
Wenige Stunden vor der geplanten neonazistischen Großveranstaltung in Neuruppin laufen die Vorbereitung der Zivilgesellschaft und des Antifa-Bündnisses „NoTDDZ“ offenbar auf Hochtouren. In diversen Straßen hat das Aktionsbündnis „Neuruppin bleibt bunt“ dutzende Plakate mit der Aufschrift „Schöner leben ohne Nazis“ anbringen lassen. An einem Gebäude am Fontaneplatz, dem mutmaßlich auch die Neonazis passieren werden hängt sogar eine übergroße Version dieses Plakates. Ebenfalls im Stadtbild präsent ist die Partei DIE.LINKE, die ebenfalls dutzende Plakate mit Slogans, wie „Nazis raus: aus den Köpfen“, angebracht hat. Des Weiteren sind auch mehrere übergroße Plakate der Partei, des ASB sowie des Bündnisses „NoTDDZ“ an markanten Gebäuden im Stadtgebiet angebracht worden. Auf dem Schulplatz steht zudem bereits eine große Bühne, vor der am Freitagabend bereits ein Liedermacher spielte und anschließend verschiedene in Filmprojekte aufgeführt wurden. Die ersten Protestdemonstrationen am Tag des Aufmarsches werden jeweils um 10.00 Uhr in der Bruno-Salvat-Straße und an der Bahnhaltestelle „Rheinsberger Tor“ beginnen. Hier
Polizei bisher weitgehend passiv
Die Polizei war im Laufe des Freitages nur in der ortsüblichen Stärke präsent. Auswärtige Einheiten werden offenbar erst am Morgen in Neuruppin erwartet. Allerdings wurden bereits am Freitag größere Kontingente an Absperrgittern in der Nähe der mutmaßlichen Route der Neonazis aufgestellt. Im Bereich aller Versammlungen, sowohl des Aufmarsches als auch der Gegenveranstaltungen wurden zudem Parkverbotsschilder aufgestellt.
Neonazis mobilisieren nach Neuruppin West
Auch die Vorbereitungen der Neonazis laufen offenbar auf Hochtouren. Vor wenigen Stunden verteilten sie anscheinend u.a. ihre letzten Flyer im Südwesten Neuruppins. Wie bereits vorher angekündigt, hat die Initiative „Zukunft statt Überfremdung“, als Veranstalter des „Tages der deutschen Zukunft“ (TddZ) auf ihrer Internetseite auch ihren Startpunkt für die geplante Versammlung bekanntgegeben. Startpunkt soll ab 12.00 Uhr die Bahnhaltestelle „Neuruppin West“ sein. Dies korrespondiert auch mit der Positionierung einzelner polizeilicher Absperrgitter entlang einer Zufahrtsstraße.
Velten wird Schleusungspunkt
Des Weiteren mobilisieren die Neonazis auf ihrer Internetseite zu einem weiteren Aufmarschpunkt in Velten (Landkreis Oberhavel). Ein NPD Funktionär aus der Stadt soll dort eine Kundgebung an der Bahnhaltestelle „Velten (Mark)“ angemeldet haben. Die Neonazis wollen sich dort ab 9.00 Uhr einfinden, PKWs und Reisebusse parken und dann offenbar gemeinsam nach Neuruppin fahren. Auch dies scheint plausibel, da an der Bahnhaltestelle „Neuruppin West“ keine Parkplätze vorhanden sind. Das die An- und Abreise der Neonazis aus Velten offenbar nicht störungsfrei verlaufen wird, mutmaßt derweil auch das Antifa-Bündnis „NoTDDZ“. Es warnt vor etwaigen Übergriffen auf Zugreisende an der Bahnhaltestelle „Velten (Mark)“ sowie einen weiteren Aufmarsch, nach Beendigung der Versammlung in Neuruppin. Am Freitagabend gab es jedoch in Velten noch keine Anzeichen auf irgendwelche Aktivitäten in der Stadt. Der Ort wirkte wie ausgestorben. Was allerdings auch nichts heißen muss. Vorsicht scheint auf jeden Fall geboten. Im Hinblick auf die etwaige Ersatzveranstaltung hat das Aktionsbündnis „Oberhavel Nazifrei“ jedenfalls Gegenaktivitäten angekündigt. Allerdings erst nach Neuruppin.
weitere Fotos: hier
Kategorie: Antifaschismus
+++ Neonazis treffen sich zur Anreise nach Neuruppin in Velten +++ Angriff auf Antifaschist*innen, die mit dem Zug aus Berlin anreisen nicht ausgeschlossen +++
Nazis planen möglicherweise, die mit den Zug aus Berlin anreisenden Antifaschist*innen anzugreifen. Aus sicheren Quellen heißt es, dass Neonazis die anreisende Antifaschist*innen „begrüssen wollen“. Wir wollen uns aber nicht davon abhalten lassen unseren Protest gegen den völkisch rassistisch initiierten „Tag der deutschen Zukunft“ auf die Straße zu tragen. Unsere Reaktion auf die Drohgebärden und die Gewaltbereitschaft der Nazis heißt Solidarität. Kommt zahlreich zum Zugtreffpunkt und fahrt gemeinsam nach Neuruppin. Jetzt erst recht!
