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15 Jahre Superdeutschland

15 Jahre Superdeutschland: 

Poplink­er Anti­na­tion­al­is­mus als höch­stes Sta­di­um des jun­gen deutschen Kulturnationalismus

(Gün­ther Jacob)
Der Anspruch der Szenen, die während den 1980er Jahren in der alten BRD Pop mit (irgend­wie) linken Bedeu­tun­gen aufladen woll­ten, war eher beschei­den und selb­st­genügsam: Es ging gegen „Altlinke“ und die Igno­ran­ten im bürg­er­lichen Feuil­leton, die immer noch nicht begrif­f­en hat­ten, dass auch Pop kul­turell wertvoll sein kann. Einen beson­deren nationalen Auf­trag hat­te man sich wed­er selb­st erteilt, noch wurde er den „dis­si­den­ten Kon­sumenten“ dieser Zeit von staatlich­er Seite zuerkan­nt. Es reichte damals die Überzeu­gung, dass Pop­musik für west­liche Frei­heit ste­ht, die ganz von selb­st ihre sub­ver­sive Wirkung im Ost­block ent­fal­tet. Zwar richtete sich schon die „Neue Deutsche Welle“ gezielt gegen die „angloamerikanis­che Dom­i­nanz“ im Pop, aber eine poli­tis­che Bedeu­tung kon­nten solche Stim­mungen angesichts des „Eis­er­nen Vorhangs“ nicht ent­fall­ten.! An so etwas wie eine „Wiedervere­ini­gung“ in über­schaubar­er Zeit glaubte nicht ein­mal die poli­tis­che Klasse. „Dis­si­den­ter Pop­kon­sum“ war daher kaum mehr als eine harm­lose Bürg­erkindernische im Schat­ten des Kalten Krieges. Auch die Erwartung beson­der­er Kar­ri­eren an Hochschulen oder bei der FAZ war mit dem Erwerb sub­kul­tureller Kom­pe­ten­zen – enzyk­lopädis­che Plat­tenken­nt­nisse, kul­turelle Codes etc. – nicht ver­bun­den. An die Hochschulen kan­nte man Cul­tur­al Stud­ies nicht mal dem Namen nach und im Feuil­li­ton gab die hochkul­turelle Pre­mierenkri­tik den Ton an. 

All das änderte sich gle­ich in den ersten Jahren nach der völkischen „Wiedervere­ini­gung“, beson­ders nach dem Beschlus, die alte Reichshaupt­stadt wieder zum poli­tis­chen und kul­turellen Zen­trum Superdeutsch­lands zu machen. 

Durch die Wand­lung der alten BRD zu „Deutsch­land“ beschle­u­nigte sich die Ablö­sung der Alten, die zur eige­nen Über­raschung den Zweit­en Weltkrieg doch noch gewon­nen hat­ten, durch die Jun­gen, die nun die Chan­cen nutzen woll­ten, die sich an den Unis des Ostens, im „Haup­stadtjour­nal­is­mus“ oder bei der weltweit­en Aus­dehnung der Aktiv­itäten des Goethe-Insti­tuts boten. Hin­re­ichend vor­bere­it­et war dieser Gen­er­a­tio­nen­wech­sel durch den Auf­stieg von Öko- und Jung­sozial­is­ten, die in dem Maße, in dem sie poli­tis­chen Ein­fluss erlangten, in „Deutsch­land“ nicht mehr den Staat der Revan­chis­ten sahen, son­dern eben IHREN Staat, den sie nun gestal­ten wollen. Und dieser Blick­wech­sel gefiel dur­chaus auch den Seilschaften aus der Jun­gen Union, die zeit­gle­ich dabei waren, gegen die Altvorderen im recht­skon­ser­v­a­tiv­en Feuil­leton und Kul­turbe­trieb eine Jungtürken-! Revolte anzuzetteln. 

Und so wie aus dem Staat der Revan­chis­ten plöt­zlich der Staat der Antifaschis­ten wurde, die ihre Bomber mit der Auf­schrift „Nie wieder!“ gen Bel­grad schick­en, so wurde auch aus dem Staat der post­faschis­tis­chen Pseudo­hochkul­tur der weltof­fene Pop­stan­dort Deutsch­land, vor dem sich nie­mand mehr fürcht­en musste, der nicht ger­ade mit falschem Paß oder falsch­er Haut­farbe in Hoy­er­swer­da, Solin­gen oder sonst­wo wohnte. Während die Pop­szenen und der Kun­st­nach­wuchs kom­plett aus dem Köln/Bonner Raum nach Berlin Mitte wech­sel­ten, um in diesem vorge­blich men­schen­leeren Gebi­et vor­ma­liges DDR-Staat­seigen­tum und auch so manch­es einst „arisierte“ Haus in ange­sagte loca­tions zu ver­wan­deln und so der rot­grü­nen staat­stra­gen­den Mit­telschicht, die sich nun in der neuen Haupt­stadt bre­it machte, gle­ich ein passendes „hippes Kul­turleben“ zu bieten, ent­deck­te man in den Feuil­letons und den diversen Kul­turin­sti­tu­tio­nen zwis­chen Volks­bühne und Muse­umsszene (und später der Bun­deskul­turs­tiftung) die Möglichkeit­en eines anti­na­tionalen Kulturnationalismus. 

Der „anständi­ge“ anti­na­tionale Kul­tur­na­tion­al­is­mus gren­zt sich in Iden­ti­fika­tion mit dem Staat, der nun wirk­lich der eigene ist – der Staat der jun­gen Eliten, die es satt haben, von New York­er Tax­i­fahrern mit Hitler in Verbindung gebracht zu wer­den — , vom dumpf­dreis­ten revan­chis­tis­chen Deutschna­tion­al­is­mus ab. Anti­na­tionaler Kul­tur­na­tion­al­is­mus erfind­et Deutsch-Rap gegen die angloamerikanis­che Vorherrschaft und goutiert zugle­ich den „Ori­ent-Rap“, den man den vor­mals englisch rap­pen­den Jugendlichen mit „emi­grantis­chem Hin­ter­grund“ als „authen­tis­che Alter­na­tive“ emp­fohlen hat. Anti­na­tionaler Kul­tur­na­tion­al­is­mus reinigt die Reichshaup­stadt mit­tels Lovepa­rade von ihrem Nazi-Image, um dann kundzu­tun, dass man nun ger­ade deshalb so richtig stolz auf Deutsch­land ist. Anti­na­tionaler Kul­tur­nati! onal­is­mus pub­liziert Aufrufe gegen Rechts, nur um dann die Bands der „Ham­burg­er Schule“ (und ihrer Nach­fol­ger) als beste deutsche Dich­tung seit Goethe abzufeiern und sie als Botschafter des jun­gen Deutsch­lands per Goethe-Insti­tut in alle Welt zu schick­en. Und um möglich­er link­er Kri­tik zuvorzukom­men (eine unsin­nige Sorge) pro­duziert der Anti­na­tionale Kul­tur­na­tion­al­is­mus hin und wieder sog­ar einen „anti­na­tionalen“ Pop-Sam­pler, auf dem anti­na­tionale Deutsch­pop­grup­pen, die nor­maler­weise mit dem Goethe-Insti­tut in Est­land oder Japan („Deutsch­land­jahr“) unter­wegs sind, nahezu völ­lig unter sich sind, wo es also auch keine Ori­en­trap­per, Englis­chsinger und andere Rand- und Unter­schicht­en­vertreter gibt, denn hier wird defin­i­tiv DEUTSCH gesprochen wird. 

