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Ich dachte, der ist tot”

(Schw­er­iner Volk­szeitung, Prig­nitz, Gericht­sre­port) Fünf junge Män­ner und eine 19-Jährige aus Per­leberg sollen den 40-Jähri­gen Karsten B. aus Groß Lep­pin schw­er mis­shan­delt haben. 

Sie schlu­gen und trat­en. Zum Schluss zog ihm jemand eine Bier­flasche über den Kopf. “Ich habe gefle­ht, sie sollen aufhören”, sagte gestern der 40-jährige Karsten B. aus Groß Lep­pin vor Gericht. Dann wurde er bewusst­los und wachte erst im Pritzwalk­er Kranken­haus auf. 

15. August 2003. Karsten B. war bei Fre­un­den zum Skat­spie­len. Gegen 1 Uhr machte er sich auf den Heimweg. Zu Fuß ging er die Straße von Glöwen Rich­tung Stor­beck­shof ent­lang. Ein Auto kam ihm ent­ge­gen, hielt, ein junger Mann stieg aus und wollte mich schla­gen, erinnert
sich der gel­ernte Dachdeck­er. Es kam zu einem Handge­menge, bei dem der Angreifer zu Boden ging. “Ich saß auf ihm drauf und hielt ihn fest”, sagte Karsten B. Da ver­suchte die Beifahrerin Karsten B. zu treten. “Ich habe die bei­den ren­nen lassen.” Sie brausten ohne Licht davon. 

Der 25-jährige Aut­o­fahrer, der bei der Rangelei eine Platzwunde am Kopf erhielt, fuhr mit sein­er Beglei­t­erin zurück zu der Feier, auf der sich die anderen Angeklagten befan­den. Der 18-jährige Gast­ge­ber erin­nerte sich: “Thomas kam here­in und sagte du, du, du, ihr kommt
mit.” Am Tatort war ein anderes Auto, dessen Insassen dem Opfer helfen woll­ten. Denen wurde klargemacht, dass es bess­er sei zu verschwinden. 

Karsten B. soll auf den Ver­let­zten eingeschla­gen haben. Beson­ders bru­tal war ein 21-jähriger Wit­ten­berg­er, der mit Stahlkap­pen­schuhen auf ihn einge­treten und ihm noch eine leere Bier­flasche auf dem Kopf zer­schla­gen haben soll. Das wusste der 18-Jährige nur vom Hören­sagen. Die Schläge und Tritte hat­te er aus dem Auto beobachtet: “Ich habe
gedacht, Karsten B. ist tot.” Doch das Opfer hat mit schw­er ver­let­zt über­lebt: dop­pel­seit­ige Mit­tel­gesichts­frak­tur, Schnitt- und Platzwun­den. Noch heute lei­det der 40-Jährige. Er sieht Dop­pel­bilder und stot­tert, wenn er aufgeregt ist. Einen Arbeit­splatz kon­nte er nicht annehmen. Die 19-jährige Per­leberg­erin entschuldigte sich bei dem Opfer: “Es tut mir leid.” Die Ver­hand­lung wird heute fortgesetzt.

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Solidarität ist eine Waffe! Prozessbegleitung eine Hilfe!

Vor knapp einem Jahr, in der Nacht vom 23. März 03, grif­f­en Neon­azis einen linken Jugendlichen am Bahn­hof Rehbrücke in Pots­dam an. Mit einem Teleskop­schlag­stock schlu­gen sie auf den Linken ein, trat­en ihn und war­fen ihn anschließend auf die Bah­n­gleise. Nur die Ver­spä­tung des ein­fahren­den Zuges ver­hin­derte noch Schlimmeres. 

Let­zten Don­ner­stag standen nun die recht­en Schläger vor Gericht. Kahlgeschoren, tätowiert und angriff­s­lustig präsen­tierte sich zunächst das Sym­pa­thisan­tenum­feld der Nazis­chläger Heiko G., Jens F. und Enri­co P.. Die Clique um die drei ist nicht unbekan­nt in Pots­dam. Sie fie­len schon mehrfach wegen rechter Untat­en auf und beteiligten sich auch rege an bun­desweit­en Aktiv­itäten der Recht­en, wie bspw. die im Prozess von der Clique selb­st zu Pro­tokoll gegebene Teil­nahme an der NPD Demo am 18.1.2003 in Magde­burg zeigt. 