Wir wollen euch im Folgenden über die Strategien der anreisenden Neonazis informieren. Der Treffpunkt der Neonazis wird in Velten, nordöstlich von Berlin, sein. Von Velten aus reisen sie weiter nach Neuruppin. Für den Ablauf der An- und Abreise hat der Veltener NPD-Stadtverordnete Robert Wolinski eine Kundgebung von 07:55 – 23.59 am Veltener Bahnhof angemeldet. Die Neonazis sollen mit Bierzelt und Verkaufsstand während des Wartens auf den nächsten Zug bei Laune gehalten werden. Wir gehen also nicht davon aus das die Veranstaltung in Velten den Aufmarsch in Neuruppin ersetzt. Sie dient wahrscheinlich lediglich als An- und Abreiseort. Unser Hauptaugenmerk muss weiter auf Neuruppin gerichtet sein. Es gilt erstmals den „Tag der deutschen Zukunft“ zu verhindern.
Die Organisator*innen des „Tags der deutschen Zukunft“ haben geplant, die Teilnehmer*innen mit den stündlich fahrenden Zügen nach Neuruppin an den Bahnhof West zu bringen. Nach neuesten Erkenntnissen kursieren in Neonazikreisen Aufrufe, den Zug aus Berlin, den die Antifaschist*innen nehmen werden, am Bhf. Velten um 09:58 „zu begrüßen“. Es besteht eine mögliche Gefahr eines Angriffs, einer organisierten Provokation auf die Zugfahrenden!
Es ist ebenfalls nicht ausgeschlossen, dass die Anmeldung in Velten dazu dienen soll, einen spontanen Aufmarsch in Velten im Anschluss an die Veranstaltung in Neuruppin zu ermöglichen. In der Vergangenheit hatten die Neonazis, um die Freien Kräfte Neuruppin, nach gescheiterten Aufmarschversuchen mehrfach Spontanaufmärsche in Städten entlang der Zugstrecke abhalten können.
Für den Fall, dass Velten als spontaner Aufmarschort angedacht ist, wurden dort ab 16 Uhr zwei Kundgebungen angemeldet in der Nähe des Bahnhofsvorplatzes in der Bahnstraße und an der Rückseite in der Kreisbahnstraße. Achtet auf den Ticker und das Infotelefon! Wir werden versuchen, nach gegebenen Möglichkeiten, euch mit den notwendigen Informationen bezüglich des Szenarios nach Neuruppin zu versorgen.
Aktionskarte für Velten: Download PDF
Zugtreffpunkt: 09:00 // S Bhf. Gesundbrunnen // Gleis 4
Infotelefon: 0152 10 633 618
EA: 0157 50 322 992
Ticker/Twitter: twitter.com/notddz2015
Hashtag: #notddz
Vorbereitungen zum 06.06.
In nicht ein Mal zwei Tagen soll der sogenannte „Tag der Deutschen Zukunft“ in Form von einer Großdemonstration im Brandenburgischen Neuruppin stattfinden. Höchste Zeit die letzten Vorbereitungen für den Tag zu treffen.
Skills for Action eine kleine Check-Liste zusammengestellt was ihr beachten und was ihr mitnehmen solltet und was ihr lieber zu Hause lasst. Wir haben die Liste ergänzt und an den Tag angepasst.
Allgemein
— Geh nicht allein, sondern mit Freund*innen, am besten in einer festen Bezugsgruppe.
— Informier dich vorher über Inhalt und vor allem den Charakter der Demonstration, um einschätzen zu können, was passieren kann.
— Sei ausgeschlafen und körperlich fit, mäßige dich beim Feiern am Abend vorher und frühstücke gut.
— Wähle deine Klamotten nach praktischen, nicht nach modischen Erwägungen. Lange Klamotten schützen deine Haut vor Tränengas.
— Trage keine Cremes oder Schminke auf, da sich das CN/CS vom Tränengas in den Fetten anreichert.
