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Schill-Partei stellt Liste für Bundestagswahl auf

BAD FREIENWALDE. Am Sonnabend will die Partei Rechtsstaatlich­er Offen­sive (Schill-Partei) in Bad Freien­walde (Märkisch-Oder­land) ihre Lan­desliste für die Bun­destagswahl am 22. Sep­tem­ber auf­stellen. Es wür­den zehn Kan­di­dat­en aus allen Regio­nen des Lan­des präsen­tiert, kündigte die Partei am Don­ner­stag an. Ziel sei ein zweis­tel­liges Ergeb­nis. Für den Wahlkreis 59 soll außer­dem ein Direk­tkan­di­dat nominiert wer­den. Die Partei hat laut Sprech­er Marc März gegen­wär­tig in Bran­den­burg 103 Mit­glieder. Einen Lan­desver­band gibt es noch nicht.

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Haftbefehl nach versuchter Fahrerflucht mit Todesfolge

DÖBERN. Nach dem Tod eines 17-jähri­gen Polen, der vor ein­er Fahrzeugkon­trolle in Döbern (Spree-Neiße) fliehen wollte, ist Haft­be­fehl gegen den 27-jähri­gen Beifahrer wegen Hehlerei erlassen wor­den. Das teilte die Staat­san­waltschaft in Cot­tbus mit. Die Polen hat­ten am Dien­stag mit ihrem Wagen vor ein­er Zol­lkon­trolle fliehen wollen. Dabei waren sie gegen ein BGS-Fahrzeug geprallt. Der 17-Jährige starb, ein BGS-Mann wurde schw­er ver­let­zt. Der Beifahrer liegt im Krankenhaus.

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Polizeiwachen werden bürgerfreundlicher

FÜRSTENWALDE. Bran­den­burgs Polizei­wachen sollen bürg­er­fre­undlich­er wer­den. “Zur Polizeire­form gehören auch Dien­st­stellen, in denen jed­er das Gefühl hat, dass er wirk­lich willkom­men ist”, sagte Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) am Don­ner­stag in Fürsten­walde (Oder-Spree) bei der Eröff­nung der ersten mod­ernisierten Wache. Im neu gestal­teten Ein­gangs­bere­ich kön­nen Wartende unter anderem kosten­los im Inter­net sur­fen. Mehr als 30 Dien­st­stellen sollen umge­baut werden.

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Nach Übergriff: Ein rascher Umzug nach Neuruppin ist nicht möglich

Aussiedler ohne neue Bleibe

Max K. hat Angst und will aus Witt­stock wegziehen


WITTSTOCK (MAZ) Max K. will ein­fach nur weg. Weg aus Witt­stock, der Stadt, in der er Anfang Mai zusam­mengeschla­gen wurde. Der 21-jährige Rus­s­land­deutsche ist trau­ma­tisiert nach dem frem­den­feindlichen Über­fall, bei dem sein Fre­und Kajrat in der Nacht nach Him­melfahrt so schw­er ver­let­zt wurde, dass er wenig später starb (die MAZ berichtete). 

Nun hat Max K. Angst, wenn er durch Witt­stocks Straßen geht. Deshalb möchte er nach Neu­rup­pin. Doch aus seinen Umzugsplä­nen wird wohl so schnell nichts wer­den. “Es sind in der Stadt ger­ade keine Sozial­woh­nun­gen frei, die von der Größe her geeignet wären”, sagte Renate Schwedt­land, die zuständi­ge Mitar­bei­t­erin des Sozialamts auf MAZ-Anfrage. Erst im Sep­tem­ber wür­den wieder Unterkün­fte zur Ver­fü­gung ste­hen, die gün­stig genug sind, um den Richtlin­ien des Sozialamts zu entsprechen. Bis dahin müsse Max K. sich gedulden. 

“Bei dem Leer­stand, den es in Neu­rup­pin gibt, find­en wir es erschüt­ternd, dass es nicht möglich ist, eine Bleibe für jemand in ein­er so schwieri­gen Lebenssi­t­u­a­tion zu find­en”, sagt Clau­dia Luzar von der Opfer­per­spek­tive. Der Vere­in betreut lan­desweit Opfer rechter Gewalt. “Max geht es sehr schlecht, er macht eine Ther­a­pie. Es ist belas­tend für ihn, jeden Tag an der Stelle vor­beizukom­men, an der er ange­grif­f­en wurde”, so Luzar. Zumut­bar sei es daher für Max K. nicht, weit­er im Wohn­heim im Witt­stock­er Ort­steil Alt Daber zu leben. 

