Hennigsdorf — Am 12.10.2005, gegen 01.15 Uhr, nahmen in Hennigsdorf, Falkenstraße, Polizeibeamte der Polizeiwache Hennigsdorf eine 38-jährige männliche Person in Gewahrsam. Diese hatte aus einem geöffneten Fenster rechte Parolen auf die Straße gegrölt. Die Beamten ordneten bei dem, wegen einschlägiger Delikte bereits bekannten 38-Jährigen, die Entnahme einer Blutprobe an, da er erheblich unter Alkoholeinfluss stand. Im Laufe des 12.10.2005 wurde er nach der Ausnüchterung wieder aus dem Gewahrsam entlassen.
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CDU: Elite eher aufs Gymnasium
Potsdam — Die CDU-Landtagsfraktion will an allen brandenburgischen Gymnasien so genannte Leistungsprofilklassen ermöglichen. Über die Einrichtung solcher Klassen, in die besonders gute Grundschüler statt nach sechs schon nach vier Jahren wechseln können, sollten Eltern und Schüler mitentscheiden, sagte der Fraktionsvorsitzende Thomas Lunacek gestern in Potsdam. Bis jetzt ist der Modellversuch auf 44 Klassen und dreizügige Gymnasien beschränkt. Dabei wechseln die Kinder nach der vierten Klasse der Grundschule an ein Gymnasium. Das Lern-Modell heißt „4+8“.
Die Sozialdemokraten im Landtag reagierten verstimmt. „Wir dachten, der Wahlkampf sei zu Ende“, sagte SPD- Fraktionssprecher Florian Engels. „Vergangene Woche erhielt die Presse den CDU-Gesetzentwurf zur Direktwahl von Landräten parallel zur SPD-Fraktion. Heute werden wir gleichzeitig mit den Medien über den Antrag der CDU zur landesweiten Einführung von Leistungsprofilklassen informiert.“ Dieses Vorgehen sei wenig hilfreich, um das von CDU-Fraktionschef Thomas Lunacek beschworene gute Koalitionsklima weiterhin positiv zu gestalten, so Engels.
„Begabte müssen besser gefördert werden“, betonte Lunacek und erinnerte einen Ausspruch von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), dass es wichtig sei, „in Köpfe“ zu investieren. „Der Elternwille ist da.“ Laut dem bildungspolitischen Sprechers der CDU-Fraktion, Ingo Senftleben, würden inzwischen rund ein Viertel aller Grundschüler die Voraussetzungen für eine Leistungsprofilklasse erfüllen, ohne dass es für sie genügend Aufnahmemöglichkeiten gebe. Insgesamt würden derzeit 4400 Schüler nach dem Modell unterrichtet, berichtete Senftleben. Zu Beginn des neuen Schuljahres seien 650 bis 700 Schüler in fünfte Klassen an Gymnasien gekommen.
Gemäß dem Modellversuch sollen sie das Abitur nach zwölf Jahren ablegen. Laut CDU besuchten zu Beginn des Modellversuchs 2001 rund 4,8 Prozent aller Schüler eine Leistungsprofilklasse; 2004 seien es dann schon knapp 8 Prozent gewesen. Studien untermauerten die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges.
SPD-Fraktionssprecher Engels nannte den CDU-Antrag „wenig hilfreich“, da die Koalitionspartner derzeit über eine Schulzeitverkürzung diskutierten und diese im Schulgesetz verankert werden solle. „Vorrang hat dabei auch entsprechend dem Koalitionsvertrag die sechsjährige Grundschule, woraus das Modell 6+6 resultiert.“
Pünktlich zur heutigen Sitzung des Jugendhilfeausschusses des Landkreises Teltow-Fläming werden Jugendliche des KLAB, einer offenen Jugendeinrichtung in Trägerschaft des Jugendverbandes „SJD – Die Falken“, zum wiederholten Male gegen die drohende Schließung ihres Klubs protestieren. Das Ende droht schon zum 31.12.2005, weil die Jugendpolitiker des Landkreises die anteilige Förderung einer Personalstelle streichen wollen. Die vom Land über den Landesjugendplan geförderte Stelle will der Landkreis nicht mehr anteilig finanzieren.
