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TNT für Neonazi Wiese


Im Prozess um geplanten Anschlag auf Münch­en­er Jüdis­ches Zen­trum sagen
Sprengstof­fliefer­an­ten aus

(TAZ, 21.12.) MÜNCHEN dpa Zwei Zeu­gen haben im Prozess um den geplanten Anschlag bei der
Grund­stein­le­gung für das neue Jüdis­che Zen­trum in München zugegeben,
Sprengstoff beschafft zu haben. Sie hät­ten der recht­sex­tremen “Kam­er­ad­schaft
Süd” des Neon­azis Mar­tin Wiese einen Panz­er­faustkopf und eine
Rohrbomben­hülle besorgt, sagten die 24- und 25-jähri­gen Män­ner aus
Bran­den­burg gestern vor dem Bay­erischen OLG aus. Die Panz­er­faust enthielt
1,2 Kilo TNT. Die bei­den Zeu­gen aus Bran­den­burg berichteten, sie hätten
Wiese und dessen Fre­un­den auch Minen ver­mit­telt. Diese seien in einem Wald
jen­seits der pol­nis­chen Gren­ze leicht zu find­en: “Man stolpert drüber.” 

Die Bun­de­san­waltschaft wirft den vier Angeklagten Mit­glied­schaft in einer
ter­ror­is­tis­chen Vere­ini­gung vor. Konkret sollen sie geplant haben, am 9.
Novem­ber 2003 eine Bombe zu zün­den. Wiese gilt als Drahtzieher der
Attentatspläne.

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Kamerad” geständig


Im Bran­den­burg­er Prozess gegen 12 Mit­glieder des ausländerfeindlichen
“Freiko­rps” geste­ht ein Angeklagter

(TAZ, 24.12.) POTSDAM dpa Im Bran­den­burg­er Prozess gegen Neon­azis wegen Bil­dung einer
ter­ror­is­tis­chen Vere­ini­gung hat der erste Angeklagte ein Geständnis
abgelegt. Er habe an Bran­dan­schlä­gen auf Imbisse und Geschäfte von
Aus­län­dern im Havel­land teilgenom­men, sagte er gestern vor dem OLG Potsdam.
Die Gen­er­al­staat­san­waltschaft wirft den zwölf jun­gen Angeklagten, die sich
zur Kam­er­ad­schaft “Freiko­rps” zusam­men­schlossen, zehn Anschläge vor. 

Der Angeklagte habe aus­ge­sagt, dass sich die Jugendlichen häu­fig nach der
Schule in ein­er Sche­une getrof­fen hät­ten, sagte eine Gerichtssprecherin. Die
Schüler hät­ten sich von Kindes­beinen an gekan­nt. Die Sche­une gehört der
Fam­i­lie des 20-jähri­gen Haup­tangeklagten. Vom mut­maßlichen Rädels­führer sei
auch die Ini­tia­tive aus­ge­gan­gen, das aus­län­der­feindliche “Freiko­rps” zu
grün­den. Fünf der Teil­nehmer hät­ten es abgelehnt, an Anschlä­gen mitzuwirken.
Sie seien aber bere­it gewe­sen, sich als Fahrer oder Helfer zu beteiligen.
Aus­ge­sprochen poli­tis­che Debat­ten gab es dem Angeklagten zufolge nicht.
Einziges The­ma sei gewe­sen, Aus­län­der aus dem Havel­land zu vertreiben. 

Erst­mals klagt die Bran­den­burg­er Gen­er­al­staat­san­waltschaft eine Gruppe
Neon­azis als ter­ror­is­tis­che Vere­ini­gung an. Der jüng­ste der Angeklagten war
14, der älteste 18 Jahre alt, als zwis­chen August 2003 und Mai 2004 zehn
Anschläge auf Imbisse von Aus­län­dern verübt wur­den. Ver­let­zt wurde niemand.
Der Sach­schaden betrug mehr als 600.000 Euro. Der Prozess wird am 6. Januar
fortgesetzt.

Rädels­führer schw­er belastet

Im Ter­ror-Prozess legt mitangeklagter Neon­azi Geständ­nis ab

(MAZ, 24.12.) FRANK SCHAUKA POTSDAM/NAUEN Im Prozess gegen zwölf junge Neon­azis der mut­maßlichen Terrorgruppe
“Freiko­rps” aus dem Havel­land ist der 20 Jahre alte Rädels­führer Christopher
H. gestern schw­er belastet wor­den. Der Abi­turi­ent aus Nauen habe im Sommer
2003 die Idee zur Grün­dung der Kam­er­ad­schaft gehabt, sagte ein
Mitangeklagter am zweit­en Ver­hand­lungstag vor dem 1. Straf­se­n­at des
Bran­den­bur­gis­chen Ober­lan­des­gerichts (OLG) aus, der im Gebäude des
Amts­gerichts Pots­dam weit­ge­hend unter Auss­chluss der Öffentlichkeit tagt.
Dies teilte OLG-Sprecherin Ramona Pisal auf Anfrage mit. Dem­nach hat­te H.
auch geplant, Kon­tak­te zu der 1997 ver­bote­nen recht­sex­tremen “Kam­er­ad­schaft
Ober­hav­el” zu knüpfen. 

Die Gen­er­al­staat­san­waltschaft des Lan­des Bran­den­burg wirft den Mitgliedern
der Wehrsport­gruppe “Freiko­rps” vor, zwis­chen August 2003 und Mai 2004 zehn
Anschläge auf Imbisse aus­ländis­ch­er Betreiber mit einem Sach­schaden von etwa
600 000 Euro verübt zu haben. Nach Auf­fas­sung der höch­sten Anklagebehörde
des Lan­des hat­ten die jun­gen Män­ner eine ter­ror­is­tis­che Vereinigung
gebildet, um aus­ländis­che Geschäft­sleute aus Bran­den­burg zu vertreiben.
Deren Exis­ten­z­grund­lage sollte durch Bran­dan­schläge zer­stört werden.
Men­schen wur­den dabei nicht verletzt. 

Nach Erken­nt­nis­sen der Ermit­tlungs­be­hör­den hat­te “Freikorps”-Chef
Christo­pher H. ver­sucht, den Aktion­sra­dius der Gruppe auszuweit­en. H. hätte
Kon­tak­te zu der ver­bote­nen “Kam­er­ad­schaft Ober­hav­el” gesucht, deren
ehe­ma­lige Mit­glieder offen­bar ähn­liche Ziele ver­fol­gten. Der einstige
Vor­sitzende der “Kam­er­ad­schaft Ober­hav­el”, der 27-jährige Karsten G., hatte
am 3. Sep­tem­ber 2003 einen Bran­dan­schlag auf einen türkischen Imbiss­stand in
Hen­nigs­dorf verübt und sich am 6. Sep­tem­ber der Polizei gestellt — nur eine
Woche nach dem “Freikorps”-Anschlag auf den Nor­ma-Markt in Nauen mit einem
Schaden von mehr als 500 000 Euro. 

Die Atten­tate der “Freikorps”-Neonazis wur­den offen­bar von Erwachsenen
gedeckt. Nach Erken­nt­nis­sen des OLG-Sen­ats unter Vor­sitz von Richterin
Gisela Thaeren-Daig hat­te zumin­d­est Christo­pher H.s Mut­ter die jungen
Recht­sex­tremen mit den Anschlä­gen in Verbindung gebracht. Auch nach der
Zer­störung des Nor­ma-Mark­tes habe sie sie lediglich ermah­nt: “Dann lasst
euch nicht erwischen.” 

Dabei macht­en die Jugendlichen und Her­anwach­senden, die sich schon als
Kinder kan­nten, kein Hehl aus ihrer Gesin­nung. Nach der Schule trafen sie
sich oft in ein­er Sche­une auf dem Grund­stück der Fam­i­lie H. in Pausin. In
ein­er Art Uni­form seien sie von dort zu mil­itärischen Spie­len in den nahen
Wald aus­gerückt. Dort hat­ten sie mit den von Christo­pher H. gebastelten
Brand­sätzen experimentiert. 

