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(Anti-)Rassismus Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus

Neonazis marschieren zum “Heldengedenken” auf

Neon­azis aus der gesamten Bun­desre­pub­lik wollen am 14.November 2009 in Halbe zum “Heldenge­denken” auf­marschieren. Unter dem Mot­to “Ruhm und Ehre dem deutschen Frontsol­dat­en und den europäis­chen Frei­willi­gen” wird nach Bran­den­burg mobil­isiert. “Da die Poli­tik wie auch die Medi­en sich über­schwänglich über ihren ange­blichen “Sieg” über Halbe erfreut haben und die sys­temtreuen Antifaschis­ten in das gle­iche Horn gestossen haben, wollen wir diese “demokratis­chen Gut­men­schen” eines Besseren belehren”, heißt es. In gewohnt kriegerisch­er Sprache verkün­den die Neon­azis: “Feld­her­ren wür­den dazu sagen – Zwar haben sie eine Schlacht gewon­nen – Aber nicht den Krieg. In diesem Sinne auf ein Neues !”

Zudem wird auch bei diesem Anlass extra ein “Soli T‑Hemd” auf den Markt gewor­fen, welch­es über einen Ver­sand­han­del zu dem Preis von 15 Euro ange­boten wird. “Ein Teil des Erlös­es spenden wir den Ver­anstal­tern des Trauer­marsches in Halbe 2009 für den Recht­skampf!!!”, schreibt der Ver­sand aus Eber­swalde dazu.

Im ver­gan­genen Jahr marschierten Neon­azis unter anderem in Berlin zu einem Heldenge­denken auf; ein Auf­marsch von Recht­sex­trem­is­ten aus Bran­den­burg und Sach­sen wurde zudem in Burg / Bran­den­burg aufgelöst. Wie die Polizei berichtete, hat­ten sich etwa 80 Neon­azis mit Fack­eln und Trans­par­enten offen­bar unangemeldet ver­sam­melt. Am Sol­daten­fried­hof Halbe blieb es 2008 erneut ruhig.

Neon­azi-Aufmärsche verboten

Am größten deutschen Sol­daten­fried­hof in Halbe sind seit dem Jahr 2006 Neon­azi-Aufmärsche ver­boten. Der Bran­den­burg­er Land­tag hat­te dazu eine Änderung des Ver­samm­lungs­ge­set­zes ver­ab­schiedet, nach der Kundge­bun­gen, bei denen die Wehrma­cht oder andere NS-Organ­i­sa­tio­nen ver­her­rlicht wer­den sollen, auch an allen anderen Gräber­stät­ten in Bran­den­burg unter­sagt sind.

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Arbeit & Soziales Law & Order Sonstiges

Freiraum, Freiland, Hallo Freiheit?

Seit über einem Jahr wird in Pots­dam für „Freiräume“ gekämpft. Dabei
engagieren sich altge­di­ente Szene­haude­gen und jugendliche
Partygänger_innen anscheinend gemein­sam für die gle­iche Sache – kul­turelle
„Freiräume“ inmit­ten der preußis­chen Spießere­inöde.  In der Pots­damned
haben wir dazu mehrere kri­tis­che Artikel veröf­fentlicht.
Auch wenn die meis­ten Mit­glieder der Redak­tion  den „Freiraum-Aktio­nen“
kri­tisch gegenüber­ste­hen (wobei Schärfe und Begrün­dung der Kri­tik
sich jedoch stark unter­schei­den), so hat diese Schw­er­punk­t­set­zung in
der Pots­damned ihren Grund ganz ein­fach im Redak­tion­skonzept unser­er
Zeitung: wir druck­en die Diskus­sions­beiträge und Artikel, die uns
zugeschickt wer­den. Und erhal­ten haben wir nun eben mal
auss­chließlich kri­tis­che Artikel. Oft genug haben wir an
Kneipen­tre­sen und WG-Tis­chen aber auch von Leuten gehört, dass man
das so nicht ste­hen lassen könne, dass man dazu mal was sagen möchte
– aber einen Antwor­tar­tikel schreiben: Ach nöö. All­ge­mein haben
wir den Ein­druck, dass pri­vat, in kleinem Kreis viel disku­tiert wird,
aber eine poli­tis­che Auseinan­der­set­zung, eine Diskus­sion zwis­chen den
ver­schiede­nen Akteur_innen, Grüp­pchen, Sub­szenen nicht stat­tfind­et –
obwohl einige Leute dur­chaus ein Bedürf­nis danach haben. Aus diesem
Grund wollen wir den Ort für diese Debat­te schaf­fen, wo alle, die
sich über die Pots­damer „Freiraum-Bewe­gung“ und die von uns
veröf­fentlichte Kri­tik daran auseinan­der­set­zen wollen, dies direkt
tun kön­nen. Dazu haben wir Leute, Grup­pen und Zusam­men­hänge
ein­ge­laden, die sich in der „Freiraum-Bewe­gung“ engagieren oder
diese kritisieren…und Dich!

