Knapp eine Woche nach zwei nächtlichen Überfällen in Frankfurt (Oder) sind zwei Jugendliche verhaftet worden. Die 19 und 21 Jahre alten Männer haben die Überfälle und weitere Taten gestanden, berichtete die Frankfurter Polizei am Montag. Sie sollen in der vergangenen Woche in der Nacht zum Dienstag zwei Passanten verprügelt haben. Ein 18-jähriger Deutscher und ein 29-jähriger Pole seien dabei erheblich verletzt worden.
Autor: redax
berliner morgenpost:
Prozess um Mord an Obdachlosem: Alle Angeklagten geständig
dpa Potsdam — Im Prozess um den Mord an einem Obdachlosen haben gestern alle fünf Angeklagten vor dem Potsdamer Landgericht Geständnisse abgelegt. Sie räumten ein, das 61 Jahre alte Opfer geschlagen und getreten zu haben. Als Motiv gaben die Männer im Alter von 17 bis 22 Jahren an, dass der Obdachlose eine Lektion erhalten und verjagt werden sollte. Ihre eigene Tatbeteiligung schwächten die Angeklagten jeweils ab. Das Opfer war kurze Zeit nach dem Überfall im August vergangenen Jahres an seinen Verletzungen gestorben.
Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft wollten die Angeklagten «grundlos Penner verprügeln, weil sie deren Lebensweise missachten». Dazu waren sie in den Bungalow eingedrungen, in dem sich der Obdachlose am Tatabend aufhielt. Vier der Männer sind wegen Mordes aus niederen Beweggründen angeklagt. Dem Jüngsten wird nur Totschlag zur Last gelegt, weil er laut Staatsanwaltschaft erst später dazu stieß und nichts von den Motiven der Anderen wusste.
Einer der Angeklagten — ein 21-Jähriger — räumte ein, das Opfer habe sich «irgendwann in die Hose gemacht». Daraufhin habe einer der Anderen gesagt: «Das machen Leute kurz vor dem Sterben.» Dennoch riefen sie nach Worten des 21-Jährigen nicht den Notarzt. Nachdem sie den Obdachlosen kontinuierlich geschlagen und getreten hätten, habe er geröchelt und geblutet, sei aber weiter geprügelt worden. Später, als der Angeklagte an den Tatort zurückkehrte, lag das Opfer noch immer reglos im Gebüsch. «Da wusste ich, wir sind zu weit gegangen», sagte der 21-Jährige.
Der 17-jährige Angeklagte gab an, sich mit den Anderen nach dem Überfall in der Wohnung des 22-Jährigen getroffen zu haben. Dabei habe dieser die Tat mit einem Lied der «Böhsen Onkelz» in Verbindung gebracht — «Du kannst 1000 Tode sterben» — und gesagt: «Den ersten Tod ist der Typ gestorben, als wir in den Bungalow kamen.» Nach Darstellung des jüngsten Angeklagten freute sich der 22-Jährige über die Einzelheiten der Tat und wie der Obdachlose geblutet habe.
Drei der Männer behaupten, vor dem Angriff jeweils zwischen 12 und 18 Flaschen Bier getrunken zu haben. Ein 21-Jähriger hatte nach der Festnahme erklärt: «Im Wesentlichen ging es nur darum, dass wir unseren Spaß haben wollten.»
berliner zeitung:
“Wir wollten doch nur unseren Spaß”
Angeklagte gestehen Tötung eines Obdachlosen
POTSDAM. Folgte man den Aussagen der Angeklagten vor dem Potsdamer Landgericht, dann dürfte der 61-jährige Dieter Manzke gar nicht tot sein. Denn die fünf jungen Männer, die sich wegen Mordes und Totschlags an dem obdachlosen Dahlewitzer verantworten müssen, räumen nur stückchenweise ihren Anteil an der Tat vom August vorigen Jahres ein. Doch Dieter Manzke starb einen qualvollen Tod: Bei dem Überfall, den sie alle gestanden haben, brachen die fünf ihm mehrere Rippen, das Schlüsselbein und die Augenhöhlen. Das Rippenfell riss, Magen und Darm waren verletzt. Manzke erstickte schließlich an seinem eigenen Blut.