Über­leben­er von Nazian­griff will weg aus Wittstock 

NEURUPPIN (Rup­pin­er Anzeiger / Gorm Witte) Leer ste­hende Sozial­woh­nun­gen mit nur einem Zim­mer gibt es in Neu­rup­pin derzeit nicht. Das sagen übere­in­stim­mend Wal­ter Tols­dorf, Geschäfts­führer der Neu­rup­pin­er Woh­nungs­bauge­sellschaft, und Renate Schwedt­land, Fach­grup­pen­lei­t­erin für Soziales und Woh­nungs­bauwe­sen. “Im Moment haben wir keine kleinen Woh­nun­gen”, so die Frau aus dem Neu­rup­pin­er Rathaus. 

Um genau solch eine Woh­nung bemüht sich der Aussiedler Max K., der derzeit im Witt­stock­er Ort­steil Alt Daber lebt. Die Doss­es­tadt will er unbe­d­ingt ver­lassen. Aus gutem Grund, wie Clau­dia Luzar vom Vere­in Opfer­per­spek­tive berichtet. Am Him­melfahrt­stag, den 9.Mai, wur­den der Ruß­land­deutsche und sein Fre­und Kajrat B. bei ein­er Tanzver­anstal­tung über­fall­en. Max K. entkam den Angreifern, Kajrat B. ver­starb an den Fol­gen des Angriffs im Kranken­haus. “Max ist derzeit in Ther­a­pie”, so Luzar. Der 21-Jährige ist durch den Vor­fall trau­ma­tisiert. Er wün­sche sich nichts sehn­lich­er, als aus der Stadt Witt­stock wegzukom­men, die bei der Polizei als Hochburg Recht­sex­tremer gilt. 

 

Schwedt­land und ihre Mitar­beit­er ver­sich­ern, sich in der Angele­gen­heit zu bemühen. “Er hat bei uns Pri­or­ität”, sagt die Fach­grup­pen­lei­t­erin über den Aussiedler. Auch die Aus­län­der­beauf­tragte des Lan­des Bran­den­burg, Almuth Berg­er, will sich laut Opfer­per­spek­tive der Sache annehmen. 

 

Nur Wohun­gen wer­den dadurch nicht frei. Das bedauert auch Schwedt­land. Im August sollen Räume gefun­den wer­den, spätestens Mitte Sep­tem­ber. “Wir wollen ja seinem Wun­sch entsprechen.” Das heißt, das Quarti­er in der Fontanes­tadt sei Max K. sich­er, sobald ein entsprechen­des frei ste­ht. Und auch seine Ange­höri­gen wollen Witt­stock ver­lassen. “Die Fam­i­lie wird garantiert ver­sorgt”, so die Sozial-Fachgruppenleiterin. 

 

Aber schneller geht es nun ein­mal nicht, trotz aller Bemühun­gen. Für Max K. gilt es also, abzuwarten. Und das in ein­er Stadt, die ihm das Fürcht­en lehrte.

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Extreme Brandenburger

BERLIN, 10. Juli. Viele Bran­den­burg­er neigen zu extremen poli­tis­chen Ansicht­en. Das hat eine am Mittwoch veröf­fentlichte Studie in der Region Berlin-Bran­den­burg ergeben. Der Unter­suchung zufolge hän­gen 29 Prozent der Bran­den­burg­er tra­di­tion­al­is­tisch-sozial­is­tis­chen Ideen an, wie sie einst von SED oder DKP vertreten wur­den. Das sind fast dop­pelt so viele wie in Berlin. Sie befür­worten etwa die Ver­staatlichung von Wirtschaftsunternehmen.
Auf der anderen Seite des poli­tis­chen Spek­trums zählt die Studie 24 Prozent der Bran­den­burg­er dem recht­sex­trem­istis­chen Lager zu. Die Befragten vertreten zum Beispiel die Ansicht, dass Hitler heute als großer Staats­mann gewürdigt würde, hätte er nicht die Ver­nich­tung der Juden befohlen. 

Ost-West-Gefälle 

Im Auf­trag der Deutschen Paul-Lazars­feld-Gesellschaft und des Otto-Stam­mer-Zen­trums der FU Berlin hat das Mei­n­ungs­forschungsin­sti­tut For­sa 2 000 Berlin­er und Bran­den­burg­er zu poli­tis­chen Ein­stel­lun­gen und Wahlab­sicht­en befragt. 