— Überlege dir statt deiner Kontaktlinsen lieber eine (am besten bruchfeste) Brille zu tragen. Bei Tränengaseinsatz sind Kontaktlinsen ziemlich unpraktisch und nach Kontakt mit diesem meist nicht mehr zu verwenden.
— Verzichte auf Schmuck, vor allem auf große Ohrringe und lange Ketten, du kannst damit andere und besonders dich verletzen.
Was du mitnehmen solltest
— Personalausweis, ggf. Pass und Aufenthaltsberechtigung
— Stift und Papier, um Gedächtnisprotokolle oder die Namen von Festgenommenen zu notieren.
— Genügend Wasser, zum Trinken und Augen ausspülen. Es werden am 06.06. über 30 Grad erwartet. Wir werden euch über die Lautis ebenfalls mit Wasser versorgen
— Medikamente, die du regelmäßig brauchst, mindestens im Umfang für die nächsten 24 Stunden (für den Fall, dass du in Gewahrsam genommen wirst).
— Telefonkarte und Kleingeld, um die dir zustehenden Anrufe bei einer Festnahme zu machen.
— Müsli-Riegel oder andere Snacks, um einen kurzfristigen Energiebedarf zu decken (gutes Frühstück am Morgen kann aicht schaden).
— Monatsbinden, wenn benötigt
— Sonnenbrille und Sonnenschutz [wobei eher nicht in Creme-Form]
— einen Regenschirm, denn der Regenschirm schützt dich vor der Sonne, vor Regen, vor ungebetenen Filmaufnahmen oder vor Pfefferspray oder Tränengas. You can stay under my umbrella! Nehmt Regenschirme mit, besprüht sich oder achtet einfach auf andere Regenschirme!
— Eine Aktionskarte oder einen Stadtplan
Was du NICHT mitnehmen solltest
— Jegliche Dinge, die persönliche Dinge über dich oder andere Menschen preisgeben (z.B. Adressbücher, Kalender usw.).
— Alkohol und andere Drogen.
— Alle Waffen und “gefährliche Gegenstände”, wie Messer, Pfefferspray usw.
In kürze werden wir die endgültige Aktionskarte für den Tag veröffentlichen und euch mit allen Informationen und Anmeldungen für den Tag informieren. Bis dahin findet ihr alle Kundgebungen des Bündnisses „Neuruppin bleibt bunt“ und weitere Lagepunkte auf folgender Seite:
http://www.neuruppin-bleibt-bunt.de/pro…/lageplaene-zum‑6–6/
Wir empfehlen eine Anreise bis spätestens 10:00 bzw. 10:30. Wichtige Anlaufpunkte für den Tag sind die beiden Demonstrationen, die ab 10:00 beginnen und in die Innenstadt führen:
10:00 am Rheinsberger Tor
10:00 am REIZ in der Bruno-Salvat-Straße
Für all diejenigen, die nicht mit dem Bus oder mit dem PKW nach Neuruppin anreisen wollen: von Berlin gibt es eine gemeinsamen Treffpunkt zur geschlossenen und solidarischen Anreise mit dem Zug.
09:00 // S Bhf. Gesundbrunnen // Gleis 4
Achtet auf Ankündigungen und Checkt unsere Seiten:
[Web] http://neuruppin.no-tddz.org
[Mail] kontakt(ät)neuruppin.no-tddz.org
[Facebook] NOTDDZ 2015 Neuruppin
[Twitter] @NOTDDZ2015
[Hashtag] ?#?notddz?
Über die Bedeutung des Events für die bundesweite Neonaziszene und den Gegenprotest
Der „Tag der deutschen Zukunft“ ist für die Extreme Rechte eine Kampagne die mit einem prestigeträchtiges Event endet. Hier wollen sie jedes Jahr aufs Neue Zusammenhalt, Stärke und Militanz demonstrieren ohne bürgerlicher Maskarade. Der Sprech der Kampagne benötigt keine Anbiederungen, sondern kokettiert mit nationalsozialsozialistischer Ästhetik und Rhetorik. Die szeneübergreifende Bedeutung, die über Parteien und Kameradschaften hinausgeht, hat sich in den letzten Jahren in Städten wie Wolfsburg oder Dresden gezeigt. So verkauft sich der Tag selbst als ein Zeichen des „nationalen Widerstands“ und der „Stunde Null“. Das der Ort des Aufmarsches von Jahr zu Jahr wechselt steigert auch die Bekanntheit der Kampagne und des Aufmarsches und macht beides zu einem überregionalem Ereignis.