Der Anti­na­tionale Kul­tur­na­tion­al­is­mus wurde nicht zulet­zt gegen die anti­na­tionale Linke der 1990er Jahre entwick­elt. Die Abgren­zung von der „über­zo­ge­nen Nation­al­is­muskri­tik“ war damals schon das eini­gende Band zwis­chen den Bands und Schreibern von heute und zugle­ich Voraus­set­zung für ihre gute Presse bei den Etablierten. Als man damals endlich ganz unbe­fan­gen ein Kraut with atti­tude sein wollte, um dann als Stuck­rad-Barre, Poschardt oder Berlin-Redak­teur der FAZ groß her­aus zu kom­men, war man noch sichtlich ver­dutzt, als da aus einem anti­na­tionalen linken Min­im­i­lieu her­aus Front gegen den Pop­na­tion­al­is­mus gemacht wurde. Denn Mitte der Neun­ziger Jahre, als die Jun­gen noch nicht fest im Sat­tel saßen und die Angst vor ein­er schlecht­en Presse im Aus­land noch etwas bewegte, sah man sich noch gezwun­gen, auf diese völ­lig mar­ginale linksan­ti­na­tionale Kri­tik zweifach zu reagieren – mit dem Nach­weis, dass der Nation­al­is­musvor­wurf ein typ­isch linkes Hirnge­spinst ist und der Beteuerung, dass man selb­st schon immer „gegen Nation­al­is­mus“ war und dass es sich bei den Diskus­sio­nen um Radio­quote und Pop­stan­dort Deutsch­land nur um eine ökonomis­che The­matik han­dele, die sich in der Hitze des Gefechts ide­ol­o­gisch auflade. 

Ende 2005 ist der Anti­na­tionale Kul­tur­na­tion­al­is­mus selb­st ein deutsches Pop­genre gewor­den. Indem die Lieblings­bands des Goethe­in­sti­tuts, der Bun­deskul­turs­tiftung, der Pop-Pro­fes­soren und des nationalen Feuil­letons zwis­chen Taz und FAZ, die zugle­ich die Lieblings­bands der meis­ten linken Kul­turzen­tren und der Bürg­erkinder­an­tifa sind, sich gegen die (längst in den Schat­ten gestellte) Radio­quote und Bands wie Mia abgren­zen, wollen sie darüber hin­wegtäuschen, dass sie bere­its getan haben und TUN, was Mia & Co. jet­zt erst aussprechen und dass die realen Über­schnei­dun­gen zum Lager der Quoten­fans (z.B. Jan Delay) daher auch kein Zufall sind. Der Auf­stieg der meis­ten Bands, die z.B. auf dem neuen Sam­pler „I can’t relax in Deutsch­land“ vertreten sind, ver­dankt sich eben ein­er informellen Quote, ver­dankt sich der medi­alen und insti­tu­tionell! en Förderung, die diese Bands seit 1990 erfahren haben, und zwar aus­drück­lich aus den Grün­den, aus denen das Goethe-Insti­tut sie um den Erd­ball schickt: Sie sollen – ganz ohne ver­balen Nation­al­is­mus – das neue Deutsch­land repr&auml
;sen­tieren. Der linke Popjour­nal­is­mus, der heute die Lin­er­notes für solche Sam­pler schreibt, ist mit diesen Bands bzw. den Labels direkt ver­ban­delt. Ihre Begleitschreiben sind Empfehlungschreiben auch in eigen­er Sache, gut geeignet für einen kleinen deutschan­ti­na­tionalen Diskurs der Anständi­gen auf 3Sat, in der Frank­furter Rund­schau oder in der Volksbühne. 

Der Anti­na­tionale Kul­tur­na­tion­al­is­mus scheint selb­st rand­ständig zu sein, und im Ver­gle­ich zu anderen gesamt­deutschen Pop­ereignis­sen – Recht­srock, Quoten­rock, Lovepa­raden, Schlager­moves, Ostal­giefes­ti­vals etc. – ist er es tat­säch­lich. Doch seine Bedeu­tung lag nie in seinem Hit­po­ten­tial, son­dern vor allem darin, dass er den von links und rechts her kom­menden neuen jun­gen Eliten, die auf der Ebe­nen der Insti­tu­tio­nen (Museen, The­ater, Insti­tute) und des Feuil­letons (Welt, FAZ, Taz) längst zusam­menge­fun­den haben und z.B. prob­lem­los zwis­chen der Affir­ma­tion von Jörg Friedrichs Bombenkriegs-Buch und der Her­aus­gabe der Klas­sik­er der Com­ic-Lit­er­atur osszilieren, eine Möglichkeit gab und gibt, auf zeit­gemäße und „anständi­ge“ Weise für Deutsch­land zu sein. 

(Wer wis­sen will, was da zusam­men geht: Am Son­ntag, dem 2. Okto­ber disku­tieren in der Volks­bühne ver­schiedene Vertreter des Anti­na­tionale Kul­tur­na­tion­al­is­mus über den linkspop­ulis­tis­chen Sam­pler “I can‘t relax …“. Mit dabei: Tobias Rapp von der Taz, Ulf Poschardt von der Welt am Son­ntag und der Lin­er­notes-Schreiber Roger Behrens. Danach spie­len – gut in Form nach der Goethe­in­sti­tut­s­tour durch Est­land: Kante). 

Ver­anstal­tung mit Gün­ther Jacob

Sam­stag, 1. Okto­ber, 19:00 Uhr, Pots­dam, Ort: Fab­rik (Pots­dam)

Gün­ther Jacob, in den Neun­zigern als HipHop/­Soul-DJ, Autor mehrerer Pop­büch­er (u.a. “Agit-Pop. Schwarze Musik und weiße Hör­er”), Mither­aus­ge­ber der Zeitschrift 17 °C und als Kri­tik­er der Poplinken tätig, lebt in Birm­ing­ham und Ham­burg. Zum The­ma Pop­na­tion­al­is­mus veröf­fentlichte er nach vie­len Beiträ­gen in „Konkret“ zulet­zt „Die Mod­ernisierung der Iden­tität. Pop als Teil des Grün­dungsmythos der Berlin­er Repub­lik“ (in „Pop & Mythos“, Schlin­gen 2001) sowie “Archäolo­gie des Hip­nessver­falls“ (in „Die offene Stadt“, Essen 2003).

Die Ver­anstal­tung find­et im Rah­men des anti­na­tionalen Kon­gress­es “Null Gründe zu feiern” statt // pre­sent­ed by: JD/JL Bran­den­burg, Naturfre­un­de­ju­gend Berlin, ak_antifa Potsdam

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Bespitzelung linker Veranstaltungen in Potsdam

An die Rote Hil­fe Pots­dam ist ein weit­er­er Fall von Bespitzelung link­er Grup­pen durch Staat­sor­gane herange­tra­gen wor­den. Die Vorge­hensweise ist dieses mal aber eine ganz andere, als gezielt Per­so­n­en anzus­prechen. In diesem Fall nutzen die Organe die finanzielle Not und die augen­schein­liche Naiv­ität von Jugendlichen aus. 

Der konkrete Fall:

Am Fre­itag den 26.08.2005 wurde der dritte Teil ein­er Kinor­ei­he aufge­führt — die Ver­anstal­tung wurde auss­chließlich auf linken Mail­inglis­ten und Inter­net­seit­en beworben. 

Gegen 21:00, dem offiziellen Beginn der Ver­anstal­tung kamen 2 junge Frauen, (schätzungsweise 15–16 Jahre alt, ca. 1,60–1,70 m groß, in szene­un­typ­is­che Klei­dung, blond bzw. schwarzhaarig) und guck­ten zaghaft in den Raum. Ein Anwe-sender Gast fragte sie, ob sie zu dieser Ver­anstal­tung woll­ten. Daraufhin fragte die junge schwarzhaarige Frau, ob hier die Ver­anstal­tung über „Arbeit­er, die Fab­riken kon­trol­lieren“ stat­tfind­en würde oder ob dies weit­er hin­ten auf dem Gelände sei. 

