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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration Law & Order

Zentrale Kundgebung gegen Rassismus und für Solidarität mit Geflüchteten am Kleist Forum

Am 25.04. wollen Rassist*innen und Nazis erneut durch die Oder­stadt marschieren, um gegen Geflüchtete zu het­zen. Doch die antifaschis­tis­che Zivilge­sellschaft wird das nicht wider­spruch­s­los hin­nehmen. „Wir haben eine gute Tra­di­tion von entschlossen­em antifaschis­tis­chen Protest in Frank­furt (Oder) etabliert.“, so Janek Las­sau Sprech­er des Bünd­niss­es „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“.
Was die Rassist*innen vorhaben, ist noch unklar. Das Bünd­nis mobil­isiert zunächst zu ein­er zen­tralen Kundge­bung ab 9 Uhr am „Kleist Forum“. „Wir sind gut auf den Tag vor­bere­it­et und kön­nen auch kurzfristig auf das Vorge­hen von den Rassist*innen reagieren.“ , so Lassau.
Da die Lage bis dato rel­a­tiv unklar ist, ist es um so wichtiger sich regelmäßig auf der Inter­net­seite des Bünd­niss­es über den Stand der Vor­bere­itun­gen zu informieren.
„Wir wer­den auch dies­mal ver­suchen den Auf­marsch der Rassist*innen mit Block­aden ver­hin­dern.“ so der Pressesprecher.
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Angriff auf Flüchtlingsfamilie im Sozialen Zentrum

Die Täter war­fen Eier gegen Fen­ster und Fas­sade der Woh­nung, die von syrischen Flüchtlin­gen bewohnt ist, und ver­sucht­en sich gewalt­sam Zutritt zum Haus zu ver­schaf­fen. Außer­dem posierten sie mit belei­di­gen­den Gesten vor der Woh­nung und riefen unver­ständliche Parolen. Beim Ein­tr­e­f­fen von Mit­gliedern unseres Vere­ins ergrif­f­en die Täter die Flucht und kon­nten unerkan­nt entkom­men. Men­schen wur­den nicht verletzt.
 
Wir werten diese Aktion als Teil der mas­siv­en ras­sis­tis­chen Mobil­isierung gegen Geflüchtete, welche momen­tan durch dieses Land schwappt. Wir sind betrof­fen und wütend über die Dummheit und Men­schen­ver­ach­tung, die sich beina­he täglich gegen Geflüchtete entlädt. Wer die gefährliche Flucht über das Mit­telmeer über­lebt hat, sieht sich hier mit Anfein­dun­gen und Angrif­f­en kon­fron­tiert. Hier angekom­men erfahren diese Men­schen den struk­turellen Ras­sis­mus der Behör­den und müssen sich in einem Leben voller Unsicher­heit­en ein­richt­en. Neid und (Alltags-)Rassismus von Teilen der deutschen Bevölkerung tre­f­fen dann die, die ohne­hin schon alles ver­loren haben. Was für ein Armut­szeug­nis für diese Gesellschaft! Die betrof­fene Flüchtlings­fam­i­lie hat ver­ständlicher­weise Angst — dieser Zus­tand ist abso­lut inakzept­abel und wir wer­den unser möglich­stes tun, damit Geflüchtete hier in Frieden leben können!
 
Wir bit­ten um Wach­samkeit und Unter­stützung aus der Bevölkerung, um weit­ere Angriffe zu ver­hin­dern. Wer Hin­weise geben kann, meldet sich bitte unter info@jwp-mittendrin.de. Außer­dem begrüßen wir Gesten der Sol­i­dar­ität, damit die Fam­i­lie merkt, dass sie nicht alleine gelassen wird.
 
“Wir bleiben alle” heißt Bleiberecht für alle! Die ras­sis­tis­che Mobil­isierung stop­pen — Geflüchtete unter­stützen! JWP-MittenDrin

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Wer zu Rassismus Nein sagt, muss politische Konsequenzen ziehen!

In Bran­den­burg sind Men­schen mit Migra­tions­geschichte tagtäglich Diskri­m­inierun­gen aus­ge­set­zt. Betrof­fen sind neu Zuge­wan­derte genau­so wie schon lange hier lebende Einge­bürg­erte, Hochqual­i­fizierte genau­so wie Lan­dar­bei­t­erin­nen und Kell­ner. Sie erleben ras­sis­tis­che Belei­di­gun­gen auf der Straße, wer­den bei der Woh­nungssuche benachteiligt, erhal­ten schlechteren Lohn, wer­den in der Schule gemobbt, beim Arzt schlechter ver­sorgt, in Behör­den und beim Einkaufen abw­er­tend behan­delt oder an der Diskotheken­tür abgewiesen.
 
Men­schen, die nicht von Ras­sis­mus betrof­fen sind, kön­nen die tief­greifend­en Auswirkun­gen von solchen Würde­v­er­let­zun­gen, ver­weigerten Chan­cen und voren­thal­tener Teil­habe kaum ermessen.
 
Die bran­den­bur­gis­che Par­la­mentsmehrheit hat das Prob­lem erkan­nt und Ende 2013 die Lan­desver­fas­sung um eine sog. Anti­ras­sis­musklausel ergänzt, die allerd­ings mit konkreten Maß­nah­men unter­füt­tert wer­den muss, soll sie nicht rein sym­bol­isch bleiben. Fol­gerichtig wäre die Ein­führung eines Lan­desan­tidiskri­m­inierungs­ge­set­zes (LADG), was aber lei­der bis heute auf sich warten lässt. Deshalb ist es immer noch so, dass Men­schen sich juris­tisch z. B. gegen einen diskri­m­inieren­den Ver­mi­eter zur Wehr zu set­zen kön­nen, nicht aber gegen eine Behör­den­mi­tar­bei­t­erin oder einen Lehrer. Wenn es zu Diskri­m­inierung durch staatliche Stellen kommt, bietet näm­lich das All­ge­meine Gle­ich­be­hand­lungs­ge­setz (AGG) keinen Schutz, weil es nur im zivil­rechtlichen Bere­ich gilt. Diese Schut­zlücke im öffentlichen Recht gilt es zu schließen.
 
