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Zwei junge Männer in der Innenstadt überfallen

Pots­dam - In der Nacht zum Son­ntag sind in der Pots­damer Friedrich-Ebert-Straße zwei Män­ner aus ein­er Gruppe her­aus mas­siv ange­grif­f­en und ver­let­zt wor­den. Nach bish­eri­gen Erken­nt­nis­sen befan­den sich die bei­den Geschädigten gegen 01.30 Uhr in der Friedrich-Ebert-Straße in der Nähe vom Cafe “Hei­der”. Eine aus Rich­tung Nauen­er Tor kom­mende Straßen­bahn hielt plöt­zlich, offen­bar nach Betäti­gen der Not­bremse, an. Rund 15 Per­so­n­en, nach dem Erschei­n­ungs­bild der recht­en Szene zuzuord­nen, ver­ließen die Bahn und beschimpften die bei­den jun­gen Män­ner u.a. mit “Scheiß Zecke, ich mach dich alle!” Aus der Gruppe her­aus wurde auf sie sofort mit Flaschen eingeschla­gen. Die am Boden Liegen­den wur­den mit Füßen gegen den Kopf getreten. Die Tat­en erfol­gten blitzschnell, nach etwa zwei Minuten flüchteten die Täter. Die Geschädigten (24, 25) wur­den ins Kranken­haus gebracht, das ein­er von ihnen nach ambu­lanter Behand­lung inzwis­chen wieder ver­lassen kon­nte. Die Polizei leit­ete sofor­tige Fah­n­dungs­maß­nah­men ein und kon­nte daraufhin noch im Stadt­ge­bi­et mehrere Tatverdächtige vor­läu­fig fes­t­nehmen. Gegen fünf Beschuldigte hat das Amts­gericht Pots­dam auf Antrag der Pots­damer Staat­san­waltschaft wegen des Tatvor­wurfs der gefährlichen Kör­per­ver­let­zung Haft­be­fehle erlassen, die aber sämtlich gegen Aufla­gen außer Vol­lzug geset­zt wur­den. Da die Außer­vol­lzugset­zung in einem Falle nicht vertret­bar erschien, hat die Pots­damer Staat­san­waltschaft hierge­gen Beschw­erde ein­gelegt. Inzwis­chen wurde auf­grund anhal­tender rechter und link­er Gewalt­straftat­en die gemein­same Ermit­tlungs­gruppe “Pots­dam”, beste­hend aus elf Krim­i­nal­is­ten des Pots­damer Schutzbere­ich­es und des Polizeiprä­sid­i­ums, gebildet. 

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Kampagne kritisiert einseitige Pressearbeit der Polizei

Die Kam­pagne gegen Wehrpflicht, Zwangs­di­en­ste und Mil­itär kri­tisiert die Öffentlichkeit­sar­beit von Polizei, Staat­san­waltschaft und Presse zu den Kon­flik­ten zwis­chen recht­en und linken Jugendlichen in den let­zten Wochen in Potsdam. 

Ent­ge­gen der öffentlichen Darstel­lung hat die Zahl und Bru­tal­ität rechter Über­griffe in den let­zten Monat­en stark zugenom­men. Immer häu­figer wur­den linke Jugendliche Opfer rechter Gewalt (siehe Anlage). 

Lei­der wur­den die meis­ten der Vor­fälle durch die Polizei der Öffentlichkeit vol­lkom­men ver­schwiegen, obwohl nach den der Kam­pagne vor­liegen­den Infor­ma­tio­nen alle dieser Über­griffe zu einem Polizeiein­satz geführt oder der Polizei bekan­nt waren. 

Eine Veröf­fentlichung erfol­gte nur in den Fällen, in denen sich Betrof­fene selb­st an die Presse wandten (Ghet­to­geth­er) oder die der Presse im Rah­men ihrer Berichter­stat­tung bekan­nt wur­den (Gericht­sprozesse).

Ganz anders agieren die Presseabteilun­gen von Polizei und Staat­san­waltschaft gegen links. Der Über­griff am Nauen­er Tor wurde durch die Staat­san­waltschaft nicht etwa wie bei recht­en Über­grif­f­en als Kör­per­ver­let­zung, son­dern als Mord­ver­such (!!!) eingestuft. Den Innen­min­is­ter, der bei den recht­en Über­grif­f­en keine Notwendigkeit sah, öffentliche Erk­lärun­gen abzugeben, hievte den Vor­fall auf die Titel­seite der Regionalpresse. 

Die Kam­pagne warnt die Polizei und die Lokal­presse davor, durch ein­seit­ige Berichter­stat­tung, das Kli­ma weit­er anzuheizen und in den linken Jugend­m­i­lieus der Stadt das Gefühl zu stärken, aus poli­tis­chen Grün­den beson­ders stark­er polizeilich­er Ver­fol­gung aus­ge­set­zt zu sein. 

In der Son­der­sitzung des Beirates des Lokalen Aktion­s­planes gegen Recht­sex­trem­is­mus … habe ich das The­ma bere­its ange­sprochen. Sollte sich die Polizei den­noch weit­er als beratungsre­sistent erweisen und eine umfassende Infor­ma­tion über die Zunahme rechter Gewalt in Pots­dam ver­weigern, werde ich über­denken, ob eine Zusam­me­nar­beit mit Stadt und Polizei gegen rechte Gewalt kün­ftig noch sin­nvoll ist oder ob ich mein Man­dat im Beirat nieder­legen werde. 

