Auch diesen Montag fand das seit vier Wochen leidige Ritual des Spaziergangs der BraMM statt. Wieder meldete Heiko Müller von den REPs die Demonstration an. Wieder wurde hauptsächlich Islam- und Fremdenfeindlichkeit propagiert. Wieder wurde sie eigentlich viel zu stark besucht.
Dies bleiben aber nicht die einzigen Konstanten seit dem ersten Spaziergang 26. Januar. Die Teilnehmer_innenzahlen der BraMM sinken von Mal zu Mal, von ursprünglich 150 Personen waren am 16. Februar nur noch 55 übrig. Darunter wieder der Totschläger Sascha L. mit einer größeren Gruppe von Neonazis aus Brandenburg an der Havel. Des Weiteren waren wieder die beiden NPD-Politiker André Schär und Pascal Stolle mit Begleitung vor Ort. Auch nahmen wieder Menschen aus dem Umfeld der neonazistischen Kampagne „Ein Licht für Deutschland gegen Überfremdung“ teil. Insgesamt machte Neonazis mindestens 75 % der Teilnehmer_innen aus. Von einer Bewegung, die selbstbewusst „Wir sind das Volk“ skandieren kann, ist die BraMM somit weit entfernt.
Gegenkundgebungen konstant – aber gut?
Auch die Gegenkundgebung blieb konstant, zum einen mit der Durchführung, stationär und somit ab loslaufen der BraMM wirkungslos, zum anderen mit den leicht sinkenden Teilnehmer_innenzahlen seit dem ersten Spaziergang. Eigentlich doch recht Mau für eine stolze BUGA-Stadt. Eine symbolische Aktion wie letzte Woche blieb aus und ohne neue Aktionsideen wird der BraMM ab dem Moment des Loslaufens die Straße über lassen. Wie schon in der vergangenen Woche gibt es aber auch Brandenburger_innen die es nicht hinnehmen wollten, dass Rassist_innen und Neonazis die Straße widerspruchslos überlassen wird. Diesmal scheiterte ein Versuch auf die Route zu kommen an dem aggressivem Vorgehen der Einsatzhunderschaften, welche durch den Einsatz des unmittelbaren Zwangs die Strecke frei hielten. Der Versuch eine Spontanversammlung anzumelden wurde durch die Polizei ignoriert. Erst nach weiteren Diskussionen wurde Protest in Hör- und Sichtweite erlaubt.
BraMM zieht um
Für die nächsten zwei Wochen hat die BraMM ihre Spaziergänge in Fürstenwalde/Spree und Königs Wusterhausen angekündigt. Die Ursachen hierfür könnten durchaus in den sinkenden Teilnehmer_innenzahlen liegen. Trotzdem kündigte BraMM an, vielleicht in einigen Wochen wieder in der Havelstadt aufmarschieren zu wollen. Inwiefern sich BraMM in den bevorstehenden Frühling retten kann, bleibt ungewiss, denn der Hauptredner Heiko Müller hat alle seine Ämter bei den Republikanern niedergelegt. Ob es sich um Konflikte zwischen seiner BraMM-Arbeit und der REP-Arbeit handelt bleibt vorerst im Dunkeln verborgen.
Sven Beuter – Niemand ist vergessen
Am 20. Februar findet zum 19. Todestag von Sven Beuter ein Gedenkspaziergang statt. Dieser startet 18 Uhr in der Mühlentorstraße 13, führt über die Grabenstraße hin zur Havelstraße. „Nicht nur die Teilnahme des Totschlägers von Sven Beuter bei den BraMM-Spaziergängen, sondern auch die aktuelle politische Situation in Deutschland zeigt deutlich, dass Übergriffe auf Menschen, die zu einer Subkultur gehören und/oder sich politisch engagieren, sowie Menschen mit Migrationshintergrund immer öfter Opfer von neona zistisch motivierten Übergriffen werden“ so Jörg Unglaub von der AG Antifa [BRB]. Aus diesem Grund, rufen wir alle Brandenburger_innen dazu auf, sich an dem Gedenken für Sven Beuter zu beteiligen und somit ein deutliches Zeichen zu setzen.