Bish­er scheinen sich die Nazis in Pots­dam ziem­lich sich­er und im Zweifels­fall als Her­ren der Straße gefühlt zu haben. Noch bevor der Prozess begonnen hat­te, ver­sucht­en einige Rechte, Fotos von den AntifaschistIn­nen zu machen, die zum Gericht­sprozess kamen. Später im Prozess kom­men­tiert Jens F. die Nach­frage zur „Anti-Antifa“ mit den Worten „Dazu sage ich nichts“. Auch wenn den Pots­damer Linken noch etwas Rou­tine im Umgang mit dreis­ten Dro­hver­hal­ten von Nazis, hier den Fotografierver­suchen, fehlt, reichte schon die Zahl der gekomme­nen Unter­stützerIn­nen, die Nazi­ak­tiv­itäten vor dem Gerichts­ge­bäude gründlich misslin­gen zu lassen. So kamen nicht wie in früheren Prozessen allen­falls einzelne Fre­unde des Opfers, son­dern eine ganze Rei­he von linken AktivistIn­nen und Einzelper­so­n­en, um den Prozess zu beobachten. 

Ein Trans­par­ent mit der Auf­schrift “Dies war kein Einzelfall. Den recht­en Ter­ror in Pots­dam stop­pen!” wurde vor dem Gerichts­ge­bäude in Pots­dam entrollt. 

Die mit den Tätern sym­pa­thisieren­den Nazis ver­zo­gen sich angesichts der Überzahl Nicht-Rechter ver­mummt in eine Ecke und kamen let­ztlich noch nicht mal in den Gerichtssaal. Den Angeklagten und recht­en Zeu­gen verg­ing das bish­erige großspurige Selb­st­be­wusst­sein noch schneller, sie ließen sich schließlich mit polizeilichem Begleitschutz in den Gerichtssaal führen. 

Nach dem Angriff am 23.03.03 hat­te Heiko G. hinge­gen sog­ar noch die Dreistigkeit besessen, sich beim Opfer zu melden. Er hat­te ver­sucht, das Opfer zu ein­er Falschaus­sage zu bewe­gen, damit er nicht in den Knast kommt. 

Kön­nte der Prozess in Pots­dam vielle­icht einen Wech­sel ein­läuten? Das Inter­esse der Pots­damer Linken am Prozess zeigt, dass Angriffe ger­ade auch auf jün­gere AktivistIn­nen kein Einzelschick­saal sind, bedro­ht fühlten sich viele. Sicht­bar­er wird nun, dass es Wege gibt, sich der Straßenge­walt von Nazis ent­ge­gen zu set­zen. Indem Angriffe öffentlich gemacht wer­den und nicht als Alltäglichkeit hin­genom­men wer­den, scheint einige Sol­i­dar­ität und Unter­stützung mobil­isier­bar. Wenn kün­ftig mehr Jugendliche und migrantis­che Opfer der Vere­inzelung ent­ge­gen treten und sich nach Über­grif­f­en gezielt von anderen unter­stützen lassen, lässt sich zu einem Kli­ma beitra­gen, in dem bish­eri­gen dreist-aggres­siv­en Auftreten der Nazis der Boden ent­zo­gen wird. 

Kommt zum Prozess am 26. Feb­ru­ar um 9 Uhr im Landgericht, Saal 09. Den Nazis den Platz wegnehmen.