Rechte Über­griffe in Potsdam

(nicht voll­ständig, da nur durch die Kam­pagne recher­chierte Fälle aufgenom­men wurden) 

14.5.05

20 Nazis provozieren beim let­zten Heim­spiel des SV Babels­berg 03 gegen SV Yesi­lyurt mit einem Trans­par­ent „Ey ihr Zeck­en, Eure Eltern sind Geschwister“. 

21.5.05

Organ­isierte Angriffe von ver­mummten Nazis mit Schlagstöck­en bei der Babels­berg­er Livenacht. 

01.6.05

Erster Prozesstag wegen des Angriffs auf Chamäleon vor dem Pots­damer Amts­gericht mit mas­siv­er Nazipräsenz (Ein­schüchterung von Zeu­gen und Rangeleien) 

03.6.05

Zweit­er Prozesstag Chamäleon (eine angemeldete Schulk­lasse wird von Nazis nicht in den Gerichtssaal zum Besuch der öffentlichen Ver­hand­lung gelassen) 

07.6.05

Flaschen­würfe auf eine Woh­nung, an der ein anti­ras­sis­tis­ches Trans­par­ent hängt und ein Hausprojekt 

11.6.5

Beim „Ghettogether“-Festival am Schlaatz tauchen zweimal Grup­pen von Nazis auf und schüchtern die mit dem Abbau beschäftigten Leute ein (Polizei erteilt Platzverweise) 

12.6.5

Mehrere Berlin­er Nazis ver­suchen in das Chamäleon einzudringen. 

13.06.05

Let­zter Prozesstag Chamäleon (Nazis ver­suchen zum Chamäleon zu gelangen.) 

Mor­gens wer­den 3 Linke im Haupt­bahn­hof von ver­mummten Recht­en ange­grif­f­en; sie sollen ver­sucht haben die Opfer über das Gelän­der bei den Roll­trep­pen zu werfen. 

Nach­mit­tags ist eben­falls am Haupt­bahn­hof ein Jugendlich­er von 3 Tätern bedroht
wor­den. Er sollte seine Aufnäher abmachen und wurde geschubst. 

15.6.5

Am Platz der Ein­heit kommt es mehrfach zu Rangeleien zwis­chen Linken und Recht­en; im Ver­lauf wurde eine Gaspis­tole von einem Recht­en gezogen. 

Abends wurde eines der Opfer vom 13.6. früh aus dem Rade­berg­er Tre­ff im Haupt­bahn­hof her­aus ver­fol­gt und bedro­ht, kon­nte sich aber in die S‑Bahn-Info
retten. 

18.6.05

Bei ein­er Par­ty der stu­den­tis­chen Verbindung Corps Maso­via kam es zu Pöbeleien gegen einen Linken. 

Zwei Besuch­er des anti­ras­sis­tis­chen Sta­dion­festes wur­den in ein­er Tram in Babels­berg von etwa 10 Nazis ange­grif­f­en, geschla­gen und ver­let­zt. Der Fahrer ruft die Polizei. 

19.6.05

Eine größere Gruppe Nazis hielt sich beim Stadtwerke­fest im Lust­garten auf. Darunter befind­et sich auch das Opfer, das am Tag zuvor am Nauen­er Tor noch fast von Linken ermordet wor­den sein soll. 

24.06.05

Nach der Anzeige eines recht­en Über­griffes wer­den die Opfer aus dem gle­ichen Täterkreis erneut ange­grif­f­en. Die Polizei nahm 2 der Täter in Gewahrsam und leit­ete Strafver­fahren ein. 

03.7.05

In der Nacht zum Son­ntag wur­den in der Friedrich- Ebert Str. zwei offen­sichtlich der linken Szene zuge­hörige junge Män­ner aus ein­er Straßen­bahn her­aus von ca. 15 Nazis mit Flaschen ange­grif­f­en und zum Teil erhe­blich ver­let­zt, nach­dem diese die Not­bremse zogen und die Tür gewalt­sam geöffnet hat­ten. Bei­de Opfer mussten mehrere Tage sta­tionär behan­delt wer­den, eines befind­et sich noch im Kranken­haus! Acht Nazis wur­den festgenommen.

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Maximal Strafe von 50 000 Euro für Hardrocker

(Jens Blanken­nagel, Berlin­er Zeitung) COTTBUS. Noch ist nicht klar, wie das Ver­fahren gegen die Hardrock-Band Böhse Onkelz weit­erge­ht. “Die Akten der Polizei sind noch nicht einge­gan­gen”, sagte die Sprecherin der Staat­san­waltschaft Cot­tbus, Heike Lün­ne­mann, am Mon­tag. Die Band hat­te bei ihrem Abschieds­fes­ti­val vor zwei Wochen auf dem Lausitzring vor mehr als 100 000 Fans auch den indizierten Titel­song ihrer Debüt­plat­te “Der nette Mann” gespielt — mit “fre­undlichen Grüßen an die Bun­de­sprüf­stelle”. Da die Polizei eine solche Pro­voka­tion für möglich hielt, war ein Fach­mann des LKA vor Ort, der später Anzeige erstat­tete. Ein Polizeis­prech­er sagt am Mon­tag: “Es war aber nicht geplant gewe­sen, das Konz­ert abzubrechen.” 