Ronny R. dagegen, einer der vier wegen Mordes Angeklagten, sagt, er habe Manzke nur “leicht gegen den Oberschenkel” getreten. Vorgeworfen werden ihm weit schwerere Tritte mit Stahlkappen-Schuhen. Auch soll er versucht haben, das wehrlose, betrunkene Opfer mit einem Stock im Anus traktiert zu haben, was der 19-Jährige bestreitet. Statt dessen sitzt er im Gerichtssaal mit einer Bibel in den Händen, spricht von psychologischer Betreuung, Suizidgedanken und dass ihm “die Sache sehr, sehr Leid” tue. Er erinnert sich dabei an wenige Details. Nur wie viel Bier er getrunken habe, das weiß er noch genau: “So vierzehn bis fünfzehn Nulldreier.”
Kaum anders die anderen: Ralf W., 21 Jahre alt, erinnert sich nur noch daran, “so zwei- oder dreimal zugeschlagen” zu haben. Den Rest der Fragen von Richter und Staatsanwalt beantwortet er meist mit “Kann sein”. Kann sein, dass er “so in der Richtung betrunken” gewesen sei. Kann sein, dass Dieter Manzke noch geröchelt habe, als sie ihn weiter schlugen und auf ihn eintraten. Nur dass er versucht habe, die anderen an weiteren Brutalitäten zu hindern, dass fällt Ralf W. wieder ein. Er sei ja auch “nachdenklich” gewesen nach der Tat, nachdem sie Manzke in einem Gebüsch hatten liegen lassen. In derselben Nacht kehrten Ralf W. und Ronny R. sogar noch mal zurück zum Tatort, um nachzuschauen, was mit ihrem Opfer sei. “Und als Sie feststellten, dass er tot ist?”, fragt Richter Klaus Przybilla. “Da hab ich gedacht: Scheiße!”, sagt Ralf W.
Selbst Dirk B., neben dem 21-jährigen Dirk R. einer der mutmaßlichen Haupttäter, weiß nur noch von zwei bis drei Schlägen ins Gesicht und auf Manzkes Brust. “Blutige Hände” habe er danach gehabt. Und dass er Manzke einen Jogurt ins Gesicht gekippt habe, weiß er noch. “Aber nicht geschmiert, wie hier gesagt wurde”, darauf legt der 22-Jährige Wert. Dirk R. sei der Haupttäter — mit Schlägen und Tritten an den Kopf, auf den Arm, in die Genitalien des Opfers. Das sagen auch die anderen vier, während Dirk R. bei jedem Vorwurf nur den Kopf schüttelt oder sich von seinem Anwalt die betreffende Stelle in den Akten zeigen lässt. Kurz nach der Tat hatte er der Polizei gesagt, sie alle hätten an dem Abend doch nur “ihren Spaß” haben wollen.
GLIENICKE — Großer Jubel in Klasse 6b der Grundschule Glienicke: Sie befindet sich unter den Hauptpreisträgern des Schülerwettbewerbs der Bundeszentrale für politische Bildung und wird mit 1500 Euro für die Klassenkasse belohnt!
Die Jury der Bundeszentrale zeigte sich begeistert: Die Glienicker Schüler hatten sich zum Thema “Rechtsextrem — nein, danke!” geäußert und dazu Interviews mit Bürgermeister Bienert, Pfarrer Albani und Bürgern der Gemeinde geführt. Die Ergebnisse wurden in Form einer Wandzeitung mit dem Titel “Glienicke sagt Nein!” von der Klasse zusammengestellt und eingeschickt.
Nun hatte das Zittern seit der Einsendung im Dezember ein Ende, die Anstrengungen wurden belohnt. “Die Schülerinnen und Schüler haben sehr motiviert und engagiert gearbeitet und sensible Ideen für einen kreativen Umgang mit diesem brisanten Thema entwickelt”, freut sich Lehrerin Catrin Drews, die die Wettbewerbsteilnahme leitete. “Sie haben sich nicht nur mit dem Nationalsozialismus und seinen Folgen beschäftigt, sondern mit Hilfe ihrer Interviews die aktuelle Situation und Stimmungslage zu rechtsradikalen Übergriffen in Glienicke erforscht und dokumentiert.”
