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Gedenktafel beschmiert

Krem­men — Eine Gedenk­tafel der Stiftung Bran­den­bur­gis­che Gedenkstät­ten in Krem­men-Som­mer­feld (Ober­hav­el) ist mit Farbe beschmiert wor­den. Sie erin­nert an den Todes­marsch von KZ-Häftlin­gen kurz vor Kriegsende.

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7000 jüdische Zuwanderer seit 1991

Pots­dam — Das Land Bran­den­burg hat seit 1991 rund 7000 jüdis­che Ein­wan­der­er aus der früheren Sow­je­tu­nion aufgenom­men. Zwei Drit­tel davon seien jedoch auf­grund von Arbeits­mark­t­prob­le­men und famil­iären Bindun­gen weit­erge­zo­gen, sagte die Aus­län­der­beauf­tragte Almuth Berger.

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Rechte Attacke gegen 14-Jährigen in Suckow

PRENZLAU Wegen Kör­per­ver­let­zung und Ver­wen­dens ver­fas­sungswidriger Organ­i­sa­tio­nen ist ein 24-Jähriger gestern vom Amts­gericht Pren­zlau zu 800 Euro Geld­strafe verurteilt wor­den. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Angeklagte im Juni 2003 auf einem Dorffest im uck­er­märkischen Suck­ow einen 14-Jähri­gen ver­let­zt hat­te. Dabei hat­te der Angeklagte dem Opfer die Mütze vom Kopf geris­sen und ihm einen Stoß ver­set­zt. Das Opfer erlitt eine Gehirn­er­schüt­terung. Zudem grölte der Angeklagte Nazi-Parolen und zeigte Hitlergruß. 

Geld­strafe gegen Rechtsradikalen

Pren­zlau — Wegen der Ver­wen­dung ver­fas­sungswidriger Kennze­ichen und vorsät­zlich­er Kör­per­ver­let­zung hat das Amts­gericht Pren­zlau (Uck­er­mark) einen 23jährigen zu 800 Euro Geld­strafe verurteilt. Ron­ny K. hat­te im Juni 2003 einen 15jährigen Hip-Hop­per bei einem Dorffest geschla­gen und zusam­men mit anderen Recht­sradikalen gejagt. Zeu­gen hat­ten nicht einge­grif­f­en. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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Schönbohm will Islamisten schneller abschieben

Pots­dam — Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) lässt derzeit vom Jus­tizmin­is­teri­um prüfen, ob islamistis­che „Has­spredigten” in Moscheen den Tatbe­stand der Volksver­het­zung erfüllen. Es dürfe nicht zuge­lassen wer­den, dass Islamis­ten „ver­bal mobil machen gegen jüdis­che Mit­bürg­er”, sagte Schön­bohm gestern. Der Ver­fas­sungss­chutz habe solche Predigten auch in Bran­den­burg­er Moscheen fest­gestellt und könne nicht untätig bleiben. Eine neu gebildete Arbeits­gruppe seines Min­is­teri­ums befasse sich auss­chließlich mit diesem Phänomen. 

Schön­bohm betonte, dass islamistis­che Has­spredi­ger ab 2005 aus­gewiesen wer­den kön­nten. Das neue Zuwan­derungs­ge­setz erlaube dies. Auch kön­nten Moscheen geschlossen wer­den, in denen Hass gepredigt werde. Den­noch sei die strafrechtliche Rel­e­vanz der Has­spredigten zu klären. Das Jus­tizmin­is­teri­um hat­te diese im Som­mer zunächst verneint. Diese Hal­tung sei nicht hin­nehm­bar, sagte Schönbohm. 

Laut Schön­bohm gibt es in Bran­den­burg 20 bis 50, in Berlin dage­gen 3400 Islamis­ten, die auch im Umland aktiv seien. Innen-Staatssekretär Eike Lan­celle beklagte gestern Defizite der Medi­en bei der Auseinan­der­set­zung mit dem Islamis­mus. Trotz­dem bleibe die Bekämp­fung des Recht­sex­trem­is­mus eine vor­rangige Auf­gabe, ver­sicherte Schönbohm.

