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Du lebst hier wie ein Hund”

Agathe (Name geän­dert) war wütend: “Wir haben schon Prob­leme, wenn wir in dieses Land kom­men. Aber die hören hier nicht auf.” Bis vor Kurzem hat­te sie noch in der “Zen­tralen Auf­nahmestelle” (ZAST) in Eisen­hüt­ten­stadt gelebt. Die Zustände dort beschrieb sie so: “Du leb­st hier wie ein Hund, der immer seine Hun­de­marke tra­gen muss, weil er son­st von der Polizei einge­fan­gen wird.” 

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Am ist Fre­itag sie wieder nach Eisen­hüt­ten­stadt gekommen.
Dies­mal frei­willig, denn die Bran­den­burg­er JungdemokratInnen/Jungen Linken (JDJL) ver­anstal­ten dort ihr diesjähriges Pfin­gst­camp unter dem Mot­to “Risse in die Fes­tung”. Die rund 70 Teil­nehmerIn­nen — unter denen sich auch viele Flüchtlinge befind­en, die derzeit in der ZAST leben müssen — set­zen sich für die Abschaf­fung der ZAST als staatliche, ras­sis­tis­che Repres­sion gegen Migran­tInnen ein. Schlecht­es Essen, enge Zim­mer und eine unzure­ichende ärztliche Ver­sorgung seien an der Tage­sor­d­nung. Agathe nan­nte das Beispiel ein­er Fre­undin, die schwanger in der ZAST gelebt hat. Ihrer wurde sich erst medi­zinisch angenom­men, als das Kind zur Welt kam — kein­er­lei Beratung, keine Ver­sorgung während der Schwanger­schaft. Auch werde vie­len Flüchtlin­gen bei Befra­gun­gen gar nicht mit­geteilt, dass diese ein entschei­den­der Teil ihres Asylver­fahrens sind. All dies bringe Men­schen zur Verzwei­flung. Aber Agathe war nicht verzweifelt. Sie klatschte mehrmals in die Hände, forderte alle auf, das auch zu tun. Und sie freute sich auf die Aktion, die für Sonnabend in der Innen­stadt geplant war. 

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Die fand unter dem Mot­to “Abschiebung zuerst für Deutsche” statt. Pas­san­tInnen kon­nten einen Par­cours absolvieren, und so eine Flucht nach Deutsch­land von Anfang bis Ende miter­leben. Wer sich an den Gren­z­posten vor­bei schmuggeln kon­nte, lan­dete erst ein­mal in der ZAST. Dort wurde ihm/ihr nach jedem Satz ein unfre­undlich­es “Du lügst doch” zugerufen. Weit­er ging es zur Sta­tion Flüchtling­sheim, wo der Par­cours-Teil­nehmerIn­nen erst ein­mal heftig beschimpft wurde. Es fol­gt die Iso­la­tion in der Abschiebe­haft und eine Depor­ta­tion im Polizeigriff. Beim Par­cours erset­zte ein Bierkas­ten übers Pflaster gezo­gen das Flugzeug. Agathe und andere gin­gen der­weil in ein nahe gele­genes Cafe und gaben den Gästen dort Flug­blät­ter. Schon kurz darauf stand sie wieder inmit­ten der Campteil­nehmer, hielt ein Schild hoch: “Deport ger­mans first”. Sie wippte zur Hip-Hop-Musik, die aus dem Box­en kam. Sie sei froh, hier auf Deutsche zu tre­f­fen, die sich für das Schick­sal der Flüchtlinge inter­essieren und sich sol­i­darisieren. Agathe hat­te Spaß, auch wenn sie wusste, dass sie eigentlich gar nicht in Eisen­hüt­ten­stadt sein darf und gegen die Res­i­den­zpflicht verstößt. 

 

Lei­der gab es an der Aktion wenig Inter­esse — Eisen­hüt­ten­stadt war wie leer gefegt, kein Men­sch auf der Straße. Warum also nicht ein wenig herumziehen? Eine Spon­tandemon­stra­tion wurde angemeldet. “No bor­der, no nation, stop depor­ta­tion!”, rief Agathe. “No bor­der, no nation, stop depor­ta­tion”, stimmten die anderen ein. Immer mehr Polizis­ten formierten sich um die Protestieren­den. Es gab keine Über­griffe, aber die Botschaft war klar: Wir haben euch im Blick. Agathe ließ sich nicht irri­tieren. In dieser Stadt, die sie nur “Eisen” nen­nt, musste sie schon so manche Polizeis­chikane erdulden. Was son­st hin­genom­men wurde, stieß auf Wider­stand, ein kraftvoller Moment. 

 

(Infori­ot) Das Camp dauert noch bis ein­schließlich Mon­tag. Das Pro­gramm ist hier einzuse­hen. Weit­ere Infos zur Zast find­est du im Infori­ot-Archiv. Fotos und weit­ere Berichte fol­gen in den näch­sten Tagen.

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Erste Erfolge bei Arbeit mit jungen rechtsextremen Strafgefangenen

Pots­dam (ddp-lbg). Bei der Bil­dungsar­beit mit jun­gen rechtsextremistischen
Strafge­fan­genen zeich­nen sich nach Angaben des Pots­damer Justizministeriums
Erfolge ab. Die Teil­nehmer hät­ten sich «über­wiegend sehr inter­essiert» an
den Diskus­sion­srun­den beteiligt, betonte Jus­tizmin­is­terin Bar­bara Richstein
(CDU) in ein­er am Fre­itag in Pots­dam vorgelegten Zwis­chen­bi­lanz. In den
Train­ingskursen seien «bemerkenswert viele» Jugendliche bere­it gewe­sen, sich
auf eine ern­sthafte Auseinan­der­set­zung mit bish­eri­gen Einstellungen
einzu­lassen. Ange­bote an betrof­fene Eltern, sich berat­en zu lassen, seien
eben­falls gut angenom­men worden. 

Vor zwei Jahren wurde unter dem dama­li­gen Jus­tizmin­is­ter Kurt Schel­ter (CDU)
mit dem Mod­ell­pro­jekt «Präven­tive Arbeit mit recht­sex­trem beeinflussten
Jugendlichen im Strafvol­lzug des Lan­des Bran­den­burg» begonnen. Es wandte
sich an jugendliche Strafge­fan­gene in den Gefäng­nis­sen von Spremberg,
Frank­furt (Oder) und Wriezen. 

Bestandteil des bis 2005 geplanten Pro­jek­ts sind Diskussionsforen,
Infor­ma­tionsver­anstal­tun­gen und päd­a­gogis­che Grup­pe­nar­beit. Experten gehen
davon aus, dass etwa ein Drit­tel der rund 500 jugendlichen Strafgefangenen
in den Vol­lzugsanstal­ten des Lan­des zur recht­sex­tremen Szene gezählt werden
müssen. Etwa 25 von ihnen wür­den zum «harten Kern» gehören.

