions­beauf­tragter Sen­at Berlin

“Häu­fig wird in den ganzen Diskus­sio­nen eben vergessen, dass wir Opfer haben, die keine Beschw­erdemacht haben, die schw­erst trau­ma­tisiert sind, die Unter­stützung brauchen, die Behand­lung brauchen. Und darum haben wir in Berlin gesagt – auch nach Gesprächen mit Eval­u­a­toren und Wis­senschaftlern – das ist ganz zen­tral für unser Pro­gramm. Und deswe­gen ist die Förderung dieses Vere­ins auch ein­er der Kern­punk­te des Pro­gramms gegen Rechtsextremismus.” 

Die Sparpläne der Bran­den­burg­er Regierung beim Kampf gegen Recht­sex­trem­is­mus haben jet­zt auch das Par­la­ment erre­icht. Hier kön­nten die Kürzun­gen noch ver­hin­dert werden. 

Dag­mar Enkel­mann (PDS), Fraktionsvorsitzende

“45.000 Euro, die wer­den wir im Haushalt find­en, unter Garantie. Und dann wer­den sich die anderen ver­hal­ten müssen dazu.” 

Und selb­st im Lager der Regierungsparteien regt sich Widerstand. 

Sylvia Lehmann (SPD), Sozial- und Jugend­poli­tis­che Sprecherin

“Wenn wir denn in der Tat dem Recht­sex­trem­is­mus den Kampf ange­sagt haben und das haben wir, dann soll­ten solche Posi­tio­nen nicht zur Dis­po­si­tion ste­hen, weil ich meine, dann machen wir uns den Wäh­lerin­nen und Wäh­lern gegenüber unglaubwürdig.” 

Beitrag von Beate Tyron

Den Klar­text-Videobeitrag gibt es hier.

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Gentechnik-Aussaat-Karte online!

(Indy­media, von Diver­sa) Nach­dem das Gen­tech­nikge­setz in Kraft getreten ist, sind die Stan­dorte, an denen gen­tech­nisch verän­derte Pflanzen angepflanzt wer­den, endlich online. 

Unter der Adresse: http://www.bvl.bund.de/standortregister.htm sind die Flächen und die dort aus­ge­brachte Pflanze aufgelistet. 

Damit sollte es für inter­essierte Kri­tik­erIn­nen der Aus­saat von Genetis­chMa­nip­ulierten Organ­is­men (GMO) nicht allzuschwierig sein sich selb­st ein Bild von Sicher­heits­maß­nah­men gegen Pol­len­flug und Wild­schweine machen. Let­ztere sind ja ganz vers­essen auf Mais und graben diesen gerne wieder aus… 

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Bewusstsein schaffen

BELZIG Die Jugend-Antifa lädt zu einem Infor­ma­tionswoch­enende ein. Es ste­ht unter dem Mot­to “Der autoritäre Charakter”. 

“Jed­er unter­liegt ihnen, doch kaum ein­er nimmt sie wahr. Autoritäre Ver­hal­tensweisen sind durch die Gesellschaft in jedem ver­ankert”, lautet die vor­ab aufgestellte These. Im Refer­at geht es nun darum, diese Ver­hal­tensweisen zu analysieren, sie an aktuellen Beispie­len zu begrün­den und auf Gefahren hinzuweisen. Begriffe wie “Ich, Es und Über-Ich — Gewis­sen und Triebe” wer­den basierend auf den The­o­rien von Sieg­mund Freud und Theodor W. Adorno gek­lärt und auf all­ge­mein ver­ständliche Weise widergegeben. Ziel ist es, jedem Ein­blick in den abstrak­ten Begriff des autoritären Charak­ters zu ermöglichen und so ein Bewusst­sein dafür zu schaf­fen. MAZ 

Refer­at, Film und Diskus­sion “Der autoritäre Charak­ter” mor­gen, 19 Uhr, im Info-Café “Der Winkel” Belzig. 

Anti-Par­ty, mit DJs Rishu und Mason, am Sonnabend, 21 Uhr, im Keller der Burg Eisenhardt.

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Kontakt zur Parallelwelt

(ROBERT RUDOLF; MAZ) Seit fast drei Jahren lebt der Asyl­be­wer­ber Wil­fried Ngwa aus Kamerun in Pots­dam. Er hat Fre­unde gefun­den, ja. Im Asyl­be­wer­ber­heim im Lerchen­steig. Land­sleuten vor allem ver­traut er sich an, wenn er Prob­leme hat. Deutsche, so sagt er, kenne er nicht. Die Ken­nt­nisse der hiesi­gen Sprache sind vorhan­den: “ein wenig, aber nicht beson­ders gut.” Ngwa lebt, wenn man so will, in ein­er kleinen Par­al­lel­welt im Lerchensteig. 