Die Ver­anstal­terIn­nen bejaht­en und die bei­den Frauen set­zten sich. Da es mit dem Beginn der Ver­anstal­tung dann doch noch etwas dauerte, fragte ein Gast, woher sie von der Ver­anstal­tung wüssten. Daraufhin druck­sten sie etwas herum und die schwarzhaarige (die auch im weit­eren Ver­lauf sprach) antwortete, sie seien nicht ganz frei­willig hier und wären von „jeman­den“ geschickt wor­den. Nach weit­eren Fra­gen erzählten sie, sie seien von ein­er „Pri­vat­per­son“, die sich für Poli­tik und „rechts-links irgend­wie“ inter­essiere beauf­tragt wor­den, sich die Ver­anstal­tung und die Diskus­sion im Anschluss anzuhören. Sie erk­lärten auch, dass sie dafür Geld bekom­men wür­den, aber nicht so viel, wie sie mein­ten. Auf die Frage, wie sie denn über­haupt an diese Per­son ger­at­en seien, berichteten sie, sie hät­ten eine Anzeige in dem kosten­losen Pots­damer Jugend­magazin „Events“ geschal­tet, in der sie nach Arbeit gesucht hät­ten. Jemand hätte sich dann daraufhin bei ihnen gemeldet. Auf Nach­frage, wer sie denn über­haupt beauf­tragt hätte, nan­nten sie etwas unsich­er-zögernd eine gewisse „Frau Wegen­er“, die an der Steuben­schule in Pots­dam Lehrerin sei und deswe­gen an den Infor­ma­tio­nen inter­essiert, weil sie ger­ade ein­er Arbeit zu diesem „links-rechts“ The­ma schreiben würde, aber zur Zeit sehr viel zu tun hätte und die bei­den schick­en würde.

Bei­de, ver­mit­tel­ten eher den Ein­druck, das sie sich bis dato noch nicht mit link­er Poli­tik oder über­haupt mit Poli­tik auseinan­derge­set­zt hät­ten. Die bei­den Frauen wirk­ten die gesamte Zeit sehr unsich­er. Als ihnen ver­sucht wurde zu erk­lären, dass es in Deutsch­land Geheim­di­en­ste gäbe und diese u.a. genau­so vorgin­gen, um an Infor­ma­tio­nen zu kom­men, tat­en sie sehr erstaunt und waren es wohl auch wirk­lich. Es wurde bei­den erk­lärt, dass es wohl ihre Auf­gabe sein soll linke Struk­turen und Pro­jek­te auszus­pi­onieren auch wenn es ihnen nicht so expliz­it erk­lärt wor­den ist. 

Da abso­lut nicht klar war wo ihre Infor­ma­tio­nen schließlich lan­den wür­den, sind bei­de Frauen dann gebeten wor­den die Ver­anstal­tung zu ver­lassen, was sie auch taten, 

Bei der Recherche am fol­gen­den Mon­tag stellte sich her­aus, dass es an der Friedrich-Wil­helm-Steuben-Gesamtschule in Pots­dam keine Frau Wegen­er gibt.

Zwei Wochen später taucht­en bei­den Frauen erneut bei ein­er öffentlichen Podi­ums­diskus­sion, auf. Sie beäugten die Sache durch die Tür und ver­ließen fürs erste den Saal, kamen aber dann schnell wieder und schrieben während der Ver­anstal­tung fleißig mit. Bei dieser Ver­anstal­tung ist es lei­der nicht dazu ge-kom­men, die bei­den des Saales zu verweisen.

Wir empfind­en es als notwendig und richtig diese Geschichte öffentlich zu machen. Es ist der zweite doku­men­tierte Ver­such über solch eine Form der „Zuträger­schaft“ Infos über Struk­turen abzu­greifen. Kon­se­quenter­weise fordern wir alle auf ähn­liche Begeben­heit­en bekan­nt zu machen und die entsprechen­den Per­so­n­en raus zu werfen.

Rote Hil­fe Potsdam

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Was ist los mit Sven Petke?

Im Sep­tem­ber 2004 wurde Herr Petke, der Gen­er­alsekretär unser­er Landes-CDU
ist, wegen Belei­di­gung angezeigt, weil er dem Bernauer Amt­srichter Andreas
Müller (der fest­gestellt hat­te, dass die Krim­i­nal­isierung von Cannabis nicht
zur Ver­ringerung des Haschisch-Kon­sums führt) Rechts­beu­gung unterstellt
hatte.

Kurz danach ver­di­ente er sich die näch­ste Belei­di­gungsanzeige, indem er
wichtigtuerisch von einem Has­spredi­ger, der in Pots­dam sein Unwe­sen treiben
soll, hal­luzinierte. Und jet­zt hört man, dass er den Rangs­dor­fer Schulleiter
Dit­mar Friedrich als „kleinen ver­schisse­nen Beamten“ beze­ich­nete, weil
dieser Petke daran zu erin­nern hat­te, dass Wahlkampf an Schulen nicht
zuläs­sig ist.

Hier drän­gen sich Speku­la­tio­nen auf: Lei­det Wieder­hol­ungstäter Petke am
Tourette-Syn­drom? Ist er ins­ge­heim noch ein klein­er bock­iger Junge, der
nicht weiß, wie sich Erwach­sene üblicher­weise benehmen? Hat er gedankenlos
bei Schön­bohm abgeguckt? Kann er ein­fach nur eine betrunk­ene Lust am Pöbeln
nicht unter­drück­en? Hat er gar ein pathol­o­gis­ches Faible für kriminelles
Verhalten?

Nun, ohne Zweifel wäre es infan­til, wenn man ver­suchen wollte, Petke mit
Gegen-Belei­di­gun­gen auszubrem­sen. Aber es wäre sich­er auch unre­al­is­tisch, zu
glauben, dass die Staat­san­waltschaft den Parteipoli­tik­er endlich
ord­nungs­gemäß in die juris­tis­che Zange nimmt. (Immer­hin wird das
weisungs­berechtigte Jus­tizmin­is­teri­um von ein­er CDU-Min­is­terin geführt.) Man
darf also auf weit­ere „Stre­iche“ des jun­gen Hoff­nungsträgers der CDU
ges­pan­nt sein!

Rote Hil­fe Potsdam

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Treffpunkt für kritische Teilnahme

Als Info- und Tre­ff­punkt zur “kri­tis­chen Teil­nahme” an den offiziellen Feier­lichkeit­en zum “Tag der deutschen Ein­heit” am 3. Okto­ber in Pots­dam wird das Café Olga in der Char­lot­ten­straße 28 dienen. Dies wurde heute von linken Pots­damer AktivistIn­nen bekan­nt gegeben. Ab dem Mor­gen ist das Olga am 3. Okto­ber geöffnet und bietet aktuelle Infor­ma­tio­nen zum Geschehen. Dazu gibt es Musik aus der Kon­serve, Erfrischungs­getränke und filmis­che Unter­malung für den lan­gen Tag.

Ein Infotele­fon, bei dem eben­falls aktuelle Infor­ma­tio­nen zur Sit­u­a­tion, Aktio­nen und Protesten in Pots­dam erfragt wer­den kön­nen, ist am 03. Okto­ber ab 10 Uhr unter 0331–95.130.565 zu erreichen.

Auch der Ermit­tlungsauss­chuß (EA) wird tele­fonisch unter fol­gen­der Num­mer erre­ich­bar sein: 0331–95.10.714. Der EA ist eine Recht­shil­fe­gruppe, an die man sich bei eventuellen Ver­haf­tun­gen usw. wen­den sollte.

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Eine Chronologie der Ereignisse in Potsdam

- In der Nacht vom 18. — 19. Juni 2005 soll es zu einem Über­fall auf einen 17-jähri­gen Fascho in Pots­dams Innenstadt 

gekom­men sein. Das so genan­nte Opfer war davor bere­its polizeibekan­nt und kon­nte nach ein­er kurzen ambu­lanten Behand­lung auf 

Grund ein­er Platzwunde noch in der­sel­ben Nacht ent­lassen wer­den. Dies führte dazu, dass er bere­its zwei Tage später schon 

wieder alter­na­tive Jugendliche Vollpö­beln und bedro­hen konnte.
Besuch­er des nahe gele­ge­nen Café „Hei­der“ hiel­ten vier der 

ange­blichen Angreifer fest und
über­gaben sie der Polizei.

— Diese wur­den darauf hin am 20. Juni der Haftrich­terin Schilling vorge­führt. Ursprünglich wegen ein­er gefährlichen 

Kör­per­ver­let­zung vorge­führt machte der Staat­san­walt der poli­tis­chen Abteilung Petersen während der Vor­führung einen 

ver­sucht­en gemein­schaftlichen Mord aus der Sache und beantragte dementsprechend vier Haftbefehle.
— Frau Schilling ordnete 

wie gewollt die Unter­suchung­shaft für zwei der Beschuldigten an, die bei­den anderen Haft­be­fehle wur­den gegen Aufla­gen außer 

Vol­lzug geset­zt. (Dies lag einzig daran, dass es sich bei der einen Beschuldigten um eine 16–Jährige han­delt und der andere 

Beschuldigte sich zusam­men mit seinem Anwalt stellte.)

