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Wittstock-Prozess: „Das weiß ich nicht mehr“

NEURUPPIN Ob die Dro­hung von Bekan­nten oder die lange Zeit, die seit den Auss­chre­itun­gen im Witt­stock­er Jugend­club „Havan­na“ am 23. Okto­ber 2001 ver­gan­gen ist, am schlecht­en Erin­nerungsver­mö­gen der Zeu­gen Schuld ist, das kon­nte gestern vorm Neu­rup­pin­er Landgericht nicht gek­lärt werden. 

 

Zum drit­ten Ver­hand­lungstag gegen die neun Angeklagten aus Witt­stock und Umge­bung wur­den die ersten Zeu­gen geladen. Es kamen junge Men­schen, die selb­st bei dem als Geburt­stagfeuer angemelde­ten Tre­f­fen dabei waren. Karl P. aus Neu­rup­pin kon­nte sich zu Beginn der Befra­gung lediglich daran erin­nern, dass er bei ein­er Par­ty war und es schließlich zu Auss­chre­itun­gen gekom­men ist. Der 24-Jährige war sich aber sich­er, dass rechts­gerichtete Musik gespielt wurde. Als er auf die Frage der Rich­terin, welche Grup­pen dort gespielt wur­den, antwortete „Das weiß ich nicht mehr“, meinte diese nur: „Das sind noch recht ein­fache Fra­gen!“ Daraufhin hielt sie ihm die Aus­sagen vor, die er bei sein­er polizeilichen Vernehmung kurz nach den Ereignis­sen gemacht hat­te. Dort habe er gesagt, dass neben englis­chsprachiger Musik auch die CD „Ran an den Feind“ gespielt wurde. „Wenn es da so ste­ht, dann muss ich das wohl so gesagt haben“, sagte Karl P. Ob die Polizei vor Ort gewe­sen sei, kon­nte er nicht mehr so genau sagen. Spätestens bei sein­er Ver­haf­tung habe er aber die Beamten bemerkt. Zur versper­rten Ein­gangstür gab er eben­falls wenig Auskun­ft: „Es wur­den mit allem ver­bar­rikadiert, was da so drin stand.“ 

 

Die Richter gaben sich mit der fehlen­den Koop­er­a­tion nicht zufrieden. Ob er bedro­ht wor­den sei, fragten sie ihn. Bei ein­er Falschaus­sage oder man­gel­nden Auskün­ften könne er sich straf­bar machen. Der Zeuge erk­lärte, dass er von Drit­ten erfahren hätte, man würde ihn zusam­men­schla­gen. Jet­zt habe er Angst, dass dies wirk­lich ein­tritt und nicht nur eine Dro­hung ist. Die Rich­terin antwortete, dass er der­jenige sei, den sie verurteilen müsse, wenn sich alle Zeu­gen so verhielten. 

 

Ste­fanie K. kon­nte sich noch an den Abend erin­nern. Sie sei mit ihrem Fre­und und einem weit­eren Bekan­nten gegen 23 Uhr zu dieser Par­ty gefahren. „Die Stim­mung war gut.“ Als sie mit ihrem Fre­und von der Tankstelle zurück­kam – sie hat­ten Getränke geholt – soll die Polizei schon die Straße ges­per­rt haben. 

 

Um an weit­ere Details ranzukom­men, musste die Rich­terin auch ihr auf die Sprünge helfen: Bei ein­er Zeu­gen­vernehmung kurz nach dem besagten Abend hätte sie auf den ihr von der Polizei vorgelegten Fotos einen der Angeklagten erkan­nt. Er habe mit­ge­holfen, einen Tisch vor die Ein­gangstür zu platzieren. Jet­zt kon­nte sie ihn jedoch nicht mehr iden­ti­fizieren. Schließlich fügte sie aber hinzu: „Ja, es war so, wie ich es damals gesagt habe.“

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Halbjähriger Newsletter

Der hal­b­jährige Newslet­ter des Pro­jek­ts Opfer­per­spek­tive ist soeben erschienen.
Schw­er­punkt ist die Serie ras­sis­tis­ch­er Bran­dan­schläge auf Imbisse in Brandenburg,
des weit­eren find­en sich Infor­ma­tio­nen über die Angriff­szahlen und andere Berichte,
u.a. über Rebec­ca Forners Ausstel­lung­spro­jekt über Opfer rechter Gewalt. 

