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Die alte Leier: Schon wieder Skandal um Brandenburger Verfassungsschutz

V‑Mann warnte Neonazis

Spitzel des Geheim­di­en­stes ver­ri­et Polizei-Razz­ia / Staat­san­walt ermittelt

(MAZ) POTSDAM Ein halbes Jahr nach der Verurteilung des Verfassungsschutz-Spitzels
Toni S. bah­nt sich in Bran­den­burg eine noch größere V‑Mann-Affäre an. Ein
Skin­head im Sold des Geheim­di­en­stes hat nach gemein­samen Recherchen der MAZ und
des Berlin­er “Tagesspiegel” eine geplante Polizei-Razz­ia mit etwa 200
Beamten gegen die recht­sex­treme Szene ver­rat­en. Zuvor hat­te ihn der V‑Mann-Führer
über die Aktion informiert. Auf Geheiß des Gen­er­al­bun­de­san­walts ermit­telt die
Staat­san­waltschaft Pots­dam nun wegen Geheimnisver­rats. Das Potsdamer
Innen­min­is­teri­um erk­lärte gestern: “Zu laufend­en staat­san­waltlichen Ermittlungen
nehmen wir keine Stellung.” 

Die Panne liegt zwei Jahre zurück und ste­ht im Zusam­men­hang mit Ermittlungen
gegen die neon­azis­tis­che Ter­ror­gruppe “Nationale Bewe­gung”. Die bis heute
nicht bekan­nten Mit­glieder hat­ten am 8. Jan­u­ar 2001 mit dem Bran­dan­schlag auf
den jüdis­chen Fried­hof in Pots­dam bun­desweite Empörung aus­gelöst. Bundesanwalt
Kay Nehm hat­te die Ermit­tlun­gen daraufhin an sich gezo­gen. Ein Ergebnis
liegt weit­er­hin nicht vor — möglicher­weise wegen der V‑Mann-Panne, wie
Sicher­heit­skreise argwöhnen. 

Im Mit­telpunkt der neuen Affäre ste­ht ein junger Skin­head, der dem
bran­den­bur­gis­chen Ver­fas­sungss­chutz spätestens seit Herb­st 2000 Infor­ma­tio­nen aus der
recht­sex­tremen Szene lieferte. Anfang Feb­ru­ar 2001 spielte der V‑Mann ein
dop­peltes Spiel: Spätestens am 6. Feb­ru­ar set­zte er den ehemaligen
Bran­den­burg-Chef der ver­bote­nen Neon­azi-Organ­i­sa­tion Blood & Hon­our, Sven S., über
bevorste­hende Polizeimaß­nah­men in Ken­nt­nis. Das Lan­deskrim­i­nalamt hörte diese
Tele­fonate ab. 

Die Durch­suchung von 19 Woh­nun­gen wurde danach um zehn Tage vorver­legt und
begann am Nach­mit­tag des 7. Feb­ru­ar. Die hek­tisch durchge­führte Aktion
erbrachte keine Hin­weise auf die “Nationale Bewe­gung”. Rät­sel­haft ist das Motiv des
V‑Mann-Führers, den V‑Mann zu informieren. Für eine War­nung bestand kein
Anlass. Die Polizei war instru­iert, die Woh­nung des V‑Manns nicht zu durchsuchen.
Es dro­hte somit keine Enttarnung. 

Mis­sion “Ver­rat”

Behör­den hiel­ten Panne bei Ermit­tlun­gen zu ein­er Ter­ror­gruppe zwei Jahre lang geheim

POTSDAM Die Ner­ven lagen blank im Polizeiprä­sid­i­um Pots­dam an jenem
Mittwoch, dem 7. Feb­ru­ar 2001. In der Anspan­nung soll es sog­ar laut gewor­den sein.
Minuten zuvor, heißt es, sei Bran­den­burgs Ver­fas­sungss­chutzchef Hein­er Wegesin
im Prä­sid­i­um erschienen. Zwis­chen der Nachricht, die er über­brachte, und der
Krise, die dann aus­brach, habe es einen Zusam­men­hang gegeben. 

Die Neuigkeit, die im Prä­sid­i­um um die Mit­tagsstunde bekan­nt wurde, war so
schlecht wie sel­ten: Ein junger Skin­head, der als V‑Mann für den
bran­den­bur­gis­chen Ver­fas­sungss­chutz tätig sei, habe einem bekan­nten Neon­azi eine
geplante
Großrazz­ia gegen die recht­sex­treme Szene verraten. 

Es han­delte sich nicht um eine x‑beliebige Aktion. Offiziell waren die
Woh­nungs­durch­suchun­gen als Maß­nahme zur all­ge­meinen Gefahren­ab­wehr deklariert,
“eigentlich richteten sie sich aber gegen Per­so­n­en, die im Umfeld der
Nationalen Bewe­gung ver­mutet wur­den”, erk­lärten Insid­er gle­ich­lau­t­end gegenüber der
MAZ und dem Tagesspiegel. 

Maß­nah­men gegen die “Nationale Bewe­gung” hat­ten damals Priorität.
Gen­er­al­bun­de­san­walt Kay Nehm hat­te die Ermit­tlun­gen gegen die unbekan­nte Gruppe nach
dem Bran­dan­schlag auf die Trauer­halle des jüdis­chen Fried­hofs in Potsdam
über­nom­men. Bis zu dem Zeit­punkt hat­te die “Nationale Bewe­gung” 13 Gewalt- und
Pro­pa­gan­da-Tat­en verübt — darunter Bran­dan­schläge auf Imbis­s­wa­gen und Dönerbuden
von Aus­län­dern in Brandenburg. 

Der spek­takuläre Anschlag auf den jüdis­chen Fried­hof wurde den­noch als
beson­deres Fanal gew­ertet. Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm sowie sein Staatssekretär
Eike Lan­celle (bei­de CDU) waren Stun­den nach dem Anschlag am 8. Jan­u­ar 2001
zur Trauer­halle geeilt und hat­ten ihre Erschüt­terung über die ruchlose Tat
bekun­det. Schön­bohm sagte, der Anschlag sei “nicht nur gegen deutsche Juden
gerichtet, er ist gerichtet gegen das Land Bran­den­burg, seine Men­schen und alle
Kon­fes­sio­nen”. Er sei “fin­ster entschlossen”, mit allen Kon­se­quen­zen gegen die
Täter vorzugehen. 

Dass eine Polizeiak­tion, die die Ermit­tlun­gen gegen die “Nationale Bewegung”
unter­stützen sollte, von einem V‑Mann des Ver­fas­sungss­chutzes verraten
wer­den kön­nte, ahnte damals wohl niemand. 

Spitzel wurde mit Code­wort gewarnt

Doch offen­bar genau dies ist nach gemein­samen Recherchen von MAZ und
Tagesspiegel geschehen: Der V‑Mann-Führer — die Kon­tak­t­per­son des V‑Manns auf Seiten
des Ver­fas­sungss­chutzes — hat­te den jun­gen Skin­head mit einem Code­wort auf
eine bevorste­hende Polizeiak­tion hingewiesen. Beim Geheim­di­enst sei das so
üblich, hieß es in ver­gle­ich­baren Fällen immer wieder. Anson­sten dro­he einem
V‑Mann stets die Enttarnung. 

Der junge V‑Mann, der in den Monat­en zuvor wertvolle Hin­weise auf
Skin­head-Konz­erte geliefert haben soll, behielt sein brisantes Wis­sen jedoch nicht für
sich. Mehrfach habe er sein Geheim­nis Sven S. aus Borkwalde
(Pots­dam-Mit­tel­mark) mit­geteilt. Ver­mut­lich gab es neben Tele­fonat­en auch
per­sön­liche Treffen
zwis­chen bei­den. Sven S. war für Bran­den­burg der Sek­tion­schef der militanten
Neon­azi-Organ­i­sa­tion Blood & Hon­our, die Innen­min­is­ter Otto Schi­ly (SPD) am
14. Sep­tem­ber 2000 als krim­inelle Vere­ini­gung bun­desweit ver­boten hatte. 