Will Bran­den­burg mod­ern und attrak­tiv sein für neue Unternehmen, mehr Zuzug und mehr Touris­mus haben, so muss es ein Leben und Wirtschaften in ein­er offe­nen und diskri­m­inierungs­freien Gesellschaft bieten kön­nen. Erst dann wer­den sich hier alle Men­schen willkom­men fühlen.
 
Die Antidiskri­m­inierungs­ber­atung Bran­den­burg berät und inter­ve­niert seit 5 Jahren lan­desweit in Fällen von ras­sis­tis­ch­er Diskriminierung.

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SCHÖNER LEBEN OHNE NAZIS – Vielfalt ist unsere Zunkunft

Wir sind Bürg­erin­nen und Bürg­er dieses Lan­des – Alteinge­sessene und Zuge­zo­gene, ver­schieden in unseren poli­tis­chen Überzeu­gun­gen, unserem Glauben und unseren Lebens­for­men. Wir sind weltof­fen und gast­fre­undlich und wir wollen Men­schen Schutz geben, die vor Krieg, Not und Ver­fol­gung fliehen mussten. Neu­rup­pin ist bunt und soll es bleiben. Unsere Gesellschaft und beson­ders unsere Region leben davon, dass Men­schen sich willkom­men fühlen und bei uns eine neue Heimat finden.

Wir lassen es nicht zu, dass gegen Men­schen gehet­zt wird. Wir lassen es nicht zu, dass auf unseren Straßen Angst und Schreck­en ver­bre­it­et wer­den. Darum wer­den wir zusam­men gegen den Auf­marsch der Neon­azis Wider­stand leisten.

Am 6. Juni zeigen wir mit Musik, Sport, Kun­st und Kul­tur, wie tol­er­ant und kreativ die Stadt Neu­rup­pin und das Land Bran­den­burg sind. Und wir zeigen, dass Gewalt, Hass und Ras­sis­mus keine Zukun­ft haben – wed­er hier noch andernorts.

Wir laden alle Men­schen von nah und fern ein:

KOMMEN SIE AM 6. JUNI 2015 UM 10 UHR NACH NEURUPPIN.

Lassen Sie uns gemein­sam mit demokratis­chen Mit­teln auf vielfältige Weise protestieren. Wer sin­gen und tanzen will, disku­tieren, feiern oder beten, wer sich den Neon­azis friedlich ent­ge­gen stellen will, ist uns willkommen.

Vielfalt ist unsere Zukun­ft – Schön­er leben ohne Nazis!

20.3.2015,

Aktions­bünd­nis „Neu­rup­pin bleibt bunt“

Aktions­bünd­nis gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Fremdenfeindlichkeit

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Brandenburger Willkommenskultur der besonderen Art: Polizeiübungen direkt neben der Flüchtlingsunterkunft

Trotz Protesten von Willkom­mensini­tia­tiv­en hat die FH der Polizei die Manöverübun­gen auf dem TÜV-Gelände direkt neben der Unterkun­ft für Flüchtlinge in Lehnitz/Oranienburg im Land­kreis Ober­hav­el fort­ge­set­zt. In der Flüchtling­sun­terkun­ft wohnen mehr als 200 Män­ner, Frauen und Kinder, die vor Krieg und Ver­fol­gung geflo­hen sind. Fach­leute schätzen, dass min­destens 40% der Flüchtlinge auf­grund der erlebten Ver­fol­gung und der Flucht trau­ma­tisiert sind.
 
Mit den Polizeiübun­gen in unmit­tel­bar­er Nach­barschaft ihrer Unterkun­ft sind sie erneut mit ein­er Geräuschkulisse kon­fron­tiert, die viele von ihnen mit ihrer Ver­fol­gung assozi­ieren: Hub­schraubere­in­sätze, Spezial­fahrzeuge und Hun­dertschaften in Uni­form, Übun­gen zur Häuser­stür­mung und Ver­fol­gung, Schießübun­gen mit unschar­fer Munition.
 
Auch die Polizeifach­hochschule sieht ein Prob­lem, offen­bar jedoch vor allem im Protest der Willkom­mensini­tia­tiv­en. Gespräch­sange­bote des Flüchtlingsrates unter Ein­beziehung ein­er Trau­maspezial­istin, die jahre­lange Erfahrung in der Arbeit mit Flüchtlin­gen hat, hielt die Fach­hochschule für unange­bracht. Zwar wird weit­er­hin Gesprächs­bere­itschaft sig­nal­isiert, es stellt sich jedoch die Frage, welch­es Ziel die Gespräche haben sollen, wenn die Fach­hochschule es ablehnt, Exper­tin­nen auch nur anzuhören und klarstellt, dass es Über­legun­gen zu einem Auswe­i­chort nicht gäbe.
 
Die Fach­hochschule lädt Flüchtlinge ein, durch Beobach­tung der Polizeimanöver ihre Äng­ste abzubauen — ein frag­würdi­ges Unter­fan­gen, das den jahre­lan­gen Erfahrun­gen der Trau­mather­a­pie wider­spricht. Denn eines der Symp­tome von Trau­ma­tisierung ist es ger­ade, die Kon­fronta­tion mit Erleb­nis­sen, die Assozi­a­tio­nen zum Trau­ma aus­lösen kön­nten, zu ver­mei­den. Und so gibt es die stilleren nicht-öffentlichen Stim­men in dem Heim in Lehnitz, die ihr Unbe­ha­gen mit der starken Polizeipräsenz in der Nach­barschaft in ein­er Atmo­sphäre des Ver­trauens sehr klar for­mulieren und den Wun­sch äußern, so schnell wie möglich einen anderen Wohnort zu finden.
Das erste Manöver in diesem Jahr ist been­det – die Auseinan­der­set­zung darüber, dass ein Gelände für Ter­ror­bekämp­fung, Schießübun­gen und Polizeigroßein­sätze direkt neben ein­er Unterkun­ft für Flüchtlinge wed­er ein­er human­itären Flüchtlingsauf­nahme noch den Europäis­chen Verpflich­tun­gen zur Berück­sich­ti­gung der Bedürfnisse beson­ders schutzbedürftiger Men­schen entspricht, geht weiter.
 
