Potsdam — Mit einem Appell zum Kampf gegen Rechtsextremismus hat Ministerpräsident Mattias Platzeck (SPD) an die Gründung des Handlungskonzepts Tolerantes Brandenburg vor zehn Jahren erinnert. Die Nazis als geistige Väter der rechtsextremen Parteien hätten ein verwüstetes Europa hinterlassen, sagte Platzeck heute im Landtag. Damit habe die DVU das Recht verwirkt, an der Zukunft Brandenburgs mitzuwirken. Brandenburg habe nach wie vor ein Problem mit dem Rechtsextremismus. Es habe aber vor mehr als zehn Jahren als erstes Bundesland das Problem eingeräumt und das Konzept beschlossen. Die DVU sprach von einer „staatlich finanzierten Hetze”.
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Steinbach konnte nicht reden
Rund einhundert Studierende der Uni Potsdam verhinderten heute (Dienstag) die Eröffnung einer Vorlesungsreihe, mit der die Universität Potsdam der Vorsitzenden des Bundes der Vertriebenen die Gelegenheit geben will, ihr revisionistischen, gegen Polen und Tschechien gerichteten Positionen im akademischen Rahmen salonfähig zu machen.
Dabei wurden sie von Mitgliedern des „Rings Christlich Demokratischer Studierender“ (RCDS) tätlich angegriffen. Auf Druck von Mitgliedern des RCDS und des Brandenburger Landtagsabgeordneten Wieland Niekisch rief der Veranstalter, Prof. jur. Eckard Klein, die Polizei, um die Proteste beenden zu lassen.
Damit verantwortet er den ersten Polizeieinsatz gegen Studierende auf dem Campus der Universität Potsdam. Als die Beamten der Landeseinsatzeinheit (LESE) anfingen äußerst gewalttätig gegen die Studierenden vorzugehen, verlor Klein offensichtlich alle Hemmungen und forderte die Polizei zu einem massiveren Einsatz auf. In Folge dessen wurde die Vorsitzende des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) so schwer am Arm verletzt, dass sie sich in ärztliche Behandlung begeben musste.
Der Brandenburger Landesverband der „Verfolgten des Naziregimes – Bund der AntifaschistInnen“ (VVN-BdA) gratuliert den Studierenden der Universität Potsdam zu ihrem engagierten und erfolgreichen Einsatz gegen Geschichtsrevisionismus und hofft, dass es gelingt auch die folgenden Veranstaltungen zu verhindern.
Von der Leitung der Uni Potsdam verlangen wir, die Vorlesungsreihe mit Steinbach abzusagen. Der von ihr propagierten Geschichtsverfälschung darf kein Raum gegeben werden. Desweiteren fordern wir, Prof. Klein von seiner Lehrverpflichtung zu entbinden. Ein Professor, der für die Misshandlung von Studierenden mitverantwortlich ist, hat an einer Universität nichts zu suchen. Gegen die an dem Einsatz beteiligten Beamten wird der VVN-BdA Dienstaufsichtsbeschwerde einreichen. Wir fordern ferner die umgehende Löschung aller aufgenommenen Personalien.
Babelsberg — Die Bewohner der von Räumung bedrohten Uhlandstraße 24 haben sich mit einem Brief an Oberbürgermeister Jann Jakobs gewandt und darin um Hilfe gebeten. Dies bestätigte den PNN ein Sprecher des Vereins „Freunde der Uhlandstraße 24 e.V.“, der das Haus vertritt. Dem linksalternativen Wohn- und Kulturprojekt droht das Aus, weil die Eigentümer das Haus vor Gericht zurückfordern – oder zumindest Geld für ihren Besitz verlangen. Als Forderung stehen 240 000 Euro im Raum, die Bewohner wollten zuletzt rund 180 000 Euro zahlen.
Der Hintergrund für das Hilfegesuch an Jakobs als ab 1993 zuständigen Jugendamtsleiter liegt in der Geschichte des Hauses: 1994 wurde es von der Kommune als Ausweichprojekt für andere besetzte Häuser ins Leben gerufen. Später wurde die Uhlandstraße 24 an ihre Eigentümer rückübertragen, die das Haus nun verkaufen wollen. Zur Projektrettung gibt es auch einen Antrag der Linken, der im nächsten Sozialausschuss beraten werden soll.