Es wird das Aussterben einer vermeintlichen deutschen Rasse halluziniert, der sogenannten Volkstod. Der „Tag der deutschen Zukunft“ ist aus Sicht der Macher*innen, der Tag X, welcher als Weckruf an ein sogenanntes „Deutsches Volk“ dient. Dass ausgerechnet die „Freien Kräfte Neuruppin/ Osthavelland“, eine Struktur aus einer brandenburgischen Kleinstadt den „Tag der deutschen Zukunft“ ausrichten darf, kommt einem Ritterschlag innerhalb der Szene gleich. Es zeigt wie gut vernetzt die Neuruppiner Nazis sind. Ihre Kontakte reichen weit über den lokalen ja sogar den regionalen Zusammenhang hinaus.
Allein die öffentliche Rednerliste offenbart die Dimension der Strukturen, die an dem 06. Juni mitwirken und mit denen am Tag zu rechnen ist. Die Liste erstreckt sich über NPD-Redner wie Stafan Köster aus Mecklenburg-Vorpommern, Sebastian Schmidke aus Berlin und den brandenburger JN-Chef Pierre Dornbrach, Führungspersönlichkeiten wie Maik Eminger von der Splitterpartei „Dritter Weg“ und Michael Brück von „Die Rechte“ Dortmund bis hin zu Maik Müller, welcher dem Spektrum der Freien Kameradschaften zuzuordnen ist. Das Event scheint die sonst eher zerstrittene Neonaziszene zu vereinen.
Eben aufgrund des überregionalen Charakters des „Tages der deutschen Zukunft“ muss der Gegenprotest auch höchste Priorität haben. Bis dato wurde er noch nie verhindert. „Wir werden der Entwicklung des „Tages der deutschen Zukunft“ hin zu einem der zentralen Nazievents im Jahr ein Ende bereiten. Wir müssen all unsere Kräfte bündeln damit sich die Kampagne nicht weiter etabliert.“, so eine Sprecherin des Bündnisses „NOTDDZ2015“.
„Ziviler Ungehorsam und Blockaden sind für uns dabei das Mittel der Wahl. Für dieses Konzept konnte wir im Vorfeld viele Antifaschist*innen aus mehreren Bundesländern gewinnen. Schon der Zusammenhalt und die Solidarität im Vorhinein machen Mut für den Tag selbst. Gemeinsam werden wir erfolgreich sein.“, so die Sprecherin weiter.
Alle Infos:
[Web] http://neuruppin.no-tddz.org
[Mail] kontakt(ät)neuruppin.no-tddz.org
[Facebook] NOTDDZ 2015 Neuruppin
[Twitter] @NOTDDZ2015
[Hashtag] #notddz
Am Samstag, den 06.06.2015, ist es soweit: Wir werden gemeinsam den „Tag der deutschen Zukunft“ verhindern. Trotz des Säbelrasselns der Polizei und ihrer Ankündigung den neonazistische Aufmarsch garantieren zu wollen, sieht das Bündnis NOTDDZ2015 dem Tag optimistisch entgegen. Aus vielen Städten aus der Umgebung haben sich solidarische Antifaschist*innen angekündigt, die den kommenden Samstag den „Tag der deutschen Zukunft“ verhindern wollen.
Busse unter anderem aus Berlin, Potsdam, Hannover oder Dresden werden erwartet: Wir werden viele sein!
„Wir rechnen mit etwa 500 Neonazis am 06.06.2015 in Neuruppin – Mindestens doppelt so viele Antifaschist*innen werden vor Ort sein, um den Nazis den Tag zu vermiesen“ so eine Sprecherin des Bündnisses NOTDDZ2015.
Die Organisator*innen des „Tags der deutschen Zukunft“ die „Freien Kräfte Neuruppin / Osthavelland“ wollen mit dem Aufmarsch geschlossen und stark auftreten: Ihre rechte Hetze wollen sie an diesem Tag auf die Straße tragen. Dem werden wir uns entschlossen in den Weg stellen und zum ersten Mal den „Tag der deutschen Zukunft“ verhindern.
„Alle solidarischen Antifaschist*innen sollen an diesem Tag ein kraftvolles Zeichen setzen. Und die neonazistischen Hochburgen im Nordwesten von Brandenburg zum Einsturz bringen“ so weiter die Sprecherin.
Mehr Informationen zur Anfahrt und zu den Bussen erhaltet ihr auf unserer Homepage.
Aktionskarten und die letzten Informationen erhaltet ihr kurz vor dem 06.06.2015 auf unserer Homepage und auf Facebook.
Endgültiges Ende der BraMM?
