“Gleiche Würde, gleiches Recht” — unter diesem Motto fand am Samstag, den 20.3.2004 eine Antirassismus- Demonstration in Oranienburg statt. Aufgerufen hatte dazu das in der Kreisstadt ansässige „Forum gegen Rassismus und rechte Gewalt“. Die knapp zweistündige Demonstration wurde
allerdings nur von ca. 100 überwiegend jugendlichen TeilnehmerInnen begleitet. Die Strecke von der Gedenkstätte Sachsenhausen bis zum Gedenkstein für die Opfer der Reichspogromnacht am Louise-Henriette-Steg wurde durchweg von einem hohen Polizeiaufgebot begleitet, das es sich auch
nicht nehmen ließ einen Berliner Antifaschisten festzunehmen. Mindestens drei Neonazis konnten dagegen erst nach antifaschistischen Protesten aus dem Bereich der Demonstration vertrieben werden. Die pauschal und
oberflächlich formulierten Inhalte der Redebeiträge stießen bei den Demonstranten überwiegend auf Desinteresse und auch die Punkband „Dog Matiz“, die am Ende der Veranstaltung aufspielte, wusste nur in Maßen zu überzeugen.
Alles in allem eine nicht nur von der Teilnehmerzahl her, sondern auch inhaltlich schwache Veranstaltung. Selbst wenn jegliches Vorgehen gegen die „braune Hochburg Oranienburg“ zu begrüßen ist, muss Protest, will er antifaschistisch sein, in Zukunft offensiver und radikaler auf die Straße
getragen werden und darf sich nicht in sinnentleerten Parolen und Lippenbekenntnissen erschöpfen.
Monat: April 2004
Mit Apfelkorn Mut angetrunken
(Berliner Zeitung, Sabine Deckwerth) Der Termin scheint nicht zufällig gewählt. Gestern, drei Tage vor dem 1. Mai und den befürchteten Krawallen, stand ein 19-Jähriger wegen schweren Landfriedensbruchs und Widerstands gegen Polizeibeamte vor einem Jugendschöffengericht des Amtsgerichts Tiergarten. Er hat am 1. Mai 2003 mit Steinen und Flaschen geworfen. Christian K. könnte man als Krawalltouristen bezeichnen. Er wohnt in Eberswalde, hat keinen Job und rechnete sich damals noch der Punk-Szene zu. Verwahrlostes Äußeres, strähnige bunte Haare, ein T‑Shirt mit dem Aufdruck “Deutschland verrecke” — so fuhr er mit Freunden nach Berlin “um dabei zu sein”, wie er sagte.
196 Festnahmen
Getrunken hatten sie schon im Zug, Bier und Apfelkorn, dann in Kreuzberg auf einer Wiese rumgelümmelt und abends randaliert. 196 junge Leute hatte die Polizei bei den Krawallen 2003 festgenommen, 56 landeten in Untersuchungshaft. Christian K. wurde nicht erwischt und konnte unbehelligt am nächsten Tag seinen Rausch ausschlafen. Aber Polizisten hatten den Steinewerfer mit einer Videokamera gefilmt, sein Foto landete ebenso wie das von 29 anderen Randalierern auf einem Fahndungsplakat unter der Überschrift “Die Polizei bittet um Mithilfe — 500 Euro Belohnung”. Diese Belohnung hat sich ein befreundeter Punk verdient. Seit März saß Christian K. deshalb in Untersuchungshaft. Insgesamt konnten von den 30 Unbekannten 14 identifiziert werden. Von Mitschülern, Nachbarn oder Polizisten in anderen Bundesländern, die die Plakate zugeschickt bekamen. In einem Fall zeigte ein Onkel den Neffen an und freute sich über die Belohnung.
Inzwischen ist offenbar auch Christian K. klar geworden, dass einiges auf dem Spiel steht. Vor Gericht war er wortkarg und kaum wiederzuerkennen, seine Haare sind kurz und gepflegt. Vielleicht haben sich andere Urteile herumgesprochen. Das Gros der Prozesse ist erledigt. Wie viele es genau gab, kann die Staatsanwaltschaft nicht sagen. “Wir führen darüber keine Statistik”, erklärte Sprecher Michael Grunwald. Nachsicht mit Krawall-Tätern zeigte jedenfalls kaum ein Richter — und wenn, dann wurde sein Urteil aufgehoben.