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Ex-Spitzel Christian K. berichtet über VS-Praktiken

Neuer Ver­rat in V‑Mann-Affäre

Ehe­ma­liger Spitzel belastet Geheim­di­enst / Vor Razz­ia des Bun­des gewarnt

(MAZ) POTSDAM Die V‑Mann-Affäre des bran­den­bur­gis­chen Ver­fas­sungss­chutzes nimmt offen­bar bun­de­spoli­tis­che Dimen­sio­nen an. Der ent­tarnte Spitzel Chris­t­ian K. teilte der MAZ und dem Berlin­er “Tagesspiegel” in einem Gespräch mit, dass sein V‑Mann-Führer ihn über eine Razz­ia gegen Mit­glieder der mil­i­tan­ten Skin­head-Bewe­gung “Blood & Hon­our” (B&H) informiert habe. Mit dieser Razz­ia am 14. Sep­tem­ber 2000 wollte Bun­desin­nen­min­is­ter Otto Schi­ly (SPD) das
deutsch­landweite Ver­bot der gefährlichen Neon­azi-Organ­i­sa­tion vollstrecken. 

Durch­sucht wur­den damals auch die Woh­nun­gen von Ste­fan R. aus Neu Bochow und
Sven S. aus Bork­walde (bei­de Pots­dam-Mit­tel­mark). S. war Brandenburg-Chef
und Schatzmeis­ter von B&H.

Ex-Spitzel K. bestre­it­et aber, seinen Fre­und Sven S. im Sep­tem­ber 2000 vor
der Durch­suchung gewarnt zu haben. Anders ver­hielt es sich nach K.s Worten
im Feb­ru­ar 2001. Damals habe er S. über die Razz­ia unter­richtet. Das
vorge­se­hene Datum, den 17. Feb­ru­ar, habe ihm am 6. Feb­ru­ar sein
V‑Mann-Führer mit dem Tarn­na­men “Max” tele­fonisch mit­geteilt, sagt K. Der
etwa 40 Jahre alte “Max” habe betont, dass die Razz­ia im Zusam­men­hang mit
Ermit­tlun­gen gegen die recht­sex­treme Ter­ror­gruppe “Nationale Bewegung”
ste­he. Die bis heute unent­deck­te Organ­i­sa­tion hat­te am 8. Jan­u­ar 2001 den
Bran­dan­schlag auf den jüdis­chen Fried­hof in Pots­dam verübt. 

Die Aus­sagen des ehe­ma­li­gen V‑Manns, der von 1998 bis Ende 2002 als Spitzel
arbeit­ete und als zuver­läs­sige Quelle galt, ste­hen im Wider­spruch zu
Erk­lärun­gen des Ver­fas­sungss­chutzes in der Parlamentarischen
Kon­trol­lkom­mis­sion (PKK). PKK-Chef Christoph Schulze (SPD) erk­lärte noch in
dieser Woche, es gebe keinen Hin­weis auf einen Ver­rat durch den
Geheim­di­enst. Der Infor­mant müsse aus der Polizei stammen. 

Auch dazu äußerte sich Spitzel K.: Nach­dem der Ver­rat durch ein abgehörtes
Tele­fonat zwis­chen K. und S. offenkundig gewor­den war und die Razz­ia hastig
vorge­zo­gen wer­den musste, habe “Max” eine “Geschichte erfun­den”, die den
Ver­dacht auf die Polizei lenken sollte. 

Ex-Spitzel belastet Geheimdienst

V‑Mann-Skan­dal: Leck offen­bar doch beim Verfassungsschutz

(MAZ) POTSDAM Chris­t­ian K., der ent­tarnte Spitzel des brandenburgischen
Ver­fas­sungss­chutzes, der im Feb­ru­ar 2001 eine Polizeirazz­ia gegen die
recht­sex­treme Ter­ror­gruppe “Nationale Bewe­gung” ver­ri­et, belastet den
Geheim­di­enst schw­er. In einem Gespräch mit der MAZ und dem Berliner
“Tagesspiegel” sagte der 27-jährige Bau­maschi­nen­fahrer, sein V‑Mann-Führer
mit dem Tarn­na­men “Max” habe ihm das Datum der Razz­ia sowie die Dimension
der Aktion mitgeteilt.

Dies ste­ht offen­bar in Wider­spruch zu Äußerun­gen von Verfassungsschutzchef
Hein­er Wegesin vor der Par­la­men­tarischen Kon­trol­lkom­mis­sion (PKK) des
Pots­damer Land­tags. Im Bei­sein von Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) ist
die Rolle des Geheim­di­en­stes beim Ver­rat so dargestellt wor­den, dass
PKK-Chef Christoph Schulze (SPD) den ver­meintlichen Allein­schuldigen für den
Ver­rat bei der bran­den­bur­gis­chen Polizei zu erken­nen glaubte. 

Es gebe keinen Hin­weis, dass der V‑Mann von seinem Führungs­beamten beim
Ver­fas­sungss­chutz auf die Razz­ia aufmerk­sam gemacht wurde, teilte Schulze
nach der Geheim­sitzung in dieser Woche mit. Der Ver­räter müsse den Reihen
der Polizei entstam­men. Immer­hin, erk­lärte der Kon­trolleur, seien “Hun­derte,
wenn nicht Tausende Polizis­ten” im Vor­feld in die Razz­ia eingeweiht
gewe­sen — was nach Recherchen der MAZ nicht im ent­fer­n­testen zutrifft. Einen
V‑Mann-Skan­dal des bran­den­bur­gis­chen Ver­fas­sungss­chutzes, meinte Schulze,
gebe es nicht. 

Sollte sich jedoch erweisen, dass der ehe­ma­lige V‑Mann Chris­t­ian K. den
Ver­rat der Razz­ia samt den Hin­ter­grün­den wahrheits­ge­treu wiedergibt, ist der
Ver­fas­sungss­chutzskan­dal noch viel größer, als selb­st erfahrene
Sicher­heit­sex­perten dies bish­er für möglich hiel­ten. Es wäre nicht
auszuschließen, dass der PKK, die den Ver­fas­sungss­chutz überwachen soll,
Unwahrheit­en mit­geteilt wur­den — wissentlich, fahrläs­sig oder zufällig. 

K. lässt keinen Zweifel daran, dass er seit Jugend­jahren ein überzeugter
Neon­azi ist. Kurz nach sein­er Ent­las­sung aus der Bun­deswehr im Jahr 1998
hat­te der bran­den­bur­gis­che Ver­fas­sungss­chutz den jun­gen Mann aus Damsdorf
ange­wor­fen und als Infor­man­ten in der recht­sex­tremen Musik­szene eingesetzt.
Abgeschal­tet wurde K. nicht sofort nach Bekan­ntwer­den seines Ver­rats im
Feb­ru­ar 2001, son­dern erst Ende ver­gan­genen Jahres. Pro Woche soll der
Spitzel mehrere hun­dert Mark Infor­ma­tion­shon­o­rar erhal­ten haben, manchmal
mehr. Das ist kaum weniger, als der im Juni 2000 ent­tarnte Topspitzel
Carsten S. bekom­men hat­te. Das zeigt den hohen Stel­len­wert, der K.s
Infor­ma­tio­nen beigemessen wur­den. Der Spitzel hat­te den Ruf, wahrheitsgemäß
zu berichten. 