Rund 40 Prozent der Wahlberechtigten in der Region sind laut Umfrage den Poli­tikver­drosse­nen zuzurech­nen, die zwar die Demokratie beja­hen, aber mit ihrer Umset­zung unzufrieden sind. Dabei zeigt sich ein deut­lich­es Gefälle: Demokratiever­drossen­heit und man­gel­ndes Inte­gra­tions­ge­fühl sind in West-Berlin am ger­ing­sten aus­geprägt und steigen pro­por­tion­al über Ost-Berlin und die Berlin-nahen Gebi­ete bis in die Rand­la­gen Bran­den­burgs an. 

Laut Unter­suchung nimmt in Berlin und Bran­den­burg die Zus­tim­mung für eine Fusion bei­der Län­der ab. Für eine rasche oder spätere Vere­ini­gung sprachen sich 71 Prozent der Berlin­er und 52 Prozent der Bran­den­burg­er aus. Im Jahr 2000 waren es noch 76 Prozent der Berlin­er und 59 Prozent der Brandenburger.

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Brandenburg will Rasterfahndung fortsetzen

POTSDAM. Bran­den­burg will seine Raster­fah­n­dung nach so genan­nten Schläfern der Ter­rorszene im Land fort­set­zen. Das geht aus ein­er am Mittwoch im Land­tag vorgelegten Stel­lung­nahme zum jüng­sten Bericht des Daten­schutzbeauf­tragten her­vor. Im Zuge der Raster­fah­n­dung wur­den fast eine halbe Mil­lion Daten­sätze von Ein­wohn­ern erstellt, von denen mehr als 27 000 die Rasterkri­te­rien erfüllen. Ein “Schläfer” wurde jedoch bish­er nicht ent­deckt. Der Daten­schutzbeauf­tragte Alexan­der Dix hat­te deshalb die sofor­tige Ein­stel­lung der Raster­fah­n­dung gefordert. Im Bericht der Regierung heißt es indes, dass der mit der Raster­fah­n­dung ver­bun­dene Daten­ab­gle­ich noch nicht abgeschlossen sei. Deshalb könne gegen­wär­tig noch nicht gesagt wer­den, ob der Zweck der Maß­nahme erre­icht wird. 

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Flucht vor Zollkontrolle

Frank­furt (Oder) (ddp-lbg). Auf der Flucht vor ein­er Zol­lkon­trolle ist ein 17-jähriger Pole bei Cot­tbus tödlich verunglückt. Unmit­tel­bar nach­dem der Jugendliche mit einem Audi ein Fahrzeug des Bun­des­gren­zschutzes (BGS) ger­ammt hat­te, ging der Audi in Flam­men auf, sagte ein Polizeis­prech­er am Mittwoch in Frank­furt (Oder). Der junge Pole wurde schw­er ver­let­zt und starb wenig später in einem Krankenhaus.

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Schaufensterscheiben gingen zu Bruch

Für zwei viet­name­sis­che Geschäfts­be­sitzer in Wit­tichenau begann der Sonnabend mit ein­er bösen Über­raschung. Durchs Tele­fon waren sie geweckt wor­den. Am anderen Ende der Leitung teilte ihnen die Polizei mit, dass ihre Schaufen­ster in Wit­tichenau eingeschla­gen wurden. 

Wittichenau.