Autor: Simon
Prozess gegen NPD-Funktionär
Am Donnerstag, den 19. Februar findet am Amtsgericht Eisenhüttenstadt (Diehloer Str. 62, Saal 006, Beginn 9.00 Uhr ) der Prozess wegen des gewalttätigen Angriffs von NPD-Mitgliedern und deren Anhängern auf antirassistische DemonstrantInnen im Sommer 2013 in Eisenhüttenstadt statt.
Am Vormittag des 3. August 2013 fand vor der Zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber in Eisenhüttenstadt eine Gegenkundgebung gegen die sogenannte „Heimtour“ der NPD statt, an der ca. 20 Menschen teilnahmen. Als die Neonazis an der ZAST ankamen, griffen sie unvermittelt die GegendemonstrantInnen an. Unter den Augen des Bundesvorstandsmitglieds der NPD und Vorsitzenden des brandenburgischen Landesverbandes, Klaus Beier, riefen sie die Parole “Straße frei der deutschen Jugend”, stürmten auf die GegendemonstrantInnen zu und griffen sie mit
Pfefferspray und Fahnenstangen an. Es wurden mindestens sechs Personen verletzt. Unter den Teilnehmern der “Heimtour” befanden sich auch regionale NPD-Funktionäre wie Frank Maar, Frank Odoy, Markus Noack sowie Marcel
Teske. Markus Noack steht nun wegen Beteiligung an dem Angriff vor Gericht.
Bei der „Heimtour“ der NPD handelte es sich um eine Serie von Kundgebungen vor Asylbewerberheimen, die u.a. dazu dienten die dort lebenden Flüchtlinge einzuschüchtern. Die NPD, die in Brandenburg maßgeblich versucht eine rassistische Stimmung gegen die in Städten und Gemeinden aufgenommenen Flüchtlinge zu schüren, hat mit diesem Angriff
demonstriert, dass Gewalt für sie nachwievor ein Mittel der politischen Auseinandersetzung ist. Aus Sicht der Opferperspektive zeigt dieser Vorfall, welche Gefahr immer noch von dem organisierten rechten Millieu in Brandenburg ausgeht.
INFORIOT Etwa 1500 Menschen stellten sich am Sonntag in Cottbus dem NPD-Gedenken an die Opfer des Alliierten Bombenagriffes auf Cottbus 1945 entgegen. Zu den Protesten hatten die beiden Bündnisse “Cottbus Nazifrei” und “Cottbus bekennt Farbe” aufgerufen. Um die 800 Gegendemonstrant_innen folgten dem Aufruf von Cottbus Nazifrei und blockierten das Neonazigedenken. Während beide Bündnisse eine starke Mobilisierungskraft hatten, schwand die TeilnehmerInnenzahl der Neonazis auf 60 Menschen und erreichte damit ein historisches Tief. In den Vorjahren waren mehrere Hundert Neonazis zu den Aufmärschen in Cottbus angereist.

Die beiden Anti-Nazi-Bündnisse starteten mit jeweils einer Demonstration und vereinten sich zu einem großen Zug auf der Hauptstraße. Bereits am Stadtring wurden die Neonazis, welche sich am Bahnhof Cottbus trafen, blockiert. Um einer weiteren Blockade zu entgehen, begaben sich die Neonazis koordiniert unter Polizeibegleitung in acht- bis zehner Grüppchen zu ihrem Kundgebungsort am Sportzentrum in der Hermann-Löns-Straße. Eine kleinere Blockade von 30 Antifaschist_innen versperrte einer Gruppe von Neonazis in der Raschener Straße Ecke Calauer Straße den Weg, sodass sie auf eine Nebenstraße ausweichen mussten.
Rabiates Vorgehen der Brandenburger BFE
Zu einem weiteren Blockadeversuch kam es am Carl-Thiem-Klinikum, den die Brandenburger Polizei jedoch rabiat beendete. Es kam zu Rangeleien zwischen den Gegendemonstrant_innen und der Polizei, wobei die Brandenburger BFE in eine Gruppe von Menschen einprügelte. Es kam zu mehreren Festnahmen. Eine Person kam ins Krankenhaus wegen eines Armbruches und musste notoperiert werden.