Willkom­men­skul­tur sieht anders aus! Der Flüchtlingsrat fordert die sofor­tige Aus­set­zung aller Polizeiübun­gen und per­spek­tivisch ein Auf­nah­mekonzept, das Flüchtlinge und andere sachkundi­ge Men­schen in die Gestal­tung der Unter­bringung einbezieht. 

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Rassistische Gewalt steigt auch in Brandenburg

Für das Jahr 2014 hat der Vere­in Opfer­per­spek­tive bis­lang 92 rechte Gewalt­tat­en (im Vor­jahr 85) reg­istri­ert. Sie richteten sich nach Ken­nt­nis der Beratungsstelle gegen min­destens 149 Betrof­fene. Der Anteil der ras­sis­tisch motivierten Tat­en liegt mit 58 deut­lich höher als im Jahr davor (41) und macht 63 Prozent aller reg­istri­erten Tat­en aus (2013: 48 Prozent). 19 Gewalt­tat­en wur­den aus Hass gegen poli­tis­che Gegner_innen verübt, 11 richteten sich gegen nicht Rechte, 2 gegen sozial Aus­ge­gren­zte / Men­schen mit Behin­derun­gen, jew­eils ein homo­phober und ein anti­semi­tis­ch­er Angriff wur­den erfasst. Es wur­den 76 Kör­per­ver­let­zun­gen — davon 41gefährliche — reg­istri­ert sowie 3 ver­suchte Kör­per­ver­let­zun­gen, 9 Bedro­hun­gen, 2 Brand­s­tiftun­gen, 1 Sachbeschädi­gung und eine sex­uelle Nöti­gung. Von einem hohen Dunkelfeld ist auszuge­hen. Nicht erfasst wur­den Kundge­bun­gen gegen die Auf­nahme von Flüchtlin­gen vor Flüchtling­sheimen und Pri­vat­woh­nun­gen, in denen Flüchtlinge leben. Sie sind von den Ver­anstal­tern als Ein­schüchterung gemeint und wer­den von den Betrof­fe­nen als Bedro­hung emp­fun­den, kön­nen aber sta­tis­tisch nicht als Gewalt­de­likt gew­ertet werden.
Die meis­ten Angriffe wur­den in Cot­tbus reg­istri­ert, gefol­gt vom Land­kreis Spree-Neiße, in dem nach wie vor Sprem­berg mit ein­er agilen gewalt­täti­gen Neon­aziszene einen Schw­er­punkt bildet.
 
Der Anstieg ras­sis­tis­ch­er Gewalt ist nach Ein­schätzung der Opfer­per­spek­tive auf die andauernde und mas­sive Mobil­isierung gegen Flüchtlinge zurück­zuführen (1). Sie wen­det sich let­z­tendlich gegen alle als Migrant_innen wahrgenomme­nen Men­schen. Ras­sis­tisch eingestellte Durchschnittsbürger_innen fühlen sich ermuntert und wer­den zu Gelegenheitstäter_innen, so wie in Pots­dam am 6. Sep­tem­ber, als ein nige­ri­an­is­ch­er Staats­bürg­er seine neue Woh­nung am Schlaatz beziehen will. Zwei Nach­barn stellen sich ihm in den Weg, um ihn nicht ins Haus zu lassen. Sie beschimpfen ihn ras­sis­tisch und erk­lären, er würde hier nicht wohnen. Als er darauf beste­ht, eine Woh­nung gemietet zu haben, sog­ar seine Schlüs­sel zeigt, schlägt ein­er der bei­den ihm ins Gesicht und besprüht ihn mit Pfef­fer­spray. In Elster­w­er­da belei­digt am 13. Mai ein Rechter einen Deutschen libane­sis­ch­er Herkun­ft ras­sis­tisch, als er diesen bei der Arbeit auf einem Garten­grund­stück beobachtet. Er tritt den sichtlich Erkrank­ten zweimal in den Unter­leib und dro­ht ihm mit dem Tod, falls er die Stadt nicht ver­lasse. Der Betrof­fene muss in Folge des Angriffs sta­tionär behan­delt werden.
 
Neben der tat­säch­lichen Zunahme ras­sis­tis­ch­er Gewalt wirken sich ver­mut­lich fol­gende Entwick­lun­gen auf die sta­tis­tis­che Erfas­sung aus: eine langsam zunehmende Sen­si­bil­isierung der Polizei für ras­sis­tis­che Tat­en und damit eine Verbesserung der Doku­men­ta­tion von Hin­weisen auf ras­sis­tis­che Motive und die große Unter­stützung von Asyl­suchen­den durch zahlre­iche Ini­tia­tiv­en. Die soziale Ein­bindung fördert die Bere­itschaft, nach ras­sis­tis­chen Angrif­f­en Anzeige zu erstat­ten und pro­fes­sionelle Hil­fe in Anspruch zu nehmen. Zur Ver­hin­derung langfristiger psy­chis­ch­er Angriffs­fol­gen man­gelt es in Bran­den­burg allerd­ings nach wie vor an qual­i­fizierten Über­set­zungsmöglichkeit­en bei Psy­chother­a­pi­en und ein­er unbürokratis­chen Regelung für Asyl­suchende, nach ras­sis­tis­chen Bedro­hun­gen bzw. Angrif­f­en den Wohnort wech­seln zu kön­nen (soge­nan­nte Umverteilung).
 