Fest ste­ht, dass der V‑Mann den Top-Neon­azi S. spätestens in einem Telefonat
am 6. Feb­ru­ar informierte. Das Lan­deskrim­i­nalamt hörte mit. Der genaue
Wort­laut der War­nung ist jedoch strit­tig. Es gibt zwei Ver­sio­nen: Nach Ansicht von
Sicher­heit­sex­perten, die die Rolle des Ver­fas­sungss­chutzes wohlwollender
darstellen, hat der V‑Mann fol­gen­des gesagt: “Ich weiß von der Polizei, dass am
17.2. Durch­suchun­gen gegen Rechte laufen sollen.” Ange­blich, so die
geheim­di­en­st­fre­undliche Vari­ante weit­er, habe der V‑Mann diesen Ter­min nicht von
seinem V‑Mann-Führer genan­nt bekom­men, son­dern zufäl­lig in einem Kneipengespräch
aufgeschnappt, das zwei Polizis­ten in der Gast­stätte “Pipi Langstrumpf” in
Bork­walde führten. Einem Beamten sei der Sam­stag, 17. Feb­ru­ar, als Ter­min für
die Razz­ia per Handy über­mit­telt wor­den. Daraufhin habe sich der Polizist
laut­stark empört, dass er schon wieder kein arbeits­freies Woch­enende habe. Der in
der Gast­stätte zufäl­lig anwe­sende V‑Mann habe diese Infor­ma­tion mit dem
Hin­weis seines V‑Mann-Führers kom­biniert und gefol­gert, dass am 17. Feb­ru­ar die
geplante Großrazz­ia anlaufen solle. 

“Das glaubt doch kein Polizeischüler”

Die Skep­tik­er des Ver­fas­sungss­chutzes hinge­gen ver­ban­nen diese Geschichte
ins Reich der Märchen: 

“Das glaubt doch kein Polizeis­chüler.” Sie gehen davon aus, dass es sich
allein um eine Panne des Ver­fas­sungss­chutzes handelt. 

Über das Aus­maß der Panne und das Motiv der Indiskre­tion kann bish­er nur
spekuliert wer­den. Die ver­fas­sungss­chutzfre­undliche Ver­sion lautet so: Der
Geheimnisver­rat habe sich auf die Ermit­tlun­gen gegen die “Nationale Bewegung”
nicht nachteilig aus­gewirkt. Offen­sichtlich habe die Razz­ia vom 7. Februar
bewirkt, dass die Gruppe anschließend nie wieder in Erschei­n­ung trat — vermutlich,
weil sie verun­sichert war. 

Die ver­fas­sungss­chutzkri­tis­chste Vari­ante lautet so: Ein V‑Mann des
Geheim­di­en­stes — ver­mut­lich nicht iden­tisch mit dem V‑Mann, der die Razz­ia verriet -
habe Kon­tak­te zur “Nationalen Bewe­gung” gehal­ten oder sei möglicherweise
sog­ar ein Mit­glied der Gruppe gewe­sen. Nach­dem der Gen­er­al­bun­de­san­walt die
Ermit­tlun­gen über­nom­men hat­te und die Fah­n­dung mit erhöhtem Druck forciert worden
war
, habe der Geheim­di­enst nur eine Chance gese­hen, ohne Imageschaden und ohne
Ent­tar­nung des mut­maßlichen V‑Manns in der “Nationalen Bewe­gung” aus der
Angele­gen­heit auszusteigen: Dies sei der Ver­rat der Razz­ia gewe­sen — vom
V‑Mann-Führer angestoßen, vom V‑Mann in Gesprächen mit Sven S. ausgeführt. 

Es ist zumin­d­est rät­sel­haft, warum der V‑Mann-Führer seinen V‑Mann über die
Razz­ia in Ken­nt­nis set­zte, obwohl fest­stand, dass die Woh­nung dieses V‑Manns
nicht durch­sucht wer­den sollte. 

Die Real­ität am 7. Feb­ru­ar ver­lief indes so: Nach dem Krisen­ge­spräch wurden
in ein­er Hau­ruck­ak­tion 200 Polizis­ten zur Durch­suchung von 19 Woh­nun­gen in
Pots­dam und Umge­bung beordert. Bei den hart­ge­sot­te­nen Neon­azis wurde jedoch
nichts Spek­takuläres gefun­den, lediglich Base­ballschläger, Nazi-Musik-CDs und
Fah­nen. Hin­weise auf die “Nationale Bewe­gung” fan­den sich nicht. 

Etwa zwei Jahre gelang es den Sicher­heits­be­hör­den in Bran­den­burg, die Panne
vom Feb­ru­ar 2001 geheimzuhal­ten. Als Gen­er­al­bun­de­san­walt Kay Nehm von den
Recherchen der Märkischen All­ge­meinen und des Tagesspiegels erfuhr, entsandte er
in der ver­gan­genen Woche einen Extrem­is­mus-Experten sein­er Behörde nach
Pots­dam. Danach leit­ete die Staat­san­waltschaft Pots­dam ein Ermittlungsverfahren
wegen Geheimnisver­rats gegen Unbekan­nt ein.

V‑Mann warnte Neon­azis vor Razzia

Ver­fas­sungss­chutz-Spitzel vere­it­elte den Erfolg der Aktion. Behör­den hiel­ten den Vor­gang zwei Jahre lang geheim

(Tagesspiegel) Pots­dam. Ein halbes Jahr nach der Verurteilung des
Ver­fas­sungss­chutz-Spitzels Toni S. bah­nt sich in Bran­den­burg eine noch größere
V‑Mann-Affäre an. Nach
gemein­samen Recherchen des Tagesspiegels und der in Pots­dam erscheinenden
“Märkischen All­ge­meinen Zeitung” erfuhr im Feb­ru­ar 2001 ein rechtsextremer
V‑Mann des Ver­fas­sungss­chutzes von ein­er geplanten Polizei-Razz­ia und ver­ri­et sie
an einen ein­schlägig bekan­nten Neon­azi. Der Spitzel hat möglicherweise
enor­men Schaden angerichtet: Die Polizei hoffte, bei der Razz­ia auch Hin­weise auf
Mit­glieder der Ter­ror­gruppe “Nationale Bewe­gung” zu find­en, die in Pots­dam und
Umge­bung Bran­dan­schläge und andere Delik­te verübt hat. Als die “Nationale
Bewe­gung” Anfang Jan­u­ar 2001 an der Trauer­halle des Pots­damer Jüdischen
Fried­hofs zün­delte, zog Gen­er­al­bun­de­san­walt Kay Nehm die Ermit­tlun­gen an sich – bis
heute ohne Erfolg. 

Die Razz­ia sollte die rechte Szene mas­siv verun­sich­ern. Doch dann bekamen
Polizei und Ver­fas­sungss­chutz selb­st ein Prob­lem. Es war der 6. Feb­ru­ar 2001,
ein V‑Mann des Ver­fas­sungss­chutzes griff zum Tele­fon­hör­er. Am anderen Ende der
Leitung saß Sven S., eine bekan­nte Größe im Skin­head-Milieu. Sven S. erfuhr
inter­es­sante Neuigkeit­en: Am 17. Feb­ru­ar werde die Pots­damer Polizei
zuschla­gen. Mit ein­er größeren Durch­suchung. Was der V‑Mann nicht wusste: Das
Lan­deskrim­i­nalamt hörte seinen Gesprächspart­ner ab. Prompt informierten die Experten
des LKA das Polizeiprä­sid­i­um Pots­dam, die geplante Razz­ia sei verraten
wor­den. Am 7. Feb­ru­ar raucht­en im Prä­sid­i­um die Köpfe: Soll die Durchsuchung
abge­sagt wer­den? Kann man sie vorziehen? Sind ad hoc über­haupt genü­gend Beamte und
Fahrzeuge vorhan­den? Die Entschei­dung fiel am Nach­mit­tag. Mit allen
ver­füg­baren Streifen­wa­gen schwärmten 200 Beamte in Pots­dam und der südlichen Umgebung
aus. Doch in den Woh­nun­gen der 19 Zielper­so­n­en, alle­samt hartgesottene
Neon­azis, fand sich, wie nach dem Ver­rat des V‑Manns befürchtet, nur
szene­typ­is­ch­er Kleinkram – ein paar Hass-CDs, zwei Com­put­er, Fah­nen, Baseballschläger. 