Ein 22-jähriger Fleischerlehrling etwa, der einen Pflasterstein auf einen Polizisten warf, wurde zunächst zu einer Bewährungsstrafe von vier Monaten verurteilt. Dann verhandelte das Landgericht in zweiter Instanz und ließ den Mann noch im Gerichtssaal verhaften. Zwei Jahre ohne Bewährung lautete das Urteil. Ein 26-Jähriger musste für drei Jahre ins Gefängnis. Christian K. wiederum erhielt eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und vier Monaten. Das ist nicht wenig dafür, dass er zwar geworfen, aber niemanden getroffen hat. Außerdem muss er sich am 30. April und 1. Mai 2004 und 2005 zweimal pro Tag auf dem Eberswalder Polizeirevier melden — so dass keine Zeit mehr für Ausfahrten nach Berlin bleibt.
Das Signal ist deutlich: “Wer mit Steinen oder Flaschen wirft, muss sich darüber im Klaren sein, dass das keine Lappalien sind, sondern schwere Straftaten”, sagte Justizsprecher Michael Grunwald.
Häuserkampf in Teltow
In dem brandenburgischen Ort Teltow-Seehof wehren sich
viele Bewohner gegen die Rückgabe ehemals »arisierten« Eigentums.
(Jungle World, Ralf Fischer) Im sonst verschlafenen und beschaulichen Teltow-Seehof am Rande Berlins war am vorigen Samstag die Idylle getrübt. Rund 70 Antifas demonstrierten gegen die Vorgänge in dem Ort und sahen sich wüsten Beschimpfungen ausgesetzt. Einige junge, kurzhaarige Jugendliche brüllten der Demonstration entgegen: »Ihr Juden!« und »Ausländer raus!« Andere Dorfbewohner fragten: »Wer hat euch bezahlt?« Einem Mann missfiel die von Demonstranten gezeigte Israelfahne und er rief: »Aber ihr habt doch die Atombombe!«
Schon im Vorfeld der Demonstration waren die Gemüter in dem Ort äußerst erregt. Den PDS-Kreisverband Potsdam-Mittelmark empörte das Vorhaben der Antifas derart, dass er sich genötigt sah, die Organisatoren aufzufordern, »die beabsichtigte Demo abzusagen und sich bei den betroffenen Bürgerinnen und Bürgern für die pauschale Verurteilung als Antisemiten zu entschuldigen«.
Worum geht es in Teltow-Seehof? Im Jahr 1872 kauften die jüdischen Brüder Albert und Max Sabersky das Gut Seehof. Mit der Übergabe der Macht an die Nationalsozialisten im Jahr 1933 war Schluss für die Saberskys. Angesichts von Verordnungen, die eine landwirtschaftliche Nutzung des Bodens durch Juden unmöglich machten, blieb ihnen nichts anderes übrig, als das Land im Oktober 1933 zu parzellieren und unter Aufsicht als Bauland zu verkaufen. Der Verkauf und die spätere Sperrung der Konten der Saberskys geschahen im Rahmen der »Arisierungen«.
Nach dem Krieg sah sich auch die DDR nicht verpflichtet, den Opfern dieser »Arisierungen« ihr Eigentum zurückzugeben. 16 Millionen Antifaschisten hatten sich eben für nichts zu entschuldigen und erst recht niemanden zu entschädigen.
Als der Realsozialismus zusammenbrach, verlangten im Jahr 1991 die Erben der Saberskys die Rückübertragung der enteigneten Grundstücke. Seitdem dauert der Rechtsstreit an. Die Rückgabe wurde mehrmals abgelehnt, bis der Fall schließlich vor das Bundesverwaltungsgericht kam. Es nahm die gesetzliche Vorgabe, dass bei »Veräußerungen eines Vermögensgegenstandes in der Zeit vom 30. Januar 1933 bis zum 8. Mai 1945« von einem »verfolgungsbedingten Vermögensverlust« auszugehen sei, beim Wort und ordnete die Rückübertragung eines Grundstücks an.