Wenn Du dabei sein willst, dann:

Dien­stag, 27.10.09, Freie Bib­lio­thek „konte[:x]t, 19.00 Uhr

PS: Die Pots­damned-Artikel zum The­ma kannst du auf unserem Blog –
www.potsdamned.blogsport.de – nach­le­sen. Oder auf der infori­ot-Son­der­seite
zur „Freiraum-Diskus­sion“, der Ban­ner dazu find­et sich gle­ich auf der
Start­seite.

Kon­takt:

potsdamned@riseup.net (gern ver­schlüs­selt; unseren pub­lic key gibt’s hier:
www.inforiot.de/material/potsdamned.asc)

oder

pots­damned“
c/o konte[:x]t Pots­dam
Her­mann-Elflein-Straße 32
14467 Pots­dam

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Prozess gegen rassistische Diskoschläger endete im Freispruch

Hasan K. wurde am 19. August 2007 vor dem Musikzelt in Bernau bru­tal zusam­mengeschla­gen. Davor und dabei fie­len ras­sis­tis­che Beschimp­fun­gen wie „Scheiß Kanake“, „Scheiß Aus­län­der“. Mehr als zwei Jahre nach der Tat wurde nun, am 8. Okto­ber 2009, ein Urteil gegen die Angeklagten René L. und René S. verkün­det. Die Bernauer Kon­takt- und Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt, die den Prozess beobachtet hat und den Geschädigten seit 2007 betreut, ist ent­täuscht über die Länge, den Ver­lauf und das Ergeb­nis des Prozesses.

 

 

Die Tat

In der Nacht des 19. August 2007 war Hasan K. im Musikzelt, ein­er Bernauer Disko, um gemein­sam mit Freund_innen zu feiern. Als er kurz nach draußen ging, wurde er durch René S. ras­sis­tisch beschimpft. Nach einem Wort­ge­fecht schlu­gen S. und min­destens ein weit­er­er Täter auf Hasan ein. Die Schläge und Tritte ver­let­zten ihn schw­er. Auch als Hasan bewusst­los am Boden lag, trat­en die Täter weit­er auf ihn ein. Ein Fre­und Hasans brachte ihn schließlich ins Kranken­haus. Kiefer­höh­len­bruch, Prel­lun­gen, Hämatome und ein her­aus gebroch­en­er Zahn wur­den dort diag­nos­tiziert. Mehrere Tage musste er im Kranken­haus behan­delt wer­den, noch lange danach war er auf Grund der Ver­let­zun­gen in ärztlich­er Behandlung. 

 

Der Prozess

Über zwei Jahre hin­weg dauerte der Prozess. In fünf Ver­hand­lungsta­gen hat­te das Gericht ver­sucht, den Tather­gang und die Täter­schaft der bei­den Angeklagten zu klären. 

