Potsdam Die Brandenburger Bundestagsabgeordnete der Grünen, Cornelia Behm, hat die Regierungskoalition in Potsdam aufgefordert, sogenannte Panzer-Spaßfahrten in Brandenburg zu unterbinden. Der Petitionsausschuss des Bundestages wies gestern eine Eingabe eines Anwohners in Jähnickendorf bei Fürstenwalde (Oder-Spree) zurück. “Die Ablehnung der Petition durch Union und SPD ist unverantwortlich und zeigt die Doppelbödigkeit der Regierungsparteien im Umgang mit gewaltverherrlichenden Spielen”, kritisierte Behm. “Wer lauthals verkündet, dass Kriegsspiele am Computer verboten gehören, gleichzeitig jedoch an Kriegsspielen in echter Kulisse keinen Anstoß nimmt, ist unglaubwürdig und eine Gefahr für die innere Sicherheit.” Der Petent hatte sich an den Bundestag gewandt, weil er und seine Familie unter einer “nicht mehr zumutbaren” Lärmbelästigung leiden. 50 Meter von seinem Haus entfernt würden starke Motoren auf einem Bauernhof instand gesetzt, 400 Meter vom Anwesen entfernt würden von morgens bis abends Panzer fahren. Das Bundeswirtschaftsministerium verwies in der Stellungnahme darauf, dass eine Überprüfung der Ruhestörung nur durch die zuständigen Behörden vor Ort erfolgen könne. Die Eingabe wurde an den Potsdamer Landtag weitergeleitet.
Jahr: 2007
Vom 24.09. bis 12.10.2007 präsentieren wir
im Haus der Jüdischen Gemeinde (Halbe Stadt 30) in Frankfurt (Oder) die Wanderausstellung der Opferperspektive „Opfer rechter Gewalt“. Die Ausstellung ist öffentlich zugängig
montags bis freitags von 10.00 bis 16.00 Uhr.
Die Ausstellung porträtiert 134 Menschen, die rechter Gewalt seit 1990 bis 2004 zum Opfer fielen. Viele wurden getötet, weil für sie im Weltbild von Rechtsextremisten kein Platz ist; manche, weil sie den Mut hatten, Nazi-Parolen zu
widersprechen. Einige Schicksale bewegten die Öffentlichkeit, viele wurden kaum zur Kenntnis genommen, vergessen sind die meisten.
Die Ausstellung ruft diese Menschen in Erinnerung.
Bei Fragen zu Führungen von Schulklassen oder pädagogischer Begleitung wenden Sie sich bitte an die BetreuerInnen der Ausstellung Antje Simnack und Konrad Hoffmann., unter
der Telfnr. 0335–665 9994 oder 0151–59100107 (dienstags bis donnerstags von 9.00 bis 13.00 Uhr) sowie per e‑mail, borg-ffoATgmx.net.
Wir freuen uns auf Ihr Interesse.
Cottbus. Das Programm für das Zweite Sozialforum in Deutschland steht: Vom 18. bis zum 21. Oktober werden sich in Cottbus lokale und bundesweite Umweltgruppen, Menschenrechtsgruppen, Gewerkschafter und soziale Initiativen zum Erfahrungsaustausch treffen.
Die Konferenzen würden sich unter anderem mit den Themenkomplexen «Arbeitswelt und Menschenwürde» , «Ökologische und soziale Verantwortung» und «Die Lausitz in Europa» auseinandersetzen, teilt Hugo Braun von der Initiative Sozialforum mit. Darauf hätten sich jetzt rund 30 Vertreter lokaler und bundesweiter Initiativen, Netzwerke und Gewerkschaften verständigt.
Zur Eröffnungsveranstaltung in der Cottbuser Stadthalle werden nach Angaben von Braun die Schriftstellerin Daniela Dahn, der Mitbegründer der Weltsozialforen, Chico Whittacker, sowie Repräsentanten aus Polen und Tschechien erwartet. Auch Oskar Lafontaine, Parteivorsitzender und Bundestags-Fraktionschef der Linken, stehe auf der Teilnehmerliste.