Mehr als zwei Jahre lang haben Innen­min­is­teri­um und Sicher­heits­be­hör­den die
V‑Mann-Affäre vor der Öffentlichkeit ver­bor­gen. Andeu­tun­gen waren erst zu
hören, nach­dem im Novem­ber 2002 das Berlin­er Landgericht den vom Brandenburger
Ver­fas­sungss­chutz geführten V‑Mann Toni S. zu ein­er Bewährungsstrafe
verurteilt hatte. 

In Bran­den­burg­er Sicher­heit­skreisen ist strit­tig, wer den Ver­rat der Razzia
zu ver­ant­worten hat. Ver­fas­sungss­chutz, LKA und Polizeiprä­sid­i­um Potsdam
äußern sich offiziell nicht. Bei Sicher­heit­sex­perten gibt es zwei Frak­tio­nen, die
unter­schiedliche Ver­sio­nen anbi­eten. Die Vertei­di­ger des Verfassungsschutzes
sagen, der V‑Mann habe den Hin­weis auf die Razz­ia von der Polizei erhalten.
In ein­er Kneipe in Bork­walde soll ein Polizist so laut über die Durchsuchung
gere­det haben, dass der zufäl­lig anwe­sende V‑Mann alles hörte. Der Spitzel
soll auch in dem Tele­fonat mit dem Neon­azis Sven S. geäußert haben, er wisse
von der Polizei, was bevorstehe. 

Die Für­sprech­er der Polizei beze­ich­nen diese Geschichte als Märchen. Sie
ver­weisen auf den für den Spitzel zuständi­gen V‑Mann-Führer des
Ver­fas­sungss­chutzes. Der Beamte hat­te Anfang 2001 seinen V‑Mann vor Maß­nah­men der
Polizei
gewarnt. Aber ohne konkrete Angaben, ent­geg­nen die Vertei­di­ger des
Ver­fas­sungss­chutzes. Dies habe der V‑Mann-Führer in ein­er dien­stlichen Erklärung
beteuert. 

Als Gen­er­al­bun­de­san­walt Kay Nehm von den Recherchen des Tagesspiegels und
der “Märkischen All­ge­meinen Zeitung” erfuhr, schick­te er ver­gan­gene Woche einen
Vertreter nach Pots­dam. Anschließend leit­ete dort die Staat­san­waltschaft ein
Ermit­tlungsver­fahren ein: wegen des Ver­dachts, vor der Razz­ia vom Februar
2001 seien Dien­st­ge­heimnisse aus­ge­plaud­ert wor­den. Die Staatsanwaltschaft
benötigt jedoch für ihre Ermit­tlun­gen eine Ermäch­ti­gung des Innenministeriums.
Dieses sagt nur: “Zu laufend­en Ermit­tlun­gen nehmen wir keine Stellung.” 

Die Straftat­en der “Nationalen Bewe­gung” — Eine Chronik

Tagesspiegel

10. Jan­u­ar 2000: Ein Pots­damer Kom­mu­nalpoli­tik­er erhält einen Drohbrief
ein­er “Bewe­gung für eine neue deutsche Nation”. 

30. Jan­u­ar 2000: Am Jahrestag der Ernen­nung Adolf Hitlers zum Reichskanzler
find­et die Polizei an der Auto­bahn 115 nahe der Berlin­er Lan­des­gren­ze eine
Holztafel mit einem aufge­sprüht­en Hakenkreuz. 

23. Feb­ru­ar 2000: Auf dem jüdis­chen Fried­hof in Pots­dam wird zwis­chen zwei
Grab­steinen ein Holzkreuz mit der Auf­schrift “Die Nationale Bewe­gung gedenkt
dem durch jüdis­che Kom­mu­nis­ten ermorde­ten SA-Helden Horst Wes­sel zum 70.
Todestag 23. 02. 30″ abgelegt. Einen Tag später bezichtigt sich ein Anrufer der
“Nationalen Bewe­gung” gegenüber “Radio 1” der Tat. 

22. März 2000: An ein­er Pots­damer Eisen­bahn­brücke wird eine rote Fahne mit
Hak­enkreuz und dem Datum “21.03.33” ange­bracht. In einem Beken­ner­brief feiert
die “Nationale Bewe­gung” Adolf Hitler. 

29. März 2000: Der schon im Jan­u­ar belästigte Pots­damer Kommunalpolitiker
erhält ein weit­eres Drohschreiben. 

21. April 2000: An einem Wer­begerüst in Pots­dam hängt eine Fahne mit
Hak­enkreuz. Am Sock­el des Gerüsts liegt ein Beken­ner­brief mit Bezug zu Hitlers
Geburtstag. 

8. Mai 2000: Am Jahrestag der Kapit­u­la­tion der Wehrma­cht wird in Stahnsdorf
ein rus­sis­ches Ehren­mal mit einem Hak­enkreuz aus Span­holz bek­lebt. Außerdem
legt die “Nationale Bewe­gung” ein Bezich­ti­gungss­chreiben ab. 

13. Juni 2000: In Klein­mach­now wird ein türkisch­er Imbiss angezündet.
Men­schen kom­men nicht zu Schaden. 

30. August bis 6. Sep­tem­ber 2000: Auf dem sow­jetis­chen Ehren­fried­hof in
Mahlow wer­den Hak­enkreuze und Worte wie “Mörder” geschmiert. Die Polizei findet
ein Beken­ner­schreiben der “Nationalen Bewegung”. 

20. Sep­tem­ber 2000: An der Pots­damer “Vil­la Gren­zen­los” wer­den NS-Symbole
und die Parole “Juden raus” gesprüht. Über ein­er Infotafel hängt ein
Trans­par­ent mit der Auf­schrift “Pots­dam ohne keine Juden”. Auf einem Fen­ster­brett liegt
ein Bekennerbrief. 

21. Sep­tem­ber 2000: In Stahns­dorf bren­nt ein türkisch­er Imbis­s­wa­gen. In der
Nähe des Tatorts liegt eine Geld­kas­sette mit einem Bekennerschreiben. 

13. November
2000: In Pots­dam geht beim Chefredak­teur der “Märkischen
All­ge­meinen Zeitung” ein Brief mit Dro­hun­gen gegen die Jüdis­che Gemeinde im Land
Bran­den­burg ein. Einen Tag später erhält die Jüdis­che Gemeinde ein gleich
lau­t­en­des Schreiben. 

28. Dezem­ber 2000: In Treb­bin wird ein türkisch­er Imbiss angezün­det. In
ein­er Stahlblechkas­sette im Brand­schutt find­en sich Reste eines Bekennerbriefs. 

8. Jan­u­ar 2001: Bran­dan­schlag auf die Trauer­halle des Jüdis­chen Fried­hofs in
Pots­dam. Die Tür der Halle wird teil­weise zer­stört, das Gebäude durch Ruß
beschädigt. In der Nähe liegt eine Plas­tik­tüte mit einem Bekennerschreiben. 

15. Jan­u­ar 2001: Das Pots­damer Wohn­heim für jüdis­che Zuwan­der­er erhält ein
Päckchen mit ver­dor­ben­em Fleisch und einem Beken­ner­schreiben voller
Hassparolen. 

30. Jan­u­ar 2001: Bei der bran­den­bur­gis­chen Aus­län­der­beauf­tragten geht ein
Drohschreiben ein, in dem die “Nationale Bewe­gung” einen Anschlag auf eine
Ver­anstal­tung im Pots­damer Hans-Otto-The­ater ankündigt. Am Abend des 30. Januar
liest dort der deutsch-türkische Schaus­piel­er Ser­dar Somuncu aus Hitlers “Mein
Kampf”. Die Polizei sichert die Ver­anstal­tung, der Anschlag bleibt aus.