„Wir stellen uns hinter den Protest der Jugendlichen, die ihre Freiräume verteidigen.“, erklärte Vorstandssprecher Alexander Fischer. „Der Jugendhilfeausschuss folgt mit seinem Beschluss einer undurchsichtigen Bedarfsfeststellung durch das Jugendamt. Wie leider auch andere Landkreise kürzt Teltow-Fläming über die Sparvorgaben des Landeshaushalts hinaus und macht die öffentlichkeitswirksame ´Rettung´ der Personalstellenförderung zu einer Farce. Teltow-Fläming schöpft nur 31,5 der 35 vom Land anteilig finanzierten Stellen aus. Die Leidtragenden sind Jugendliche, denen ihre Möglichkeit sich selbst zu organisieren, verloren geht.“
Mit seiner Kampagne „Das fehlt noch – Keine Kürzungen im Landesjugendplan!“ hatte der Landesjugendring im Frühjahr dieses Jahres die Interessen von Jugendlichen in die Haushaltsverhandlungen des Landes eingebracht und die Rot-Schwarze Koalition zur Teilrücknahme von drastischen Kürzungen in der Personalstellenförderung gebracht.
„Der Landkreis gefährdet jetzt den Konsens vom Frühjahr. Fehlende Fachkräfte gefährden auch das in Jugendverbänden besonders hohe ehrenamtliche Engagement. Ohne die Unterstützung durch die wenigen Hauptamtlichen können Ehrenamtliche in den Jugendclubs, bei Freizeit- und Bildungsmaßnahmen kaum noch etwas bewegen. Wo sich nichts bewegt, droht Stillstand in der Jugendarbeit. Stillstand der Jugendarbeit und ein Rückschritt für Brandenburg!“, erklärte Fischer.
Wege aus dem braunen Sumpf
FALKENSEE “Extremismus ist nicht nur Sache der Polizei, sondern er geht alle
Bürger an.” Winfriede Schreiber, Abteilungsleiterin des Verfassungsschutzes
im Innenministerium Brandenburgs, wählte bei ihrem Falkensee-Besuch klare
Worte. Ihrem Vortrag im “Bayerischen Hof” folgten Montagabend 20
Interessierte. Beherrschendes Thema: Die Gefahr des Rechtsextremismus.
Dieser komme in vielen Formen und Facetten in Brandenburg vor. “Die rechten
Parteien NPD und DVU haben durch ihre verstärkte Zusammenarbeit den Kampf um
die Köpfe, die Straße und die Parlamente verschärft”, sagt die Expertin.
Neben den Parteien bereiten ihr aber vor allem die Kameradschaften, die
Musikszene und unorganisierte, aber höchst gewalttätige Schläger
Kopfzerbrechen. Insbesondere die Musikszene sei kaum zu kontrollieren — oft
reichen ein kleiner Lastwagen mit Verstärkern und Lautsprechern, um eine
spontanes Konzert per SMS auf die Beine zu stellen. Als Winfriede Schreiber
über die “widerwärtigen CDs mit menschenverachtenden und rassistischen
Texten” sprach, merkte man ihr an, wie groß ihre Abneigung gegen diese Art
von Extremismus ist.
In Falkensee und Nauen sind dem Verfassungsschutz derzeit rund 15
gewaltbereite Rechtsextreme bekannt. Gerne würde der Verfassungsschutz die
Gruppe näher beobachten, doch fehlen Geld und Personal. “Wir arbeiten mit
der Polizei vor Ort zusammen, das ist aber noch ausbaufähig”, so Schreiber.
Direktes Ansprechen der Rechtsextremen — wie es bei einschlägig bekannten
Fußball-Hooligans praktiziert wird — hält sie für wünschenswert, aber
zurzeit fehlen ihr dafür die Leute. Immer wieder appellierte Winfriede
Schreiber an die Anwesenden, die Augen offen zu halten und Alarm zu
schlagen. Im Falle des “Freikorps” in Pausin hätten alle geschwiegen und
weggeschaut, obwohl Anzeichen für die Gesinnung der Schüler gegeben waren.
Schulen, Eltern und Sportvereine müssten versuchen, stärker Einfluss auf
gefährdete Jugendliche zu nehmen.