Opfermythos und Geschichtsrevisionismus
Unterdessen konnte die Neonazikundgebung, an der vorrangig Brandenburger NPD Funktionäre sowie Neonazis aus der Lausitz teilnahmen, ungestört stattfinden. Unter den Anwesenden waren der NPD-Kreistagsabgeordnete Benjamin Mertsch (Spree-Neiße) sowie der bekannte Neonazi Alexander Bode. Bode war an der tödlichen Hetzjagt von Guben im Jahr 1999 beteiligt. Mehrere Reden wurden durch den stellvertretenden Brandenburger NPD-Chef Ronny Zasowk und die Landesgeschäftsführerin Aileen Rokohl vorgetragen. Zasowk relativierte in seiner Rede die Kriegsschuld Deutschlands und stilisierte die Cottbuser_innen, die bei den alliierten Bombenangriffen ums leben kamen, zu “unschuldigen” Opfern. Als hauptsächlichen Kriegstreiber des zweiten Weltkrieges benannte er die USA, welche heute ebenfalls einen Krieg gegen Russland forcieren würden. Des Weiteren forderte er die Beendigung eines vermeintlichen “Schuldkultes”, welcher Deutschland daran hindern würde ein gleichwertige europäische Nation zu sein. Mit einer 20-sekündigen Schweigeminute und einer Rede, die sich gegen die große Abschlusskundgebung des Bündnisses “Cottbus bekennt Farbe” richtete, wurde die Neonazis-Kundgebung nach nicht mal einer Stunde beendet.
Bilder mit freundlicher Genehmigung von Ney Sommerfeld. Weitere Bilder: hier.
Seit dem 13.2.2015 ist die Dokumentation einer Mobi-Veranstaltung zur Antira-Demo in Frankfurt/Oder am 14.2.2015 online, die am 9. Februar 2015 in der NewYorck im Rahmen des Anarchistischen Infocafés stattfand. Diese Mobilisierungsveranstaltung bietet unter anderem einen Überblick über die neonazistischen Aktivitäten der letzten Zeit und die Gegenaktivitäten dazu.
Alle Downloads und Links findet ihr auf dem Blog des Anarchistischen Radios Berlin.
Aus der Einladung zur Veranstaltung:
Am 14.2.2015 findet eine zweite, durch Neonazis organisierte Kundgebung in Frankfurt (Oder) statt. Die Erkenntnisse aus der bereits am 17.1.2015 stattgefundenen Demonstration unter dem Motto „Stopp dem Asylmissbrauch“ waren erschreckend. Nicht nur, dass scheinbar unbescholtene Bürger*innen Seite an Seite mit aus Stadt und Umland bekannten Neonazis liefen – auch der Anteil jüngerer Menschen ließ erkennen, dass gezielt Jugendliche mit einer verbrecherischen Ideologie indoktriniert werden.
Für Menschen, die aus Richtung Berlin anreisen, gibt es einen Zugtreffpunkt um 08:00 Uhr am entsprechenden Bahnsteig am Alexanderplatz. Gemeinsam mit anderen Aktivist*innen fährt der Zug gegen 08:30 Uhr nach Frankfurt (Oder), wo er um 09:30 eintrifft. Aus Richtung Cottbus fährt ein anderer Zug bereits um 08:09 ab. Auch dieser trifft gegen 09:30 in Frankfurt (Oder) ein. Die große Auftaktkundgebung findet direkt auf dem Bahnhofsvorplatz statt, dort werdet ihr auch von den Genoss*innen in Empfang genommen. Ihr könnt gern Fahnen, Transparente und sogar Redebeiträge mitbringen, das solltet ihr jedoch vorher kurz mit einer Mail ankündigen an: libertaere-aktion-frankfurt-oder/ät/riseup.net.
Länge: 17:55 min
All unsere monatlichen Podcasts auf einem Blick findet ihr übrigens hier. Den letzten Monatsrückblick zum Monat Januar hier.
Neben dem Podcast haben wir vor Kurzem auch andere Beiträge veröffentlicht:
* Teil 2 der Reihe “Projekte in Brandenburg” mit der Zelle79 in Cottbus
* Ein Interview zum gesellschaftlichen Experiment im kurdischen Rojava
* Ein Interview zum Dokumentarfilm “Projekt A — Reise zu anarchistischen* Projekten in Europa”
* Eine Vortragsdokumentation von Jake Conroy (“From activist to terrorist”) wie auch ein Interview mit ihm
* Ein Interview zum FAU-Arbeitskampf an der Mall of Shame in Berlin
* Eine Dokumentation der Veranstaltung “Alte und neue Kollektive” vom 12. November 2014
* Ein Audio über die politische Situation und anarchistische Projekte auf den Philippinen 2014
* Eine Audiocollage zur Libertären Medienmesse in Essen 2014
Viel Spaß!