Grundsätzlich ließ sich feststellen, dass die BraMM, getreu ihrem aktuellen Trend, weiter geschrumpft ist. Es folgten ungefähr 20 Personen dem Aufruf sich an der Gördenallee/Ecke Wiener Straße zu versammeln. Eine interessante Neuigkeit, neben den theatralischen Redebeiträgen und der Distanzierung von Extremist_innen jeglicher Couleur, war, dass diesmal nicht einmal mehr alle Anwesenden an dem anschließenden Spaziergang teilnahmen. Etwa 10 Personen, einschließlich Totschläger S. Lücke, blieben einfach am Ort der Auftakt- und Abschlusskundgebung stehen. Auch blieb sich das Publikum mit neonazistischen und rassistischen Kleidungsaufdrucken inhaltlich treu.
Zwar war zog der Spaziergang des Städtischen Bündnisses nicht nennenswert mehr Demonstrant_innen an, dennoch zeigt sich in der Entwicklung der BraMM eindeutig, wie wenig anschlussfähig die propagierten Inhalte sind. Der kontinuierliche Gegenprotest, antifaschistisch, wie bürgerlich, und das frühe Bekanntwerden der Republikaner als Drahtzieher der BraMM durch Recherche von Presse und antifaschistischen Strukturen, schafften schwierige Ausgangsbedingungen für die Rassist_innen. Ebenso zeigte sich, dass das Städtische Bündnis wenig kreativ und wenig aktiv handelte. Der Gegenprotest blieb somit auf die reaktionären Gegenkundgebungen auf dem Neustädtischen Markt beschränkt.
Wir werden uns auch in Zukunft entschieden gegen Rassismus aussprechen und entschlossen gegen rassistische Akteure vorgehen!
Am Samstag versammelten sich etwa 50 Neonazis zum “Nationalen Fußballturnier”, das als Benefizveranstaltung für die rechtsextreme “Gefangenenhilfe” stattfand. Getroffen hatten sich die Rechtsextremen in Kloster-Lehnin, doch zum Anstoß kam es nicht. Die Stadt hatte als Eigentümerin des Sportplatzes die Veranstaltung untersagt. Die Polizei nahm die Personalien der Anwesenden auf und untersagte die Nutzung des Platzes.
Im Anschluss begaben sich die rechten Fußballer*innen nach Grabow, dem Wohnort von Maik Eminger, der das Turnier veranstaltete. Eminger ist deutschlandweit als Nazi-Szenegröße bekannt, sein Zwillingsbruder André Eminger wird derzeit im NSU-Prozess wegen Beihilfe zum versuchten Mord und Unterstützung einer terroristischen Vereinigung angeklagt. Maik verweigerte als Zeuge im Prozess die Aussage und unterstrich seine politische Haltung durch das Tragen eines T‑Shirts mit der Aufschrift “Brüder schweigen”, einem Spruch in Anspielung aus das “Treuelied” der SS.
In Grabow konnte das Turnier schließlich auf einem öffentlich zugänglichen Platz stattfinden, die “Gefangenenhilfe” Brandenburg feiert das derzeit als “Sieg auf ganzer Linie” gegen “die Staatsmacht”. Organisations- und parteiübergreifend waren Vertreter*innen aller rechtsextremen Parteien vom III. Weg, über die NPD und deren Jugendorganisation JN bis hin zu “Die Rechte” vor Ort, außerdem kamen zahlreiche Mitglieder freier Kameradschaften.
Fußballturniere schweißen die rechte Szene zusammen
Auf ihrer Website beschreibt die Gefangenenhilfe selbst, wie wichtig derartige Sportveranstaltungen für die rechte Szene sind, das “(…) schweißt uns zusammen und sorgte nicht zuletzt zu unserem Fußballturnier für einen starken Rückhalt”. Auch der brandenburgische Verfassungsschutz wertet diese Turniere als identitätsstiftend. Der letzte bekannt gewordene Fußballwettbewerb fand in Wünsdorf statt und wurde von der neu gegründeten JN Brandenburg veranstaltet. “Mit solchen Veranstaltungen sollen neue Mitglieder gewonnen sowie Interessenten und ´Freie Kräfte´ an die JN gebunden werden”, schreibt der Verfassungsschutz.
In Grabow ging es jedoch auch darum, Geld für die Unterstützung von rechtsextremen Straftäter*innen zu sammeln. Deren “Gefangenenhilfe” scheint als Nachfolgeorganisation der 2011 verbotenen “Hilfsgemeinschaft für nationale politische Gefangene und deren Angehörige e. V.” (kurz “HNG”) zu fungieren. Die sammelt Spenden und unterstützt Rechtsextreme, nach einer Verurteilung aufgrund von Gewalt- oder Propagandadelikten, klärt aber auch über die aktuelle Rechtslage auf und sichert juristische Unterstützung zu, wenn die Ermittlungen noch laufen. Darüber hinaus nutzen Neonazis Gefängnisaufenthalte um ihre rassistische und rechtsextreme Propaganda zu verbreiten. Nicht selten radikalisieren sich rechte und rassistische Gewalttäter*innen im Gefängnis und werden nach der Haftentlassung gefeiert.
