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«Ich gehe hier ausgesprochen ungern weg»

An Rolf Wis­chnath kam man nicht vor­bei. Für die einen war der Cottbuser
Gen­er­al­su­per­in­ten­dent eine moralis­che Instanz, weil er sich in
gesellschaftliche Debat­ten ein­mis­chte. Für andere war er, ger­ade weil er
sich nicht auf die The­olo­gie beschränk­te, eine Reiz­fig­ur. Jet­zt ver­lässt er
die Lausitz. Eine schwere Krankheit zwingt den 56-Jähri­gen in den
vor­läu­fi­gen Ruh­e­s­tand. Mor­gen wird er in der Cot­tbuser Oberkirche offiziell
verabschiedet. 

«Ich gehe hier aus­ge­sprochen un gern weg» , sagt Rolf Wis­chnath und sein
Blick wan­dert aus dem Fen­ster des Win­ter­gartens hin­aus in die
Früh­jahrssonne. Noch ein paar Wochen, dann kommt der Möbel­wa­gen für den
Umzug der Fam­i­lie nach Güter­sloh. Zu vie­len Men­schen hier in der Region habe
er inzwis­chen eine so große Nähe entwick­elt. «So viele persönliche
Abschiede, die eigentlich notwendig wären, kann man gar nicht aushalten» ,
sagt er. 

Acht Jahre lang stand Rolf Wis­chnath als Gen­er­al­su­per­in­ten­dent an der Spitze
des Kirchen­spren­gels Cot­tbus. Der reicht von Sen­ften­berg über den Spreewald
bis nach Zossen bei Berlin und bis zum Oder­bruch. Im Feb­ru­ar 2003 warf ihn
eine schwere psy­chis­che Erkrankung völ­lig aus der Bahn. Seit dem ist er
nicht arbeits­fähig und weil er nicht weiß, ob und wann er ein­er beruflichen
Belas­tung wieder stand­hält, geht er jet­zt in den einst­weili­gen Ruhestand. 

Rolf Wis­chnath hat die Öffentlichkeit nie gescheut. Dass sich der Ausbruch
sein­er Krankheit auch unter den Augen der Öffentlichkeit abspielte, war ein
tragis­ch­er Zufall. Ein Stre­it zwis­chen ihm und der Kirchenleitung
Berlin-Bran­den­burg über den Umgang der Kirche mit einem vermeintlichen
Stasi-Ver­dacht gegen den aus West­falen stam­menden Geistlichen, führte zum
Aus­bruch sein­er Erkrankung. «Ein anderes Ereig­nis hätte das auch auslösen
kön­nen» , sagt Wis­chnath heute rückblickend. 

Zwei Monate nach dem öffentlichen Stre­it legte der Präs­es der Syn­ode der
Evan­ge­lis­chen Kirche Deutsch­land, Jür­gen Schmude, einen Bericht vor, wonach
der Ver­dacht gegen Wis­chnath eben­so unbe­grün­det gewe­sen sei, wie dessen
Vor­würfe gegen die Kirchen­leitung. Wis­chnath bedauerte sein Ver­hal­ten, das
von sein­er psy­chis­chen Erkrankung geprägt wor­den war. In zwei Punk­ten hält
der The­ologe jedoch noch heute an sein­er Auf­fas­sung fest. Die Kirchenleitung
hätte ihn, als der Ver­dacht aufkam, gle­ich ein­wei­hen müssen und hätte sich
keinen Rat beim Ver­fas­sungss­chutz holen dür­fen. Für die Kirche müssten
Kon­tak­te zum Geheim­di­enst, egal zu welchem, generell tabu sein. 

Nach The­olo­gi­es­tudi­um und kirch­lich­er Arbeit in Nor­drhein-West­falen war
Wis­chnath 1990 Pfar­rer in Berlin gewor­den. Fünf Jahre später kam er nach
Cot­tbus. «Span­nend und anstren­gend» sei die Zeit in der Lausitz gewesen,
sagt er. Weil den Men­schen schwere Verän­derun­gen bei der Gestal­tung der
deutschen Ein­heit zuge­mutet wur­den, es aber span­nend war, diese Einheit
mitzugestal­ten. Beein­druckt haben ihn auch die ostdeutschen
Lebens­geschicht­en, mit denen er kon­fron­tiert wurde. «Das hat mein Bild von
der DDR rig­oros verän­dert» , sagt Wis­chnath. Früher habe er geglaubt, die
DDR sei reformier­bar gewe­sen. Erst in der Lausitz habe er gel­ernt, wie
mar­o­de und wie men­schen­ver­ach­t­end sie gewe­sen sei. Einem traditionellen
Linken wie Wis­chnath muss das schw­er gefall­en sein. Bis Novem­ber 2001 war er
SPD-Mit­glied, als junger Mann Mit­glied im Sozial­is­tis­chen Hochschul­bund und
in der kirch­lichen Friedens­be­we­gung. In diesem Zusam­men­hang war er öfter in
die DDR gereist. 

«Mein Leben hier in der Lausitz hat ins­ge­samt eine Dichte gehabt, das hätte
ich im West­en nie gehabt» , sagt Rolf Wis­chnath, der diese Dichte auch
dadurch erzeugte, dass er sich ein­mis­chte. Dabei, so ver­sichert er, habe er
sich fast immer von den Gemein­den in seinem Kirchen­spren­gel unterstützt
gefühlt. Eine Aus­nahme vielle­icht sein über Essays im Mag­a­zin “Spiegel”
aus­ge­tra­gen­er Dis­put mit dem dama­li­gen Berlin­er Innense­n­a­tor und jetzigen
Bran­den­burg­er Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU). Das The­ma damals: die
Abschiebung von Asyl­be­wer­bern. Wis­chnath hat­te infrage gestellt, ob
Schön­bohm ob sein­er Aus­län­der­poli­tik noch zum Abendmahl zuge­lassen werden
dürfte. Bei einem kurz darauf stattge­fun­de­nen Gespräch in Cot­tbus, so
ver­sich­ern heute bei­de, habe sich per­sön­lich­er Respekt vor einander
entwick­elt. Das hielt Wis­chnath nicht davon ab, auch in den fol­gen­den Jahren
immer wieder mit Schön­bohm kon­tro­vers über Kirchenasyl, Abschiebung und
andere Fra­gen des Umgangs mit Flüchtlin­gen zu d isku­tieren. «Ich rechne ihm
hoch an, dass er kür­zlich gesagt hat, wir seien oft ander­er Mei­n­ung, aber
eines Glaubens» , fasst Wis­chnath ihr Ver­hält­nis zusammen. 