Euer A‑Radio Berlin
ps.: Wenn ihr immer informiert werden wollt, wenn unsere neuen Beiträge erscheinen, könnt ihr gerne unseren RSS-Feed hier abonnieren. Unseren Podcast-Feed findet ihr hier.
ps2.: Für unsere internationale Arbeit suchen wir weiterhin Menschen, die für (ehrenamtliche) Transkriptionen in den Sprachen Englisch, Deutsch und Spanisch oder für Übersetzungen zwischen diesen Sprachen zur Verfügung stehen. Meldet euch bitte unter aradio-berlin(at)riseup(punkt)net.
Samstag, 7. März 2015, 14°° Potsdam Hbf**
Demo und Protestaktion vor dem Landtagsgebäude
Beim Feiern des Internationalen Frauentags 2015 wollen wir genau hinsehen, wie die Landesregierung Brandenburgs und die Bundesregierung Deutschland uns behandelt: In den letzten Jahren haben wir sie immer wieder aufgefordert, zumindest Frauen und Kindern die Möglichkeit zu geben, aus den Lagern auszuziehen. Trotzdem sehen wir, dass den lokalen Behörden Geld zur Verfügung gestellt wird, mit dem sie bereits existierende isoliert liegende Lager ausbauen, und zu den bereits bestehenden Lagern neue dazu kommen.
Wir sehen keine Veränderung unserer Situation: Immer noch liegt die Mindestquadratmeterzahl, die Asylsuchenden zugeteilt wird, bei 6qm pro Person. Immer noch werden wir oft mit der Unterbringung in abgelegenen Unterkünften ausgegrenzt und sind damit rassistischen Angriffen ausgeliefert. Immer noch wird uns selten die Möglichkeiten
gegeben, in privaten Wohnungen zu leben wie andere Menschen auch. Und mit einer Änderung des Baurechts ist nun auch das Bauen von Lagern in Gewerbegebieten erlaubt.
Flüchtlingsfrauen leiden darunter am meisten. Denn normalerweise sind die Frauen diejenigen, die sich verantwortlich fühlen, unter solchen menschenunwürdigen Lebensbedingungen den Alltag für die ganze Familie zu organisieren.
Deshalb erneuern wir unseren Appell: „Keine Lager für Frauen! Alle Lager abschaffen!“
Wir fordern von der Bundesregierung:
— Beenden Sie ihre rückwärtsgewandte Abschreckungspolitik der 90er-Jahre, die das Ziel hat, Flüchtlinge von der Einreise nach Deutschland abzuhalten ode sie zum Zurückkehren zu zwingen!
Wir fordern von den Landesregierungen:
— Erlassen Sie landesweite Regelungen, die die Landkreise und Bezirke anweisen, Flüchtlinge in Wohnungen unterzubringen – vor allem die Frauen und Kinder!
Wir fordern von den lokalen Behörden:
— Integrieren Sie Flüchtlinge in Ihre Landkreise und Bezirke, indem Sie ihnen die Möglichkeit geben, in Wohnungen – wo immer sie wollen – zu leben!
An alle Flüchtlingsfrauen:
Lasst uns gemeinsam ein menschenwürdiges Leben für alle einfordern!
An alle Frauenorganisationen, feministischen Organisationen,an alle antirassistischen und Menschenrechtsorganisationen: Unterstützt uns und unsere Forderungen! Kommt zahlreich und gemeinsam mit Asylsuchenden aus euer Nachbarschaft!
Downloads in different languages here/ Downloads in verschiedenen
Sprachen hier:
* Appel Pas de camps pour les femmes ! Abolition de tous les camps!
<http://women-in-exile.net/files/2015/02/appel-pas-de-camps-pour-les-femmes-abolition-de-tous-les-camps.pdf>
* call „No lager for women! Abolish all lagers!”
<http://women-in-exile.net/files/2015/02/call-no-lager-for-women-abolish-all-lagers.pdf>
* Aufruf „Keine Lager für Frauen! Alle Lager abschaffen!“
<http://women-in-exile.net/files/2015/02/aufruf-keine-lager-fuer-frauen-alle-lager-abschaffen.pdf>
* Kilio kipya!