Die Umfrage ergab, dass sich die überwiegende Mehrheit der Glienicker Bürger gegen Rechtsextremismus ausspricht und im Falle von Übergriffen eingreifen oder Hilfe holen würde. Ein Ergebnis, das auch das kürzlich ins Leben gerufene “Forum für Toleranz und Menschlichkeit” in seinem Tun bestärken dürfte. Inhaltlich unterstützt wurde die Arbeit auch durch die Lektüre des Jugendromans “Damals war es Friedrich” (Hans-Peter Richter), der die schwierige Freundschaft zwischen einem jüdischen und einem nicht jüdischen Jungen zurzeit des Hitlerregimes beschreibt. “Besonders erfreulich war hierbei die Verknüpfung von Literatur und aktuellem Geschehen in der Erlebniswelt der Schüler”, ergänzt Catrin Drews. “Der konkrete Bezug zur literarischen Figur des Friedrich hat die Schüler emotional angesprochen und sie zur intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema motiviert.”
Die 6b musste sich gegen riesige Konkurrenz durchsetzen. Mehr als 70 000 Jugendliche der Klassen sechs bis elf haben sich am 31.Schülerwettbewerb beteiligt. 3134 im Team erarbeitete “Werkstücke” mussten bewertet werden. Die Jury setzte sich aus Fachlehrern, Mitarbeitern aus Kultusministerien und der Bundeszentrale für politische Bildung zusammen. Neben “Rechtsextrem — nein, danke!” hatten die Jugendlichen fünf weitere Themen zur Auswahl: “Kinder ohne Kindheit”, “Daily Soaps — fast wie im richtigen Leben”, “Aktiv für andere — das Ehrenamt”, “Verfolgt und ausgebeutet — NS-Zwangsarbeiter” und “Gerechtigkeit — Verurteilung oder Freispruch?”
Die Glienicker Schule konnte noch einen zweiten Geldpreis abfassen: Ihn bekam die Klasse 6a, die sich anhand einer selbst verfassten Szene mit dem Thema “Rechtsextrem — nein, danke” auseinander setzte. “Die Schüler der 6a stellten tolerantes und hilfsbereites Verhalten im Falle eines rechtsextremen Übergriffes dar und beleuchteten die Szene aus der Sichtweise verschiedener Bevölkerungsgruppen”, erläutert Catrin Drews, die auch diesen Beitrag betreute. Die 6a wurde mit 150 Euro für die Klassenkasse bedacht.
Neue Partei gegründet
Beeskow.
In der Beeskower “Spreebrücke” trafen sich kürzlich die Initiatoren einer neuen Partei. Mit dem Namen “Die-Weiße-Partei” wollen Horst Kneppel (Eisenhüttenstadt), Heinz Anlauf (Brieskow-Finkenheerd), Reinhard Ramm (Werder) und Rüdiger Bushardt (Caputh) eine politische Alternative schaffen. In erster Linie gehe es um Basisdemokratie. Anlauf hatte zuvor versucht, vor Ort die Partei Rechtsstaatlicher Offensive des Hamburger Richters Schill zu gründen.
Behörde berät Asylbewerber
Das Innenministerium will in der Zentralen Ausländerbehörde in Eisenhüttenstadt eine ständige Beratungsstelle für Asylbewerber einrichten. Derzeit arbeitet die im vorigen September etablierte Einrichtung noch auf Probe, sagte Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) auf eine parlamentarische Anfrage. Als Termin für die endgültige Übernahme in öffentliche Trägerschaft peile er den 1. Juli an.
Pressemitteilung der Opferperspektive vom 23.02.2002
Prozess gegen eine Gruppe gewalttätiger Rechtsextremer aus Wittstock
Vor dem Amtsgericht Neuruppin, Karl-Marx-Str. 18a, findet am
Dienstag, den 5. März 02, und am Donnerstag, den 14. März 02 jeweils um 9:15 Uhr im Saal 317, der Strafprozess wegen gefährlicher Körperverletzung gegen eine Gruppe von vier Rechtsextremen statt.
Sie sollen am 20.05.2001 mit den Worten “Wo ist der Neger?” eine Wohnung in Wittstock gestürmt haben. Der schwarze-deutsche Jugendliche Manuel G., der sich dort in der Wohnung eines Freundes aufhielt, rettete sich vor seinen Verfolgern auf den Balkon und versteckte sich zunächst auf dem Nachbarbalkon. Als er dort von einem maskierten Angreifer entdeckt wurde, hangelte er sich vom vierten Stock in den dritten Stock, von dort in den zweiten Stock. Vom zweiten Stock stürzte er ab, verletzte sich aber glücklicherweise nur leicht und konnte entkommen. Der Wohnungsinhaber wurde währenddessen auf das Bett geschlagen und dort festgehalten.
