WITTSTOCK Neuruppins Staatsanwaltschaft hat nach neuesten Informationen eine Belohnung von 2000 Euro für Hinweise auf die gesuchten Mittäter vom Überfall auf zwei Rußlanddeutsche ausgesetzt. Insbesondere wird nach den vermutlich zwei Mittätern des bereits in Haft sitzenden 20 Jahre
alten Tatverdächtigen gefahndet. Es wird wegen versuchten Totschlags ermittelt. Von den Komplizen fehlt weiter jede Spur.
Autor: redax
Nazidemo am 8.Mai in Wittstock
Für jeden Marschierer ein Polizist
Rechte marschierten im Fackelschein auf dem Wittstocker Marktplatz
WITTSTOCK Am Tag der Befreiung und der Niederlage des Faschismus in Deutschland vor 56 Jahren fand in Wittstock eine Abend-Demonstration der sogenannten Aktionsgemeinschaft “Rechts hat Vorfahrt” statt. 56 Teilnehmer hatten sich dazu auf dem Bahnhofsvorplatz versammelt und sind unter Polizeischutz in die Innenstadt marschiert.
Auf dem Bahnhofsvorplatz, am Ehrenfriedhof für die “gefallenen Sowjetsoldaten”, hatte kurz vorher eine “stille” Kranzniederlegung stattgefunden. Diese Veranstaltung war von dem Wittstocker PDS-Gebietsvorstand organisiert. Dazu waren auch andere Wittstocker eingeladen. Doch von denen interessierte sich wohl niemand für die Einladung zur Gruppenveranstaltung. So verharrte eine Handvoll PDS-Mitglieder alleine im schweigenden Gedenken auf dem Ehrenfriedhof am Wittstocker Bahnhof.
Drei Stunden später versammelten sich dort die Teilnehmer der angemeldeten Rechten-Demo. Sie kamen nicht mit der Abordnung vom Wittstocker PDS-Gebietsvorstand in Berührung.
Zwischenzeitlich hatte sich nur die Polizei- und Bundesgrenzschutz-Präsenz am Bahnhof verstärkt. Kurz nach 20 Uhr fanden sich die ersten Demonstranten der Aktionsgemeinschaft “Rechts hat Vorfahrt” auf dem Bahnhofsvorplatz ein. Grüppchenweise hatten sich einige schon vorher hinter der Wittstocker Bischofsburg verabredet.
Ihr Marsch in die Wittstocker Innenstadt und die ebenfalls angemeldete Kundgebung unter dem Motto “Schluss mit der Befreiungslüge” auf dem Wittstocker Marktplatz waren beim Polizeipräsidium Oranienburg angemeldet.
Gegen 21 Uhr marschierte die Gruppe vom Bahnhof los. 56 Teilnehmer hatte die Polizei gezählt. Parallel waren 56 Beamte zur Sicherung eingesetzt, die den Fackelmarsch, die Kundgebung und den Rückweg der Gruppe sicherte.
Auf dem Marktplatz wurde eine zehnminütige Kundgebung abgehalten. Wittstocker ließen sich auch vom Fackelschein nicht blenden und reagierten nicht auf die rechte Ansammlung.
Der Aufzug wurde nach Polizeiangaben von den Wittstockern ignoriert und sei störungsfrei verlaufen. “Straftaten und Ordnungswidrigkeiten wurden nicht festgestellt”, so die Polizei.