* Aufruf in Farsi
<http://women-in-exile.net/files/2015/02/wie-back-farsi.pdf>
*Will be continued/ Weitere Sprachen werden folgen**:
*http://women-in-exile.net/2015/02/11/renewed-call-of-no-lager-for-women-abolish-all-lagers/*
Anlässlich der geplanten Kundgebung von Neonazis und Rassist_innen am kommenden Samstag rufen das Bündnis „Kein Ort für Nazis in Frankfurt (Oder)“ und andere städtische Initiativen zu einer Demonstration unter dem Motto „Für die Freiheit – für das Leben! Solidarität mit Geflüchteten“ auf. Die Auftaktkundgebung mit Musik und Redebeiträgen
beginnt um 10:00 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz. Im Anschluss wird der Demonstrationszug lautstark und bunt durch die Innenstadt laufen, um ein entschlossenes Zeichen gegen Rassismus und Ausgrenzung zu setzen. An der Friedensglocke werden die Proteste durch Solidaritätserklärungen und ein kulturelles Rahmenprogramm begleitet.
In Zeiten, in denen das ohnehin schon marginale Recht auf Asyl und die UN-Menschenrechtskonvention wieder öffentlich in Frage gestellt werden, ruft das Bündnis alle Bürgerinnen und Bürger guten Willens auf, ein deutliches Zeichen für demokratische Verantwortung zu setzen. Flucht und Migration sind, im Gegensatz zu Rassismus, kein Verbrechen! Geflüchtete haben ein Recht – auch über die symbolische Solidarität am kommenenden Samstag hinaus – auf praktische Unterstützung sowie demokratische und kulturelle Teilhabe.
Das Bündnis „Kein Ort für Nazis in Frankfurt (Oder)“ setzt auf den zivilgesellschaftlichen Schulterschluss von zahlreichen Initiativen und allen demokratischen Kräften für den kommenden Samstag. „Frankfurt ist mit seiner Anbindung nach Polen eine weltoffene und tolerante Stadt. Frankfurt ist kein Platz für Nazis. Ich freue mich, das ein breites Bündnis aus der Stadt dazu aufgerufen hat, dieses Signal auszusenden und unterstütze dieses Anliegen. Deshalb werde ich am Samstag auch selbst in Frankfurt sein.“, so beispielsweise der stellvertrende Ministerpräsident
Helmuth Markov.
Weitere NPD-Runde in Oranienburg
INFORIOT Zum dritten Mal zogen Rassist*innen und Neonazis unter Vorwand einer “gerechten Asylpolitik” durch Oranienburg. Auf beiden Seiten gingen die Teilnehmer*innenzahlen zurück. An dem „Anbendspaziergang“ nahmen ungefähr 200 Personen teil. Da das Bündnis „Oberhavel Nazifrei“ jedoch zuerst eine Strecke über die Bernauer Straße zum Schloss angemeldet hatte, war der „Abendspaziergang“ gezwungen, seine Route in die Neustadt zu verlegen. An der Bündnisdemonstration von “Oberhavel Nazifrei” unter den Motto „Oberhavel für alle” — Oranienburg ist anders.weltoffen.bunt!“ nahmen ungefähr gleichviele Menschen teil. Das Bündnis “Oberhavel Nazifrei” hatte für eine Willkommenkultur im Landkreis demonstriert.

Erneut nahmen bekannte NPD Mitglieder und Neonazis aus dem Hooligan-Milieu an dem „Abendspaziergang“ teil. Unter ihnen auch der Stadt- und Kreistagsverorndete Detlef Appel, sowie der Veltener Stadtverordnete Robert Wolinski und Reimar Leibner. Auch übernahmen bekannte NPD/JN Mitglieder Aufgaben der Demonstration und wirkten mit den Anmelder Carlo-Eik Christopeit sehr vertraut. Erneut wurde die Technik durch die NPD/JN betreut, an dem Ordnerdienst beteiligte sich das NPD Mitglied Sebastain Blöhe, welcher seine Ordnerbinde in laufe der Demonstration abnahm. Ebenfalls trat erneut das JN/NPD Mitglied Martin Ulbricht als Redner auf. In seiner Rede sprach Ulbricht Geflüchteten ihre Grundrechte ab und kostruierte eine „noch nie dargewesenen Asylflut“. Ebenso hat er wieder behauptet, dass Schüler*innen der Torhorst-Gesamtschule und dieses Mal auch des Runge-Gymnasiums für die Teilnahme an der Gegendemonstration schulfrei bekämen. Tage zuvor hatten die Torhorst Schüler*innen hieru eine Richtigstellung geschrieben und die Behauptung dementiert — die Neonazis scheint dies nicht zu interessieren.