Viele Zeug_innen, darunter Gäste des Musik­szeltes, der Türste­her der Disko sowie Polizeibeamte, wur­den ver­nom­men. Auf­fäl­lig war dabei, dass sich Gäste und Türste­her kaum an die Tat und die Täter erin­nern kon­nten oder woll­ten. Nach der lan­gen Ver­fahrens­dauer war die Erin­nerung bei Vie­len sehr lück­en­haft. Andere woll­ten sich offen­sichtlich nicht erin­nern. Auch Äußerun­gen fie­len, wonach Zeug_innen Angst vor ein­er Aus­sage hät­ten, so seien die Angeklagten als Schläger in der Stadt bekannt. 

 

Nie­mand schritt ein

Beson­deres erschreck­end: Sowohl Gäste als auch Türste­her sahen wie auf Hasan eingeschla­gen wurde, grif­f­en jedoch nicht ein und riefen auch nicht die Polizei. Die Täter wollen die meis­ten auch nicht erkan­nt haben. Der Türste­her des Musikzeltes, dessen Auf­gabe es ist, in solchen Sit­u­a­tio­nen einzuschre­it­en, tat nichts. Trotz sein­er schlecht­en Erin­nerung, schloss er sog­ar die Beteili­gung der Angeklagten aus. Die Angeklagten, mit denen er befre­un­det ist, seien zwar häu­figer im Musikzelt, doch aus­gerech­net am Tatabend seien sie nicht dort gewe­sen. Die mut­maßliche Falschaus­sage und wom­öglich unter­lassene Hil­feleis­tung des Türste­hers wurde durch das Gericht nicht weit­er ver­fol­gt. Als Türste­her arbeit­et er nicht mehr und auch das Musikzelt gibt es heute nicht mehr. 

 

Fehlver­hal­ten der Polizei

Nicht nur die lück­en­hafte Erin­nerung der Zeug_innen, auch das Fehlver­hal­ten der Polizei und die Pas­siv­ität des Gerichts ver­hin­derten eine umfassende Aufk­lärung. Allein die Anwältin der Neben­klage sorgte für tief­ere Auseinan­der­set­zung um die Tat aufzuklären. 

 

Der Angeklagte René L. hat einen Zwill­ings­brud­er, der eben­so wie René der Polizei bekan­nt ist. Doch trotz des Wis­sens der Polizei um bei­de Brüder, prüften sie die Täter­schaft nicht aus­re­ichend. Und so wurde nur ein­er der Bei­den in Gewahrsam genom­men. Am Tatabend sollen jedoch bei­de anwe­send gewe­sen sein, davon geht das Gericht nun aus.

 

Während der Gewahrsam­nahme ges­tand René L. am Abend in eine Schlägerei mit Hasan K. und René S. ver­wick­elt gewe­sen zu sein. Vor Gericht zog er dieses Geständ­nis jedoch zurück. Er sei unter Druck geset­zt wor­den und ihm sei ein Anwalt ver­wehrt wor­den. Der Anwalt war vor der Polizei­wache abgewiesen wor­den, so stellte es sich am Ende der Ver­hand­lung her­aus. Ein weit­er­er Fehler, der den Freis­pruch von L. begünstigte. 

 

Das Urteil

René S. betonte in seinem Schluss­wort am 8.Oktober, dass er sich nicht erk­lären kann, warum er angeklagt sei und hier sitze. Das sah der Richter anders und verurteilte René S. zu ein­er Geld­strafe von 90 Tagessätzen á 40 € und zur Über­nahme der Verfahrenskosten. 

René L. hat­te am Ende Glück. Er musste freige­sprochen wer­den, weil ihm die Tat­beteili­gung nicht zweifels­frei zuge­ord­net wer­den kon­nte. Denn auch sein Zwill­ings­brud­er Rico war zur Tatzeit im Musikzelt. Wer zugeschla­gen hat­te, kon­nte nicht ein­deutig gek­lärt werden. 

 

Die Bernauer Kon­takt- und Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt ist ent­täuscht über das Urteil. Hasan K., der durch die Tat schw­er ver­let­zt wurde, hat­te in der Folge des Angriffs nicht nur mit den kör­per­lichen Beein­träch­ti­gun­gen die zu Arbeits- und Ver­di­en­staus­fall führten, son­dern auch mit einem Berg von Papieren zu kämpfen. Dass nun die bei­den Täter ohne (große) Strafe, davon gekom­men sind, trägt nicht dazu bei, Ver­trauen in den Rechtsstaat zu stärken.