Das Ende eines Obelisken
Daß der 8. Mai 1945 in Deutschland tiefe Spuren hinterlassen
hat, ist unbestritten. Jahrzehntelang standen allerdings
Begriffe wie Befreiung, oder Stunde Null, Zusammenbruch oder
Niederlage nicht nur für konträres Geschichtsverständnis,
sondern auch für entgegengesetzte Gesellschaftsmodelle. Mit
dem Ende der DDR — ironischerweise unter tatkräftiger Mithilfe
von Erben der sowjetischen Kriegsgeneration herbeigeführt -
hielt auch die Umschreibung von Geschichte in die geläufige
westdeutsche Lesart Einzug in Ostdeutschland Einzug. Die
Beispiele dafür sind, beginnend bei der Beseitigung von
Straßennamen über die Bereinigung von Ehrenbürgerlisten bis
zur Umwidmung von ungeliebten Denkmalanlagen, fast schon
Legion. Ein jüngstes Beispiel lieferte dieser Tage die
Kleinstadt Treuenbrietzen im brandenburgischen Landkreis
Teltow-Fläming. Dort machte erst im vergangenen Monat der
Abrißbagger dem Obelisken zu Ehren der gefallenen
Sowjetsoldaten den endgültigen Garaus.
Vorausgegangen war diesem demokratisch bemäntelten Akt
von Friedhofs- bzw.- Denkmalschändung — im konkreten Fall
läßt sich auch Umschreibung der Geschichte dazu sagen -
ein jahrelanger Eiertanz in der Stadtverwaltung, über den
junge Welt seinerzeit ausführlich berichtete; damals allerdings
noch mit der leisen Hoffnung, daß die historische Vernunft
letztlich die Oberhand behalten könnte. Doch weder die
mahnenden Stimmen der örtlichen Opposition noch aus der
Russischen Botschaft, weder das Beispiel anderer Kommunen
in der Region noch die Intervention von Historikern oder gar
Bundestagsabgeordneten konnten die eifernden
Denkmalstürmer bremsen.
Der Obelisk, jahrzehntelang Mittelpunkt des sowjetischen
Ehrenfriedhofs mit einem Gräberfeld für 400 Rotarmisten,
gehörte zu einer Gesamtanlage, in der auch der Toten
früherer Kriege gedacht wird. Ihrem Gedenken stand der Stein
mit dem Roten Stern obenauf nach Meinung des örtlichen
Heimatvereins wie der quasi angeschlossenen
Stadtverwaltung im Wege. Seit Mitte der 90er Jahre wurde
deshalb auf seine Beseitigung hingearbeitet, zunächst unter
dem Schlagwort »Sanierungsbedarf«. Unter dem Vorwand
irreparabler Baufälligkeit — ausgewiesen durch ein Gutachten,
das keines war — sollte der Denkmalschutz, unter dem
Anlagen wie diese auch gemäß zentraler deutsch-russischer
Vereinbarungen stehen, ausgehebelt werden. »Der Obelisk«,
so die obskure Logik des damaligen Bürgermeisters Karsten
Cornelius im Dezember 1998 gegenüber jW, müsse ja »dem
Gutachten zufolge komplett abgetragen werden, um saniert zu
werden. Damit ist er kein Denkmal mehr.« Proteste nicht nur
aus der Russischen Botschaft sorgten dafür, daß der 1998
begonnene Abriß umgehend wieder eingestellt werden mußte.
Doch über alle Gegengutachten, Einwände und Vorschläge
zur Sanierung (die übrigens billiger zu haben gewesen wäre
als der nun vollendete Abriß) hinweg behielten
Stadtverwaltung und der deutschtümelnde Heimatverein die
Oberhand. Beobachter sprechen von einer
»Nacht-und-Nebel-Aktion«.
An Stelle der sowjetischen Gräber soll sich dem zuständigen
Landschaftsgestalter zufolge nur noch eine anonyme
Efeufläche ausbreiten und damit den Toten ihre Identität
nehmen. An die einst hier zur letzten Ruhe Gebetteten wie den
Helden der Sowjetunion Fedor Schartschinski, gefallen bei der
Befreiung des Zwangsarbeiterlagers für die Munitionsfabrik
Treuenbrietzen, Werk A, wird künftig kein Hinweis mehr
erinnern: »Geschichte von ihrer schwärzesten Seite«, heißt es
dementsprechend in einem Leserbrief aus dem »politischen
Krähwinkel« namens Treuenbrietzen kommentierend. Dafür ist
der Blick auf die deutschen Krieger von 1870, 1914 und 1939
nun wieder unverstellt — und zeitgemäß, wie die derzeitige
Weltlage, bundesdeutsche Kriegsbeteiligung inklusive,
erahnen läßt.