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Anklage wegen rassistischem Mordversuch

Pots­dam – Es war offen­bar nur ein glück­lich­er Zufall, dass der Afrikan­er mit dem Leben davonkam. Am frühen Mor­gen des 18. Juli 2004 stach in Brandenburg/Havel ein Mann dem Keni­an­er eine abge­broch­ene Bier­flasche in den Hals; die Schla­gad­er wurde knapp ver­fehlt. Die Staat­san­waltschaft Pots­dam hält den Angriff für ver­sucht­en Mord – und hat jet­zt eine entsprechende Anklage gegen den Tatverdächti­gen erhoben. Der 26 Jahre alte Torsten Z. war zur Tatzeit Ober­feld­webel der Bun­deswehr und wurde noch am Abend des 18. Juli in sein­er Kaserne in Nieder­sach­sen festgenom­men. Die Staat­san­waltschaft geht davon aus, dass Torsten Z. nach der Tat von Bran­den­burg nach Nieder­sach­sen fuhr, als sei nichts geschehen. Den Angriff auf den 28-jähri­gen Flüchtling habe Z. „aus frem­den­feindlich motiviert­er Wut” verübt. 

Eine zweite Anklage richtet sich gegen einen Bekan­nten von Z., den 30 Jahre alten Arbeit­slosen Andreas R. Ihm hält die Staat­san­waltschaft gefährliche Kör­per­ver­let­zung, Nöti­gung und Belei­di­gung vor. Warum die bei­den Tatverdächti­gen mit dem Asyl­be­wer­ber und einem keni­an­is­chen Lands­mann in der Diskothek „Piephahn” aneinan­der geri­eten, ist unklar. Andreas R. wurde erst mehrere Wochen nach der Tat ermit­telt und befind­et sich auf freiem Fuß. Wie Fam­i­lien­vater Torsten Z. war auch R. der Polizei vor den Ermit­tlun­gen zu der Attacke gegen den Afrikan­er nicht aufgefallen. 

Die Tat vom 18. Juli ist nur ein Beispiel für die weit­ere Zunahme aus­län­der­feindlich­er und son­stiger rechter Gewalt. In den ersten neun Monat­en 2004 hat die Polizei bere­its 75 ein­schlägige Gewalt­de­lik­te reg­istri­ert (2003 ins­ge­samt: 87). 111 Per­so­n­en seien von Jan­u­ar bis Sep­tem­ber ver­let­zt wor­den, antwortete Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) kür­zlich auf eine par­la­men­tarische Anfrage. 

Die Gesamtzahl aller recht­en Straftat­en vom Jan­u­ar bis Sep­tem­ber war mit 720 so hoch, dass für das kom­plette Jahr 2004 eine ähn­lich harte Bilanz wie 2003 zu befürcht­en ist: Damals meldete die Polizei 993 rechte Delikte. 

Mehr Infos über den Angriff auf infori­ot gibts hier:

Angriff auf den Hals

Bran­den­burg­er wegen ver­sucht­en Mordes festgenommen

Feld­webel nach Angriff auf Keni­an­er verhaftet

Angriff auf Keni­an­er: Mit­täter noch flüchtig

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Das kurze schöne Leben”

(silke ket­tel­hake)Ausstel­lungseröff­nung in der Lib­er­tas-Schulze-Boy­sen-Gedenkstätte in Lieben­berg, einem Gut­shof nördlich von Berlin. Hier kom­men sie alle noch ein­mal zusam­men: die Über­leben­den, die Kinder der Ermorde­ten der Roten Kapelle, die His­torik­er. Ein­ge­laden hat die Deutsche Kred­it­bank, die die Ausstel­lung sponserte. 

Kurz und schön, so sollte ihr Leben sein, dichtete die am 20. Novem­ber 1913 in Paris geborene Lib­er­tas Schulze-Boy­sen als junges Mäd­chen. Eine Betreuerin aus ihrer Schulzeit in Zürich erzählte: “Alles, was sie tat, tat sie mit Lei­den­schaft.” Vor 60 Jahren legte die Gestapo ein makabres Fotoal­bum an von den Mit­gliedern der “Roten Kapelle”, wie die Nation­al­sozial­is­ten die Sam­mel­be­we­gung von Wider­stand­skämpfern tauften. Heute sind die Auf­nah­men in der Gedenkstätte deutsch­er Wider­stand in Berlin zu sehen, 108 Dreifach­porträts, Pro­fil, voller Blick in die Kam­era, Pass­fo­to­hal­tung. Hin­ter einige der Namen haben die Gestapoleute mit krake­liger Hand ein Kreuz gemalt. Tot. 42 Porträts von Frauen, 66 von Män­nern. Eines der Fotos zeigt Lib­er­tas Schulze-Boy­sen (geb. Haas-Heye), 29jährig, ver­schreckt und ungläu­big. Über sechs Jahre aufreiben­der Wider­stand­sar­beit an der Seite ihres Mannes, zusam­men mit ihren Fre­undin­nen und Fre­un­den liegen hin­ter ihr. Auf 19 Frauen wartet das Fall­beil, 49 Män­ner wer­den ermordet, Gnadenge­suche von Hitler per­sön­lich abgelehnt. 