Auch über die Ziel­rich­tung und die Auf­gaben des brandenburgischen
Aktions­bünd­niss­es gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Fremdenfeindlichkeit,
dessen Vor­sitzen­der Wis­chnath seit 2000 war, stritt er mit Schön­bohm. Im
Nach­hinein, so der Kirchen­mann, frage er sich, ob es richtig war, so viel
Mühe und Zeit darin zu investieren: «Ich bin skep­tisch, ob wir damit
wirk­lich eine Bewusst­sein­sän­derung erre­icht haben oder ob nicht Schönbohm
recht hat­te, der sagte, dass hier das Schw­ert des Rechtsstaates geschwungen
wer­den müsse.» 

Schön­bohm dage­gen sagt, dass Wis­chnath immer wieder die Bedeu­tung der
Zivilge­sellschaft betont und dadurch das Aktions­bünd­nis entscheidend
vor­ange­bracht habe. «Er ist ein überzeugter und überzeu­gen­der Gottes­mann, er
war belebend für Bran­den­burg» , so Schön­bohm. Er bedauere sehr, dass
Wis­chnath aus Krankheits­grün­den auss­chei­den müsse. 

Zur Wehmut, die sich für Wis­chnath in den Wegzug aus der Lausitz mischt,
trägt der Abschied vom Cot­tbuser The­ater bei. Speziell das Musik­the­ater sei
für ihn immer ein Ort der Freude und Entspan­nung gewe­sen. In Güter­sloh, dem
Geburt­sort des Geistlichen, wird er mit sein­er Fam­i­lie in sein Elternhaus
ziehen. Dort dauer­haft untätig zu sein, kann er sich nicht vorstellen: «Ich
hoffe, dass ich in irgen­dein­er Form noch mal ein kirch­lich­es Amt bekommen
kann, wenn mein Gesund­heit­szu­s­tand das zulässt.» 

Den Lausitzern wün­scht Wis­chnath, dass es mit und nach der EU-Osterweiterung
einen wirtschaftlichen Auf­schwung in der Region geben möge.

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Angekommen in der Lausitz

Noch immer kom­men jedes Jahr tausende Fam­i­lien aus Rus­s­land und Kasachstan
als Spä­taussiedler nach Deutsch­land. Jahrzehnte, zwei, drei, vier
Gen­er­a­tio­nen liegen zwis­chen ihren deutschstäm­mi­gen Ver­wandten hier zu Lande
und den Neuankömm­lin­gen. Ihre Inte­gra­tion ist schw­er. Fam­i­lie Wolf aus Forst
hat es geschafft, vor allem durch eigenes Zutun. 

Manch­mal ruft Lil­ia Wolf (43) nach Wladis­law und Wjatsches­law, wenn sie von
ihren großen Söh­nen Wern­er (17) und Wal­ter (16) etwas will. So hießen die
bei­den Jungs, als die Fam­i­lie, zu der noch Ehe­mann Valerie (62) und das
Nesthäkchen (12) mit gle­ichem Namen gehören, im Novem­ber 1994 aus Omsk nach
Deutsch­land über­siedelte. «Ich habe nun ein­mal zwei Mut­ter­sprachen, deutsch
und rus­sisch. Da passiert das ein­fach spon­tan. Die läng­ste Zeit in meinem
Leben habe ich bish­er schließlich in Rus­s­land ver­bracht» , sagt Lilia. 

Ihre neuen Namen haben die Jungs erhal­ten, «weil die rus­sis­chen hier einfach
schw­er auszus­prechen sind» . Dass auch Lil­ia Wolf ihren Vor­na­men ändern
musste, lag dage­gen an der deutschen Bürokratie. Ihre Geburt­surkunde lautet
näm­lich auf «Lil­i­ja» . Einen solchen Vor­na­men mit «j» , so befan­den die
Behör­den, gebe es in Deutsch­land nicht. Also wurde die Lil­i­ja zur Lilia. 

Andere, größere Schwierigkeiten

Gemessen an manch anderem Neuen war das für sie eher von geringer Bedeutung.
Viele Schwierigkeit­en, die Aussiedler nach ihrer Ankun­ft in dem vom
Hören­sagen «gelobten Land» haben, hat­ten auch die Wolfs: den schwierigen,
unge­wohn­ten Umgang mit Behör­den, das Suchen nach dem neuen Zuhause, nach
ein­er Arbeit, das Auskom­men mit dem Über­brück­ungs­geld, das zunächst viel
erschien im Ver­gle­ich zu dem, was sie im west­si­birischen Omsk hat­ten und das
im All­t­ag in Deutsch­land dann gar nicht mehr so viel war. 

Einen Nachteil hat­te Lil­ia Wolf, auch im Ver­gle­ich zu ihrem Mann Valerie,
allerd­ings nicht: Die man­gel­hafte Beherrschung der deutschen Sprache. «Das
Schick­sal hat mir und meinen bei­den Geschwis­tern ein großes Geschenk
gemacht» , sagt sie und blickt zurück: Bei­de Großväter und Großmüt­ter haben
den Krieg über­lebt. Das gab es kaum in ein­er anderen Fam­i­lie in Russland.
Die Großel­tern haben nur deutsch gesprochen. Sie hat­ten Büch­er, Zeitungen,
die Bibel in ihrer Sprache. “Wir haben gemein­sam deutsche Lieder gesungen
und den Märchen unser­er Großmüt­ter gelauscht. So sind auch meine Kinder
aufgewach­sen”, erzählt die zier­liche, schwarzhaarige Frau. 

Kinder reden heute akzentfrei

Kein Wun­der, dass Wern­er, Wal­ter und Valerie sich heute akzent­frei mit ihren
Forster Mitschülern auf dem Gym­na­si­um, mit Fre­undin­nen und Fre­un­den im
Tanzs­portk­lub «Rose» in Forst oder in der Musikschule unter­hal­ten können.
Denn die Wolfs wohnen nicht nur seit Feb­ru­ar 1995 in der Rosen­stadt, sondern
sie sind auch angekom­men in der neuen Gesellschaft. Vor allem, weil sie ihr
neues Leben selb­st in die Hand genom­men haben. 