Die Betrof­fe­nen waren auch gestern noch schock­iert. Seit Anfang Mai betreibt Pham Van Quang (31) sein Geschäft, in dem es um gebratene Nudeln und knus­prige Ente geht. Der Imbiss hat gemütliche Sitzmöglichkeit­en und einen Straßen­verkauf. Bish­er sei alles recht gut ange­laufen, erzählt er. Ärg­er oder irgendwelche Auseinan­der­set­zun­gen habe es eben­falls nicht gegeben. Die Wur­fgeschosse wer­den von Pham Van Quang im Hin­ter­hof auf­be­wahrt. Sein Nach­bar, der seinen Obst- und Gemüse­laden erst vor ein­er Woche eröffnete, will über den Vor­fall nicht weit­er sprechen. Bös­er Jun­gen­stre­ich, Verse­hen, Racheakt oder gezielte Aus­län­der­feindlichkeit? Diese Frage, die sich nicht nur die Besitzer stellen, kon­nte bish­er allerd­ings noch nicht gek­lärt wer­den. Aus der Bautzen­er Polizei­di­rek­tion gab es gestern zunächst erst ein­mal eine Entschuldigung. Press­esprecherin Petra Kirsch war der Vor­fall am Woch­enende “durchgerutscht” . Deshalb suchte man die Mel­dung im offiziellen Bericht verge­blich. Die Fak­ten lieferte sie nach: Der Vor­fall muss sich in der Nacht von Fre­itag zu Sonnabend zwis­chen 21.30 Uhr und 5.15 Uhr ereignet haben. Der Schaden beträgt 1500 Euro, die Tat wird als Sachbeschädi­gung eingestuft. Für einen recht­sex­tremen Hin­ter­grund gäbe es bish­er keine Anhalt­spunk­te. Erste Zeu­gen seien ver­nom­men, Spuren vor Ort gesichert wor­den. Bere­its vor zwei Jahren gab es in Wit­tichenau einen ähn­lichen Vor­fall. Damals waren jew­eils zweimal die Fen­ster­scheiben der Pizze­ria Roma eingeschla­gen wor­den. Nach inten­siv­en Ermit­tlun­gen kon­nten Jugendliche für die Straftat ver­ant­wortlich gemacht wer­den. Heute gibt es große Rol­l­lä­den vor den Fen­stern, die ger­ade durch ein Wit­tichenauer Unternehmen instand geset­zt wer­den. Vielle­icht um sich vor neuen Attack­en zu schützen? Roma-Mitar­beit­er Mohmood Akhtar ist bere­its seit 1996 in Wit­tichenau und mit seinem Job zufrieden. “Wir kom­men seit langem hier recht gut mit den Leuten aus. Ich möchte darüber nicht mut­maßen, wer es gewe­sen sein kön­nte. Auf jeden­falls ist die Geschichte ganz schön trau­rig.” Die Mei­n­ung von Gerold Bartsch ste­ht hinge­gen wohl für die Gedanken viel­er Wit­tichenauer: “Es ist beschä­mend, was hier passiert ist” , verurteilte er. “Ich gehe gerne in den Laden, weil ich immer mit einem Lächeln begrüßt werde.” Eri­ka Kliche, die in Wit­tichenau arbeit­et, fügte hinzu: “Ich ver­ste­he die Leute nicht, die so etwas tun, warum wird über­all mit so roher Gewalt vorge­gan­gen?” Aus dem Wit­tichenauer Rathaus war gestern trotz mehrma­liger Ver­suche keine Stel­lung­nahme zu dem Vor­fall zu bekommen.

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Kein Sommer für Bornstedt

Demon­stra­tion: Den ras­sis­tis­chen Kon­sens angreifen! Für eine befre­ite Gesellschaft!

 

 

Sam­stag, den 13. Juli 2002

14 Uhr Pots­dam Luisenplatz 

 

Kein Som­mer für Bornstedt

 

Beina­he die Hälfte der im Pots­damer Stadt­teil Born­st­edt lebenden
abstimm­berechtigten Ein­wohn­er unter­schrieben seit März dieses Jahres
die Erk­lärung ein­er “Bürg­erini­tia­tive Born­st­edt”, in der gegen die
Ver­legung der Asyl­be­wer­ber des Stan­dorts Michen­dor­fer Chaussee in ein
bish­er zur Unter­bringung von rus­sis­chen Spä­taussiedlern genutztes
Gebäude protestiert wird. Dass es sich dabei um einen durchaus
nor­malen Vor­gang im wiedervere­inigten Deutsch­land han­delt, davon
zeu­gen etliche ähn­liche Vorgänge z.B. in Neustre­litz und Bad Doberan.
Auch in Born­st­edt kam es bere­its Anfang der 90er Jahre zu Protesten,
als das betr­e­f­fende Objekt erst­mals als Flüchtling­sun­terkun­ft in
Betrieb genom­men wurde. 