Der Aus­län­der­beirat unter dem Vor­sitz von Yoham-Pan­ton Ke′ngum möchte das ändern. Schritt für Schritt will er über Paten­schaften deutsche und aus­ländis­che Pots­damer zusam­men­brin­gen. Den Anfang, so erk­lärte gestern Alba Gjor­ka, ver­suche man zunächst mit Paten­schaften für Asyl­ber­wer­ber. Ab Mai sollen dann Kon­tak­te mit der mus­lim­is­chen Gemeinde, später mit zuge­zo­ge­nen Mit­gliedern jüdis­ch­er Gemein­den geknüpft wer­den. Beiratsmit­glied und Stadtverord­neter Lutz Boede beschwor die neun anwe­senden inter­essierten Asyl­be­wer­ber aus Kenia und Kamerun: “Wir wollen hier nie­man­den miteinan­der verheiraten.” 

Wie funk­tion­iert der deutsche All­t­ag? Wie ver­hält man sich eigentlich gegenüber deutschen Behör­den und ihren Antrags­for­mu­la­ren? Antworten darauf und nicht zulet­zt die bessere Beherrschung der deutschen Sprache erhofft sich der Beirat von seinem Pro­jekt, das immer­hin vier Jahre dauern soll. Ser­e­na Bahn, die an der Uni­ver­sität Pots­dam auf dem Gebi­et Bio­chemie forschte, berichtete von pos­i­tiv­en Erfahrun­gen im Umgang mit indis­chen Stu­den­ten und Dok­toran­den. Sie habe während ihres Aufen­thalts in den USA gemerkt, wie wichtig es ist, inte­gri­ert zu wer­den. Ent­standene Paten­schaften will der Aus­län­der­beirat mit einem monatlichen Stammtisch begleit­en. Das erste Tre­f­fen wird es voraus­sichtlich nach Ostern, Anfang April geben, kündigte Boede an. Zu den Stammtis­chen sollen ver­schiedene Gäste ein­ge­laden wer­den, beispiel­sweise ein Rechtsanwalt. 

Inter­essen­ten für Paten­schaften kön­nen sich schriftlich beim Aus­län­der­beirat melden: Friedrich-Ebert-Straße 79 bis 81 in 14469 Pots­dam oder tele­fonisch unter 0331/ 96 18 60. Englisch- oder Franzö­sis­chken­nt­nisse kön­nen hil­fre­ich sein, sind aber keine Voraussetzung. 

Wege aus der unfrei­willi­gen Isolation

Mit dem Konzept “Paten­schaft für Inte­gra­tion” sollen Pots­damer und Aus­län­der einan­der näher kommen

(D.B.; PNN) Nedlitz — Erste Paten­schaften zwis­chen Pots­damern und in der Stadt leben­den Aus­län­dern wollen Mit­glieder des Aus­län­der­beirates in den kom­menden Monat­en ver­mit­teln. Gestern stell­ten der Vor­sitzende Yoham-Pan­ton Ke“ngum, die stel­lvertre­tende Vor­sitzende Alba Gjo­ka und Beiratsmit­glied Lutz Boede das Konzept afrikanis­chen Asyl­be­wer­bern im Asyl­be­wer­ber­heim Am Lerchen­steig vor. Mit Hil­fe eines ein­fachen Frage­bo­gens sollen gemein­same Inter­essen und Ver­ständi­gungssprachen von inter­essierten Pots­damern und Aus­län­der ermit­telt werden. 

Das Konzept “Paten­schaft für Inte­gra­tion” soll ein Näherkom­men und Ken­nen­ler­nen zwis­chen Pots­damern, ob Alle­in­ste­hende oder Fam­i­lien, und Aus­län­dern fördern, erk­lärte Lutz Boede. Dabei gehe es aber nicht allein um Asyl­be­wer­ber. Auch der “in der Stadt lebende jüdis­che Kontin­gent­flüchtling, der vielle­icht einen Schach­part­ner sucht” oder andere sollen so die Möglichkeit haben, aus der oft­mals unfrei­willi­gen Iso­la­tion her­auszukom­men. Daher sei die Vorstel­lung im Asyl­be­wer­ber­heim nur der erste Schritt für das über mehrere Jahre geplante Projekt. 