Der newslet­ter kann als pfd-Datei
herun­terge­laden wer­den. Dateigröße 262 KB

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Leben ohne Gewalt

ORANIENBURG “Zum Glück sind wir alle ver­schieden.” Eine junge Frau hatte
sich bei der ver­reg­neten Demon­stra­tion in Oranien­burg diesen Spruch an ihren
Anorak geheftet. Etwa 100 Men­schen nah­men am Sonnabend an der Demonstration
teil, zu der das “Forum gegen Ras­sis­mus und rechte Gewalt” im Vor­feld des
gestri­gen Anti­ras­sis­mustages aufgerufen hatte. 

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Begleit­et von einem Großaufge­bot der Polizei führte der Zug von der
Gedenkstätte Sach­sen­hausen über den Bahn­hof zur Havel­straße, wo am
Gedenkstein für die Opfer der Reich­skristall­nacht die Abschlusskundgebung
stattfand. 

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Es war bere­its die achte Demo, zu der das Forum aufgerufen hat­te, dies­mal am
Jahrestag des Beginns des Irakkrieges. Das Mot­to: Für gle­iche Würde und
gle­ich­es Recht, für ein Leben ohne Ras­sis­mus und Gewalt. 

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Vor­wiegend junge Leute waren gekom­men. “Uns verbindet die Abscheu vor der
Gewalt und damit auch vor dem Krieg”, sagte Pas­tor Bern­hard Fricke aus
Mar­witz. Der Mitini­tia­tor der Demo forderte wie auch die anderen Redner
keine Ein­schränkung von Frei­heit­srecht­en und keine weit­ere Ver­schär­fung des
Ausländerrechtes. 

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Oranien­burgs Stadtverord­neten-Vor­sitzende Hilde­gard Busse erin­nerte bei der
Kundge­bung an den Früh­lingsan­fang: “An so einem Tag erhof­fen wir uns
men­schliche Wärme für Ver­fol­gte, Aus­ge­gren­zte und Ander­s­denk­ende.” Busse
sprach von einem “sinnlosen Irakkrieg” und bedank­te sich bei den
Demon­stran­ten, dass sie sich gegen rechte Gewalt und für Frieden einsetzen. 

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“Auch wenn nur wenige gekom­men sind, ist es auch in Oranien­burg wichtig,
sich hier aktiv zu äußern”, sagte Fricke. Natür­lich war auch er wie Minette
von Krosigk vom Forum ent­täuscht über die Res­o­nanz auf die Demo. “Die
Mitver­ant­wor­tung für die anderen scheint weit­er ver­loren zu gehen. Und die
Sorge um die eige­nen Prob­leme tritt in den Vorder­grund”, ver­suchte von
Krosigk die geringe Teil­nehmerzahl zu erklären. 

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Auch um dage­gen einzutreten bietet das Forum in dieser Woche zwei weitere
Ver­anstal­tun­gen an. Am Fre­itag wird im Oranien­burg­er Regine-Hildebrandt-Haus
ab 19 Uhr der Film “Das falsche Wort. Wiedergut­machung an den Sinti?”
gezeigt. Die Fil­mau­torin wird an dem Abend anwe­send sein. Das traditionelle
“Rock-gegen Rechts-Konz­ert” geht am Sonnabend ab 20 Uhr im Lehnitzer
Kul­turhaus über die Bühne. Einen Vorgeschmack darauf lieferte am Sonnabend
während der Abschlusskundge­bung schon ein­mal die Müh­len­beck­er Band
“Dog­ma­tiz” mit ihrem Auftritt.