Von der LP von 1984 wurde zwei Jahre später sechs der 14 Titel wegen nation­al­sozial­is­tis­ch­er, gewaltver­her­rlichen­der oder pornografis­ch­er Texte indiziert. “Damit durfte sie nicht an Kinder und Jugendliche verkauft oder vor ihnen gespielt wer­den”, sagt die Vor­sitzende der Bun­de­sprüf­stelle für jugendge­fährdende Medi­en, Elke Mon­ssen-Eng­berd­ing. Später wurde die Plat­te beschlagnahmt und damit ver­boten. Da solche Ver­bote nach zehn Jahren ver­fall­en, hätte die Band den indizierten Titel am Lausitzring spie­len dür­fen — aber nur vor Erwach­se­nen. “Wer aber gegen eine Indizierung Lieder vor Kindern und Jugendlichen spielt, bege­ht eine Straftat”, sagte sie. Geld­strafen bis 50 000 Euro sind möglich. 

“Die Band nimmt dazu keine Stel­lung”, hieß es vom Man­age­ment. “Schon gar nicht vor der Presse.” Die Gruppe hat­te nach ihrer Anfangsphase als Neon­azi-Band mit der Szene gebrochen. Sie spielte offen­bar auch keine Lieder mehr, die als nation­al­sozial­is­tisch indiziert waren — wohl aber den Titel “Der nette Mann”. Er wurde als gewaltver­her­rlichend ver­boten, weil er den Mord an Kindern ver­harm­lose. Die max­i­male Geld­strafe von 50 000 Euro wird die Band nicht weit­er stören. Sie entspricht 50 Cent von jed­er verkauften Fes­ti­valka­rte — die kosteten 70 Euro. 

Anzeige unter­wegs

LKA: Keine Aus­sagen zu “Böhse Onkelz”

(MAZ) COTTBUS Die Anzeige gegen die Hardrock­band “Böhse Onkelz” wegen recht­slastiger Lieder ist noch nicht bei der Staat­san­waltschaft angekom­men. Die Band soll bei einem Konz­ert vor gut zwei Wochen ver­botene recht­slastige Lieder gespielt haben. Die Anzeige liege nicht vor, sagte eine Sprecherin der Behörde am Mon­tag in Cot­tbus. Eine Sprecherin des Lan­deskrim­i­nalamtes Bran­den­burg bestätigte erneut, dass die Anzeige gestellt wor­den sei. Sie wollte sich zu dem The­ma aber nicht weit­er äußern. Den “Böh­sen Onkelz” wird bere­its seit Jahren vorge­wor­fen, recht­slastige Pro­pa­gan­da zu ver­bre­it­en. Die Band gibt keine Auskun­ft an die Presse. In der Zwis­chen­zeit haben sich die “Böh­sen Onkelz” wieder­holt von rechtem Gedankengut distanziert. 

Nach Angaben des Lan­deskrim­i­nalamtes hat­ten LKA-Beamte das Open-Air-Fes­ti­val auf dem Lausitzring in der Nähe von Sen­ften­berg vor mehr als zwei Wochen beobachtet. Dabei soll die Gruppe vor 140 000 Zuschauern Lieder von ihrem ersten Album “Der Nette Mann” gespielt haben, die von der Bun­de­sprüf­stelle für jugendge­fährdende Schriften auf den Index geset­zt wurden.

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Chamäleon“ nicht verdächtig

Die Äußerun­gen des CDU-Gen­er­alsekretärs Sven Petke im Zusam­men­hang mit dem Über­fall auf einen rechts­gerichteten Mann durch linke Jugendliche trü­gen nicht zu ein­er Deeskala­tion der anges­pan­nten Lage bei. Dies teilt jet­zt der SPD-Frak­tionsvor­sitzende Mike Schu­bert mit. Es sei klar, dass Kon­se­quen­zen fol­gen müssten, wenn es sich bewahrheit­en sollte, dass ein führen­des Mit­glied des links­gerichteten Jugend­vere­ins „Chamäleon“ e.V. an der Straftat beteiligt gewe­sen sei, so Schu­bert. Dem Vere­ins­mit­glied Julia S. (21) und min­destens drei weit­eren Tatverdächti­gen wirft die Staat­san­waltschaft Pots­dam vor, in der Nacht vom 18. auf den 19. Juni einen wegen rechter Tat­en polizeibekan­nten 16-Jähri­gen mit einem Totschläger niedergeschla­gen zu haben (PNN berichteten). Schu­bert: „Sollte sich der Vor­wurf bestäti­gen, dann muss diese Straftat auch mit aller Härte des Geset­zes geah­n­det wer­den.“ In Pots­dam sei wed­er Platz für rechte noch linke Gewalt­täter, sagt der SPD-Frak­tion­schef. Jedoch sei es wenig hil­fre­ich, wenn die CDU nun mit Pauschalverurteilun­gen operiere und den Ober­bürg­er­meis­ter auf­fordere, die Gelder für den Jugend­vere­in sofort einzufrieren. Es gebe keinen Tatver­dacht gegen „Chamäleon“ e.V., son­dern eventuell gegen eines sein­er Mit­glieder. Deswe­gen den gesamten Vere­in als gewalt­bere­ite Extrem­is­ten zu verunglimpfen, sei „reine Stim­mungs­mache“, so Schubert. 

SPD greift CDU im Chamäleon-Fall an

Bun­desweite Suche nach 20-Jährigem

(MAZ) Die Pots­damer SPD hat CDU-Lan­des­gen­er­alsekretär Sven Petke “reine Stim­mungs­mache” im so genan­nten Chamäleon-Fall vorge­wor­fen. Wenn Petke nach dem gewalt­samen Über­griff linksori­en­tiert­er Jugendlich­er auf einen Recht­sex­tremen vom 19. Juni in Pots­dam nun den Vere­in als Hort gewalt­bere­it­er Extrem­is­ten verdächtigt, dem die Hauptbeschuldigte ange­hört, sei das eine Verunglimp­fung, erk­lärte SPD-Stadt­frak­tion­schef Mike Schu­bert. Es gebe keinen Tatver­dacht gegen den Vere­in, “son­dern eventuell gegen eines sein­er Mit­glieder”, betonte Schu­bert. Wie bei den Anschuldigun­gen gegen den Imam der Pots­damer Moschee im Som­mer 2004 nehme Petke öffentlich ein Ergeb­nis polizeilich­er Ermit­tlun­gen voraus. 