— Die Presse stürzte sich, wie zu erwarten war, auf den Vor­fall und hal­luzinierte einen Racheakt von Linken an einem Rechten 

auf Grund der Verurteilun­gen im so genan­nten Elflein-Straßen-Prozess her­bei. (In der Sil­vester­nacht 2003 grif­f­en ca. 20 

Faschos das alter­na­tive Wohn­pro­jekt „Chamäleon“ in der Innen­stadt Pots­dams an, von diesen wur­den lediglich zwei zu 

Haft­strafen, Geld­bußen und Arbeitsstun­den verurteilt. Während der Ver­hand­lungstage hat­ten die Faschos aus Pots­dam und Berlin 

teil­weise die Gericht­shoheit. Zeug­in­nen und Prozess­beobach­terin­nen wur­den angepö­belt, ange­grif­f­en und abfotografiert. 

Nachzule­sen auf www.inforiot.de)
Die Grund­lage für diese absur­den Behaup­tun­gen lieferte die Bullerei, welche expliz­it auf 

die Prozesse rund um den Über­fall auf das alter­na­tive Wohn­pro­jekt ver­wies und dieses so ein weit­eres Mal inner­halb eines 

Jahres der Ver­leum­dung durch die Presse freigab.

— Als näch­stes rüstete die Stadt Pots­dam auf:
„Mit einem Pro­gramm der Deeskala­tion und ver­stärk­ter Polizeipräsenz will die Lan­deshaupt­stadt der zunehmenden Gewalt 

zwis­chen recht­en und linken Grup­pierun­gen begeg­nen. Ober­bürg­er­meis­ter Jann Jakobs (SPD) sagte gestern nach einer 

Son­der­sitzung des Beirats für Tol­er­anz und Demokratie in Pots­dam: „Die Entwick­lung erfüllt uns mit großer Sorge.“ Es dürfe 

nicht zuge­lassen wer­den, „dass die gewalt­samen Auseinan­der­set­zun­gen eskalieren““ (26.8.2005 -
Pots­damer Neueste 

Nachricht­en).
Die Bullen set­zten 30 zusät­zliche Beamte der Lan­de­sein­satzein­heit LESE in Ziv­il und Uni­form ein und erhöhten 

ihre Präsenz der­maßen, dass Men­sch sich des Ein­druck­es nicht erwehren kon­nte, in Pots­dam sei der polizeiliche Notstand 

aus­ge­brochen.

- Am Mon­tag, dem 27. Juni fand die Haft­prü­fung der seit ein­er Woche inhaftierten Antifas statt. Daraufhin wurde ein 

weit­er­er Beschuldigter unter stren­gen Meldeau­fla­gen und gegen die Zahlung ein­er Kau­tion in Höhe von 60.000 ? auf freien Fuß 

geset­zt. Die vierte Beschuldigte musste zurück in den Knast, nach­dem ihr Vertei­di­ger seinen Antrag zurück genom­men hat­te, da 

zu diesem Zeit­punkt klar war, dass die Haftrich­terin (nach einem Vorschlag des zuständi­gen Staat­san­waltes, dass es doch die 

Möglichkeit ein­er reuigen, vol­lum­fänglichen Ein­las­sung gäbe, nach welch­er alles anders ausse­hen kön­nte) die Beschuldigte 

ohne eine kom­plette Aus­sage nicht gehen lassen würde. Diese machte allerd­ings in vollem Umfang von ihrem Recht auf 

Aus­sagev­er­weigerung Gebrauch und so entsch­ied der Vertei­di­ger sich für das Mit­tel der Haftbeschwerde.

— In den frühen Mor­gen­stun­den des 30. Junis ver­schafften sich ca. 30 Bullen in Vollschutz und mit Hel­men ausgestattet 

Zutritt zu dem links-alter­na­tiv­en Wohn­pro­jekt in der Zep­pelin­straße 25, um einen fün­ften Tatverdächti­gen für den angeblichen 

Zusam­men­stoß vor dem Cafe „Hei­der“ festzunehmen. Natür­lich blieb es dabei nicht bei der Durch­suchung der von dem Gesuchten 

bewohn­ten Räume. Der Gesuchte selb­st kon­nte nicht gefasst werden.
Polizei-Prä­sid­i­umssprech­er Rudi Son­ntag rechtfertigte 

wie schon zuvor Pots­dams Polize­ichef Ralf Marschall die Mas­siv­ität des Ein­satzes. Die Mehrzahl der Beamten sei nur zur 

Absicherung vor Ort gewe­sen, um keine Gewal­teskala­tion zuzu­lassen. Man werde mit der­sel­ben Entsch­ieden­heit und
Mannschaftsstärke auch kün­ftig vorge­hen, wenn es neue Ermit­tlungsan­sätze gibt.

— In der Nacht vom 2. – 3. Juli kam es in der Pots­damer Innen­stadt zu einem bru­tal­en Über­griff durch Mit­glieder der 

Pots­damer Anti-Antifa und Berlin­er Kam­er­ad­schaft­szusam­men­hän­gen auf zwei 24 und 25 Jahre alte Män­ner. Die 15 Faschos zogen 

in dieser Nacht die Not­bremse der Straßen­bahn, nach­dem sie einen der bei­den Män­ner als in Pots­dam sehr aktiven 

Antifaschis­ten erkan­nt hat­ten, öffneten die Türen der Tram und grif­f­en ihre Opfer mit abgeschla­ge­nen Flaschen, Schlä­gen und 

Trit­ten an. Natür­lich ließen die Angreifer auch nicht von ihren Opfern ab, nach­dem diese bere­its am Boden lagen. Einem der 

Opfer wird mit ein­er abgeschla­ge­nen Flasche unter Anderem ein Schnitt wenige Zen­time­ter an der Halss­chla­gad­er vorbei, 

zuge­fügt.

Dieser Angriff von Recht­en auf Linke wird vom Amts­gericht Pots­dam, also dem gle­ichen, auf Grund dessen Urteils eine 

Antifaschistin noch immer im Knast sitzt, nur als gefährliche Kör­per­ver­let­zung bewertet.
Die Polizei bildet eine SoKo 

Pots­dam“, in der unter Fed­er­führung der Staatss­chutz­abteilung des Polizeiprä­sid­i­ums elf Krim­i­nal­is­ten arbeiten 

Was danach geschah:

— Am 5. Juli fand in Pots­dam eine linke Spon­tande­mo mit zeitweise etwa 100
Per­so­n­en statt. Ziel dieser Spon­tande­mo war es, 

auf die anhal­tende rechte Gewalt, die staatliche Repres­sion gegen links und das damit ein­herge­hende erschw­erte zur Wehr 

set­zen gegen organ­isierte Nazis, aufmerk­sam zu machen. weit­er­hin wurde der Umgang der Stadt, der Bullen und der Medi­en mit 

dem The­ma und deren Polar­isierung kritisiert.

— Am sel­ben Tag stellte sich der fün­fte Tatverdächtige, nach dem seit der Haus­durch­suchung am 30. Juli bun­desweit gefahndet 

wurde, zusam­men mit seinem Anwalt. Sein Haft­be­fehl wurde unter stren­gen Meldeau­fla­gen und gegen Zahlung von ein­er Kau­tion in 

Höhe von 10.000 ? außer Vol­lzug gesetzt.

— Am 27. Juli ver­warf das Landgericht die Haftbeschw­erde gegen den Haft­be­fehl der immer noch im Knast sitzenden 

Antifaschistin. Es sah nach wie vor einen drin­gen­den Tatver­dacht und Flucht­ge­fahr, auf Grund ihres schlecht­en sozialen 

Umfeldes (leben in einem alter­na­tiv­en Wohn­pro­jekt, keinen Job etc.), für gegeben. Daraufhin legte ihr Vertei­di­ger die 

weit­ere Beschw­erde beim Ober­lan­des­gericht ein.