Vor gut fünf Jahren haben sie mit Gle­ich­gesin­nten den Tanzs­portk­lub «Rose»
Forst e. V. gegrün­det. Lil­ia ist die Vor­sitzende, Valerie Senior der
Sport­wart. Wern­er, der Älteste, tanzt inzwis­chen in der Son­derk­lasse im
Turnier­tanzs­port, Wal­ter und Valerie gehören in ihren Alter­sklassen zur
tänz­erischen Elite der Bun­desre­pub­lik. Die Klavier spie­len­den Söhne haben
zudem zweimal am Lan­deswet­tbe­werb «Jugend musiziert» teilgenom­men. Lil­ia und
Valerie geben Tanz­train­ing für Klub­mit­glieder in Forst, Guben, Grabko, Peitz
und Cot­tbus, ver­di­enen sich damit ihren Leben­sun­ter­halt. Reich wer­den sie
dabei nicht. «Wir leben beschei­den, unser Kon­to ste­ht immer auf Null» , gibt
Lil­ia zu und räumt ein: «Wir kön­nten von Sozial­hil­fe zwar nicht bess­er, aber
ruhiger leben.» 

Bei­des aber wollen die Wolfs nicht. Sie sind, wie viele andere Aussiedler
auch, nach Deutsch­land gekom­men, weil «die Kinder eine gute Bil­dung und eine
vernün­ftige Per­spek­tive» haben soll­ten, sagt Lil­ia Wolf, die von Beruf
Lehrerin ist. Diese Chan­cen hat­ten sie in Sibirien nicht, weil das Geld
dafür fehlte. Drei Kinder, drei Kof­fer und 500 Mark waren ihr ganzes Hab und
Gut beim Grenzübertritt. 

Die Wolfs hat­ten keine großen Ansprüche. Nur tanzen, dieser Leidenschaft
nachge­hen, wollte die Fam­i­lie weit­er. «Im Heim in Peitz hat man uns gesagt:
Darum müsst ihr euch selb­st küm­mern.» Sie tat­en es. Als sie nach
Zwis­chen­sta­tio­nen in den zen­tralen und bran­den­bur­gis­chen Auf­nahmestellen für
Aussiedler in Fried­land und Peitz ins Aussiedler­heim nach Bries­nig bei Forst
kamen, liefen Vor­bere­itun­gen für die Niko­laus­feier. Wolfs, die schon in Omsk
im Kul­tur­palast pro­fes­sionell und aus Hob­by getanzt hat­ten, führten spontan
ein kleines Pro­gramm auf. Die RUNDSCHAU berichtete damals. Der Leit­er der
Forster Musikschule las davon. Lil­ia und Valerie Wolf wur­den freiberufliche
Lehrer. Heute leben und arbeit­en sie für den Tanzvere­in, in dem Aussiedler
und Ein­heimis­che, vor allem Kinder und Jugendliche, Hob­by und Leistungssport
nachgehen. 

Emp­fang beim Bundespräsidenten

«Inte­gra­tion durch Sport» , von ein­er Aussiedler­fam­i­lie vor­ange­bracht, da
wird die Poli­tik aufmerk­sam. Bran­den­burgs Min­is­ter­präsi­dent Matthias
Platzeck lud Lil­ia Wolf als Anerken­nung für ihre Arbeit ein, auch
Bun­de­spräsi­dent Johannes Rau bat sie zum tra­di­tionellen Neu­jahrsemp­fang für
ver­di­en­stvolle Bürger. 

Anerken­nung, die auch durch Neid und Ärg­er begleit­et ist. Da gebe es
Vor­würfe, nur die Aussiedlerkinder zu fördern und die heimis­chen Kinder zu
diskri­m­inieren, nen­nt die Tanz­trainer­in als Beispiel. «Die Stelle des
Jugend­warts im Vere­in, die bis vor kurzem unbe­set­zt war, wollte von den
Kri­tik­ern aber kein­er ein­nehmen» , hält sie dagegen. 

Lil­ia Wolf kann unbe­quem sein und hart­näck­ig. Sie hil­ft im All­t­ag, der für
Neuankömm­linge aus Rus­s­land unge­wohnt, manch­mal kom­pliziert ist bei den
vie­len Para­grafen, die das Leben in Deutsch­land regeln, und bei
Behör­dengän­gen, die notwendig sind bei einem Neuan­fang in einem noch fremden
Heimatland. 

Sprache jahrzehn­te­lang unterdrückt

Fam­i­lie Wolf aus Forst hat­te neben eigen­er Courage sich­er auch Glück. «Ich
habe nie gedacht, dass wir mit unser­er kün­st­lerischen Arbeit in Deutschland
was machen kön­nen» , gibt Lil­ia Wolf zu. Prob­leme bei der Inte­gra­tion haben
aus ihrer Sicht viele Ursachen. Das sind die Vor­be­halte der Deutschen gegen
«die Russen» , die noch nicht ein­mal richtig deutsch sprechen könnten.
«Kein­er denkt daran, dass die Sprache jahrzehn­te­lang unter­drückt wurde, nur
noch ein paar Worte übrig geblieben sind» , sagt sie. Die Frau mit dem
asi­atis­chen Teint kann in solchen Fällen nur schw­er ruhig bleiben. 

Sie sieht aber auch viele Ursachen im Ver­hal­ten der Aussiedler selb­st. «Die
Leute erwarten zu viel und bekom­men in Heimen wie in der Guben­er Straße in
Forst dann erst ein­mal einen Schock. Sie bleiben pas­siv, haben keine Arbeit,
warten nur ab. Jugendliche kom­men in Schwierigkeit­en und wer­den kriminell,
weil die Eltern Diszi­plin, Ord­nung und Pflicht­en nicht durch­set­zen.» Und, so
fügt die Forsterin hinzu: «Sie haben keine Hoff­nung, dass sie etwas
erre­ichen können.» 

Lil­ia Wolf, die ja eigentlich Lil­i­ja heißt, und ihre Fam­i­lie wollen ein
Stück Zuver­sicht ver­mit­teln — durch die «Inte­gra­tion durch Sport» , durch
ihre tägliche Hil­fe. Damit Spä­taussiedler wie sie möglichst schnell ihr
Zuhause find­en im Land ihrer Groß- und Urgroßel­tern, das ihre neue Heimat
wer­den soll.

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Jugendliche müssen Wohnung räumen

Lade­burg (MOZ) Es herrscht Auf­bruch­stim­mung im Lade­burg­er Jugendtr­e­ff “Die Woh­nung”. Jes­si­ca und Mar­tin bal­ancieren auf einem Tisch und ver­suchen, Drähte ein­er Lampe aus den Lüsterklem­men zu lösen. Gestern soll­ten die
Jugendlichen den Klub räu­men, er wird geschlossen. 