Neue V‑Mann-Affäre in Potsdam?

Spitzel warnte Neon­azi vor Durchsuchungsaktion

(Berlin­er Zeitung) POTSDAM. Offen­bar gibt es eine neue V‑Mann-Affäre in Bran­den­burg: Wie erst
jet­zt bekan­nt wurde, soll ein V‑Mann des bran­den­bur­gis­chen Verfassungsschutzes
einen ein­schlägig bekan­nten Neon­azi tele­fonisch vor ein­er polizeilichen
Durch­suchungsak­tion gewarnt haben. Die Pots­damer Staat­san­waltschaft ermit­telt dem
Vernehmen nach wegen Geheimnisver­rats — denn es ist noch nicht gek­lärt, ob
der V‑Mann die Infor­ma­tio­nen möglicher­weise gezielt von der Polizei oder gar
vom Ver­fas­sungss­chutz bekom­men hat. Die tele­fonis­che War­nung des V‑Mannes, der
für den Ver­fas­sungss­chutz das recht­sradikale Milieu auskund­schaften sollte,
datiert bere­its aus dem Feb­ru­ar 2001. Damals soll­ten Polizeiak­tio­nen gegen
die recht­ster­ror­is­tis­che “Nationale Bewe­gung” durchge­führt wer­den. Die
Grup­pierung hat­te sich unter anderem zu dem Bran­dan­schlag auf die Trauer­halle des
Jüdis­chen Fried­hofes in Pots­dam zu Jahres­be­ginn 2001 bekannt.
Aus Ver­fas­sungss­chutz-Kreisen hieß es, der V‑Mann habe in ein­er Kneipe in
Bork­walde, die unter dem Namen “Pip­pi Langstrumpf” fir­miert haben soll,
zufäl­lig von der geplanten Durch­suchungsak­tion erfahren, da Polizis­ten am Nebentisch
so laut gesprochen hätten. 

Erst im Novem­ber 2002 hat­te das Berlin­er Landgericht den vom Potsdamer
Ver­fas­sungss­chutz geführten V‑Mann Toni S. zu ein­er Bewährungsstrafe verurteilt,
weil dieser recht­sex­treme Hass-Musik in großem Stil ver­trieben hat. Gegen
seinen V‑Mann-Führer läuft noch ein Ermit­tlungsver­fahren der Staatsanwaltschaft
Cot­tbus wegen Strafvere­it­elung. Die Affäre hat­te eine bun­desweite Debatte
aus­gelöst, inwieweit staatliche Spitzel Straftat­en bege­hen dürfen. 

Zeitun­gen: Erneut Ver­fas­sungss­chutzaf­färe in Brandenburg

(MOZ) Pots­dam (ddp-lbg). In Bran­den­burg gibt es erneut eine
Ver­fas­sungss­chutzaf­färe. Ein recht­sex­tremer Spitzel des Brandenburger
Ver­fas­sungss­chutzes habe im
Feb­ru­ar 2001 eine Razz­ia der Polizei an einen Neon­azi ver­rat­en, bericht­en der
Berlin­er «Tagesspiegel» und die Pots­damer «Märkische All­ge­meine» am Samstag. 

Das Gespräch sei von Beamten des Lan­deskrim­i­nalamtes mit­geschnit­ten worden,
hieß es in den Blät­tern. Die Polizei habe daraufhin die Durchsuchungsaktion
um zehn Tage vorge­zo­gen. Den­noch seien nur szene­typ­is­che Uten­silien wie Fahnen
und Base­ballschläger gefun­den worden. 

Die Polizei hat­te dage­gen nach Recherchen der bei­den Blät­ter gehofft, dort
auch Hin­weise auf die Ter­ror­gruppe «Nationale Bewe­gung» zu find­en, die seit
Jan­u­ar 2000 zahlre­iche Straftat­en bis hin zu Bran­dan­schlä­gen unter anderem auf
die Trauer­halle des Jüdis­chen Fried­hofs in Pots­dam began­gen haben soll. Die
Ermit­tlun­gen von Gen­er­al­bun­de­san­walt Kay Nehm seien bis­lang erfolglos
geblieben. 

Als Nehm von den Recherchen der bei­den Blät­ter erfahren habe, habe er einen
Vertreter nach Pots­dam entsandt. Die dor­tige Staat­san­waltschaft habe
daraufhin ein Ermit­tlungsver­fahren wegen Ver­dachts des Ver­rats von Dienstgeheimnissen
im Feb­ru­ar 2001 eingeleitet.

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Der rechten Gewalt keine Chance geben

Eine Ver­anstal­tung mit 125 Per­so­n­en hat­te die Polizei am Woch­enende in
Plessa aufgelöst (die RUNDSCHAU berichtete). Ver­mut­lich, so erfuhr die RUNDSCHAU,
soll es sich bei dem geplanten Tre­f­fen um eine Ver­anstal­tung der
Neon­azi-Szene gehan­delt haben. Die ver­bote­nen mil­i­tan­ten «Skin­heads Säch­sis­che Schweiz»
(SSS), so mut­maßen Insid­er, ver­suchen, Ein­fluss in Süd­bran­den­burg zu gewinnen.
Die SSS gilt als bru­tal, mil­i­tant und paramil­itärisch aus­gerüstet. RUNDSCHAU
sprach dazu mit Polizeirat Sven Bogacz, dem Leit­er des Schutzbereiches
Elbe-Elster. 

Die Ein­wohn­er in den Dör­fern wer­den meist über­rascht, wenn sie erfahren,
dass in ihrem Ort Tre­f­fen oder Konz­erte rechter Grup­pen stat­tfind­en. Wie kommt
das« 

Mis­strauisch wer­den sollte man schon, wenn plöt­zlich sehr viele Fahrzeuge
mit orts­frem­den Auto­kennze­ichen im Ort sind, in denen dann meist drei bis fünf
junge Leute sitzen, die mit ihrem äußeren Erschei­n­ungs­bild den Eindruck
erweck­en, der recht­en Szene zugeneigt zu sein. 

Sind denn diese Tre­f­fen spontan»

Für die Szene eher nicht, da gibt es ein paar tak­tis­che Manöver. Für die
Ein­wohn­er schon, denn diese Art Ver­anstal­tun­gen sind oft nicht angemeldet oder
sie sind getarnt. Die Betreiber von Gast­stät­ten oder Vere­in­shäusern sollten
jeden­falls stutzig wer­den, wenn bei ihnen wild­fremde Leute eine größere
Geburt­stags­feier mit mehr als 30 Leuten anmelden. Hin­ter solchen als privat
getarn­ten Feiern ver­steck­en sich gern Skin-Konzerte. 

Warum ver­bi­eten Sie die?

Weil von ihnen eine Gefahr für öffentliche Ord­nung und Sicher­heit ausgeht.
Die Hirschfelder wer­den sich noch an 1998 erin­nern. Nicht nur, dass die
Polizei mas­siv ange­grif­f­en wurde, es gab auch Zer­störun­gen im Umfeld. Von
ruh­estören­dem Lärm über Sachbeschädi­gung bis zur Kör­per­ver­let­zung war die ganze
Straftat-palette dabei, auch aggres­sives Ver­hal­ten im Straßen­verkehr gehört dazu.
Ist erst ein­mal Alko­hol im Spiel, sind die Jugendlichen auch noch enthemmt. 

Deshalb wollen Sie es erst gar nicht dazu kom­men lassen…

Genau. Kann die Polizei vorher ein­greifen, kön­nen wir die Bürg­er besser
schützen und Gewalt ver­hin­dern. Weil diese Leute kon­spir­a­tiv arbeit­en, sind wir
auch auf Bürg­er­hin­weise angewiesen, wenn ihnen etwas Verdächtiges auffällt.
Die kön­nen an jede Polizei­di­en­st­stelle oder den Schutzbere­ich in Finsterwalde
unter 03531 7810 gegeben wer­den. Es gibt Hin­weise, dass schon in der nächsten
Woche wieder irgend­wo in Süd­bran­den­burg etwas geplant ist. 