KZ-Opfer-Suche in nächster Instanz
JAMLITZ. Jetzt entscheidet das Brandenburgische Oberlandesgericht (OLG), ob das Amt Lieberose auf einem Privatgrundstück nach einem Massengrab mit jüdischen Opfern des KZ-Außenlagers Jamlitz (Dahme-Spreewald) suchen darf. “Die Beschwerde des Amtes Lieberose gegen einen Beschluss des Landgerichts Cottbus, mit dem die Suche auf dem Anwesen untersagt wurde, ist bei uns eingegangen”, sagte gestern OLG-Sprecherin Martina Schwonke.
Die Cottbuser Richter hatten dem Amt Anfang Mai untersagt, gegen den Willen des Eigentümers mit einer Grabung nach den sterblichen Überresten von rund 700 ungarischen Juden zu suchen. Es hatte seinen Beschluss damit begründet, dass es nicht erwiesen sei, dass sich auf dem 5 000 Quadratmeter großen und seit Langem nicht mehr genutzten Grundstück das Massengrab befindet. Gegen den Beschluss hatte das Amt Beschwerde eingelegt und war dabei vom Innenministerium unterstützt worden. Frühestens in drei Monaten ist mit einer Entscheidung des OLG in diesem Fall zu rechnen.
INFORIOT — Am vergangenen Sonntag stand in großen Lettern „Wir sagen NEIN zur NPD“ auf einem Banner an der evangelischen Kirche im Zentrum der Stadt Biesenthal – einige Kilometer nord-östlich von Berlin im Landkreis Barnim. Viele Menschen strömten zu Fuß, per Auto oder Fahrrad in Richtung Kirche. Bürger_innen verschiedener Vereine und Schulen über Initiativen bis hin zu Stadtverordneten, Kreis‑, Land‑, und Bundestagsabgeordneten waren vor Ort.
Bis vor die Kirchentür standen dann auch die Bewohner_innen Biesenthals und Umgebung sowie Interessierte und Journalist_innen, um wenigstens einen Teil dessen zu hören, was Pfarrer Brust, Bürgermeister André Stahl (DIE LINKE.) oder andere engagierte Bürger_innen, wie Dieter Gadischke vom Bernauer Netzwerk für Toleranz, zu sagen hatten. Man könnte meinen, die ganze Stadt versammelte sich an diesem Abend um ein Zeichen gegen die NPD und ihre Politik zu setzen. Inwiefern allerdings ein Gottesdienst hilfreich sein kann, Rassismus und Antisemitismus innerhalb der Gesellschaft zu begegnen, ließ sich vorerst nicht erschließen.
Der Hintergrund:
In der vergangen Woche wurde bekannt, dass sich die NPD in Biesenthal einmieten wolle, um dort ein Schulungszentrum zu errichten. Bereits im August des letzten Jahres hieß es, die NPD habe Interesse an einem Objekt, welches bis dahin als so genanntes Asylbewerberheim genutzt wurde. Der Mietvertrag des Heimes lief im März diesen Jahres aus und der Besitzer weigerte sich den Vertrag zu verlängern. Viele Zeitungen berichteten nun, dass die NPD noch im Mai mit ersten Veranstaltungen anfangen wolle. Der Tagesspiegel, hatte dies aus so genannten Sicherheitskreisen vernommen. Dort heißt es weiter: „In Biesenthal habe die Partei offenbar genau die Immobilie entdeckt, die sie gesucht hatte“. Auch der Verfassungsschutz bestätigt dies. Nur der Besitzer bestreitet gegenüber Stadt und Presse einen Mietvertrag mit der NPD zu haben. Biesenthals Bürgermeister André Stahl kündigte an: “Wir werden eine NPD-Einrichtung verhindern und dabei alle Möglichkeiten des Ordnungs- und Verwaltungsrechtes ausschöpfen.“ Und so folgte am vergangenen Freitag auch der Versuch auf dem Fuße: Der Landkreis Barnim hat eine Verfügung gegen eine mögliche Ansiedlung der NPD in Biesenthal erlassen. Demnach wird dem Eigentümer untersagt, dass Gelände für einen Pensionsbetrieb zu nutzen.