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Schläge und Tritte bis zur Bewusstlosigkeit

(Tagesspiegel, Frank Jansen) Neu­rup­pin. Karsten B. wirkt nervös. Der Mann im Cow­boy-Dress rutscht auf seinem Stuhl hin und her, gerät ins Stot­tern — und mei­det den Blick nach
rechts. Da sitzen fünf junge, kurzhaarige oder kahlköp­fige Män­ner und eine blondierte Frau, zusam­men mit ihren Anwältin­nen und Anwäl­ten. Dass Karsten B. gestern im Saal 2 des Landgerichts Neu­rup­pin mul­mig ist, verwundert
nicht: Von den sechs Angeklagten haben ihn zumin­d­est einige, ver­mut­lich sog­ar alle, bru­tal attack­iert. “Ick hab Tritte und Schläge gekriegt, ick kann nich sagen, wie viel — ick hab die Hände überm Kopp zusam­mengenom­men”, sagt der 40-Jährige laut und hek­tisch. Rich­terin Ria Bech­er fragt, “ging es dann mit den Trit­ten und Schlä­gen weit­er?”. Karsten B. zuckt mit dem Kopf, “weeß ick nich”. Dreimal hin­tere­inan­der ist B. in der Nacht zum 16. August 2003 nahe dem Ort Glöwen (Prig­nitz) von Mit­gliedern der Clique über­fall­en wor­den. Bei dem zweit­en Angriff ver­lor er das
Bewusst­sein. Die dritte Attacke hat der arbeit­slose Dachdeck­er nur knapp überlebt. 

Am zweit­en Tag im Prozess gegen die Sechser-Clique aus einem
dumpf-bräun­lichen und ziem­lich schlag­wüti­gen Milieu sagt Karsten B. als erster Zeuge aus. Die Angeklagten sehen das Opfer die meiste Zeit ungerührt an. Nur Nicole nutzt die Gele­gen­heit, eine Entschuldigung zu ver­suchen. Die
19-Jährige ste­ht auf und blickt ver­legen, “ick wollte bloß nochmal sagen, dass es mir Leid tut und ick nich wollte, dass es soweit kommt, joo.” Nicole K. set­zt sich wieder. Karsten B. reagiert nicht. Nach sein­er Erin­nerung hat ihm die junge Frau ins Gesicht und in den Rück­en getreten.
Sie habe ihm auch “ne Flasche übern Kopp gezo­gen”, sagt Karsten B. Dies sieht die Staat­san­waltschaft etwas anders. Der bul­lige Skin­head Enri­co B. soll eine Bier­flasche auf dem Kopf des Opfers zer­schla­gen haben. Enri­co B.
soll laut Anklage auch am heftig­sten zuge­treten haben. Er ist der einzige aus der Clique, dem die Staat­san­waltschaft ver­sucht­en Totschlag vorwirft. 

Bei den anderen Angeklagten ist es “nur” gefährliche Kör­per­ver­let­zung. Obwohl Karsten B. nach den drei Über­fällen in Lebens­ge­fahr schwebte und die
bei­d­seit­ige Mit­tel­gesichts­frak­tur bis heute nicht aus­ge­heilt ist. 

Am gestri­gen Ver­hand­lungstag bekom­men die Angeklagten auch zu hören, wie Karsten B. immer noch lei­det. “Ick hat­te mehrere Male n Black­out”, sagt B., “ick weeß dann nich, wo ick gewe­sen bin.” Er berichtet auch von häu­fi­gen Sehstörun­gen, “ick hab so Dop­pel­bilder”, und dass er seit jen­er Nacht stot­tere. In ein­er Prozess­pause sagt B., die Ärzte hät­ten ihm drei Titan­plat­ten, mehrere Zen­time­ter groß, unter die Gesicht­shaut operiert — damit die gebroch­enen Knochen­par­tien wieder zusam­menwach­sen. Vor­sichtig fasst sich Karsten B. an den Schnäuzer. Vor allem die Titan­plat­te am Oberkiefer bere­it­et ihm Schmerzen, “det is schlimm, ick kann nich mal n
Stück Fleisch abbeißen.” 

Diese Tor­tur wird möglicher­weise nicht mehr lange dauern, Anfang März sollen die Plat­ten ent­fer­nt wer­den. Aber B.s Zukun­ft­saus­sicht­en wer­den kaum bess­er. “An Arbeit is nich zu denken”, sagt er, “wer will mich denn haben?” Mit den Sehstörun­gen ist sein Beruf als Dachdeck­er undenkbar. Am
Fre­itag will das Gericht das Urteil verkünden.