 

Ein falsches Sig­nal für Opfer ras­sis­tis­ch­er Gewalt!

 

 

Leser_in­nen-Brief zum Artikel der Märkischen Oderzeitung vom 9.Oktober

 

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Antifaschismus

And the winner is…

NPD vs. DVU vs. FW 

Wie unlängst bekan­nt, erre­ichte keine der neon­azis­tis­chen und (extrem) recht­en¹ Parteien die 5 % Hürde und kon­nte in den Land- oder Bun­destag einziehen². Im Bran­den­burg­weit­en Ver­gle­ich zeigt sich ein neues Kräftev­er­hält­nis inner­halb des recht­en Spek­trums. Die DVU, die vor dem zer­broch­enen Deutsch­land­pakt zwis­chen NPD und DVU in Bran­den­burg die Stim­men des (extrem) recht­en Wäh­ler_in­nen-Klien­tel beanspruchte und 10 Jahre im Land­tags saß, ist in der Bedeu­tungslosigkeit ver­schwun­den. Die Partei erre­ichte für den Land­tag ger­ade ein­mal 1,1 % der Stim­men (0,9% für Bun­destags) ste­ht damit ihrer Konkur­rentin, der NPD um einiges nach. Die NPD erre­ichte immer­hin 2,6 % der Stim­men (sowohl Bun­destag als auch Land­tag). Sie prof­i­tierte vor allem dort, wo sie Direk­tkan­di­dat­en auf­stellen kon­nte. Ein Sah­ne­häubchen, welch­es sich die DVU nicht leis­ten kon­nte. Denn die Mit­gliederzahlen gehen zurück und von den weni­gen, die übrig bleiben, ist nur ein „Bruchteil poli­tisch aktiv“³. Auch die selb­ster­nan­nten „Freien Wäh­ler“ (FW) prof­i­tierten in Bran­den­burg von bekan­nten Gesichtern. Sie erre­icht­en mit ihren Direk­tkan­di­dat­en 2,4 % der Erst­stim­men, in der Zweit­stimme dage­gen nur 1,7 %.

 

Ergeb­nisse mit Blick auf die Stadt Bernau

In der Stadt Bernau erre­ichte die NPD bei der Wahl zum Bun­destag 3,6 % der Erst- und 2,9 % der Zweit­stim­men. Bei der Land­tagswahl sieht das Ergeb­nis ähn­lich aus (Erst: 3,4 %, Zweit: 2,9%) . Die Ergeb­nisse der NPD in der Stadt Bernau liegen damit über dem Bran­den­burg­weit­en Durch­schnitt. Die DVU dage­gen wählten die Bernauer_innen eben­so mit 1,1% (bzw. 0,9%). Die „Freien Wäh­ler“ und ihr Direk­tkan­di­dat Peter Vida kon­nten in der Stadt Bernau deut­lich mehr Stim­men erre­ichen als im Land Bran­den­burg. Peter Vida hat­te in Bernau 5 % der Erst­stim­men erhal­ten und gehört damit zu den erfol­gre­ich­sten Kan­di­dat­en der „Freien Wäh­ler“4. Sein Kol­lege Hans Link, ein Bernauer Box­train­er, hat­te dage­gen die wenig­stens Erst­stim­men im Wahlkreis 06 Falkensee erlangt. Vidas „Freie Wäh­ler“, die wegen recht­sradikalen Verbindun­gen5 in Schlagzeilen ger­at­en waren, erhiel­ten in der Zweit­stimme deut­lich weniger Zustimmung. 