Es fragte Hei­drun Seidel.

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Rechtsextreme Musik-CD verboten

Pots­dam (ddp-lbg). Auf Antrag Bran­den­burgs kommt eine CD mit rechtsextremen
Songs der Gruppe «Sol­diers of Free­dom» auf den Index. Die Bundesprüfstelle
für jugendge­fährdende Schriften und Medi­en­in­halte hat den Ver­bot­santrag des
Pots­damer Bil­dungsmin­is­teri­ums vom Novem­ber 2002 jet­zt bestätigt, sagte ein
Min­is­teri­umssprech­er am Freitag. 

Die CD mit dem Titel «White Rock Rocks the World» hat­te unter anderem zum
nationalen Wider­stadt aufgerufen, um Deutsch­land frei von «Zeck­en» zu machen.
In einem anderen Lied wurde gefordert, Europa «weiß» zu hal­ten. Auch die
übri­gen Songs der CD vertreten recht­sex­treme Weltanschauungen. 

Jugend­min­is­ter Stef­fen Reiche (SPD) betonte, der Schutz der Jugend gegen
recht­sex­treme Ein­flüsse aus Inter­net und Musik bleibe ein Arbeitsschwerpunkt.
Unter­stützt werde deshalb die Tätigkeit der Internet-Plattform
www.jugendschutz.net. Diese habe sich als bun­desweite Anlauf­stelle für Internet-Nutzer
bewährt, die jugendge­fährdende Inhalte im Inter­net melden wollen. Allein im
ver­gan­gen Jahr wur­den 2250 jugend­schutzrel­e­vante Seit­en neu erfasst.

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Ortswechsel bei der MJZ

Diesen Artikel gibt es bebildert auf der Home­page der Ost­sach­s­en­in­fos

Seit Ende Jan­u­ar ist es um die Veröf­fentlichun­gen auf der Home­page der „Mit­teldeutsche Jugendzeitung“ (MJZ) ruhiger gewor­den, nach­dem dort wochen­lang enorme Pro­pa­gan­da betrieben wurde, mit der ver­meintliche linke Struk­turen aus Hoy­er­swer­da und Umge­bung aufgedeckt wer­den soll­ten. Die
ange­bote­nen „atem­ber­auben­den“ Recherchen der Hoy­er­swer­daer Neon­azis waren dann doch eher dürftig (siehe sub­ver­siv #18 „Hil­fe: Umgeben von Antifas“). 

Sebas­t­ian Richter (Deck­name: Sepp Hagen) und seine „Freien Aktivis­ten Hoy­er­swer­da“ (FAH) bee­in­flussten bis Ende Jan­u­ar 2003 maßge­blich den Inhalt und Ver­trieb der MJZ, jet­zt wird der Ver­trieb der MJZ aus dem norddeutschen
Ost­see­ort Wol­gast (bei Greif­swald) geleit­et. Dahin­ter steckt die sog. „Pom­mer­sche Aktions­front Wol­gast“ (PAW) die nach Recherchen antifaschis­tis­ch­er Grup­pen aus Meck­len­burg-Vor­pom­mern (MV) im Som­mer 2002
zum ersten Mal in Erschei­n­ung trat. So wird in einem Read­er von antifaschis­tis­chen Grup­pen in MV über Recht­sex­trem­is­mus MV 2002 über die PAW berichtet: 

Die Neon­azis der Pom­mer­schen Aktions­front (PAF) trat­en im Som­mer 2002 erst­mals in Erschei­n­ung. Seit­dem ver­suchen sie sich in Vor­pom­mern mit Aktio­nen wie “Gedenkver­anstal­tun­gen”, “Mah­nwachen”, Demon­stra­tio­nen etc. Der Use­domer Neon­azi Michael Kutschke scheut sich nicht, regelmäßig über
ihre Aktiv­itäten zu bericht­en, aber auch der Wol­gaster Michael Ved­der schrieb schon für die PAF. Sie nutzt ein Post­fach der soge­nan­nten IG “Tat­en statt Worte” in Wolgast.
Mehr zu MV und Nazi­ak­tiv­itäten: www.links-lang.de

Seit Anfang diesen Jahres dürfte eine bedeu­tende Aktiv­ität hinzugekom­men sein, der Vertreib der MJZ. Sepp Hagen, so heißt es in einem Update, musste auf­grund per­son­eller Gründe abdanken. Ob das wiederum heißt, dass er Arbeit
gefun­den hat (dann natür­lich nicht in Hoy­er­swer­da) oder aus anderen Grün­den ver­hin­dert ist, dass entzieht sich unser­er Ken­nt­nis. Jedoch eines lässt sich fes­thal­ten, dass sich die MJZ zu ein­er Naz­izeitung entwick­elt hat, die
für ganz Ost­deutsch­land Rel­e­vanz haben wird oder bere­its hat. So ist die Grün­dung der MJZ gle­ichzeit­ig mit der Auf­gabe und damit Zusam­men­le­gung einiger regionaler Nazi-Zeitung­spro­jek­te ver­bun­den wie zum Beispiel „DIE
KAMERADSCHAFT“ aus Hoy­er­swer­da oder „DER JNSler“ (Nord)Brandenburg.

Gle­ichzeit­ig zum Auf­bau der MJZ haben die lokalen und über­re­gionalen Ver­net­zungs­be­mühun­gen zugenom­men. Min­destens ein Tre­f­fen, dass über das seit Ende Okto­ber 2002 nicht mehr betriebene „Nationale Infotele­fon Sach­sen“ (NIT-Sach­sen) angekündigt wurde, hat in Kamenz stattgefunden.
Min­destens zwei weit­ere Ende 2002 in Hoy­er­swer­da. Zum vor­läu­fi­gen Höhep­unkt ver­anstal­tete die „Bewe­gung Deutsche Volks­ge­mein­schaft — Mitteldeutschland“
(BDVG) eine Kundge­bung zum 17.11.2002, die vom Bun­desvor­sitzen­den des BDVG
Lars Käp­pler aus Neckar­wes­t­heim angemeldet wurde. 

Drei Wochen später hat­te der Eber­swalder Neon­azi Gor­don Rein­holz die Demon­stra­tion der sog. „Lausitzer Arbeit­slos­enini­tia­tive“ am 07.12.2002 in Hoy­er­swer­da angemeldet, die maßge­blich durch Rein­holzes „Märkischen
Heimatschutz“ (MHS) organ­isiert und durchge­führt wurde. Das lächer­liche Pro­jekt „Lausitzer Arbeit­slos­enini­tia­tive“ ent­pup­pte sich schnell zudem was es ist: eine getarnte Beze­ich­nung eines Nazi-Netzwerkes. 

Trotz­dem gibt es aber auch ander­weit­ige Ten­den­zen: Das alljährliche Auflaufen der ost­säch­sis­chen Nazi­grup­pen am ersten Juli-Sam­stag in Zit­tau, dem Nazi-Gedenken an den selb­stver­schulde­ten Tod Hol­ger Müllers 1992 in
Zit­tau, war in der Ver­gan­gen­heit noch ein echter Beweis für eine regionale Ver­net­zung. Seit dem let­ztem Jahr jedoch nicht mehr vorhan­den; nur etwa 50 Nazis marschierten durch Zit­tau Süd. Alle Ver­suche eine Vernetznetzung
neuerd­ings durch markante Trans­par­entsprüche her­vorzuza­ubern, wie es der Glossen­er Nazikad­er Hol­ger Zim­mer­mann am Ersten Mai 2003 in Berlin
ver­suchte, sind jedoch lediglich Augenwischerei. 