„Kein Platz im System“ für die NPD
Auch die von Margitta Mächtig (MdL, DIE LINKE.) geforderte „massive öffentliche Gegenwehr” ist nach Sonntag vorstellbar geworden: 500 bis 600 Menschen folgten dem Aufruf des Bündnisses gegen Rechts , das sich aus aktuellem Anlass gründete, und gingen zu dem Gottesdienst.
Mit den Worten „Kein NPD-Schulungszentrum in Biesenthal oder anderswo“ begrüßte der Pfarrer der evangelischen Kirchgemeinde Christoph Brust die Besucher_innen. Schüler_innen der örtlichen Grundschule hielten Zettel mit Aufschriften wie „Bunt statt Braun“ in die Höhe. Während man über Biesenthals Geschichte im Nationalsozialismus und die Vergangenheit des Asylbewerberheimes berichtete, wurden Unterschriftenlisten durch die Reihen gereicht. Durch die Unterschriften solle Biesenthal zum „Ort der Vielfalt“ werden. Wie durch eine Unterschriftensammlung sich Biesenthal zum „Ort der Vielfalt“ transformieren will, blieb zwar leider genauso unerklärt wie der sinnfreie Ausruf: „Für Rechtsextremisten wie die NPD ist in diesem System kein Platz!“ Aber das schien bei der Selbstbeweihräucherung hier nicht so wichtig zu sein. Rassismus und Antisemitismus als gesellschaftliche Randphänomene zu betrachten, hat in Biesenthal wahrscheinlich immer noch Konjunktur.
Sie sind schon längst da
Wenn man den Schritt aus der Kirche nun herauswagt, zeigt sich leider wie viel Platz in diesem System oder dieser Stadt dann doch ist. Dort — einige Meter entfernt auf dem Marktplatz — sitzen und stehen viele Menschen. Teilweise die Dorfjugend, teilweise die örtlichen Neonazis – das Bild verschwimmt. Auf die Kirche starrt ein Mann, mit einem rechten „Heldengedenken“ T‑Shirt. Ein Polizist läuft vorbei und schüttelt ihm freundlich die Hand. Daneben, unmittelbar vor der Kirche parkt ein alter Opel-Corsa, auf dessen Frontscheibe steht „Todesstrafe für Kinderschänder“ — eine beliebte Parole unter Neonazis. Und ein Stück weiter, sieht man bekannte Mitglieder der NPD Barnim-Uckermark mit ihren Kindern Eis essen, die kurz vorher noch in den Reihen der Anti-NPD-Veranstaltung saßen – von vielen unbemerkt. Doch wenn selbst NPD´ler und deren Kinder bei der „Zigeuner-Musik“ und Gebeten gegen „braune Einfalt“ klatschten, dann wundert es eine_n schon wie die Bürger_innen sich diesbezüglich äußern. „So haben sie selber gesehen, dass sie bei uns keine Chance haben, sich breit zu machen“, hieß es von einigen Anwesenden.
Auf der Seite der Antifaschistischen Aktion Bernau befindet sich ein Pressespiegel zu den Ereignissen. Hier klicken.
“Heil dir, mein Brandenburger Land”
Ministerpräsident verteidigt die inoffizielle Landeshymne gegen Kritik: Der Text ist doch harmlos
POTSDAM. Der Generalsekretär des Zentralrats der Juden, Stephan Kramer, kritisierte gestern die Landesregierung scharf wegen ihrer Verteidigung der inoffiziellen Landeshymne, die selbst der Komponist einst als “Nazilied” bezeichnet hatte. “Mir fehlen die Worte”, sagte Kramer der Berliner Zeitung, “den Verantwortlichen fehlt die Sensibilität im Umgang mit solch historisch brisanten Dingen.”
Das Lied “Märkische Heide” handelt von uralten Eichen, blauen Seen und knorrigen Kiefern. Der Refrain gipfelt in der Zeile “Heil dir, mein Brandenburger Land”. Wie die Berliner Zeitung gestern berichtete, hatte der Komponist Gustav Büchsenschütz sein 1923 geschriebenen Wanderlied im Jahr 1934 selbst als “vielgesungenes Lied der nationalsozialistischen Erhebung” gefeiert, das “beim politischen Gegner verpönt” gewesen sei.