Was im Feb­ru­ar 2001 geschah, gibt Spitzel K. so wieder: Um die Mittagszeit -
es muss Dien­stag, der 6. Feb­ru­ar gewe­sen sein — habe sein Handy geklingelt,
das ihm der Geheim­di­enst zur Ver­fü­gung gestellt habe. “Max”, sein
V‑Mann-Führer, habe ihm knapp mit­geteilt, dass für den 17. Feb­ru­ar eine
Polizeirazz­ia im Zusam­men­hang mit Ermit­tlun­gen gegen die “Nationale
Bewe­gung” geplant sei. Die Ter­ror­gruppe, die am 8. Jan­u­ar 2001 den
Bran­dan­schlag auf den Jüdis­chen Fried­hof in Pots­dam verübt hat­te, ist bis
heute unent­deckt, obwohl der Gen­er­al­bun­de­san­walt seit fast zweieinhalb
Jahren ermittelt. 

“Max”, so ist K.s Worten zu ent­nehmen, hat den Spitzel offen­bar ermuntert,
den Razz­i­ater­min weit­erzuerzählen, ins­beson­dere an Sven S. aus Borkwalde,
dem früheren Bran­den­burg-Sek­tion­schef der mil­i­tan­ten Skinhead-Bewegung
“Blood & Hon­our” (B&H), die Bun­desin­nen­min­is­ter Otto Schi­ly (SPD) am 14.
Sep­tem­ber 2000 als krim­inelle Vere­ini­gung ver­boten hatte. 

Seit etwa Anfang 2000, berichtet K., habe er “ver­botenes Zeug”, das S.
gehörte, in seinem Keller gebunkert. Die ver­bote­nen CDs (von “Macht & Ehre” bis “Landser”) und T‑Shirts — ins­ge­samt “drei bis vier Umzugskartons” -
soll­ten bei Durch­suchun­gen von S. Woh­nung nicht gefun­den wer­den. Sein
V‑Mann-Führer, sagt Spitzel K., habe dies gewusst, und dies sei auch der
Grund für “Max” War­nan­ruf am 6. Feb­ru­ar gewe­sen. “Ich sollte S. irgendwie
begrei­flich machen, dass er das Zeug raus­holen sollte”, beschreibt K. den
Auftrag. 

Am Nach­mit­tag des 6. Feb­ru­ar habe er seinen Fre­und Sven S. angerufen und ihm
den Razz­i­ater­min genan­nt. Was die bei­den nicht wussten: Das brandenburgische
Lan­deskrim­i­nalamt hörte das Tele­fonat im Auf­trag der Potsdamer
Staat­san­waltschaft ab, die gegen Sven. S. wegen Volksver­het­zung ermittelte.
Daraufhin wurde die Razz­ia eilig um zehn Tage auf den 7. Feb­ru­ar vorverlegt.
Offen­sichtlich ist nicht auszuschließen, dass V‑Mann K. — auf Anregung
seines V‑Mann-Führers — staat­san­waltschaftliche Ermit­tlun­gen gegen Sven S.
behinderte. 

Um den Ver­dacht von sich abzu­lenken, so K., habe “Max” sich dann “eine
Geschichte aus­gedacht”. K. solle behaupten, er hätte in der Borkwalder
Gast­stätte “Pipi Langstrumpf” zufäl­lig das Tele­fonge­spräch eines Polizisten
belauscht, der den 17. Feb­ru­ar als Razz­i­ater­min erwäh­nt hätte. “Das sollte
ich erzählen, sagte der V‑Mann-Führer, damit er keinen auf den Deckel
kriegt”, erk­lärt K. Kurz vor Ende seines Arbeitsver­hält­niss­es Ende 2002 — 18
Monate nach dem Razz­i­aver­rat — habe er einem anderen V‑Mann-Führer mit
Tarn­na­men “Dirk” die Wahrheit erzählt, so K. Unklar ist, in welchem Umfang
das anschließend in der Behörde bekan­nt wurde. 

Die V‑Mann-Affäre des bran­den­bur­gis­chen Ver­fas­sungss­chutzes kön­nte eine
zusät­zliche bun­de­spoli­tis­che Dimen­sion gewin­nen. Sein V‑Mann-Führer habe
nicht nur in all­ge­meinen Worten “oft gesagt: räum mal
die Bude leer”,
erzählt K. Er sei auch konkret auf die bun­desweite Razz­ia hingewiesen
wor­den, mit der Bun­desin­nen­min­is­ter Otto Schi­ly das “B&H”-Verbot
voll­streck­te. Damals jedoch, im Sep­tem­ber 2000, habe er seinen Fre­und Sven
S. nicht gewarnt. 

Etap­pen eines Skandals

Chronolo­gie (MAZ)

17. Mai: Die MAZ enthüllt den Ver­rat ein­er Polizeirazz­ia durch einen Spitzel
des Ver­fas­sungss­chutzes im Feb­ru­ar 2001. Die Razz­ia stand im Kon­text von
Ermit­tlun­gen gegen die recht­sex­treme Ter­ror­gruppe “Nationale Bewegung” 

18/19. Mai: Der Vor­sitzende der Par­la­men­tarischen Kontrollkommission,
Christoph Schulze (SPD) kri­tisiert Geheim­di­en­stchef Hein­er Wegesin und
beantragt eine PKK-Sondersitzung. 

20.Mai: Nach vier­stündi­ger Geheim­sitzung beschließt die PKK mehrheitlich, es
habe keinen V‑Mann-Skan­dal gegeben. Die Bun­de­san­waltschaft sei über den
Ver­rat informiert gewesen. 

21. Mai: Der Innenauss­chuss des Bun­destags will den Gen­er­al­bun­de­san­walt zu
dem Vor­fall anhören. 

3. Juni: Die Pots­damer PKK tagt erneut und verdächtigt allein die Polizei
des Geheimnisverrats. 

Zeitun­gen: Spitzel belastet mas­siv den Verfassungsschutz

(MOZ) Pots­dam (ddp-lbg). In der Bran­den­burg­er V‑Mann-Affäre belastet ein früherer
Spitzel mas­siv den Ver­fas­sungss­chutz. Der Recht­sex­treme Chris­t­ian K., der im
Feb­ru­ar 2001 eine geplante Polizeirazz­ia an einen Neon­azi ver­ri­et, habe
detail­lierte Infor­ma­tio­nen darüber von seinem V‑Mann-Führer bekommen,
bericht­en der «Tagesspiegel» und die «Märkische All­ge­meine Zeitung»
(Fre­ita­gaus­gabe).