Diee Bremer Hooligan-Band Kategorie C (KC) plant für den 10.Mai 2002 ein
Konzert in Berlin.
Am 11. Mai 2002 findet das Endspiel im DFB-Pokal im Berliner Olympiastadion
und die “1. gemeinsame Demo aller Fußballfans” zum “Erhalt der Fankultur” am
Alexanderplatz statt.
Konzerte der Band Kategorie C sind regelmäßig Treffpunkte rechtsextremer
Hooligans und Neonazis.
Seit mehreren Wochen wird von der Bremer Band Kategorie C (KC) ein Konzert
in Berlin angekündigt.
KC stellt sich als unpolitische Hooligan-Band dar, verfügt aber über
personelle und strukturelle Kontakte bis in die offen neonazistische Szene.
Hier nur zwei Beispiele aus der jüngsten Zeit:
Am 31. März 2001 spielten KC auf einer Party zum 20.Geburtstag der
Dortmunder Neonazi-Hooltruppe Borussenfront um Siegfried Borchardt.
Die letzte CD der Gruppe mit dem Titel “Hungrige Wölfe” ist bei dem
Chemnitzer Label PC-Records erschienen, das zu dem neonazistischen
Ladengeschäft und Versand Backstreet Noise gehört.
In ähnlicher Gesellschaft befindet sich KC auch auf dem Sampler “Die
Deutschen kommen II”. Zu der indizierten Musiksammlung steuerten neben der
Hooligan-Band auch Gruppen wie Landser, Stahlgewitter und Nahkampf Songs
bei.
Das neonazistische Spektrum findet sich daher auch regelmäßig auf den
Konzerten der Band ein.
Aus diesem Grund haben andere Bands in der Vergangenheit gemeinsame Konzerte
mit KC abgesagt.
Das Ordnungsamt in Dallgow bei Berlin hat den bisher geplanten
Veranstaltungsort für das Konzert am 10.5.2002 gekündigt (Stand v. 7.5.02).
Nach allen bisherigen Erfahrungen ist jedoch damit zu rechnen, dass von den
Veranstaltern ein Ausweichort gesucht wird.
“Fankultur” mit oder ohne Neonazis?
Kategorie C stellt auf ihrer Homepage selber den Bezug zu der am 11.5.02
statt findenden Fan-Demo her. Sie präsentieren ihr geplantes Konzert als
eine von mehreren Veranstaltungen, darunter auch das alljährliche Fan-Finale
am 10.5.02.
Neonazis und Rechtsextreme bemühen sich seit Jahrzehnten, in den Stadien
eine rassistische Stimmung zu etablieren. Dagegen kämpfen Faninitiativen
gegen Rechts in vielen Städten, so aktuell durch die Wanderausstellung
Tatort Stadion, die Rassismus und Diskriminierung im Fußball thematisiert.
Dazu Hannes Ritter, Mitarbeiter des apabiz: “Das geplante KC-Konzert ist ein
Hinweis darauf, dass sich auch rechtsextreme und neonazistische “Fans” an
der Demonstration am 11.5.02 beteiligen wollen. Entsprechende Aufrufe
kursieren innerhalb der Szene, u.a. auch im Internet.
Wir fordern daher die Veranstalter der Fan-Demo sowie alle nicht-rechten
Fan-Initiativen auf, sich von solchen Vereinnahmungsversuchen von Rechts
deutlich zu distanzieren. Eine Demonstration, auf der Rechtsextreme und
Neonazis mitlaufen, kann keine Werbung für Fan-Kultur sein.
apabiz — antifaschistisches presse-archiv und bildungszentrum berlin e.v.
lausitzerstr. 10, 10999 berlin. tel/fax ++49 — (0)30 — 6116249.