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Bombodrom: Wohlfeile Lippenbekenntnisse

Zu den jüng­sten Äußerun­gen von SPD und CDU zur mil­itärischen Nutzung der
Kyritz-Rup­pin­er Hei­de sagt der Lan­desvor­sitzende von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, JOACHIM
GESSINGER

Während die Bewohn­er der Kyritz-Rup­pin­er Hei­de sich Prozess um Prozess ihr Recht
erstre­it­en, will die bran­den­bur­gis­che SPD plöt­zlich das Bom­bo­drom nicht mehr mögen
und auch der bish­er stand­feste Ex-Gen­er­al Schön­bohm tutet nun nach rück­wärts ins
Horn. Der Grund für die neue Ton­lage: Die Land­tagswahl dro­ht und mit lärmenden
Düsen­jägern gewin­nt man keine Wahlen.”

Die voröster­liche Botschaft hören wir wohl, allein uns fehlt der Glaube, dass den
Worten dies­mal Tat­en fol­gen. Zu oft schon musste die Bevölkerung der Region erleben,
wie Poli­tik­er bei der Über­nahme von Spitzenämtern regelmäßig von Gedächtnisschwund
befall­en wur­den. Wir fordern die Land­tags­frak­tion der SPD und die Landesregierung
ins­ge­samt auf, statt wohlfeil­er Lip­pen­beken­nt­nisse sich ern­sthaft mit der Frage zu
befassen, wie das Bom­bo­drom poli­tisch und rechtlich ver­hin­dert wer­den kann.”

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Anschlag gegen Familie in Fehrbellin

FEHRBELLIN Unbekan­nte Täter besprüht­en in der Nacht zum Sonnabend vier Car­a­vans und zwölf Fen­ster des Wohn­haus­es der Fam­i­lie Fritsch in Fehrbellin (Ost­prig­nitz-Rup­pin) mit Nazi-Parolen und –Sym­bol­en.

Mit dunkel­rot­er Farbe hat­ten die Täter in sehr großen Let­tern unter anderem „Juden raus“, „Heil Hitler“ und „Arbeit macht frei“ aufge­sprüht. Frank und Ramona Fritsch gelang es anch Stun­den, das Geschmiere zu ent­fer­nen. Auf die Präsen­ta­tion ihres Car­a­van­han­dels bei der Regionalmesse „Auto-Cam­pung-Car­a­van“ in Paaren (Glien) mussten sie deshalb am Woch­enende verzicht­en. Der dem Geschäfts ent­standene Schaden sei erhe­blich, sagte Ramona Fritsch. Im Dezem­ber 2003 waren schon ein­mal zwei Car­a­vans der Fritschs mit recht­sradikalen Parolen verse­hen wor­den. Auch haben Unbekan­nte vor zwei Jahren einen als Sym­bol des Todes gel­tenden Eiben­baum auf deren Grund­stück gepflanzt. 

Die Krim­i­nalpolizei habe am Sonnabend vor Ort alles Möglichkeit­en der Spuren­sicherung aus­geschöpft, sagte der Erste Polizei­haup­tkom­mis­sar Strauch. Allerd­ings habe der Ein­satz eines Fährten­hun­des nur beschränk­ten Erfolg gebracht, da es zwis­chen­durch gereg­net hat­te. Heute sollen mit dem Lan­deskrim­i­nalamt weit­ere Maß­nah­men abges­timmt werden. 

 

 

Wort­müll in Dunkelrot

Fehrbelliner Touris­musun­ternehmer mit Nazi-Parolen an Messe-Teil­nahme gehindert

FEHRBELLIN Eine böse Über­raschung erlebten Frank und Ramona Fritsch am Sam­stag­mor­gen. Zwölf Fen­ster ihres Ein­fam­i­lien­haus­es im Gewer­bege­bi­et waren von Unbekan­nten mit Nazi-Parolen in tiefrot­er Farbe besprüht wor­den, eben­so vier Caravans. 

Kein­er der sieben Fam­i­lien­ange­höri­gen hat­te in der Nacht etwas bemerkt. Alle waren früh schlafen gegan­gen, denn sie woll­ten tags darauf ihr Car­a­van-Unternehmen auf der Messe „Auto-Camp­ing-Car­a­van“ in Paaren (Glien) präsentieren. 

Stattdessen hat­ten Fritschs viele Stun­den damit zu tun, die in riesi­gen Let­tern besprüht­en Wagen und Fen­ster von der Farbe zu reini­gen. Die meis­ten Mit­tel ver­sagten. Erst ein aus der Kreis­stadt geholtes Spezial­prä­parat schaffte es dann doch, den Dreck zu beseitigen. 