In ihrer abgrundtiefen Verzwei­flung ver­rät Lib­er­tas in der vier­monati­gen Haft ein­er Spitzelin entschei­dende Details: Aktio­nen, Namen und Adressen. Als eine der weni­gen Frauen weiß sie um das €paweite Spi­ona­genetz, mit dem kriegswichtige Fak­ten nach Moskau gefunkt wer­den soll­ten. Aus Berlin kam ein einziger Spruch in Moskau an, ständig war das Funkgerät kaputt, bedi­enen kon­nte es nie­mand so richtig. Stal­in ignori­erte die War­nung vom bevorste­hen­den Rus­s­land-Feldzug der Wehrma­cht. Lib­er­tas weiß, wer welch­es Flug­blatt schrieb, weiß, wer wann Juden dabei half, aus Deutsch­land zu fliehen, weiß um die Briefak­tio­nen, weiß, dass ihr Mann, der Ober­leut­nant Har­ro Schulze-Boy­sen, mil­itärisch wichtige Infor­ma­tio­nen von sein­er Arbeitsstelle, dem Reich­sluft­fahrt­min­is­teri­um, weit­ergibt. Die Jour­nal­istin war aktiv beteiligt. 

Lib­er­tas arbeit­ete unter anderem als Presseref­er­entin in der Kul­tur­filmzen­trale des Reich­spro­pa­gan­damin­is­teri­ums. Hier schaffte sie eigens eine Repro­mas­chine an, um zusam­men mit dem später in der Nachkriegszeit als Ver­fass­er leicht­füßiger Romane bekan­nt gewor­de­nen Schrift­steller Alexan­der Spo­erl eine fotografis­che Doku­men­ta­tion über die von der SS und der Wehrma­cht began­genen Gräuel an der Ost­front anzule­gen. Knapp vor ihrer Ver­haf­tung gelingt es ihr, die Samm­lung zu vernichten. 

War sie leichtsin­nig, aben­teuer­lustig, schnell zu ver­führen? Ihr heute 92jähriger Brud­er Johannes Haas-Heye, der in der Char­lot­ten­burg­er Woh­nung von Har­ro und Lib­er­tas ein- und aus­ging, erzählt. “Nein, aber sie war sehr impul­siv. Leichtsin­nig, das kam vielle­icht dann doch manch­mal vor. Ich kann aber nicht sagen, dass sie unvor­sichtig war. Klar, sie nahm an, dass viele, die sie traf, auf ihrer Seite ste­hen und wie sie dacht­en und han­del­ten.” Uner­müdlich reist Haas-Heye zu jed­er Ver­anstal­tung, die die Rote Kapelle bet­rifft. Endlich Aufk­lärung. Seine Schwest­er war wed­er eine waghal­sige Spi­onin, wie die west­deutsche Geschichtss­chrei­bung behauptete, noch eine “Kund­schaf­terin im Auf­trag Moskaus”, wie die DDR sie tit­ulierte. Johannes Haas-Heye lächelt: “Dass Lib­er­tas poli­tisch tätig ist, das habe ich immer gewusst. Ich bin mit ihr zusam­men in der Schweiz in die Schule gegan­gen, ich kenne meine Schwest­er gut. Sie war so ein Men­sch, sie war jahre­lang dabei. 1935 bis 1936 habe ich ein Jahr zusam­men mit ihr und Har­ro Schulze-Boy­sen oben in der Woh­nung im Wes­t­end gelebt. Das Poli­tis­che war von Anfang an ganz klar. Wir haben den Umschwung mit­bekom­men, während wir in der Schweiz waren, sozusagen von außen: Dann kann man nicht für die Nazisache gewe­sen sein.” 

Sie lebt ein intellek­tuelles bour­geois­es Upper Class-Leben zwis­chen rus­sis­ch­er und amerikanis­ch­er Botschaft, trifft Leute aus der Film­branche. Da ist das kos­mopoli­tis­che Großs­tadtleben in Berlin, da ist Lieben­berg, das Schloss, die Seen, der Lenné­park, da ist 1936 die Heirat mit Har­ro Schulze-Boy­sen, da ist der oppo­si­tionelle Fre­un­deskreis, da sind die Sege­laus­flüge, die Zelt­lager, die sowohl als Tre­ff von Gle­ich­gesin­nten als auch zum Besprechen von Aktio­nen dienen. 