Ein Beamter mit dem Deck­na­men «Max» habe ihm vor­ab das Datum mit­geteilt und
auch berichtet, dass die Razz­ia die Ermit­tlun­gen gegen die rechtsextreme
Ter­ror­gruppe «Nationale Bewe­gung» voran­brin­gen solle, sagte K. in einem
Gespräch mit den Zeitun­gen. Gegen die Gruppe ermit­telt seit Jan­u­ar 2001
Gen­er­al­bun­de­san­walt Kay Nehm. 

Er habe die Razz­ia in einem Tele­fonat an den Neon­azi Sven S. ver­rat­en, sagte
K. Um den Ursprung des Ver­rats zu ver­schleiern, habe ihm der Beamte
aufge­tra­gen, bei Befra­gun­gen eine Fan­tasiegeschichte zu erzählen. Er sollte
in ein­er Kneipe in Bork­walde zufäl­lig mit ange­hört haben, wie ein Polizist
ziem­lich laut per Handy tele­fonierte und von ein­er Razz­ia am 17. Februar
sprach. 

Das Lan­deskrim­i­nalamt hörte das Tele­fonat zwis­chen K. und S. mit und zog die
Aktion daraufhin vor, ent­deck­te aber keine Hin­weise auf die «Nationale
Bewe­gung». K. wurde trotz des Ver­rats erst 18 Monate später vom
Ver­fas­sungss­chutz abgeschaltet. 

K. sagte, bere­its im Jahr 2000 habe ihn ein Beamter über den bevorstehenden
Ver­bot der «Deutsch­land-Divi­sion» ein­er inter­na­tionalen Skinhead-Bewegung
informiert. Der V‑Mann-Führer habe in diesem Zusam­men­hang auch vor
Durch­suchun­gen gewarnt. Am 14. Sep­tem­ber 2000 wurde die
«Deutsch­land-Divi­sion» der Gruppe ver­boten. Zugle­ich wur­den bun­desweit mehr
als 30 Objek­te durch­sucht. Die Aus­beute wurde in Sicherheitskreisen
unter­schiedlich bew­ertet, einige Experten sprachen von einem eher mageren
Resul­tat. K. bestre­it­et, die Infor­ma­tion über das bevorste­hende Ver­bot an
die Szene weit­ergegeben zu haben. 

V‑Mann-Affäre: Jet­zt spricht der Spitzel

Chris­t­ian K. bestätigt Vor­würfe gegen den Ver­fas­sungss­chutz — Beamter gab Infor­ma­tio­nen über Nazi-Razz­ia weiter

(Tagesspiegel) Pots­dam. Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) gerät in Erk­lärungsnot. Seit
Wochen sagt Schön­bohm, es gebe keine neue V‑Mann-Affäre — doch jet­zt hat der
ehe­ma­lige Ver­fas­sungss­chutz-Spitzel Chris­t­ian K. die Vor­würfe gegen die
Behörde bestätigt. Im Gespräch mit dem Tagesspiegel und der “Märkischen
All­ge­meinen Zeitung” sagte K., er habe Anfang 2001 von einem Beamten des
Ver­fas­sungss­chutzes detail­lierte Infor­ma­tio­nen über die geplante Razz­ia der
Pots­damer Polizei erhal­ten. Sein V‑Mann-Führer mit dem Deck­na­men “Max” habe
gesagt, am 17. Feb­ru­ar 2001 wolle die Polizei in der recht­en Szene
durch­suchen — in Zusam­men­hang mit den Ermit­tlun­gen von Generalbundesanwalt
Kay Nehm gegen die Ter­ror­gruppe “Nationale Bewe­gung”. Chris­t­ian K. gab zu,
er habe dann am 6. Feb­ru­ar 2001 per Tele­fon den Neon­azi Sven S. informiert.
Dieses Gespräch wurde, wie berichtet, vom Lan­deskrim­i­nalamt mitgehört. 

Bis­lang behauptet Schön­bohm, es gebe gar keine V‑Mann-Affäre, da unklar sei,
woher der V‑Mann von der Razz­ia wis­sen kon­nte. Aus dem Umfeld des
Ver­fas­sungss­chutzes und im Land­tag wird sog­ar die Polizei verdächtigt. Doch
der frühere V‑Mann lächelt über diese Geschicht­en. Als der Ver­rat der Razzia
bekan­nt gewor­den sei, habe sein V‑Mann-Führer mit dem Deck­na­men “Max”
gedrängt, bei Befra­gun­gen ein Märchen zu präsen­tierten. Chris­t­ian K. sollte
erzählen: Kurz vor dem Ver­rat habe er in Bork­walde in der Kneipe “Pip­pi
Langstrumpf” rein zufäl­lig mit­bekom­men, wie sich ein Polizist am Handy
lau­thals über die für den 17. Feb­ru­ar 2001 geplanten Durch­suchun­gen äußerte.
Der Ex-Spitzel hat denn auch einem Vorge­set­zten des V‑Mann-Führers die
Pip­pi-Langstrumpf-Sto­ry erzählt — offenkundig seinem V‑Mann-Führer “Max”
zuliebe. Denn dieser habe ihn häu­fig in einem ital­ienis­chen Restau­rant in
Werder großzügig bewirtet. Außer­dem habe der Ver­fas­sungss­chutz, sagt K., gut
gezahlt: Beträge von “300 Mark und mehr” seien die Regel gewesen. 

Dass “Max” ger­ade vor der Razz­ia, die sich gegen die Ter­ror­gruppe “Nationale
Bewe­gung” richtete, konkreter als son­st und sog­ar mit der Angabe des Datums
warnte, habe ihn auch gewun­dert, sagte Chris­t­ian K. Er habe aber keine
Fra­gen gestellt. Auch nicht, als er im Som­mer 2000 über­raschend erfuhr, der
Bun­desin­nen­min­is­ter werde dem­nächst den deutschen Ableger der
Skin­head-Vere­ini­gung “Blood & Hon­our” verbieten. 

Einem weit­eren V‑Mann-Führer namens “Dirk” habe er vom Ver­rat der Razz­ia im
Feb­ru­ar 2001 und dem Ver­hal­ten von “Max” erzählt, sagte K. Sollte diese
Angabe stim­men, nimmt die Wahrschein­lichkeit zu, dass Verfassungsschutz-Chef
Hein­er Wegesin schon lange die Hin­ter­gründe des Ver­rats kan­nte. Und
möglicher­weise auch Jörg Schönbohm. 

Chronik ein­er Affäre

Chronik (Tagesspiegel)

6. Feb­ru­ar 2001: Der recht­sex­treme V‑Mann Chris­t­ian K. informiert den
Neon­azi Sven S., die Polizei plane für den 17. Feb­ru­ar eine Razzia. 