 

Schw­er­punk­te in der Stadt Bernau

Nach gängiger Parteien­forschung wer­den in dör­flichen Regio­nen mehr rechte Parteien gewählt als in Städten. Diese These lässt sich an der Stadt Bernau und ihren angegliederten Dör­fern nicht nach­weisen. Es beste­ht kein pauschaler Zusam­men­hang zwis­chen Stadt oder Dor­fre­gion und dem Wahlver­hal­ten. Dafür haben sich bes­timmte Regionen/ Stadtvier­tel herauskristallisiert: 

Im Wahlbezirk 13, er umfasst die Straßen um die Polizei­wache und das Obi-Einkauf­szen­trum, erre­ichte die neon­azis­tis­che NPD, mit 8,1 % der Zweit­stim­men bei der Bun­destags – und 7,4 % bei der Land­tagswahl, ihr bestes Ergeb­nis in der Stadt Bernau. Über­all erhielt die NPD mehr Erst – als Zweit­stim­men, auch wenn die Kan­di­dat­en in der Region eher unbekan­nt sind. Das Fehlen von Direk­tkan­di­dat­en der DVU, kön­nte DVU Wähler_innen dazu ver­leit­et haben ihre Erst­stimme der NPD zu geben, in der Zweit­stimme aber die DVU zu wählen. Hohe Ergeb­nisse erziel­ten alle (extremen) Recht­en in den Bernauer Ort­steilen Eich­w­erder und Bör­nicke. Der Stadt­teil Süd gehört zwar nicht zum „Spitzen­feld“, hat aber mit bis zu 5 % an NPD Stim­men beachtliche Ergeb­nisse.

Peter Vida von den „Freien Wäh­lern“ hat in der Stadt Bernau vor allem in den Ort­steilen Birken­höhe (~ 17 %) und Bör­nicke (~ 14 %) sowie im Stadt­teil Nibelun­gen (~11%) Stim­men geholt.

 

Der Blick über den Tellerrand 

Sehr hohe Ergeb­nisse erre­ichte die NPD in der Stadt Biesen­thal. In der Stadt, die seit einiger Zeit zum Schw­er­punkt der lokalen und regionalen Szene gehört, erre­ichte der Direk­tkan­di­dat Mike Sandow 7,5 % der Erst­stim­men und seine Partei 7 % der Zweit­stim­men. Sandow ist der ehe­ma­lige Vor­sitzende der NPD Barn­im Uck­er­mark, sitzt bere­its für die NPD in der Biesen­thaler Stadtverord­neten­ver­samm­lung und im Barn­imer Kreistag und ist außer­dem Geschäfts­führer ein­er GmbH, die das alte Asylbewerber_innenheim in Biesen­thal in ein NPD- Schu­lungszen­trum umbauen will. 

 

In der Bedeutungslosigkeit…

Andere (extrem) rechte Parteien und Vere­ini­gun­gen sind hier nur am Rande genan­nt. Das „Gen­er­a­tions­bünd­nis 50 Plus“, das für die Land­tagswahl antrat und eben­so wie die „Freien Wäh­lern“ wegen recht­sradikaler Verbindun­gen in Schlagzeilen ger­at­en war, hat­te in Bran­den­burg nur 0,6 % der Zweit­stim­men erre­icht (0,5 % in Bernau). Die Repub­likan­er und die Büso erre­icht­en ger­ade ein­mal 0,2 % der Zweitstimmen. 

Für die Bun­destagswahl trat außer­dem der Bernauer Dirk Weßlau (Unab­hängig) an, er erre­ichte 1,3 % der Erst­stim­men im Wahlkreis MärkischOder­land – Barn­im II. In Bernau waren es 2,1 %. Weßlau trat in den ver­gan­genen Jahren bei diversen Wahlen an. Ob als Einzel­be­wer­ber, „Unab­hängiger“ oder für die soge­nan­nte „Schill­partei“ war dem Bernauer, der offen mit Neon­azis kooperiert, egal. Weßlau sieht damit, im Ver­gle­ich zu seinem Ziehsohn und Wegge­fährten Peter Vida, ziem­lich blass aus. Als Unab­hängiger Kan­di­dat hat­te sich Weßlau offen­bar mehr Chan­cen aus­ge­malt, als mit den „Freien Wäh­lern Deutsch­land“ (FWD), für die er als stel­lvertre­tender Vor­sitzen­der agiert. Die FWD erre­icht­en 0,8 % der Zweit­stim­men (Bernau: 1,1%).