Auch andere regionale Nazi-Ver­net­zung­spro­jek­te sind glück­licher­weise in der Ver­gan­gen­heit den Bach herun­terge­gan­gen, weil diese meist nur von wenigen
Nazikadern getra­gen wur­den. Durch Bemühun­gen Rein­holzes wurde 1999 das „Nationale und Soziale Aktions­bünd­nis Mit­teldeutsch­land“ (NSAM) gegrün­det, was an ähn­liche Vorhaben in Nord­deutsch­land erin­nert. Jedoch ist
diese Ver­net­zungs­be­mühung kläglich gescheit­ert. Jet­zt wird diese Net­zw­erk-Beze­ich­nung von der Wol­gaster Kam­er­ad­schaft verwendet. 

Die lokalen NPD-Kad­er wie Klaus Men­zel aus Wald­hufen und Jür­gen-Uwe Krumpholz aus Gör­litz „glänzen“ nur noch durch verzweifelte Einze­lak­tiv­itäten. Bei­de liefen am 24.04.2003 in Dres­den zur Grün­dung eines “Nationalen Bünd­nis für Dres­den” (ART Dres­den berichtete) in Dresden
auf. Am 1.Mai 2003 krakelte Men­zel auf einem Auf­marsch des „Bünd­nis Rechts Lübeck“ in Dres­den, am 8.Mai 2003 in Begleitung des Gers­dor­fers NPDler Ste­fan Latzel eben­falls. Doch warum kamen die Lübeck­er Nazis um Dieter Kern
ger­ade auf Dres­den? Kon­tak­te nach Lübeck dürften schon länger beste­hen, so wird Enri­co Kehring aus Niesky als Ansprech­part­ner für das „Bünd­nis Rechts Sach­sen“ angegeben. Dieter Kern aus Lübeck, war auf dem kläglichen
Auf­marsch der „Inter­essens­ge­mein­schaft für die Wiedervere­ini­gung Gesamt­deutsch­lands e.V.“ (IWG) am 13.04.2002 in Bad Muskau, Mit­glieder der
Niesky­er Kam­er­ad­schaft „Schle­sis­che Jungs“ durften brav das Transparent
des „Bünd­nis Rechts“ hal­ten. Zum 24.08.2002 meldete Kehring gar selb­st eine
Kundge­bung in Löbau an, die jedoch Tage zuvor abge­sagt wurde (ange­blich
wegen des Hochwassers). 

Durch den „Ver­lust“ von Sepp Hagen, ist der ost­säch­sis­chen Naziszene jedoch eine wichtige Bezugsper­son entron­nen. Man kann davon aus­ge­hen, dass die bish­er ver­hält­nis­mäßig große
Rel­e­vanz der Region Sach­sen in der Zeitung schwinden wird. 

Nazipro­pa­gan­da ver­hin­dern – immer und überall!

Ostsachseninfos

Gör­l­itzer Infogruppe
www.ostsachseninfos.tk

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Brutalität neben Idealismus

Bil­dungsmin­is­ter stellt drit­ten Kinder- und Jugend­bericht des Lan­des vor

(MAZ) POTSDAM Die Zahl der min­der­jähri­gen Sozial­hil­feempfänger ist in den
ver­gan­genen Jahren weit­er gestiegen. Während 1994 etwa 17 600 Kinder von staatlicher
Unter­stützung lebten, waren es 2000 bere­its knapp 22 000. Das geht aus dem 3.
Kinder- und Jugend­bericht des Lan­des her­vor, den Bil­dungsmin­is­ter Steffen
Reiche (SPD) gestern präsen­tierte. “Das ist eine Entwick­lung, die uns Sorge
macht.” Unter­sucht wur­den die Lebens­be­din­gun­gen von 752 000 Bran­den­burg­ern unter
27 Jahren. 

Beun­ruhi­gend ist auch die Entwick­lung der Gewalt­bere­itschaft im Land.
Jugendliche wür­den oft wesentlich bru­taler vorge­hen als etwa Täter in anderen
Bun­deslän­dern, so Reiche. Grund dafür sei das man­gel­nde Inter­esse viel­er Eltern.
Es sei nicht nachvol­lziehbar, dass in märkischen Kinderz­im­mern dop­pelt so
viele Fernse­her und Videogeräte ste­hen wür­den wie in west­lichen. “Durch
unkon­trol­lierten Fernsehkon­sum entste­ht ein Nährbo­den der Gewalt.” 

Trotz dieser Neg­a­tiv-Entwick­lun­gen zog der Min­is­ter eine pos­i­tive Bilanz. In
Bran­den­burg wachse eine Gen­er­a­tion her­an, “auf die man stolz sein kann”. Die
Hil­fs­bere­itschaft viel­er Jugendlich­er während der Elbe-Flut 2002 und der
Schüler-Protest gegen den Irak-Krieg zeige, dass keine Gen­er­a­tion von
“Ego-Tak­tik­ern” her­an­wächst, sagte Reiche. “Die Jugendlichen von heute engagieren sich
und treten für ihre Ide­ale ein.” 

Ins­ge­samt hät­ten sich die Bedin­gun­gen für das Aufwach­sen verbessert. So sei
das durch­schnit­tliche Haushalt­seinkom­men kon­tinuier­lich gestiegen. Außerdem
sei die Arbeit­slosigkeit bei Jugendlichen unter 20 weit­er zurück­ge­gan­gen. Auch
die Zahl der bei Unfällen verunglück­ten Kinder sei seit 1991 gesunken. 

Gle­ichzeit­ig ver­wies der Min­is­ter darauf, dass der Geburtenknick nach der
Wende “ein­schnei­dende Verän­derun­gen” in der Jugen­dar­beit zur Folge habe. Viele
Jugend­klubs werde man nicht mehr hal­ten kön­nen. Daher sei ehrenamtliches
Engage­ment wichtiger denn je. Am 610-Stellen-Pro­gramm, mit dem speziell
Jugend­pro­jek­te unter­stützt wer­den, solle jedoch nicht gerüt­telt wer­den, sagte Reiche.
Zusät­zlich soll es durch den Aus­bau von Ganz­tagss­chulen weit­ere Angebote
geben. 

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Kesselberg droht Zwangsversteigerung

(Indy­media) das ökol­o­gis­che kul­turzen­trum kessel­berg ist ein 45ha gros­es gelände ca. 30km südöstlich von berlin-mitte, zwis­chen neu-zit­tau und werns­dorf, ein paar kms vom s‑bahnstop erkn­er weg… 

es beste­ht aus 11 gebäu­den (u.a. wohn­räume, werk­statthallen, neuer san­itär- und heizungsan­lage etc.) und ist durch eige­nen brun­nen, pflanzen­kläran­lage (im bau), wind- und solaran­la­gen, kom­postk­los und per­makul­tur­an­bau (in pla­nung) weit­ge­hend autark. der rest des gelän­des beste­ht zum größten teil aus wald.

die pro­jek­tvi­sion “aguas calientes kessel­berg — inter­na­tionale ya bas­ta begeg­nungsstätte” soll als open space alle ansprechen, die “beim auf­bau eines größeren net­zw­erkes selb­st­bes­timmter leben­sräume” mitwirken wollen und sich mit der idee eines “ortes des geisti­gen und prak­tis­chen aus­tausches fortschrit­tlichen, emanzi­pa­torischen, rev­o­lu­tionären wis­sens und handel(n)s” irgend­wie anfre­un­den können. 

nach fast 5 jahren “stiller” beset­zung, vie­len (gescheit­erten) feindlichen über­nah­mev­er­suchen, vie­len inter­nen diskus­sio­nen, wexsel­nden grup­pen­zusam­menset­zun­gen sieht die lage momen­tan so aus, das dem­näxt ein wohl endgültiger “zwangsver­steigerung­ster­min” anste­ht, und zwar genau am 7.juli !