7. Feb­ru­ar 2001: Die Razz­ia wird vorge­zo­gen. 200 Polizis­ten durchsuchen
Woh­nun­gen von 19 Neon­azis. Erhoffte Hin­weise auf die Ter­ror­gruppe “Nationale
Bewe­gung” bleiben aus. 

5. Mai 2003: Die Bun­de­san­waltschaft erfährt von den Recherchen des
Tagesspiegels und der “Märkischen All­ge­meinen Zeitung”, dass
Dien­st­ge­heimnisse ver­rat­en wor­den sein sollen. 

19. Mai: Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm nen­nt die V‑Mann-Affäre “in höchstem
Maße ärg­er­lich”. Der Vor­sitzende der Par­la­men­tarischen Kontrollkomission
(PKK), Christoph Schulze (SPD), sieht das Ver­trauen in den Verfassungsschutz
“stark beschädigt”, da der Ver­rat der Razz­ia zwei Jahre ver­schwiegen wurde. 

20. Mai: Die PKK trifft sich zur Son­der­sitzung. Verfassungsschutz-Chef
Wegesin bestätigt, ein V‑Mann berichtete einem Neon­azi über die Razz­ia. Nach
der Sitzung sagt Schulze: “Es gibt keinen V‑Mann-Skan­dal”. Nichts sei
ver­tuscht, die Bun­de­san­waltschaft sei “zu jedem Zeit­punkt ” unterrichtet. 

21. Mai: Die Bun­de­san­waltschaft gerät in den Ver­dacht, auch sie habe die
V‑Mann-Affäre vertuscht. 

Anfang Juni: Der ehe­ma­lige V‑Mann Chris­t­ian K. bestätigt den Ver­rat der
Razz­ia. V‑Mann-Führer “Max” warnte ihn vor der für den 17. Feb­ru­ar 2001
geplanten Durch­suchung, so der frühere Spitzel. 

Ex-V-Mann belastet Verfassungsschutz

Spitzel: Konkrete War­nun­gen durch V‑Mann‑F&u
uml;hrer

(LR) Seit Wochen sagt Bran­den­burgs Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU), es gebe
keine neue V‑Mann-Affäre. Doch jet­zt hat der ehemalige
Ver­fas­sungss­chutz-Spitzel Chris­t­ian K. die jüng­sten Vor­würfe gegen die
Behörde bestätigt. 

K. sagte, er habe Anfang 2001 von einem Beamten des Verfassungsschutzes
detail­lierte Infor­ma­tio­nen über eine geplante Razz­ia der Pots­damer Polizei
erhal­ten. Sein V‑Mann-Führer mit dem Deck­na­men «Max» habe ihm gesagt, am 17.
Feb­ru­ar 2001 wolle die Polizei in der recht­en Szene durch­suchen in
Zusam­men­hang mit den Ermit­tlun­gen von Gen­er­al­bun­de­san­walt Kay Nehm gegen die
Ter­ror­gruppe «Nationale Bewe­gung» . Chris­t­ian K. gab zu, er habe dann am 6.
Feb­ru­ar 2001 per Tele­fon den Neon­azi Sven S. informiert. Dieses Gespräch
wurde vom Lan­deskrim­i­nalamt mit­ge­hört (die RUNDSCHAU berichtete). 

Razz­ia wurde vorgezogen

Im Polizeiprä­sid­i­um Pots­dam wurde daraufhin entsch­ieden: Die Razz­ia wird
vorge­zo­gen. 200 Polizis­ten schwärmten aus, durch­sucht­en Woh­nun­gen von 19
Neon­azis. Erhoffte Hin­weise auf die Ter­ror­gruppe «Nationale Bewegung»
blieben jedoch aus. 

Bis­lang behauptet Innen­min­is­ter Schön­bohm, es gebe gar keine V‑Mann-Affäre,
da unklar sei, woher der V‑Mann von der Razz­ia wis­sen kon­nte. Aus dem Umfeld
des Ver­fas­sungss­chutzes und im Land­tag wird sog­ar die Polizei verdächtigt.
Doch der frühere V‑Mann lächelt über diese Geschicht­en. Als der Ver­rat der
Razz­ia bekan­nt gewor­den sei, habe sein V‑Mann-Führer mit dem Deck­na­men «Max»
gedrängt, bei Befra­gun­gen ein Märchen zu präsentierten. 

Chris­t­ian K. sollte fol­gende Geschichte erzählen: Kurz vor dem Ver­rat habe
er in Bork­walde in der Kneipe «Pip­pi Langstrumpf» rein zufäl­lig mitbekommen,
wie sich ein Polizist am Handy lau­thals über die für den 17. Feb­ru­ar 2001
geplanten Durch­suchun­gen äußerte. Der Ex-Spitzel hat dann auch einem
Vorge­set­zten des V‑Mann-Führers die Pip­pi-Langstrumpf-Sto­ry erzählt,
offenkundig seinem V‑Mann-Führer «Max» zuliebe. 

Gute Bezahlung für Infos

Denn dieser habe ihn häu­fig in einem ital­ienis­chen Restau­rant in Werder
großzügig bewirtet. Außer­dem habe der Ver­fas­sungss­chutz, sagt K., gut
gezahlt: Beträge von «300 Mark und mehr» seien die Regel gewe­sen. Dass «Max»
ger­ade vor der Razz­ia, die sich gegen die Ter­ror­gruppe «Nationale Bewegung»
richtete, konkreter als son­st und sog­ar mit der Angabe des Datums warnte,
habe ihn auch gewun­dert, erk­lärte Chris­t­ian K. Er habe aber keine Fragen
gestellt. Auch nicht, als er im Som­mer 2000 über­raschend erfuhr, der
Bun­desin­nen­min­is­ter werde dem­nächst den deutschen Ableger der
Skin­head-Vere­ini­gung «Blood & Hon­our» verbieten. 

Einem weit­eren V‑Mann-Führer namens «Dirk» habe er vom Ver­rat der Razz­ia im
Feb­ru­ar 2001 und dem Ver­hal­ten von «Max» erzählt, berichtete K. Sollte diese
Angabe stim­men, nimmt die Wahrschein­lichkeit zu, dass Verfassungsschutz-Chef
Hein­er Wegesin schon lange die Hin­ter­gründe des Ver­rats kan­nte. Und
möglicher­weise auch Innen­min­is­ter Jörg Schönbohm. 

Nach Zeitungs­bericht­en Mitte Mai über den Ver­rat der Razz­ia hatte
Ver­fas­sungss­chutz-Chef Wegesin der Par­la­men­tarischen Kon­trol­lkom­mis­sion im
Land­tag erk­lärt, dass ein V‑Mann einem Neon­azi über die Razz­ia berichtet
habe. Es sei aber unklar, woher er die Infor­ma­tion hatte. 

Der Sprech­er des Pots­damer Innen­min­is­teri­ums, Heiko Hom­burg, beze­ich­nete die
erhobe­nen Vor­würfe als “nicht über­prüf­bare Behaup­tun­gen dubiosen
Ursprungs”. Von den Mitar­beit­ern des Ver­fas­sungss­chutzes lägen Erk­lärun­gen vor, die den erhobe­nen Vor­wür­fen widersprächen.