Doch die Bedro­hung ist da, sie zieht immer näher her­an, die dun­kle Angst. Für ihren Mann zählen an erster Stelle die Wider­stand­sak­tio­nen. Für ruhige gemein­same Abende ist da keine Zeit. Bei­de Ehep­art­ner haben Geliebte, Lib­er­tas geht eine Liai­son mit dem Schrift­steller Gün­ther Weisen­born ein, arbeit­ete mit ihm zusam­men an Tex­ten und einem Hör­spiel. Als sie ihren Job in der Reichs­filmzen­trale antritt, ver­di­ent sie mit 800 RM mehr als ihr Mann. 

Das Pri­vate war poli­tisch und das Poli­tis­che pri­vat. Jede neue Bekan­ntschaft war ein Risiko und ein Gewinn. Während Har­ro Schulze-Boy­sen als der führende Kopf der Gruppe neben Arvid Har­nack men­tale Stärke an den Tag legt, plagt sie zunehmend die Unruhe. Zu ihrem Fre­un­deskreis gehören, um nur einige zu nen­nen, die Tänz­erin Oda Schottmöller, die Ökonomin Gre­ta Kuck­hoff zusam­men mit ihrem Mann, dem Dra­matik­er Adam Kuck­hoff, die Stu­dentin Eva Buch, die Ärztin Elfriede Paul, die Lit­er­atur­wis­senschaft­lerin Mil­dred Har­nack, die Keramik­erin Cato Bon­t­jes van Beeck und noch viele, viele mehr aus den unter­schiedlich­sten Gesellschaftss­chicht­en, die alle ihr Leben riskierten. 

Johannes Haas-Heye erin­nert sich: “Ende August, als ich mal wieder zu Besuch kam, da stand sie schon am Omnibus. Lib­er­tas sagte: “Es ist etwas Furcht­bares passiert. Har­ro ist ver­haftet!” Dann sind wir in die Woh­nung gegan­gen, es kam noch der junge Heil­mann (ein Fre­und von Lib­er­tas; Anm.) hinzu, der auch auf unser­er Seite arbeit­ete. Da haben die bei­den noch über­legt, soll­ten sie fliehen? Wir mussten natür­lich ein­se­hen, dass das Haus überwacht wurde und das alles keinen Sinn mehr machte. Die Span­nung wuchs und wuchs und es passierte nichts. Eine ganze Woche hat­te meine Schwest­er noch Zeit, andere zu war­nen. Natür­lich war ihr dabei die Gestapo auf den Fersen. “Jet­zt muss ich aber Gewis­sheit haben”, sagte sie. Sie hielt die Span­nung nicht mehr aus und schrieb an unsere Mut­ter eine offene Karte, sie führe dann und dann an die Mosel – in der Annahme, dass die Gestapo diese Karte abfängt und Bescheid weiß. Unsere Mut­ter kam extra aus Lieben­berg und brachte sie noch zum Zug, am Pots­damer Bahn­hof. Der Zug fährt ab. Dann ein Anruf: Sie ist nicht angekom­men. Sie ist in Pots­dam schon aus dem Zug geholt worden.” 

Aus. Ende. Lib­er­tas schreibt in einem ihrer let­zten Gedichte aus der Haft an ihre Mut­ter: “Oh Gnade statt der lan­gen Jahre/mühsames Tas­ten bis zur Bahre/das uner­messlich Wunderbare/zu leben in Sekundenklare/da gibt es nicht mehr Schuld und Triebe/ da gibt es nur noch Kraft und Liebe.” 

Johannes Haas-Heye: “Meine Mut­ter fuhr am 24. Dezem­ber 1942 von Lieben­berg nach Berlin, mit einem kleinen Päckchen unter dem Arm, einem Wei­h­nachts­geschenk für Lib­er­tas. Von Gefäng­nis zu Gefäng­nis hat man sie immer weit­er geschickt. Schließlich ist sie unver­richteter Dinge wieder nach Lieben­berg hin­aus­ge­fahren. Ich glaube, zwei Tage später rief der Roed­er, der Staat­san­walt, der Libs vor dem Reich­skriegs­gericht zum Tode verurteilte, bei meinem Onkel an und sagte, die Hin­rich­tung war schon am 22. Dezem­ber. In einem ganz, ganz üblen Ton, so in etwa, die haben es ja ver­di­ent. Im Sinne der Nazis war er ja ein fabel­hafter Men­sch. F
urchtbar.” 