Polizei-Prä­sid­i­umssprech­er Rudi Son­ntag ver­sicherte gestern, seine Behörde sei wed­er auf dem recht­en noch auf dem linken Auge blind und ver­folge Straftat­en, gle­ich aus welchem poli­tis­chen Lager her­aus sie verübt wer­den. So habe sich ein Trupp von 30 Beamten in Vollschutz-Ein­satz­mon­tur am Don­ner­stag ab 7.20 Uhr gewalt­frei Zutritt zum linksalter­na­tiv­en Wohn­pro­jekt in der Zep­pelin­straße 25 ver­schafft, um den fün­ften Tatverdächti­gen für den Angriff vor dem Café Hei­der zu ver­haften; dafür gab es einen Durch­suchungs- und einen Haft­be­fehl vom Amts­gericht Pots­dam. Der Zutritt auf das Gelände sei durch Bewohn­er sofort bemerkt wor­den. Trotz­dem beka­men die Ein­satzkräfte keine Auskun­ft, wo im Haus der Gesuchte wohnt. Eine Kom­plet­tab­suche fol­gte also. Man fand das Zim­mer und beschlagnahmte ver­schiedene Beweis­mit­tel aus dem Besitz des drin­gend tatverdächti­gen 20-Jähri­gen, nach dem nun bun­desweit gefah­n­det wird. 

Son­ntag recht­fer­tigte wie zuvor schon Pots­dams Polize­ichef Ralf Marschall die Mas­siv­ität des Ein­satzes. Die Mehrzahl der Beamten sei nur zur Absicherung vor Ort gewe­sen, um keine Gewal­teskala­tion zuzu­lassen. Man werde mit der­sel­ben Entsch­ieden­heit und Mannschaftsstärke auch kün­ftig vorge­hen, wenn es neue Ermit­tlungsan­sätze gibt. 

Der Über­griff der linken Jugendlichen auf den Recht­sex­tremen wird in Ermit­tlerkreisen als Racheakt für den Über­fall von Neon­azis auf den Chamäleon-Jugendtr­e­ff der Innen­stadt in der Sil­vester­nacht 2002 gese­hen. Zwei der dama­li­gen Angreifer aus der mut­maßlichen Neon­azi-Szene sind vor Gericht gestellt und Mitte Juni zu Haft- beziehungsweise Bewährungsstrafen verurteilt worden. 

Für den “Rache-Angriff” hat­te man zunächst vier Verdächtige ermit­telt, die ihr Opfer mit einem Totschläger-Knüp­pel ver­prügelt und getreten hat­ten. Deshalb lautet der Tatvor­wurf auf ver­sucht­en Mord. In Haft sitzt nur noch eine Frau, ange­blich aus der Chamäleon-Führung. rai

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Ideensuche zwischen Beton

(MARLIES SCHNAIBEL, MAZ) BRIESELANG/BERLIN Manch­er fragt offen, manch­er druckst erst ein biss­chen herum: “Ja, sind Sie denn Jude?” “Nö”, antwortet Kay Forster beherzt. Er ist Beisitzer im Vor­stand des Förderkreis­es “Denkmal für die ermorde­ten Juden Europas”. In diesen Vere­in ist er irgend­wie zufäl­lig reinger­at­en — und irgend­wie doch ganz zwin­gend, wenn man sich Kay Forster und seinen Lebensweg anschaut. 

Ungewöhn­liche Wege 

Geboren 1944 im thüringis­chen Apol­da, gab ihm seine Mut­ter nicht einen damals gängi­gen Vor­na­men wie Diet­rich oder Horst, son­dern wählte Kay. Nicht das einzig Ungewöhn­liche an dem Thüringer, der in Apol­da sein Abitur machte. Er unter­nahm seinen ersten Fluchtver­such in Rich­tung West­en, wurde geschnappt, danach war an Studieren nicht mehr zu denken. Forster lernte Indus­triekauf­mann, arbeit­ete in Ost­ber­lin — und unter­nahm seinen zweit­en Fluchtver­such, dies­mal in Form eines Aus­reiseantrages. Daneben machte er das, was ihn seit der Kind­heit an begeis­terte: Er spielte Musik auf den schwarz-weißen Tas­ten, arbeit­ete als Ton­tech­niker in der Klaus-Lenz-Band. All das machte den jun­gen unbe­que­men, lebenslusti­gen Mann bei den besorgten Staat­sor­ga­nen dop­pelt verdächtig. Forster wurde in den Bier­mann-Wirren ver­haftet und wegen “staats­feindlich­er Het­ze in schw­erem Fall” verurteilt. “Wir hät­ten uns zu Hand­langern des Impe­ri­al­is­mus gemacht, argu­men­tierte damals die Rich­terin”, erzählt Kay Forster im Andek­do­ten­ton­fall, “aber damals war uns nicht zum Lachen zu Mute.” 1978 wurde er aus der Haft freigekauft, kam unter der Formel “Fam­i­lien­zusam­men­führung” in den West­en. “In den tief­sten West­en”, sagt Kay Forster und meint Wup­per­tal. Da hielt es ihn nicht lange. Ende 1978 war er wieder in Berlin, dies­mal auf der West­seite. Vier Kilo­me­ter von der alten Woh­nung ent­fer­nt. Beru­flich ver­suchte er sich in der Wer­bung, das gelang, wohl auch, weil Kay Forster ein­er ist, der sich mit voller Kraft für eine Sache einzuset­zen vermag. 