Ohne Rädels­führer H., meinte der geständi­ge Angeklagte gestern, wäre niemand
auf die Idee gekom­men, Imbissstände in Brand zu set­zen. Eine explizit
recht­sex­treme, frem­den­feindliche Ide­olo­gie habe bei den Tat­en keine
entschei­dende Rolle gespielt. Es sei schön­er gewe­sen, sich zu militärischen
Spie­len zu tre­f­fen, als an der Bushal­testelle herumzuste­hen. Der jüngste
Angeklagte war zur Tatzeit 14 Jahre alt, der älteste, Christo­pher H., 19
Jahre.

Serien­weise Brände gelegt, um Aus­län­der zu vertreiben

In Pots­dam begann der erste Ter­ror­prozess in der Geschichte des
Bun­des­lan­des. Schwere Vor­würfe gegen zwölf junge Rechtsextremisten

(Tagesspiegel, 21.12., Frank Jansen) Pots­dam — Sie sehen nicht aus wie harte Nazis. Keine Glatzen, keine Stiefel,
keine Bomber­jack­en. Zwölf Jünglinge treten im Gebäude des Potsdamer
Amts­gerichts auf, die Haare sind gegelt, manch­mal auch hal­blang, bei der
Bek­lei­dung dominiert Sports­wear ohne ein­schlägige Auf­schrift. Der jüngste
ist ger­ade 16 Jahre alt, der älteste 20. Doch harm­los ist das Dutzend aus
der Region Nauen, die meis­ten sind Schüler und Auszu­bildende, offenbar
nicht. Die Gen­er­al­staat­san­waltschaft nen­nt die Clique eine rechtsextreme
Ter­ror­gruppe. Seit gestern müssen sich die zwölf mut­maßlichen Mit­glieder vor
dem Bran­den­burg­er Ober­lan­des­gericht ver­ant­worten, das aus Platz­grün­den in
den großen Saal des Pots­damer Gerichts gekom­men ist. Der prächtig renovierte
Alt­bau ist nun die Kulisse für den ersten Ter­ror­prozess in Brandenburg. 

Ober­staat­san­walt Eugen Lar­res trägt die Anklage vor. Die Angeschuldigten
hät­ten sich 2003 zu der recht­sex­tremen Kam­er­ad­schaft “Freiko­rps”
zusam­mengeschlossen, um Bran­dan­schläge auf aus­ländis­che Restau­rant- und
Imbiss­be­triebe zu verüben. Mit dem Ziel, die wirtschaftliche Exis­tenz der
Betrof­fe­nen zu ver­nicht­en und somit sie und Aus­län­der über­haupt aus der
Region Nauen zu vertreiben. Dann zählt der Ober­staat­san­walt auf: Von August
2003 bis Mai 2004 bran­nten in Nauen, Briese­lang, Falkensee und Schönwalde
fünf viet­name­sis­che und türkische Imbisse und Restaurants. 

Angezün­det wurde auch ein von Viet­name­sen geführtes Tex­tilgeschäft in Nauen.
Zwei Imbisse und ein Restau­rant wur­den sog­ar je zweimal heimge­sucht. Und in
einem Fall weit­ete sich das Feuer zum Großbrand aus. Als in der Nacht zum
31. August 2003 in Nauen der Imbis­s­wa­gen des Viet­name­sen Lan Hoang Thi
angezün­det wurde, grif­f­en die Flam­men auf den nahen
“Norma”-Verbrauchermarkt, einen Getränkegroß­markt und ein
Einzel­han­dels­geschäft über. Allein bei diesem Brand ent­stand ein Schaden in
Höhe von mehr als ein­er hal­ben Mil­lion Euro. Die Schä­den aller Anschläge
sum­mieren sich sog­ar auf über 600 000 Euro. Nur durch Zufall kamen keine
Men­schen zu Schaden. 

Den mit 20 Jahren ältesten Angeklagten, Christo­pher H., hält die
Gen­er­al­staat­san­waltschaft für den Rädels­führer. H. soll im Som­mer 2003, nur
Monate vor seinem Abitur, zehn Angeklagte zur Grün­dung des “Freiko­rps”
ver­sam­melt haben. Fol­gt man der Anklage, hat H. auf freiem Feld eine
pubertär-mar­tialis­che Zer­e­monie ver­anstal­tet. Mit deutsch­er Gründlichkeit:
Die Recht­sex­trem­is­ten wählten einen Schrift­führer und einen Kassierer. 

Christo­pher H. ist der Einzige, der gestern aus der Untersuchungshaft
vorge­führt wird. Der schmächtige Mann mit dem Mit­telschei­t­el sieht blass
aus, doch die Miene sig­nal­isiert Trotz. Die meis­ten Angeklagten waren bei
der Polizei geständig. Ein­er gibt auf dem Gerichts­flur auch zu, er sei
schuldig. Aber er bleibt dabei: In Bran­den­burg seien die Aus­län­der “zu
ville”. Da erscheint der Erziehungs­be­darf offenkundig. Die Vorsitzende
Rich­terin des Staatss­chutzse­n­ats, Gisela Thaeren-Daig, schließt denn auch
nach Ver­lesen der Anklageschrift die Öffentlichkeit aus. Im Inter­esse der
Erziehung der Angeklagten müsse eine Stig­ma­tisierung, vor allem in den
Medi­en, ver­hin­dert werden. 

Junge Neon­azis unter Terrorverdacht

Anschläge gegen Imbisse von Ausländern

(LR, 21.12.) In Pots­dam ste­hen seit gestern zwölf junge Män­ner vor Gericht. Sie sollen
aus Frem­den­feindlichkeit Anschläge auf Imbisse von Aus­län­dern verübt haben. 

Zur Tatzeit waren die jun­gen Neon­azis, die von der Staat­san­waltschaft als
ter­ror­is­tis­che Vere­ini­gung angeklagt wer­den, zwis­chen 14 und 18 Jahren alt. 

Ein Verdächtiger in U‑Haft

Einige der zwölf Angeklagten waren mit Son­nen­brillen erschienen und setzten
sie erst im Saal ab. Unbe­wegt ver­fol­gten die unauf­fäl­lig gek­lei­de­ten jungen
Män­ner die Ver­lesung der Vor­würfe. Fünf Euro im Monat kostete laut
Staat­san­waltschaft der Mit­glieds­beitrag für die rechtsextremistische
Kam­er­ad­schaft “Freiko­rps”. Treibende Kraft soll ein 20 Jahre alter
Abi­turi­ent gewe­sen sein, der seit einem halbem Jahr in Untersuchungshaft
ist. Die anderen sind Schüler, Auszu­bildende oder Angestellte. 

In den Som­mer­fe­rien 2003 grün­de­ten sie der Anklage zufolge die Gruppe und
bes­timmten Vor­sitzen­den, Schrift­führer und Kassen­wart eben­so wie das Ziel:
Die wirtschaftliche Exis­tenz von Aus­län­dern ver­nicht­en, sie so vertreiben.
“Sie woll­ten ein Fanal set­zen”, heißt es in der Anklage. Dem widerspricht
der Anwalt des 20-Jähri­gen. Ein Doku­ment liege nicht vor, sagte er in einer
Ver­hand­lungspause. Nur einige der Jugendlichen hät­ten das mit der
Kam­er­ad­schaft ausgesagt. 