Gesichter und Namen statt blinder Flecken
“Anschläge” — eine neue Ausstellung am Bauzaun der Topographie des Terrors — eröffnet. Sie dokumentiert Rechtsextremismus und Rassismus in Deutschland seit 1990.
Auf das Konto von Neonazis gehen über hundert Tote
Die Gesichter der drei Männer auf den schwarzweißen Fotos am Bauzaun der Topographie des Terrors könnten nicht unterschiedlicher sein. Ein junger Punk im Profil, dem die Haarsträhne übers Auge fällt. Ein 60-jähriger Rentner mit sorgfältig gestutztem Oberlippenbart, der dem Betrachter offen entgegenlächelt. Und ein Berliner Sozialhilfeempfänger, dessen skeptischer Blick von einer wilden Lockenmähne eingerahmt wird. Falko Lüdtke, Helmut Sackers, Dieter Eich — drei von 119 Todesopfern rechter Gewalt seit der Wiedervereinigung, die in der gestern eröffneten Ausstellung “Anschläge” von Studierenden der Kunsthochschule Weißensee dokumentiert werden. Drei Männer, deren Lebens- und Todesumstände den Vorübergehenden in kurzen Sätzen auf Deutsch und Englisch auf den blauen Tafeln entgegenspringen.
Drei von Neonazis innerhalb von vier Wochen begangene Tötungsdelikte aus dem Jahr 2000: Helmut Sackers wurde am 29. April 2000 im sachsen-anhaltischen Halberstadt im Treppenhaus eines Plattenbaus erstochen. Der engagierte Sozialdemokrat hatte zuvor die Polizei gerufen, weil der spätere Täter laute Neonazimusik, darunter das Horst-Wessel-Lied, gespielt hatte. Knapp drei Wochen später wird am 25. Mai in Berlin-Buch der Sozialhilfeempfänger Dieter Eich von vier Naziskins in seiner Wohnung zusammengeschlagen und erstochen. Als Motiv nennen die Täter, die zuvor an Kameradschaftsabenden des notorischen Neonazis Arnulf Priem teilgenommen hatten, sie wollten “einen Assi klatschen”. Sechs Tage nach dem Tod von Dieter Eich wird in Eberswalde am 31. Mai der 22-jährige Punk Falko Lüdtke überfahren, als ihn ein Rechter bei einer Prügelei auf die Straße stößt. Falko Lüdtke hatte ihn zuvor wegen des offensichtlicher Hakenkreuz-Tätowierung verbal kritisiert.
“Es geht es darum, dass die Toten namhaft gemacht werden,” sagt Andreas Nachama, Leiter der Stiftung Topographie des Terrors. Mit wenigen Worten spannt er dann einen Bogen zwischen der sich seit nunmehr sieben Jahren hinziehenden Auseinandersetzung um die Neugestaltung der Topographie, deren Fertigstellung bis Mai 2005 Nachamas Worten nach erneut gefährdet ist, und dem politischen Umgang mit den Folgen rechtsextremer Gewalt. “Verdrängung, Wegsehen, an den Rand drängen, verleugnen”, sind Nachamas kritische Stichworte. “Oft sagen Besucher der Topographie, sie hätten die Bilder aus der Zeit des Nationalsozialismus noch nie gesehen.” Ähnliches gelte auch für die neuen Bilder, die bis zum 23. Juni gegenüber den früheren Zellenbauten der Gestapo am Bauzaun zu sehen sind.