Mit Sorge beobachtet der Vere­in die Neuein­rich­tung von großen Sam­mel­lagern ohne abge­tren­nte Wohnein­heit­en. Masse­nun­terkün­fte stig­ma­tisieren die hier Unterge­bracht­en und schüren vor allem in kleinen Ortschaften ras­sis­tis­che Ressen­ti­ments. Die fehlende Pri­vat­sphäre beschädigt nicht nur die Bewohner_innen, sie fördert zudem Gewalt in den Unterkün­ften. Die geringe Ausstat­tung mit qual­i­fizierten Sozialarbeiter_innen ver­schärft die Situation.
Der Vere­in Opfer­per­spek­tive fordert die Lan­desregierung dazu auf, die Unter­bringungspoli­tik neu auszuricht­en. Das Innen­min­is­teri­um sollte in Rück­griff auf die Anti­ras­sis­musklausel in der Lan­desver­fas­sung die ihm unter­stell­ten Behör­den anweisen, Kundge­bun­gen gegen die Auf­nahme von Flüchtlin­gen nicht vor deren Woh­nun­gen bzw. Unterkün­ften zu genehmigen.
 
(1) Siehe: Netz gegen Nazis „Ras­sis­tis­che Mobil­isierun­gen gegen Flüchtling­sun­terkün­fte, Rechte Demon­stra­tio­nen und Wahlkampf bei NPD und AfD – Das Jahr 2014 in Brandenburg“

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Rechtswidrige Hausdurchsuchung im Horte

Straus­berg — Polizei durch­sucht pri­vate Räume mit unzulänglichem Vor­wand, betritt und filmt Räume des Vere­ins ohne wirk­samen Durchsuchungsbeschluss
Am Vor­mit­tag des 10. März 2015 durch­sucht­en etwa 30 Beamte der Polizei das pri­vate Zim­mer eines Vere­ins­mit­glieds in den Räum­lichkeit­en des Alter­na­tiv­en Jugend­pro­jek­ts 1260 e.V.
Etwa 15 Beamte, sowohl uni­formiert als auch in ziv­il, began­nen nach Öff­nung der Haustür sofort in alle Räume auszuschwär­men und die Räum­lichkeit­en zu fil­men. Beim Betreten der Wohnge­mein­schaft wurde keine Rück­sicht auf die Räume der anderen Bewohner_innen genom­men. Die Polizist_innen kon­nten erst durch ener­gis­ches Drän­gen davon abge­hal­ten wer­den, nicht andere Pri­va­träume zu betreten und filmten während­dessen Küche, Bad und WC.
Zur Begrün­dung durch die Polizei ist dem richter­lichen Durch­suchungs­beschluss aus dem August des let­zten Jahres zu ent­nehmen, dass nach Beweis­mit­teln für die Bege­hung eines Land­friedens­bruchs nach § 125 StGB gesucht werde. Es sollte soge­nan­ntes „Bild­ma­te­r­i­al“, welch­es am „Tattag“ vom Beschuldigten ange­fer­tigt wor­den sei, sowie nicht näher definierte „Tatk­lei­dung“ aufge­fun­den wer­den. Dem Beschluss ist zusät­zlich zu ent­nehmen, dass der Tatverdächtige am 24.November 2013 „Mit­demon­stri­erende“ zum „gewalt­samen Durch­brechen“ ein­er Polizeikette aufge­fordert haben soll.
Wie genau das soge­nan­nte „Bild­ma­te­r­i­al“, welch­es nicht näher beschrieben ist, mit dem Tatvor­wurf in Verbindung ste­ht, bleibt unbe­grün­det. Nach diesem Beschluss bleibt zu ver­muten, dass sich die beschuldigte Per­son sel­ber beim Bege­hen der vorge­wor­fe­nen Straftat gefilmt oder fotografiert haben soll.
Eben­so wenig wird genauer beschrieben, worum es sich bei der „Tatk­lei­dung“ genau han­deln soll, nach der nach 16 Monat­en trotz unzulänglich­er Beschrei­bung, gesucht wurde. Der schon auf­grund der nicht näher beschriebe­nen Beweis­mit­tel wohl kaum halt­bare Durch­suchungs­beschluss, hat­te zwis­chen­zeitlich auch seine Wirk­samkeit ver­loren. Laut ein­er Entschei­dung des Bun­desver­fas­sungs­gerichts (BVer­fG) aus dem Jahre 1997 ist eine richter­liche Durch­suchungsanord­nung keine Beantra­gung auf Vor­rat. Nach dem Ablauf von sechs Monat­en ent­fal­tet eine Durch­suchungsanord­nung keine Wirkung mehr. Eine über sechs Monate nach Erge­hen der Anord­nung erfol­gende Durch­suchung ist unzuläs­sig. Den Polizeibeamten, für die die Vol­lziehung von Durch­suchungs­beschlüssen zum täglich Geschäft gehört, hätte dieser Umstand bei einem Blick auf das Datum (12.08.2014) sofort bewusst wer­den müssen.
Die ungenü­gende Beschrei­bung der „Tatk­lei­dung“ und des „Bild­ma­te­ri­als“ sowie die Vol­lziehung eines nicht mehr wirk­samen Durch­suchungs­beschlusses unter Mißach­tung der Vor­gaben des BVer­fG lassen Zweifel an ein­er sauberen polizeilichen und staat­san­waltschaftlichen Ermit­tlung wach­sen. Vielmehr ergibt sich daraus nun die Ver­mu­tung, dass es andere Beweg­gründe für diese Durch­suchung gegeben haben könnte.
Wir als AJP1260 e.V. verurteilen das undemokratis­che Vorge­hen der Polizei und das unsaubere Arbeit­en von Staat­san­waltschaft und Gericht scharf. Der Vere­in wird rechtliche Schritte gegenüber den Ermit­tlungs­be­hör­den prüfen, da während der Durch­suchung Räume des Vere­ins AJP 1260 e.V. betreten und durch­sucht wor­den sind, obwohl diese vom ohne­hin unwirk­samen richter­lichen Beschluss nicht umfasst waren, und zudem begrün­dete Bedenken beste­hen, ob das Gericht sein­er Pflicht, den Antrag auf Durch­suchung gewis­senhaft zu prüfen, nachgekom­men ist.