Bei den Anschlä­gen im Havel­land ent­stand Sach­schaden von mehr als 600 000
Euro, rech­net die Anklage vor. Bei einem Bran­dan­schlag auf einen Asia-Imbiss
Ende August 2003 in Nauen griff das Feuer auf ein Gebäudekom­plex über,
Schaden: 526 000 Euro. Andere Imbis­s­wa­gen sollen gle­ich mehrmals heimgesucht
wor­den sein. Die Tat­en seien in wech­sel­nder Beset­zung verübt wor­den, hieß
es, um mögliche Ver­dachtsmo­mente zu verteilen. Vor allem der 20-Jährige habe
Ken­nt­nisse über brennbare und explo­sive Stoffe gehabt. 

Die Anklage hat 60 Zeu­gen und drei Sachver­ständi­ge benan­nt. Der Strafrahmen
für die Bil­dung ein­er ter­ror­is­tis­chen Vere­ini­gung liegt bei einem Jahr bis
zehn Jahren. Dies würde gel­ten, wenn die Her­anwach­senden nach
Erwach­se­nen­strafrecht behan­delt werden. 

Jugend­strafrecht gilt 

Für die unter 18 Jahre alten Angeklagten gilt das Jugend­strafrecht ohne
Strafrah­men. Aus Platz­grün­den tagt das eigentlich in Brandenburg/Havel
ansäs­sige Ober­lan­des­gericht in Pots­dam. Bis Mitte Feb­ru­ar sind elf weitere
Ter­mine ange­set­zt. Die Ver­hand­lung wird am Don­ner­stag fortgesetzt.

Ter­ror-Prozess gegen “Freiko­rps”


In Pots­dam ste­hen seit gestern zwölf Mit­glieder ein­er rechtsextremen
Kam­er­ad­schaft vor Gericht, denen Bil­dung ein­er ter­ror­is­tis­chen Vereinigung
vorge­wor­fen wird

(TAZ, 21.12.) POTSDAM afp In Bran­den­burg ste­hen seit gestern erst­mals Recht­sex­treme wegen
des Vor­wurfs der Bil­dung ein­er ter­ror­is­tis­chen Vere­ini­gung vor Gericht. Die
Staat­san­waltschaft legt den zwölf Angeklagten im Alter von 16 bis 20 Jahren
zehn Bran­dan­schläge auf aus­ländis­che Imbisse und Geschäfte zur Last. Ihnen
dro­hen Strafen bis zu 15 Jahren Haft. Der Straf­se­n­at des Oberlandesgerichts
Bran­den­burg, der als Staatss­chutzse­n­at nach Jugend­strafrecht im Amtsgericht
Pots­dam ver­han­delt, schloss die Öffentlichkeit aus. 

Die Anklage hält den zur Tatzeit teils erst 14-jähri­gen Jugendlichen vor, in
den Som­mer­fe­rien 2003 die recht­sex­treme Kam­er­ad­schaft “Freiko­rps” gegründet
zu haben, um gemein­sam ter­ror­is­tis­che Straftat­en zu bege­hen. Ziel sei
gewe­sen, im west­lich an Berlin gren­zen­den Land­kreis Havel­land Imbisse und
Geschäfte aus­ländis­ch­er Bürg­er anzuzün­den. Dadurch sollte die
wirtschaftliche Exis­tenz der Unternehmer türkisch­er oder asiatischer
Herkun­ft zer­stört wer­den, um die Betrof­fe­nen zum Ver­lassen der Region zu
zwin­gen. Alle zwölf hät­ten aus aus­län­der­feindlichen Motiv­en gehandelt. 

Die zehn ver­sucht­en und vol­len­de­ten Brand­s­tiftun­gen wur­den zwis­chen August
2003 und Mai 2004 verübt. Men­schen kamen dabei nicht zu Schaden. Bei einem
Bran­dan­schlag auf einen Imbiss in Nauen griff das Feuer auf ein
Einkauf­szen­trum über und richtete hohen Sach­schaden an. Der Gesamtschaden,
den die Jugendlichen angerichtet haben sollen, wird auf über 600.000 Euro
bez­if­fert. Nach Auf­fas­sung der Staat­san­waltschaft waren die Brandstiftungen
dazu geeignet, die Bevölkerung erhe­blich einzuschüchtern und dem Staat stark
zu schaden. Das Zusam­men­leben der deutschen und aus­ländis­chen Bevölkerung
sei nach­haltig beein­trächtigt worden. 

Laut Anklageschrift kassierte das von einem heute 20-jähri­gen Abiturienten
geführte “Freiko­rps” monatliche “Beiträge” von 5 Euro, mit denen
beispiel­sweise Ben­zin für Molo­tow­cock­tails gekauft wurde. Der mutmaßliche
Rädels­führer sitzt als Einziger in Unter­suchung­shaft. Kein­er der überwiegend
aus­sagewil­li­gen Angeklagten ist bis­lang vorbe­straft. Für den Prozess sind
zunächst zehn Ver­hand­lungstage angesetzt.

12 Jugendliche vor Gericht — unter Terrorverdacht

(MOZ, 21.12.) Pots­dam (dpa) In Pots­dam ste­hen sei Mon­tag zwölf Jugendliche vor Gericht,
die aus Frem­den­feindlichkeit Anschläge auf Imbisse von Aus­län­dern verübt
haben sollen. Erst­mals klagt die bran­den­bur­gis­che Generalstaatsanwaltschaft
eine Gruppe Neon­azis als ter­ror­is­tis­che Vere­ini­gung an. Der Jüng­ste der
Angeklagten war 14, der älteste 18 Jahre alt, als zwis­chen August 2003 und
Mai 2004 zehn Anschläge auf Imbisse von Aus­län­dern im Havel­land verübt
wur­den. Nach Ver­lesung der Anklage schloss das Ober­lan­des­gericht die
Öffentlichkeit von der Ver­hand­lung aus. 

Einige der zwölf Angeklagten waren mit Son­nen­brillen erschienen, set­zten sie
erst im Saal ab. Unbe­wegt ver­fol­gten die unauf­fäl­lig gek­lei­de­ten jungen
Män­ner die Ver­lesung der Vor­würfe. Fünf Euro im Monat kostete laut
Staat­san­waltschaft der Mit­glieds­beitrag für die rechtsextremistische
Kam­er­ad­schaft “Freiko­rps”. Treibende Kraft soll ein 20 Jahre alter
Abi­turi­ent gewe­sen sein, der seit einem halbem Jahr in Untersuchungshaft
ist. Die anderen sind Schüler, Auszu­bildende oder Angestellte. 

In den Som­mer­fe­rien 2003 grün­de­ten sie der Anklage zufolge die Gruppe und
bes­timmten Vor­sitzen­den, Schrift­führer und Kassen­wart eben­so wie das Ziel:
Die wirtschaftliche Exis­tenz von Aus­län­dern ver­nicht­en, sie so vertreiben.
“Sie woll­ten ein Fanal set­zen”, heißt es in der Anklage. Dem widerspricht
der Anwalt des 20-Jähri­gen. Ein Doku­ment liege nicht vor, sagte er in einer
Ver­hand­lungspause. Nur einige der Jugendlichen hät­ten das mit der
Kam­er­ad­schaft ausgesagt. 

Bei den Anschlä­gen im Havel­land ent­stand mehr als 600 000 Euro Sachschaden,
rech­net die Anklage vor. Bei einem Bran­dan­schlag auf einen Asia-Imbiss Ende
August 2003 in Nauen griff das Feuer auf einen Gebäudekom­plex über, Schaden:
526 000 Euro. Andere Imbis­s­wa­gen sollen gle­ich mehrmals heimge­sucht worden
sein. Die Tat­en seien in wech­sel­nder Beset­zung verüb
t wor­den, hieß es, um
mögliche Ver­dachtsmo­mente zu verteilen. Vor allem der 20-Jährige habe
Ken­nt­nisse über brennbare und explo­sive Stoffe gehabt. 