Nach dem gleichen Muster wird nun wohl in den verbliebenen rund 700 Fällen in Teltow-Seehof entschieden. Einen von den Erben angebotenen Vergleich, den Anspruch auf die Grundstücke für einen Bruchteil des Wertes abzutreten, nahmen etwa 200 Teltower an, der Rest fühlt sich im Recht und hofft auf die deutsche Justiz.
Seit dem Rechtsstreit mit den Erben der Saberskys stilisieren sich einige Bürger zu Opfern eines unfassbaren Schicksalsschlages. Fast erinnert der Vorgang an die Ereignisse in dem Städtchen Gollwitz im Jahre 1997. In dem brandenburgischen Ort wehrte sich damals die Dorfgemeinschaft gegen den Zuzug jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion und fühlte sich von den Medien ungerecht behandelt.
Die Märkische Allgemeine Zeitung dokumentiert seit einiger Zeit das Unbehagen der Parzellenkämpfer ostdeutscher Prägung in Teltow-Seehof. So würden viele Dorfbewohner beklagen, dass die »Keule Antisemitismus« ausgepackt werde. Teltow-Seehof jedenfalls könne »nicht mehr ruhig schlafen«, sagte ein Dorfbewohner der Zeitung, überhaupt ergäben sich da gewisse Parallelen zu anderen, aktuellen Untaten der Juden. »Was die in Israel mit den Palästinensern machen, machen sie hier mit uns«, zitierte die Berliner Morgenpost einen Dorfbewohner.
Traudel Herrmann, die gleichzeitig Vorsitzende der Bürgerinitiative der vertreibungsbedrohten Hausbesitzer und PDS-Mitglied ist, präsentierte schon vor Jahren bereitwillig, was sie »als Kommunistin« zu dem Sachverhalt zu sagen hat: »Die Saberskys waren Schmarotzer, weil sie Grund und Boden zu Spottpreisen aufkauften und später teuer weiterverkauften.« (konkret, 8/98)
Thomas Schmid (SPD), der Bürgermeister des Ortes, sah in der Demonstration vom Wochenende »eine einzige Provokation« und sann darüber nach, ob es nicht möglich sei, rechtlich gegen die Organisatoren der Demonstration vorzugehen, weil Teile der Bevölkerung Seehofs von den Antifas als antisemitisch bezeichnet worden seien. Die PDS Potsdam-Mittelmark warf den Antifas in der oben erwähnten Erklärung vor: »In völliger Verkennung der historischen und gesetzgeberischen Tatsachen macht sich die Antifa-Bewegung jetzt zum Handlanger einer bundesdeutschen Politik, die dieses neue Unrecht verursacht hat.« Mit Unrecht ist hier allerdings nicht die »Arisierung« jüdischen Eigentums gemeint, sondern das nach der Wiedervereinigung geltende Prinzip »Rückgabe vor Entschädigung«.
Die Mehrheit in Teltow-Seehof, unabhängig von parteipolitischen Einstellungen, steht dem Versuch entgegen, wenigstens einen Teil des Unrechts »wiedergutzumachen«. Die Stadtverordnetenversammlung rief die Seehofer in der vorigen Woche auf, »sich von selbst ernannten Demonstranten gegen Antisemitismus nicht provozieren zu lassen«. Die Stadtverordneten würden weiterhin versuchen, verträgliche Lösungen für alle Beteiligten zu finden. Das Vorgehen der Antifas sei »frei von jeder Sachkenntnis und ersichtlich auf Diskriminierung und Krawall ausgelegt«, sagte der Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung, Rolf-Dieter Bornschein.
Zum Krawall kam es am Samstag jedoch nicht, wohl auch dank der Polizei, die die Demonstranten und die aufgebrachten Bürger vorsorglich voneinander entfernt hielt. Christina DeClerq von der Antifa Nordost, die die Demonstration organisiert hatte, sagte, die Reaktion der Bevölkerung habe gezeigt, wie »wie wichtig und richtig« es gewesen sei, in Teltow-Seehof zu demonstrieren. Nach der Demonstration kehrte schnell wieder Ruhe ein in dem Ort, der irgendwie so ist wie viele andere in diesem Land.