 

Die Argu­men­ta­tion der expliz­it zu diesem The­ma gegründeten
Bürg­erini­tia­tive vere­int die volle Band­bre­ite ras­sis­tis­ch­er und
wohl­stand­schau­vin­is­tis­ch­er Denkmuster. In Anfra­gen in die
Stadtverord­neten­ver­samm­lung Pots­dam, in offen­siv­er Öffentlichkeits-
und Pressear­beit und nicht zulet­zt auf ein­er gut besuchten
Bürg­erver­samm­lung am 19. März wird diese immer wieder mit Äng­sten in
der Born­st­edter Bevölkerung gerecht­fer­tigt. Die geäußerten
Befürch­tun­gen reichen dabei von Image- und Wertev­er­lus­ten Bornstedter
Immo­bilien, Über­frem­dungsäng­sten ger­ade in Bezug auf die Wohnsituation
und Lehr- und Lernbe­din­gun­gen in der Schule, der Zunahme von Drogen-
und Eigen­tums­de­lik­ten bis hin zu deut­lich ras­sis­tis­chen Projektionen.
In dieser Vorstel­lung schle­ichen die Immi­granten tagsüber durch die
Vorgärten, klauen, verge­walti­gen Frauen und Kinder und hin­dern die
benach­barten Bewohn­er durch exzes­sives Feiern am Schlafen. Die
Ver­suche des stel­lvertre­tenden Bürg­er­meis­ters Jann Jakobs, dem mittels
stan­dortökonomis­ch­er Logik beizukom­men, scheit­erten am sturen Beharren
der Pro­tag­o­nis­ten. Diese ließen sich nicht davon beein­druck­en, dass
auf dem soge­nan­nten Sago-Gelände in der Michen­dor­fer Chaussee mit der
Errich­tung eines Biotech­nolo­gieparks auch Arbeit­splätze entstehen
wer­den, und selb­st mit der nur pro­vi­sorischen Neubele­gung des Heimes
die Zahl der Immi­granten in Born­st­edt ab- statt zunimmt. Vielmehr trat
mit jedem entkräfteten Argu­ment immer mehr für Ras­sis­mus typische,
irra­tionale Ressen­ti­ments bis hin zur unmissver­ständlichen Androhung
von physis­ch­er Gewalt gegenüber den Immi­granten durch die normalen
Bürg­er zutage. Hier­bei wurde unter anderem auf Hoy­er­swer­da und
Ros­tock-Licht­en­hagen verwiesen. 

 

Pro­jek­tion und deutsche Leidkultur

 

Daran kann man erken­nen, dass ras­sis­tis­che Vorurteile nicht
auss­chließlich mit ökonomis­chen Fak­ten zu begrün­den sind. Es ist den
Men­schen in Born­st­edt — wie allen Men­schen — der Eintritt
indi­vidu­ellen Glücks durch eigene Schaf­fen­skraft ver­sagt geblieben.
Dieses Ver­sprechen bürg­er­lich­er Ide­olo­gie musste eine Lüge bleiben,
denn die zugrun­deliegende Vorstel­lung vom Glück durch Macht,
Sicher­heit und Wohl­stand ist verknüpft mit dem Erfolg in der
per­ma­nen­ten Konkur­renz des Mark­tes. Ger­ade die Alteingesessenen
mussten sich nach dem Zusam­men­fall des realex­is­ten­ten Sozial­is­mus aber
an eine Sit­u­a­tion gewöh­nen, in der ihre Arbeit­skraft nicht mehr
benötigt wird. Der wohl­stand­schau­vin­is­tis­che Reflex, das auserwählte
Stück des Kuchens gegen mögliche, nicht­deutsche Konkur­renten zu
vertei­di­gen, ist aber kein unauswe­ich­lich­er Automa­tismus. Der Einzelne
hat für sein Denken und Han­deln eine indi­vidu­elle Verantwortung. 

 