— Am 13. August find­et eine erste Knastkundge­bung in Duben für die Freilas­sung der let­zten inhaftierten Antifaschistin 

statt. In den einzel­nen Beiträ­gen wurde unter Anderem gefordert, der, durch die CDU und ihrer Spe­ichel­leck­er bei der Presse 

betriebe­nen, Stig­ma­tisierung des Chamäleon e. V., dem die Inhaftierte ange­hört, ent­ge­gen zu treten und die Beuge­haft endlich 

zu been­den. Denn als etwas anderes kann man diese so called „Unter­suchung­shaft“ nicht beze­ich­nen. Die inhaftierte 

Antifaschistin sitzt einzig und allein nach wie vor in Haft, weil sie kon­se­quent von ihrem Aussageverweigerungsrecht 

Gebrauch macht.

— Am 20. August gibt es eine weit­ere spon­tane Knastkundge­bung von Antifas aus Dres­den vor dem Knast. Auch diese Aktion war 

ein voller Erfolg, da
sie wie die erste die Inhaftierten erre­ichte und ihnen ein­mal mehr vor Augen führte, dass sie nicht 

allein sind.

- Am 2. Sep­tem­ber grat­ulieren knapp 50 Antifaschistin­nen der weit­er­hin inhaftierten Antifaschistin vor den 

Mauern der JVA Luck­au-Duben mit einem Ständ­chen zum Geburt­stag, dabei wurde erneut gegen den halt­losen Vor­wurf des 

ver­sucht­en Mordes protestiert und ihre sofor­tige Freilas­sung gefordert.

— Am 14. Sep­tem­ber tritt der vor­läu­fige Super­gau ein: Das OLG ver­wirft die weit­ere Beschw­erde gegen den Haft­be­fehl der immer 

noch im Knast sitzen­den Julia.

— Die Eskala­tion recht­sex­tremer Gewalt in Pots­dam war am 24.09. Anlass einer
weit­eren antifaschis­tis­chen Demon­stra­tion mit rund 500 Teil­nehmern durch das
Zen­trum Potsdams.
Red­ner kri­tisierten scharf Jus­tiz und Medi­en, die den Neon­aziter­ror häufig
nur als einen Teil ein­er »Gewalt­spi­rale zwis­chen linken und rechten
Jugend­ban­den« inter­pretierten und damit die rechte Gewalt ver­harm­losten. Auf
Trans­par­enten wurde die »Freilas­sung von Julia« gefordert.
Außer­dem kündigte Men­sch an, die von Worch für den 5.11. angemeldete Demo in
Pots­dam zu ver­hin­dern, auch wenn Bullen und Jus­tiz alles tun wer­den, um die
Faschos marschieren zu lassen.

Orts­gruppe der Roten Hil­fe e.V. Potsdam

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Null Gründe zu feiern — Update

Den Aufruf zum Kongress und weit­ere Infos gibts hier.

Sam­stag, 01.10.

bis 14 Uhr: Ankun­ft, Check In, Begrüßungssekt, Plenum (Pro­gram­mvorstel­lung, Orgat­e­ch­nis­ches, Anmeldung…) 

16 Uhr: Deutsche Nor­mal­isierung, nationale Formierung

Ein­führung in die The­men des Spektakels

Ref­er­entIn­nen: AK Anti­na­tion­al­is­mus der NFj Berlin 

19 Uhr: Pop & Nation…

Podi­umsver­anstal­tung zu Nation­al­is­mus und Popkultur

Ref­er­ent: Gün­ther Jacob (Jour­nal­ist aus Hamburg)

ab 22 Uhr: Dance-Par­ty und Cock­tail­tre­sen für zukün­ftiges linkes Berlin­er Kneipen-Kollektiv 

Son­ntag, 02.10.

11 Uhr: Lesung mit Gerd Dem­bows­ki (Antifaschis­tis­che Fußball-Initiative)

14 Uhr: AG-Block I: 

Mein Nutel­la ist wichtiger als Deutschland

Nation­al­is­mus – Eine Einführung

Ref­er­entIn­nen: Arbeit­skreis Anti­na­tion­al­is­mus der NFJ Berlin 

Risse in die Festung!

Die Durch­set­zung nationaler Inter­essen in der Flüchtlingspolitik

Ref­er­entIn­nen: JD/JL Brandenburg 

Fler, Bushi­do & Co.

Nation­al­is­mus in der deutschen HipHop-Szene

Ref­er­entIn­nen: JD/JL Brandenburg 

Schnell am Drück­er, langsam im Kopf.

Mil­i­tarisierung Deutsch­er Außen­poli­tik mit Blick auf EU

Ref­er­entIn­nen: NFJ Berlin 

17 Uhr: AG-Block II 


Die Oma-Opa-Opfer-Oper…

Erin­nerungspoli­tik im deutschen Interesse

Ref­er­entIn­nen: JD/JL Brandenburg 

Stan­dort, Stan­dort über alles…

Nation­al­is­tis­che Stan­dort­logik haben Anti-Hartz-IV-Bewe­gung und Regierung gemeinsam

Ref­er­entIn­nen: Jim­my Boyle (www.junge-linke.de)

“Nach Afri­ka kommt San­ta Claus / Und vor Paris ste­ht Mick­ey Mouse…“ (Ramm­stein)

Was ist Anti-Amerikanis­mus und was ist die Kri­tik daran?

Ref­er­entIn­nen: JD/JL Brandenburg 

Mon­tag, 03.10.

ab 10 Uhr: Besuch des Wiedervereinigungsfests 

15 Uhr: Demon­stra­tion ab Luisen­platz bis Platz der Ein­heit: “no love for this nation!”

19 Uhr: Lesung mit den Anar­cho-Zynis­che Kolum­nis­ten (ange­fragt)

ab 21 Uhr: Anti-Par­ty mit Der Tante Renate, MT Dance­floor (Saalschutz), DJ Bel­lizism und Supe­rU im Waschhaus Potsdam

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Null Gründe zu feiern


15 Jahre dt. Souveränität

331 Euro ALG II

134 Tote durch Nazigewalt

35.000 Abschiebun­gen im Jahr

2 Kriege

NULL GRÜNDE ZU FEIERN


Anti­na­tionaler Kongress in Potsdam

1.–3. Oktober

In der Fab­rik

Kongress, Work­shops, Diskus­sio­nen, Aktionen
Lesung mit Gerd Dembowski

3. Okto­ber // 21 Uhr // Waschhaus

Antipar­ty. Wir feiern ohne Grund.

Radio­jin­gle zum Download

Einen Wer­be­jin­gle für das Spek­takel gibt es zum Down­load (MP3-Datei, 1.3 MB)

Am 3. Okto­ber wird in Pots­dam gefeiert. 15 Jahre deutsche Ein­heit. Deutsch­er Nation­al­is­mus ist wieder Mode. Zahlre­iche Poli­tik­erIn­nen erk­lären medi­al ihre Liebe zum Vater­land. Schein­bar linke Musik­erIn­nen präsen­tieren „ihr neues Deutsch­sein“ in der Öffentlichkeit.

Doch Nation­al­is­mus bedeutet immer Aus­gren­zung von all jenen, die nicht der „nationalen Iden­tität“ entsprechen.

Wenn Deutsch­land feiert, dann ohne uns!

Teil­nah­me­beitrag 10 bis 15 Euro

Das genaue Pro­gramm gibt es jet­zt hier.

Ver­anstal­ter: NATURFREUNDEJUGEND BERLIN, JungdemokratIn­nen / Junge Linke Bran­den­burg, ak antifa. Mit Unter­stützung von: Jun­gle World.

Die Par­ty begin­nt im Kopf

15 Jahre deutsche Ein­heit. Nach­dem Anfang Mai noch auf Anord­nung getrauert und dem 60-jähri­gen Ende des 2. Weltkrieges gedacht wurde, wird nun kollek­tiv die „Wiederge­burt eines gewaltvoll getren­nten Deutsch­lands gefeiert. Am 02. und 03. Okto­ber soll in Pots­dam der ange­blich wichtig­ste Feiertag der Repub­lik alljährlich­es Nation­al­ge­fühl weck­en. Die her­beiströ­menden Massen sollen sich kuschel­par­ty­gle­ich als zusam­menge­hörige Ein­heit fühlen und dabei schön Deutsch­lands mas­sig vorhan­de­nen Schat­ten­seit­en und all die abgeris­se­nen und wieder aufgetürmten Mauern (in den Köpfen) vergessen. So ähn­lich wird sie wohl ausse­hen, die Par­ty vom Einheitsbrei. 