Für die viertägige Tagung in Cottbus haben sich bisher rund 70 Veranstalter von Konferenzen und Seminaren angemeldet. Weitere Teilnehmer seien willkommen, heißt es. Infos und Anmeldungen unter www.sozialforum2007.de
Karin Weber hat am Wochenende auf dem Feldbett im Zelt auf einer großen Wiese im Gewerbegebiet in Halbe übernachtet. Die Schönwalderin wollte ganz nah dran sein, wenn junge Musiker Position gegen rechts beziehen. Weber, die für Die Linke im Brandenburger Landtag sitzt, gehört zu den Initiatoren des zweitägigen Jugendkonzerts „send a sign – Halbe bleibt bunt“. Die Idee: Mit Musik gegen rechts und für ein tolerantes Miteinander ein Zeichen setzen.
„Halbe gehört nicht den Nazis“, sagte der Einwohner Arnold Mosshammer. „Wir wehren uns gegen ihr Heldengedenken. Krieg darf es nie wieder geben.“ Der 73-Jährige überlebte die Kesselschlacht 1945 in Halbe und engagiert sich heute im Aktionsbündnis gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit – der Plattform des Jugendkonzerts. „Wir wollen jungen Musiker eine Chance geben, ihre Position gegen rechts zum Ausdruck zu bringen“, erklärte Mosshammer.
21 Bands zeigten Flagge
21 Gruppen aus Brandenburg, Berlin, Sachsen und England wollten dabei sein. „16 wäre zeitlich optimal gewesen“, sagte Weber, „doch wer unsere Sache unterstützt, soll auch spielen.“ Rock, Pop, Blues, Hip Hop – allein schon die ganz unterschiedlichen Musikstile zeigten ein buntes Spektrum. Auch „Kopfüber“ aus Gehren hatte sich beworben. „Solch eine Chance lassen wir uns nicht entgehen“, sagte Felix Hegewald (20). „Das Konzert ist schließlich eine Veranstaltung mit überregionaler Bedeutung. Hier können wir unsere Musik einem breiten Publikum präsentieren.“
Allerdings verfolgten sehr wenige Zuhörer den Auftritt des Trios. Das Festgelände füllte sich am Samstagnachmittag nur sehr langsam. „Schade, dass wir als Erste spielen mussten“, bedauerte Ronny Jank. Dennoch: „Wir wollen deutlich machen, dass wir gegen Nazis sind, deshalb sind wir hier.“ Der 17-jährige Gymnasiast ist Texter und Ideengeber der Gruppe, zu der noch Sebastian Neumann (20) gehört. Inzwischen haben die jungen Musiker ihre erste CD produziert. „Auch mit klarer Aussage gegen rechts“, sagte Ronny Jank.
„Es ist super und macht Hoffnung, wenn sich junge Leute so deutlich positionieren“, sagte der engagierte Halber Mosshammer. „Jugendliche drücken ihre Emotionen halt über die Musik aus.“ Für den 73-Jährigen war das zweitägige Konzert deshalb sinnvoll: „Wir wollen nicht nur aktiv sein, wenn die Nazis in Halbe marschieren, sondern selbst ein Signal setzen.“
Zu den Teilnehmern auf der Bühne gehörte auch „Excusez-moi“ aus Lübben. „Wir machen halt gern Musik“, sagte Vincent Höck (16). „Die Veranstaltung hat uns einen Auftritt ermöglicht.“ Allerdings sei es schwer, eine politische Botschaft zu vermitteln, da «Excusez-moi» Instrumentalmusik mache.
Laura M. Schwengber ist eine der Organisatoren der Veranstaltung, bei der beispielsweise auch Sprayer Stellung bezogen und das Festgelände bunt gestalteten. Die 17-jährige Gymnasiastin aus Lübben knüpfte den Kontakt zu den Gruppen, plante den Ablauf mit. „Toleranz und Respekt sind mir wichtig. Ich will helfen, ein klares Zeichen gegen rechts zu setzen, allerdings auch nicht in ein anderes Extrem zu verfallen. Wir wollen einfach Spaß haben für Demokratie“, sagte Laura, weshalb sie sich engagiert.
Wer aber garantiert, dass das auch wirklich alle Teilnehmer wollen? „Wir haben uns zuvor über jede Gruppe informiert“, erklärte die 17-Jährige, die selbst Musik macht. Es gebe klare Regeln für das Konzert: Springerstiefel seien tabu, auch andere Kleidung in die eine oder andere extreme Richtung.