Große Liebe bleibt die Musik 

Aber nicht nur beru­flich strotzt Kay Forster vor Kraft, Elan, Ideen und Humor. Seit mit­tler­weile 25 Jahren spielt er bei der Berlin­er Rock­band “Black­mail”. Briese­lang, wo er nach dem Mauer­fall ein Häuschen im Grü­nen baute — “das war weniger der Stadt­flucht, als vielmehr die Ver­führung durch ein geerbtes Grund­stück mein­er Frau” — machte er nicht nur zur pri­vat­en Wohnin­sel, son­dern hier mis­chte er sich aktiv ein: Im Fördervere­in des Märkischen Kün­stler­hofes tru­gen in den let­zten Jahren viele Ver­anstal­tun­gen, Aktio­nen und Konzepte seine Handschrift. 

Arbeit­sort blieb weit­er Berlin, wo Kay Forster noch heute eine Agen­tur für Außen- und Verkehrsmit­tel­wer­bung betreibt. Sie war es auch, die ihn vor fast zehn Jahren zum Förderkreis “Denkmal für die ermorde­ten Juden Europas” führte. Damals besucht er als Gasthör­er das Insti­tut für Kul­tur- und Medi­en­man­age­ment, das an der Musikhochschule “Hanns Eisler” ange­siedelt war. Zu der Zeit fragte besagter Förderkreis an, ob Stu­den­ten Pro­jek­te erar­beit­en mögen, für Öffentlichkeit­sar­beit, Spende­nak­tio­nen und Mit­gliedergewin­nung. Eine kleine Gruppe, darunter Kay Forster, machte sich daran. Der Förderkreis war von den Vorschlä­gen sehr ange­tan und als seine Vor­sitzende Lea Rosh eines Tages Kay Forster fragte, ob er sich vorstellen kön­nte, im Vor­stand mitzuar­beit­en, da hat er ziem­lich schnell ja gesagt. Ein biss­chen hat er dabei auch an seinen Fre­und Wern­er gedacht, der Auschwitz über­lebt hat. 

Mit der für Kay Forster typ­is­chen Mis­chung aus Elan und Lebenslust stürzte er sich in die Arbeit. Seit Jahren wirbt er für das Denkmal, sam­melt Spenden und überzeugt Mit­stre­it­er. Mehrmals hat er Grup­pen durch das große Ste­len­feld geführt und geduldig deren Fra­gen beant­wortet: Wie groß sind die Ste­len? (Zwis­chen 20 Zen­time­ter und 4,7 Meter); Wie viele Ste­len sind es? (2711); Wie groß ist der Abstand zwis­chen den Ste­len? (95 Zen­time­ter); Was wiegt eine Stele? (Durch­schnit­tlich acht, die größte 16 Tonnen) 

Und Kay Forster weiß auch, dass die tech­nis­chen Para­me­ter schnell abgear­beit­et sind, dass sie den Mord an sechs Mil­lio­nen Men­schen nicht erk­lären kön­nen und dass jed­er Besuch­er seinen eige­nen Weg durch das Denkmal und zu sich find­en muss. Zu diesem Denkmal von Peter Eisen­man, das auch ein Kunst­werk und eine Meta­pher ist, passt kein uni­verseller Interpretationsschlüssel. 

Weit­er­ma­chen für den Raum der Namen 

Und Kay Forster erk­lärt, warum sich der Förderkreis nicht aufgelöst hat, als klar war, das Denkmal wird gebaut und der deutsche Staat bezahlt. “Wir sam­meln weit­er Geld”, sagt er kurz und knapp. Das Geld ist für den Raum der Namen im Ort der Infor­ma­tio­nen unter dem Ste­len­feld. Die Namen von vier Mil­lio­nen ermorde­ten Juden sind bekan­nt, sie wur­den von Yad Vashem in Jerusalem, der wichtig­sten Holo­caust-Gedenkstätte der Welt, gesam­melt und diese Liste wurde erst­mals ein­er anderen Insti­tu­tion zur Ver­fü­gung gestellt. Der Förderkreis set­zt sich dafür ein, dass diese Namen audio­vi­suell auf­bere­it­et wer­den können. 

www.holocaust-denkmal- berlin. de

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Wie man Touristen vertreibt

(REYK GRUNOW & ANDREAS VOGEL, MAZ) NEURUPPIN Auf die Leute im Neu­rup­pin­er Rathaus ist Hol­ger Wiz­isk nicht gut zu sprechen. Vor allem vom Ord­nungsamt fühlt sich der Wirt der Gast­stätte “Rosen­garten” am Schulplatz allein gelassen. Allein mit Trinkern und Recht­en, die pöbeln, ran­dalieren und Gäste vertreiben. 

Völ­lig betrunk­en tobte ein Mann gestern stun­den­lang auf den OdF-Platz. Dass immer mehr Trinker den Rosen­garten zur öffentlichen Toi­lette erk­lären, sei fast schon nor­mal. Dass jemand mit voller Wucht mit bei­den Beinen gegen das Denkmal springt, einen anderen Mann zusam­men­schlägt, den Hit­ler­gruß skandiert und dann ein fremdes Fahrrad demoliert, hat­te Wiz­isk noch nicht erlebt. 