Doch nicht nur die Leute, die auf Par­tys nichts trinken dür­fen, weil sie noch fahren müssen und erst recht die, die gar nicht erst ein­ge­laden wur­den, wis­sen nur zu gut: Die Par­ty begin­nt im Kopf. Es feiert sich nun mal ein­fach bess­er, wenn sich so richtig drauf gefreut wird. Nur zu gut lässt sich das auch auf die Gast­ge­berin der näch­sten Tage übertragen.
Reicht euch die Hände, eine Nation feiert sich selbst! 

Deutsch­land, einig bla bla bla

Schon unter Hel­mut –Kan­zler der Ein­heit- Kohl kon­nte gemein­sam vergessen, ver­drängt, ver­dreht und ver­schwiegen wer­den. Da dröh­nte aus allen Eck­en des Lan­des ein „Wir sind ein Volk“ als Aus­druck eines geeinigten Nation­al­be­wusst­seins. Da wurde flott mal das Asyl­recht abgeschafft und neben­bei bran­nten unter tosen­dem Beifall Migran­tInnen­woh­nun­gen von Ros­tock bis Mölln. Doch erst unter der rot-grü­nen „Berlin­er Repub­lik“ wurde DIE poli­tis­che und moralis­che Erneuerung Deutsch­lands möglich, auf all die gewartet zu haben schienen, die sich für ihre Deutsch­land­feierei nicht mehr schä­men woll­ten. Fleißig wurde nun aufgeräumt in den Köpfen, frei nach dem Mot­to „Ein anderes Deutsch­land ist möglich!“.
Beina­he stellt sich Mitleid ein, wenn man/frau Ger­hard Schröder im August 2002 von „unserem deutschen Weg“ reden hört. Nicht nur, dass Deutsch­land nun ein stolzes und sol­i­darisches Land sei, dass sich „seine Leis­tun­gen nicht mehr mies machen lässt“. Nein, es „genießt [auch] Respekt und Anse­hen in der Welt“, denn nun ist es ganz offiziell „Part­ner und Vor­bild“. Deshalb müssten nun „unsere nationalen Inter­essen nicht mehr ver­steckt werden“. 

Das Mot­to für die Par­ty wurde spätestens jet­zt klar und die Ein­ladungskarten waren schon lange ver­schickt. Da sollte nun also gefeiert wer­den, dass wir ja alle so nett zueinan­der sind, es eigentlich auch immer waren und nun endlich volle Dröh­nung stolz darauf sein durften.
Ein neuer rot-grün­er Zivilge­sellschaft­sna­tion­al­is­mus betrat die poli­tis­che Bühne, zusam­men mit ’ner ordentlichen Por­tion Geschicht­sre­vi­sion­is­mus und den alten Bekan­nten Anti­amerikanis­mus und Antisemitismus. 

In ist, wer drin ist

Deutsch­land will sich mit­tler­weile gar nicht mehr zu erken­nen geben, so viele neue Gesichter wur­den ihm in den let­zten sechs Jahren gegeben.

Nicht trotz, son­dern ger­ade wegen Auschwitz fühlte sich Außen­min­is­ter Fis­ch­er verpflichtet Deutsch­land 1999 am Koso­vo Krieg zu beteili­gen. Selb­stver­ständlich kon­nten nun mit den gle­ichen Argu­menten auch Kriege, wie 2002 der Irak Krieg, lau­thals abgelehnt wer­den. Im tosenden Demo­taumel wurde dann eben auch mal schnell US-Präsi­dent Bush mit Hitler ver­glichen. Es war voll­bracht, Deutsch­land kon­nte sich als „Frieden­sna­tion“ endlich wieder sehen lassen. 

Wer immer noch nicht bekehrt war, sollte schließlich durch die neue, unbe­fan­gene Pop­kul­tur begeis­tert wer­den. Egal ob Musik, Mode oder Film, wo jet­zt „deutsch“ drauf­ste­ht, ist auch wirk­lich „deutsch“ drin. Der SPD-Pop war geboren! Ob nun unter schwarz-rot-gold­en­em Deck­män­telchen Radio­quoten für deutsche Musik gefordert wer­den, fröh­lich-flip­pige Bands wie MIA oder Sport­fre­unde Stiller in aller­lei Wort­spie­len das „Pro­jekt D“ besin­gen, spät­pu­pertäre Jungs mit Reich­sadler um den Hals und Deutsch­land­fahne schwenk­end irgend­was davon faseln, nun endlich Musik für deutsche Kids zu machen oder Tech­no-Opas wie Peter Hep­p­n­er von Wolf­sheim und Paul van Dyk gle­ich in offen­siv­en „Wir sind wir“ Stammtis­ch­parolen à la „Aufgeteilt, besiegt und doch schließlich gibt es uns ja immer noch“ die his­torische „Opfer­ge­mein­schaft“ Deutsch­land neu ent­deck­en, sie alle schreiben ihre ganz per­sön­lichen Heimatlieder und dür­fen sich nun endlich so richtig „up to date“ damit fühlen.
Unter­malt wird dieser ganze Freuden­taumel durch die neuesten Deutsch­land­film­chen im Kino. Bei den Bildern von „Das Wun­der von Bern“, „Nap­o­la“ oder „Der Unter­gang“ macht es keinen Unter­schied, ob da nun um Fußballer, Jugend­dra­men im Nazielitein­ter­nat oder alte senile Dik­ta­toren geflen­nt wird, nun endlich traut sich das deutsche Kino seine Ver­sion der Geschichte dem Massen­pub­likum zu präsentieren.

Aufräumarbeiten

Doch was da mächtig gewaltig nach Ver­drehung und Rel­a­tivierung deutsch­er Geschichte stinkt, wird lediglich als neuer Blick­winkel verkauft. Es sei nun endlich an der Zeit diese dun­kle Ver­gan­gen­heit hin­ter sich zu lassen und fro­hen Mutes nach vorne zu schauen. Hin oder her, schuldig wären wir nun mal ein­fach nicht und nicht nur neu errichtete Mah­n­mäler erin­nern, dass nun endgültig ein Schlussstrich unter allem gezo­gen wer­den soll.
Alle wis­sen also bescheid, aber kein­er hört zu.
Lieber wird vom „Bombenkrieg“ auf Deutsch­land gefaselt, wer­den fröh­lich Opfer­ver­gle­iche gemacht oder Geschichte so hinge­dreht, dass nun auch die let­zten Großel­tern eine weiße Weste haben. Wie unbe­fan­gen Deutsch­land seine Geschichte entsorgt, kon­nte wun­der­bar bei den Feier­lichkeit­en zum 60. Jahrestag der Befreiung vom Nation­al­sozial­is­mus in Berlin beobachtet wer­den. Da wurde unen­twegt beteuert so wun­der­bar aus der Geschichte gel­ernt zu haben, was wiederum in die Berech­ti­gung umgedeutet wurde, nun endlich wieder selb­st­be­wusst und groß­macht­strebend wie eh und je auftreten zu dürfen.

Get the par­ty started…

Hur­ra, mit all diesen guten Vorsätzen wird die Par­ty sich­er zu einem
wahrhafti­gen Saufgelage!
Da ist es fast egal, welche deutsch-Frak­tion die Bun­destagswahl gewon­nen hat, das neue deutsche Selb­st­be­wusst­sein ist bere­its aufgetischt. 

Es wird uns gar nichts anderes übrig bleiben, als die Par­ty des geein­ten Deutsch­lands am 03. Okto­ber zu stür­men. Denn die besten Par­tys sind stets die, zu denen man/frau nicht ein­ge­laden wurde. Dort lässt es sich am besten pöbeln.

Deutsch­land – Nicht kleck­ern, kotzen!