Die geplante Präsen­ta­tion fiel am Sonnabend aus. Viele Fly­er kon­nte die Fam­i­lie nicht an die Inter­essierten brin­gen. Ramona Fritsch: „Das ist die einzige Car­a­van­ing-Messe in der Region. Es wäre sehr wichtig gewe­sen, dort an jedem Tag anwe­send zu sein.“ 

Es ist nicht das erste Mal, dass Fam­i­lie Fritsch in Fehrbellin Ungewöhn­lich­es erleben muss. Irgendw­er verzierte kurz nach ihrem Einzug in neue Wohn­haus vor zwei Jahren das Grund­stück unaufge­fordert mit einem Eiben­baum. Das giftige Gewächs ste­ht für Tod und Verderben. 

Viele der auf Fen­ster und Wagen gesprüht­en Parolen sind anti­semi­tisch. Frank Fritsch würde sie zwar kein biss­chen mehr ver­ste­hen, wenn er oder seine Frau Juden wären. Doch: „Wir sind keine Juden.“ Fritschs sind sich nicht sich­er, ob es sich um eine recht­sradikales Atten­tat han­delt. Zu plaka­tiv, nahezu aufge­set­zt, sei das Ganze. 

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Härtefall-Beirat entzweit Koalition

Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck (SPD) hält den Stre­it in der großen
Koali­tion zu dem von der Aus­län­der­beauf­tragten Al muth Berg­er eingerichteten
Härte­fall-Beirat für über­flüs­sig. Er begrüße
“alles, was hil­ft, kom­plizierte Fälle ohne Eskala­tion zu klären und
schwierige men­schliche Schick­sale zu erle­ichtern”, erk­lärte Platzeck
gegenüber der Rund­schau. Er kündigte an, dass er, sollte er im Sep­tem­ber zum
Min­is­ter­präsi­den­ten gewählt wer­den, die Bil­dung ein­er offiziellen
Härte­fall-Kom­mis­sion für schwierige Asyl-Fälle betreiben werde. Damit seien
in anderen Län­dern gute Erfahrun­gen gemacht worden. 

Der Stre­it um den Härte­fall-Beirat der Aus­län­der­beauf­tragten eskalierte
gestern weit­er. Die SPD ver­wahrte sich scharf gegen “das maßlose und
belei­di­gende Vorge­hen” des CDU-Vize-Chefs und Land­tagsab­ge­ord­neten Sven
Petke gegen Almuth Berg­er. Petke glänze im Innenauss­chuss durch “Abwe­sen­heit
und Faul­heit”, kri­tisierte der Innenauss­chuss-Vor­sitzende Christoph Schulze
(SPD). “Statt im Land andauernd Nebenkriegss­chau­plätze zu eröff­nen und
Sprüche zu klopfen, sollte Petke lieber im Land­tag seine Arbeit erledigen,
für die er gewählt ist und vom Bürg­er aus Steuer­mit­teln bezahlt wird.” 

Petke hat­te am Don­ner­stag in schar­fen Worten die Bil­dung des Beirates
attack­iert. Es han­dele sich um “unzuläs­si­gen Wahlkampf für die Grü­nen”, da
neben Geistlichen und zwei SPD-Land­tagsab­ge­ord­neten auch die grüne
Bun­destagsab­ge­ord­nete und Spitzenkan­di­datin bei der Land­tagswahl Cornelia
Behm zu den Mit­gliedern gehöre. Der CDU-Lan­des-Vize hat­te weit­er erklärt,
die Bil­dung des Beirates sei “Teil der Kam­pagne, die die CDU und Schönbohm
als inhu­man und unchristlich” darstellen wolle. Es könne nicht sein, dass
der Beirat am für Asyl­fra­gen zuständi­gen Innen­min­is­teri­um vor­bei gegründet
wor­den sei. 