Antirassismus zur Chefsache gemacht
Die von der Stadt und der Camino gGmbH vor zwei Jahren gegründete Servicestelle gegen rechte Gewalt stellt ihre Arbeit ein. Die Förderung läuft aus. Mit jährlich 40 000 Euro hat das Bundesprogramm Entimon zwei Halbtagsstellen und eine studentische Hilfskraft finanziert, die die
Aktivitäten von 80 Vereinen und Einrichtungen, die sich in Potsdam gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewalt einsetzen, koordinierten. Man habe sich als unabhängiger Berater gesehen, erklärte Servicestellen-Mitarbeiterin Esther
Lehnert. Gestern dankte Oberbürgermeister Jann Jakobs ihr und Ingo Siebert. Jakobs erinnerte an den Anschlag auf den jüdischen Friedhof 2001 und an den lokales Aktionsplan für Demokratie und Toleranz, den die Stadtverordneten zu
erarbeiten beschlossen hatten. Es sei damals sehr wohl diskutiert worden, ob sich ein solcher Plan für eine Stadt empfiehlt, in der weit weniger Übergriffe als anderswo zu verzeichnen sind. Die Entscheidung war richtig, so Jakobs. Die Öffentlichkeit sei für Themen wie Rassismus und rechte Gewalt
sensibilisiert; immer wieder hat sie Stellung bezogen. Das sei auch ein
Verdienst der Servicestelle.
In Potsdam kann man über Rechtsextremismus diskutieren, “ohne gleich als Nestbeschmutzer dazustehen”, erklärte Siebert. Das sei beileibe nicht in allen Städten so. Potsdam demonstriere politischen Willen. Man spüre, dass
nicht nur Initiativen und Einrichtungen wie Schulen, Jugendhilfe und Sport, Antifa, Hochschulen und Wohnungsfirmen, sondern auch Oberbürgermeister und
Fraktionen die Angelegenheit zur Chefsache gemacht haben, so Siebert. Das müsse beibehalten werden. Das Ringen um ein demokratisches, weltoffenes Klima brauche langen Atem; Feuerwehraktionen helfen wenig, so Lehnert. Ihrer
Einschätzung nach ist Alltagsrassismus auch in Potsdam präsent: “Die Stadt macht da keine Ausnahme.”
Beendet die Servicestelle ihre Arbeit, übernehmen andere Einrichtungen die Aufgaben. Die Sicherheitskonferenz der Stadt koordiniert künftig die Initiativen in Potsdam, auch das Jugendamt wird eingebunden, sagte Jakobs. Der Bereich analysiere derzeit in einer Umfrage, wie sich Rechtsextremismus heute in Jugendklubs darstellt, sagte Jugendamtsleiter Norbert Schweers. Die rechte Szene habe sich gewandelt und weitgehend aus den Jugendklubs
zurückgezogen.
Die finanzielle Hilfe für Projekte liegt künftig in den Händen eines Bürgervereins, der den Aktionsfonds für Toleranz und Demokratie verwaltet. Mit 3200 Euro daraus hatte die Servicestelle bislang 20 Projekte unterstützt. Nach einem Benefizkonzert beläuft sich der Etat jetzt auf 600 Euro.
BÄRENKLAU — Verfassungsfeindliche Symbole sind am Wochenende auf Geräte und Gebäude einer Firma in Bärenklau geschmiert worden. Über den Vorfall hat gestern die Polizei informiert.
Ein Mitarbeiter der Beräumungsfirma, die Am Elsgraben ihren Sitz hat, hatte am Montagmorgen festgestellt, dass der zwei Meter hohe Zaun des Betriebsgeländes durchtrennt und eine Lagerhalle aufgebrochen war.
Die verfassungsfeindlichen Schmierereien waren von mehreren Tätern mit roter Farbe auf Arbeitsmaschinen und Wände gesprüht worden. Der Zeitraum muss zwischen Freitagnachmittag und Montagvormittag liegen. Noch sind die Täter nicht bekannt. Aber das Bärenklauer Firmengelände wurde kriminaltechnisch auf Spuren untersucht. Die Kriminalpolizei Oranienburg ermittelt noch.
Hinweise zu auffälligen Personen und Fahrzeugen auf und in der Nähe des Geländes nimmt die Kripo der Polizeiwache Oranienburg unter der Telefonnummer 03301/85 11 01 entgegen.