Michael Richter-Kempin aus Falkensee engagiert sich im “Bündnis gegen
Rechts”. Dass es dieses Bündnis gibt, ist für ihn erst einmal positiv. “Bei
unseren Treffen sind wir aber immer nur dieselben sechs, acht Leute, da
könnten doch viel mehr kommen.” Winfriede Schreiber, früher
Polizeipräsidentin in Frankfurt (Oder), bat ihre Zuhörer, den Rechten nicht
das Feld zu überlassen; besonders junge Menschen dürften nicht alleine
gelassen werden. Die CDU-Landtagsabgeordnete und frühere Justizministerin
Brandenburgs, Barbara Richstein, schloss sich dieser Sicht an. “Im Sinne
John F. Kennedys sollte man sich fragen: Was kann ich für mein Land tun? Und
nicht immer nur: Was tut mein Land für mich?”
Oft sind es aber gar nicht aufwändige Programme, Polizeipräsenz oder lange
Haftstrafen, die Rechtsextreme aus dem brauen Sumpf holen. Winfriede
Schreiber weiß, was häufig am effektivsten wirkt: Frauen. “Wenn die Freundin
sagt: Lass dir endlich die Haare wachsen, hör auf zu saufen und mach die
dämliche Musik aus, kann das sehr schnell gehen!”
Bernau: Ehrenmal beschmiert
Das sowjetische Ehrenmal in der Bernauer Mühlenstraße ist von unbekannten Tätern beschmiert worden. Mit Ketchup, Majonaise, Schmalz, gerösteten Zwiebeln und Zahnpasta ist das Denkmal beworfen und auf diese Weise verunstaltet worden. Außerdem wurde es auch mit weißer Farbe — vor allem die beisen Kränze an den Seiten des Obelisken — beschmiert.
Die Täter waren offenbar am zurückliegenden Wochenende am Werk gewesen. Über den genauen Zeitpunkt liegen noch keine Informationen vor. Die Verunstaltungen wurden Montagfrüh von einem Mitarbeiter der Stadtverwaltung entdeckt.
Gegen die Täter wurde von der Bernauer Stadtverwaltung Anzeige erstattet.
Im Bereich des Denkmals sind etwa 600 tote Soldaten der Roten Armee bestattet worden. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges waren sie aus Grabstätten in den umliegenden Orten nach Bernau umgebettet worden.
Erst 2004 war eine grundlegende Sanierung des Denkmals abgeschlossen worden.
Seminare von Hochvier
Studienexkursion “Die Lausitzer Textilindustrie im Zeitalter der Globalisierung”
Cottbus und die Lausitz waren zu DDR-Zeiten Zentren der Textilindustrie. In den letzten Jahren mussten jedoch tausende Arbeitsplätze in diesem Bereich abgebaut werden. Von ehemals weit über 10 000 Arbeitsplätzen existieren z. Zt. noch zwischen 600 und 1500 (incl. Faserproduktion).
Gründe sind vor allem die Verlagerung der Produktion in Niedriglohn-Länder z. B. Ost€pas und die Konkurrenz aus Asien und Lateinamerika, die aufgrund niedrigster sozialer und ökologischer Standards viel billiger produzieren kann.
(Eine Näherin in Cottbus verdiente ca. 900 Euro netto, eine in Rumänien 150 Euro und in Moldawien 80 Euro; in Bangladesh bei einer Wochenarbeitszeit von 90 Stunden noch viel weniger!)
Auf der anderen Seite gibt es einige Betriebe, die sich — auch mit Hilfe ausländischer Investoren, z. B. aus Indien(!) — erfolgreich spezialisiert und Weltmärkte erschlossen haben.
Das Seminar fragt nach Chancen und Risiken der Globalisierung und spricht vor Ort mit Betroffenen, GewerkschafterInnen, ehemaligen NäherInnen und Unternehmern.
Es stellt dabei Zusammenhänge dar zwischen den meist unmenschlichen Arbeitsbedingungen in der weltweiten Textilproduktion und den Lohn- und Arbeitsbedingungen in Deutschland, verdeutlicht aber auch die Macht der VerbraucherInnen, z. B. über die Kampagne “Saubere Kleidung”.
Bei Fachexkursionen werden das ehemalige Textilkombinat und spätere, jetzt geschlossene Steilmann-Werk in Cottbus, eine Ausstellung zur “Gubener Wolle” und die Trevira GmbH in Guben besucht.