für die summe von 100.000 eus beste­ht die möglichkeit, das gelände zu “kaufen”. die con­nec­tions zur bank sind gut, so dass wir den zuschlag auf jeden fall kriegen wür­den. zunächst würde der kessel­berg e.v. als käuferin in erschei­n­ung treten, allerd­ings wird der­weil eine rechts­form gesucht, bei der let­z­tendlich nichts und niemen­sch das gelände gehört (land kann nich besessen werden.…).
gut ein drit­tel der summe ist bere­its zusam­men — wenn noch viele, viele leude finanziell was beis­teuern, wärs pro per­son also gar nich sooo viel 

sollte das geld nich zusam­menkom­men, so wird mit ziem­lich­er sicher­heit aus dem bish­eri­gen freiraum wohl ein bootab­stellplatz (mit stachel­draht und pri­vater secu­ri­ty???) oder ähnliches…
dem ort­san­säs­si­gen cdu-bürg­er­meis­ter würde so ein bootsab­stellplatz wohl bess­er gefallenL 

diesen alb­traum wollen wir hier aber nicht weit­er aus­malen, son­der eher dazuan­re­gen, sel­ber kreativ und aktiv zu wer­den. spendet kohle und/oder ideen. habt ihr vorschläge/erfahrungen für öffentlichkeitswirk­same aktionen/pressekontakte? ken­nt ihr umwelt­banken, die zins­freie kred­ite o.ä vergeben, ken­nt ihr sel­ber geldge­berz? wisst ihr von möglichen förderfonds?
evtl. im keller ste­hende geld­pressen wür­den wir auch gerne mit­nutzen. auch immer gerne ideen für eigene ver­anstal­tun­gen, für die ihr das gelände nutzen wollt…oderoderoder…

bish­erige, teils schon real­isierte pro­jek­tideen der aktuellen besetzer/innencrew sind:

— ein sozial-(sub)kulturelles exper­i­men­tier­feld zu gestal­ten, mit genug raum für werk­stät­ten, the­ater, medi­en­werk­statt, bands und djanes, strassenkun­st, parties,…

— eine “indi­gene botschaft” zu ini­ti­ieren nach den bedürfnis­sen der indigenas

— eine ökol­o­gisch nach­haltige lebens­form zu leben und ver­mit­teln (z.b. autarke energiev­er­sorgung, eigen­er gemüsean­bau; sem­i­nare, work­shops, camps)

— offen­heit für “alter­na­tive hand­lungsan­sätze” zu haben, im sinne von alter­na­tiv­er medi­zin, med­i­ta­tion, yoga, etc. ? jedoch ist keine “eso-nis­che” gemeint, vorder­gründig soll­ten undog­ma­tis­che, poli­tis­che ansätze sein… 

“wir wis­sen nicht, wie die lösung ausse­hen wird. wir haben immer noch nicht die zauber­formel für ein per­fek­tes sys­tem, in dem wir alle per­fekt funk­tion­ieren wer­den müssen. wir wis­sen nur eins — dieses land, dieses sys­tem ist es nicht. hin­ter uns der mis­thaufen unser­er geschichte, vor uns die zukun­ft — die chance zur frei­heit. eine welt, in die viele wel­ten passen können.”

mehr im netz — www.kesselberg.info

anson­sten jeden son­ntag, 16.00 uhr offenes tre­f­fen vor ort 


Mehr zum Kessel­berg:Ökol­o­gis­ches Kul­turzen­trum Kessel­berg bedro­ht (Infori­ot-Beitrag vom 23.10.02)

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Sonderführungen in der Gedenkstätte Sachsenhausen

Oranien­burg (ddp-lbg). Die Gedenkstätte Sach­sen­hausen ver­anstal­tet am Woch­enende zum ersten Mal in diesem Jahr geführte Fahrrad­touren zu dem ehemaligen
Konzen­tra­tionslager in Oranien­burg. Die Touren ste­hen unter dem Titel «Vier Quadratk­ilo­me­ter ein­er Stadt». Die his­torischen Erkun­dun­gen begin­nen am Samstag
und Son­ntag jew­eils um 14.00 Uhr. Tre­ff­punkt ist der Ein­gang der Gedenkstätte und des Muse­ums Sach­sen­hausen. Die Teil­nehmer müssen eigene Fahrräder mit­brin­gen. Es wer­den Gebühren in Höhe von 2,50 Euro, ermäßigt 1,50
Euro, erhoben.

 

Die heutige Gedenkstätte Sach­sen­hausen beste­ht im Wesentlichen aus dem
ehe­ma­li­gen Häftlingslager und umfasst zir­ka fünf Prozent der
historischen
Gesam­tan­lage. Bis 1944 waren in Oranien­burg unter anderem der
Indus­triehof mit
Pro­duk­tion­sstät­ten, das SS-Trup­pen­lager, die SS-Wohn­sied­lun­gen sowie
die
Ver­wal­tungszen­trale aller Konzen­tra­tionslager im deutschen Machtbereich
errichtet
worden.

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Brandenburgs Bildungsminister stellt Kinder- und Jugendbericht vor

POTSDAM Die Zahl der min­der­jähri­gen Sozial­hil­feempfänger ist in den
ver­gan­genen Jahren weit­er gestiegen. Während 1994 etwa 17 600 Kinder
von staatlicher
Unter­stützung lebten, waren es 2000 bere­its knapp 22 000. Das geht aus
dem 3.
Kinder- und Jugend­bericht des Lan­des her­vor, den Bildungsminister
Steffen
Reiche (SPD) gestern präsen­tierte. “Das ist eine Entwick­lung, die uns
Sorge
macht.” Unter­sucht wur­den die Lebens­be­din­gun­gen von 752 000
Bran­den­burg­ern unter
27 Jahren.

 

Beun­ruhi­gend ist auch die Entwick­lung der Gewalt­bere­itschaft im Land.
Jugendliche wür­den oft wesentlich bru­taler vorge­hen als etwa Täter in
anderen
Bun­deslän­dern, so Reiche. Grund dafür sei das man­gel­nde Interesse
viel­er Eltern.
Es sei nicht nachvol­lziehbar, dass in märkischen Kinderz­im­mern doppelt
so
viele Fernse­her und Videogeräte ste­hen wür­den wie in west­lichen. “Durch
unkon­trol­lierten Fernsehkon­sum entste­ht ein Nährbo­den der Gewalt.”

 

Trotz dieser Neg­a­tiv-Entwick­lun­gen zog der Min­is­ter eine positive
Bilanz. In
Bran­den­burg wachse eine Gen­er­a­tion her­an, “auf die man stolz sein
kann”. Die
Hil­fs­bere­itschaft viel­er Jugendlich­er während der Elbe-Flut 2002 und
der
Schüler-Protest gegen den Irak-Krieg zeige, dass keine Gen­er­a­tion von
“Ego-Tak­tik­ern” her­an­wächst, sagte Reiche. “Die Jugendlichen von heute
engagieren sich
und treten für ihre Ide­ale ein.”

 

Ins­ge­samt hät­ten sich die Bedin­gun­gen für das Aufwach­sen verbessert. So
sei
das durch­schnit­tliche Haushalt­seinkom­men kon­tinuier­lich gestiegen.
Außerdem
sei die Arbeit­slosigkeit bei Jugendlichen unter 20 weiter
zurück­ge­gan­gen. Auch
die Zahl der bei Unfällen verunglück­ten Kinder sei seit 1991 gesunken.

 

Gle­ichzeit­ig ver­wies der Min­is­ter darauf, dass der Geburtenknick nach
der
Wende “ein­schnei­dende Verän­derun­gen” in der Jugen­dar­beit zur Folge
habe. Viele
Jugend­klubs werde man nicht mehr hal­ten kön­nen. Daher sei
ehrenamtliches
Engage­ment wichtiger denn je. Am 610-Stellen-Pro­gramm, mit dem speziell
Jugend­pro­jek­te unter­stützt wer­den, solle jedoch nicht gerüt­telt werden,
sagte Reiche.
Zusät­zlich soll es durch den Aus­bau von Ganz­tagss­chulen weitere
Angebote
geben.

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Vom Holocaust noch nie etwas gehört…

Pro­jek­t­tage in Ravens­brück ver­mit­teln Neun­tk­lässlern Wis­sen über die
düster­sten Kapi­tel deutsch­er Geschichte 

Der Schwedt­see glitzert in der Sonne, und am gegenüber­liegen­den Ufer
schmiegt sich die Stadt Fürsten­berg (Ober­hav­el) mit ihrem empor­ra­gen­den Kirch­turm in
die Landschaft. 