“Das hat schon am Mor­gen ange­fan­gen”, sagt der Rosen­garten-Wirt. Zweimal hat er die Polizei gerufen. Dort ist der Geschäfts­mann bekan­nt; schon im ver­gan­genen Jahr hat­te er wegen der Stören­friede andauernd Alarm geschla­gen. Sechs­mal war er als Zeuge vor Gericht geladen. Gebracht hat es ihm unter anderem eine eingeschla­gene Fen­ster­scheibe — wohl aus Rache. 

Trotz­dem ruft Wiz­isk immer wieder bei der Polizei an, etwas anderes bleibt ihm kaum übrig. Die pöbel­nden Män­ner vertreiben nicht nur seine Gäste. “Das kriegen die Leute über­all auf dem Schulplatz mit.” Immer wieder kämen Besuch­er, die in let­zter Minute vor dem Rosen­garten abdrehen, wenn sie die Trinker sehen. “Was sollen Touris­ten denken? Die kom­men doch nie wieder. Das kann sich die Stadt nicht leisten.” 

Die Polizei kam gestern zweimal zum Rosen­garten. Das erste Mal endete mit einem Gespräch — “und dann ist die Sache eskaliert, als die wieder weg waren”. 

Auf Hil­fe vom Ord­nungsamt hat der Wirt vergebens gewartet. Erhard Schwierz von der AG Innen­stadt hat­te zwar Ord­nungs­dez­er­nen­ten Thomas Fen­gler angerufen. Der ver­sprach, einen Mitar­beit­er vor­beizuschick­en, der laut Fen­gler auch am Rosen­garten war. Mit­bekom­men haben das aber weden Wiz­isk noch Schwierz. Als sich nach ein­er Stunde keine Hil­fe blick­en ließ, rief Wiz­isk erneut die Polizei. Dies­mal kamen acht Beamte und nah­men den Schläger mit. 

Auch Gäste von Eri­ka Bäuer­le, die am Boll­w­erk eine Zim­merver­mi­etung betreibt, haben in den ver­gan­genen Tagen über Pöbeleien geklagt. “Zwei ältere Damen, 85 und 72 Jahre, wur­den am Son­ntagabend am Boll­w­erk von Betrunk­e­nen belästigt”, sagt Bäuer­le. Ihre Gäste, die seit mehr als zehn Jahren kom­men, sind ent­täuscht. “Fast täglich gibt es Krach bis in die Nacht. Es ist schade um die schöne Ecke”, find­et Bäuer­le. Früher sei wenig­stens immer mal die Polizei gekom­men. Die Pen­sion­swirtin befürchtet, dass es auch durch Ord­nungskräfte auf Ein-Euro-Basis kaum ruhiger wird. “Für ein Euro die Stunde würde ich mich nicht ver­prügeln lassen.” 

Von den Ein-Euro-Auf­passern hält auch Wiz­isk wenig, eben­so von Sicher­heitspart­ner­schaften. “Was sollen die brin­gen, wenn das Ord­nungsamt sich nicht kümmert?”

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Jugendliches Volk außer Kontrolle?

(ANDREAS WENDT, MOZ) Eisen­hüt­ten­stadt — Nach den erneuten Auss­chre­itun­gen von Jugendlichen am zurück­liegen­den Woch­enende haben sich Polizei und Stadtver­wal­tung gestern zu ein­er Krisen­sitzung getrof­fen, um der Lage Herr zu wer­den. Nach dem Über­fall von Mask­ierten auf die Diskothek am Trock­endock am Fre­itag vor­let­zter Woche belagerten an diesem Son­ntag­mor­gen etwa 30 zum Teil voll­trunk­ene Jugendliche nach einem Disko-Besuch im “Beat Club” das Wohnge­bi­et in der Guben­er Straße, die dor­tige Go-Tankstelle und die Fröbelringpassage. 

“Sie haben auf unser Grund­stück uriniert und ich habe mir Dinge sagen lassen müssen, die ich mein ganzes Leben nicht zu hören bekam”, sagt eine Anwohner­in aus der Guben­er Straße nach ein­er schlaflosen Nacht. Ihren Namen möchte sie nicht veröf­fentlicht wis­sen — zuviel ist in den let­zten Monat­en schon passiert. Inzwis­chen vier Mal hat sie Anzeige bei der Polizei erstat­tet, nach­dem betrunk­ene Diskothekenbe­such­er aus dem “Beat Club”, der ehe­ma­li­gen Gast­stätte “Oder­w­erft”, am frühen Son­ntag­mor­gen das Leben der Anwohn­er zur Hölle macht­en. Kaputtge­tretene Blu­menkü­bel oder her­aus­geris­sene Balkonkästen sind noch ger­ingfügige Schä­den. “Ich bezwei­fle, dass die Jugendlichen nur vom Alko­hol benebelt waren”, sagt die Anwohner­in und will jet­zt eine Unter­schrifte­nak­tion ini­ti­ieren. Woge­gen? “Gegen den Lärm von der Disko”, sagt sie und ärg­ert sich zugle­ich über die Untätigkeit der Stadtverwaltung. 