Das Ende für den Jugend­klub war lange abse­hbar. Einst vom dama­li­gen Bürg­er­meis­ter Ulrich Her­mann als kurzfristige Lösung genehmigt, war die Bleibe an der Bernauer Straße 7 in Lade­burg immer bloß eine Übergangslösung. 

Eigentlich sollte der Klub bere­its im Win­ter geschlossen wer­den, als die Stadtver­wal­tung das Gebäude an die WoBau verkaufen wollte. Damals kon­nte man
sich jedoch eini­gen. Die AWO schloss einen offiziellen Mietver­trag ab und
ver­sicherte die Jugendlichen. Die Stadt genehmigte die Nutzung bis Ende
März, so dass die Jugendlichen wenig­stens über die kalten Win­ter­monate ein
Dach über dem Kopf hat­ten. Fre­undliche Lade­burg­er und eine Brennstofffirma
spende­ten zwei Ton­nen Kohlen (MOZ berichtete).

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Kundgebung, Infos, Konzert gegen die Bundeswehr

Um pünk­tlich 11 Uhr begann am Fre­itag die Job­börse im Paulus-Prae­to­rius Gym­na­si­um. Die Aula war voll und es herrschte eine Erwartungsvolle Stim­mung, denn es wurde mit
Protesten von Anti­mil­i­taris­ten gerechnet. 

Kleine Rück­blende: Im let­zten Jahr fan­den sich direk­te vorm Stand der Bun­deswehr einige Leute ein, die Trans­par­ente gegen die Bun­deswehr hiel­ten und mit Sprechchören für aller­lei Trubel sorgten. 

Dieses Jahr war eine Kundge­bung außer­halb des Gym­na­si­ums angemeldet und deshalb wurde auch schon ordentlich vorge­sorgt. In 2er und 3er Grup­pen liefen Bullen
Streife ums und auch im Gebäude herum. 

Nun nach eini­gen rel­a­tiv ermüdi­gen­den Begrüßungsre­den ging es dann los, doch nichts von Protesten zu sehen. Für 14 Uhr war eine „Mah­nwache“ direkt gegenüber vom Hauptein­gang der Schule angemeldet. Dreis­ter Weise bezo­gen Bullen mit Kam­eras in der Schule (!) Stel­lung und filmten aus dem Gebäude her­aus die Leute ab. Ausser­dem stand direk­te am Ort der
Kundge­bung eine Wanne mit Kam­era auf dem Dach. 

Trotz alle dem fan­den sich ca. 10 Leute mit Info­tisch und Musikan­lage dort ein und began­nen aufzubauen. Als dann endlich der Straßen­lärm unter den Klän­gen der Musik
ver­s­tummte und die Bullen bemerk­ten das ihre Fil­mak­tio­nen abso­lut über­flüs­sig sind, waren alle glück­lich und zufrieden. 

In der Zeit bis zur Kundge­bung um 16.30 Uhr wur­den aller­hand Fly­er und Info­ma­te­r­i­al unter die Leute gebracht und viel mit inter­essierten Pas­san­ten disku­tiert während die Schule kon­stant mit net­ter Musik beschalt wurde. Zur Kundge­bung fan­den sich ca. 50–60 haupt­säch­lich junge Leute ein. 

Die Red­ner waren sehr unter­schiedlich und reicht­en vom jun­gen kämpferischen Schüler bis zum erfahren­em Poli­tik­er. Es wurde unter anderem auch direkt Kri­tik am Schulleit­er geübt, der sich hof­fentlich ordentlich ans Bein gepisst gefühlt hat. 

Am Sam­stagabend fand dann noch ein Konz­ert im GUrken­WAss­er statt, welch­es sehr gut besucht war, um nicht zu sagen das es war rammelvoll.

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Anti-Antifa ab in die Dunkelkammer!

Kommt zahlre­ich zum näch­sten Prozesstag nach
Potsdam!

Let­ztes Jahr im März griff eine Gruppe von Nazis einen 17 jähri­gen Linken am Bahnhof
Rehbrücke an. Der Antifaschist wurde mit einem Totschläger auf den Kopf gehauen,
getreten und schließlich war­fen die Nazis ihn noch auf die Gleise. Nur die
Ver­spä­tung eines Zuges ver­hin­derte, dass es erneut ein Todes­opfer gegeben hat.
Im Feb­ru­ar 2004 wurde der Haupt­täter Heiko Groch zu sechs Jahren Haft verurteilt.
Am Mon­tag ste­ht nun der zweite Pots­damer Nazi, Enri­co Paul, vor Gericht.
Der let­zte Prozess hat viel Wirbel erzeugt. Zum Umfeld der Täter gehört
offen­sichtlich auch die immer dreis­ter auftre­tende Anti- Antifa Pots­dam. So wurde
beim let­zten Prozess ver­sucht Fotos von Antifas zu machen.
Aber auch die Pots­damer Linke zeigte Präsenz beim Prozess. Es wurde erfolgreich
geschafft die Sym­pa­thisan­ten der Täter zu vertreiben, so dass der Angreifer Heiko
Groch dann allein und ein­sam das Urteil ent­ge­gen nehmen musste. 

Zu schade! Ver­suchen wir wieder den Nazis die Plätze wegzunehmen, uns nicht
ein­schüchtern zu lassen! 

Anti- Antifa hahaha!

Am Mon­tag, den 5. April 2004 um 9.30 Uhr am Amts­gericht Pots­dam, Hege­lallee 8.

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Einopfern gilt nicht — keine Träne für Potsdam”

Die deutsche Opfermytholo­gie entzaubern!

»> Mi 14.4. Kundgebung

17:30 Uhr Pots­dam, Am Alten Markt

anläßlich des 59. jahrestages der Bom­bardierung Potsdams 

»> Mi 14.4. Veranstaltung

“Von Brän­den, Kreb­s­gän­gen, Vertreibungen …

Die Selb­stin­sze­nierung der Deutschen als Opfer”

mit Erich Später (u.a. Konkret) und Mar­tin Blumentritt

19:30 Uhr FH Pots­dam, Am Alten Markt 

»> Do 15.4. Ausstellungseröffnung

“Alli­ierte Flug­blät­ter über Potsdam”

18 Uhr im “Chamäleon e.V.”, ab 19 Uhr Film

Her­mann-Elflein-Str. 32, Potsdam

Ausstel­lung ist bis 24.4. Do-So 14–18 Uhr geöffnet 

Organ­isiert von Antifa Aktion Pots­dam in Koop­er­a­tion mit
AG Anti­ras­sis­mus an der Uni­ver­sität Potsdam. 

Nähere Infor­ma­tio­nen ab dem­nächst unter

aapo.info

Aufruf

Keine Träne für Potsdam!