Maik Eminger ist Führungskopf der regionalen Neonazi-Szene
Zentrale Figur des Wochenendes war Maik Eminger, der sich für die Veranstaltung des Turniers verantwortlich zeigte. Er ist regionaler Hauptakteur der “Gefangenenhilfe”, die im vergangenen Herbst in Brandenburg an der Havel unter dem Motto “Solidarität gegen staatliche Repressionen” demonstrierte. Anmelderin war damals zwar die NPD, organisiert wurde die Kundgebung laut Verfassungsschutz jedoch von der neonazistischen Rechtshilfe-Organisation. Hauptredner war Maik Eminger. Beide Eminger Brüder traten auch auf Veranstaltungen der PEGIDA-Ableger in Brandenburg, Leipzig und München in Erscheinung, weil man sich in diesem Rahmen besonders gut “gegen die Asylpolitik des herrschenden Systems erheben” könne. In Leipzig erschien Maik Eminger mit einem Transparent der Kampagne “Ein Licht für Deutschland gegen Überfremdung”, die besonders in Brandenburg präsent ist und auch auf Facebook gegen vermeintlich zu hohe Zahlen von Asylsuchenden hetzt. Offenbar ist die Kampagne Teil des Versuchs, PEGIDA für die Neonaziszene zu reklamieren.
Rechtsextreme Kontinuität im Fußball
Das Benefizspiel am Wochenende war das erste seiner Art für die “Gefangenenhilfe”, weitere sollen folgen. Dass Neonazis den Fußball für ihre Zwecke nutzen, ist leider nichts Neues. Schon in den 1980/90er Jahren brachten sich Rechtsextreme aktiv in den Fankurven ein, rechte Parteien rekrutierten in der Fanszene. Die Anschlussversuche wurden bis heute an den meisten Standorten der Profivereine gut unterbunden. Jedoch zeigt sich eine rechtsextreme Kontinuität meist bei unterklassigen Vereinen und mit der Gründung eigener Spielgemeinschaften, wie in Sachsen-Anhalt mit dem 1. FC Ostelbien Dornburg, der beständigen Nutzung des beliebten Sports für die Verbreitung rechter Ideologie. Dem gilt es entschieden entgegen zu treten.
Lieber zum Antirassistischen Fußballturnier?
20. Juni, Affi-Cup der Antifaschistischen Fußballfan-Initiative in Chemnitz
20. Juni, Keine Eintracht mit Nazis-Turnier in Braunschweig
04. Juli, Antirassistisches Fußballfest StandUp! Cup in Düsseldorf
11. Juli, Antira-Cup des Akubiz e.V. in Lohmen bei Pirna
… to be continued

An mehreren Punkten in der kreisfreien Stadt Brandenburg an der Havel wurde heute gegen einen Aufzug der „Brandenburger für Meinungsfreiheit & Mitbestimmung“ (BraMM) protestiert. Gegen 18.00 Uhr zog ein kleiner Teil der Brandenburger Zivilgesellschaft im Rahmen eines Stadtspazierganges unter dem Motto: „Für ein buntes und weltoffenes Brandenburg an der Havel“ vom Altstädtischen bis zum Neustädtischen Markt. Ab 18.30 Uhr protestierten ungefähr 20 linksalternative Jugendliche in der Gördenallee Ecke Wiener Straße in unmittelbarer Nähe des Treffpunktes der BraMM. Mehrere Transparente und Fahnen gegen Nazis wurden gezeigt und die BraMM-Redner ausgebuht.