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Gewollte Provokation

POTSDAM. Es ging um nicht weniger als um das Recht auf Mei­n­ungs­frei­heit. Das sagte der Beschuldigte am Don­ner­stag im Beru­fung­sprozess vor dem Landgericht Pots­dam. Es ging aber auch um den größten ost­deutschen Rückübertragungsfall
von ehe­ma­li­gen Grund­stück­en jüdis­ch­er Alteigen­tümer aus der Naz­izeit. Und es ging um den Vor­wurf des Anti­semitismus gegen hiesige Richter und Beamte. 

“Ich bin unschuldig”, sagte der Angeklagte Peter Y. Son­nen­thal am Ende
sein­er fast zweistündi­gen Erk­lärung vor der 7. Strafkam­mer. Der 49-jährige
Amerikan­er wurde bere­its im April 2002 zu ein­er Geld­strafe von 13 500 Euro
verurteilt — wegen übler Nachrede. Er hat­te in einem Fernsehinterview
behauptet, zwei Pots­damer Ver­wal­tungsrichter und das Amt zur Regelung
offen­er Ver­mö­gens­fra­gen wür­den die Rück­gabe der von den Nazis geraubten
Grund­stücke an die Erben absichtlich verzögern. Er hat­te dies als
“anti­semi­tis­che Verzögerungsstrate­gie” beze­ich­net und die Juris­ten sog­ar mit
Hitler und Roland Freissler, dem Präsi­den­ten des NS-Volksgerichtshofes,
verglichen. 

Son­nen­thal — selb­st Anwalt in Den­ver, Col­orado — wollte das Urteil nicht
akzep­tieren. Er bestre­it­et nicht, die Aus­sagen getrof­fen zu haben, aber er
bestre­it­et, dass es eine Straftat war. Er habe lediglich das auch in
Deutsch­land ver­fas­sungsmäßig garantierte Recht auf freie Meinungsäußerung
wahrgenom­men. Deshalb ging er in Beru­fung und will freige­sprochen werden. 

Doch nicht nur er sieht das alte Urteil als falsch an. Auch Staatsanwalt
Peter Petersen wollte es nicht akzep­tieren und forderte eine härtere Strafe.
“Es geht hier nicht um eine Mei­n­ungsäußerung, son­dern um eine falsche
Tat­sachen­be­haup­tung”, sagte er. 

Gle­ich zu Beginn der Ver­hand­lung forderte der Anwalt des Amerikan­ers einen
Freis­pruch. “Wir leben, Gott sei Dank, in einem Land, in dem die
Mei­n­ungs­frei­heit ein sehr hohes Rechtsgut ist”, sagte Robert Unger, der
früher auch schon Egon Krenz vertreten hatte. 

Son­nen­thal sagte. “Ich bin ein sorgfältiger Anwalt.” In Ameri­ka gebe es
über­haupt keine Ein­schränkun­gen für die Rede­frei­heit. “Meine Erk­lärung wäre
nach der US-Ver­fas­sung völ­lig legal.” Als er im Jahr 2001 glaubte, dass bei
der Rück­über­tra­gung kein fair­er Prozess mehr möglich sei und die Gerichte
die Rück­gabe verzögern, habe er provozieren wollen. “Ich wollte die
stärk­st­mögliche legale Äußerung, um Entschei­dun­gen zu erre­ichen”, sagte er.
Sein dama­liger Anwalt habe gesagt, dass der Vor­wurf des Anti­semitismus gegen
die Richter unprob­lema­tisch sei, solange klar wird, dass es sich um eine
per­sön­liche Mei­n­ungsäußerung handele. 

Richter empört

Der ange­grif­f­ene Jurist Wil­fried Hamm sagte vor Gericht: “Ich fühlte mich
nicht nur in mein­er Ehre getrof­fen.” Auch die Vor­würfe, er hätte
Rück­über­tra­gungs­fälle verzögert, sei völ­lig falsch. Am meis­ten ärg­ert ihn,
dass er als Anti­semit beze­ich­net wurde. “Meine Groß­mut­ter war jüdischen
Glaubens, wurde ver­fol­gt und musste unter­tauchen”, sagte er. Sein Vater war
im aktiv­en Wider­stand gegen die Nazis. “Tol­er­anz ist mir eingetrichtert
wor­den, im pos­i­tiv­en Sinne”, sagte Hamm. Er selb­st beteilige sich seit
Jahren aktiv an der Aufar­beitung der Ver­strick­ung deutsch­er Juris­ten in der
NS-Zeit. 

Son­nen­thal wurde freige­sprochen. Das Gericht befand, dass er von seinem
Anwalt falsch berat­en wor­den war und mit sein­er Erfahrung der totalen
Rede­frei­heit in den USA nicht wis­sen kon­nte, dass er in Deutsch­land eine
Straftat begeht.

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Mitgliederschwund bei rechtsextremen Parteien

Worin die Sicher­heit­sor­gane Bran­den­burgs ihren Haupt­feind erblick­en, ist zur Zeit unklar. Ein­er Mit­teilung von Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) zufolge ist nach dem 11. Sep­tem­ber 2001 der Ter­ror­is­mus islamistis­ch­er Grup­pen «auf
abse­hbare Zeit die stärk­ste Her­aus­forderung» für die Sicher­heit­sor­gane. Auf der anderen Seite bleibe der Recht­sex­trem­is­mus in sein­er mil­i­tan­ten Aus­bil­dung die «unmit­tel­bar gefährlich­ste Spielart des Extrem­is­mus in
Brandenburg» . 

Zum einen ist es laut Schön­bohm gelun­gen, recht­sex­trem­istis­che Organ­i­sa­tio­nen zu schwächen. «Der organ­isierte Recht­sex­trem­is­mus befind­et sich im Nieder­gang.» So ver­füge die im Jahr 2000 ver­botene Skin­heador­gan­i­sa­tion «Blood & Hon­our» inzwis­chen auch in Bran­den­burg über
keine sta­bilen Struk­turen mehr. Nicht zulet­zt an sink­enden Mit­gliederzahlen lasse sich diese Entwick­lung able­sen. Die drei recht­sex­trem­istis­chen Parteien NPD, DVU und die Repub­likan­er hät­ten alle­samt Rück­gänge hinnehmen
müssen. 

Zum anderen ist das Kern­prob­lem des Recht­sex­trem­is­mus in Bran­den­burg nach Schön­bohms Darstel­lung jedoch nicht gelöst. Es han­dle sich um eine «Kom­bi­na­tion aus Frem­den­feindlichkeit und jugendlich­er Gewaltbereitschaft». 

Die meis­ten poli­tisch motivierten Gewalt­tat­en wür­den von Jugendlichen began­gen, die «kein­er Organ­i­sa­tion, son­dern gewalt­bere­it­en Jugend­cliquen angehören». 