Kramer sagte, in Deutschland sei das Liedgut oft missbraucht worden. “Dieses Lied aber war als Landser- und Nazi-Lied bekannt”, sagte er. “Wenn ich mir vorstelle, dass die DDR-Nationalhymne mit dem Text von Johannes R. Becher im vereinigten Deutschland in die Aktenschränke verdammt wurde, ist es nicht nachvollziehbar, wie das Büchsenschütz-Lied zur inoffiziellen Brandenburg-Hymne werden konnte.” Es verbiete sich von selbst, dass das Lied, das auf Parteitagen der NSDAP und von NS-Schlägertrupps gesungen wurde, etwa 2012 bei der Eröffnung der Neuen Synagoge in Potsdam gespielt werde.
Julius H. Schoeps, Direktor des Potsdamer Zentrums für €päisch-jüdische Studien, sagte: “Ich halte den Text für unproblematisch, er sollte aus der Zeit der Entstehung 1923 gesehen werden.” Dass sich der Autor später den Nazis angedient hat, spreche nicht für ihn, diskreditiere aber nicht sein Werk.
Brandenburgers früherer Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) wehrt sich gegen die Stigmatisierung. “Es ist ein wunderschönes Wanderlied aus den 20er-Jahren und hat uns sehr geholfen, nach der Wende unsere Landesidentität zu finden”, sagte er der Berliner Zeitung. Daran ändere nichts, dass der Komponist “auf die Nazis reingefallen” sei. “Das ist jetzt unser Brandenburg-Lied. Und ich werde es weiter fröhlich singen.”
In Stolpes Regierungszeit wurde es regelmäßig auf SPD-Parteitagen intoniert. Das passiert jetzt nur noch selten. Schon 1994 war die SPD-Fraktion mit der Idee gescheitert, das Lied in den Rang einer offiziellen Hymne zu erheben. Protest kam von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) und dem damaligen Regierungspartner FDP. Schließlich wollte auch die rechtsextreme DVU das Lied 2007 zur Hymne erklären lassen, scheiterte aber an SPD, CDU und Linken.
Dessen ungeachtet schmettert Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) mittlerweile die “Märkische Heide” genauso textsicher wie sein Vorgänger Stolpe. Büchsenschütz habe seine Nähe zu den Nazis bedauert, sagte Platzeck gestern. “Der Text ist harmlos und das Lied wird in jedem Dorf gesungen — was soll man da machen?”, fragt er.
Nach offiziellen Angaben wird das Lied weder bei Veranstaltungen des Landtages noch der Regierung regelmäßig gespielt. Es stand aber bei den jüngsten Verleihungen des Landesordens auf dem Programm. Ob das so bleibt, ist offen. “Es gibt keinen festen Ablauf der Feierlichkeiten”, sagte Regierungssprecher Thomas Braune. Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) sieht keinen Handlungsbedarf: “Die Brandenburger denken bei dem Lied eher an die schöne Landschaft.” Auch CDU-Fraktionschef Thomas Lunacek sprach von einer “schönen” Tradition. “Der Text ist völlig unverfänglich. Man muss die Kirche im Dorf lassen.” Linksparteichef Thomas Nord will aber auf das Lied verzichten: “Ich bin für etwas Zeitgemäßeres. Ein Lied, das verdeutlicht: Wir sind ein weltoffenes Land.”
Linke Gruppen kritisieren Stadtentwicklung / Initiative gegen Parkordnung in Potsdam-West / Verhandlungen um Uhlandstraße 24
Potsdam droht zu einem „historischen Freiluftmuseum“ zu werden, zu einer „kapitalistischen Gelddruckmaschine“, in der Menschen ausgegrenzt werden. Mit dieser pessimistischen Einschätzung beschrieb Holger Zschoge die aus seiner Sicht aktuelle Situation in der Stadt: Der Sprecher des antikapitalistischen Bündnisses Potsdam hatte gestern zu einer Podiumsdiskussion ins Alte Rathaus geladen, bei der die Entwicklung der Landeshauptstadt diskutiert werden sollte. Rund 70 Zuhörer kamen, vor allem aus der linksalternativen Szene.