Gegen rassistische Abschiebung!
(Anarchistischer Gewerkschafter auf Indymedia) Heute fand eine Demo von ca 70 ImmigrantInnen (vom deutschen Staat als AsylbewerberInnen gebrandmarkt) und protestierten in Berlin gegen die geplante Massenabschiebung Anfang Mai nach Togo!
Heute um 14 Uhr etwa setzte sich ein Demozug von 70 bis 100 DemonstrantInnen. Fast alles ImmigrantInnen vom Alexanderplatz aus über Karl-Liebknecht-Strasse — Unter den Linden bis Friedrichstraße eine Wende und zurück bis zum Stadtschloss (Palast der Republik) und in die Strasse zum Auswärtigen Amt rein!
Gefordert wurde die sofortige Freilassung aller in Abschiebehaft befindlicher Menschen, sofortiger Abschiebestopp und den Stopp von Schilys, Fischers und Schröders rassistischen Gesetzen. Der eigentliche Grund der Demonstration in Berlin-Mitte war aber der “Tag der Unabhängigkeit von Togo” am 27. April und gegen den dort Herrschenden Diktator, dessen Regime nicht nur Menschen foltert und ermordet, sondern auch noch mit Deutschland kollaboriert.
Wir zogen durch die Strassen und riefen: “STOP, STOP, STOP — Stop Schilys racist laws!” und “Abschiebung ist Folter, Abschiebung ist Mord!”, ausserdem “Residenzpflicht abschaffen, rassistische AUSLÄNDERGESETZE abschaffen, Schröder abschaffen…”
Wir — selber spontan zugestossen — sahen wie andere auch sich spontan beteiligten. Und so gab es doch noch ein paar die nicht unmittelbar von der drohenden Abschiebung betroffen sind. Denn trotz der Kenntnisse des Auswärtigen Amt über Morde und Folterung oppositioneller Gruppen in Togo durch den Staat hat die Bundesregierung Deutschland extra ein Flugzeug gechartert um die wehrlosesten der wehrlosen: die sogenannten “Asylbewerber“Innen am Anfang Mai direkt in den Togo abzuschieben. Ob die Bundesregierung bei der offiziellen Begrüssung in Togo dabei sein wird hat sie noch nicht bekanntgegeben!
Für eine klassenlose anarchistische Welt!
(Inforiot) Zu der Demo hatten auch Brandenburgische Antirassistische Initiativen aufgerufen. Zeitgleich zur Demonstration war ein aus Togo stammender Flüchtling vom Abschiebegefängnis über den Flughafen Tegel gen Togo deportiert worden.
Utopia e.V. und die Plattform gegen Rechts laden ein zur Infoveranstaltung
Dienstag, 11. Mai, 19:30 Uhr, Haus der Künste (Lindenstraße 4 – 7) in Frankfurt (Oder)
Der Märkische Heimatschutz ist eine der umtriebigsten und gefährlichsten Neonazizusammenschlüsse in Brandenburg. Nach außen präsentiert sich die Kameradschaft als biedere Interessenvertretung „national gesinnter“ Jugendlicher. Bei genauerer Betrachtung tut sich ein Sumpf aus Gewalt, Antisemitismus und Rassismus auf.
Rassismus und Rechtsextremismus sind nach wie vor aktuelle Probleme in Brandenburg. Um dagegen aktiv zu werden, ist Wissen über Strukturen und Aufbau der rechtsextremen Szene notwendig. Die Veranstaltungsreihe erläutert aus antifaschistischer Sicht Organisation, Aktivitäten und Ideologie der Kameradschaft M.H.S., die exemplarisch für Kameradschaften in der gesamten Bundesrepublik steht. Nicht erst seit dem gescheiterten Verbotsverfahren gegen die NPD spielt die Organisation rechter Strukturen in „Freien Kameradschaften“ eine große Rolle. Eine solche Vernetzungsstruktur bildet einen juristisch wenig angreifbaren Rahmen, in dem Neonazis unabhängig agieren können und so die Möglichkeit haben, eine (Straßen-) Politik zu machen, zu der rechte Parteien nicht im Stande sind.