Verfassungsschutz war mit dabei
Allerdings ist die Bedeutung von Symbolen und Kennzeichen etwa des Rechtsextremismus nicht leicht zu durchschauen. Deshalb war der Verfassungsschutz mit einem Stand in Halbe dabei. „Wir wollen informieren, aufklären, mit den jungen Leuten ins Gespräch kommen“, erklärte ein Mitarbeiter.
Laut Karin Weber verfolgten mehrere Hundert Teilnehmer das zweitägige Konzert. Auch wenn sie mit mehr Besuchern gerechnet habe, sei die Veranstaltung ein Erfolg gewesen: „Immerhin“, so die Landtagsabgeordnete, „haben sich rund 250 Helfer für ‚Halbe wird bunt’ engagiert.“ Das Projekt wurde vom Landkreis Dahme-Spreewald gefördert und von zahlreichen Sponsoren und Partnern unterstützt.
Am Himmelfahrtstag hat es in Werder offenbar einen rassistischen Überfall gegeben, der erst jetzt bekannt wurde. Demnach hat die Polizei den fremdenfeindlichen Hintergrund der Tat verschwiegen.
WERDER (HAVEL) — „Es ist ungeheuerlich, dass die Polizei so etwas nicht öffentlich gemacht hat“, sagt Hans-Hartwig Lau vom Bündnis für Kulturaustausch, gegen Rassismus und Gewalt in Werder. Der Verein kümmert sich ebenso wie Mitarbeiter der „Opferperspektive“ Potsdam um die drei zusammengeschlagenen Männer, von denen zwei Deutsche mit dunkler Hautfarbe sind.
Sie waren ihren Aussagen zufolge am 17. Mai dieses Jahres in Werder von einer Gruppe junger Männer als „Nigger“ beschimpft und mit einem Schlagring sowie später mit einem sogenannten Totschläger traktiert worden. Die herbeigerufenen Polizisten stellten Hämatome und Schürfwunden bei den zwischen 19 und 23 Jahre alten Opfern fest. Der Hauptangreifer, ein wegen Körperverletzungsdelikten bekannter 23-Jähriger, wurde in Gewahrsam genommen.
Während die Beamten vor Ort in ihrem ersten Bericht von einem mutmaßlich fremdenfeindlichen Hintergrund der Tat schrieben, war in Mitteilungen an die Polizeipressestelle später keine Rede mehr von der dunklen Hautfarbe der mutmaßlichen Opfer und auch nicht von den Beschimpfungen als „Nigger“.
Ob dies jemand bewusst veranlasste oder es sich nur um grobe Nachlässigkeit handelte, ist unklar. Aus dem Potsdamer Polizeipräsidium hieß es dazu gestern, man prüfe den Vorgang, könne aber noch nicht erklären, warum die Umstände der Tat der Presse nicht zur Kenntnis gelangten. Im Innenministerium verwahrte man sich gegen Spekulationen, der Vorfall sei auf Anweisung vertuscht worden, weil sich am Tag nach dem Vorfall die Finanzminister der G‑8-Staaten im Werderaner Ortsteil Petzow trafen. „Es gab zu keinem Zeitpunkt eine solche Weisung an die Polizeibehörden“, sagte eine Sprecherin.
Die Behörden bestreiten auch Vermutungen, dass sie sich nach Erfahrungen im Fall Ermyas M. mit der Einschätzung „rassistisch motivierte Tat“ extrem zurückhalten würden. M. war Ostern 2006 in Potsdam lebensgefährlich verletzt worden. Der Generalbundesanwalt ging früh von einer rassistischen Tat aus, was später aber nicht bewiesen werden konnte.
Bei dem Vorfall von Werder sei die Staatsanwaltschaft auch heute noch nicht überzeugt, dass es sich um rassistische Motive handelte, sagte ein Sprecher. Es würde weiter ermittelt.
Der Verein Opferperspektive weist Berichte zurück, nach denen rechtsextreme Gewalt in Brandenburg zurückgegangen ist. Vielmehr sei die Zahl der gemeldeten Fälle ähnlich hoch wie im Vorjahr geblieben.