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Mit Schläuchen über die Neiße

Durch ihre pol­nis­chen Kol­le­gen wur­den Gubens Bun­des­gren­zschützer am Son­ntagabend um 19.15 Uhr informiert, dass ein pol­nis­ch­er Bürg­er als
mut­maßlich­er Schleuser in Höhe der Neißein­sel in Gubin fest­gestellt wor­den war. 

Eine Streife des BGS begab sich daraufhin auf Guben­er Seite vor Ort und nahm über die Neiße Verbindung mit den pol­nis­chen Gren­zschützern auf. 

Diese berichteten von zwei Per­so­n­en, die soeben auf Lkw-Schläuchen die Neiße von Polen nach Deutsch­land über­quert hät­ten. Unmit­tel­bar danach erfol­gte in der Alten Post­straße die Fes­t­nahme von zwei ukrainis­chen Frauen, die in
Rich­tung Bahn­hof liefen. Bei der Kon­trolle legten sie ukrainis­che Reisepässe, nicht aber die notwendi­ge Aufen­thalts­genehmi­gung vor. 

Bei der weit­eren Unter­suchung des Ufer­bere­ich­es wur­den zwei weit­ere Frauen aus der Ukraine fest­gestellt, die sich ver­steckt hat­ten. Auch sie besaßen keine Aufenthaltsgenehmigung. 

Bei der näheren Prü­fung der Pässe stell­ten die Beamten schließlich fest, dass diese gefälscht waren. Wegen des Ver­dachts der uner­laubten Ein­reise und der Urkun­den­fälschung wur­den die Frauen zur Dien­st­stelle mitgenom­men. Neben den weit­eren Ermit­tlun­gen zur Ein­schleusung wurde auch die krim­inal­tech­nis­che Unter­suchung der Pässe veranlasst.

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Datenschutzbeauftragter Alexander Dix will nicht verlängern

Pots­dam (dpa) Der Daten­schutzbeauf­tragte Bran­den­burgs, Alexan­der Dix, ste­ht nicht für eine zweite Amt­szeit zur Ver­fü­gung. “Meine sech­sjährige Amt­szeit läuft Ende Mai aus. Ich stelle mich nicht zur Wieder­wahl”, sagte Dix am
Mon­tag. Der 53-jährige Jurist nan­nte dafür auss­chließlich per­sön­liche Gründe — seine Frau sei in Nord­deutsch­land beruf­stätig. Er lebe seit zwei Jahren in ein­er Woch­enen­de­he; diesen Zus­tand wolle er been­den und ebenfalls
im Nor­den arbeit­en. Seine kün­ftige Tätigkeit sei noch offen, er wolle aber weit­er im Daten­schutz bleiben, sagte Dix. 

Von 1985 an war er Ref­er­ent beim Berlin­er Daten­schutz-Beauf­tragten und von 1990 an dessen Stel­lvertreter gewe­sen, bis er 1998 nach Bran­den­burg ging. Dix wurde 1951 im hes­sis­chen Bad Hom­burg geboren. Von 1969 bis 1977
studierte er Rechtswis­senschaften in Bochum, Ham­burg und London. 

“Ich schei­de keineswegs im Zorn”, sagte Dix, der ein pos­i­tives Faz­it für seine Ägide in Bran­den­burg zog. “In der Ver­wal­tung ist in der Zeit das Prob­lem­be­wusst­sein für Daten­schutz und Trans­parenz gestiegen; die Bürger
nehmen ihre Rechte stärk­er wahr”, erläuterte er. 