Eine erfol­gre­iche bürg­er­liche Rev­o­lu­tion hätte den Indi­viduen eine
solche Vorstel­lung von selb­stver­ant­wortlich­er und gleichberechtigter
Teil­nahme am gesellschaftlichen Leben nahege­bracht. Anstelle der
zugrun­deliegen­den, unbe­d­ingten Verknüp­fung von demokratischen
Grun­drecht­en an das bürg­er­liche Sub­jekt wird in Deutsch­land jedoch
preußisch-monar­chis­tis­ches Denken tradiert. Dok­trin des Zusammenlebens
und damit Vor­raus­set­zung für die Gnade gesellschaftlich­er Akzeptanz
ist die Unterord­nung des Einzel­nen unter volks­ge­mein­schaftliche Werte
wie Gehor­samkeit, Ord­nung, Fleiß und Sauberkeit, wobei die Erziehung
auf die Gefol­gschaft zum Monar­chen erset­zt wor­den ist durch Zurichtung
zum selb­st­be­herrscht­en Unter­tan. Die Vorstel­lung von Glück und
gesellschaftlich­er Anerken­nung ohne auf Arbeit und Befehlsausführung
hin ver­stüm­meltes Bewusst­sein ist diesem nicht nur fremd, sondern
gefährdet seine Sta­bil­ität und die der Lei­dens­ge­mein­schaft. Und da er
den beste­hen­den Zus­tand nicht in Frage stellen will, muss er die
Schuld an seinem Unglück auf andere pro­jizieren. In sein­er Phantasie
prof­i­tieren diese nicht nur an sein­er Arbeit­sleis­tung, son­dern haben
auch son­st ohne die ihm ansozial­isierten und selbstauferlegten
Defizite ein von Wohl­stand, sex­ueller Freizügigkeit, und
kos­mopoli­tis­chem Hedo­nis­mus geprägtes Leben. Dafür muss er sie — bei
Strafe seines psy­chis­chen Zusam­men­bruchs — angreifen und vertreiben.
Nichts anderes ist gemeint, wenn von ein­er Gefahr für die deutsche
Kul­tur, ein­er Gren­ze der Inte­gra­tions­fähigkeit die Rede ist. 

 

Pro­jek­tion­sob­jekt Ausländer

 

Wie die Gemein­schaft den Einzel­nen daran inte­gri­ert, so erfol­gt auch
die Aus­gren­zung alles Undeutschen anhand der deutschen
Sekundär­tu­gen­den. Der Aus­län­der an sich gilt also — bis auf wenige,
für die Nation als nüt­zlich kat­e­gorisierte Aus­nah­men — als anders,
krim­inell, faul und nur aufs feiern bedacht, als krank, unsauber und
nicht inte­gra­tionswillig. Dass Asyl­be­wer­ber in Deutschland
gezwun­gener­maßen tat­säch­lich größ­ten­teils nicht arbeit­en und
zurück­ge­zo­gen in Heimen leben, stig­ma­tisiert sie weit­er in diesem
Sinne und prädes­tiniert sie für solche Projektionsleistungen. 

 

Die Ker­naus­sage des struk­turellen Ras­sis­mus benan­nte Alwin Ziel,
Sozialmin­is­ter in Bran­den­burg, in sein­er Ablehnung einer
anti­ras­sis­tis­chen Ini­tia­tive: Der dies­bezügliche bun­desweite Konsens
beste­ht darin, die Leben­sum­stände der Flüchtlinge möglichst
abschreck­end zu gestal­ten. Nach Deutsch­land vor Krieg, Ver­fol­gung und
Armut — vor allem Auswirkun­gen der kap­i­tal­is­tis­chen Verwertungslogik -
flüch­t­ende Men­schen sind also mit der Gegeben­heit kon­fron­tiert, schon
vom Geset­zge­ber und den Ver­wal­tung­sor­ga­nen aus in gesellschaftliche
Iso­la­tion gezwun­gen und an einem nor­malen Leben gehin­dert zu werden.
So sind sie der Res­i­den­zpflicht unter­wor­fen und dür­fen sich nur in
Aus­nah­me­fällen nach Erlaub­nis durch Aus­län­der­be­hörde aus dem ihnen
zugewiese­nen Land­kreis her­aus­be­we­gen. Mit­tels “ver­dacht­sun­ab­hängiger
Kon­trollen” kann eine Zuwider­hand­lung jed­erzeit fest­gestellt werden,
mehrere solch­er Ver­stöße kön­nen zur Abschiebung führen. Gemäß des
Sach­leis­tung­sprinzips erhal­ten Flüchtlinge über ein Taschen­geld von 40
Euro ihre Sozialleis­tun­gen — die übri­gens unter dem Exis­tenzmin­i­mum für
Deutsche liegen — in Form von Wertgutscheinen, die nur in bestimmten
Geschäften und nicht z.B. für Genuss­mit­tel oder kul­turelle Aktivitäten
aus­gegeben wer­den dür­fen. Auch die einzige Möglichkeit, zumin­d­est nach
wertege­sellschaftlichen Gesicht­spunk­ten zu gesellschaftlichem Ansehen
zu gelan­gen, näm­lich zu arbeit­en, bleibt ihnen ver­sagt. Als damit der
bun­des­deutschen Gesellschaft Außen­ste­hende sind sie weit­er­hin leichte
Beute — ein dem Klis­chee entsprechen­des, willkommenes
Projektionsobjekt. 