Kooperationspartner: INKOTA-Netzwerk e. V.
Leitung: Michael Jahn
Ort: Seminarhaus am Klosterplatz, 03046 Cottbus/03172 Guben
Zeit: 21. Oktober, 19.00 Uhr — 23. Oktober, 16.00 Uhr
Förderung: Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung
Teilnahmebeitrag: 35 Euro/ermäßigt 25 Euro (Unterkunft im Gästehaus, Vollverpflegung, xkursionen, Programm)
Tagung “Polizeiliche Videoüberwachung in Brandenburg”
Der seit 2001 laufende, fünfjährige Modellversuch zur polizeilichen Videoüberwachung in vier Brandenburger Städten (Potsdam, Rathenow, Bernau und Erkner) endet 2005.
Ein erster Evaluierungsbericht wird vorgelegt, eine neue gesetzliche Regelung notwendig.
Wir wollen eine kritische Bilanz ziehen und einen noch kritischeren Ausblick wagen.
Der Versuch ist nicht nur in der Öffentlichkeit äußerst umstritten, auch die Beteiligten ziehen eine unterschiedliche Bilanz.
Während die Gewerkschaft der Polizei (GdP) z. B. eine Abschaffung der Videoüberwachung fordert und von Verdrängungseffekten und zu hohen Kosten spricht, weisen Innenminister Schönbohm und innenpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion Petke auf einen “deutlichen Rückgang der Kriminalität” und “eine klare abschreckende Wirkung auf potenzielle Straftäter” hin, wollen auf eine Diskussion gleich ganz verzichten und fordern eine Ausweitung der gesetzlichen Grundlagen der Videoüberwachung bis hin zu einer “dauerhaften Aufzeichnung des Geschehens”.
Das Seminar wird neben dem Evaluierungsbericht auch Erfahrungen aus anderen Ländern einbeziehen, neueste Zahlen aus dem Schutzbereich Potsdam vorlegen und datenschutzrechtliche Aspekte untersuchen.
Leitung: Lutz Boede
Ort: Haus der Jugend Potsdam, Schulstraße 9, 14482 Potsdam
Zeit: 11. November, 20.00 Uhr ‑12. November, 18.00 Uhr
Förderung: bei der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung beantragt
Teilnahmebeitrag: 15 Euro/ermäßigt 5 Euro (Unterkunft, Vollverpflegung, Programm)
Seminar “Armutsbekämpfung und Partizipation in Venezuela”
Armutsbekämpfung und die venezolanische “Reform-Revolution” — das konfliktive, aber Verhältnis zwischen Selbstverwaltung und staatlicher Reformpolitik
Die Regierung Chavez pumpt seit Jahren Milliarden Dollar aus dem Erdölgeschäft in verschiedene Sozialprogramme. Dabei werden jedoch keine Almosen verteilt, sondern diese Programme sind verbunden mit der Forderung und Förderung von Partizipation.
In Venezuela findet, von der €päischen Öffentlichkeit weitgehend
unbeobachtet, ein hochinteressanter politischer Veränderungsprozess statt.
In den Armenvierteln der Großstädte bilden sich ebenso wie unter
Kleinbauern und Landlosen in den ruralen Gebieten Basisorganisationen, die eine direkte Teilhabe an der gesellschaftlichen Macht einfordern.
Stadtteilgruppen entwerfen Entwicklungspläne für ihre Viertel,
Medien-AktivistInnen gründen alternative Radio- und Fernsehstationen,
Kleinbauern finden zusammen, um Kooperativen aufzubauen.
Bemerkenswerterweise wird diese Entwicklung vom venezuelanische Staat zumindest teilweise gefördert. Die Sozialprogramme der Regierung Chávez, die so genannten Misiones, finanzieren in vielen Fällen Eigeninitiativen der armen Bevölkerung. Das Verhältnis zwischen Staat und lokaler Macht ist in vieler Hinsicht neuartig, denn im Unterschied zur nicaraguanischen oder kubanischen Revolution werden die venezolanischen Bewegungen nicht von einer Staatspartei gelenkt. Venezuela strebt, so das gleichermaßen von Basisinitiativen wie von der Regierung vertretene Programm, den Aufbau einer neuen Form von Staat an: der partizipatorischen, protagonischen Demokratie.