Die Wahl von Dix zum Lan­des­beauf­tragten für den Daten­schutz im Früh­jahr 1998 im Bran­den­burg­er Land­tag war von einem Eklat begleit­et gewe­sen. Die Oppo­si­tions­frak­tio­nen von PDS und CDU hat­ten die geheime Abstim­mung boykot­tiert. Das SPD-Mit­glied Dix wurde daher nur mit den Stim­men der damals
allein regieren­den SPD gewählt. Die Stelle des Lan­des­beauf­tragten ist bere­its aus­geschrieben. Sie soll zum 1. Juni neu beset­zt werden.

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20-Jähriger brüllt Hitler-Gruß

ZEHDENICK Direkt vor ein­er zivilen Streife der Polizei haben drei betrunk­ene Jugendliche Nazi-Musik gehört. Doch die Beamten hiel­ten das Trio in der Nacht zu Mon­tag in Zehdenick nicht nur deshalb an, son­dern auch, weil
der 20-jährige Fahrer bei der Aral-Tankstelle den Hitler-Gruß skandiert hat­te. Ein Bluttest bei ihm ergab 0,9 Promille. Die Polizei fand 30 selb­st gebran­nte CDs mit ver­fas­sungs­feindlich­er Musik im Kof­fer­raum des Wagens. Sie
nahm die jun­gen Män­ner vor­läu­fig fest.

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Tritte aus grundlosem Hass

ORANIENBURG Wegen gemein­schaftlich began­gener schw­er­er Kör­per­ver­let­zung verurteilte das Oranien­burg­er Amts­gericht gestern zwei Jugendliche zu anderthalb Jahren Jugend­strafe. Die Richter hat­ten nach der Beweisauf­nahme keinen Zweifel, dass die bei­den geständi­gen Angeklagten einen 20-Jähri­gen am
14. Juni vorigen Jahres auf dem Oranien­burg­er Ora­tex-Betrieb­s­gelände zusam­mengeschla­gen haben. In das gestrige Urteil wurde eine schon vorher ver­hängte Frei­heitsstrafe mit einbezogen. 

In ihren Londs­dale-T-Shirts und mit ihren kahlgeschore­nen Köpfen unter­schieden sich die bei­den Oranien­burg­er Angeklagten kaum von den Sym­pa­thisan­ten im Gerichtssaal. Mehrfach wur­den die 21-Jähri­gen schon wegen des Tra­gens ver­fas­sungs­feindlich­er Kennze­ichen und Kör­per­ver­let­zung zur
Rechen­schaft gezo­gen. Der erzieherische Zweck dieser Strafen hielt sich allerd­ings bish­er in Grenzen. 

Denn kaum einen Monat auf freiem Fuß, grif­f­en sie völ­lig grund­los Ricar­do S. an. Der in der Sach­sen­hausen­er Straße wohnende junge Mann brachte seinen Fre­und zur Ver­ab­schiedung vor die Woh­nungstür. Es war 5 Uhr früh. Aus einem Pulk von alko­holisierten Jugendlichen an der ELF-Tankstelle lösten sich zwei und ran­nten auf sie zu. Sein Besuch­er flüchtete mit dem Rad in Richtung
Stadt­mitte, er selb­st, nichts Gutes ahnend, zu Fuß. Patrick F. holte ihn ein und schlug sofort zu. Kurz danach war auch Andreas S. zur Stelle und prügelte ihn ebenfalls. 

Unter Hil­feschreien flüchtete er auf das nahe­liegende Ora­tex-Gelände. Hier ver­suchte Haushandw­erk­er Detlef Sch.(53) dem Opfer zu helfen. Ein weit­er­er junger Mann, der schein­bar deren Anführer war, rief die Schläger dann
zurück. Auf die Frage der Vor­sitzen­den, weshalb sie den Oranien­burg­er getreten und geprügelt hät­ten, kam von Patrick F. ein Achselzucken.

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Jugendtreff symbolisch besetzt

Bernau (fos/MOZ) Sor­gen um ihren Klub “Die Woh­nung” machen sich Jugendliche aus Lade­burg. Wegen des bevorste­hen­den Eigen­tümer­wech­sels erhielt die Arbeit­er­wohlfahrt, die die Räume bis­lang angemietet hat, eine Kündi­gung zum
31. März. Die Jugendlichen befürcht­en, dass das alte Haus, an dem allerd­ings viele Lade­burg­er hän­gen, abgeris­sen wer­den soll. Mit ein­er sym­bol­is­chen Beset­zung macht­en am gestri­gen Son­nta­gnach­mit­tag rund 25 junge Leute auf
diese Sit­u­a­tion aufmerksam. 