Nur bei einem Drittel der Opfer rechter Gewalt ist es Ausstellungsmacherin Rebbeca Forner gelungen, Fotos zu finden. “Blinde Flecke”, dokumentiert durch schwarzweiß gerasterte Platten, verweisen auf diese Schwierigkeit. Daneben hängen Spiegel, versehen mit den Unterschriften “Täter”, “Opfer” und “Zuschauer”, “vor denen sich die Vorbeigehenden die Frage stellen können, welche Rolle sie einnehmen können”, erklärt die Studentin der Kommunikationswissenschaften. Mit Postkarten aus allen Regionen Deutschlands, die unter den Fotos der Toten “das Image Deutschlands nach Außen” symbolisieren, will Rebecca Forner daran erinnern, “dass die Realität rechter Gewalt überall in Deutschland stattfindet”. Andere Aspekte dieser Realität zeigen die Arbeiten von sechs weiteren Studenten und Studentinnen, die sich mit Rassismus in der Alltagssprache, rechter Präsenz im Internet, der Berliner Flüchtlings- und Ausländerpolitik und der Angst von Nichtdeutschen in Alltagssituationen beschäftigen.
Auch wenn die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung die Ausstellung “Anschläge” finanziell fördert: Der Umgang des Berliner Senats mit den Todesopfern rechter Gewalt in der Stadt sei “eine Geschichte der Verdrängung”, sagt ein Sprecher der Autonomen Antifa Nordost. Denn Dieter Eich wird in keiner offiziellen Statistik als Opfer neonazistischer Gewalt anerkannt. Das will ein Bündnis aus Obdachloseninitiativen, Antifagruppen sowie Opferorganisationen ändern. Am 25. Mai, dem zweiten Todestag von Dieter Eich, rufen sie zu einer Demonstration in Berlin-Buch auf.
Weitere Infos: <a href=“http://www.anschlaege.de/
“>http://www.anschlaege.de/
Brandenburg lässt drei CDs auf Index setzen
Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften hat auf Antrag des brandenburgischen Bildungsministeriums drei rechtsextreme Musik-CDs bundesweit auf den Index gesetzt. Die Polizei habe zuvor die CDs beschlagnahmt, teilte das Ministerium mit. Dabei handelt es sich um CDs der Bands White Wolf, Angry Aryans und Amalek. Es beantragte ihre Indizierung im Februar dieses Jahres. (dpa/BLZ)
Weitere Informationen unter www.jugendschutz.net
Die rechtsextreme Szene in Brandenburg und Deutschland verwendet immer mehr Zeichen und Symbole zur Darstellung ihrer Gesinnung. “Der Bilder- und Zeichenvorrat hat in den vergangenen Jahren den Charakter einer politischen Jugendsprache angenommen”, sagte die Ethnologin Margitta-Sybille Fahr am Montag in Potsdam bei der Vorstellung einer Broschüre über rechtsextreme Ausdrucksformen, die das Mobile Beratungsteam (MBT) Tolerantes Brandenburg herausgegeben hat. Das Heft “Was steht an jedem Haus? — Ausländer raus!” informiert auf 80 Seiten über die Art der Rechtsextremen, ihre politische Einstellung nach außen hin sichtbar zu machen. Die Broschüre soll Lehrern, Eltern, Sozialarbeitern und Vereinen helfen, Zeichen rechtsextremer Jugendlicher frühzeitig zu erkennen. Das Heft kann bestellt werden in der MBT-Geschäftsstelle, Eisenhartstraße 13, 14469 Potsdam, Tel.: 0331/740 62 46. (ddp)
Weitere Infos im Internet unter www.mobiles-beratungsteam.de
WITTSTOCK/NEURUPPIN (dpa/bb) — Der bei einem brutalen Übergriff in Wittstock (Ostprignitz-Ruppin) schwer verletzte Aussiedler schwebte auch am Montag noch in
Lebensgefahr. “Der 24-Jährige hat schwerste innere Verletzungen erlitten”, sagte die Neuruppiner Staatsanwältin Lolita Lodenkämper der dpa. Ein 20 Jahre alter
mutmaßlicher Täter befindet sich in Haft. Nach zwei Mittätern wird gefahndet. Die drei Männer sollen zwei Russlanddeutsche am Samstagmorgen getreten haben, einer von
ihnen habe einen Feldstein auf den 24-Jährigen geworfen.