 

Ger­ingfügige Besserun­gen der
rechtlichen Sit­u­a­tion wie z.B. die
Ein­führung der dop­pel­ten Staats­bürg­er­schaft, dienen
recht­spop­ulis­tis­chen Poli­tik­er immer wieder als Vor­wand für
ras­sis­tis­che Kam­pag­nen um Wäh­ler­stim­men. Wie das Beispiel Hessen
zeigte, kön­nen sie sich an diesem Punkt eines großen Rück­halts in der
Bevölkerung sich­er sein. So ist es auch nicht ver­wun­der­lich, dass es
auch im betr­e­f­fend­en Fall zu Gesprächen zwis­chen dem Brandenburgischen
Innen­min­is­ter und CDU-Recht­saußen Jörg Schön­bohm und der
“Bürg­erini­tia­tive Born­st­edt” kam. Die örtliche CDU tat sich mit
Ver­ständ­nis für deren ras­sis­tis­chen Ver­laut­barun­gen her­vor. Auch
Recht­sradikale sucht­en mit­tels Flug­blät­tern den Schul­ter­schluss zur
Dor­fge­mein­schaft. Gemein­sam ist allen das Ein­treten für traditionelle
Werte, für die Volks­ge­mein­schaft, für die deutsche Lei­d­kul­tur und die
damit ver­bun­dene Abw­er­tung und Aus­gren­zung alles “Undeutschen”.

 

“Egal, ob Juden, Neger oder Obdachlose — die wollen wir hier nicht.”

 

An dieser Sit­u­a­tion kann auch die zunehmend praktizierte
Woh­nung­sun­ter­bringung von Flüchtlin­gen, ja nicht mal deren völliges
Abhan­den­sein etwas ändern. Wie es ein Vertreter der Bornstedter
Frei­willi­gen Feuer­wehr auf der Bürg­erver­samm­lung auf den Punkt
brachte, sind die Volks­feinde jed­erzeit neu definier­bar. Der Austausch
der Feind­bilder ist jedoch nicht beliebig. Anti­semitismus mit seiner
Per­son­ifizierung des “Juden” als das abstrakt “Andere” hat eine
beson­dere Kon­ti­nu­ität und elim­i­na­torische Ten­den­zen in Deutschland.
Dage­gen haben die ras­sis­tis­chen Ein­stel­lun­gen v.a. die Aus­nutzung und
Tren­nung von den kat­e­gorisierten “Eth­nien” zum Ziel, wen­ngle­ich es
auch hier zu Mor­den kom­men kann. 

 

Es ist dem Autoritären ein zwin­gen­des Bedürf­nis, zu pro­jizieren, und
ein Abgle­ichen sein­er Wah­n­vorstel­lun­gen mit der Real­ität lehnt er
kon­se­quent ab. Zivilge­sellschaftlichem Engage­ment wie etwa Aufklärung
über die Flüchtlingssi­t­u­a­tion ist er deshalb nicht zugänglich.
Vielmehr set­zt das der Zivilge­sellschaft zugrun­deliegende Modell
voraus, dass eine Gemein­schaft gegen kon­stru­ierte Feindbilder
eingeschworen wird und aus diesem Kon­sens her­aus reagiert. Ein solcher
Kon­sens wird in Born­st­edt nie ein anti­ras­sis­tis­ch­er sein; das
ras­sis­tis­che Kollek­tiv wird niemals sich sel­ber bekämpfen. 

 

Trotz­dem ist es notwendig, dem ras­sis­tis­chen Kon­sens in Bornstedt
etwas ent­ge­gen­zuset­zen. Die Flüchtlinge, die in Born­st­edt leben,
müssen jeden Tag aufs Neue mit der Bedro­hung ihres Leben rech­nen und
bedür­fen deshalb unser­er Sol­i­dar­ität. Außer­dem ist es nicht
hin­nehm­bar, dass sich aggres­sive Öffentlichkeit­sar­beit angesichts der
erre­icht­en Erfolge — die Zahl der Flüchtlinge wurde inzwis­chen von 150
auf 100 reduziert und der Umzugszeit­punkt ver­schoben — als legitimes
Mit­tel der Durch­set­zung der Volk­shy­giene weit­er etabliert.
Länger­fristig kann Herange­hensweise aber nur sein, den Ras­sis­ten nahe
zu brin­gen, dass ger­ade die Erfül­lung ihrer pro­jizierten und sich
selb­st entsagten Wün­sche nach einem nicht auf best­mögliche Verwert-
und Beherrschbarkeit hin aus­gerichteten Zusam­men­leben Vorraussetzung
für ein glück­lich­es Dasein ist. Dieses set­zt jedoch die Erfahrung
ein­er emanzip­ierten und nonkon­formistis­chen Gesellschaft voraus. Die
zivil­isierende Wirkung der kap­i­tal­is­tis­chen Wohl­stands­ge­sellschaft ist
trügerisch, lauert doch bei der näch­sten Krise der Rück­fall in die
Bar­barei. Ras­sis­mus ist Aus­druck der beste­hen­den Ver­hält­nisse, und
diese gilt es zu verändern. 