„Wie sind Deutsche. Wir sind ruhig“
Der Anmelder Carlo-Eik Christopeit rief zu seinem „friedlichen“ Aufzug auf mt den Worten: „Wir sind Deutsche. Wir sind ruhig“. Doch bereits zum Auftakt der Demonstration kam es zu einer kleinerer Rangelei, bei der Versammlungsteilnehmer*innen einen Pressevertreter angingen. Am Rande der Willkommensdemonstration zeigte ein Neonazi den Hitlergruß. Er wurde vorübergehend in Gewahrsam genommen. Im weiteren Verlauf stieß die Veranstaltung der Heimgegener*innen auf 0 Gegenwehr, allerdings liefen die Neonazis und Rassist*innen zum Teil durch unbewohntes Gebiet. Zum Abschluss wurde erneut ein offenes Mikrophon angeboten. Als eine Rednerin trat Melanie G.auf, die in ihrere Rede ein Ende der „Schuldkultur“, einen Begriff, der eher in rechten Kreisen verwendet wird, forderte. Im Eingang ihrere Rede konstatierte sie aber, dass sie und die Teilnehmer*innen des “Abendspazierganges” keine Neonazis seien. Ein anderer Redner forderte ein härteres durchgreifen bei „Kinderschändern“ in der Politik. Eine weitere Frau griff die vermeintliche Falschbehauptung der „Nein zum Heim in Oranienburg“-Seite auf, die über angeblich desasteröse Zustände in der Sammelunterkunft in Hennigsdorf in einem mutmaßlich gefälschten Leserbrief berichtete. Für den 04. März wurde eine weitere Demonstration angekündigt.
Bilder: hier und hier.
Wir waren schockiert, als am 17.01.2015 etwa 250 Menschen gegen Geflüchtete und für eine striktere Asylpolitik auf die Straße gingen. Dies war einer der größten rechten Aufmärsche der letzten Jahre in Brandenburg. Die Teilnehmenden stammten größtenteils aus einem Spektrum mit gefestigtem neonazistischen Weltbild. Es gab demnach viele Überschneidungen zu „typischen“ Demonstrationen der Extremen Rechten, die in der Vergangenheit vor allem durch die NPD organisiert und veranstaltet wurden. Etwa 70 Teilnehmer*innen kamen aus Frankfurt (Oder) selbst und sind bzw. waren aktiv in diversen neonazistischen Gruppierungen: von rechten Kameradschaften über gewaltbereite Hooligans
bis hin zu rechten Rockern. Anwesend war beispielsweise Sven Lemke, der 1997 einen Polen mit einem Vorschlaghammer angriff und verletzte. Oder auch diejenigen, die 2007 den Synagogengedenkstein schändeten. Anwesend war auch Alexander Bode aus Guben, der einen Algerier 1999 zu Tode hetzte; sowie Maik Emminger, der Bruder einer der Angeklagten im NSU-Prozess und selbst aktiver Neonazi und Aktivist bei “Ein Licht für Deutschland gegen Überfremdung”. Das hat viele bürgerliche Rassist_innen, die „nur“ ein bisschen PEGIDA spielen wollten, zögern
lassen. Umso erschreckender ist allerdings, dass auch viele junge Frankfurter*innen im Schulalter mitliefen: So wurde der Aufmarsch für die Neonazi-Szene zu einem Event der faschistischen Jugendarbeit.
Am 17.01.2015 waren also rechte Gewalttäter in der Oderstadt unterwegs und konnten ihre Hetze auf die Straße und die Köpfe junger Menschen tragen. Der erneute Versuch der Gruppe „Frankfurt (Oder) wehrt sich“ am 14.02.2015 ist ein Zeichen dafür, das die Neonazis durch den nicht vollends blockierten Aufmarsch vom 17.01.2015 Oberwasser bekommen haben.