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Chronologie der Ereignisse mit Polizeigewalt am 15. Februar 2015

Am 15.02.2015 fol­gten mehrere hun­dert Men­schen dem Aufruf des Bünd­niss­es „Cot­tbus Naz­ifrei!“ und woll­ten sich den Geschichtsverdreher*innen der NPD in den Weg stellen. Rund 800 friedliche Blockierer*innen waren am Aktion­stag auf den Cot­tbuser Straßen unter­wegs. Die Neon­azis mobil­isierten zum Cot­tbuser Haupt­bahn­hof als Tre­ff­punkt, obwohl ihr angemelde­ter Kundge­bung­sort das rund 2,5 km ent­fer­nte Turn­er­denkmal war. Cot­tbus Naz­ifrei! ver­suchte einen möglichen Neon­azi­auf­marsch durch die Cot­tbuser Süd­vorstadt zu verhindern.
Cot­tbus Naz­ifrei! machte bere­its vor dem 15.Februar auf die öffentliche Mobil­isierung durch die NPD zu einem nicht angemelde­ten Ver­samm­lung­sort aufmerksam.Trotz mehrfachen Hin­weis­es darauf, haben die Ver­samm­lungs­be­hör­den darin kein Prob­lem gese­hen. So hätte ein Neon­azi-Auf­marsch durch die Süd­vorstadt stat­tfind­en können.
Die Demon­stra­tion von Cot­tbus Naz­ifrei! führte am Spree­wald-Bahn­hof vor­bei zur Güterzu­fuhrstraße und wurde dort zunächst ohne Angabe von Gründe durch die Polizei gestoppt. Er führte dann weit­er über die Bahn­hofs­brücke und die Thiem­straße. Auf der Thiem­straße kam es im weit­eren Ver­lauf des Tages zu rabi­at­en Über­grif­f­en auf Demonstrant*innen durch die Polizei auf dieser angemelde­ten Demonstrationsroute.
Gegen 13.30 Uhr bewegte sich eine große Men­schen­gruppe auf der Thiem­straße. Sowohl die Straße als auch der Bürg­er­steig wur­den dabei genutzt. Die Gruppe wurde auf dem linken Bürg­er­steig ab der Kreuzung Bahnhofstraße/ Stadtring von ein­er Beweis­sicherungs- und Fes­t­nah­meein­heit (BFE) begleit­et. Auf Höhe des Kinder- und Jugend­not­di­en­stes eskalierte die Sit­u­a­tion plöt­zlich. Die für diese Auf­gabe völ­lig unterbe­set­zte Polizeiein­heit zog sich über die Thiem­straße und ver­suchte diese abzus­per­ren. Einige der Polizist*innen hat­ten bere­its im Laufen ihr Pfef­fer­spray gezo­gen. In Panik ver­sucht­en die Demonstrant*innen der zu erwartenden Gewalt zu ent­ge­hen. Die Polizist*innen ran­nten auf die Straße und fol­gten den Fliehen­den. Demonstrant*innen wur­den gezielt geschub­st und zu Fall gebracht. Augen­zeu­gen und Betrof­fene bericht­en von Schlag­stock- und Pfef­fer­sprayein­sätzen, sowie geziel­ten Faustschlägen.
15022015
Einem 13-jähri­gen, der verängstigt am Rand ste­hen geblieben war, griff ein Beamter mit seinem Quarzhand­schuh direkt ins Gesicht und schub­ste ihn. Eine junge Frau, die auf den Bürg­er­steig ran­nte, wurde von einem voll gepanz­erten Polizis­ten so rabi­at zu Fall gebracht, dass sie kurze Zeit bewusst­los am Boden liegen blieb. Die junge Frau erlitt einen Trüm­mer­bruch im Ober­arm und musste noch am sel­ben Abend notoperiert wer­den und lag eine Woche sta­tionär im Kranken­haus. Darüber hin­aus erlitt sie Schürf- und Platzwun­den am Kopf und im Gesichts­bere­ich, sowie diverse Prel­lun­gen am Kör­p­er. Die Demosanitäter*innen küm­merten sich vor Ort um die Ver­let­zte und riefen einen Krankenwagen.
Zeit­gle­ich geleit­eten die Polizeikräfte die Neon­azis weit­er südlich über die Thiem­straße, um diese zu ihrem eigentlichen Kundge­bung­sort am Turn­er­denkmal zu brin­gen. Dass dies über eine angemeldete Demon­stra­tionsroute passieren sollte und dass deswe­gen Demon­stra­tionsteil­nehmende ins Kranken­haus ein­geliefert wer­den mussten, bleibt für alle Betrof­fe­nen abso­lut unverständlich.
Kurze Zeit später, gegen 13.40 Uhr, wurde eine Gruppe von 20–30 Per­so­n­en in der Leipziger Straße/ Ecke Thiem­straße von der Polizei umzin­gelt. Die Gruppe brem­ste und hob die Hände, um ein­er Eskala­tion der Sit­u­a­tion vorzubeu­gen. Die Beamt*innen trieben die Men­schen­menge zusam­men, bedrängten und schub­sten die Leute. Einzelne hak­ten sich beieinan­der ein, um zu ver­hin­dern, dass jemand zu Fall kommt. Die Polizist*innen began­nen am Rand in die Menge hinein zu schla­gen. Einem Demon­stran­ten wurde dabei mehrfach direkt auf den Kopf geschla­gen, ein ander­er berichtete von Schlä­gen in die Magen­grube. Während des Gerangels knick­te ein Men­sch am Bor­d­stein um und erlitt einen Bän­der­riss. In der­sel­ben Sit­u­a­tion kam es außer­dem zu mehreren bru­tal­en Festnahmen
(https://www.flickr.com/photos/presseservice_rathenow/16355453740/in/album-72157650775498986/).
Auf Höhe des Klinikums spiel­ten sich zur sel­ben Zeit eben­falls sehr unschöne Szenen ab. Hier wur­den erneut Men­schen gezielt zu Fall gebracht und lan­de­ten zum Teil im Dor­nengestrüpp. Ein­er jun­gen Frau wurde in die Beine getreten. Sie ging zu Boden und wurde von dem Beamten aufge­fordert wieder zurück zu gehen. Als die Betrof­fene nicht schnell genug auf­s­tand, brachte der Polizist sie erneut zu Fall und drück­te sie zu Boden. Die junge Frau wurde am Pullover von dem Polizis­ten hoch gehoben und in eine nah­este­hende Men­schen­menge geschub­st. Wegen stark­er Schmerzen im Fuß ließ sie sich von den Sanitäter*innen vor Ort unter­suchen und suchte auf deren Rat hin die Notauf­nahme im Klinikum auf. Dort wurde ihr eine schwere Mit­tel­fußprel­lung und eine Bän­derver­let­zung diag­nos­tiziert. Sie kon­nte nur noch auf Unter­arm­stützen laufen.