BraMM schrumpft weiter
An der Veranstaltung der „Brandenburger für Meinungsfreiheit & Mitbestimmung“ beteiligten sich ungefähr 20 Personen. Am anschließenden Spaziergang nahmen sogar nur zehn Personen teil. Der Aufzug war so klein, dass die Teilnehmer_innen auf dem Fußgängerweg liefen. In Redebeiträgen distanzierten sich sowohl Heiko Müller, ehemaliger Vorsitzender des Landesverbandes der Republikaner in Brandenburg, als auch sein Gesinnungsgenosse „Kalle“ von „Nazis“ bzw. Extremist_innen jeglicher Couleur. Des Weiteren bekannten sie sich für eine „direkte Demokratie nach Schweizer Vorbild“ und „die Erhaltung und den Schutz unserer christlich-jüdisch geprägten europäischen Kultur“. Wie glaubhaft dies ist bleibt allerdings fraglich. Auch heute beteiligten sich nämlich wieder etliche Neonazis an der BraMM-Veranstaltung, u.a. mit Kleidungsaufdrucken, wie „Oldschool Racist“ oder „HASS — Made in Germany“. Aber auch die BraMM-Organisatoren selber suchten mit ihrer Polemik gegen „Scheinasylanten“ und „Asylbetrüger“ sowie dem Bekenntnis zum deutschen Vaterland Anknüpfungspunkte zu Nationalist_innen und der extremen Rechten. Ein Erfolgsmodell war dies in Brandenburg an der Havel jedoch bisher nicht. Die Teilnehmer_innenanzahl bei Bramm-Veranstaltungen sank von 150 am 26. Januar 2015 auf 20 Personen am heutigen Abend.
Fotos: hier
Soli-Demo für Zelle 79
Inforiot — Etwa 100 Demonstrant_innen zeigten am vergangenen Samstag, den 30. Mai, ihre Unterstützung für das linksalternative Hausprojekt Zelle 79 in Cottbus. In der Woche zuvor, in der Nacht vom 23. auf den 24. Mai, griffen Neonazis das Projekt in der Parzellenstraße 79 an: Die 10 AngreiferInnen warfen Steine gegen Fassade und Fenster, versuchten gewaltsam in das Gebäude einzudringen und zündeten anschließend eine Couch vor der Tür an. Der Brand konnte schnell gelöscht werden, da sich eine kleine Gruppe im Haus befand, die vom Angriff nicht verletzt wurde.

Die antifaschistische Demonstration unter dem Motto “Es ist immer ein Angriff auf uns Alle” zog am Samstagnachmittag durch die Cottbusser Innenstadt und fand dort nicht nur Aufmerksamkeit, sondern erfuhr auch mehrfach Solidaritätsbekundungen durch Anwohner_innen. In Redebeiträgen machten die Veranstalter_innen wiederholt auf den Vorfall und eine Reihe weiterer Angriffe von Neonazis aufmerksam.



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Die Gauland-Show
Dieser Artikel erschien zuerst in der Zeitschrift Der Rechte Rand Nr. 153 (März/April 2015).
Mit aktuell zehn Abgeordneten im Potsdamer Landtag hat die Brandenburger AfD seit den Wahlen im September 2014 bundespolitisch einiges an Gewicht erlangt. Wie fast kein anderer sorgt vor allem einer für Furore: Alexander Gauland, Mitglied im Bundesvorstand und Chef des Landesverbandes.
von Svenna Berger
Gauland-Partei mit Rechtsaußen-Leck
Über Gauland sagte CSU-Politiker Gauweiler kürzlich in der Wochenzeitung »Die Zeit«: »Er trägt zur Belebung der Debatte bei«. Und so ist der Ex-CDUler und ehemalige Herausgeber der »Märkischen Allgemeinen Zeitung« regelmäßig Gast in Talkshows und Interviewpartner im Politikteil diverser Zeitungen. Der Brandenburger AfD-Landesvorstand gehört zum ‹nationalkonservativen› Flügel in der Partei und das nicht allein wegen Gauland. Ende September veröffentlichte das Magazin »Der Spiegel« Parteiinterna, darunter Informationen über extrem rechte AfD-Abgeordnete; zugespielt von Stefan Hein, dem Sohn der Gauland-Lebensgefährtin, der schließlich wegen Verrats aus der Landtagsfraktion flog.
Zur Landtagswahl, bei der die AfD zwölf Prozent der Zweitstimmen erlangte, war klar: Acht von elf gewählten Landtagsabgeordneten, so eine Recherche des »Antifaschistischen Pressearchiv und Bildungszentrums« Berlin und des »Moses-Mendelssohn-Zentrums« in Potsdam, blicken auf rechte bis extrem rechte Karrieren zurück. Neben dem Ex-Republikaner Andreas Galau gehört auch Andreas Kalbitz dazu; er schrieb für die revisionistische »Junge Landsmannschaft Ostdeutschland«, den extrem rechten »Witikobund« und ist Verleger eines rechten Hörbuchverlages. Weiterhin wird Steffen Königer erwähnt – ehemals Redakteur der »Jungen Freiheit«, Ex-Mitglied im »Ring Christlich-Demokratischer Studenten« und früherer Kandidat für den rechtspopulistischen »Bund Freier Bürger« – sowie die beiden Begründer des Brandenburger Verbandes der islamfeindlichen Partei »Die Freiheit«, Rainer von Raemdonck und Thomas Jung.