Schon seit Jahren küm­mert sich die Lade­burg­erin Rosel Wun­der­lich-Mars­ing um die jun­gen Leute im Ort. “In Lade­burg leben genau 349 Jugendliche zwischen
12 und 20 Jahren. Da ist ein Klub die Min­destausstat­tung”, sagt sie. “Die Woh­nung” werde von ver­schiede­nen Grup­pen genutzt. Gebe es Beschw­er­den — weil zum Beispiel am Son­ntag Holz gehackt wurde — werde dies abgestellt und das
Ver­bot kommt als Ver­hal­tensregel ins Klub­buch. Das Zusam­men­leben von jün­geren und älter­nen Lade­burg­ern funk­tion­iere so recht gut. Mit der Forderung, den Jugend­klub weit­erzuführen, werde sich am Mittwoch der
Orts­beirat befassen, der einen Beschlussvorschlag in die
Stadtverord­neten­ver­samm­lung ein­brin­gen will. 

Mehrere Bernauer Stadtverord­nete der SPD- und der Freien Frak­tion nehmen sich eben­falls der Sache an. “Wir schla­gen vor, das Gebäude als Gemein­dezen­trum zu nutzen”, erläutert Christi­na Wendt (AJL). Sowohl der Lade­burg­er Kinder­garten, für den schon lange eine Lösung gesucht wird, als
auch örtliche Vere­ine kön­nten das Haus dann nutzen. Der Vorschlag soll möglichst schon in der näch­sten Sitzung des Jugen­dauss­chuss­es berat­en werden.

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Menschen hinter Masken aus Gewalt”

Frau Ten­ner, für Ihren Doku­men­tarfilm “No Exit” haben Sie zwölf Monate lang Neon­azis in Frank­furt (Oder) begleit­et. Warum?

Der dama­lige ORB inter­essierte sich für die Frage, wie sich die Neon­azis nach der Ver­botswelle Mitte der 90er-Jahre organ­isieren. Und mein Schw­er­punkt als Fernse­hjour­nal­istin war schon vorher der Recht­sex­trem­is­mus gewesen. 

Warum ger­ade Frank­furt (Oder)?

Ich habe dort die Lehre gemacht, am The­ater gear­beit­et. Ich wollte für den schwieri­gen Dreh eine Umge­bung, die ich kenne. Es ist nur ein Beispiel für eine Entwick­lung, die im Osten im Stillen abläuft, weil die Gesellschaft nur
reagiert, wenn Neon­azis Gewalt­tat­en verüben. 

Was meinen Sie mit “im Stillen”?

Die Neon­azis wollen nicht mehr als dumpfe Schläger­typen wahrgenom­men wer­den. Sie sam­meln Unter­schriften gegen Kinder­schän­der, sin­gen im Alter­sheim. Dafür ern­ten sie Anerken­nung. Ganz bewusst wirken sie über ihre Szene hinaus. 

Es ist nicht leicht, in die Szene vorzu­drin­gen. Wie ist es Ihnen gelungen?

Ich bin in die Woh­nung des NPD-Mannes und Lie­der­ma­ch­ers Jörg Häh­nel gegan­gen. Dort lebte Nico, selb­st ein rechter Lie­der­ma­ch­er und Chef der Freien Kam­er­ad­schaft. Da trafen sich die Neonazis. 

Wie lange dauerte es, bis Sie drehen durften?

Sechs Monate, vorher haben wir nur gere­det. Nico wollte den Film zur Pro­fil­ierung nutzen, als rechter Lie­der­ma­ch­er-Super­star. Bei seinen Pro­pa­gan­dare­den machte ich die Kam­era aus. Mir ging es um die per­sön­liche Ebene, die hin­ter dem poli­tis­chen Sendungswillen steckt. 