Nach Auskunft des zweiten Russlanddeutschen, der ebenfalls mit Verletzungen im Krankenhaus liegt, waren sie “unvermittelt von hinten angegriffen” worden. Für einen
fremdenfeindlichen Hintergrund der Tat gibt es laut Lodenkämper keine Hinweise. Der inhaftierte Verdächtige sei nicht als Anhänger der rechten Szene bekannt und auch
nicht vorbestraft. Der bei dem Übergriff erheblich alkoholisierte 20- Jährige gab in Vernehmungen an, sich an nichts erinnern zu können.
Nach bisherigen Erkenntnissen hatten die drei Angreifer zunächst auf einer Durchgangsstraße, die zu einer Gaststätte führte, auf ihre Opfer eingetreten. Anschließend habe
einer der Täter einen etwa 30 mal 40 mal 30 Zentimeter großen Feldstein mit voller Wucht auf den Oberkörper des 24-Jährigen geworfen. Angreifer und Opfer waren nach
Auskunft der Staatsanwaltschaft zuvor bei einer Techno-Disco in der Gaststätte gewesen. Der inhaftierte 20-Jährige sei an diesem Abend “auf Stunk” aus und sehr aggressiv
gewesen, meinte Lodenkämper.
Die Polizei hatte am Wochenende zunächst von einer tätlichen Auseinandersetzung zwischen Aussiedlern und mehreren anderen Personen gesprochen. Laut Lodenkämper
deutet inzwischen aber alles auf einen Angriff auf die Russlanddeutschen hin.
Nach Attacke in Lebensgefahr
WITTSTOCK (Berliner Morgenpost, 7.5.) Nach einem brutalen Angriff am Wochenende in Wittstock (Ostprignitz-Ruppin) schwebt ein 24-jähriger Aussiedler aus Russland noch immer in Lebensgefahr. Der 24-Jährige und ein weiterer Russlanddeutscher waren von drei Männern angegriffen worden. Einer von ihnen habe einen Feldstein auf das Opfer geworfen, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Ein 20-Jähriger befindet sich als mutmaßlicher Täter in Haft. Nach den zwei Mittätern wird gefahndet.
Umbauarbeiten am Server
Vom 9. bis 15. Mai wird der Server des Inforiot-Hosts neu installiert. Aus diesem Grund kann es zu zeitweiligen Ausfällen von Inforiot kommen. Wir bitten, diese zu entschuldigen. Per E‑Mail sollte Inforiot aber auch in dieser Zeit problemlos erreichbar sein.
Die Gruppe Kategorie C fungiert als Schnittstelle zwischen Fußballfans und Neonazis.
Für den 11. Mai steht nicht nur das Endspiel im DFB-Pokal im Berliner Olympiastadion und die “1. gemeinsame Demo aller deutschen Fußballfans” zum “Erhalt der Fankultur” am Alexanderplatz auf dem Programm. Die Bremer Hooligan-Band Kategorie C1 (KC) plant für den Vorabend ein Konzert im Volkshaus in Dallgow bei Berlin. Anlass genug, das Funktionieren der Schnittstellen zwischen Fußball-Hooligans und Neonazis am Beispiel der Band KC einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
“Politik ist Politik, und Fußball ist Fußball.” Die Mitglieder der Hooligan-Band KC werden nicht müde zu betonen, dass sie eine unpolitische Gruppe seien. Ihnen gehe es nur um Fußball, Schlägereien und Saufen, schreiben sie auf ihrer Homepage: “Wer mit KC nichts anfangen kann soll sich verpissen. Wir werden weiterhin das machen was wir wollen. Wir lassen uns vor keinen Karren spannen”.1 Die Realität sieht anders aus. Der Karren, vor den die Band gespannt ist, heißt Rechtsrock. Mindestens zwei Mitglieder von KC spielen auch in der neonazistischen Band Boots Brothers1 und der Blood & Honour-Vorzeigeband Nahkampf1, deren erste CD den inhaftierten Neonazis Christian Worch, Gottfried Küssel und Gerhard Lauck gewidmet war und die zuletzt eine Split-CD mit der russischen Neonaziband Kolovrat zu deutsch Hakenkreuz produzierte.