Die deutsche Opfermytholo­gie entzaubern! 

In der Nacht vom 14. auf den 15. April jährt sich zum 59. Mal die
Bom­bardierung Pots­dams durch die britis­chen Roy­al Air Force. Innerhalb
von zwanzig Minuten wur­den etwa 4.000 Bomben abgeworfen.
Über diesen Angriff wie über alle anderen tatkräfti­gen Beiträge zum Sieg
über Deutsch­land freuten sich die dort einge­set­zten Sklave­nar­beit­er, die
weni­gen ver­steck­ten Juden und alle Antifaschis­ten weltweit. Nicht
gefreut hat sich die deutsche Durch­hal­tege­mein­schaft, und auch die
Zivilge­sellschaft der Berlin­er Repub­lik mag zu den Jahresta­gen der
Bom­bardierun­gen keine Feier­stun­den abhal­ten, son­dern trauert. Und das
ist aus ihrer Per­spek­tive auch fol­gerichtig, denn die völkische
Kor­po­ra­tion, mit der sie sich iden­tisch fühlt, „die Deutschen“, sind
einige Wochen später nicht vom Nation­al­sozial­is­mus befre­it, son­dern mit
diesem mil­itärisch besiegt worden. 

ger­man angst

Lei­d­voll mussten die alli­ierten Trup­pen fest­stellen, dass die deutsche
Bevölkerung und ihr selb­st­gewähltes Regime bis zum Schluss und darüber
hin­aus unver­brüch­lich zusam­men­hiel­ten. Das Bindemit­tel, das sich so
resistent gegen Bomben und Granat­en zeigte, ist der kollek­tive Affekt
gegen Aufk­lärung und Lib­er­al­is­mus, bürg­er­liche Frei­heit und
Indi­vid­u­al­ität, und der Hass gegen deren ver­meintliche Repräsentanten,
die Juden. Diese Abwehr hat ihren Grund nicht in der Ein­sicht darin,
dass der Warentausch die Frei­heit, deren Möglichkeit er in die Welt
geset­zt hat, gle­ichzeit­ig an ihrer Ent­fal­tung hin­dert, son­dern in der
„ger­man angst“ vor der Frei­heit des Sub­jek­ts und der damit verbundenen
Eigen­ver­ant­wor­tung überhaupt. 

Vor die Wahl gestellt zwis­chen der hal­ben Frei­heit und totaler
Unfrei­heit entsch­ieden sich die Deutschen immer spon­tan für die
irgend­wie sicherere Seite der Unfrei­heit. So wun­dert es nicht, dass sie
sich his­torisch stets als Opfer der ihnen aufge­drängten Freiheit
wahrnah­men. Napoleon brachte ihnen den code civile, die Alli­ierten nach
dem I. Weltkrieg den Frieden und nach dem II. die Demokratie, die man
bis heute nicht als Geschenk, son­dern als Strafe empfindet.
Revoltieren die Deutschen, dann gegen das durch den aktuellen Stand der
Pro­duk­tivkräfte jew­eils ermöglichte Maß an indi­vidu­eller Autonomie. In
den „Befreiungskriegen“ vere­inte sie mit dem preußis­chen Obrigkeitsstaat
der Ein­satz gegen Napoleon und die von ihm in den beset­zten Ländern
einge­führten bürg­er­lichen Refor­men. Selb­st die soziale Homogenisierung,
für die man 1918 kämpfte, war nur die gesellschaftliche Einforderung
dessen, was das alli­ierte Trom­melfeuer an den Deutschen durch die
fak­tis­che Ineins­set­zung von Blut und Boden in den Schützen­gräben schon
gewalt­sam vol­l­zo­gen hatte. 

Der Real­itätsver­weigerung nach dem Ersten Weltkrieg folgten
Unver­ständ­nis, Ver­leug­nung und Ver­drän­gung nach dem Zweit­en. Die
Deutschen begrif­f­en ger­ade noch, dass er ver­loren und unter der
Mei­n­ung­shoheit der Besatzer erst mal der Mund zu hal­ten war. Schnell
wurde jedoch klar, dass Deutsch­land nicht von der Karte ver­schwinden und
stattdessen nation build­ing betrieben würde. Rück­blick­end kann dies nur
bed­ingt als gelun­gen beze­ich­net wer­den, denn der Bedarf nach Volksstaat
ist den demokratis­chen For­men offen­sichtlich nicht gewichen.
Gel­ernt hat man aus dem Krieg, dass er ein verabscheuungswürdiges
Ver­brechen gewe­sen war und meinte damit, was man — als Opfer — ganz
unmit­tel­bar von ihm mit­bekom­men hat­te: Bomben­nacht und Vertreibung. 

ger­man frieden

Mit dieser paz­i­fistis­chen deutschen Lehre aus dem „dunkel­sten Kapitel“
ging es während des let­zten Irakkrieges aber­mals gegen die USA und ihre
Ver­bün­de­ten zu Felde: Nie wieder Krieg gegen Faschis­mus! Mit dem
kollek­tiv­en Hass auf die Beseit­iger des anti­semi­tis­chen Killer­regimes im
Irak und der gle­ichzeit­i­gen Verehrung islamistis­ch­er Werwolfkommandos
als „irakische Wider­stand­skämpfer“ kor­re­spondieren im Land der besiegten
Täter die Weigerung, den antifaschis­tis­chen Sieg in Stal­in­grad oder den
D‑Day zu feiern, und die Bejam­merung der ver­meintlich unschuldigen Opfer
von Bombenkrieg und Vertrei­bung sowie die Bewun­derung der eigenen
Resistenz gegen den „West­en“. Der blutrün­sti­gen Beschwörung einer
Massen­ab­schlach­tung der irakischen Zivil­bevölkerung stand ihr
pro­jek­tiv­er Charak­ter deut­lich auf den Luft­bal­lon geschrieben. In ihr
drück­te sich die Aggres­sion aus, die linke und rechte Friedensfreunde
sowie ihre rot­grüne Regierung gegen den „Welt­feind“ umtreibt. Günther
Grass, Bauchred­ner der Schick­sals­ge­mein­schaft, for­muliert es so: „[Es
zeigt sich] in dieser Kriegs­frage, dass die deutsche Erin­nerung an den
let­zten Weltkrieg, bei den ganz alten sog­ar Kind­heit­serin­nerun­gen — der
Vater — an den Ersten Weltkrieg, … all das kommt zusam­men. In solchen
Sit­u­a­tio­nen überträgt sich das auch auf die jün­gere Gen­er­a­tion und hier
ist eine deutsche Ein­heit gegeben. Während wir in anderen Fragen …
ver­schiedene Voten in Ost- und West­deutsch­land haben, ist hier die
Bevölkerung ein­er Mei­n­ung. Und warum soll es das nicht geben, einen
Ein­klang zwis­chen Regierung und Intellek­tuellen und der Masse der
Bevölkerung, der Mehrheit der Bevölkerung? Das ist ja in solchen Fragen
auch wün­schenswert.“ Ja, warum sollte es das eigentlich nicht geben?
Vielle­icht ja deshalb, weil zur Kon­sti­tu­ierung genau dieses Bündnisses
schon zwei Weltkriege ent­fes­selt und sechs Mil­lio­nen Juden ermordet
wor­den sind. 