Das Fazit am Ende der Diskussion war eindeutig: Junge Leute aus dem linken Spektrum fühlen sich in Potsdam zunehmend unwohl und sehen ihre Räume bedroht. Daraus leitete Zschoge eine Maximalforderung ab: Wenn es schon am Alten Markt ein „Stadtschloss“ als neuen Parlamentsbau geben müsse, dann solle wenigstens der alte Landtag auf dem Brauhausberg ein großes Kulturzentrum werden. „Wir benötigen Strategien, wie wir uns verlorenen Raum wieder aneignen können“, sagte Zschoge, der mit dem Antikapitalismus-Bündnis den bisher größten Zusammenschluss linker Initiativen in Potsdam initiiert hat – und ein alternatives Projekthaus in Babelsberg betreibt.
Wie so eine Strategie funktionieren kann, erklärte Jan Gabbert von der Initiative „Parktag“, die im vergangenen Juni ein Freiluft-Picknick auf einer Wiese Park Sanssouci veranstaltete – und mit rund 120 Teilnehmern bewusst die Parkordnung der Schlösserstiftung unterlief. „Wir möchten den Park normal nutzen, ohne ihn zu zerstören.“ Für dieses Anliegen befinde sich zur Zeit eine neue Bürgerinitiative in Potsdam-West in Gründung, als „Pendant“ zu der Initiative für eine freiere Nutzung des Babelsberger Parks. Als ersten Schritt wolle die neue Gruppe bei einem Treffen am 22. Juni eine alternative Parkordnung verabschieden.
Ohne solche konkreten Aussagen blieb Achim Trautvetter vom Spartacus e.V. Das junge Kulturzentrum in der Schloßstraße hatte Ende April schließen müssen. „Wir treffen uns noch regelmäßig mit bis zu 20 Leuten und überlegen, wie es weiter geht“, sagte Trautvetter. Zahlreiche Häuser wie das „Minsk“ am Brauhausberg seien erwogen würden. Denkbar sei laut Trautvetter zudem ein Übergangsstandort, etwa in der Innenstadt-Mensa der Fachhochschule (FH) – im Zeitfenster zwischen dem Umzug derHochschule in die Pappelallee und dem angekündigten Abriss des FH-Gebäudes.
Auch die Zukunft des linksalternativen Hausprojekts Uhlandstraße 24 ist weiter offen. „Wir diskutieren über den Kauf“ sagte Eric Blume , Vorsitzender des Trägervereins Freundeskreis Uhlandstraße 24 e.V.. Die 16 Hausbewohner streiten mit den Eigentümern darum, ob und wie sie in dem stark sanierungsbedürftigen Gebäude weiter wohnen und es als alternative Kulturstätte nutzen können. Bei einer Verhandlung am Landgericht hatte der Richter im März gesagt, die Eigentümer könnten die Herausgabe des Hauses verlangen – was die Räumung bedeuten würde. Gleichzeitig hatten die Besitzer den Bewohnern der Uhlandstraße das Angebot gemacht, das Haus für 240 000 Euro zu kaufen. Die Bewohner boten zunächst 120 000 Euro – haben nun aber offenbar nachgelegt. Laut dem Anwalt der Hausbesitzer liegt inzwischen ein „beachtliches“ neues Angebot über rund 180 000 Euro vor. „Meinen Mandanten ist das noch zu wenig“, sagte Anwalt Jens Frick den PNN auf Anfrage.Längst hat das Problem auch die Stadtpolitik erreicht: Ein Antrag der Linken zur Unterstützung der Uhlandstraßen-Bewohner soll im nächsten Sozialausschuss beraten werden.
Landeshymne unter Verdacht
POTSDAM. Bei offiziellen Anlässen erklingt im Land Brandenburg neben der deutschen Nationalhymne gerne auch die “Märkische Heide”, die heimliche Landeshymne mit der Textzeile “Steige hoch, Du roter Adler”. So zum Beispiel wenn Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) den Landesorden an Menschen verleiht, die sich um das Wohl des Landes verdient gemacht haben. So war es etwa, als der erfolgreiche Softwareunternehmer Hasso Plattner geehrt wurde. Bei der Verleihung des “Roter-Adler-Ordens” liegen dann auch Programmzettel aus, auf denen der ganze Liedtext abgedruckt ist.