POTSDAM — Im ersten Halbjahr habe der Verein 54 rechtsmotivierte Angriffe registriert, teilte ein Sprecher in Potsdam mit. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren der Opferperspektive 52 Fälle gemeldet worden. Die im ersten Halbjahr 2007 erfassten Straftaten richteten sich den Angaben zufolge gegen 76 Personen. Bei 51 Delikten ging es um Körperverletzung. Daneben erfasste die Opferperspektive zwei Brandstiftungen und eine Sachbeschädigung. In 27 Fällen sei Rassismus das Motiv der Tat gewesen, sagte der Sprecher. In 13 Fällen seien die Opfer äußerlich einem alternativen Milieu zuzuordnen gewesen.
Der Sprecher fügte hinzu, es handele sich um vorläufige Angaben. Erfahrungsgemäß würden noch einige Fälle nachgemeldet. Das sei auch für das Jahr 2006 der Fall. Bislang seien für das vergangene Jahr 139 Fälle rechter Gewalt gemeldet worden. 2005 hatte der Verein 140 rechtsmotivierte Gewalttaten registriert. Vor diesem Hintergrund entbehrten Einschätzungen über eine Entspannung auf dem Feld rechter Gewalt jeder Grundlage, betonte der Sprecher.
Mit »Katjuscha« zur neuen LINKEN
»Wir haben genau geguckt, es war ein einstimmiger Beschluss«, hieß es am Sonnabend. Das Licht ging aus, eine Torte mit Wunderkerzen und der Aufschrift »DIE LINKE« wurde hereingeschoben. Auf der Videoleinwand spielte die Regie ein Feuerwerk ein und Musiker Thomas Putensen hämmerte in die Tasten eines Flügels, sang leidenschaftlich die deutsche Version des russischen Liedes »Katjuscha«. Delegierte klatschten, summten mit, tanzten, forderten eine Zugabe. Damit erfolgte am Wochenende nun auch im Land Brandenburg die Fusion von Linkspartei.PDS und Wahlalternative Arbeit & soziale Gerechtigkeit (WASG).
Ein Parteitag im CulturCongressCentrum der Stadt Brandenburg an der Havel beschloss die Gründungsdokumente und wählte den Vorstand. Landesvorsitzender und Stellvertreterin sind wie schon zu PDS-Zeiten Thomas Nord (89 Prozent der Stimmen) und Kirsten Tackmann (94 Prozent). Von der WASG kam als zweiter Stellvertreter mit 76 Prozent der Stimmen der Cottbuser Richter Christian Eicke hinzu. Eicke stammt ursprünglich aus Westdeutschland und gehörte einst der SPD an. »Wir sind die LINKE und wir sind auf dem richtigen Weg«, sagte Eicke. Knapp 200 WASG-Leute und 100 neue Mitglieder sind seit Mitte Juni zur märkischen LINKEN gestoßen, die nun 9680 Mitglieder zählt.
In Brandenburg klappte das schrittweise Zusammenwachsen von PDS und WASG ab dem Jahr 2005 viel reibungsloser als anderswo. »Wir waren uns darüber klar, dass es keinen realistischen Spielraum für zwei linke Parteien gab«, erinnerte der einstige WASG-Landesvorsitzende Steffen Hultsch, der am Sonnabend in den Vorstand gewählt wurde. Brandenburg sei das erste Bundesland mit einem Kooperationsabkommen der beiden Gruppierungen gewesen, Potsdam-Mittelmark der erste Landkreis in der BRD.
Ein starkes Ergebnis bei der nächsten Bundestagswahl und in Brandenburg nach der Landtagswahl 2009 Koalitionsverhandlungen mit der SPD »auf gleicher Augenhöhe«, stellte Thomas Nord in Aussicht. Die brandenburgische LINKE werde sich aber nicht für eine Handvoll Posten dazu bringen lassen, »wegzusehen, wegzuhören, nicht mehr die Probleme beim Namen zu nennen«. Für die Fortsetzung des landespolitischen Stillstandes habe Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) ja die CDU.
»Wir stehen dafür nicht zur Verfügung!« Eine »Statistenrolle« bei der Umsetzung des SPD-Programms lehnte Nord ab.