Diese Veranstaltung ist die siebente in einer Reihe, die vorher u.a. schon in Oranienburg, Strausberg und Bernau auf großes Interesse bei zivilgesellschaftlichen Kräften stieß.
Mitglieder und Sympathisanten des Märkischen Heimatschutzes und anderer rechtsextremer Organisationen sind zu dieser Veranstaltung nicht eingeladen. Sie sind unerwünscht. Ihnen wird der Zutritt zu der Veranstaltung verweigert werden.
Diese Pressemitteilung ist abrufbar unter: www.indyoder.org.
Demonstration gegen alle Formen von Gewalt gegen Migranten gegen rechte Gewalt gegen Rassismus
04. Mai, 16 Uhr, Dresdener Platz, Frankfurt (Oder)
Flüchtlinge leben unter besonderen Bedingungen in Deutschland, in Brandenburg und auch in Frankfurt (Oder). Die Residenzpflicht schränkt sie in ihrer Bewegungsfreiheit ein, sie erhalten Gutscheine statt Bargeld für ihre Besorgungen, sie dürfen in der Regel nicht arbeiten etc.
Neben den gesetzlichen Einschränkungen unterliegen MigrantInnen zusätzlich gewalttätigen Angegriffen, die sich monatlich in vielen deutschen Städten, z.B. in Jüterbog, Strausberg, Henningsdorf und in Frankfurt (Oder) wiederholen. Einige von denen endeten auch schon tödlich. Staatliche Stellen, lokale Presse und Polizei aber verdrehen nicht selten die Tatsachen der rassistischen Angriffe. Angegriffene MigrantInnen werden dabei zu TäterInnen erklärt.
Am 04. April 2004 wurden in Frankfurt (Oder) zwei Flüchtlinge von acht offensichtlich rechtsgerichteten Männern und Frauen angegriffen. Einer der beiden Flüchtlinge wurde so massiv zusammengeschlagen und verletzt, dass er zehn Tage im Krankenhaus behandelt werden musste.
Wir wollen die Gesellschaft und die internationale Gemeinschaft darüber informieren, was passiert. Flüchtlinge brauchen Schutz, weil ihre Leben in Gefahr sind.
Mit der Demonstration prangern die Flüchtlinge die Passivität der Zivilgesellschaft, die Halbherzigkeit der verantwortlichen staatlichen Stellen sowie die Gewalt und die tödliche Brutalität von denen an, in deren Weltbild sie nicht zu passen scheinen.
Wir laden alle, die gegen alle Formen von rassistischen Angriffen, Isolation, Erniedrigung, Demütigung, Ausschluss sowie Diskriminierung von MigrantInnen sind, zu dieser Demonstration ein.
Diese Presserklärung ist abrufbar unter: www.indyoder.org.
Donnerstag den 29. April um 18:00 Uhr im „Offi“ in Bad Freienwalde
Der Märkische Heimatschutz ist eine der umtriebigsten und gefährlichsten Nazizusammenschlüsse in Brandenburg.
Nach außen präsentiert sich die Kameradschaft als biedere Interessenvertretung „national gesinnter“ Jugendlicher, bei genauerer Betrachtung tut sich ein Sumpf aus Gewalt, Antisemitismus und Rassismus auf.
Diese Infoveranstaltung ist die Sechste in einer Veranstaltungsreihe, welche vorher schon in Oranienburg, Neuruppin, Berlin, Strausberg und Bernau auf großes Interesse bei zivilgesellschaftlichen Kräften stieß. Organisiert wird sie vom Demokratischen Jugendforum Brandenburg e.V. (DJB), welches in Brandenburg nicht zuletzt durch Aktion Noteingang und Aktion Analyse bekannt geworden ist.
Diese Veranstaltungsreihe erläutert aus antifaschistischer Sicht Organisation, Aktivitäten und Ideologie der Kameradschaft M.H.S. welche exemplarisch für Kameradschaften in der Bundesrepublik ist.
Nicht erst seit dem gescheiterten Verbotsverfahren gegen die NPD spielt die Organisation rechter Strukturen in „Freien Kameradschaften“ eine große Rolle. Eine solche Vernetzungsstruktur bildet einen juristisch nicht angreifbaren Rahmen, indem sie unabhängig von Anzeigen und Verfahren agieren können und so die Möglichkeit haben die (Straßen-)Politik zu machen, für die rechte Parteien nicht im Stande sind.