Was versteckt sich hinter diesem Begriff? Ist er mehr als nur eine schöne Parole? Und wie sieht das häufig durchaus konfliktive Verhältnis zwischen Staat und Basisgruppen im Konkreten aus?
Auf dem Seminar versuchen wir gemeinsam, darauf Antworten zu formulieren.
Ort: Seminarhaus Villa Fohrde, August-Bebel-Str. 42, 14798 Fohrde
Zeit: 16. Dezember, 19.00 Uhr — 18. Dezember, 16.00 Uhr
Referenten/Ltg.: Raul Zelik, Simon Ramirez, Michael Jahn
Förderung: Bundeszentrale für politische Bildung Stiftung Nord-Süd-Brücken
Teilnahmebeitrag: 30 Euro/ermäßigt 20 Euro (Unterkunft, Vollverpflegung, Programm)
Anmeldung und Infos
Zu allen Veranstaltungen sind noch Teilnahmeplätze frei. Bitte meldet Euch rechtzeitig an:
HochVier — Gesellschaft für politische und interkulturelle Bildung e. V.
Schulstraße 9, 14482 Potsdam
0331/5813210
Rechte Musik im Auto
Nauen (Havelland) Über laute und vermutlich rechte Musik beschwerten sich Anwohner am Montag gegen ein Uhr in einem Wohngebiet. Die Polizei stellt vor Ort einen Pkw Ford fest, aus dem die Klänge drangen. In dem Auto fanden die Beamten zwei CDs mit anscheinend rechtsextremistischer Musik und stellten sie sicher. Der Besitzer (18) des Wagens erhielt eine Anzeige.
Erfahrungsberichte aus erster Hand
BAD WILSNACK Welche körperlichen und seelischen Qualen die Juden in den Konzentrationslagern der Nazis erleiden mussten, ist aus heutiger Perspektive kaum vorstellbar. Deshalb schlagen viele dieses dunkle Kapitel der deutschen Geschichte erst gar nicht auf und ignorieren es. Dem wollen die pensionierte Lehrerin Ulla Seeger aus Bad Wilsnack und Thomas Irmer, Politologe und Mitarbeiter der Gedenkstätte Sachsenhausen, entgegen wirken. Die beiden arbeiten an einer Broschüre zum KZ-Außenlager in Glöwen, die Aufschluss über die politischen und geschichtlichen Hintergründe seiner Entstehung geben und zugleich das Leben der 771 jüdischen Gefangenen beleuchten soll. Authentische Berichte von Zeitzeugen sollen in die Dokumentation über Glöwen einfließen.
Ulla Seeger reist Ende dieses Monats nach Israel, um die beiden Zeitzeugen Ester Zilberstein und Joseph Rotbaum zu interviewen. Sie gehören zu den Überlebenden des Holocausts, die einige Zeit in Glöwen inhaftiert waren und im April dieses Jahres anlässlich des 60. Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Sachsenhausen in die Prignitz kamen. “Ich möchte den Lebensweg der beiden im Detail darstellen, etwa wo ihr Elternhaus stand, wann sie deportiert wurden und welche Stationen sie auf dem Weg durch die Konzentrationslager zurücklegen mussten”, sagt sie. Zudem gebe es noch viele ungeklärte Fragen, das Außenlager Glöwen betreffend: ob es dort eine ärztliche Versorgung gab oder wie das Verhältnis zu den Aufsehern und Aufseherinnen war. Bislang existiere noch keine Skizze des Lagerbereichs, in dem die Frauen untergebracht waren. Weitgehend unbeleuchtet sei auch, wie es den 500 Frauen auf ihrem Marsch nach Ravensbrück und bis zur Befreiung ergangen sei. “Mir geht es natürlich auch um die Gefühle und Gedanken von Ester Zilberstein und Joseph Rotbaum in dieser schweren Zeit”, betont die Geschichtsforscherin.
Gleich nach ihrer Ankunft wird Ulla Seeger in Tel Aviv mit Holocaust-Überlebenden im Haus der Schriftsteller zusammen kommen und den Ablauf ihres Aufenthalts in Israel absprechen. Neben den Interviews wird sie auch Portrait- und Gruppenbilder von den Zeitzeugen für die Broschüre anfertigen.