Uns bleibt nur eines übrig: Am Samstag werden die demokratischen Kräfte im breiten Schulterschluß zeigen, dass Frankfurt (Oder) kein Ort für Nazis ist und dass Solidarität mit Geflüchteten unsere Antwort auf Rassismus und Faschismus ist. Wir hoffen auf breite Zustimmung in der Bevölkerung!
Treffpunkt ist der Bahnhof um 10:00 Uhr. Wir gehen mit unserer Demonstration „Für die Freiheit! — Für das Leben! Solidarität mit Flüchtlingen“ nach der Auftaktkundgebung durch die Innenstadt und werden uns den Neonazis, welche ihre Kundgebung am Holzmarkt abhalten wollen, lautstark entgegenstellen.
BraMM: Aller guten Dinge sind 3…
Wie auch schon bei den letzten Spaziergängen der BraMM, hat sich auch zu dieses Mal die Teilnehmer_innenzahl reduziert. Dem Aufruf der von den Republikanern gesteuerten Veranstaltung folgten circa 70 bis 80 Personen. Obwohl BraMM sich von Menschen, die nicht auf den Grundfesten der Demokratie stehen, zu distanzieren versucht, stellten Neonazis mehr als die Hälfte der Teilnehmer_innen. So nahmen wieder NPDler_innen aus dem Raum Bad Belzig und
Premnitz — Rathenow teil. Auch die neonazistische Gruppierung „Ein Licht für Deutschland gegen Überfremdung“ war mit einem Transparent und zwei Schildern vor Ort. Des Weiteren nahmen Personen aus dem Umfeld der islamfeindlichen Internetpräsenz PI-News mit einem Transparent teil. Die Inhalte dieser sind von zahlreichen rechtspopulistischen und neonazistischen Inhalten geprägt. Auch war wieder der Totschläger Sascha L. und fünf weitere Neonazis aus der Havelstadt vor Ort. Abgerundet wurde das neonazistische Spektrum durch fünf bis zehn Personen aus dem lokalen Hooliganmilieu. Somit wurde die selbst gesetzte Maxime sich gegenüber von Personen die „Krawall machen oder extremistisches Gedankengut absondern“ zu distanzieren nicht umgesetzt. Auch wenn in einem Redebeitrag erwähnt wurde, man stehe zum Asylrecht, kann dies kaum als glaubwürdig gelten, da die meisten Teilnehmer_innen aus dem neonazistischem Spektrum kamen und „Angst“ vor einer fantasierten „Überfremdung“ haben. Die Veranstalter_innen geben den Neonazis somit eine Bühne und das obwohl die Republikaner sich von neonazistischen Parteien und Gruppen distanzieren.
Dynamischer Gegenprotest
Der Gegenprotest hat sich, ebenso wie schon eine Woche zuvor, weiterentwickelt. Nachdem die BraMM-Spazierer_innen ihren Auftaktort verlassen hatten, säuberten die Menschen symbolisch den Platz. Auch war die Stimmung durch den Auftritt der Band Patchwork ausgelassen. Die Menschen zeigten deutlich, dass sie auch die nächsten Montagabende bereit sind sich gegen BraMM zu positionieren.
Dass Protest nicht nur innerhalb der polizeilichen Regeln möglich ist, zeigten circa zehn entschlossene Antifaschist_innen, indem sie sich wenige Meter vor dem Spaziergang auf die Straße setzten. Die Polizei räumte die kurze Blockade daraufhin mit Gewalt und drängte die Personen in eine Nebenstraße. Diese Aktion zeigt deutlich, dass nicht alle Brandenburger_innen es weiter hinnehmen werden, dass Rassist_innen und Neonazis durch die Havelstadt marschieren. Wir finden das Engagement der Stadtführung und der Bürger_innen herausragend und werden auch in Zukunft die Aktionen dieser unterstützen. Gleichzeitig möchten wir jedoch darauf hinweisen, dass Protest nicht nur auf stationäre Veranstaltungen beschränkt bleiben muss sondern so vielfältig erscheinen kann wie die Menschen die ihn tragen.