Solche in der Sub­kul­tur der Skin­heads heimis­che Cliquen gebe es in zahlre­ichen Orten Bran­den­burgs. «Diese Szene zeigt trotz hoher Fluk­tu­a­tion keine Auszehrungser­scheiun­gen.» Schön­bohm hob her­vor, dass die poli­tisch motivierten Gewalt­de­lik­te im recht­sex­trem­istis­chen Bere­ich im ver­gan­genen Jahr leicht zurück­ge­gan­gen seien. Von 81 erfassten Delik­ten (Vor­jahr 87) in dieser Sparte seien 52 frem­den­feindlich und vier anti­semi­tisch geprägt
gewe­sen. Dies ver­weise auf das andauernde Haupt­prob­lem: «Es sind die durch dumpfen Aus­län­der­hass geprägten Tathand­lun­gen von über­wiegend Jugendlichen und Heranwachsenden.» 

Auch die Kar­ri­eren in solchen Grup­pen sind keine neuen. Laut Schön­bohm vol­lzieht sich der Ein­stieg für die recht­sex­trem­istisch geprägte Jugend­szene meist über die Skin­head­musik. Mit­tels der «häu­fig nationalistischen,
ras­sis­tis­chen und men­schen­ver­ach­t­en­den Texte» werde der recht­sex­trem­istis­che Nach­wuchs geködert. 

«Musik, Alko­holmiss­brauch und Grup­pen­dy­namik verbinden sich zu ein­er hochex­plo­siv­en Mix­tur.» Sie ent­lade sich in spon­ta­nen Gewalt­tat­en, die sich poten­ziell gegen jed­er­mann richt­en kön­nen, ins­beson­dere aber Per­so­n­en tre­f­fen, die dem Feind­bild der Szene entsprechen: Fremde, Linke sowie auch
Obdachlose.

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Schönbohm will schlichten

POTSDAM — Der CDU-Lan­deschef und Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm will den
Stre­it über den Wieder­auf­bau der Pots­damer Gar­nisonkirche schlicht­en. Am 6.
Sep­tem­ber werde er mit einem Kom­pro­missvorschlag in die Jahresversammlung
der Tra­di­tion­s­ge­mein­schaft Pots­damer Glock­en­spiel (TPG) gehen, sagte der
Min­is­ter gestern. 

Nicht ohne Pikan­terie ist Schön­bohms Engage­ment im Ver­hält­nis zum
SPD-Min­is­ter­präsi­den­ten. Matthias Plat-zeck habe “keine Funk­tion in dem
Zusam­men­hang”, sagte der Vize-Regierungschef. Platzeck hat­te sich am
ver­gan­genen Woch­enende erneut zum Konzept der Evan­ge­lis­chen Kirche für ein
“Inter­na­tionales Ver­söh­nungszen­trum Gar­nisonkirche” bekan­nt und die
Gegen­seite vor “Eng­stirnigkeit” gewarnt. Schön­bohm dage­gen, dem gestern vor
Jour­nal­is­ten ein “Wir, die TPG” her­aus­rutschte, will das Versöhnungszentrum
an ander­er Stelle ver­wirk­licht sehen. 

Bere­its vor zwei Jahren hat­te der Innen­min­is­ter die Schirmherrschaft für die
Rekon­struk­tion des 1968 gesprengten Gotte­shaus­es über­nom­men — für die
Stiftung Preußis­ches Kul­turerbe, die der Tra­di­tion­s­ge­mein­schaft nahe steht.
Deren Vor­sitzen­der Max Klaar macht die Freiga­be der Wieder­auf­baus­penden von
5,7 Mil­lio­nen Euro vom Verzicht der Kirche auf die Segnung
gle­ichgeschlechtlich­er Part­ner­schaften, auf Kirchenasyl und auf die Beratung
von Wehr­di­en­stver­weiger­ern abhängig. Auch Schön­bohm warnte, die Kirche könne
sich “durch modis­che Trends vom Glauben entfernen”. 

Trotz dieser Nähe weist der Ex-Gen­er­al Zweifel an sein­er Eig­nung als
Mod­er­a­tor demon­stra­tiv zurück. Er werde sich nicht vere­in­nah­men lassen. “Ein
gestalt­los­er Mod­er­a­tor kann es nicht mehr brin­gen”, sagte Schön­bohm mit
Ver­weis auf zwei gescheit­erte Vorgänger. Bun­deswehr-Seel­sorg­er Werner
Krätschell hat­te vor einem Jahr ent­nervt das Hand­tuch gewor­fen, sein
Nach­fol­ger Wieland Eschen­burg ist als Bürochef von Ober­bürg­er­meis­ter Jann
Jakobs (SPD) inzwis­chen selb­st Partei gewor­den, da sich sein Dienstherr
kür­zlich “vor­be­halt­los” auf die Kirchen­po­si­tion fest­gelegt hat. Zunächst
muss Schön­bohm die von der TPG abge­broch­enen Gespräche wieder in Gang
brin­gen. Dazu lädt er für den 3. Juli ein. Am 18. August soll der Kompromiss
for­muliert werden.

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Rechte prügelten am Herrentag

Wie erst jet­zt bekan­nt wurde, kam es an Him­melfahrt zu einem recht­en Über­griff bei Neuen­hagen (in der Nähe von Bad Freien­walde). Eine Gruppe etwa sieben alter­na­tiv ausse­hen­den Jugendlichen grillte und feierte den ganzen Tag über am Strand des Debbe­sees. Nach einiger Zeit park­te ein mit Recht­en beset­ztes Auto nur wenige Meter weit ent­fer­nt von der feieren­den Gruppe. Die Recht­en pöbel­ten und hörten laut Naz­imusik, bericht­en Zeu­gen des Vorfalls. 

Die Sit­u­a­tion blieb den­noch lange Zeit friedlich, bis am Abend weit­ere Rechte — offen­bar per Mobil­tele­fon her­beigerufen — vor Ort erschienen. Sogle­ich fin­gen die nun etwa 15 bis 20 Nazis an, auf die Gruppe der von ihnen als “Zeck­en” iden­ti­fizierten Jugendlichen einzuprügeln. Die Bilanz der Schlägerei: ein ver­let­zter Nazi und ins­ge­samt drei Ver­let­zte unter den Ange­grif­f­e­nen — ein Opfer erlitt einen Nasen­bein­bruch, der operiert wer­den musste, ein weit­er­er eine Gehirn­er­schüt­terung. Schätzungsweise eine Stunde nach dem Angriff traf die Polizei ein. Die Haupt­täter waren zu diesem Zeit­punkt — so die Zeu­gen — schon ver­schwun­den, einige andere Rechte aber noch vor Ort. Ob die Polizei deren Per­son­alien auf­nahm oder sie zum Geschehen befragte, ist nicht bekan­nt. Anzeige wegen des Über­griffs wurde erstattet.