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Lehre statt Studium: Schüler können sich Bildung nicht leisten

Pots­dam — Wer in Bran­den­burg in sozial schwachen Ver­hält­nis­sen aufwächst, studiert nur sel­ten – selb­st im ost­deutschen Ver­gle­ich. Das geht aus der Antwort der Lan­desregierung auf eine Große Anfrage der Links-Frak­tion im Land­tag her­vor. „Ein Studi­um hängt auch hierzu­lande zunehmend vom Geld­beu­tel der Eltern ab“, erk­lärte dazu Peer Jür­gens, der hochschulpoli­tis­che Sprech­er der Links-Frak­tion. Er forderte auch wegen der demografis­chen Entwick­lung eine sozialere Hochschulpolitik. 

Tat­säch­lich heißt es unter Beru­fung auf das bun­desweite Hochschul-Infor­ma­tions-Sys­tems (HIS) in dem Regierungspa­pi­er: „Zugle­ich ist die soziale Selek­tiv­ität der Entschei­dung pro Studi­um in Bran­den­burg deut­lich stärk­er aus­geprägt als in den neuen Län­dern ins­ge­samt.“ Bekan­nt ist, dass weniger Kinder aus sozial schwachen Fam­i­lien Gym­nasien besuchen. Von denen, die es tun, entschei­den sich in Bran­den­burg nach dem Abitur nur 35 Prozent für ein Studi­um. In Ost­deutsch­land sind es 46 Prozent der Abi­turi­en­ten aus sozial schwachen Ver­hält­nis­sen, in den alten Län­dern 56 Prozent, wobei die Dat­en aus dem Jahr 2003 stam­men. Eine Erk­lärung: Die Mehrheit der Bran­den­burg­er Abi­turi­en­ten aus ein­fachen sozialen Ver­hält­nis­sen begin­nt nach dem Abi offen­bar eine herkömm­liche Lehre. Denn die Wirtschaft, mit dem Bil­dungsniveau von Schu­la­bgängern immer noch unzufrieden, zieht für viele Berufe längst Abi­turi­en­ten vor. 

Nur schein­bar ein Wider­spruch: Die Zusam­menset­zung der Bran­den­burg­er Stu­den­ten­schaft spiegelt die soziale Kluft der Abi­turi­en­ten kaum wieder. 11 Prozent der Stu­den­ten kom­men aus niedri­gen sozialen Schicht­en, in Ost­deutsch­land sind es 12 Prozent. Hier wirkt offen­bar aus­gle­ichend, dass jed­er zweite Stu­dent in Bran­den­burg aus einem anderen Bun­des­land kommt. Dazu passt, dass nach ein­er Erhe­bung des Deutschen Stu­den­ten­werks der „Nor­mal­stu­dent“ im Land monatlich über ein pass­ables Einkom­men von rund 701 Euro ver­fügt – was sog­ar über dem Ost-Durch­schnitt von 666 Euro liegt. Der Bun­deswert liegt bei 767 Euro. Den­noch bele­gen auch andere Dat­en, dass der Zusam­men­hang zwis­chen sozialer Herkun­ft und Bil­dung – Experten sprechen von „bil­dungs­fer­nen“ Schicht­en – längst wirkt: 63 Prozent der Studieren­den im Land haben „Abitur-Eltern“, nur sechs Prozent kom­men aus „Hauptschul-Eltern­häusern“.

Hol­ger Drews, Sprech­er des Wis­senschaftsmin­is­teri­ums, ver­wies darauf: Es sei erk­lärtes Ziel der SPD/C­DU-Regierungskoali­tion, dass kün­ftig mehr Schüler in Bran­den­burg – bis­lang ist es etwa jed­er Dritte – das Abitur machen und studieren. 

Geschlossene Gesellschaft an Unis
br>Linkspartei beklagt soziale Selektion

(MAZ) POTSDAM Die bran­den­bur­gis­che Linkspartei-PDS kri­tisiert die soziale Selek­tiv­ität an märkischen Hochschulen. “Lediglich elf Prozent der Studieren­den in Bran­den­burg kom­men aus sozial benachteiligten Schicht­en”, erk­lärte der hochschulpoli­tis­che Sprech­er der PDS-Frak­tion im Land­tag, Peer Jür­gens, gestern vor Jour­nal­is­ten. “Das ist unter dem bun­des­deutschen Durchschnitt.” 

Die Zahlen seien schon seit Jahren kon­stant schlecht. Eine neuere Unter­suchung belege, dass Bran­den­burg die höch­ste soziale Selek­tiv­ität unter kün­fti­gen Studieren­den habe. Jür­gens bekräftige deshalb noch ein­mal die Forderung sein­er Partei, eine vom Einkom­men der Eltern völ­lig unab­hängige Stu­di­en­fi­nanzierung einzuführen. Alle Studierende sollen dem­nach monatlich einen bes­timmten Betrag erhal­ten. Das Risiko, ehe­dem Wohlhabende kön­nten eine solche staatliche Förderung ihrer Kinder zweck­ent­frem­den, sei geringer als die Chance, sozial Schwache zur Auf­nahme eines Studi­ums zu bewe­gen. Eine solche Förderung solle anders als das Bafög kein Kred­it sein, son­dern durch eine so genan­nte Akademik­er­s­teuer beruf­stätiger ehe­ma­liger Hochschu­la­b­sol­ven­ten finanziert werden. 

Ins­ge­samt müssten die Hochschulen mehr Geld bekom­men, um das Ver­hält­nis von Pro­fes­soren und Studieren­den auszu­gle­ichen, so Jür­gens. Geld dazu sei im Prinzip vorhan­den. Nur müsse es zum Beispiel durch eine Ver­mö­genss­teuer entsprechend umverteilt werden. 

Die PDS hat­te Anfang Juni in ein­er großen Anfrage von der Lan­desregierung Näheres über die sozialen, kul­turellen und wirtschaftlichen Bedin­gun­gen für Studierende in Bran­den­burg erfahren wollen. Dass Bran­den­burgs Wis­senschaftsmin­is­terin Johan­na Wan­ka (CDU) vier Monate später 33 Fra­gen über­haupt nicht und einige nur ungenü­gend beant­wortet habe, zeigt nach Ein­schätzung von Peer Jür­gens, dass die Sit­u­a­tion der Studieren­den für die Lan­desregierung “kein The­ma” sei.

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Eine Klasse für Schulschwänzer

POTSDAM “Disko war cool — Jan total bescheuert.” Nach einem Piep­ton ist die SMS versendet. Der Schul­banknach­bar berichtet vom Woch­enende. Sein Vor­der­mann wiederum schlürft Kakao. Die jun­gen Leute besuchen keinen Jugend­klub, son­dern die erste Unter­richtsstunde nach dem Woch­enende. Ger­ade der Mon­tag­mor­gen ist vie­len Lehrern ein Graus. Doch in ein­er Klasse der Gesamtschule Neused­din (Pots­dam-Mit­tel­mark) ist der Schülertalk aus­drück­lich erwün­scht. An dem Schul­haus läuft eins von ins­ge­samt 35 Schul­ver­weiger­erpro­jek­ten in Brandenburg. 

“Der Mon­tag begin­nt mit der Ankom­men­srunde — die Schüler kön­nen alles raus­lassen, was sie am Woch­enende erlebt haben”, erk­lärt Heike Bach. Die Sozialpäd­a­gogin betreut schon seit zehn Jahren schul­müde Jugendliche. Vor zwei Jahren wurde an der Gesamtschule Neused­din (Pots­dam-Mit­tel­mark) eine eigene Klasse für Schulschwänz­er gebildet. Derzeit ler­nen dort neun junge Leute in der Klassen­stufe neun. Zwei Sozialpäd­a­gogen und zwei Lehrer bemühen sich in der Spezialk­lasse um prax­is­na­hen Unter­richt. Zum Ler­nen geht es auch schon mal ins Jugend­camp nach Blossin (Dahme-Spree­wald). “Hier kön­nen die Schüler zwis­chen­durch an der Klet­ter­wand Energie raus­lassen”, sagt Bach. Nicht alle Schu­la­b­sti­nen­zler könne man ret­ten. Doch etwa 80 Prozent der Ex-Schul­ver­weiger­er schaf­fen in Neused­din die neun­jährige Pflichtschulzeit. 