Gegen 13.50 Uhr gin­gen die Über­griffe an der Grün­fläche bei der Europakreuzung weit­er. Hier raste ein Mannschaftswa­gen der Polizei über die Wiese durch eine lose Men­schen­gruppe hin­durch. Nur durch die Aufmerk­samkeit einiger Men­schen dieser Gruppe wurde nie­mand ange­fahren. An der­sel­ben Stelle kam es zu weit­eren Über­grif­f­en. Augen­zeu­gen berichteten von Polizist*innen, die auf einen am Boden liegen­den Men­schen ein­trat­en. Auch hier kam es zu einem Schlag­stock­ein­satz. Es wurde sog­ar beobachtet, dass das mas­sive Sta­tiv ein­er Polizeikam­era als Schlag­stock genutzt wurde. Eine Frau soll außer­dem geschüt­telt und gegen einen Lat­er­nen­mas­ten gestoßen wor­den sein.
Die Polizei­willkür wollte allerd­ings auch dann noch kein Ende nehmen. Gegen 14.15 Uhr hielt es die Polizei für nötig einen Laut­sprecher­wa­gen an der Ecke Gaglow­er Straße/ Her­mann-Löns-Straße zu durch­suchen. Während das Fahrzeug durch­sucht wurde, grüßte die Mod­er­a­tion eine vor­bei laufende Men­schen­gruppe mit den Worten „Schön, dass ihr da seid!“. Daraufhin warf die Polizei der Lautibesatzung vor, zu Straftat­en aufgerufen zu haben. Die Per­son­alien aller Insassen wur­den aufgenom­men und mit Platzver­weisen gedro­ht. Außer­dem wur­den sie aufge­fordert den Laut­sprecher­wa­gen abzubauen. Tele­fonisch wurde Kon­takt zu Anwält*innen aufge­baut, die Polizei ver­weigerte allerd­ings die Kom­mu­nika­tion und kon­nte keine*n Verantwortliche*n benen­nen. Erst als sich unter anderem die Bun­destagsab­ge­ord­nete Bir­git Wöllert vor Ort ein­fand, entspan­nte sich die Sit­u­a­tion. Die Platzver­weise wur­den zurück genom­men und gal­ten nur noch für eine Stunde. Der Laut­sprecher­wa­gen musste den­noch abge­baut wer­den und durfte keine Durch­sagen mehr machen.
Zum Abschluss des Tages sollte eine Spon­tandemon­stra­tion von der Dres­den­er Straße über die wenig befahrene Garten­straße angemeldet wer­den. Diese Demon­stra­tion wurde mit der Begrün­dung unter­sagt, es gäbe nicht aus­re­ichend Polizeikräfte um den Straßen­verkehr umzuleiten.
Trotz­dem fan­den die Demonstrant*innen ihren Weg zum Infop­unkt von Cot­tbus Naz­ifrei! in der Wein­bergstraße. Doch auch hier wollte die Polizei keine Ruhe geben. Auf einem LKW spiel­ten vor Ort mehrere Bands, doch offen­bar hielt die Ein­sat­zleitung eine mas­sive Polizeipräsenz vor Ort für notwendig. Behelmte Polizist*innen zogen eine Schneise zwis­chen den LKW und die tanzen­den Men­schen. Die Ver­anstal­tung wurde daraufhin angemeldet und somit legit­imiert. Doch auch dies kon­nte die Ein­satzkräfte offen­bar nicht besän­fti­gen. Es wurde mit der sofor­ti­gen Räu­mung der Ver­anstal­tung gedro­ht. Wegen der Gewal­ter­fahrun­gen im Tagesver­lauf, soll­ten die Veranstaltungsteilnehmer*innen nicht weit­er gefährdet wer­den, daher wurde die Ver­samm­lung örtlich ver­legt in eine Neben­straße. Dort wurde die Ver­anstal­tung weit­erge­führt und eine weit­ere Band kon­nte auftreten. Hier wur­den Teil­nehmende von den anwe­senden Polizeibeamt*innen mit Tierg­eräuschen ver­al­bert und mit Sprüchen wie „Na, habt ihr heute nichts geschafft?“ provoziert. Im Ver­lauf der Abschlusspar­ty, die ein völ­lig prob­lem­los­es Konz­ert hätte sein kön­nen, kam es zu zwei weit­eren Festnahmen.
Die Festgenomme­nen wur­den zur Gefan­genen­sam­mel­stelle am Bon­nasken­platz gebracht. Ihnen wurde ange­dro­ht, dass sie mit einem Feuer­wehrschlauch abge­spritzt wer­den wür­den. Nach dieser Ein­schüchterung mussten sich die bei­den (von denen ein­er erst 16 Jahre alt ist) vor ver­sam­melter Polizeimannschaft ausziehen. Vor der Wache wur­den die Gefan­genen nach ihrer Freilas­sung von sol­i­darischen Men­schen in Emp­fang genom­men. Die bei­den wirk­ten sehr eingeschüchtert und verstört.
Mon­tag Nacht gegen 22.30 Uhr leis­tete sich die Polizei bere­its den näch­sten Faux­pas. Sie woll­ten die schw­er ver­let­zte junge Frau im Kranken­haus befra­gen. Dass die von der Nachtschwest­er geweck­te Geschädigte nicht mit den Kriminalbeamt*innen sprechen wollte, über­rascht nicht. Wenn Täter ihre Opfer mit­ten in der Nacht im Kranken­haus besuchen, ist dies an Unsen­si­bil­ität wirk­lich kaum zu übertr­e­f­fen. Für die junge Frau hat nun vor allem der Heilung­sprozess höch­ste Pri­or­ität. Alles Weit­ere wird nach ihrer Ent­las­sung mir anwaltlich­er Unter­stützung in die Wege geleit­et werden.
Ins­ge­samt kann fest­ge­hal­ten wer­den, dass es zu mehreren gewalt­täti­gen Über­grif­f­en seit­ens der Polizei auf Teil­nehmende ein­er angemelde­ten Demon­stra­tion kam und die Lage seit­ens der Polizei an ver­schiede­nen Stellen ohne Not eskaliert wurde. Immer noch tre­f­fen ver­schiedene Zeu­ge­naus­sagen bei den Organisator*innen der Demon­stra­tion ein und die Betrof­fe­nen erhal­ten juris­tis­che Unterstützung.
Fotos vom Geschehen am 15.Februar:
https://www.flickr.com/photos/presseservice_rathenow/sets/72157650775498986/
https://www.flickr.com/photos/soerenkohlhuber/sets/72157650773225356/
https://www.flickr.com/photos/neysommerfeld/sets/72157650421702917/