ger­man gedenken

Fast sechzig Jahre nach der mil­itärischen Zer­schla­gung des deutschen
Faschis­mus ist es in Deutsch­land üblich, nur noch der „eige­nen“ Toten zu
gedenken. Seit die Rote Armee nicht mehr an der Elbe und die GI´s nicht
mehr am Rhein ste­hen und damit der Black­out des Erin­nerns ein Ende hat,
wird in Deutsch­land erin­nert, was das Zeug hält. Allerd­ings gedenken die
Deutschen nicht ihren Opfern, son­dern sich selb­st. Im TV laufen die
Doku­men­ta­tio­nen des Jam­mers rauf und runter, alle dür­fen von ihren
Lei­den bericht­en; der Landser von der „Hölle im Osten“, die ehemalige
KZ-Auf­se­herin von der nächtlichen Schiesserei im Lager. Die Täter dürfen
unkom­men­tiert gle­ich­berechtigt Zeitzeu­gen­schaft able­gen neben ihren
Opfern. Der Krieg wird zur Naturkatas­tro­phe, das Leid ein allgemeines.
Kausal­ität und Ver­ant­wor­tung ver­schwinden oder sind besten­falls noch
Inhalt eines Rand­kom­men­tars. Zur Beschrei­bung „deutschen Lei­ds“ werden
zynisch jene Meta­phern miss­braucht, mit denen die Überlebenden
ver­sucht­en, das Grauen der Ver­nich­tungslager in Worte zu fassen.
Das­selbe geschieht auf einem anderen Schau­platz selbstmitleidiger
Geschichtsfälschung,
der deutschen Gedenkpoli­tik in den ehemaligen
Konzen­tra­tionslagern. Gegen den erk­lärten Willen der überlebenden
Häftlinge wird den Opfern des NS und den Spezial­lager­häftlin­gen der
sow­jetis­chen Besatzungs­macht, von denen nicht wenige dort wegen ihrer
Ver­brechen im NS interniert waren, prak­tisch im Kom­bi­pack „gedacht“.

Neben der total­i­taris­mus­the­o­retis­chen Gle­ich­set­zung von Stal­in­is­mus und
Nation­al­sozial­is­mus ist der intendierte Erfolg das wundersame
Ver­schwinden der Täter.
Gle­ichzeit­ig wird mehr und mehr das „andere Deutsch­land“ entdeckt.
Dessen Grün­der­vater, den Nazi und Anti­semiten Stauf­fen­berg, wird man in
diesem Jahr zu seinem 60. Todestag kon­trafak­tisch zum antifaschistischen
Wider­stand­skämpfer erk­lären und damit schla­gend beweisen, dass es ein
anderes Deutsch­land nie gegeben hat.
Die Stadt Pots­dam möchte ganz vorn mit­mis­chen im Wettstre­it der
Unver­schämtheit­en. Die Laut­stärke der Selb­st­be­wei­n­ung wird dabei
offen­bar nach der Größe der eige­nen Schuld­ver­strick­ung bemessen. Lebhaft
engagiert sie sich für die Ver­triebe­nen­ver­bände, die seit einigen
Monat­en ihren völkischen Irrsinn in Stein gemeißelt auf dem Alten Markt
öffentlichen präsen­tieren dür­fen, betrauert jährlich die Bombardierung
der Stadt und wird die antifaschis­tis­che Zer­störung der Garnisonskirche,
des Sym­bols des preußisch-faschis­tis­chen Bünd­niss­es, wieder rückgängig
machen.
Aber ger­ade Pots­dam und dessen Ein­wohn­er prof­i­tierten maßge­blich von der
Machtüber­gabe an die Nation­al­sozial­is­ten. Nicht nur die wichtige
Funk­tion der ehe­ma­li­gen Kaiser­res­i­denz für pro­pa­gan­dis­tis­che Zwecke
(z.B. den Hand­schlag Hin­den­burgs mit Hitler vor der Garnisonskirche
anlässlich der Ein­wei­hung des neugewählten Reich­stages am “Tag von
Pots­dam”) und die Rolle der UFA als Haupt­pro­duk­tion­sort der
men­schen­ver­ach­t­en­den NS-Het­ze zahlten sich für den Stan­dort aus. Die in
den Jahren der Weltwirtschaft­skrise fast voll­ständig zum Erliegen
gekommene Indus­trie vor allem im dama­li­gen Nowawes sanierte sich bereits
in der Weimar­er Repub­lik aus geheimen Rüs­tungssub­ven­tio­nen z.B. an den
Flugzeugkonz­ern “Ara­do”. Zum Zeit­punkt der Bom­bardierung gab es in
Pots­dam keinen einzi­gen Betrieb, der nicht zur Rüstungsindustrie
gehörte. Pro­duziert wur­den Waf­fen und Waf­fen­zube­hör, Muni­tion und
Fallschirm­sei­de, Feld­lazarette, Flugzeuge, Messin­stru­mente und vieles
mehr. Zur Aufrechter­hal­tung der Pro­duk­tion und des öffentlichen Lebens
sind Zwangsarbeiter/innen einge­set­zt wor­den, die in über 50 kleineren
Lagern in der Stadt unterge­bracht waren. Dass die Pots­damer auch nach
der Nieder­lage Deutsch­lands von der Arisierung jüdis­ch­er Immobilien
prof­i­tierten, lässt sich an den vie­len Häusern und Grund­stück­en ablesen,
um die zum Zwecke der Rück­über­tra­gung immer noch prozessiert wird. 