Mitglieder und Symphatisanten des Märkischen Heimatschutz und anderer rechtsextremer Organisationen sind auf dieser Veranstaltung keine geladenen Gäste und darüber hinaus auch unerwünscht, daher wird ihnen der Zutritt verweigert.
Ordnungsliebe oder ‑wahn?
(MOZ, Jens Sell) Strausberg. Die gärtnerische Umgestaltung der Liegewiese an der Stadtmauer ist fast fertig. Im Auftrag der Sparkasse als Grundstückseigentümer hat die Eggersdorfer Firma Iven Clean hunderte große und kleine Sträucher gepflanzt, Mutterboden angefahren und Wege angelegt.
Hunderte Strausberger engagieren sich für Ordnung rund um den Straussee und auf den Spielplätzen. Jugendliche, die früher hinter der Sparkasse ihre Freizeit verbrachten, sprechen aber schon von “Strausbergs Ordnungswahn” und fordern ungeordnete Plätze für sich in der Stadt.
“Glasscherben — und dein Kind mittendrin?”, fragt ein Aufruf an alle Eltern besonders in der Strausberger Vorstadt provokatorisch. Wer die rhetorische Frage mit Nein beantworte, solle am 1. Mai, 10 Uhr, zum
Arbeitseinsatz auf den Spielplatz gegen-über vom Südcenter in der Vorstadt kommen, um Glasscherben und andere Gefahren für die Kinder wegzuräumen. Gartengeräte sind mitzubringen, bittet namens der Initiatoren Bettina Knorr.
So wie in der Vorstadt gibt es auch im Osten, in der Heinrich Rau-Straße, Mütter, die sich um gefahrlose Spielplätze für ihre Kinder sorgen. Und die
Diskussion bei der Bürgerversammlung am Fichteplatz vor einer knappen Woche machte auch die Sorge der dortigen Anwohner um Sicherheit und Hygiene für spielende Kinder deutlich.
Weil es massive Beschwerden und Anzeigen von Nachbarn des
sparkasseneigenen Grundstücks neben dem Viktoria-Plateau gab, beauftragte das Kreditinstitut eine Strausberger Firma mit der gärtnerischen Umgestaltung. (MOZ berichtete). Zuvor hatte die Sparkasse den jugendlichen Bikern die legale Benutzung der Bahn im Wäldchen im Osten ermöglicht und
versucht, auch für die Skater eine Lösung zu finden — aber, wie Jugendliche monieren, alles schön weitab vom Stadtzentrum und der Hauptgeschäftsstelle. Das brachte jene Jugendlichen auf den Plan, die weder biken noch skaten, sondern auf der Liegewiese am Straussee “abhängen” wollen, wie sie es selber nennen. Vergangenen Freitag
demonstrierten sie vor der Sparkasse als neu gegründeter Jugendverein, der das Areal zu seinem Eigentum erklärte und allen “über 30” den Zugang verwehrte. Mit ihrem Straßentheater wenden sie sich dagegen, dass die
wenigen öffentlichen Grünflächen in Strausberg “… im Sinne von Ordnung und Sauberkeit umgestaltet werden”. Es sei “nicht hinnehmbar, wenn gemütliche grüne Ecken in ungemütliche Betonflächen umgewandelt werden”.
Als Beispiele nennen sie den Fichteplatz, das Areal der Sparkasse und den Fischerkietz mit seinem wenig benutzten Spielplatz. Joachim Nieradt von der Sparkasse machte deutlich, dass das Verhalten der Jugendlichen selbst
zu dieser Umgestaltung geführt habe. Als ihm Ch. L. von der Jugendgruppe vorhielt, es habe tätliche Übergriffe eines Nachbarn gegen einen unschuldigen Jugendlichen gegeben, machte er klar: “Das Letzte, was wir akzeptieren, sind Aggressionen. Wenn Sie Opfer von Gewalt geworden sind,
müssen Sie Anzeige erstatten.” Passanten sprachen mit den Jugendlichen. Doch vielleicht hätten manche von denen die Bierflasche aus der Hand legen sollen.