Nach Schätzun­gen des Bun­des­bil­dungsmin­is­teri­ums besuchen in Deutsch­land min­destens 100 000 schulpflichtige Jugendliche nicht mehr den Unter­richt. In Bran­den­burg gehen die einzel­nen Träger der Jugend­hil­fe von bis zu 2000 behar­rlichen Schul­ver­weiger­ern aus, Ten­denz steigend. “Genaue Zahlen existieren nicht, da nicht definiert ist, wann ein Schüler als Schul­ver­weiger­er gilt”, so Thomas Hainz, Sprech­er des Pots­damer Bil­dungsmin­is­teri­ums. Die meis­ten Schulschwänz­er sind 13 bis 16 Jahre alt. Seit zwei Jahren unter­stützt Bran­den­burg 14 “Inte­gri­erte Pro­jek­te von Jugend­hil­fe und Schule zur Ver­mei­dung von Schu­la­b­brüchen”. Durch EU-Fördergelder ste­hen dafür 5,9 Mil­lio­nen Euro zur Ver­fü­gung. 30 Prozent der Mit­tel kom­men vom Land. Aktuell befind­en sich in der Mark mehr als 150 Schüler in geförderten Koop­er­a­tionspro­jek­ten von Schule und Jugend­hil­fe. Dieses Ler­nange­bot gilt bun­desweit als wegweisend. 

Kri­tik an den sep­a­rat­en Klassen für Schul­müde kommt von anderen Pro­jek­thil­fen gegen Schul­ver­weigerung. “Inte­gra­tive Arbeit wäre bess­er als die Jugendlichen aus dem Klassen­ver­band her­aus zu isolieren”, moniert Jugendpsy­chologe Thomas Wolter. Der 42-Jährige leit­et die Jugen­dein­rich­tung Haus Far­ben­froh in Prieros (Dahme-Spree­wald). 90 Prozent der Klien­ten sind frühere Schul­ver­weiger­er, die heute in “nor­malen” Schulk­lassen unter­richtet werden. 

Schul­ver­weigerung sei nicht automa­tisch eine Null-Bock-Hal­tung. Lust­losigkeit entste­he durch fehlende Per­spek­tiv­en für die spätere Beruf­saus­bil­dung oder in der Fam­i­lie. Zu hohe Klassen­stärken und über­forderte Lehrer spie­len eben­so eine Rolle, so Wolter. Viele junge Märk­er bleiben wochen‑, manch­mal monate­lang dem Unter­richt fern. Schei­dungskinder wür­den beson­ders oft schwänzen, so die Ein­schätzung des Jugendpsy­cholo­gen aus Prieros. Der ver­weist auf die wach­sende Diskrepanz zwis­chen steigen­den Schu­lan­forderun­gen und schwierigem famil­iären Umfeld. Eltern kön­nten oder wollen ihrem Erziehungsauf­trag nicht mehr aus­re­ichend nachkom­men. “Ger­ade davon hängt aber der schulis­che Erfolg ab”, so Wolter. Das Hil­f­sange­bot der geförderten Pro­jek­te set­ze in der 8. bzw. 9. Klasse zu spät ein. “Trödeln und Träu­men sind die ersten Symp­tome bere­its in der Grundschule.” 

Mike (Name geän­dert), ein­er der Bewohn­er im Haus Far­ben­froh, schiebt den schwarzen Peter den Schulen zu. “Mich wun­dern die laschen Anwe­sen­heit­skon­trollen der Lehrer. Bei anstren­gen­den Schülern, die fehlen, denken manche vielle­icht: Wun­der­bar, den bin ich los.” In der Neused­din­er Pro­jek­tk­lasse holt Mon­tag­mit­tag ein Schüler seinen Schlaf nach. Ein Jugendlich­er kann seine Energie an einem Punch­ing­ball raus­lassen. Der Mathe­un­ter­richt muss ohne ihn weitergehen.

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Blick auf deutsche Einheit

Straus­berg — Die Mauer in den Köpfen der Ost- und West­deutschen sei längst gefall­en, sind sich Lothar de Maiz­ière und Wolf­gang Schäu­ble (bei­de CDU) einig. Die bei­den Gestal­ter der deutschen Vere­ini­gung disku­tierten unter anderem diese Frage mit Schü­lerin­nen und Schüler des Straus­berg­er Theodor-Fon­­tane-Gym­na­si­ums, des Ober­stufen­zen­trums Märkisch-Oder­land und der Lise-Meit­ner-Gesamtschule in der Bun­deswehrakademie für Infor­ma­tion und Kom­mu­nika­tion. Auch ehe­ma­lige Botschafter und der Staatssekretär Wern­er E. Ablaß sowie Gen­er­al a. D. Hans-Peter von Kirch­bach trat­en gestern auf. 

Lothar de Maiz­ière, der let­zte und einzige frei gewählte Min­is­ter­präsi­dent der DDR, wie er gern betont, zitiert seinen alten Fre­und Richard Schröder, einst SPD-Abge­ord­neter der Volk­skam­mer und heute Pro­fes­sor in Halle mit der Antwort auf die Frage, ob er seine Stu­den­ten noch nach Ost- und West­deutschen unter­schei­den könne: “Vor fünf Jahren noch auf alle Fälle, heute kann ich nur noch zwis­chen Blö­den und nicht so Blö­den unter­schei­den.” Das habe sein Fre­und natür­lich nicht ganz ernst gemeint im bre­itesten Säch­sisch dargelegt. Wie auch der dama­lige Bun­desin­nen­min­is­ter Wolf­gang Schäu­ble verneint de Maiz­ière die Frage, ob 15 Jahre nach Her­stel­lung der staatlichen Ein­heit noch eine Mauer im Kopf Ost­deutsche von West­deutschen trenne. 

Die bei­den Baumeis­ter der deutschen Ein­heit stell­ten sich 15 Jahre nach deren poli­tis­ch­er Vol­len­dung im großen Saal der Akademie der Bun­deswehr für Infor­ma­tion und Kommunika­tion den Fra­gen des Mod­er­a­tors Dieter Her­rmann von der Deutschen Welle und der Schüler und Lehrer von Theodor-Fontane-Gym­na­si­um, Oberstufenzent­rum Märkisch-Oder­land und Lise-Meit­ner-Gesamtschule. Zuhör­er macht­en diese Mauer an unter­schiedlichen Einkom­mensver­hält­nis­sen fest und forderten von der Poli­tik, die Unter­schiede aufzuheben. Schäu­ble wie de Maiz­ière beriefen sich auf das Argu­ment der mar­o­den DDR-Wirtschaft und des immer noch mess­baren Pro­duk­tiv­ität­sun­ter­schieds zwis­chen Ost und West. Das ließen aber wed­er die OSZ-Lehrerin Moni­ka Eder (aus Bay­ern) noch Gym­nasi­ast Ralf Hoberg gel­ten: Dann müsste eben in qual­i­fizierte Arbeit­splätze investiert wer­den, forderten sie unter dem Beifall vieler. 

In ein­er zweit­en Ver­anstal­tung des vor Jahren von Staatssekretär a. D. Wern­er E. Ablaß ini­ti­ierten Tages der deutschen Ein­heit für Straus­berg­er Schulen an der AIK disku­tierten die früheren Botschafter der Nieder­lande Jan van der Tas, Polens Andrzej Krze­czunowicz und der DDR Bern­hard Neuge­bauer (bei der UNO) mit Ablaß den außen­poli­tis­chen Weg zur deutschen Ein­heit. Der Tag, an dem die DDR-Flagge vorm Uno-Gebäude einge­holt und das Namenss­child abmon­tiert wurde, wie Neuge­bauer erin­nerte, sah van der Tas und Krzeczunow­icz vor dem Fernse­her. “Die Vere­ini­gung Deutsch­lands war auch eine Stern­stunde mein­er Lauf­bahn”, bekan­nte der Nieder­län­der. “Sie hat uns ein Fen­ster nach dem West­en geöffnet”, sagte der Pole. 

Am Abend hielt der frühere Gen­er­alin­spek­teur der Bun­deswehr Hans-Peter von Kirch­bach den Festvor­trag 50 Jahre Bun­deswehr — 15 Jahre Armee der Ein­heit eben­falls vor Schülern. 

Inforiot