19. Todestag von Sven Beuter
Am 20. Februar jährt sich zum 19. Mal der Todestag von Sven Beuter. Er gehörte in den 1990er Jahren zur alternativen Szene der Stadt und wurde wiederholt Opfer von neonazistischen Übergriffen. In der Nacht vom 15. auf den 16. Februar traf er in der Grabenstraße auf Sascha L. Nach einer kurzen verbalen Auseinandersetzung schlug der bullige Naziskin auf Sven Beuter ein und verletzte ihn derart schwer, dass er fünf Tage später im Krankenhaus verstarb. L. wurde zu siebeneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, anschließend zog er in die Schweiz. Spätestens im Jahr 2012 er nach Deutschland zurück gekehrt. Seither ist er wieder in der Szene aktiv und nimmt an zahlreichen Neonaziveranstaltungen in der ganzen Republik teil.
Anlässlich des Todestages von Sven Beuter wird es einen Gedenkspaziergang von seinem Wohnort in der Mühlentorstraße 13 über die Grabenstraße, dem Ort des Angriffs, bis in die Havelstraße, dort findet sich die Gedenkplatte für Sven Beuter, geben. Treffpunkt ist um 18 Uhr in der Mühlentorstraße 13.
Niemand ist vergessen!
Am 12. Februar steht in der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung das von der Verwaltung ausgearbeitete Unterbringungskonzept zur Abstimmung. Es sieht vor, Flüchtlinge dezentral in Wohnungen statt in Sammelunterkünften unterzubringen. Der Flüchtlingsrat Brandenburg begrüßt diesen Schritt in die richtige Richtung.
Am Rande des „Asylgipfels“ am 23. Januar hatte der Vorsitzende des Landkreistages Wolfgang Blasig noch verkündet: „Die Frage von Wohnungen stellt sich nicht mehr.“ Angesichts der steigenden Flüchtlingszahlen sei eine Unterbringung nur noch in Gemeinschaftsunterkünften zu bewerkstelligen.
Die SVV Frankfurt straft ihn Lügen: Orientiert am Bericht der Landesregierung zum Unterbringungskonzept aus dem Jahr 2013 sollen Asylsuchende nach zwölf Monaten in einer Gemeinschaftsunterkunft in Wohnungen untergebracht werden, Flüchtlinge mit besonderem Schutzbedarf nach drei Monaten. Das Wohnen in der Gemeinschaftsunterkunft solle der
Vorbereitung eines selbstständigen Lebens in Wohnungen dienen, nicht wie bisher der bloßen Verwahrung.
Der Vorstoß der SVV Frankfurt ist besonders vor dem Hintergrund erfreulich, dass 2013 die Versuche der Landesregierung, ein Landesunterbringungskonzept zu entwickeln, gescheitert sind, obwohl dringender Handlungsbedarf besteht.Das Deutsche Institut für Menschenrechte hält die längere Unterbringung in Sammelunterkünften für nicht menschenrechtskonform. Anlässlich des „Asylgipfels“ hat auch der Flüchtlingsrat in einem Offenen Brief, der von mehr als 100 Initiativen, Organisationen und engagierten Einzelpersonen unterzeichnet wurde, ein Umsteuern in der Unterbringungspolitik gefordert. Abgelegene Massenunterkünfte in stillgelegten Kasernen mit bis zu 400 Plätzen, wie
jetzt im Landkreis Dahme-Spreewald geplant, führen in die Isolation und erzeugen Konflikte.
Kritisch sieht der Flüchtlingsrat das in Frankfurt vorgesehene Verfahren, wonach die Genehmigung zum Auszug aus der
Gemeinschaftsunterkunft von Empfehlungen der Sozialarbeiter/innen abhängen soll. Eine solche Auffassung widerspricht dem Verständnis von Wohnen als Menschenrecht und zeugt von einer bevormundenden Haltung.
Andere Kommunen verzichten auf derartiges Schönreden der Sammelunterkünfte. So stellt der Bürgermeister von Trebbin Thomas Berger fest: „Bei der Unterbringung in vorübergehenden Sammelunterkünften stehlen wir diesen Menschen nur Lebenszeit, die sie wesentlich sinnvoller für eine schnelle Integration bei uns nutzen können.“ Der Flüchtlingsrat hofft, dass sich andere Landkreise und Kommunen diese Ansicht zu eigen machen.
*Presseanfragen:* Gabi Jaschke, Tel. 0176 45 64 75 80, Kay Wendel, Tel.
0170 9 65 90 42