Den­noch erschreckt die Idylle die Gruppe 15-Jähriger, denn nur knapp zehn
Meter von ihnen ent­fer­nt ver­bran­nten die Nation­al­sozial­is­ten vor rund sechzig
Jahren die Leichen von Zwangsar­bei­t­erin­nen. Sie hat­ten die unmenschlichen
Zustände im Frauenkonzen­tra­tionslager Ravens­brück nicht überlebt.
„Der See ist ein riesiger Fried­hof“, erzählt Matthias Heyl, Pädagogischer
Leit­er der Jugend­begeg­nungsstätte in der heuti­gen Mahn- und Gedenkstätte. Die
Asche der Toten sei schließlich in den See gestreut wor­den. Betrof­fen lauschen
die Jugendlichen aus Bran­den­burg und Meck­len­burg-Vor­pom­mern der Schilderung.

Gemein­sam mit ihren Klassenkam­er­aden und Lehrerin­nen sollen die Schüler
zweier neunter Klassen aus Pots­dam und Rib­nitz-Damgarten (Nord­vor­pom­mern) etwas
über Deutsch­lands wohl düster­stes Geschicht­skapi­tel erfahren.
Dazu haben Mitar­beit­er der Gedenkstätte für den zweitägi­gen Aufen­thalt ein
spezielles Konzept entwick­elt: Mit der Meth­ode des „ent­deck­ten Ler­nens“ können
sich die Besuch­er aus acht Vorschlä­gen die The­men her­auszusuchen, die sie am
meis­ten inter­essieren. In kleinen Arbeits­grup­pen erar­beit­en sie kurze
Refer­ate über das Straf­sys­tem im KZ, über Zwangsar­beit, medi­zinis­che Experimente
mit Gefan­genen sowie Kinder im Lager. Ihre Ergeb­nisse präsen­tieren sie dann den
Mitschülern bei einem Abschlusstreffen. 

„Den jun­gen Men­schen wird hier Geschichte nicht über Büch­er, son­dern über
das Gefühl, direkt am Ort des Geschehens zu sein, nahe gebracht“, erläutert
Bran­den­burgs Land­tagspräsi­dent Her­bert Knoblich. Gemein­sam mit seiner
Amt­skol­le­gin aus Meck­len­burg-Vor­pom­mern, Sylvia Bretschnei­der, betreut er das
län­derüber­greifende Schul­pro­jekt. Bei­de sind deshalb Anfang der Woche mit den
Jugendlichen in die Gedenkstätte gekommen. 

In dem KZ, das die SS einst als „Schutzhaft­lager“ für Frauen errichtete,
waren zwis­chen 1939 und 1945 etwa 132 000 Frauen und Kinder inhaftiert.
Zehn­tausende kamen ums Leben. Sie wur­den ver­gast, star­ben an Hunger, Krankheit­en und
durch medi­zinis­che Exper­i­mente, erläutert Päd­a­goge Heyl den Jugendlichen bei
ein­er Führung über das Gelände. Die Opfer waren jüdis­che Frauen,
Kom­mu­nistin­nen, pol­nis­che Zwangsar­bei­t­erin­nen, Widerstandskämpferinnen. 

Ein Höhep­unkt des ersten Pro­jek­t­tages ist das Tre­f­fen mit Über­leben­den des
Lagers. Bat­she­va Dagan ist zu diesem Ter­min extra aus Israel angereist. Die
77-jährige Jüdin pol­nis­ch­er Abstam­mung schildert den Jugendlichen, wie sie mit
15 Jahren in Schw­erin zum ersten Mal ins Gefäng­nis kam. 20 Monate verbrachte
sie später im Lager Auschwitz; mit 19 Jahren leis­tete sie Zwangsar­beit in
Ravens­brück. Ihre Schwest­er und ihre Eltern wur­den im SS-Vernichtungslager
Tre­blin­ka vergast.
„Wann habt ihr zum ersten Mal vom Holo­caust gehört«“, will Dagan von den
Neun­tk­lässlern wis­sen. Schweigen. „Wenn du das Wort Holo­caust hörst, was kommt
dir in den Sinn»…“ „Gar nichts“, „Ich weiß nicht“, laut­en die Antworten.
„Nazis“, „Mord“, „Etwas Schlimmes“, sagen andere. Nie­mand aber nen­nt den
Völk­er­mord an sechs Mil­lio­nen Juden.
„Die Schüler wis­sen mit dem Begriff nichts anz­u­fan­gen“, stellt
Begeg­nungsstät­ten-Leit­er Heyl fest. In der DDR sei er nicht so bekan­nt gewesen.

Teilweise
wüssten sie sehr wenig über die Opfer des Nation­al­sozial­is­mus, gibt die
Pots­damer Lehrerin Gabriela Kühne zu. Ger­ade mit Blick auf die häufigen
recht­sex­tremen Über­fälle auf Aus­län­der könne man aber gar nicht früh genug über die
his­torischen Untat­en aufk­lären. Allerd­ings ste­ht der Nation­al­sozial­is­mus in
Pots­dam erst im kom­menden Schul­jahr auf dem Lehrplan.
Zum Schluss gehen die Schüler noch ein Stück des Todes­marsches der
ehe­ma­li­gen Häftlinge. Kurz vor Ende des Krieges trieb die SS zehn­tausende Inhaftierte
Rich­tung Nord­west­en, bevor die Rote Armee am 30. April 1945 etwa 3000
zurück­ge­lassene Kranke befre­ite. Nach den zwei Pro­jek­t­ta­gen ist für die Schüler
„Holo­caust“ kein Fremd­wort mehr. 

Gedenkstätte im Inter­net: www.ravensbrueck.de

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Grüne bemängeln V‑Leute-Regel

Die neuen Regeln der Ver­fas­sungss­chutz-Ämter für den Umgang mit
Verbindungsleuten reichen nach Auf­fas­sung der Grü­nen nicht aus.

 

FRANKFURT A. M., 14. Mai. Die Geheim­di­en­ste der Län­der müssen künftig
das
Bun­de­samt für Ver­fas­sungss­chutz über ihre V‑Leute informieren. Damit
ziehen sie
eine Kon­se­quenz aus dem gescheit­erten NPD-Ver­botsver­fahren. Ein
entsprechen­der Beschluss der Innen­min­is­terkon­ferenz in Erfurt soll am
heuti­gen Donnerstag
bekan­nt gegeben wer­den. Über die Vor­lage hat­ten sich die Län­der im
Vorfeld
geeinigt.

 

Den Grü­nen geht die Regelung nicht weit genug, da die Län­der keine
Namen von
Infor­man­ten weit­ergeben müssen, son­dern lediglich deren Zahl auf
bestimmten
Ebe­nen extrem­istis­ch­er Grup­pen. Es gebe keinen Schutz vor Pan­nen wie
beim
NPD-Ver­botsver­fahren, “wenn die Ämter nicht mal die Klarnamen
miteinander
aus­tauschen”, sagte der Par­la­men­tarische Geschäfts­führer der Grünen,
Volk­er Beck.
Er plädierte für eine zen­trale Datei beim Bun­desver­fas­sungss­chutz, die
vom
Par­la­men­tarischen Kon­troll­gremi­um mit überwacht wer­den solle.

 

Die Dien­ste fürcht­en, dass ihnen ein solch­er Date­naus­tausch das
Anwer­ben von
Verbindungsleuten erschw­eren könnte.

 

Beck lehnte den Vorschlag des Berlin­er Innense­n­a­tors Ehrhart Körting
(SPD)
ab, Lan­desämter mit inhaltlichen Schw­er­punk­ten zu betrauen, statt alle
Behör­den sämtliche Extrem­is­mus­bere­iche beobacht­en zu lassen. “Dann kann
das auch das
Bun­de­samt machen”, sagte der Grüne.

Inforiot