Was haben Sie über die Motive dieser jun­gen Leute erfahren?

Die Kam­er­ad­schaften sind für sie Fam­i­liener­satz, dort suchen sie Sol­i­dar­ität. Ger­ade an der Oder gibt es ein großes Poten­zial für die Szene. Es gibt so etwas wie eine ver­lorene Gen­er­a­tion ohne Jobs. Die Gesellschaft
nimmt sie nicht wahr — erst wenn sie als Neon­azis auftreten. 

Hat­ten Sie Angst vor diesem gewalt­bere­it­en Männerbund?

Nein, sie haben gemerkt, dass wir nicht auf ihrer Seite ste­hen, aber zuhören. Sie kön­nen untere­inan­der nicht über ihre Gefüh­le reden. Erst als sie den Film gese­hen haben, erfuhren sie Dinge voneinan­der, die sie vorher
nicht wussten. 

Fürcht­en Sie den Vor­wurf, ein zu ver­ständ­nisvolles Bild von Neon­azis zu zeichnen?

Ja. Der Film kann auch für den so genan­nten Feind Mit­ge­fühl aus­lösen, weil ich es nicht bei Mon­ster-Klis­chees belassen wollte, son­dern die Men­schen hin­ter den Masken aus Gewalt, Pro­pa­gan­da und Grup­pen­dy­namik zeigen wollte. 

Das Gespräch führte J.Blankennagel.

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Warum tust Du nichts?“ – PRO-Gründung vorerst gescheitert

NEURUPPIN Die Partei Rechtsstaatlich­er Offen­sive (PRO) hat­te am Sonnabend , 15 Uhr, in den Neu­rup­pin­er Schlem­mer-Tem­pel ein­ge­laden. Jo Bent­feld werde – so die Ankündi­gung des PRO-Lan­desver­ban­des – anlässlich der Grün­dungsver­anstal­tung eines PRO-Ver­ban­des für Ost­prig­nitz-Rup­pin „unsere Vorstel­lun­gen für einen poli­tis­chen Neuan­fang in Bran­den­burg darstellen“. 

Der bis­lang auch im Rup­pin­er Land vor­wiegend durch seine Dia-Shows über Kan­da bekan­nte 72-Jährige stellte sich als „einen von unge­fähr hun­dert Nation­alökonomen in ganz Deutsch­land“ vor. Der seit 20 Jahren in Kana­da lebende Bent­feld habe „die Sit­u­a­tion in Deutsch­land bish­er aus der Ferne gut beobachtet“. Vor Wei­h­nacht­en hät­ten ihn dann seine Kinder und Enkel ange­sprochen: „Warum tust Du nichts für Deutsch­land?“ Dies habe für ihn den let­zten Auss­chlag gegeben, sich für das Wohl der Deutschen einzuset­zen. Bent­feld sagte, er habe über­haupt nichts gegen Aus­län­der, doch er habe etwas gegen Krim­inelle. Egal ob Deutsche oder Aus­län­der: „Ich sehe keinen Grund, weshalb wir hier Rauschgift- und Mäd­chen­händler dulden sollen.“ Zu diesem Zeit­punkt saßen im Saal elf Besuch­er, es wur­den im Ver­laufs des zweistündi­gen Vor­trags mit teil­weise, Dia­log-Charak­ter max­i­mal 15 Zuhörer. 

Bent­feld sagte: „Ich bin der PRO-Spitzenkan­di­dat für die Land­tagswahlen. Das ste­ht noch nicht ganz genau fest, aber Sie wer­den sehen, ich bin es. Der Lan­desvor­stand hat mich ein­stim­mig emp­fohlen. Mitte März tagt der Lan­desparteitag. Bis dahin bin ich Spitzenkan­di­dat in Lauer­stel­lung.“ Seit kurzem wohne er in Neu­rup­pin. Für drei Jahre will er in Deutsch­land bleiben: „Dann bin ich 75 und werde den Staffel­stab an einen Jün­geren weit­ergeben. Sie wer­den sehen, dass wir bis dahin in Bran­den­burg Ord­nung geschaf­fen haben. „ In zwei Jahren werde in einem von der PRO regierten Bran­den­burg die Arbeit­slosen­quote unter 10 Prozent rutschen. Eine Frau fragte nach, wie Bent­feld konkret dieses Ziel ver­wirk­lichen will. Es werde keine Mil­liar­den­gräber wie Lausitzring, Chip­fab­rik und Luftschiffhafen mehr geben. Und die Unternehmen sollen stark besteuert wer­den, die Arbeit­nehmer weniger. 