Opfermythos im Dien­ste der Gegenaufklärung

Die Sehn­sucht der­er, die je indi­vidu­ell an den Verhältnissen
verzweifeln, die sie doch selb­st her­stellen, jeman­den für ihr Scheitern
ver­ant­wortlich zu machen, Namen und Adresse zu benen­nen und schließlich
das kollek­tive Straf­bedürf­nis an ihm zu exeku­tieren ist genuin
anti­semi­tisch. Der Selb­st­wahrnehmung als Opfer, das für sein
höch­steigenes Han­deln nicht ver­ant­wortlich zu machen ist, entspricht die
Fah­n­dung nach den inten­tion­al han­del­nden, ver­schwore­nen Weltenlenkern,
die noch stets mit untrüglichem Instinkt in den USA und Israel
aus­gemacht wur­den. Ist die Frage der Ver­ant­wortlichkeit für das Böse in
der Welt der­art gek­lärt, sind die Mörder aller couleur exkulpiert: am
II. Weltkrieg war Ver­sailles schuld, am Mord des Neon­azis die
Arbeit­slosigkeit und am Selb­st­mor­dat­ten­tat das Elend in der Dritten
Welt. Wer aber hin­ter dem „Schand­ver­trag“, der Arbeit­slosigkeit und dem
Elend der Drit­ten Welt steckt ist anti­semi­tis­ches „All­ge­mein­wis­sen“.
Diese Art ide­al­isiert­er Ver­ant­wor­tungslosigkeit des Sub­jek­ts ist
zutief­st kon­formistisch und damit gege­naufk­lärerisch und
anti­rev­o­lu­tionär. Sie ebnet den Wider­spruch zwis­chen dem
Emanzi­pa­tion­sstreben des Indi­vidu­ums und sein­er fak­tis­chen Unfreiheit
ein und nimmt ihm damit sein rev­o­lu­tionäres Poten­tial. Wer es mit der
Frei­heit hält, muss die fatal­is­tis­che Selb­st­stil­isierung der Men­schen zu
ohn­mächti­gen Objek­ten der Ver­hält­nisse, deren Unwahrheit die Deutschen
nun schon mit mehreren Ver­nich­tungsräuschen bewiesen, rigoros
zurück­weisen. Dass sie der ver­wal­teten Welt des Kap­i­tal­is­mus in
Wirk­lichkeit zunehmend aus­geliefert sind, ent­bindet die Men­schen nicht
von der Ver­ant­wor­tung für eben diesen Zus­tand und die Ver­brechen, die
sie in ihm begehen. 

Der völkisch-revan­chis­tis­chen Besin­nung auf den selbstverliehenen
Opfer­sta­tus ist ein aufgek­lärtes Geschichts­bild ent­ge­gen­zuset­zen, das
sich ausze­ich­net durch einen antifaschis­tisch motivierten, negativen
Bezug auf deutsche Lei­d­kul­tur und anti­mod­erne Volkstümelei.
Es ist trotz völkischem back­lash und zunehmen­dem Antisemitismus
festzuhal­ten an der Möglichkeit und dem Ziel ein­er emanzipierten
Gesellschaft, dem Kom­mu­nis­mus. Dieser allein wäre die praktische
Kon­se­quenz des zivil­isatorischen Imper­a­tivs, dass sich der
Nation­al­sozial­is­mus und Auschwitz nie wieder­holen dür­fen. Seine
Voraus­set­zung ist in der Tat das autonome Sub­jekt, dass sich des
Zusam­men­hangs sein­er Unfrei­heit bewusst wäre und Anspruch erhöbe auf die
Herrschaft über seine Geschicke. Solange dieses jedoch auf sich warten
lässt, ist das Glück zu preisen, dass es inzwis­chen in Gestalt des
jüdis­chen Staates einen bewaffneten Zuflucht­sort für die prospektiven
Opfer para­noi­der Killervere­ine gibt: Israel. 

Die Alli­ierten haben nicht den Kom­mu­nis­mus her­beige­bombt, jedoch
zumin­d­est seine Denkbarkeit und die objek­tiv­en Voraus­set­zun­gen zur
Emanzi­pa­tion in den von Deutschen bewohn­ten und beset­zten Gebieten
wieder­hergestellt. Einen Beitrag dazu leis­tete die Bombardierung
Pots­dams. Diesen Anlass wollen wir auf unser­er Kundge­bung gemein­sam mit
all jenen feiern, für die die mil­itärische Zer­schla­gung des
Nation­al­sozial­is­mus keine Nieder­lage war, son­dern Befreiung. 

Für den glob­al­isierten Kommunismus!

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Moishe Postone gemeinsam lesen

Seit Anfang dieses Jahres gibt es inner­halb der GAG-FfO einen Arbeit­skreis der sich mit dem Buch “Zeit, Arbeit und gesellschaftliche Herrschaft” von Moishe Postone
beschäftigt. 

In zwei­wöchentlichen Abstand tre­f­fen wir uns. Hier­bei sollen grob umris­sen die
Schlag­worte und Frage besprochen werden. 

— Was will uns der Autor damit sagen? 

— Hand­lungsrel­e­vanz, Umset­zbarkeit und Über­set­zbarkeit in aktuelle(n) Auseinandersetzungen 

— Wirk­lichkeits­bezug: Aus­sagen (noch) aktuell oder überholt? 

Bei Inter­esse am Arbeit­skreis bitte an gag@gag-ffo.de wenden

Im fol­gen­den einige Auszüge aus der Ver­lags-Darstel­lung zum Inhalt. 

Eine neue Inter­pre­ta­tion der kri­tis­chen The­o­rie von Marx. Aus dem Amerikanis­chen von
Man­fred Dahlmann, Christoph Sei­dler u.a.

In diesem Buch inter­pretiert Pos­tone die von Marx in seinem Spätwerk entwickelte
kri­tische The­o­rie grundle­gend neu, um die Natur der kap­i­tal­is­tis­chen Gesellschaft
in neu­artiger Weise the­o­retisch erfassen zu kön­nen. Seine Inter­pre­ta­tion der von
Marx analysierten gesellschaftlichen Ver­hält­nisse und Herrschafts­for­men der
kap­i­tal­is­tis­chen Gesellschaft macht es erforder­lich, die zen­tralen Kat­e­gorien der
Kri­tik der poli­tis­chen Ökonomie zu über­denken. Dazu wer­den Begriffe entwick­elt, die
zwei Kri­te­rien genü­gen: Zum einen sollen sie das Wesen und die geschichtliche
Entwick­lung der mod­er­nen Gesell­schaft erfassen, zum anderen soll in ihnen die in
den Sozial­wis­senschaften gängige Dicho­tomie von Struk­tur und Hand­lung bzw.
objek­tiv­en Leben­sum­stän­den und sub­jek­tivem Sinn über­wun­den wer­den. Im Bezug der
Marxschen The­o­rie auf die aktuellen theore­tischen Debat­ten wird nicht nur zu zeigen
sein, inwieweit die Refor­mulierung dieser The­o­rie für die Gegen­wart rel­e­vant ist,
son­dern daß in ihr auch eine grund­sät­zliche Kri­tik an tra­di­tionellen marxistischen
The­o­rien und am ehe­mals “real existieren­den Sozial­is­mus” for­muliert wer­den kann. 