Nun aber ist ein Dokument aufgetaucht, in dem der 1996 verstorbene Komponist Gustav Büchsenschütz sein Lied “Märkische Heide” selbst als “Nazilied” bezeichnet. Schon seit Jahren ist bekannt, dass die NS-Machthaber sich des Liedes bedient hatten. In dem Zeitschriftenbeitrag von 1934, der derzeit im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) in Potsdam ausgestellt ist, ging der Komponist selbst noch weiter: Er stellt die heute gern gesungene, inoffizielle Hymne des Landes Brandenburg als Lied dar, das zunächst eigentlich ausschließlich von den Nationalsozialisten und ihren Gesinnungsgenossen geschätzt und intoniert wurde. “Als ich im Frühjahr 1923 das neugeschaffene Lied dem Freundeskreis brachte, ahnte ich noch nicht, dass es eine derartige Verbreitung finden würde!”, schreibt Büchsenschütz 1934 in der Erstausgabe der “Brandenburger Hefte”, einer Publikation seines Bekannten Wilhelm Kube, NSDAP-Gauleiter von Brandenburg. “Zunächst blieb es auch, so unpolitisch sein Inhalt auch sein mochte, ein ‚Nazilied´ und war daher bei Andersdenkenden verpönt.” Weiter schreibt Büchsenschütz: “Und wie war der “politische Weg” des Liedes? Vom Bismarckorden ging es zum ‚Frontbann´ und zur SA und machte hier den Siegeszug der völkischen Bewegung mit, so dass es jetzt als vielgesungenes Lied der nationalsozialistischen Erhebung gilt.”
Büchsenschütz sagt damit, dass das Lied allein im rechtsradikalen Spektrum populär war. Und der Komponist prahlt sogar damit, dass es durch das Singen des Liedes zu politisch motivierten Schlägereien gekommen sei: “Gab es wegen dieses Liedes auch oft harte Zusammenstöße mit politischen Gegnern, so blieb die Kraft des Liedes dennoch ungebrochen”, so Büchsenschütz. “Auf den großen Veranstaltungen der NSDAP in Berlin im ‚Sportpalast´ und im Lustgarten erklang das Brandenburger Lied und warb immer neue Kämpfer für das neue Deutschland.”
Massive Kritik am offiziellen Gebrauch des Liedes kommt deshalb von der Linken. “Ich finde das Lied wegen seiner Entstehungsgeschichte und auch musikalisch grässlich”, sagte Gerd-Rüdiger Hoffmann, kulturpolitischer Sprecher der Linken im Landtag. “Der Staat sollte solch ein Lied nicht protegieren.” Aber natürlich könne jeder, der das Lied singen wolle, dies auch tun. Juso-Landeschef Sören Kosanke warnt vor weiteren Ehrungen für den Komponisten, der 1975 das Bundesverdienstkreuz erhalten hatte. “Künftig sollte man vorsichtig sein”, so Kosanke. Tatsächlich gab Büchsenschütz 1934 sogar damit an, dass sein Lied bei Hitlers Reichsparteitag gesungen wurde: “Nachdem auf dem gewaltigen Parteitag in Nürnberg die Berliner und Brandenburger ihre Sonderzüge unter den Klängen der ‚Märkischen Heide´ verließen, kann man wohl behaupten, dass die Mark nun endlich ihr Heimatlied besitzt.”
Historiker Thomas Wernicke vom HBPG erklärt sich diese Aussage aus den Lebensumständen von Büchsenschütz, der kein NSDAP-Mitglied war. Aber er war Beamter in Berlin. “Und wohl deshalb hat er sich den neuen Machthabern hier auf tragische Weise andienen wollen”, sagte Wernicke.
Regierungssprecher Thomas Braune sieht keinen Grund, das Lied bei offiziellen Anlässen nicht mehr zu spielen. Büchsenschütz habe sich vor Jahren für sein damaliges Verhalten entschuldigt.
Beamter und Autor
Autor: Gustav Büchsenschütz (1902–1996) schrieb die “Märkische Heide” 1923 als Mitglied der Wandervogelbewegung in einer Herberge bei Vehlefanz (Oberhavel). Er war damals schon Beamter in Berlin und blieb dies auch bis zur Pensionierung.