Der Sänger der Band KC, Hannes Ostendorf, ist für AntifaschistInnen kein Unbekannter. Im Oktober 1991 war Ostendorf an einem Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim im Bremer Stadtteil Schwachhausen beteiligt. Er und zwei andere Tatbeteiligte wurden im Mai 1992 zu einem Jahr und neuen Monat auf zweieinhalb Jahre Bewährung und je 20 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt.
Mit ihren Aktivitäten bewegt sich die Kategorie C in eindeutig rechten Gewässern: Die neueste CD der Gruppe mit dem Titel “Hungrige Wölfe” ist bei dem Chemnitzer Label PC-Records erschienen, das zu dem neonazistischen Ladengeschäft und Versand Backstreet Noise1 gehört und bei dem mittlerweile auch Nahkampf und Boots Brothers untergekommen sind. In guter Gesellschaft befindet sich KC auch auf dem Sampler “Die Deutschen kommen II”. Zu der indizierten Musiksammlung steuerten neben der Hooligan-Band auch Gruppen wie Landser, Stahlgewitter und Nahkampf Songs bei.
In der offiziellen Geschichtsschreibung von KC kommen die Aktivitäten bei Nahkampf und Boots Brothers ebenso wenig vor, wie die nicht gerade rare Beteiligung an Konzerten mit eindeutig neonazistischem Hintergrund. Im vergangenen Jahr fand in Chemnitz ein Solidaritätskonzert für “Kameraden” statt, die “wegen des Vertriebes einer bestimmten CD einer bekannten Berliner Band (Anm. d. A.: vermutlich ist Landser gemeint) angezinkt wurden”.1 KC traten hier zusammen mit der ungarischen B&H‑Band Archivum, den Leipzigern Solution und der lokalen Hooliganband Blitzkrieg auf. Der tschechischen Band Judenmord, die auch auf dem Konzert spielen sollte, wurde die Einreise nach Deutschland verwehrt. Am 12. Januar spielten die “unpolitischen” Hooligans zusammen mit den Pfälzer Buben einem Projekt der Macher des Mannheimer Neonazi-Fanzines Feldzug1 und den Berlinern Ascaris im Landgasthof Lochmühle im rheinland-pfälzischen Dreisen. Organisiert worden war das Event von Sascha Wagner, einem Mitglied des Landesvorstandes der Jungen Nationaldemokraten.1
In Bremen war für Anfang Februar ein Konzert mit der antirassistischen New Yorker Band Biohazard geplant. Nach Protesten von Antifaschisten bei dem Veranstalter wurde der Gig abgesagt. Auf der Homepage der Band hieß es dazu, dass der Schlagzeuger wegen Krankheit nicht spielen könne. Am 31. März spielten KC auf der Party zum 20.Geburtstag der Dortmunder Neonazi-Hooltruppe Borussenfront um Siegfried Borchardt.1 Für Anfang Mai war ein Konzert in Lüneburg mit der Berliner Band Ascaris angekündigt; am 10. Mai sollte das gleiche Konzert in Berlin stattfinden. Für beide Konzerte war auch die Berliner Band Troopers als Support angekündigt, die jedoch ihre Teilnahme absagte, nachdem sie von den politischen Hintergründen ihrer Kollegen erfahren hatte.
Dass die Konzerte von KC fast ausschließlich von Neonazis dominiert werden, stört bloß einen kleinen Anteil der Fans der Gruppe. Kommentare wie “dann besuch nicht die Konzerte” oder “solange es untereinander keinen Streß gibt” sind gängige Antworten auf ein kritisches Hinterfragen der Aktivitäten der Band im KC-Internetforum.