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General von Steuben und die Weltmacht USA

Wie ein Denkmal in der Pots­damer Schloßs­traße genutzt wird, um aktuelle Poli­tik zu machen

(ND, Andreas Fritsche) Denkmale erin­nern nicht nur an his­torische Per­so­n­en oder Ereignisse. Sie sind auch ein Spiegel­bild der Zeit, in der sie aufgestellt wer­den. Das ist all­ge­mein bekan­nt und wird noch ein­mal deut­lich, wenn man das ger­ade erschienene Buch »Fürsten, Helden, große Geis­ter« von Hel­mut Cas­par zur Hand nimmt. 

Sog­ar in der Neuzeit kann mit Denkmalen noch Poli­tik gemacht wer­den. Ein gutes Beispiel dafür ist ger­ade jet­zt das Mon­u­ment für den zunächst preußis­chen und dann US-amerikanis­chen Gen­er­al Friedrich Wil­helm von Steuben (geboren 1730 in Magde­burg, gestor­ben 1794 in New York), über das man bei Cas­par vier Seit­en nach­le­sen kann. Ein Wun­sch des Gen­er­alin­spek­teurs der USA-Stre­itkräfte, Joseph E. Schmitz, wurde dieser Tage laut. Schmitz möchte zum 30. April 2005 an der Pots­damer Ver­sion des Mon­u­ments eine Plakette mit der ursprünglichen Wid­mung anbringen. 

Einst hieß es am Sock­el unter anderem: »…dem deutschen Volke gewid­met vom Kongress der Vere­inigten Staat­en von Ameri­ka als Wahrze­ichen unun­ter­broch­en­er Fre­und­schaft.« Der Hin­tergedanke der Ini­tia­tive ist ein­deutig. In einem Posi­tion­spa­pi­er aus Schmitz’ Büro im Pen­ta­gon heißt es, dies sym­bol­isiere die gegen­seit­ige Verpflich­tung zum gemein­samen Kampf gegen den inter­na­tionalen Terrorismus. 

Schmitz ist deutsch­er Abstam­mung und bek­lei­det als Gen­er­alin­spek­teur den sel­ben Posten wie einst Steuben. Trotz­dem beste­ht zwis­chen bei­den ein riesiger Unter­schied, denn zu Steubens Zeit­en schick­te Nor­dameri­ka noch keine Trup­pen in fremde Län­der. Damals focht­en die Auf­ständis­chen unter George Wash­ing­ton gegen die britis­che Kolo­nial­macht. Steuben sorgte für Diszi­plin in den Rei­hen der Unab­hängigkeit­skämpfer. Zum Dank gibt es alljährlich in New York, Chica­go und Philadel­phia Steuben-Paraden. Die berühmteste führt durch die New York­er 5th Avenue. 

Darüber hin­aus find­et man hier und dort Denkmale. Ein von Albrecht Jaeger geschaf­fenes Orig­i­nal ste­ht im Wash­ing­ton­er Lafayette-Park. Eine von den USA geschenk­te Kopie wurde am 2. Sep­tem­ber 1911 im Bei­sein von Kaiser Wil­helm II. in der Pots­damer Schloßs­traße enthüllt. Der USA-Son­derge­sandte Barthold sprach damals von »tra­di­tioneller Fre­und­schaft« und »Blutsver­wandtschaft«. Der Kaiser revanchierte sich beim USA-Präsi­den­ten Theodore Roo­sevelt mit der Kopie eines Denkmals für Friedrich den Großen. Der­lei ver­hin­derte freilich nicht, dass am Ende des Ersten Weltkriegs Sol­dat­en bei­der Staat­en aufeinan­der schießen mussten. Im April 1945 ist das Pots­damer Steuben-Denkmal vom Sock­el gestürzt wor­den. Bunt­met­alldiebe sägten Kopf und Füße ab. Erst 1994 stellte man einen Nach­guss des Orig­i­nals in der Schloßs­traße auf. In den Buch­hand­lun­gen liegen Dutzende Bände über Denkmale in Bran­den­burg. Oft präsen­tieren die Autoren nur die alt­bekan­nten Fak­ten. Der Qual­ität­sun­ter­schied liegt meist lediglich in der Dar­bi­etung. Nicht so bei Cas­par. Der schreibt flüs­sig und schildert außer­dem Dinge, die nicht über­all nachzule­sen sind. Als Beispiel ange­führt sei hier das Denkmal für den Architek­ten Kon­rad Wachs­mann (1901–1980) vor dem nach ihm benan­nten Ober­stufen­zen­trum in Frank­furt (Oder). Wachs­mann ent­warf auch Albert Ein­steins Som­mer­haus in Caputh. 