Im November war für diese Tat und andere Delikte der 18 jährige Dennis St. zu einer Einheitsjugendstrafe von 3 Jahren und 3 Monaten verurteilt worden. In dem Verfahren gegen seine Kameraden wird er nun als Zeuge aussagen.
Schlagzeilen machte Wittstock auch im Oktober letzten Jahres. Am 13.Oktober 01 löste die Polizei ein als Geburtstagsfeier getarntes rechtsextremes Treffen im Wittstocker Jugendclub Havanna auf und nahm 58 Personen fest, darunter auch einen der hier Angeklagten. Eine Gruppe “Nationaler Widerstand Wittstock” forderte daraufhin seine Freilassung.
Die Opferperspektive begrüßt die Bestrafung der Täter als ein wichtiges Signal an die organisierte Wittstocker Szene. Schon lange ist uns Wittstock als “Angstraum” für anders Denkende und anders Aussehende bekannt.
Auf lange Sicht wird ein Schutz potientieller Opfer rechtsextremer Gewalt und eine Veränderung des sozialen Klimas aber nur erreicht, wenn die Wittstocker gegen rechtsextreme Dominanz auf Straßen und in Jugendclubs selbst aktiv werden. Die Gründung eines Aktionsbündnisses und eine Demonstration gegen rechte Gewalt im Dezember waren hier ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Das andere Amerika
Potsdamer Bündnis gegen den Krieg präsentiert:
Das andere Amerika
Friedens- und Freiheitsbewegung nach dem 11. September
3.767 afghanische Zivilisten haben laut Schätzung eines amerikanischen Wissenschaftlers die „Vergeltung” der USA für den 11. September 2001 mit ihrem Leben bezahlt. Während der US-Imperialismus den Aufmarsch an den afghanischen Grenzen zu politischem Einfluß und dauerhafter militärischer Präsenz im rohstoffreichen Mittleren Osten genutzt hat, wird die nächste Runde dieses Krieges eingeläutet. US-Präsident Bush hat zumindest mit seiner konstruierten „Achse des Bösen” — gemeint sind der Irak, Iran und Nordkorea — mögliche neue Angriffsziele angedeutet. Auch innenpolitisch nutzt Washington die Gunst der Stunde. Die Angst und Wut der Bevölkerung vor neuen Terroranschlägen werden zum beschleunigten Abbau demokratischer Rechte genutzt.
Einer Symbolgestalt des anderen Amerika – dem wegen angeblichen Polizistenmordes zum Tode verurteilten afro-amerikanischen Journalisten Mumia Abu Jamal — soll derweil die internationale Solidarität durch die Umwandlung des Todesurteils in lebenslange Haft entzogen werden. Obwohl mittlerweile ein Geständnis des wahren Täters vorliegt, soll so der Schuldspruch gegen Mumia in Kraft bleiben.
Wir haben deshalb Steve Bloom aus New York eingeladen. Steve ist Mitglied des Netzwerkes Solidarity und langjähriger Aktivist der Freiheitskampagne für Mumia Abu Jamal. Er wird über die Innen- und Außenpolitik der USA nach dem 11. September 2001 informieren und mit uns die Aufgaben des Widerstandes diskutieren.
Die Veranstaltung wird am Montag, 4. März um 20:00 Uhr stattfinden.
Der Ort in der Potsdamer Innenstadt ist leider noch ungewiss. Auf ihn wird aber noch rechtzeitig hingewiesen.
Potsdamer Bündnis gegen den Krieg
in Zusammenarbeit mit dem RSB-Potsdam
Am Freitag Abend haben zahlreiche Frankfurter Neonazis Jugendliche Hip Hopper in der Frankfurter Innenstadt angegriffen und verletzt. Die Nazis, die sich
schon seit längerer Zeit an den benachbarten Einkaufzentren Oderturm und Lennè — Passagen treffen, waren zum Teil stark alkoholisiert als sie dort gegen 20.30 Uhr aufbrachen und in getrennten Gruppen zum ehem. Ufa-Kino in der
Heilbronner Straße zogen. Dort griffen einige von ihnen die dort versammelten ca. 25 Jugendlichen sofort mit einem Baseballschläger sowie einer Schreckschusspistole an.