Die Anklage hat 60 Zeu­gen und drei Sachver­ständi­ge benan­nt. Der Strafrahmen
für die Bil­dung ein­er ter­ror­is­tis­chen Vere­ini­gung liegt bei einem Jahr bis
zehn Jahren. Dies würde gel­ten, wenn die Her­anwach­senden nach
Erwach­se­nen­strafrecht behan­delt wer­den. Für die unter 18 Jahre alten
Angeklagten gilt das Jugend­strafrecht ohne Strafrah­men. Aus Platzgründen
tagt das eigentlich in Brandenburg/Havel ansäs­sige Ober­lan­des­gericht in der
Lan­deshaupt­stadt. Bis Mitte Feb­ru­ar sind elf weit­ere Ter­mine angesetzt.
Weit­er geht es am Donnerstag.

Ter­ror-Prozeß: Neon­azis woll­ten Aus­län­der vertreiben

Jugendliche verübten Bran­dan­schläge auf Imbißbe­sitzer — Mammutverhandlung
begin­nt heute

(BM, 21.12., M. Lukasche­witsch) Pots­dam — Es ist ein Novum in der Bran­den­burg­er Jus­tizgeschichte: Das
Ober­lan­des­gericht Bran­den­burg (OLG), let­zte und damit höch­ste Instanz im
Land, tagt von heute an im Pots­damer Amts­gericht. Wo es son­st um
All­t­agsstre­it­igkeit­en, zu schnelles Fahren, Kör­per­ver­let­zung und Beleidigung
geht, wird aus Platz­grün­den der erste Ter­ror-Prozeß in der Geschichte des
Lan­des ver­han­delt. In einem Mam­mut­prozeß gegen zwölf Angeklagte aus der
recht­sex­tremen Szene, der bis min­destens bis Feb­ru­ar dauern wird, hat die
Anklage 60 Zeu­gen und drei Sachver­ständi­ge benannt. 

Angeklagt sind die Mit­glieder der recht­sex­tremen “Freikorps”-Gruppierung
wegen Bil­dung ein­er ter­ror­is­tis­chen Vere­ini­gung. Die zwölf Angeklagten waren
zur Tatzeit erst 14- bis 19 Jahre alt — Schüler, Azu­bis und Arbeit­slose aus
dem recht­en Spek­trum der Stadt Nauen (Havel­land), 60 Kilo­me­ter west­lich von
Berlin. Diese Neon­azis sollen in der Zeit zwis­chen August 2003 bis Mai
dieses Jahres acht Bran­dan­schläge auf türkische oder asi­atis­che Imbißbuden
in und um Nauen verübt haben. Men­schen kamen nicht zu Schaden, der
Sach­schaden wird auf rund 770 000 Euro beziffert. 

Weitaus schw­er­er wiegt jedoch das Ziel der mut­maßlichen Ter­ror­is­ten: Sie
woll­ten mit den Anschlä­gen Angst und Schreck­en unter den ausländischen
Imbiß­be­treibern ver­bre­it­en und ein “Kli­ma der Angst unter den hier lebenden
Aus­län­dern schaf­fen”, wie Rolf Grünebaum, Sprech­er der Brandenburger
Gen­er­al­staat­san­waltschaft, sagt. Ziel der Kam­er­ad­schaft “Freiko­rps” soll es
gewe­sen sein, die wirtschaftliche Exis­tenz der Betrof­fe­nen zu ver­nicht­en und
sie so zu vertreiben. Durch die Aktio­nen soll­ten nach der Anklageschrift
weit­ere Aus­län­der eingeschüchtert und ver­trieben wer­den. Mit­tel­fristig sei
geplant gewe­sen, die Aktio­nen auf das gesamte Havel­land auszuweiten. 

Entschei­dend für die Ein­stu­fung als Ter­ror­gruppe sei, daß das Ziel einer
“döner­be­fre­it­en Zone” in ein­er Satzung der Gruppe fest­gelegt war.
Mit­glieds­beiträge von fünf Euro pro Monat seien erhoben wor­den, damit soll
beispiel­sweise das Ben­zin für die Anschläge bezahlt wor­den sein. Regelmäßig
seien kon­spir­a­tive Tre­f­fen abge­hal­ten wor­den. Hier seien keine angetrunkenen
Neon­azis am Werk gewe­sen, die spon­tan zur Tat schrit­ten, so der Sprecher.
“Das ist eine bis­lang noch nie dagewe­sene Qualität.” 

Der mut­maßliche Chef der Gruppe, der zur Tatzeit 19jährige Christo­pher H.,
sitzt in Unter­suchung­shaft. Der Abi­turi­ent war bei seinen Mitschülern dafür
bekan­nt, daß er mit explo­siv­en Chemikalien exper­i­men­tierte — sie nan­nten ihn
sog­ar “Bombi”. Die selb­st­ge­baut­en Sprengsätze erprobte H. meist im Wald nahe
sein­er Heimat­stadt. Dann jedoch begann er auf dem Hof sein­er Eltern in
Pausin (Havel­land), Brandbeschle­u­niger zu mix­en und mit Fre­un­den aus der
recht­en Szene Anschläge auf Restau­rants und Imbisse von Aus­län­dern zu
verüben — in Nauen, Briese­lang, Falkensee und Schönewalde. 

Zum Prozeßbe­ginn soll heute entsch­ieden wer­den, ob wegen des jugendlichen
Alters der Angeklagten die Öffentlichkeit aus­geschlossen wird 

Die Jugendlichen erwarten zum Teil empfind­liche Haft­strafen: Zwis­chen sechs
Monat­en und zehn Jahren Jugend­strafe sieht das Geset­zbuch vor.

Ter­ror-Prozess gegen zwölf Neonazis

600 000 Euro Sach­schaden durch zehn Brandanschläge

(Berlin­er Zeitung, 21.12., Jens Blanken­nagel) POTSDAM. Die Anklage­bänke erin­nern an eine Abschlussprü­fung in der Schule:
vier Rei­hen, jew­eils drei Plätze und dazwis­chen immer ein Platz frei. Auch
die zwölf Angeklagten sehen aus wie harm­lose Schüler: linkische Bewegungen,
modisch gegelte Haare, Jeans, Sweat-Shirts. Ein­er trägt auf dem T‑Shirt das
Wort “Rebel”. Kein­er ist äußer­lich als Neon­azi zu erken­nen. Und doch werden
die heute 16- bis 20-Jähri­gen aus dem Kreis Havel­land am Mon­tag vom
Staatss­chutzse­n­at des Ober­lan­des­gerichts als erste Brandenburger
Neon­azi-Gruppe wegen Bil­dung ein­er ter­ror­is­tis­chen Vere­ini­gung angeklagt.
Wegen der vie­len Angeklagten ist das Gericht extra in den größten Saal des
Pots­damer Amts­gerichts gezogen. 

Der Staat­san­walt ver­li­est die Anklageschrift. Sie wirft den jun­gen Männern
vor, zwis­chen Juni 2003 und Mai 2004 zehn Bran­dan­schläge gegen Restaurants
und Imbisse von Aus­län­dern in und um Nauen gemein­sam geplant und in
unter­schiedlich­er Beset­zung auch verübt zu haben. Gesamtschaden: 606 400
Euro, ver­let­zt wurde nie­mand. Um ihre Anschlagsserie zu verüben, sollen sich
die Angeklagten in den Som­mer­fe­rien 2003 zur Ter­ror­gruppe “Freiko­rps”
zusam­mengeschlossen haben. Ziel sei “die Ver­nich­tung der wirtschaftlichen
Exis­tenz” der Imbiss­be­treiber gewe­sen, damit diese “aufgeben” und die Region
ver­lassen. Die Anschläge soll­ten ein “Fanal” zur Vertrei­bung von Ausländern
sein, sagt der Vertreter der Gen­er­al­staat­san­waltschaft. Alle Angeklagten
hät­ten aus aus­län­der­feindlichen Motiv­en her­aus gehan­delt und woll­ten ihre
Aktio­nen auf das gesamte Havel­land ausdehnen. 