Zunächst nervt das Gejam­mer darüber, dass viele Denkmale nach dem Zweit­en Weltkrieg abgeräumt wor­den sind– beson­ders angesichts der Tat­sache, dass sich unter dem Ver­schwun­de­nen bekan­ntlich nicht nur kun­sthis­torisch Bedeut­sames, son­dern auch etlich­er mil­i­taris­tis­ch­er Schund befand. Auf den fol­gen­den Seit­en rel­a­tivieren sich die anfänglichen Irri­ta­tio­nen, nicht zulet­zt wegen der Pas­sagen zu Denkze­ichen für Opfer des Faschismus. 

Cas­par arbeit­ete als Presseref­er­ent am DDR-Insti­tut für Denkmalpflege und ist heute freier Journalist.
Hel­mut Cas­par: »Fürsten, Helden, große Geis­ter. Denkmalgeschicht­en aus der Mark Bran­den­burg«, be.bra-Verlag, 320 S., 81 Abb., 19,90 Euro.

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Jetzt erst recht gegen Rechts


Die Lei­t­erin der Witt­stock­er Dr.-Wilhelm-Polthier-Gesamtschule reagiert auf
jüng­sten Vorfall

(MAZ, Dirk Klauke) WITTSTOCK In der Dr.-Wilhelm-Polthier-Gesamtschule Witt­stock wird weit­er­hin alles
getan, um recht­sradikalem Gedankengut jeglichen Nährbo­den zu entziehen. Dass
solch­es Gedankengut vorhan­den ist, war am ver­gan­genen Mittwoch zu Tage
getreten, als ein 14-Jähriger den 83 Jahre alten KZ-Über­leben­den Pavel
Stran­sky mit den Worten “Ist das der Jude?” angepö­belt hat­te (MAZ
berichtete). Außer­dem hat­te eine Neun­tk­läss­lerin den Projektunterricht
erhe­blich gestört und war des Raumes ver­wiesen worden. 

Schullei­t­erin Sabine Stein­bach sprach gestern von ein­er “schmer­zlichen
Erfahrung”. Der Vor­fall habe sie in ihren Bemühun­gen um Jahre
zurück­ge­wor­fen. Den­noch und “jet­zt erst recht” werde sie alles tun, um
recht­sradikalen Wirrköpfen das Handw­erk zu legen. 

Schüler der 9. Klassen, die den Vor­fall am ver­gan­genen Mittwoch miterlebt
hat­ten, wollen nun einen Brief an den 83-jähri­gen Tschechen schreiben.
Thomas Winkel aus der 9a meinte gestern: “Es wäre schade, wenn der
KZ-Über­lebende solche Ver­anstal­tun­gen nun nicht mehr besucht. Denn sie war
sehr inter­es­sant. Ich fand es bescheuert, dass sie von Stef­fen (Name von der
Redak­tion geän­dert) gestört wurde.” Der 14-Jährige habe “doch bloß wieder
nen Affen machen wollen”, ergänzte Flo­ri­an Reich. Das sei aber in der
ganzen Klasse 9a nicht gut angekom­men. Deshalb haben die 20 Mäd­chen und
Jun­gen gestern im Deutsch-Unter­richt mit Klassen­lehrerin Christi­na Geister
ihre Gedanken an den 83-Jähri­gen zu Papi­er gebracht. In einem Brief steht:
“Es ist nicht gut, dass die Scheiß-Nazis in der Schule wieder ein­mal cool
sein woll­ten und ein­er ins Pro­jekt mit Stran­sky reinge­platzt ist.” 

Der Vor­fall war öffentlich gewor­den, als sich Pavel Stran­sky bei einer
ähn­lichen Ver­anstal­tung im evan­ge­lis­chen Gym­na­si­um in Neu­rup­pin über das
Ver­hal­ten von eini­gen Witt­stock­er Schülern beschw­ert hatte. 