Gestern wies Petke zudem darauf hin, dass die CDU nur die Poli­tik des
früheren SPD-Innen­min­is­ters Alwin Ziel fort­set­ze. Dieser habe Abschiebefälle
nach Recht und Gesetz entsch­ieden, ohne Hinzuziehung ein­er zusätzlichen
Kom­mis­sion. Der par­la­men­tarische Geschäfts­führer der CDU-Frak­tion, Dierk
Home­y­er, betonte, dass es für eine Härte­fall-Kom­mis­sion keine gesetzliche
Grund­lage gebe.

Hin­ter­grund Berger-Initiative

Die Ini­tia­tive der Aus­län­der­beauf­tragten zur Bil­dung eines
Härte­fall-Beirates ist vor dem Hin­ter­grund zu sehen, dass ein solches
Gremi­um wieder­holt am Wider­stand von Innen­min­is­ter Schön­bohm scheit­erte. Die
Aus­län­der­beauf­tragte hat sich deshalb zur Bil­dung des Beirates entschieden
und betont, dass er nicht mit ein­er offiziellen Kom­mis­sion gleichzusetzen
sei. Man wolle in schwieri­gen Abschiebe­fällen aus huma­nen Gründen
Lösungsmöglichkeit­en empfehlen. Sozialmin­is­ter Gün­ter Baaske (SPD)
bekräftigte, dass er keine Ver­an­las­sung sehe, dem Druck der CDU nachzugeben
und die Aus­län­der­beauf­tragte gar für ihre Ini­tia­tive zu tadeln. Ein
unab­hängiger Beirat könne bei der Bew­er­tung von schwieri­gen Abschiebefällen
hil­fre­ich sein. Aus der CDU hieß es, es sei zu fra­gen, ob Frau Berg­er noch
die Aus­län­der­beauf­tragte des Lan­des sei oder die von Her­rn Baaske.

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Betroffenheit im Rathaus-Foyer

Auf 38 Metern Ausstel­lungs­fläche ziehen im Foy­er des Sen­ften­berg­er Rathauses
his­torische Fotos an einem vor­bei: Deutsche Juden zwis­chen 1900 und 1932, in
All­t­ags­geschäfte versunken. 

Ein paar Meter weit­er: Deutsche Juden zwis­chen 1939 und 1945, beschimpft,
gedemütigt, für die Hin­rich­tung zusammengetrieben.

Unter der Über­schrift «Warschauer Ghet­to» die wohl schlimm­sten Bilder:
ster­bende Kinder, in Lumpen, kauern auf den Straßen. Betrof­fen­heit ausgelöst
hat­te schon die Rede zur Eröff­nung der Ausstel­lung «Der gelbe Stern, das
jüdis­che Leben in Deutsch­land zwis­chen 1900 und 1945» , gehal­ten von dem
Berlin­er Holo­caust-Über­leben­den Heinz Kall­mann vor rund 30 Zuhör­ern im
Ratssaal.

Kall­mann erzählte von sein­er Ret­tung. Mit 50 anderen jüdis­chen Kindern
brachte ihn der Zug aus Berlin. Schreck­liche Szenen der Tren­nung der Kinder
von ihren Eltern haben sich Kall­man eingeprägt. Ein «nor­males Leben» ,
erzählt Kall­mann, könne ein Jude auch im Deutsch­land von heute nicht führen.
Syn­a­gogen müssen unter Schutz gestellt, jüdis­che Fried­höfe nach Schändungen
gesäu­bert wer­den. In Schulk­lassen stelle er Wis­sens­de­fizite fest. Ob er im
KZ eine Gaskam­mer trug, habe ihn ein Schüler gefragt.

Vera Kaiser, Lei­t­erin der Sen­ften­berg­er Förder­schule, hat die Ausstellung
mit ihren Kol­le­gen nach Sen­ften­berg geholt. Ein Besuch bei Kall­mann und der
Ausstel­lung im Berlin­er jüdis­chen Zen­trum hat­te die Lehrer so berührt, dass
sie nicht anders konnten.

Die Ausstel­lung ist noch bis zum 25. März im Sen­ften­berg­er Rathaus zu sehen.