 


organ­isiert von Antifa Aktion Pots­dam, Kam­pagne gegen Wehrpflicht,
Zwangs­di­en­ste und Mil­itär Pots­dam
, progress.pdm [antifascis­tic youth],
JungdemokratInnen/Junge Linke LV Bran­den­burg, Anti­ra-Org Pots­dam, AG
Anti­ras­sis­mus Potsdam.

 

Vor­ab­ver­sion eines Artikels aus der kom­menden Aus­gabe des “Antifaschis­tis­chen Infoblatts”: Ras­sis­tis­che Mobil­isierung gegen neue Flüchtling­sheime (241 KB, pdf) 

Der Song zur Demo:


Die Ärzte — Som­mer nur für mich


MP3 Datei zum Down­load (2,8 MB)

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Verfahren gegen Mittäter eingestellt

Vor dem Jugend­schöf­fen­gericht in Eber­swalde fand am Mon­tag, den 1.7.02, die Ver­hand­lung gegen Andreas Sch. (18) statt, dem vorge­wor­fen wurde, zusam­men mit zwei rechts­gerichteten Män­nern im Feb­ru­ar diesen Jahres drei jugendliche Antifaschis­ten in einem Zug ange­grif­f­en, ver­let­zt und genötigt zu haben. Nach Erteilung ein­er Ermah­nung gegen den Angeklagten, wurde das Ver­fahren nach knapp vier­stündi­ger Ver­hand­lung eingestellt. Im Gegen­satz zu den bei­den Haupt­tätern, gegen die ein Prozess noch ausste­ht, wertete das Gericht den Tat­beitrag von Sch. als eher unter­ge­ord­net. Eher spon­tan scheint sich Andreas Sch. an dem Angriff beteiligt zu haben, in dem er sich an die Aus­gangstür des Abteils stellte, um — so die Zeu­gen — eine mögliche Flucht der Opfer zu ver­hin­dern. Das Gericht sowie die Staat­san­waltschaft samt Neben­klage war der Mei­n­ung, dass die Ver­haf­tung und die sich anschließende Vernehmung durch die Polizei, sowie die vier­stündi­ge Ver­hand­lung, dem Täter “War­nung genug” gewe­sen sei. Erle­ichtert ver­lies der Angeklagte, der sich im übri­gen inzwis­chen die Haare hat wach­sen lassen, den Gerichtssaal. 

 

Zur Vorgeschichte: Infori­ot-Archiv

 

Region­al­bahn-Schläger vor Gericht

Am Mon­tag, den 1.7.02, ab 9:00 Uhr, find­et vor dem Jugend­schöf­fen­gericht Eber­swalde ein Straf­prozess gegen einen von drei rechts­gerichteten Män­nern statt, die angeklagt sind, im Feb­ru­ar diesen Jahres drei junge Män­ner in einem Zug ange­grif­f­en, ver­let­zt und genötigt zu haben. 

 

Der Tat, die sich im Regional­ex­press von Berlin Rich­tung Schwedt ereignete, gin­gen Pro­voka­tio­nen der Angreifer voraus. Offen­sichtlich sucht­en sie ihre “Opfer” auf­grund der Klei­dung aus. Min­destens zwei der Ange­grif­f­e­nen wur­den nicht nur belei­digt son­dern auch geschla­gen und getreten. Nur durch das entschlossene Auftreten der drei Ange­grif­f­e­nen gelang es diesen den Zug auf dem Bahn­hof in Eber­swalde zu ver­lassen, wo sie die Täter sofort bei der Polizei anzeigten. Die drei Angeklagten wur­den von einem Kom­man­do der Polizei beim näch­sten möglichen Halt aus dem Zug verhaftet.

Inforiot