Sabine Stein­bach bemüht sich seit Über­nahme der Schulleitung im Jahr 1991
mit vie­len Pro­jek­ten darum, gegen Radikalis­mus jed­er Art vorzuge­hen. Die
Neun­tk­lässler wer­den vom 13. bis 17. Dezem­ber im Pro­jekt in der
DGB-Bil­dungsstätte Fleck­en Zech­lin viel über die Geschichte des ein­sti­gen KZ
Sach­sen­hausen erfahren. Einen Tag wer­den sie die Gedenkstätte bei
Oranien­burg besuchen. 

Jeden Som­mer fahren Schüler nach Caen in der Nor­mandie, wo sie mit
franzö­sis­chen Gle­ichal­tri­gen den Sol­daten­fried­hof pfle­gen. Der Frühjahrsputz
in der Schule find­et immer am 20. April statt, damit in dieser Zeit niemand
auf den dum­men Gedanken kom­men könne, so Stein­bach, den Hitler-Geburt­stag zu
feiern.

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Hilfe von rechts außen?

(MAZ, Alexan­der Beck­mann) LINUM Linums Orts­bürg­er­meis­terin Wilma Nick­el macht sich Sor­gen wegen des
Kriegerdenkmals im Ort. Das Mon­u­ment zu Ehren der im Ersten Weltkrieg
gefal­l­enen Linu­mer bröck­elt. Und der Gemeinde fehlte bish­er das Geld, um
etwas für seinen Erhalt zu unternehmen. Doch das ist es nicht, was die
Orts­bürg­er­meis­terin unruhig macht. 

Vor eini­gen Wochen, auf dem Weg in den Urlaub, erhielt Wilma Nick­el einen
Anruf von ein­er ihr unbekan­nten Zeitung in Berlin, die sie nach dem Denkmal
befragte. Die Orts­bürg­er­meis­terin stand Rede und Antwort, wun­derte sich dann
allerd­ings, wie sie dem Orts­beirat am Mon­tag berichtete, über die Art der
Fra­gen. Wilma Nick­el wurde mis­strauisch und wandte sich Rat suchend an die
MAZ

MAZ-Recherchen ergaben, dass am 12. Novem­ber ein Beitrag über das Linumer
Kriegerdenkmal in der “Jun­gen Frei­heit” erschien. An dem Text selb­st scheint
wenig auszuset­zen — allerd­ings unter Umstän­den an der Leser­schaft. Die
“Junge Frei­heit” gilt als Sprachrohr der so genan­nten “Neuen Recht­en”. Nach
Ein­schätzung des nor­drhein-west­fälis­chen Innen­min­is­teri­ums betreibt das
Blatt auf recht sub­tile Weise “eine Umbe­w­er­tung der Begriffe”. “Die ‚Junge
Frei­heit kennze­ich­net ein grundle­gen­der Antilib­er­al­is­mus, der mit
Elite-Denken, Kri­tik am par­la­men­tarischen Sys­tem und an der Idee der
all­ge­meinen Men­schen­rechte ver­bun­den ist”, heißt es in dem Bericht unter
anderem (siehe www.im.nrw.de/sch/347.htm).

Vor weni­gen Tagen nun fand die Linu­mer Orts­bürg­er­meis­terin in ihrem
Briefkas­ten ein Schreiben, in dem eine Spende zur Ret­tung des Denkmals
ange­boten wird. Wilma Nick­el ist das sus­pekt: “Der muss den Beitrag gelesen
haben. Andere Infor­ma­tio­nen zum Denkmal habe ich in let­zter Zeit nicht
raus­gegeben”, sagte sie am Mon­tag bei der Orts­beiratssitzung. “Ich verzichte
auf jeden Pfen­nig Geld, wenn es aus dieser Szene kommt. Nicht, dass die dann
hier auflaufen und sagen: ‚Wir haben ja auch was dazugegeben. Damit will
ich nichts zu tun haben.” Wilma Nick­el will den Brief­schreiber kontaktieren
und nach­fra­gen. Wichtiger Bestandteil der Wieder­her­stel­lung des Denkmals sei
schließlich die Anbringung ein­er Tafel zum Gedenken an alle Opfer von Krieg
und Gewalt. 

Der Orts­beirat schloss sich der Auf­fas­sung ein­hel­lig an.