Noch viel schlim­mer hat es Diet­mar Adolph erwis­cht. Adolph ist Tankstel­len­pächter, bewirtschaftet u.a. die Aral-Tankstelle in der Karl-Marx-Straße. Seine Tochter führt die Geschäfte in der Go-Tankstelle in der Guben­er Straße. Nach­dem es schon seit Wochen Prob­leme mit angetrunk­e­nen Disko-Besuch­ern gab, entschloss sich Adolph, die Tankstelle am Son­ntag erst um 8 und nicht wie son­st um 6 Uhr zu öff­nen, um die uner­wün­schte, alko­holisierte Kund­schaft so abzuschreck­en. “Wir haben schon nur über den Nachtschal­ter verkauft”, sagt Adolph. Aus gutem Grund, denn zuvor wurde dem Per­son­al sog­ar Gewalt ange­dro­ht, als es sich weigerte, Getränke her­auszugeben. Für den Tankstel­len­pächter ist das betrunk­ene Volk in der Auf­fahrt geschäftss­chädi­gend. Wer Son­ntag mor­gens frische Brötchen holen oder tanken will, mei­det nach den Vorkomm­nis­sen ver­gan­gener Woch­enen­den diese Tankstelle. “Das bedeutet für uns: Weniger Kun­den, weniger Ein­nah­men und wirkt sich irgend­wann aufs Per­son­al aus”, sagt Adolph. 

An diesem Son­ntag beste­ht die Gruppe, die gegen 8 Uhr erst­mals im Malzweg auf­fällt, weil einige der Angetrunk­e­nen und Bek­ifften (Polizei) auf eine Bushal­testelle klet­tern, aus etwa 25 Leuten. Die Polizei erteilt den Jugendlichen zunächst Platzver­weise, doch nur einige fol­gen den Anweisun­gen. Elf Jugendliche im Alter von 23 bis 26 Jahren ziehen weit­er in die Guben­er Straße. Ein­er legt sich auf die Straße, so dass eine Pkw-Fahrerin auswe­ichen muss. Sie ver­ständigt die Polizei, die erneut ein­schre­it­en muss. Die Jugendlichen ste­hen nach Polizeiangaben zum Teil auch unter Dro­gene­in­fluss. Erneut spricht die Polizei einen Platzver­weis aus, den die Jugendlichen befolgen. 

Um 10 Uhr dann ver­sam­melt sich die Truppe aber erneut: an der Tankstelle in der Guben­er Straße. Die Jugendlichen ver­suchen hier mehrmals Fahrzeuge auf der Straße anzuhal­ten. Die Kassiererin der Tankstelle fühlt sich bedro­ht und schließt alle Türen. Die Jugendlichen, bis auf eine Frau alles Män­ner, ziehen weit­er in Rich­tung der Frö­bel­ring­pas­sage, wo sie damit begin­nen, sich untere­inan­der zu prügeln. Die Polizei fordert Ver­stärkung aus anderen Wachen und dem Bun­des­gren­zschutz an. Erst jet­zt nehmen die Beamten sechs Per­so­n­en fest, die bere­its teil­weise wegen Land­friedens­bruchs auf­fäl­lig waren. Gegen ins­ge­samt elf Per­so­n­en wird wegen Nöti­gung und Belei­di­gung ermit­telt. Wachen­leit­er Wolf­gang Schu­mann bringt die Vorkomm­nisse vom jüng­sten Woch­enende jedoch nicht mit der “Haed Core”-Truppe in Verbindung, die am 24. Juni das Trock­endock über­fiel. Hier soll es sich um die so genan­nten “EH-Chaoten” han­deln. Schu­mann bit­tet zugle­ich, alle Verkehrsteil­nehmer, die durch die Angetrunk­e­nen gefährdet wur­den, sich bei der Polizei zu melden.

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Schmierereien an Turnhalle

Alt-Rup­pin (Ost­prig­nitz-Rup­pin) Am Woch­enende haben unbekan­nte Täter in Alt Rup­pin, Wein­berg, eine Wand der Turn­halle in Alt Rup­pin mit unter­schiedlichen Zeichen und Schriftzü­gen in mehreren Far­ben beschmiert. Die Täter tru­gen neben Schriftzü­gen in grün­er Farbe ein Hak­enkreuz auf die Fas­sade der Sporthalle auf. Angaben zum ent­stande­nen Gesamt­sach­schaden liegen der Polizei derzeit nicht vor. Die Besei­t­i­gung der Schmier­ereien wurde bere­its durch Ver­ant­wortliche der Ein­rich­tung veranlasst. 

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Riesen unter der Hurra-Tüte

Königs Wuster­hausen — So sparsam der preußis­che König Friedrich Wil­helm I., auch war – er pflegte eine teure Marotte. Der „Sol­datenkönig“ delek­tierte sich an beson­ders hochgewach­se­nen und gut ausse­hen­den Grenadieren, die er zu seinem Pläsi­er erst in Königs Wuster­hausen, dann in Pots­dam als Palast­garde unter­hielt. Zwar gab es dabei auch einen prak­tis­chen Vorteil, denn große Män­ner kamen bess­er mit den lan­gen Flinten zurecht. Vor allem aber kon­nte, wer min­destens sechs Fuß groß war – 1,88 Meter –, sich der per­sön­lichen Zuwen­dung des Monar­chen sich­er sein. 

Der König, der Preußen von 1713 bis 1740 regierte, finanzierte Fam­i­lien­zusam­men­führun­gen, über­nahm Paten­schaften für Sol­datenkinder oder gab Zuschüsse für den Haus­bau. Wer sich aber dem bru­tal­en Drill zu entziehen ver­suchte und desertierte, musste mit dem Gal­gen rech­nen. Manch­mal wurde die Strafe auch zum Spießruten­laufen „abgemildert“ – was meist eben­so tödlich endete, wie eine neue Ausstel­lung in Schloss Königs Wuster­hausen zeigt. 