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Alternativ-Uni in Potsdam — erste Eindrücke

(Indy­media) Gestern öffnete in Pots­dam die Alter­na­tiv-Uni ihre Tore. Knapp eine Woche lang sollen hier neben der Kri­tik am Beste­hen­den auch Alter­na­tiv­en, Utopi­en aber auch ganz realpoli­tis­chen Lösungsan­sätzen disku­tiert, ken­nen­gel­ernt und teil­weise auch pro­biert wer­den. Die Idee ent­stand aus der Erken­nt­nis her­aus, daß Protest allein keine Verän­derung bringt. Sei er auch noch so fan­tasievoll, fröh­lich, mil­i­tant, sym­bol­isch und was auch immer. Ohne Alter­na­tiv­en, Utopi­en und prak­tis­chen Ansätzen sind die
meis­ten Kämpfe ohne Erfolg… 

Web­seite der [alter­na­tivu­ni]

Pro­gramm (als PDF-Datei) 

Hier begin­nt die Alternativ-Uni

Achtung sie ver­lassen die Alter­na­tiv-Uni und betreten Loscheldhausen

ein Trans­par­ent

Ver­anstal­tung zu Stu­di­enge­bühren mit einem Vertreter der CHE

Vor­lesung zu Beuys und die “Freie Inter­na­tionale Universität”

Nicht gelang­weilt, son­dern von der Hitze geschafft

Hier wer­den Radiosender gebastelt — kostet nur ein paar Euro sowas 🙂

Stu­pa-Prä­sid­i­um wird vom Deutsch­landra­dio interviewt

das Plakat

(Anmerkun­gen zu den Bildern:

Loschelder ist der Name des Rek­tors der Uni­ver­sität Potsdam

CHE: Cen­trum für Hochschu­len­twick­lung der Ber­tels­mann-Stiftung. Diese treiben die Kom­merz­e­ri­al­isierung der Bil­dung wesentlich voran. Bei der Diskus­sion erwäh­nte der Vertreter des Aktions­bünd­nis gegen Stu­di­enge­bühren (ABS) übri­gens, daß die “Volk­swirtschaft” als Ganzes reich­er ist als je zuvor und das “Argu­ment”, es sei kein Geld da, eine Lüge ist. Weit­er wurde bemerkt, daß bere­its jet­zt ein Studi­um die Studieren­den zwis­chen 40.000 und 60.000 Euro koste.)

Work­shops, Sem­i­nare, Diskus­sio­nen und ein Markt der Möglichkeit­en befassen sich mit The­men wie Kon­sen­zdemokratie, Bet­za­v­ta (Meth­ode zur Tol­er­anz­erziehung, entwick­elt in Kib­buzen), alter­na­tive Ökonomie, Medi­enkom­pe­tenz und Medi­en sel­ber­ma­chen, alter­na­tive Bil­dungsan­sätze, Geschlechter­rollen und Bil­dung, Wirtschaft und Bil­dung, Wis­senschaft­skri­tik, GATS und so weiter. 

Für die Alter­na­tiv-Uni wurde eine kleine Zelt­stadt auf dem Cam­pus der Fakulk­tät am Neuen Palais errichtet. Das Wet­ter meint es lei­der fast zu gut mit der Alter­na­tiv-Uni: Bei 32 bis 34 Grad war der gesamte Cam­pus schon seit dem späten Vor­mit­tag ver­waist. Die meis­ten zogen es vor, im Park oder an den vie­len Bran­den­burg­er Seen zu liegen. 

Entsprechend wenig Men­schen waren an den ersten bei­den Tagen der Alter­na­tiv-Uni anwe­send. Hinzu kommt, daß beson­ders in Pots­dam kein­er­lei poli­tis­ches Bewusst­sein in der Studieren­de­schaft existiert und viele mit ein­er Suche nach ein­er “besseren Welt” nichts anfan­gen kön­nen, wo sie doch kein­er­lei Kri­tik an den Ver­hält­nis­sen haben/kennen. Dieses Bewusst­sein zu weck­en ist eines der Ziele der Alternativ-Uni.

Links

zu alter­na­tiv­en Bildungsansätzen 

Die Volks-Uni Berlin — Ein­er der ältesten Ansätze für alter­na­tive Bildung 

Volx-Uni-Seite des Social Forum Tübingen

AK Alter­na­tive Uni der Uni-Bonn

Pro­jekt “Alter­na­tive Hochschule” der RLS

Weit­er­bil­dungsin­sti­tut an der Hochschule für Wirtschaft und Poli­tik Hamburg

Inter­na­tionale Fraue­nuni­ver­sität (ifu)

AG “Bil­dungspoli­tik auch außer­halb der Uni”: BUG-Read­er / Doku­men­ta­tion der Arbeitsgruppen

Wolf-Dieter Narr: Wider die rest­lose Zer­störung der Universität

In Argen­tinien und Ital­ien wo im Gegen­satz zu Deutsch­land eine soziale Bewe­gung existiert gibt es eben­falls sehr erfol­gre­iche Umset­zun­gen von alter­na­tiv­en Universitäten. 

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Streit am Dreke-Ring

Mon­tagabend geri­eten kurz vor 22
Uhr am Pren­zlauer Georg-Dreke-Ring mehrere Per­so­n­en in Stre­it. Zeu­gen beka­men die Sache mit und informierten die Polizei, als die Auseinan­der­set­zung offen­bar eskalierte. 

Betrof­fen waren ein indis­ch­er Staats­bürg­er und dessen deutsche Ehe­frau, die auf dem Gehweg spazieren gin­gen. Von einem Balkon aus beschimpfte und bedro­hte ein 23-jähriger alko­holisiert­er Mann die bei­den. Aus­län­der­feindliche Sprüche gehörten eben­falls dazu. Als der Mann aus der Woh­nung nach unten kam und offen­sichtlich gegen den ebenfalls
unter Alko­holein­wirkung ste­hen­den Inder vorge­hen wollte, wehrte sich dieser und ver­let­zte den 23-Jähri­gen am Kopf.
Polizeikräfte been­de­ten schnell die Auseinan­der­set­zung zwis­chen den angetrunk­e­nen Män­nern. Seit gestern laufen bei der Krim­i­nalpolizei in Pren­zlau Vernehmungen von Zeu­gen, Beteiligten sowie des Beschuldigten. 

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Neue Inforiot-Aufkleber

Neue Infori­ot-Aufk­le­ber
Anse­hen und bestellen

Soeben sind neue Wer­beaufk­le­ber für Infori­ot erschienen. Hier kannst du einen Blick auf einige der Motive wer­fen. Wenn du Inter­esse daran hast, kön­nen wir dir gerne einen Stapel der Stick­ers zuschick­en: Schick ein­fach einen Brief mit dein­er Adresse und einem Fünf-Euroschein an: 

Inforiot

c/o Mittendrin

Schinkel­straße 15a

16816 Neuruppin 

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Inforiot