Pos­tone bietet somit die Grund­lage für eine kri­tis­che Analyse der kapitalistischen
Gesell­schaftsformation, die im Ver­gle­ich zu den bish­eri­gen Analy­sen überzeugender
und der heuti­gen Zeit angemessen­er ist.

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Fahndung nach verbotener Musik

Eber­swalde (MOZ) Allein das Lan­deskrim­i­nalamt (LKA) Bran­den­burg hat zwis­chen Jan­u­ar und März 2004 für 24 extrem­istis­che Medi­en Strafver­fahren ein­geleit­et oder die Indizierung
beantragt. In der Behörde prüft ein Ermit­tler in jedem Jahr die Musik von bis zu 1000 Ton­trägern. Ten­denz steigend. 

Björn Kressin vom LKA Bran­den­burg hat sich vor zwei Jahren auf die Musik der
recht­sex­tremen Szene spezial­isiert. Unzäh­lige CDs füllen die Regale in
seinem Büro. Kressin ken­nt alle diese Scheiben. Mitunter braucht er Tage, um
die Texte zu entschlüs­seln, sagt der Ermit­tler vom Staatsschutz. 

Bei sein­er Arbeit sucht der Experte zum einen nach Tex­ten, die gegen Gesetze
ver­stoßen. Solche also, die zum Mord gegen Juden oder poli­tisch anders
Denk­ende aufrufen, nen­nt Kressin ein Beispiel. Kön­nen die Her­steller solcher
CDs von der Polizei aus­find­ig gemacht wer­den — was nur sel­ten gelingt -
dro­ht ihnen ein Strafver­fahren vor Gericht. Die Ton­träger wer­den eingezogen
und später vernichtet. 

Noch häu­figer beschäftigt sich der Kom­mis­sar jedoch zum anderen mit Liedern,
die gegen das Jugend­schutzge­setz ver­stoßen. Die Musik solch­er Tonträger
meldet das LKA der Bun­de­sprüf­stelle für jugendge­fährdende Medi­en (BPjM).
Stuft diese Behörde die Lieder als jugendge­fährdend ein, kom­men sie auf den
so genan­nten Index — was für die Her­steller und Vertreiber enorme Folgen
hat. So dür­fen die CDs, Kas­set­ten, Videos oder auch Zeitschriften nicht mehr
an Kinder und Jugendliche verkauft wer­den. Wer­bung für solche Medi­en ist
dann genau so ver­boten wie der Verkauf über einen Versandhandel. 

Erfasst wer­den sowohl die recht­sex­tremen als auch die jugendgefährdenden
Lieder in einem bun­desweit­en Com­put­er­pro­gramm. Das LKA will die Arbeit in
diesem Bere­ich ausweit­en. Zunächst soll ein weit­er­er Beamter das
Ein-Mann-Büro von Björn Kressin verstärken.

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Randale im Ausländerheim

ORANIENBURG Fast 13 Jahre liegt die Tat zurück, für die sich ein Hen­nigs­dor­fer gestern vor dem Schöf­fen­gericht ver­ant­worten musste. Obwohl Klaus-Dieter E. über ein Jahrzehnt mit Haft­be­fehl gesucht wurde, lebte er
unbe­hel­ligt in sein­er Heimat­stadt — eine Fah­n­dungspanne. Ver­suchter schw­er­er Raub lautete die Anklage gegen den 49-Jähri­gen. Er wurde zu ein­er Gefäng­nis­strafe von einem Jahr und sechs Monat­en verurteilt, die auf
Bewährung aus­ge­set­zt wurde. 

Was war vor so langer Zeit, konkret am späten Abend des 29. Juli 1991 geschehen? Der damals 36-jährige Mann zog gemein­sam mit neun Jugendlichen zu dem damals in der Edis­on­straße befind­lichen Aus­län­der­heim. Dort woll­ten sie
von einem Viet­name­sen Zigaret­ten erpressen. Die Gruppe hat­te Gaspis­tolen, Schlagstöcke und Hand­schellen mitgenommen. 

Die Ein­drin­glinge ver­sucht­en gewalt­sam in die Woh­nung zu kom­men. Ein­er von ihnen set­zte einen Fuß in den Türspalt, schoss mit ein­er Gaspis­tole in den Raum. Der Zigaret­ten­händler vertei­digte sich eben­falls mit einer
Schreckschusspis­tole. Es gelang ihm, die Tür wieder zu schließen. Diese wurde dann von den Angreifern aufge­treten. Der Angeklagte ver­sprühte den Inhalt eines Feuer­lösch­ers in das Zimmer. 

Die viet­name­sis­che Fam­i­lie flüchtete. Die Heim­be­wohn­er ver­sucht­en sich gegen die Angreifen zu wehren. Erfol­gre­ich — die Unruh­es­tifter trat­en schließlich den Rück­zug an. 

Klaus-Dieter E. soll dann von außen eine Fen­ster­scheibe eingeschla­gen haben, um mit einem zweit­en Trock­en­pul­ver­feuer­lösch­er ein weit­eres Zim­mer zu
ver­wüsten. Das gelang nicht — das Gerät ver­sagte. So etwa das dama­lige Geschehen, das den Prozess­beteiligten anhand der Beschuldigten­vernehmungen rekon­stru­iert wurde. 

Die Zeu­gen — Mit­glieder der Gruppe — die damals mit von der Par­tie waren, kon­nten sich an nichts erin­nern. Sie hät­ten ihre Strafe dafür bekom­men, die Sache längst ver­drängt und ein neues Leben ange­fan­gen, so ihre Aussagen. 

Ähn­lich äußerte sich der Angeklagte, bestritt aber nicht, dabei gewe­sen zu sein. Der gel­ernte Mau­r­er ist seit­dem nicht mehr straf­fäl­lig gewor­den. Das hon­ori­erte die Staat­san­wältin und beantragte ein Jahr und sechs Monate, die
auf­grund der geord­neten Lebensver­hält­nisse des Angeklagten zur Bewährung aus­ge­set­zt wer­den kön­nen. Dem schloss sich das Gericht an.

Inforiot