Zurück­hal­tung und Skep­sis herrschte bei den afrikanis­chen Asyl­be­wer­bern. Zwar fühlen sich viele von ihnen durch das weit von der Stadt ent­fer­nte Asyl­be­wer­ber­heim allein gelassen und “vergessen”. Den­noch wür­den auch sie ein Näherkom­men mit den Pots­damern begrüßen, doch erschien eini­gen das Konzept zu vage. Ob die Paten­schaft nur auf Besuche von Insti­tu­tio­nen und Ämter beschränkt sei oder auch auf fre­und­schaftlich­er Basis aus­gerichtet sei, wurde unter anderem gefragt. 

Dass sich aus den Paten­schaften Fre­und­schaften entwick­eln, sei zwar mehr als zu wün­schen, doch darauf könne der Aus­län­der­beirat keinen Ein­fluss nehmen, betonte Boede. Neun dieser Paten­schaften gebe es bish­er schon in Pots­dam. Mögliche Hil­fe bei Behör­dengän­gen aber vor allem auch zum Erler­nen und Fes­ti­gen der deutschen Sprache, dazu sollen die Paten­schaften unter anderem beitra­gen. Anfang April soll ein erstes gemein­sames Tre­f­fen von möglichen Pat­en mit Aus­län­dern stat­tfind­en. Monatlich sei dann eine Art Stammtisch zum gemein­samen Gedanke­naus­tausch vorge­se­hen, erk­lärte Alba Gjo­ka. Hier sei der Aus­län­der­beirat aber noch auf der Suche nach einem geeigneten Raum. 

Infor­ma­tio­nen und der Frage­bo­gen sind beim Aus­län­der­beirat in der Friedrich-Ebert-Straße 79–81 oder unter Tel.: (0331) 961860 erhältlich.

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Thierse im Bundestag gegen “Bombodrom”

(jr, MAZ) BERLIN Mit Bun­destagspräsi­dent Wolf­gang Thierse hat erst­mals auch ein promi­nen­ter SPD-Bun­de­spoli­tik­er angekündigt, im Bun­destag gegen die Inbe­trieb­nahme des “Bom­bo­droms” in der Kyritz-Rup­pin­er Hei­de zu stim­men. Thierse gehört zu den Unterze­ich­n­ern eines Grup­penantrags gegen das “Bom­bo­drom”, der jet­zt von 58 Abge­ord­neten in den Bun­destag einge­bracht wurde. Die Abstim­mung darüber ist für das Früh­jahr geplant. 

Der MAZ sagte Thierse gestern, dass er die Region seit 40 Jahren kenne. “Ich weiß, welche Entwick­lungschan­cen es da gibt.” Auf­grund ihrer Lage zwis­chen Berlin und Ham­burg habe die Kyritz-Rup­pin­er Hei­de als stadt­na­h­es Erhol­ungs­ge­bi­et “wirk­liche Entwick­lungsmöglichkeit­en, die man nicht ohne schw­ergewichtige Gründe behin­dern sollte”. Viel Men­schen hät­ten dort Hoff­nung geschöpft und in den Touris­mus investiert. “Das sollte man nicht zer­stören.” Über die Erfol­gschan­cen des Antrags äußerte sich Thierse jedoch skep­tisch. “Am Ende wer­den wohl wie so oft in Deutsch­land die Gerichte entscheiden.” 

In dem Antrag wird die Bun­desregierung aufge­fordert, umge­hend auf einen kün­fti­gen Luft-Boden-Schieß­platz Witt­stock zu verzicht­en und eine zivile Nutzung des Gelän­des zu ermöglichen. Zu den Unterze­ich­n­ern gehören 23 Abge­ord­nete der SPD, 33 der Grü­nen und zwei der PDS. Vertei­di­gungsmin­is­ter Peter Struck (SPD) hält bis­lang an der geplanten Inbe­trieb­nahme des “Bom­bo­droms” fest.

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Im Schutz der Schweigemauer

(FRANK SCHAUKAM; MAZ) POTSDAM Recht­sex­trem­istis­che Straftat­en in Bran­den­burg wer­den vor­rangig von Jugendlichen und jun­gen Erwach­se­nen verübt. Von den im ver­gan­genen Jahr reg­istri­erten 105 recht­sex­tremen Gewalt- und 946 Pro­pa­gan­dade­lik­ten ent­fie­len 83 Prozent auf diesen Täterkreis. Doch geschützt wer­den etliche dieser Täter offen­bar durch eine von mitwissenden Erwach­se­nen errichtete Mauer des Schweigens und der Gle­ichgültigkeit, wie Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) gestern in Pots­dam bei der Vorstel­lung der poli­tis­chen Krim­i­nal­itätssta­tis­tik 2004 empört feststellte. 