Immer wieder beschrieb Bent­feld, wie gut die kanadis­che Wirtschaft funk­tion­iere. Dort wür­den längst die großen Unternehmen besteuert. 

Ein Mann fragte, was Bent­feld von der Oster­weiterung der Europäis­chen Union halte. Der Ange­sproch­ene antwortete: „Von Anfang an fand ich das pos­i­tiv. Ich bin auch von Anfang an für die Ein­führung des Euro. Der Euro kam drei Jahre zu spät.“ Im Pub­likum wur­den Zweifel laut, dass der Euro dem ein­fachen Bürg­er etwas bringe. Hauptvorteil sei laut Bent­feld, dass es in weit­en Teilen Europas eine Währung gibt und die zuvor nach sein­er Darstel­lung zehn Prozent betra­ge­nen Umtauchge­bühren wegfallen. 

Vor allem wür­den er und die PRO die Staats-Neu­ver­schul­dung stop­pen und alte Schulden abbauen, ver­sprach Bent­feld. Es werde sich der Wille zu alten und bewährten Tugen­den wie dem preußis­chen Pflicht­ge­fühl ver­bre­it­en. Nach zwei Stun­den gelangte Bent­feld zur Erken­nt­nis, dass es offen­bar nichts mehr zu disku­tieren gebe und stellte fest: „Wer jet­zt bere­it ist, uns beizutreten, kann das sofort tun.“ Der Wille dazu schien ger­ing aus­geprägt. Eine Frau trat zwar an den Ver­sprechen­den her­an. Doch ihr ging es darum, dass sich Bent­feld für die Bürg­erini­tia­tive Freie Hei­de ein­set­zen möge. Schließlich sagte der Ref­er­ent: „Das war heute erst mal ein Vor­fühlen und erstes Ken­nen­ler­nen. Sie haben unen­twegt die Möglichkeit, mit mir zusam­men­zuar­beit­en.“ Die Grün­dung fiel aus. 

Bent­feld als Poli­tik­er – Ein Wille, kein Weg

Schus­ter, bleib bei deinen Leis­ten! Im Falle des Aben­teur­ers Jo Bent­feld, der bis­lang mit Vorträ­gen über Nor­damerikas Wild­nis faszinierte, ist die alte Lebensweisheit abso­lut zu empfehlen. Es gelang Bent­feld nicht ein­mal, das spär­liche Pub­likum im Schlem­mertem­pel zu überzeu­gen. Vielfach sein Loblied auf Kana­da, das fast schon ein Schlaraf­fen­land sein muss. Bent­feld kann viel ver­sprechen. Allein: Es wird – ohne Wun­der – kein von der PRO regiertes Bran­den­burg geben. Und selb­st im Falle jenes Wun­ders würde Bent­feld wenig bewirken. Denn ihm fehlen offen­sichtlich Lösungsan­sätze. Die Reichen besteuern wollen auch die Glob­al­isierungs­geg­n­er. Sie sind wie Bent­feld chan­cen­los. Hohe Steuern für Großun­ternehmer wür­den dazu führen, das diese mas­siv ins Aus­land abwan­dern. Das brächte mehr Arbeit­slose. Der Blick nach Ham­burg zeigt, dass die PRO schon an einem Weltverbesser­er scheit­erte. Bent­feld ist bish­er Spitzenkan­di­dat in Wartestel­lung. Doch wer wartet auf den Poli­tik­er Jo Bentfeld?

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