Der Umgang mit (extrem) rechten Positionen in der Partei ist dabei widersprüchlich: Landes- und Fraktionschef Gauland gewährt diesen Fraktionskollegen »eine zweite Chance«, auch wenn sie sich mitunter nicht von ihren Inhalten distanzieren. Königer beispielsweise zählte das NSDAP–Buch »Glaube an Deutschland« kurz vor der Landtagswahl in einem Zeitungsinterview zu seiner Lektüre. Jan-Ulrich Weiß, der als Nachrücker in den Landtag ziehen sollte, musste hingegen gehen: Nachdem er antisemitische Karikaturen veröffentlichte, wurde er aus der Partei ausgeschlossen. Der Skandal war zu groß.
Die Debatten um die AfD im Landtag halten weiter an: Neben der Diskussion um die Besetzung der Parlamentarischen Kontrollkommission, an der nach Forderung der SPD keine MandatsträgerInnen mit extrem rechter Biografie mitwirken solle, führen die Themen Asylpolitik, die Rolle des Islam und der Umgang mit PEGIDA und deren NachahmerInnen regelmäßig zum Eklat.
Die »Volksbewegung« und die AfD
Von Anfang an machte Gauland aus seiner politischen Nähe zu den DemonstrantInnen in Dresden keinen Hehl, auch gegen Widerstände im AfD-Bundesvorstand. Im Brandenburger Landtag sorgt Gauland damit für Unmut. Hier werden ihm seine Positionen zu PEGIDA und Zuwanderung vorgeworfen. Im Zusammenhang mit den Terroranschlägen von Paris hatte Gauland für PEGIDAs Islamkritik geworben und wurde dafür scharf kritisiert. SPD-Fraktionschef Klaus Ness urteilte: Die versuchte Gleichsetzung von MuslimInnen mit TerroristInnen und das Verbot der PEGIDA-Demonstration nach den Anschlägen als fortschreitende Islamisierung zu bezeichnen, grenze an Volksverhetzung. Um sich gegen den Vorwurf der Islamfeindlichkeit zu immunisieren, lud die AfD-Fraktion kurzum VertreterInnen des »Vereins der Muslime in Potsdam e. V.« ein.
Den doppelzüngigen Umgang mit rechten Positionen, den Gauland bereits im eigenen Landesverband praktizierte, setzt er hinsichtlich der PEGIDA-Aufmärsche fort: Rassistische Positionen und das asyl- und ‑islamfeindliche Moment der Proteste werden verharmlost und PEGIDA von Gauland gar zur neuen »Volksbewegung« erklärt. Diese sei vergleichbar mit der Rolle der frühen Anti-Atombewegung als Wegbereiter für die parlamentarischen Grünen. Der Skandal um das Hitler-Bild von PEGIDA-Begründer Lutz Bachmann ging ihm zwar zu weit, doch erst nach dem Zerwürfnis innerhalb der Dresdner Führungsriege brach Gauland mit den OrganisatorInnen. An der inhaltlichen Nähe ändert sich damit nichts.
»Europa den Europäern«
Diese Nähe der AfD zeigte sich auf einer Demonstration des Brandenburger PEGIDA-Abklatsches »Brandenburger für Meinungsfreiheit und Mitbestimmung« (BraMM). Auf einem von Norman Wollenzien, Mitglied im AfD-Kreisverband Havelland, gehaltenen Schild war zu lesen: »Antirassismus, Weltoffenheit, Vielfalt sind Kennwörter für weißen Genozid – Europa den Europäern«. An der Veranstaltung, die der Landeschef der »Republikaner«, Heiko Müller, angemeldet hatte, nahmen auch eine Reihe bekannter Neonazis teil. Wollenziens Kontakte in die Neonaziszene sind bereits in der Vergangenheit bekannt geworden.
Von seinem rassistischen Tonfall ist auch Gaulands Absage an Zuwanderung nicht weit entfernt. »Wir sollten eine Einwanderung von Menschen, die unserer kulturellen Tradition völlig fremd sind, nicht weiter fördern, ja wir sollten sie verhindern«, so zitiert ihn »Der Tagesspiegel«. Welche Traditionen fremd seien, sagt Gauland sehr genau: »Diese kulturelle Tradition ist im Nahen Osten zu Hause.«. Damit trägt er nicht etwa »zur Belebung der Debatte« bei, sondern gibt rassistischen Positionen und extrem rechten ProtagonistInnen in der AfD eine Plattform.