Beson­ders ekla­tant erscheint dieses, wie Schön­bohm rügte, “voll­ständi­ge Ver­sagen der sozialen Leben­skon­trolle” bei der inzwis­chen aufgek­lärten Straftatenserie ein­er neon­azis­tis­chen Jugend­bande in Falkensee, die mit Bran­dan­schlä­gen auf Döner­im­bisse auf lange Sicht sämtliche Aus­län­der aus dem Havel­land ver­ja­gen wollte. Von dem Treiben der Unter­grund­gruppe “Freiko­rps”, die sich derzeit als ter­ror­is­tis­che Vere­ini­gung vor dem bran­den­bur­gis­chen Ober­lan­des­gericht ver­ant­worten muss, wussten oder ahn­ten zumin­d­est, laut Schön­bohm, ein Lehrer, ein Ort­steil­bürg­er­meis­ter, ein Revier­förster — sowie manche Eltern der Tatverdächti­gen und einige Mitschüler. Zur Polizei ging allerd­ings nie­mand, und hätte nicht ein Revier­polizist zufäl­lig einem Gespräch zuge­hört, hätte ver­mut­lich nie­mand die Bande aufgehalten. 

Das gesamt­ge­sellschaftliche Kli­ma in Bran­den­burg ist nach Ein­schätzung des Innen­min­is­teri­ums der­maßen gestört, dass nicht ein­mal der hohe polizeiliche Ver­fol­gungs­druck eine langfristrige Abschreck­ungswirkung in der Szene ent­fal­tet. Obwohl die Aufk­lärungsquote bei recht­sex­tremen Gewalt­tat­en noch weit über der bei der all­ge­meinen Krim­i­nal­ität liegt und im ver­gan­genen Jahr den Spitzen­wert von 91 Prozent erzielte (2003: 82 Prozent), wächst das Reser­voir der recht­sex­tremen Gewalt­täter offen­sichtlich. 279 Per­so­n­en wur­den im Jahr 2004 als poten­zielle Täter recht­sex­tremer Gewalt verdächtigt — das waren fast 42 Prozent mehr als 2003, als 197 Tatverdächtige gezählt wur­den. Und unter diesen 279 ermit­tel­ten Tatverdächti­gen befan­den sich 78,9 Prozent Erst­täter eines recht­sex­tremen Delik­tes. Eine effek­tive Ursachen­bekämp­fung des Recht­sex­trem­is­mus in Bran­den­burg erfordere “das inten­sive Engage­ment von Staat, Poli­tik, Gesellschaft und Bürg­ern”, betonte Schön­bohm — wie fast gle­ich­lau­t­end in den Jahren zuvor. 

Eine Analyse des Innen­min­is­teri­ums ergab zudem, dass sich recht­sex­treme Gewalt zu 90 Prozent gegen Per­so­n­en (in 93 Fällen von 105) entlädt. Die wenig­sten Opfer (26) wur­den gezielt aus­gewählt. Dem entspricht, dass etwa drei Vier­tel (76,2 Prozent) aller recht­sex­tremen Gewalt­tat­en spon­tan und aus der Gruppe (71,4 Prozent) her­aus verübt wur­den. Auf­fäl­liger­weise wur­den die meis­ten recht­sex­tremen Gewalt­tat­en nicht unter Alko­hole­in­fluss verübt, Alko­hol spielte vielmehr in etwa jedem drit­ten Fall (35,4 Prozent) eine Rolle. 

Im Ver­gle­ich zu den recht­sex­trem motivierten poli­tis­chen Delik­ten hat­ten auch im ver­gan­genen Jahr links motivierte Straftat­en erneut eher eine Randbe­deu­tung. Von den 1865 ins­ge­samt reg­istri­erten poli­tis­chen Straftat­en — davon ins­ge­samt 131 Gewalt­tat­en und davon wiederum 108 Kör­per­ver­let­zun­gen — waren 88 links motiviert (darunter 14 Körperverletzungen). 

Poli­tisch motivierte Aus­län­derkrim­i­nal­ität wurde in Bran­den­burg im Jahre 2004 nicht registriert. 

Inforiot