Zunächst versprach der Landesparteichef angesichts von Sozialabbau, Kinderarmut und anderen Sorgen: »Konstruktive Opposition dort, wo es möglich ist, außerparlamentarischer Druck dort, wo er notwendig ist.«
In Sichtweite des Kongresszentrums hatten sich zwei Dutzend Neonazis postiert. Sie schwenkten NPD-Fahnen, zeigten die Parole »Volksgemeinschaft statt Klassenkampf«, ein Herr im Anzug nuschelte ins Megaphon. Die Sozialisten antworteten mit dem Transparent »Nazis raus aus den Köpfen«, einige junge Antifas stellten sich dazu.
Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann (CDU) begrüßte die Parteitagsdelegierten herzlich in ihrer Stadt und betonte unter großem Beifall, dass doch bei allen politischen Differenzen Einigkeit bestehe, dass die NPD hier keinen Platz haben sollte. Vor dem Parteitag gedachten der Landesvorstand und der Vorstand der Landtagsfraktion der Opfer des Faschismus. Man legte Kränze im alten Zuchthaus Brandenburg nieder und suchte die Euthanasie-Gedenkstätte am Nicolaiplatz auf. Zum Nicolaiplatz kam auch Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD).
Ein treuer Diener Deutschlands
Er war ein treu ergebener Diener, ein braver Untertan des deutschen Reiches, zuweilen etwas unbequem und aufmüpfig – bis seine Hautfarbe ihm zum Verhängnis wurde. Im Alter von 40 Jahren starb Mahjub bin Adam Mohamed Hussein oder auch Bayume Mohamed Husen 1944 im KZ Sachsenhausen, wohin ihn die Nazis wegen »Rassenschande« im September 1941 verschleppt hatten. Ihm ist ein »Stolperstein« gewidmet, der in dieser Woche in der Brunnenstraße 193, dem damaligen Wohnhaus seiner Familie, verlegt wird.
Dabei hatte er doch alles getan, um zu deutschen Ehren zu gelangen. 1904 in der damaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika geboren, verdingte er sich noch als Kind, als Zehnjähriger, als Soldat der Kolonialtruppen. Er wurde ein Askari, ein Kämpfer, der im 1. Weltkrieg an der Seite der Deutschen gegen die britischen Truppen kämpfte.
Die Askari trugen die Hauptlast der deutschen Kriege in Afrika. Die Deutschen hatten es unter Paul von Lettow-Vorbeck geschickt verstanden, sich als die besseren Kolonialherren zu präsentieren, sie genossen einen größere Sympathiewert, und so kämpften viele Schwarze freiwillig an der Seite der Deutschen.
Als Askari hatte man Anspruch auf eine lebenslange Pension – ein Privileg, das auch in der alten Bundesrepublik noch galt, bis der letzte schwarzafrikanische Krieger in deutschen Diensten starb. Das Askari-Heer hatte zwischen 1890 und 1918 eine Stärke von 40 000 Mann.
Nach dem 1. Weltkrieg arbeitete Hussein bei deutschen Firmen in Afrika, heuerte als »Boy« auf deutschen Schiffen an und wanderte 1929 nach Deutschland aus, vor allem, um den noch ausstehenden Sold einzufordern – vergeblich, wie sich zeigte. Er konnte nicht die erforderlichen Papiere vorweisen, da war die deutsche Bürokratie eisern. In Berlin heiratete er 1932.
Bunt und bizarr sein weiterer Lebensweg: Er tingelte mit »Afrika-Shows« durch deutsche Lande, wollte eine Künstleragentur für Schwarzafrikaner betreiben und war der weiblichen Welt sehr zugeneigt. Zweimal beantragte er das Frontkämpferabzeichen, unterrichtete deutsche Beamte am »Orientalischen Seminar der Friedrich-Wilhelm-Universität«, um sie auf einen Einsatz im zukünftigen neuen deutschen Kolonialreich in Afrika vorzubereiten, und kellnerte in der »Wildwest-Bar« des »Hauses Vaterland« am Potsdamer Platz, wurde entlassen. Vergeblich verklagte er seinen Dienstherren Kempinski.
Als Hitler den 2. Weltkrieg begann und England in den Krieg eintrat, wollte er als Kriegsfreiwilliger dabei sein, doch man nahm ihn nicht. Zwischen 1934 und 1941 spielte er in 23 Filmen mit – meist als tapferer Krieger in deutschen Diensten und Diener deutscher Herren. An der Seite von Hans Albers zeigte er sich als untertäniger Adjutant Ramassanin im Nazipropagandafilm »Carl Peter«.