Die Schau, die von der Stiftung Preußis­che Schlöss­er und Gärten und dem Geheimen Staat­sarchiv ver­anstal­tet wird, will erk­lärter­maßen mit Leg­en­den über die blau und rot gek­lei­dete Truppe aufräu­men. Eine wird gle­ich ein­gangs ange­sprochen: die Art und Weise näm­lich, wie der Sol­datenkönig zu seinen Lan­gen Kerls kam. „Die wenig­sten wur­den gewalt­sam gepresst, die meis­ten kamen frei­willig, weil ein stat­tlich­es Handgeld lock­te und der Dienst auch gewisse Sicher­heit­en bot“, sagt Jür­gen Kloost­er­huis vom Staat­sarchiv. Es sei aber auch ein Märchen, wonach sich der König aus „Liebe“ zu seinen Lan­gen Kerls scheute, sie dem Kugel­hagel ein­er Schlacht auszusetzen. 

Schwungvoll geschriebene Akten sind in den milde beleuchteten Schloss­räu­men aus­gelegt, daneben geistliche Erbau­ungslit­er­atur. Denn der König befahl seinen Sol­dat­en auch den Kirch­gang und religiöse Lek­türe. Gemälde zeigen die riesen­haften Sol­dat­en mit der charak­ter­is­tis­chen Grenadier­münze auf dem Kopf, auch Hur­ra-Tüte genan­nt. Das in einem Glass­chrank aufgestellte Skelett eines Unbekan­nten von 2,23 Metern erin­nert daran, dass der König beson­ders große Leichen aus seinem Gardereg­i­ment der Char­ité für medi­zinis­che Stu­di­en übergab. 

Als der König 1740 starb, löste sein Nach­fol­ger Friedrich II. die Garde auf und gliederte sie in die reg­uläre Armee ein. Auf den Schlacht­feldern der Schle­sis­chen Kriege wur­den die Sol­dat­en – hoher Wuchs hin, schönes Gesicht her – erbar­mungs­los ver­heizt. Hel­mut Caspar

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Es führt kein Weg nach Sarajevo

(MARION KAUFMANN, MAZ) NEURUPPIN Das Flugzeug war längst gelandet. Stun­den­lang standen die Großel­tern im Flughafen Sara­je­vo an der Glass­cheibe. Doch die vier Enkel und die Tochter aus Neu­rup­pin kamen ein­fach nicht. Dabei war die Fam­i­lie gut angekom­men und nur wenige Meter ent­fer­nt — in einem Büro der Flughafen­polizei. Aus dem Wieder­se­hen wurde nichts. Weil die Aus­län­der­be­hörde in Neu­rup­pin einen Stem­pel vergessen hatte. 

“Das war wohl der schlimm­ste Tag in meinem Leben”, sagt Saleh Eid. Am 2. Juli hat­te er seine Frau Fata und seine vier Kinder (11, 10, 7 und 3) zum Flughafen Berlin-Tegel gebracht. Vier Wochen Urlaub bei den Großel­tern. Einen Tag später kon­nte Saleh Eid seine Fam­i­lie in Tegel wieder abholen. Die Eids wur­den in Sara­je­wo post­wen­dend in den näch­sten Flieger zurück nach Deutsch­land geset­zt. Grund: Der Pass der Mut­ter war längst abgelaufen. 

“Das ist die Schuld der Aus­län­der­be­hörde”, sagt Saleh Eid, gebür­tiger Palästi­nenser und seit kurzem deutsch­er Staats­bürg­er. Seine Frau stammt aus Ex-Jugoslaw­ien, lebt seit neun Jahren in der Fontanes­tadt und hat eine befris­tete Aufen­thalt­ser­laub­nis. Für die Reise in ihre alte Heimat hat die 35-Jährige ihren Pass bei der Aus­län­der­be­hörde des Kreis­es abgegeben. “Dort lag er mehrere Monate”, sagt ihr Mann. Kurz vor der Reise bekam die Frau ihren Pass zurück — mit dem erforder­lichen Visum, gültig bis zum 29. Novem­ber 2005. Dass der Pass dabei nicht ord­nungs­gemäß ver­längert wurde, fiel den Eids nicht auf. “Wir haben uns da auf die Behörde ver­lassen, die dür­fen doch kein Visum erteilen, wenn der Pass abge­laufen ist”, sagt Saleh Eid. Bei den Passkon­trollen in Tegel und Mai­land nahm nie­mand Anstoß an dem Doku­ment. Doch die Zoll­beamtin in Sara­je­vo schaute genauer hin: Der Pass war seit 16. Sep­tem­ber 2004 abge­laufen. Die Aus­län­der­be­hörde hat­te zwar das Visum erteilt, dabei aber offen­sichtlich vergessen, den Pass zu verlängern. 

“Meine Fam­i­lie wurde behan­delt wie Krim­inelle”, empört sich Saleh Eid. Zehn Stun­den wur­den die Eids in Sara­je­vo fest­ge­hal­ten, dann ging es mit Polizeibegleitung zurück nach Berlin. “Meine Frau und meine Kinder sind völ­lig fer­tig”, sagt Eid. Vom finanziellen Ver­lust ganz zu schweigen: 2500 Euro hat den Fam­i­lien­vater die Reise gekostet, die nach einem Tag schon wieder been­det war. Nun will Eid die Aus­län­der­be­hörde verk­la­gen. Diese war gestern Nach­mit­tag für eine Stel­lung­nahme nicht mehr zu erreichen.

Inforiot