Öffentlichkeit ausgeschlossen 

Der Chef der recht­sex­tremen Kam­er­ad­schaft soll der heute 20-jährige
Abi­turi­ent Christo­pher H. sein — der Einzige, der in Untersuchungshaft
sitzt. Bei der Grün­dung der Gruppe soll im “Pro­tokoll” auch ein
Schrift­führer und ein Kassier­er benan­nt wor­den sein, der einen monatlichen
Mit­glieds­beitrag von fünf Euro sam­melte — zum Kauf von “Ben­zin für die
Brand­sätze und die Flucht­fahrzeuge”. Einige der Angeklagten hät­ten sich
nicht an der Aus­führung der Anschläge beteiligt, son­dern nur an der Planung
und an der “Beschaf­fung von Ali­bis”, sagt der Staatsanwalt. 

Als er die Anklage ver­lesen hat, beantra­gen einige Vertei­di­ger, die
Öffentlichkeit aus diesem Jugend­prozess wegen des gerin­gen Alters der
Angeklagten auszuschließen. Da acht der Angeklagten zur Tatzeit noch
Her­anwach­sende waren — sie hat­ten das 18. Leben­s­jahr nicht vol­len­det — und
die vier anderen nicht viel älter waren, wer­den die Medi­en­vertreter aus dem
Gerichtssaal geschickt. Die Vor­sitzende Rich­terin Gisela Thaeren-Daig
begrün­det dies damit, dass sich einige der Angeklagten in speziellen
Erziehung­spro­gram­men befind­en, deren Erfolg nicht gefährdet wer­den soll. Bis
zur Urteilsverkün­dung am 14. Feb­ru­ar sind elf weit­ere Prozesstage vorgesehen
und 60 Zeu­gen geladen. 

Ter­ror­bande vor Gericht

Junge Neon­azis woll­ten Aus­län­der aus Bran­den­burg vertreiben

(MAZ, 21.12., Frank Schau­ka) POTSDAM/NAUEN Christo­pher H. aus Pausin bei Nauen im Havel­land hinterließ
nicht den Ein­druck, den man sich von mut­maßlichen Rädelsführern
recht­sex­tremer Ter­ror­ban­den zu machen geneigt ist, als der 20-Jährige, blass
und schmächtig, gestern früh den wuchtig wirk­enden, großen Verhandlungssaal
des Amts­gerichts betrat. 

Vor dem in Pots­dam tagen­den 1. Straf­se­n­at des Brandenburgischen
Oberlandesgerich
ts (OLG) unter Vor­sitz von Gisela Thaeren-Daig müssen sich
der Abi­turi­ent und elf jün­gere Mitangeklagte im Alter von 16 bis 20 Jahren
gegen den in Bran­den­burg ein­ma­li­gen Vor­wurf vertei­di­gen, eine terroristische
Vere­ini­gung gegrün­det zu haben. Mit Rück­sicht auf deren Jugend und erhoffte
Erziehbarkeit wurde die Öffentlichkeit nach Ver­lesen der Anklage von dem
Prozess bis zum Ende der Beweisauf­nahme für ver­mut­lich mehrere Wochen
ausgeschlossen. 

Nach Überzeu­gung der Gen­er­al­staat­san­waltschaft des Lan­des Bran­den­burg hatte
Christo­pher H. die Unter­grun­dor­gan­i­sa­tion “Freiko­rps” in den Sommerferien
2003 mit dem Ziel gegrün­det, Bran­dan­schläge auf Imbisse ausländischer
Betreiber zu verüben. Die jun­gen Neon­azis woll­ten die wirtschaftliche
Exis­ten­z­grund­lage der Besitzer ver­nicht­en. Die durch die Anschlagsserie
let­ztlich flächen­deck­end erzeugte Angst sollte Aus­län­der zum Wegzug nicht
nur aus der Region Nauen, son­dern schließlich aus ganz Bran­den­burg bewegen.
Bei den neun Bran­dan­schlä­gen, die “Freikorps”-Mitglieder zwis­chen August
2003 und Mai 2004 in Nauen, Falkensee, Briese­lang und Schön­walde verübten,
ent­stand ein Sach­schaden von schätzungsweise 600 000 Euro. Men­schen gerieten
nicht in Gefahr. Per­so­n­en­schä­den hät­ten auch den Zie­len der Satzung
wider­sprochen, die sich die Neon­azis gegeben hatten. 

Der außergewöhn­liche Organ­i­sa­tion­s­grad macht die Kam­er­ad­schaft für die
Gen­er­al­staat­san­waltschaft zu ein­er Ter­rorvere­ini­gung. In einem von allen
Mit­gliedern unterze­ich­neten Grün­dung­spro­tokoll wur­den die Funktionsträger
bes­timmt. Die heute 18-jähri­gen Patrick P. und Michael R. wur­den zum
Schrift­führer und Kassier­er gewählt. Fern­er wurde ein Monatsmitgliedsbeitrag
von fünf Euro fest­ge­set­zt. Mit den Ein­nah­men sollte Ben­zin gekauft werden,
das man für die Flucht­fahrzeuge sowie zur Her­stel­lung der Brandbomben
benötigte, wie Ober­staat­san­walt Eugen Lar­res ausführte. 

Die Vorzüge der Grup­pen­struk­tur wur­den von den Neon­azis auch bei Pla­nung und
Durch­führung der Anschläge bedacht. Laut Staat­san­waltschaft woll­ten nicht
alle Freiko­rps-Mit­glieder Brände leg­en. Die, denen das zu gefährlich
erschien, woll­ten Fahr­di­en­ste leis­ten und Atten­täter mit falschen Alibis
unter­stützen. Um den Ver­dacht zu streuen, soll­ten Anschläge jew­eils von
unter­schiedlichen Mit­gliedern verübt werden. 

Die Atten­täter gin­gen zunehmend pro­fes­sionell vor. Nur bei ihrem ersten
Anschlag auf einen Asia-Imbiss in Nauen blieb es beim Ver­such, weil die
damals 17 und 18 Jahre alten Täter kein Gerät mit sich führten, um die
ver­git­terte Tür und ver­nagelte Fen­ster des Imbiss­es aufzubrechen. Sie
kon­nten den von Christo­pher H. gemix­ten Brand­satz deshalb nicht in das
Innere der Bude schleud­ern und mussten ihren Plan aufgeben. Aus diesem
Fehlschlag lern­ten die jun­gen Neon­azis jedoch. Bei späteren Anschlägen
hat­ten sie Ham­mer, Glass­chnei­der und Brecheisen dabei. 

Mit welch­er Energie und Rück­sicht­slosigkeit die “Freikorps”-Mitglieder ihren
Frem­den­hass in Atten­tat­en entlu­den, zeigte sich beson­ders deut­lich nach
ihrem zweit­en Anschlag. In der Nacht auf den 31. August 2003 ging in Nauen
nicht nur der Imbis­s­wa­gen eines viet­name­sis­chen Betreibers in Flam­men auf,
son­dern auch der angren­zende Super­markt. Der Schaden betrug mehr als 500 000
Euro und war uner­wartet groß. Den­noch beschloss die Gruppe lediglich, bis zu
neuen Anschlä­gen eine Weile zu warten. Von den im
“Freikorps”-Gründungsprotokoll beschriebe­nen Zie­len, Aus­län­der zunächst rund
um Nauen wirtschaftlich zugrunde zu richt­en, rück­ten die jun­gen Neonazis
jedoch nicht ab. Rädels­führer H. soll vielmehr ver­sucht haben, den
Zusam­men­halt der Gruppe zu fes­ti­gen und neue Mit­glieder anzuwerben.