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Täter nach “Hitlergruß” festgenommen

Mon­ta­gnach­mit­tag wurde aus ein­er Gruppe von sieben Jugendlichen her­aus, die
sich am Denkmal für die Opfer des Faschis­mus aufhiel­ten, der “Hit­ler­gruß”
skandiert. Die sieben Män­ner sind im Alter von 14 bis 27 Jahren und standen
zum Teil unter Alko­hol. Die Polizei stellte die Iden­tität der Män­ner fest
und fand her­aus, dass drei von ihnen zuvor auf das Denkmal uriniert hatten.
Die drei alko­holisierten Tatverdächti­gen (0,60 ‑1,27 Promille) wurden
vor­läu­fig festgenom­men und in das Gewahrsam der Neu­rup­pin­er Polizeiwache
gebracht. 

Den anderen Män­nern der Gruppe wurde ein Platzver­weis aus­ge­sprochen, dem bis
auf einen stark alko­holisierten Mann (1,49 Promille) alle Folge leisteten.
Dieser 22-Jährige wurde eben­falls in Polizeige­wahrsam genom­men. Nach seiner
Aus­nüchterung wurde er in den späten Abend­stun­den wieder aus dem Gewahrsam
entlassen.

Die drei festgenomme­nen Tatverdächti­gen wur­den ver­nom­men und zeigten sich
zum Teil geständig. Der 14-Jährige gab an, den “Hit­ler­gruß” gezeigt zu
haben. Nach Abschluss der polizeilichen Maß­nah­men wur­den alle drei Personen
in Abstim­mung mit der zuständi­gen Staat­san­waltschaft Neu­rup­pin aus dem
Gewahrsam entlassen.

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Offener Brief von Flüchtlingen ans Land

Offen­er Brief ein­er Gruppe von
Flüchtlin­gen aus Bosnien und Koso­va zum Bleiberecht an das Land Brandenburg. 

Sehr geehrte Damen und Herren, 

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wir sind Men­schen aus Bosnien und dem Koso­va, die ihr Land auf Grund der Kriegssi­t­u­a­tion vor vie­len Jahren ver­lassen mussten. Wir leben schon seit vie­len Jahren in Deutsch­land, unsere Kinder sind hier zur Welt gekom­men und besuchen die deutsche Schule. Sie haben ihr Heimat­land noch nie gese­hen und sprechen nur noch wenig ihre Mut­ter­sprache. Seit vie­len Jahre schon warten wir hier in Deutsch­land, es ist klar wir kön­nen nicht zurück in unser Land, der Krieg hat uns jede Lebens­grund­lage ger­aubt, viele von uns sind stark traumatisiert. 

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Wir kamen in der Hoff­nung hier ein neues Lebens zu begin­nen und unseren Kindern eine Zukun­ft erar­beit­en zu kön­nen, aber auch das ist uns nicht möglich. Auch hier in Deutsch­land kön­nen wir keinen Neuan­fang starten, da uns nicht die Möglichkeit dazu gegeben wird. Die Sit­u­a­tion ständig mit ein­er kurzfristig ver­längerten Dul­dung zu leben oder mit einem nicht entsch­iede­nen Asy­lantrag ist unerträglich. Die ständi­ge Angst vor der Abschiebung lässt uns die Erleb­nisse des Krieges nicht vergessen und ein Neuan­fang ist nicht möglich. In keinem anderen €päis­chen Land, nur in Deutsch­land wer­den Bürg­erkriegs­flüchtlinge so eingeengt und so lange ohne Per­spek­tive gelassen. Diese Per­spek­tivlosigkeit lässt uns verzweifeln und macht uns krank. 

&nbsp,

Mit Sicher­heit ken­nen Sie bere­its die Forderun­gen der Bleiberecht­skam­pagne von pro Asyl e.V., unter­stützt von zahlre­ichen Promi­nen­ten, denen wir uns voll anschließen. Fol­gende Bleiberecht­sregelung ist auch unab­hängig von dem Zuwan­derungs­ge­setz aus oben genan­nten Grün­den drin­gend erforderlich: 

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Alle­in­ste­hende Flüchtlinge, die sich seit min­destens 5 Jahren in Deutsch­land aufhalten 

Fam­i­lien, die sich seit min­destens 3 Jahren in Deutsch­land aufhalten 

Unbe­gleit­ete min­der­jährige Flüchtlinge

Trau­ma­tisierte Flüchtlinge 

Opfer ras­sis­tis­ch­er Gewalt

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sollen ein gesichertes Recht auf Bleiberecht erhalten.
Wir wer­den uns in dieser Frage auch an den €päis­chen Men­schen­rechts­gericht­shof wenden. 