engagierter Frankfurter Bürger
Viele der Hip Hopper konnten entkommen und alarmierten sofort die Polizei. Dennoch wurden einige durch Stahlkappenstiefel am Kopf verletzt, eine Person musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Die Polizei, die erst ausrückte nachdem Opfer des Überfalls auf der Polizeiwache „Halbe Stadt“ erschienen, hatte vor Ort überhaupt keinen Plan und viel zu wenig Beamte um durchgreifen zu können. Zu diesem Zeitpunkt, gegen 21.00 Uhr, hatten sich rund um das ehem. Horten Kaufhaus und Ufa-Kino schon mehr als 60 Personen der
rechtsradikalen Szene Frankfurts und Sympathisanten derer versammelt.
Mindestens eine Person wurde festgenommen, Platzverweise wurden aber augenscheinlich nicht verteilt, auch wurden keine Personalien der immer noch sehr aggressiv
auftretenden Nazis aufgenommen die sich nun auch untereinander schlugen. Gegen 22.00 Uhr beruhigte sich die Lage und die Nazis verstreuten sich in der Stadt.
Der Polizeieinsatz, wenn man ihn als einen solchen bezeichnen kann, wirft kein gutes Licht auf den laut Presse so aktiven Einsatz der Polizei gegen Rechtsextreme Gewalttäter. Der Oderturm und die Lennè – Passagen zählen gerade an Wochenenden zu beliebten und bekannten Treffpunkten der Frankfurter Szene mitten im Stadtzentrum. Vermehrt wurden dort polnische StudentInnen und
ausländische MitbürgerInnen Opfer rechter Gewalt.
Am Freitag Abend hatten die Nazis dort schon lange vor dem Überfall durch Flaschenwürfe und Grölerei auf sich Aufmerksam gemacht, blieben aber
offensichtlich unbehelligt von den Ordnungshütern.
Flüchtlingsrat kritisiert Stolpe
POTSDAM Der Landesflüchtlingsrat hat Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) heftig kritisiert. Mit Äußerungen zum Asylrecht betätige sich Stolpe “als geistiger Brandstifter”, so der Tenor einer Kundgebung gestern vor der Potsdamer SPD-Landeszentrale. Anlass der Demonstration: Der Regierungschef hatte von der Bundesregierung Änderungen am Entwurf des Zuwanderungsgesetzes gefordert. Diese würden zu massiven “Verletzungen von Grund- und Menschenrechten führen”, heißt es in einem offenen Brief des Flüchtlingsrates.
 
Im MAZ-Interview hatte Stolpe die brandenburgische Haltung bekräftigt. Der Kompromissvorschlag der Landesregierung weicht in fünf Punkten vom Gesetzentwurf der Bundesregierung ab. Unter anderem sieht er vor, das Höchstalter für den Nachzug der Flüchtlingskinder von 14 auf 12 Jahre zu senken. Außerdem dürfe nicht-staatliche Verfolgung nicht als Asylgrund gesetzlich festgeschrieben werden. “Man kann für solche Fälle sicher weiterhin humanitäre Lösungen finden”, hatte Stolpe betont.
 
Zwischentöne, die das frierende Demonstranten-Grüppchen nicht interessierte. Das Schreiben des Flüchtlingsrates, das vorab an alle Abgeordneten des Landtages verteilt wurde, sieht in den Kompromissvorschlägen eine “Missachtung der Genfer Flüchtlingskonvention”. Dieser Meinung versuchten die rund 30 Protestierenden trotz dichten Schneetreibens mit satirisch-überspitzten Sketchen Ausdruck zu verleihen.
 
Für den Ministerpräsidenten nahm SPD-Landesgeschäftsführer Klaus Ness das Schriftstück aus Händen der Potsdamer Ausländerseelsorgerin Annette Flade in Empfang. Er verteidigte die brandenburgische Haltung: Wichtig sei, in dieser Legislaturperiode das Gesetz zu verabschieden. “Das geht nur mit Kompromissen.” Weil es im Bundesrat keine rot-grüne Mehrheit gibt, gilt Brandenburg in der Länderkammer als “Zünglein an der Waage”.
 
Unterdessen nahm auch Stolpe dazu Stellung. Er bekannte, durchaus Verständnis für die Emotionen der Demonstranten zu haben. Als verleumderisch wies der Ministerpräsident jedoch den Vorwurf zurück, er provoziere Fremdenfeindlichkeit. “Politik”, bekräftigte er, “wird nicht nach Träumen gestaltet, sondern nach Mehrheiten.”