Ihre ersten Forschungen zum KZ-Außenlager Glöwen unternahm Ulla Seeger bereits im Jahre 2003. Sie leitete die Arbeitsgruppe “Spurensuche” an der Gesamtschule Bad Wilsnack, der vier Jugendliche angehörten. Gemeinsam mit ihrer Lehrerin erstellten sie eine Dokumentation über das Lager und nahmen erste Kontakte zu heute noch lebenden Zeitzeugen auf. Am 1. September vergangenen Jahres enthüllten sie gemeinsam mit Gästen aus Israel ein Mahnmal zum Gedenken an das KZ-Außenlager in Glöwen. Dieses Engagement der Schüler ist inzwischen von den Holocaust-Zeitzeugen selbst gebührend gewürdigt worden. In seinem unlängst erschienenen Buch “Überlebende von Sachsenhausen erzählen” widmet Abram Lancman, der bereits mehrmals in der Prignitz zu Gast war, der Arbeitsgruppe “Spurensuche” ein ganzes Kapitel. Den erläuternden Text zum Projekt schrieb Ulla Seeger. Zudem enthält das Buch Fotos von der feierlichen Enthüllung des Gedenksteins. Auch das letzte Bild in der Dokumentation ist wie ein symbolischer Fingerzeig den jungen Geschichtsforschern gewidmet. Es zeigt Maria Pöschel, Annekathrin Martinu, Arne Sirrenberg und Ingo Schultz in Begleitung ihrer einstigen Lehrerin Ulla Seeger.
PDS: Einheit ohne Kirche und Rotary
Die Linkspartei.PDS in Brandenburg möchte darauf drängen, dass Feiern der Stadt zur deutschen Einheit am 3. Oktober künftig nicht mehr in kirchlichem Rahmen und als gemeinsame Veranstaltung mit den Brandenburger Rotariern stattfinden. PDS-Fraktionschef Alfredo Förster kündigte auf dem Parteitag am Sonnabend einen entsprechenden Antrag seiner Fraktion an die Verwaltung an, den er in die Stadtverordnetenversammlung (SVV) einbringen will.
Förster hatte an der gemeinsamen Feierstunde der Rotarier und der Stadt im Brandenburger Dom selbst teilgenommen. Er zollte der “perfekten Organisation” seinen Respekt. Daher habe er auch vor dem 3. Oktober noch keinen politischen Vorstoß unternehmen wollen. Der derzeitige Rahmen wirke “trennend”. Förster: “Ich finde es äußerst bedenklich, dass sich dort nur die Reichen und Schönen treffen.”
Breite Teile der Bevölkerung nähmen an der von den Rotariern dominierten Festveranstaltung nicht teil. Angesichts der Tatsache, dass viele Brandenburger keiner Kirche angehörten, wünsche er sich eine eigenständige Veranstaltung der Stadt, die neutral und nicht konfessionsgebunden ist. Diese Trennung wolle er mit seinem Antrag anregen.
Förster könnte sich vorstellen, die Feier der Einheit mit der Verleihung des Bollmann-Preises zusammenzulegen. Als Veranstaltungsort böten sich zum Beispiel das Brandenburger Theater und später auch das Pauli-Kloster an.
Förster kündigte auf dem Parteitag außerdem an, dass seine Fraktion die Entsendung des städtischen Kämmerers Steffen Scheller (CDU) in den Aufsichtsrat des Klinikums ablehnen werde. Dieser “sensible Bereich” könne nicht nur unter Kosten-Nutzen-Aspekten betrachtet werden.
Der stellvertretende Parteivorsitzende René Kretzschmar zog vor den Genossen eine Bilanz der vergangenen Bundestagswahl. Er erheiterte die Gemüter mit der Feststellung, dass in Klein Kreutz, dem Wohnort von Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann (CDU), die Linkspartei.PDS als stärkste Partei aus der Wahl hervorgegangen sei.
Von der Wahlkreisabgeordneten Diana Golze wünschte sich Kretzschmar mehr Präsenz in Brandenburg, denn die Stadt sei das Herz des Wahlkreises. Der Vizeparteichef bezog sich auf Golzes Überlegung, ihr Stadtverordnetenmandat in Rathenow beizubehalten. Die Partei in Bund und Land müsse gewährleisten, dass sie die Stadt Brandenburg personell angemessen repräsentiert, forderten Kretzschmar und auch Förster.