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Von der Angst zu fragen

(MAZ, Mar­i­on Bergs­dorf) VELTEN Ihre Eltern haben den Holo­caust erlebt. Dr. Miri­am David,
Schullei­t­erin aus Tel Aviv, war gestern zu Gast im
Hed­wig-Boll­ha­gen-Gym­na­si­um in Vel­ten und gestal­tete den Politik-Unterricht
der Klassen­stufe elf. Viele andere Schüler, zum Beispiel aus der
Arbeits­gruppe Geschichte, drängten eben­falls in diese Unterrichtsstunden. 

Sie haben es sich­er nicht bereut. Die leb­hafte Israelin brachte ihnen das
The­ma Holo­caust aus ein­er ganz unge­wohn­ten Sicht nahe. Näm­lich aus ihrer
eige­nen, der “2. Holo­caust-Gen­er­a­tion”, wie sie sagte. Wed­er Miri­ams Vater
noch ihre Mut­ter woll­ten über das in Auschwitz Erlebte sprechen. Und die
Kinder wie Miri­am sahen zwar die Häftlingsnum­mer auf dem Han­drück­en ihrer
Eltern, doch als zarte Ver­suche mit Schweigen beant­wortet wor­den waren,
traut­en sie sich nicht mehr zu fragen. 

Der Vater nahm seine Erleb­nisse mit ins Grab, doch die Mut­ter bat im Alter
von 70 Jahren Tochter Miri­am darum, ihre Geschichte aufzuschreiben. “Ich
wollte erst nicht, denn ich hat­te das Gefühl, dass meine Mut­ter sterben
wird, wenn sie alles erzählt hat”, berichtete Miri­am David den Schülern in
Vel­ten. Sie erfüllte der Mut­ter aber den Wun­sch und machte ein Buch daraus
mit dem Titel “Die ein­same Kerze”. Denn als Miri­am sich entschlossen hatte,
selb­st nach Polen zu fahren und Auss­chwitz zu besuchen, gab ihr die Mutter
zwei Kerzen mit, die sie am “Kre­ma­to­ri­um 3” auf­stellen sollte. Von dort
erbat sich die Mut­ter etwas Erde. Die sollte in ihr Grab geschüt­tet werden.
Denn in diesem Kre­ma­to­ri­um seien die Eltern und Brüder der Mutter
umgekom­men. Und da es kein Grab der Ange­höri­gen gebe, sei die Mut­ter dann
wenig­stens im Tode mit ihnen vereint. 

Sechs Wochen, nach­dem Miri­am aus Polen zurück­gekehrt war, starb ihre Mutter.
Mehrfach ist Miri­am David danach noch in der Gedenkstätte in Auschwitz
gewe­sen. Sie hat ihre Schüler aus Israel mitgenom­men und in Auschwitz auch
eine deutsche Schü­ler­gruppe getrof­fen. Die Kinder kamen ins Gespräch, denn
alle hat­te die gle­ichen Fragen. 

Seit 1994 spricht Miri­am David vor Schülern in Deutsch­land. Sie erzählt, wie
sie sich als Kind von Auschwitz-Über­leben­den fühlte. Dass sie keine
Großel­tern, Onkel und Tan­ten hat. Ihre Eltern hät­ten sich ein­sam gefühlt. 

Ihre Mut­ter hat ihre Erleb­nisse doch noch erzählt, weil sie nicht wollte,
dass “Leute eines Tages sagen, Auschwitz sei eine jüdis­che Leg­ende gewesen”.
Diesem Auf­trag ihrer Mut­ter fühlt sich Miri­am David verpflichtet. 

Staunen auf den Gesichtern der Vel­tener Gym­nasi­as­ten, als Miri­ams Tochter
Tama­ra (23) dann zu ihnen in Englisch spricht. Die junge Frau ist Offizier
der israelis­chen Armee und betreut Sol­dat­en aus zer­rüt­teten Fam­i­lien. Sie
studiert poli­tis­che Wis­senschaften und Medi­en und begleit­et die Mut­ter das
erste Mal nach Deutsch­land. Jed­er Abi­turi­ent in Israel tue etwas für den
Staat, in sozialen Dien­sten oder in der Armee. Das könne das Land von der
Jugend erwarten, die beru­flichen Chan­cen seien damit später bess­er, erzählt
Tamara. 

Miri­am David, Mut­ter von fünf Töchtern, ist in dieser Woche noch in mehreren
Schulen in Ober­hav­el zu Gast. Im Vel­tener Gym­na­si­um ver­ab­schiedete sie sich
mit “Auf Wieder­se­hen in Israel.”

Inforiot