Im Schneetreiben versammelten sich am Freitag (22.02.) etwa 60 Menschen unterschiedlichster Herkunft vor dem Haus des Landesverbandes der SPD, um gegen das geplante Zuwanderungsgesetz zu protestieren.
Mit Schildern wie: “Ich bin 14 und Herrn Stolpe zu alt, um eine Sprache zu lernen und Freunde in der Schule zu finden.” und “Ich bin 14 und bleibe dank Herrn Stolpe alleine im Bürgerkrieg” und einem Strassentheater wurde massive Kritik an der Haltung der SPD in Brandenburg geübt.
Warum Protest, warum SPD?
Das Zuwanderungsgesetz beinhaltet in seinem ursprünglichen Entwurf schon die unverkennbare Handschrift rassistischer
SchreibtischtäterInnen. Neben einer Foerderung der Zuwanderung für hochqualifizierte Arbeitskräfte sind eine Reihe von Nachteilen für Flüchtlinge vorgesehen. Es wird weiterhin am Sachleistungsprinzip festgehalten, die Residenzpflicht soll auf weitere Statusgruppen ausgeweitet werden, im Bereich der medizinischen Versorgung gibt es
keine Verbesserungen, einem nicht unerheblichen Teil der Flüchtlinge kann kein Aufenthaltsstatus zugesprochen werden, so dass sie illegalisiert oder in spezielle Ausreiselager gebracht werden sollen.
In der aktuellen Diskussion hat sich der Ministerpräsident Stolpe (SPD) nun auf die Seite von Hardliner und CDU-Chef Jörg Schoenbohm gestellt, um die Koalition auf Landesebene nicht zu gefährden. Schönbohm will diesem ersten Entwurf nicht zustimmen, weil er ihm noch nicht restriktiv genug ist. Somit soll einer der wenigen Fortschritte (die Anerkennung der nicht-staatlichen Verfolgung zurueckgenommen werden und das Nachzugsalter für Kinder auf 12 Jahre gesenkt werden.
Stolpes Äusserungen aus einem Interview in der Märkischen
Allgemeinen Zeitung vom 1.2.02 lassen sich auf die üblichen
rassistischen Sprüche der rechten Parteien reduzieren: Arbeit zuerst für Deutsche und Zuwanderung stoppen. Der SPD-Ministerpräsident gibt auch den Ausländern und der
ungeregelten Zuwanderung die Schuld an der Fremdenfeindlichkeit nachzulesen bei www.inforiot.de.
Während der Kundgebung sind die Folgen der neuesten Forderungen und die Nähe von Stolpes Aussagen zu DVU/NPD-Slogans in Strassentheaterform verdeutlicht worden.Den Sozialdemokraten ist ein Protestbrief des Flüchtlingsrates Brandenburg überreicht worden. Dieser Brief ging gleichzeitig an alle Abgeordneten des Landtages mit
der Aufforderung, sich von der rassistischen Stimmungsmache von Stolpe zu distanzieren.
Die Rechtfertigung eines SPD-Vertreters blieb unzufriedenstellend. Große Teile der SPD rechtfertigen den Entwurf mit der Verhinderung von Schlimmerem (CDU/CSU-Forderungen) und vergessen dabei, dass der erste Entwurf auch schon grundlegend abzulehnen ist.
Nähere Informationen über die Kritik an den Entwürfen durch ProAsyl, ai, UNHCR, DGB, Kirchen, Wohlfahrtsverbänden, … unter:
fluechtlingsratbrb@jpberlin.de
Für ein Zuwanderungsgesetz, das Zuwanderung ermöglicht und nicht verhindert!
Für ein Zuwanderungsgesetz, welches nicht hinter den
Menschenrechten bei Flucht zurückbleibt! Den Brandstiftern das handwerk legen!
Protestiert auch gegen die rassistische und gegen die Menschenrechte verstossende Abschottungspolitik der SPD und CDU in Brandenburg!:
CDU Landesverband: Heinrich-Mann-Allee 18/19 14473 Potsdam, Tel: 0331/620140 Fax: 0331/6201414, info@cdu-brandenburg.de
SPD Landesverband: Friedrich-Ebert-Str. 61 14469 Potsdam, Tel: 0331/2708534 Fax: 0331/2708535; lv-brandenburg@spd.de