Der Fraktionschef bewertete das Wahlergebnis nicht zwingend als Niederlage der Brandenburger CDU. Die Wähler hätten nicht über Tiemann und Paaschen abgestimmt, sondern über Merkel, Stoiber, Gysi und Lafontaine. Die SPD in der Stadt solle aufgrund des Wahlergebnisses nicht so tun, als sei sie die stärkste Partei in Brandenburg. Denn damit würde sie das Ergebnis der vergangenen Kommunalwahl ignorieren.
René Kretzschmar richtete den Parteifreunden am Samstag die Grüße der Vorsitzenden Petra Faderl aus. Sie ließ ihrer Partei ausrichten, dass sie an einem Lungentumor erkrankt ist und daher ihre politische Arbeit stark einschränken muss. Dem Stadtkurier sagte Petra Faderl, ihr sei es lieber, die Bürger wüssten die Wahrheit, als dass Gerüchte über sie im Umlauf seien.
SEDDINER SEE Ein großes Problem in Neuseddin sind nach wie vor die Graffiti-Schmierereien. Der Ort präsentiert sich mit seiner beschmierten Bahnhofshalle, dem bemalten Tunnel und dem bekritzelten ehemaligen Kleinpreiscenter nebst Markthalle nicht gerade wohnenswert. Ringer- und Sporthalle sind ebenfalls beschmiert. “Kein schönes Entree für den Ort”, sagte Ortsbürgermeister Uwe Fanselow. Gemeinsam mit dem Ortsbeirat Neuseddin hat er jetzt einen Runden Tisch zur Verhinderung von Graffiti und Vandalismus ins Leben gerufen.
Zur ersten Runde waren Bürgermeister Axel Zinke und der Leiter des Ordnungsamtes Bernd Fuhrmann, der stellvertretende Leiter der Polizeiwache Beelitz Jürgen Pusch sowie Kommissar Rudi Kranepuhl, der stellvertretende Leiter der Friedrich-List-Schule Fritz Plöger, Pastor Jürgen Heydecke und der Jugendclub-Leiter Andreas Lapschies gekommen. Und Lapschies informierte denn auch darüber, was die Jugendlichen wollen: “Sie möchten freigegebene Flächen zum Sprayen.” Er bot an, eine Graffitigruppe zu gründen und durch Kurse unter fachlicher Anleitung Jugendlichen das legale Sprayen nahe zu bringen.
Denn allein mit dem Ruf nach der Polizei ist das Problem nicht zu lösen. Wie in der Sitzung deutlich wurde, gibt es nur einen Streifenwagen für ein großes Gebiet. In dem Zusammenhang habe Pusch nach Auskunft von Fanselow angeregt, eine Sicherheitspartnerschaft ins Leben zu rufen, wie sie seit mehr als zehn Jahren bereits in Fichtenwalde besteht. Dabei arbeiten Anwohner eng mit der Polizei zusammen und gehen ehrenamtlich auf Streife. Des Weiteren bietet die Polizei an, dass ein Graffiti-Fachmann der Abteilung Prävention Schulklassen besucht, um das Thema im Unterricht zu behandeln.
Um Schmierereien umgehend und ohne lange Planung beseitigen zu können — so wie jüngst beim Kindergarten -, wird in den Haushalt ein entsprechender Betrag eingestellt, kündigte Bürgermeister Zinke an. Fanselow begrüßte dies und fügte hinzu, auch die Bahn habe Schmierereien an den Bahnhofsaußenwänden entfernt. Auf diese Weise könne man zumindest das illegale Sprayen unattraktiv machen. Somit wäre es dem Sprayer unmöglich, sich mit seinem Werk zu brüsten und er habe umsonst teure Farbe versprüht.
Mit dem Ergebnis der ersten Sitzung zeigte sich der Ortsbürgermeister zufrieden. “Jetzt müssen die eingebrachten Ideen weiter entwickelt und ein Maßnahmenbündel erarbeitet werden”. Beim nächsten Treffen sollen auch Schulleiter Wilfried Glumm nebst Eltern- und Schülervertretern dabei sein. Ebenfalls haben die Eisenbahnersiedlungsgesellschaft und das Bundeseisenbahnervermögen signalisiert, zu kommen.