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Law & Order

Freischlag für Polizisten

Rück­blick: 24.09.2011, Neu­rup­pin. Anlässlich eines Nazi­auf­marsches in der Stadt kommt es zu friedlichen Sitzblock­aden gegen diesen. Ein Neu­rup­pin­er im Rentenal­ter ist für das “Aktions­bünd­nis Neu­rup­pin bleibt bunt” als Ord­ner tätig. Er wird von zwei Polizis­ten aufge­fordert, den Kreuzungs­bere­ich auf dem die Block­ade stat­tfind­et, zu ver­lassen. Dabei stand die Per­son am Rande der Block­ade und erk­lärte ihre Auf­gabe wäre die Deeskala­tion der Sit­u­a­tion. Sie wird trotz­dem aufge­fordert, zwecks Iden­titäts­fest­stel­lung in den Bere­ich des polizeilichen Kessels mitzukom­men. Nach ver­balem Wider­spruch dage­gen wird die Per­son von bei­den Beamten gegrif­f­en und abge­führt. Als der ver­bale Protest nicht aufhört, ver­set­zt ein­er der Beamten ihm einen Faustschlag in die Rip­pen. Die betrof­fene Per­son fotografiert den schla­gen­den Polizis­ten und stellt Strafanzeige gegen ihn.
Es verge­hen einige Jahre und schließlich kommt es zum Prozess gegen den Schläger. In der Ver­hand­lung bestre­it­et er die Vor­würfe. Das Amts­gericht Neu­rup­pin verurteilt ihn erstin­stan­zlich zu ein­er Geld­strafe von 60 Tagessätzen zu je 50,00€ (ins­ge­samt 3.000,00€). Der Polizist legt Revi­sion ein und der Fall wird an das Landgericht verwiesen.
Heute, am 09.02.2015 fand dieses Ver­fahren statt. Gle­ich zu Beginn der Ver­hand­lung zeich­nen sich Absprachen zwis­chen der Vertei­di­gung und der Staat­san­waltschaft ab. Der Beamte geste­ht dann die Vor­würfe und begrün­det den Vor­fall mit “ein­er Sicherung, die ihm kurzzeit­ig durchgek­nallt sei”. Im Tausch gegen dieses Geständ­nis wird eine Ein­stel­lung des Ver­fahrens gegen Zahlung ein­er Geld­summe (siehe §153a) in Aus­sicht gestellt. Nach Beratung kom­men die Richter zum Urteil, dass dieser Vorge­hensweise zuzus­tim­men ist, da die Schuld ger­ing (“nur” eine Prel­lung des Rip­pen­bo­gens bei einem Rent­ner) und dem öffentlichen Inter­esse mit der Geldzahlung genüge getan wäre. Es sei ange­merkt, dass die öffentliche Sitzung gut besucht war. Der Beamte zahlt jet­zt also 3.000,00€ an einen Hos­pizvere­in und darf sich weit­er­hin als nicht vorbe­straft beze­ich­nen. Dien­stliche Kon­se­quen­zen wird es für ihn wohl nicht geben.
Das Urteil ist ein Schlag ins Gesicht für alle Men­schen, die sich Neon­azi­aufmärschen in den Weg stellen. Wir erwarten und haben in der Ver­gan­gen­heit allerd­ings kein anderes Ver­hal­ten von der deutschen Jus­tiz beobachtet. Ver­fahren gegen Polizeibeamte wer­den nicht zur Verurteilung gebracht.
Trotz­dem hal­ten wir es für notwendig, auf die offen­sichtliche Ver­tuschung von “ungerecht­fer­tigter Gewal­tan­wen­dung” durch Polizeibeamte aufmerk­sam zu machen. An diesem Fall ist exem­plar­isch zu sehen, wie Beamte – selb­st wenn sie ihre Straftat­en zu geben – von der Jus­tiz geschont wer­den. Zwar muss der Beamte eine Geld­strafe zahlen – der Fall wird aber in der Öffentlichkeit verz­er­rt wahrgenom­men. Nochmal: Da geste­ht ein Polizist eine Kör­per­ver­let­zung (zumal noch in ein­er Sit­u­a­tion ohne jede Rechts­grund­lage) und das Ver­fahren gegen ihn wird trotz­dem eingestellt! Polizeige­walt wird so zum pri­vat­en Prob­lem der Betrof­fe­nen und nicht etwa Teil der öffentlichen Sta­tis­tiken. Wer dann über Polizeige­walt sprechen möchte, kriegt dann zu hören: “Polizeige­walt? Welche Polizeige­walt? Es gibt doch fast keine Verurteilun­gen.” Genau das ist das Prob­lem! Die deutsche Jus­tiz ist schlicht nicht bere­it, ihre Polizeibeamten für deren Gewal­texzesse zur Ver­ant­wor­tung zu ziehen.
Mit Hin­blick auf den anste­hen­den soge­nan­nten “Tag der deutschen Zukun­ft” am 06.06.2015 durch Neon­azis in Neu­rup­pin hal­ten wir es für ein fatales Sig­nal an gewalt­bere­ite Polizis­ten und alle Men­schen, die es nicht hin­nehmen wollen, dass Faschis­ten ohne Wider­stand aufmaschieren.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration Law & Order