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Systematisch zusammengetreten

NEURUPPIN Für fünf Jahre und sechs Monate muss der 21-Jährige im Prozess um
den mis­shan­del­ten Fußgänger hin­ter Git­ter. Den Wit­ten­berg­er hat­te Richterin
Bach­er als den beze­ich­net, “der die wesentliche Arbeit geleis­tet habe”. Die
sechs Angeklagten wur­den gestern am Landgericht Neu­rup­pin zu Haftstrafen
zwis­chen zwei Jahren und sechs Monat­en sowie fün­fein­halb Jahren verurteilt.
Zwei der Täter kamen mit ein­er Bewährungsstrafe davon. “Das war nicht
ein­fach nur eine Prügelei. Hier wurde ein Men­sch systematisch
zusam­mengeschla­gen. Es war nur Zufall, dass er über­lebt hat”, resümierte die
Richterin. 

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der 25-jährige Glöwen­er und die
19-jährige Per­leberg­erin dem späteren Opfer am 16. August 2003 auf der
Straße zwis­chen Glöwen und Stor­beck­shof zuerst begeg­net waren. Dort ergab
sich eine Prügelei, wohl weil der Geschädigte mit­ten auf der Straße lief.
“Das kon­nte nicht voll­ständig gek­lärt wer­den”, räumte die Rich­terin ein. 

Weil er ver­let­zt wurde, rief der Glöwen­er auf ein­er Fam­i­lien­feier zwei
Kumpels zusam­men, die mit ihm das Opfer auf­suchen soll­ten. Ange­blich hatte
der Mann die schwan­gere Fre­undin des 21-jähri­gen Wit­ten­berg­ers getreten.
Spätestens während der Fahrt schilderte der 25-Jährige, worum es ging. Vor
Ort begann man sofort, auf das Opfer einzuschla­gen — “ohne dass es auf eine
Pro­voka­tion angekom­men wäre”, so die Rich­terin. Mit Stahlkappenschuhen
trat­en sie zu, der 21-jährige Wit­ten­berg­er haupt­säch­lich gegen den Kopf. Als
das Opfer flücht­en kon­nte, richtete der 25-Jährige die Schein­wer­fer seines
Wagens aufs Gebüsch. Die Fre­undin schrie: “Da ist das Schwein!” Später hatte
sie die jun­gen Män­ner zum Aufhören bewegt. 

Wieder bei der Fam­i­lien­feier, rief kurz darauf ein bis dahin völlig
unbeteiligter 18-Jähriger aus Klein Lep­pin dazu auf, noch einmal
zurück­z­u­fahren. Auch dies­mal war der Wit­ten­berg­er dabei. Zwei Zeu­gen hatten
das Opfer inzwis­chen am Straßen­rand gefun­den und die Polizei gerufen. Als
die jun­gen Män­ner ein­trafen, macht­en sie erfol­gre­ich klar, dass es besser
sei, wenn die bei­den jet­zt ver­schwinden wür­den. Erneut trat­en und schlugen
die Täter auf den blu­tend am Boden liegen­den Mann ein. Der Wittenberger
schlug ihm außer­dem eine Bier­flasche auf den Kopf. 

Nur für den 21-Jähri­gen hat das Gericht einen bed­ingten Tötungsvorsatz
fest­gestellt. “Trotz der Gefährlichkeit der Tritte ist den anderen nicht
nachzuweisen, dass sie erkan­nt haben, dass der Mann daran hätte sterben
kön­nen”, so die Rich­terin. Sie wun­derte sich, dass fast alle Män­ner aktiv
wur­den, obwohl sie über­haupt nicht betrof­fen waren. Ins­ge­samt beka­men die
Angeklagten recht hohe Strafen, die sich eher an den Anträ­gen des
Staat­san­waltes als an denen der Vertei­di­ger orientierten.

Inforiot