Carl Peter, ein deutscher Kolonialherr der Sonderklasse und Antisemit, der im Auftrage des deutschen Kaisers afrikanisches Land zusammenraubte und gnadenlos Aufstände niederschlug, ließ auch ohne mit der Wimper zu zucken seine Geliebte und einen Nebenbuhler ermorden, wofür er dann wegen »Pflichtverletzung« seines Amtes als Reichskommissar für Deutsch-Ostafrika enthoben wurde. Ihn setzte die Nazi-Kinematografie ein Denkmal, und Hussein spielte mit.
Er glaubt sich sicher in Nazi-Deutschland, schließlich beging er den entscheidenden Fehler, außereheliche Beziehungen aufzunehmen. Ein Anlass, ihn ohne Gerichtsverfahren ins KZ zu stecken, wo er drei Jahre überlebte. Wer ihn denunzierte, blieb unbekannt
Dem Schicksal des Schwarzen in deutschen Diensten ist ein Buch gewidmet, das der Ch. Links Verlag jetzt herausgebracht hat. »Treu bis in den Tod« heißt die Lebensgeschichte von Mahjub bin Adam Mohamed, aufgeschrieben von der Afrikanistin Marianne Bechhaus-Gerst. Das nebenstehende Bild ließ sich Hussein selbst als Autogrammkarte anfertigen.
Gegen das Vergessen
Anlässlich des internationalen Gedenktages für die Opfer des Faschismus fand heute eine Kranzniederlegung am OdF-Denkmal in Bernau statt. DIE LINKE.Bernau rief alle BürgerInnen, AntifaschistInnen, Mitglieder der Linkspartei und anderer demokratischen Parteien in Bernau zur Teilnahme auf. Rund 50 Menschen versammelten sich mit Blumen und Sträußen zum Gedenken.
Mit dieser Veranstaltung sollte auch der festen Willen bekundet werden, dass Neonazis und Rassismus in der Stadt keine Chance haben.
Weitere Bilder gibt es unter www.antifa-bernau.tk
Nazipräsenz beim Wasserturmfest
(Südbrandenburger Antifas am 8.9. auf Indymedia) Wie angekündigt tummelten sich am gestrigen Tag auf dem Wasserturmfest in der Brandenburger Kreisstadt Forst (Lausitz) viele Neonazis. Sie genossen die Freiheit provozieren zu dürfen und ihre Parolen in die Welt zu streuen.
Bereits am Nachmittag zogen Mitglieder der Lausitzer Kameradschaft NWL und der JN Forst sowie Cottbus durch die Forster Straßen. Stetig verfolgt von einem Transporter der Polizei wanderten die handvoll Neonazis vertieft in Gesprächen die Forster Straßen entlang.
Im Schutze der Dunkelheit versammelten sich gegen 22 Uhr etwa 15 bis 20 Neonazis am Bahnhof, die sich wenig später Richtung Wasserturmfest bewegten. Der Sicherheitsdienst vor Ort – blind auf dem rechten Auge – hatte weder etwas gegen die Trunkenheit der braunen Gäste, noch verhinderte er die Provokationen der Nazis, sich mit „Hess- Es war Mord“ sowie „Freiheit für Lunikoff“-Pullovern auf dem Volksfest zu zeigen. Die Polizei hatte mehrere Streifenwagen im Dienst, allerdings wurden keine politisch-motivierten Vorfälle bekannt gemacht.
Ein weiterer heftiger Vorfall ereignete sich im Stadtzentrum gegen 2 Uhr nachts, als eine alternative Jugendliche knapp einem Angriff entging. Diesmal war die Polizei zufällig zur Stelle und konnte Schlimmsteres verhindern! Zwei Neonazis jagten die junge Frau die Straße entlang, da diese linke Parolen auf ihrer Kleidung trug. Die Polizei wurde zufällig Beobachter der Faschisten und stoppte die Tat.
Heute ist ein weiterer Tag und wieder werden Nazis versuchen das Wasserturmfest in Forst (Lausitz) als Plattform zu nutzen.