Demonstration am 14.02.2015 gegen rassistische Kundgebung geplant

Erneut hat ein Mit­glied der Gruppe „Frankfurt/Oder wehrt sich“ eine ras­sis­tis­che Kundge­bung unter dem Mot­to „Frankfurt/Oder wehrt sich gegen Asylmiss­brauch und Asy­lanten­heime“ angemeldet.
Das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ ruft zu Gegen­protesten auf: Unter dem Mot­to „Für die Frei­heit, Für das Leben – Sol­i­dar­ität mit Flüchtlin­gen“ führt eine Demon­stra­tion durch die Innen­stadt und macht sich für eine demokratis­che und sol­i­darische Gesellschaft stark.
Im Fahrwass­er von Pegi­da marschierten bere­its am 17.01.2015 cir­ca 160 Rassist*innen – vor allem Neon­azis – unter dem Mot­to „Stopp dem Asylmiss­brauch“ durch Frank­furt (Oder). Ihr Ver­such, sich als bürg­er­liche Bewe­gung darzustellen, ist spätestens mit der Zusam­menset­zung der Teilnehmer*innen des ver­gan­genen Auf­marsches gescheit­ert. „Organ­isierte Neon­azis von Rock­ern und Hooli­gans bis zur NPD und Per­so­n­en aus dem Umfeld des NSU bilde­ten das Rück­grat und das Gros des Auf­marsches.“, so Janek Las­sau, Sprech­er des Bünd­niss­es „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“. „Wir wollen am 14.02.2015 erneut zeigen, dass Frank­furt (Oder) kein Ort für Ras­sis­mus ist. Deswe­gen rufen wir alle Demokrat*innen auf, sich an unser­er Demon­stra­tion zu beteili­gen“, so Las­sau weiter.
Das zivilge­sellschaftliche Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ protestierte bere­its am 17.01.2015 erfol­gre­ich gegen einen ras­sis­tis­chen Auf­marsch der Gruppe „Frankfurt/Oder wehrt sich“. Durch friedliche Block­aden kon­nte ver­hin­dert wer­den, dass die Rassist*innen wed­er auf ihrer angemelde­ten Route laufen noch ihre Het­ze ins Stadtzen­trum tra­gen kon­nten. Etwa 800 Bürger*innen beteiligten sich mit ver­schiede­nen Protest­for­men an den Aktio­nen gegen den ras­sis­tis­chen Aufmarsch.
Das Bünd­nis ist ein Zusam­men­schluss ver­schieden­er Gew­erkschaften, Vere­ine, Parteien, antifaschis­tis­ch­er Ini­tia­tiv­en und Einzelper­so­n­en. Bere­its 2012 wur­den erfol­gre­ich zwei Aufmärsche der NPD in der Oder­stadt block­iert. Alle Akteur*innen engagieren sich kon­tinuier­lich für demokratis­che Teil­habe Aller, leis­ten anti­ras­sis­tis­che und antifaschis­tis­che Arbeit und stellen sich gegen Men­schen­ver­ach­tung und Diskriminierung.
„Wir haben in der Ver­gan­gen­heit bewiesen, dass die Zivilge­sellschaft erfol­gre­ich gegen Aufmärsche und Kundge­bun­gen von Rassist*innen wehren kann. Wir set­zen mit der Demon­stra­tion ein Zeichen für Sol­i­dar­ität mit Geflüchteten und für eine antifaschis­tis­che demokratis­che Kul­tur. Frankfurt(Oder) ist kein Ort für Ras­sis­mus, und das wollen wir am 14.02.2015 auch zeigen.“, so Janek Lassau.
 
Demon­stra­tion des Bünd­niss­es „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ „Für die Frei­heit, Für das Leben – Sol­i­dar­ität mit Flüchtlin­gen“. Eine anti­ras­sis­tis­che und antifaschis­tis­che Demon­stra­tion 14.02.2015
Auf­tak­tkundge­bung: 10:30 Bahnhofsvorplatz

Inforiot