Lied: Der Text beginnt mit “Märkische Heide, märkischer Sand, sind des Märkers Freude, sind sein Heimatland. Steige hoch, Du roter Adler, hoch über Sumpf und Sand, hoch über dunkle Kiefernwälder! Heil Dir, mein Brandenburger Land!”. Von den Nazis geschätzt, war das Lied in der DDR verpönt.
(19.05.2008) Am Sonntag, gegen 14 Uhr, skandierte in Fürstenberg, Straße der Nationen, auf dem Parkplatz der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück nach dem derzeitigen Erkenntnisstand ein 15-jähriger Jugendlicher beim Aussteigen aus einem Pkw eine verfassungsfeindliche Parole. Zeugen von dem Vorfall informierten die Polizei. Sofort eingesetzte Beamte der Polizeiwache Gransee konnten den 15-jährigen Tatverdächtigen zeitnah an der Gedenkstätte ermitteln. Dieser wurde zur Polizeiwache Gransee gebracht. Die Beamten fertigten eine Anzeige. Der Tatverdächtige ließ sich zur Tat nicht ein. In Absprache mit der Staatsanwaltschaft Neuruppin wurde der 15-Jährige an seinen Erziehungsberechtigten übergeben und aus dem polizeilichen Gewahrsam entlassen.
Die Partisanin kehrt heim
Auf einem Bauernhof endet für Lidia Beccaria Rolfi der Todesmarsch aus dem KZ Ravensbrück. Am 3. Mai 1945 kommen sowjetische Soldaten dort an. Die Italienerin Rolfi ist befreit, doch längst noch nicht am Ende ihres Leidenswegs. Sie ist krank und wird die Folgen der Haft zeitlebens nicht überwinden. In dem Buch »Der feine Faden der Erinnerung« schilderte sie ihre Rückkehr in die Heimat. Das Buch erschien bereits 1996 in Turin. Rolfi starb im selben Jahr. Jetzt liegt eine deutsche Übersetzung unter dem Titel »Zurückkehren als Fremde« vor.
Lidia Rolfi zählte als Jugendliche zunächst zu den begeisterten Anhängern Mussolinis. Doch als junge Grundschullehrerin erfuhr sie von der Verfolgung der Juden und von anderen Verbrechen und schloss sich den Partisanen einer Garibaldi-Brigade an. Verhaftet, gefoltert und zum Tode verurteilt, kam Rolfi am 30. Juni 1944 ins KZ Ravensbrück.
In ihrem Buch schreibt sie eindringlich über die Umwege, die sie über alliierte Lager schließlich an den Brennerpass führen, und über die Aufnahme in Piemont. Die Briten und die US-Amerikaner halten alle Italiener für Verbündete Hitlers, die Deutschen sehen in ihnen Verräter.
In Italien sitzen viele alte Faschisten noch auf ihren Posten und legen der ehemaligen Partisanin Steine in den Weg. Die katholische Kirche verfügt über großen Einfluss und misstraut der Dorfschullehrerin, die mit Kommunisten redet und freundschaftlich mit den armen Bergbauern verkehrt. Der Bericht endet 1948, als Rolfi heiratet und einen Sohn bekommt. Weil ihre Erzählungen vom KZ auf Unverständnis und Gleichgültigkeit treffen, schweigt sie die nächsten zehn Jahre lang davon.
Es ist das Verdienst von Johanna Kootz, für die Übersetzung gesorgt zu haben. Im Nachwort berichtet Kootz, wie Lidia Beccaria Rolfi sich schließlich engagiert – zum Beispiel im Internationalen Ravensbrück-Komitee. 1959 fährt sie ohne Pass zur Eröffnung der Mahn- und Gedenkstätte in die DDR, riskiert damit ihren Arbeitsplatz im Schuldienst. In Rolfis Heimatort Mondovi tragen heute eine Schule und eine Straße ihren Namen.
Lidia Beccaria Rolfi: »Zurückkehren als Fremde – Von Ravensbrück nach Italien: 1945–1948«, Metropol, 207 S. (brosch.), 17 Euro, ND-Buchbestellservice, Tel.: (030) 29 78 17 77