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Schläger ermittelt

Tem­plin: Die Ermit­tlungs­gruppe des Polizeiprä­sid­i­ums Frank­furt (Oder), die aus Krim­i­nal­beamten des Schutzbere­ich­es Uck­er­mark und des 2. Kom­mis­sari­ates der Krim­i­nalpolizei des Prä­sid­i­ums / Außen­stelle Eber­swalde beste­ht, hat fünf männliche Tatverdächtige ermit­telt, die am ersten Wei­h­nachts­feiertag in Tem­plin zwei Män­ner ange­grif­f­en hat­ten. Wie bere­its berichtet, wur­den die bei­den Opfer nach einem Gast­stät­tenbe­such, in der Mar­tin-Luther-Straße in Tem­plin, aus ein­er Gruppe her­aus attack­iert. Eins der Opfer war ein viet­name­sis­ch­er Staats­bürg­er, der auf­grund sein­er Ver­let­zun­gen sta­tionär im Kranken­haus behan­delt wer­den musste. Die fünf Tatverdächti­gen im Alter von 18 bis 22 Jahren stam­men alle aus Tem­plin und sind zum Teil bere­its strafrechtlich in Erschei­n­ung getreten. 


siehe auch auf Inforiot:


Über­fall auf Viet­name­sen in Tem­plin (28.12.2004)

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Agenturschluss-Aktion auch in Luckenwalde

JÜTERBOG Zahlre­iche Mon­tags­demon­stran­ten fan­den in dieser Woche erneut den Weg vor das Jüter­boger Rathaus. Die Organ­isatoren, das Bünd­nis gegen Sozial­ab­bau, bedank­ten sich. Anton Goriseck von der IG Met­all begrüßte die Teil­nehmer aus Altes Lager, Luck­en­walde, Dan­na, Neuheim, Treb­bin und Nordrhein-Westfalen. 

“Die Jüter­boger sind die hart­näck­ig­sten Mon­tags­demon­stran­ten in Deutsch­land”, sagte Michael Mau­r­er vom Bünd­nis angesichts der nun­mehr 21. Demo und wurde dafür bejubelt. Er forderte sogle­ich alle auf, am Fre­itag, dem 31. Dezem­ber, erneut auf dem Mark­t­platz zu erscheinen. Denn um fünf vor zwölf wird der Sozial­staat beerdigt. Gle­ich im neuen Jahr, am 3. Jan­u­ar, soll mit der bun­desweit­en Aktion “Agen­turschluss” vor den Agen­turen für Arbeit demon­stri­ert wer­den. Für die Jüter­boger ist das Luck­en­walder Amt das Ziel des Protestes. “Viele haben Angst. Kommt trotz­dem. Es kann nichts passieren, und es wird nichts passieren”, ver­sprach er. 

Aber eigentlich soll mit den Demon­stra­tio­nen erre­icht wer­den, dass die Agen­da 2010 verän­dert und mehr Arbeit­splätze geschaf­fen wer­den. Und zwar keine in so genan­nten Ein-Euro-Jobs. “Die Ziele der Arbeits­mark­tre­form sind, die Löhne ins­ge­samt und die Renten herun­terz­u­fahren, um damit die Prof­ite weniger Leute zu erhöhen”, sagte Michael Mau­r­er. Um dage­gen zu kämpfen, seien über 1000 Flug­blät­ter verteilt wor­den. Er schloss: “Alle vier Jahre kön­nen wir wählen gehen. Aber wenn Wahlen etwas verän­dern kön­nten, wür­den sie ver­boten.” Wie üblich hat­te er zuvor heftig die MAZ kri­tisiert, weil “seit dem 2. Okto­ber, seit der Großde­mo in Berlin, kaum im Lokalteil über die Mon­tags­de­mo berichtet wird”. 

Auch Marit­ta Böttch­er von der PDS ermutigte, Fre­itag um 11.55 Uhr vor das Rathaus zu ziehen. Sie nahm Stel­lung zu den Vor­wür­fen im Kreistag, dass sie Hartz IV durch­peitschen wolle. “Ich werde alles tun, was aus dem Gesetz her­auszu­holen ist”, ver­sprach sie den Empfängern von Arbeit­slosen­geld II. Um das Ver­sprechen zu hal­ten, benötige sie möglichst viele Beispiele von Prob­lem­fällen; deshalb bat sie Betrof­fene um Mithilfe. 

Dann schwenk­te sie eine Flasche Wein und erk­lärte: “Der Rote aus Frankre­ich ist für die Roten in Deutsch­land.” Aber konkret bekam Udo Weip­pert von der IG Met­all das Präsent, weil er bei den Demos für Ton und Licht sorgt. 

Für Lyrik sorgte wieder Rain­er Weigt aus Klein Schulzen­dorf; eine Zeile seines Gedicht­es “Schöne Aus­sicht­en” lautete: “Manchem däm­mert, ab näch­ste Woche wird′s belämmert.” 

Ein Teil­nehmer aus Jessen berichtete, dass “wir dort zwei Mon­tags­demos hingekriegt haben”. 

Ilona Copik ging zum Mikro­fon, um mitzuteilen, dass sie auf den Artikel in der MAZ, in dem ver­gan­gene Woche ihre Sit­u­a­tion geschildert wor­den sei, sehr viel Zus­pruch erfahren habe. Auch Wei­h­nacht­skarten und Spenden seien gekom­men. Sie habe sich sehr über die pos­i­tive Res­o­nanz gefreut, aber sie nehme Anteil am Schick­sal ander­er und schilderte, was sie im Fernse­hen so bewegt habe, “dass ich nicht schlafen konnte”.

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Schwache Montagsdemonstrationen

Pots­dam — Eine knappe Woche vor Inkraft­treten der Arbeits­mark­tre­form Hartz IV haben die seit dem Som­mer anhal­tenden Demon­stra­tio­nen in Bran­den­burg kaum noch Zus­pruch erfahren. Am Mon­tagabend kamen nach Polizeiangaben etwa 630 Teil­nehmer in neun Städten und Gemein­den zusam­men — so wenig wie nie zuvor.

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Illegale Einreise

Schöne­feld: In der Nacht zu Mittwoch stell­ten Beamte der Wache Schöne­feld in der Nähe der Auto­bahn bei Wal­ters­dorf sechs Per­so­n­en fest, die keine Papiere vor­weisen kon­nten. Nach eige­nen Angaben han­delte es sich um eine aus Tschetsche­nien stam­mende Frau mit ihren Kindern. Sie wur­den wegen des Ver­dachts der ille­galen Ein­reise zur Wache gebracht. Dort wur­den die völ­lig durch­nässten Per­so­n­en mit Wech­selk­lei­dung ver­sorgt und später der Aus­län­der­be­hörde übergeben. Festgenom­men wurde in diesem Zusam­men­hang ein Mann, der die Per­so­n­en offen­sichtlich geschleust hat­te. Die Krim­i­nalpolizei hat die Ermit­tlun­gen aufgenommen.

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Auf dem Weg in die FREIe HEIDe

SCHWEINRICH Zur 93. Protest­wan­derung auf dem Weg zur freien Hei­de wird am Neu­jahrstag ein­ge­laden. Ver­anstal­ter ist die Bürg­erini­tia­tive Freie Hei­de. Die Wan­derung begin­nt um 14.00 Uhr, bere­its zum 13. Mal von Schwein­rich aus. Nach der Begrüßung in der Kirche ruft Pfar­rer Wern­er Liedtke aus Ger­men­dorf bei Oranien­burg zur geistlichen Besin­nung auf. Gegen 14.15 Uhr gibt es Musik von Kan­tor Mar­tin Domke aus Neu­rup­pin. Anschließend wird vor dem Gotte­shaus ein Gedenkstein für Hel­mut Schön­berg enthüllt. Er gehörte zu den Mit­be­grün­dern der Bürg­erini­tia­tive und ver­starb plötzlich. 

Die Wan­derung führt dann zur Bom­bo­drom­gren­ze. Am Ziel gibt es eine Kundge­bung an der Mahn­säule. Für das leib­liche Wohl ist gesorgt. 

“Wie in den ver­gan­genen zwölf Jahren gehen wir auf dem Weg zur freien Hei­de auch in das Jahr 2005 mit Behar­rlichkeit und Entschlossen­heit, uns für die zivile Nutzung einzuset­zen”, so Benedikt Schirge, Sprech­er der Bürg­erini­tia­tive. Die Bun­deslän­der Meck­len­burg-Vor­pom­mern, Bran­den­burg und Berlin wollen diesen Weg unterstützen.

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Bombendrohung gegen Paaschen

Mit ein­er Bomben­dro­hung sieht sich CDU-Frak­tion­schef Wal­ter Paaschen kon­fron­tiert. Am 23. Dezem­ber sei in der Stadtver­wal­tung ein an ihn adressiert­er Brief einge­gan­gen, zusam­men mit anderen habe er diesen am Mon­tag nach Zustel­lung geöffnet, sagte der Kom­mu­nalpoli­tik­er auf Anfrage des Stadtkuri­ers. Der Text wurde mit aus der Zeitung aus­geschnit­te­nen Über­schriften­frag­menten — unter anderem aus der MAZ- und hand­schriftlichen Bemerkun­gen in extremen Schnörkeln for­muliert. “Moment mal! Wal­ter Paaschen. Eine Frage der Zeit. Stürzt Tie­mann. Lebenslange Haft­strafe”, ist zu lesen. Ange­fügt ist die Dro­hung: “Du hast kein Recht zu leben als Ver­räter. Bombe detoniert 26.01.05 CDU + NSDAP”. Daneben ist ein gekritzeltes Gal­gen­män­nchen zu sehen. 

Auf der Rück­seite ist eine Karte mit Rosen­mo­tiv sowie der Refrain eines ver­ton­ten Gedicht­es von Diet­rich Bon­ho­ef­fer: “Von guten Mächt­en wun­der­bar gebor­gen erwarten wir get­rost, was kom­men mag. Gott ist bei uns am Abend und am Mor­gen und ganz gewiß an jedem neuen Tag.” 

Paaschen stellte noch am Mon­tag Strafanzeige bei der Polizei. Bear­beit­et wird der Vor­gang im Jugend­kom­mis­sari­at. “Wir nehmen die Sache ernst, aber der Absender scheint kein Profi zu sein. Wir haben mit Her­rn Paaschen ein län­geres Gespräch geführt”, sagte gestern ein Ermit­tler der Polizei. 

Der CDU-Poli­tik­er hält die neuer­liche Dro­hung für “keinen Zufall”. Es sei bere­its die dritte Bomben­dro­hung gegen CDU-Mitglieder. 

Die ersten bei­den hat­te es am Wahlabend sowie am Tag der Amt­se­in­führung von Ober­bürg­er­meis­terin Dietlind Tie­mann (CDU) gegeben. Nach Angaben der Staat­san­waltschaft Pots­dam sind die Dro­hun­gen bis­lang nicht rest­los aufgek­lärt worden. 

Zudem gab es in let­zter Zeit erhe­bliche Schmier­ereien an dem Haus Rit­ter­straße 95, in dem unsere Geschäft­sräume des CDU-Kreisver­ban­des unterge­bracht sind”, beklagt Paaschen.

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Projekt Grenzgänger in Potsdam

Gun­nar Schulz sitzt vor einem Stapel Fotos, betra­chtet einzelne Auf­nah­men und blickt auf ein zer­ris­senes Land. “Israel ist für mich eine ferne, nahe Welt”, sagt Schulz über seine Lei­den­schaft für den Staat im Nahen Osten. Durch seinen Beruf hat sich die Begeis­terung von Schulz gesteigert: Er arbeit­et als Street­work­er in der “Vil­la Wild­wuchs” am Babels­berg­er Park 15 mit Jugendlichen und rief dort 2002 das Pro­jekt “Gren­zgänger” ins Leben, dass seit­dem Jugendliche aus Israel, Palästi­na und Pots­dam zusam­men­brin­gen will. 

Schulz reicht Fotos von Stät­ten in Nazareth und dem Toten Meer an Sil­vie Jet­tke herüber. Sie studiert an der Fach­hochschule Pots­dam im Bere­ich Sozial­we­sen, in der “Vil­la Wild­wuchs” absolviert sie seit Sep­tem­ber ein Prak­tikum. Warum ger­ade Israel und Palästi­na? “Die Region war mir schon immer ein Rät­sel, ich wollte Erk­lärun­gen für die Ver­bit­terung und den Hass zwis­chen den Men­schen dort”, sagt Jet­tke. Viele Büch­er hat sie über den Nahost-Kon­flikt und seine Gründe bis jet­zt gele­sen. Im näch­sten Früh­jahr zählt dies nur noch wenig. Dann erfüllt sich die 27-Jährige einen Traum: Als eine von vier Betreuern wird sie beim “Grenzgänger”-Projekt mit 18 Pots­damer Schülern ab dem 28. März 2005, dem Oster­mon­tag, für zwei Wochen in Israel und Palästi­na herum­reisen. Bis jet­zt ken­nt Sil­vie Jet­tke nur die Erzäh­lun­gen ihres Chefs, der selb­st schon fünf­mal in Israel war. 2003 gin­gen er und neun weit­ere Mit­stre­it­er in der Region zum ersten Mal auf “Grenzgänger”-Mission. In diesem Jahr reiste er noch ein­mal mit sieben Schülern, fünf Stu­den­ten und drei weit­ere Betreuern vom 15. bis zum 27. April in das Land. 

Gun­nar Schulz zeigt aus dieser Zeit ein Bild hoch, auf dem die von Gebir­gen, Tälern und Ero­sion­skratern durch­zo­gene Wüste Negev zu sehen ist. Er erin­nert sich noch genau an den jun­gen Führer, der die Gruppe aus Deutsch­land durch das trock­ene Gebi­et leit­ete. “Er erzählte uns stolz, dass er sieben Jahre als Pilot zur israelis­chen Armee möchte”, sagt Schulz. “Wir hat­ten einen Totalver­weiger­er bei uns, dass gab natür­lich heiße Diskus­sio­nen.” Es sind solche Erfahrun­gen, die Schulz den Teil­nehmern des “Grenzgänger”-Projekts ermöglichen möchte. “Die Jugendlichen kom­men immer völ­lig verän­dert wieder zurück und sehen die Welt mit anderen Augen”, sagt Schulz. 

In diesem Jahr haben sich Schüler aus dem Evan­ge­lis­chen Gym­na­si­um Her­mannswerder, vom Espen­grund-Gym­na­si­um in Babels­berg und vom Ein­stein-Gym­na­si­um in der Hege­lallee gemeldet. Damit sie nach Israel reisen kön­nen, braucht es das Ver­hand­lungs­geschick von Gun­nar Schulz. Die Jugendlichen benöti­gen eine Freis­tel­lung von der Schule, von den Eltern eine Ein­ver­ständ­nis­erk­lärung. “Natür­lich haben manche Leute die Sor­gen, ob es in Israel für ihre Kinder nicht zu gefährlich ist”, sagt Schulz. 

Doch durch den Bau der umstrit­te­nen Mauer zwis­chen Israel und den palästi­nen­sis­chen Autonomie-Gebi­eten im West­jor­dan­land scheint die Zahl der Anschläge in Israel zurück­zuge­hen. Zudem kommt nach dem Tod von PLO-Chef und Palästi­nenser-Präsi­dent Jas­sir Arafat am 11. Novem­ber ein wenig Bewe­gung in den Frieden­sprozess zwis­chen den ver­fein­de­ten Völk­ern. Die Suche nach Ver­söh­nung wollen die “Gren­zgänger” mit ihrer Reise im April unter­stützen. Schulz sagt: “Wir suchen nicht nach dem Schuldigen für den Hass, son­dern wollen die Men­schen hin­ter dem Kon­flikt zeigen.” So ist ein Tre­f­fen mit Schülern der Hope Flower Schule im palästi­nen­sis­chen Beth­le­hem geplant, ein paar Tage später wollen die “Gren­zgänger” mit israelis­chen Jugendlichen in Beit Lohamei ein Fest vor­bere­it­en. Im Mit­telpunkt ste­ht jedoch die Arbeit an Fam­i­lien­porträts. Dabei gehen jew­eils zwei Schüler zu ein­er Fam­i­lie und lassen deren Mit­glieder jew­eils einen Frage­bo­gen aus­füllen. “Wir denken, dass wir dadurch einen Ein­blick in den All­t­ag und das Ver­ständ­nis der bei­den Völk­er erhal­ten”, sagt Gun­nar Schulz. 

Diese Idee unter­stützt der inter­na­tionale Schul- und Jugendwet­tbe­werb “Frieden für Europa – Europa für den Frieden”, ein Pro­jekt des Fonds “Erin­nerung und Zukun­ft” in Träger­schaft des Vere­ins “MitOst” aus Berlin, gegrün­det von Stipen­di­at­en der Robert Bosch Stiftung. Weit­eres Geld für die “Gren­zgänger” kommt vom eige­nen Träger, dem Diakonis­chen Werk und aus Spenden. “Wir sind immer noch auf Mit­tel von außen angewiesen”, sagt Schulz. Beson­ders, weil sein Vere­in 15 israelis­che und palästi­nen­sis­che Jugendliche im kom­menden Juli nach Pots­dam holen möchte. Für Schulz würde dann ein Traum in Erfül­lung gehen, wie er betont. Zwei Wochen soll der Aus­tausch dauern. Schulz möchte die gesamte Stadt ein­beziehen, mit Podi­ums­diskus­sio­nen, Aben­den der Begeg­nun­gen, Kulturprogrammen … 

“Ger­ade in ein­er Zeit, in der sich Anti­semitismus hin­ter der dur­chaus ange­bracht­en Kri­tik an der Poli­tik von Israel ver­birgt, wollen wir die Men­schen über die Zustände dort informieren”, sagt Schulz und betra­chtet nach­den­klich die Fotos vor sich auf dem Tisch. “Manch­mal wird man sog­ar als Deutsch­er für den Kon­flikt ver­ant­wortlich gemacht”, sagt Schulz. Ein Araber habe zu ihm gesagt: “Ihr hät­tet den Holo­caust entwed­er gründlich­er aus­führen müssen oder gar nicht erst anzetteln dür­fen – dann wären die Juden in der Welt ver­streut geblieben.” Wenn er solche Erleb­nisse erzählt, wirkt Schulz rat­los. “Natür­lich wehren wir uns gegen solch­es Denken”, sagt er. 

Weit­ere Bilder wan­dern durch die Hände von Gun­nar Schulz und Sil­vie Jet­tke. Sie zeigen die alten Bauw­erke von Jerusalem, die jüdis­che Holo­caustge­denkstätte von Jad Vaschem. Schulz erzählt von Sire­nenge­heul, von dem mul­mi­gen Gefühl in einen Bus zu steigen. Und davon, dass die Real­ität in Israel den­noch viel nor­maler abläuft, als dies von den Nachricht­en über Ter­ror und Tod sug­geriert wird. Ein Beispiel ist für ihn Jerusalem als Schmelztiegel der israelis­chen Gesellschaft. “Dort gibt es so unglaubliche Gegen­sätze und Wider­sprüche, da ist es fast lach­haft, wenn wir hier in Deutsch­land von ein­er mul­ti­kul­turellen Gesellschaft sprechen.” 

Auf weit­eren Auf­nah­men sind schließlich junge Leute aus Israel zu sehen – mod­ern gek­lei­det, lachend, mit Licht in den Augen. “Bei aller Ähn­lichkeit zu Jugendlichen von hier wer­den die jun­gen Leute im Nahen Osten durch das Umfeld schneller erwach­sen”, glaubt Schulz. Sil­vie Wet­tek hat neben ihm die meiste Zeit zuge­hört, oft genickt. An ihre Reise mit den “Gren­zgängern” hat sie keine Erwartun­gen, sie fährt in die Ungewis­sheit, gemis­cht mit ein wenig Angst. Wer an der Mis­ere im Nahen Osten schuld hat, weiß sie nach all den gele­se­nen Büch­ern immer noch nicht, auch Sozialar­beit­er Gun­nar Schulz schüt­telt den Kopf: “Darüber kann man nächte­lang disku­tieren und wird doch zu kein­er Lösung kommen.”

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21. Montagsdemo in Jüterbog

(Michael Mau­r­er) Pünk­tlich um 19:00 Uhr rief heute am 27.12.2004 Anton Gorisek, sein trotziges: “Herr Bun­deskan­zler, wir sind wieder da!” in den dun­klen Abend­him­mel auf dem Jüter­boger Marktplatz. 

Wie immer sah es anfänglich so aus als wür­den nur wenige Men­schen den Weg zum Mark­t­platz find­en, doch inner­halb kurz­er Zeit kamen 170 Men­schen zusam­men, um durch ihre Anwe­sen­heit ihren Protest kund zu tun. 

Michael Mau­r­er machte wieder auf all die anderen Städte im ganzen Bun­des­ge­bi­et aufmerk­sam, in welchen eben­falls Mon­tags­demos stattfinden. 

er schimpfte auf die lokale Presse. Er fand es unge­heuer­lich, angesichts der 150 bis 200 Men­schen die Woche für Woche auf dem Mark­t­platz zusam­men kom­men, dass die örtlich Presse es nicht für nötig find­et, über dieses Ereig­nis zu bericht­en. Des weit­eren zitierte er Prof. Dr. Hans-Wern­er Sinn aus seinem Bericht des Ifo-Insti­tuts, in welchem der “feine Herr Pro­fes­sor” ganz unverblümt sagte worauf die Arbeits­mark­tre­form abzielt: 

“Nur die flächen­deck­ende Ein­führung der 1‑Eu­ro-Jobs im Vere­in mit ein­er kon­se­quenten Anwen­dung der Zumut­barkeit­sregeln wird in der Lage sein, die gewün­scht­en Mobil­isierungsef­fek­te trotz der gerin­gen Hinzu­ver­di­en­st­möglichkeit­en herbeizuführen. 

Fak­tisch bedeuten sie, dass man für das Arbeit­slosen­geld II nun beim Staat arbeit­en muss und dass man sehr viel weniger als dieses Arbeit­slosen­geld bekommt, wenn man nicht arbeitet. 

Bei­des stärkt die Bere­itschaft, zu niedrigeren Löh­nen in der pri­vat­en Wirtschaft zu arbeiten.” 

Also, Löhne möglichst auf bre­it­er Front runter. Klassenkampf von oben! 

Es fol­gten noch viele weit­ere Beiträge am offe­nen Mikrofon. 

Gäste aus den Städten Tor­gau und Jessen waren gekom­men und über­bracht­en die Grüße der dor­ti­gen Mon­tags­demon­stran­ten, und intonierten wieder ihr Sot­tlied auf den Bundeskanzler. 

Zum Schluss verkün­dete Anton Gorisek noch unser näch­stes Tre­f­fen, am 31.12.2004 um 11:55, wer­den wir den “Sozial­staat” sym­bol­isch begraben. 

Ort: 14913 Jüter­bog Marktplatz. 

Mit sol­i­darischen Grüßen, 

an alle hart­näck­i­gen Mon­tags­demon­stran­tinnen und Demon­stran­ten im ganzen Bundesgebiet. 

Wir kämpfen weiter!

Inforiot