 

Und beim let­zten Mal? 

Im Ver­gle­ich der Ergeb­nisse der Bun­destagswahl 2005, der Land­tagswahl 2004 und der in diesem Jahr lässt sich eine leichte Verän­derung im Wahlver­hal­ten des recht­en Spek­trums fest­stellen. Die NPD kon­nte 2009 in Bernau ähn­liche viele Stim­men erre­ichen wie 2005 (3,2 % der Erst- und 3,5 % der Zweit­stim­men). Die DVU hinge­gen ver­lor im Schnitt 2 % in Bernau (im Ver­gle­ich der Land­tagswahlen; die DVU trat 2005 nicht für die Bun­destagswahl an). Den größten Erfolg kon­nte Peter Vida von den „Freien Wäh­lern“ erzie­len. 2005 trat er als Einzel­be­wer­ber für den Bun­destag an und erlangte in Bernau 3,5 % der Stim­men. Für den Land­tag 2009 steigerte er sich auf 5 %. Anders sein Kol­lege Dirk Weßlau: Er ist neben der DVU der Ver­lier­er dieser Wahlen. Die Land­tagswahl 2004 brachte ihm ganze 10 % ein. 8 % mehr als 2009. 

 

 

Randbe­merkung:

Die „Freien Wäh­ler“ sowie die „Freien Wäh­ler Deutsch­land“ ste­hen nicht im Zusam­men­hang mit „Freien Wäh­lern“ in anderen Bun­deslän­dern oder dem Bun­desver­band. Son­dern sind Teil der Täuschung von Peter Vida, Hans Jür­gen Malirs, Dirk Weßlau und Man­fred Ehlert. Daher der Ver­weis auf den Artikel: https://inforiot.de/artikel/waehlerinnen-taeuschung-extra-klasse

 

 

 

¹ Gemeint sind hier sowohl recht­sradikale als auch recht­spop­ulis­tis­che Parteien und Vereinigungen

² https://inforiot.de/artikel/landtag-endlich-nazifrei

³ Ver­fas­sungss­chutz 2008

4 http://www.bvb-fw.de/news/EinzelergebnisseLTW09.pdf

5 https://inforiot.de/artikel/waehlerinnen-taeuschung-extra-klasse

 

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Im Fol­gen­den:

Wahlergeb­nisse der Bun­des — und Land­tagswahl der (extremen) Recht­en 2009

Wahlergeb­nisse aufgegliedert nach Wahlbezirken der Stadt Bernau

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Sonstiges

Ein Jahr besetzte Datscha

Am 26.09.2009 jährte sich das ein­jährige Beste­hen des beset­zen Haus „la datscha“ in Pots­dam- Babels­berg. Mit mehreren Hun­dert Gästen, Freunden_Inne und Unterstützer_Innen wurde der erste Geburt­stag aus­giebig gefeiert. Dass es zu ein­er Jahres­feier über­haupt kom­men kön­nte, so weit war zu Beginn der Beset­zung gar nicht zu denken, angesichts der Schwierigkeit in heuti­gen Tagen ein (neu)besetztes Haus zu hal­ten und nicht sofort geräumt zu wer­den. Inner­halb eines Jahres hat sich die datscha nun zu einem neuen, aktiv­en linken Zen­trum in Pots­dam entwick­elt. Eine Entwick­lung, die in Pots­dam neu und ungewöhn­lich ist, ging die Stadt doch gegen die let­zten beset­zen Häuser aus­ge­sprochen restrik­tiv und brachial vor. Zum Beispiel bei der Räu­mung des „Boumanns“ (2000) und der „Bre­iti“ (2001). War in den Neun­ziger Jahren Pots­dam eine „Hochburg“ der Besetzer_Innen mit Dutzen­den Squats über die Jahre, kam es seit den let­zten Räu­mungen nur noch zu ein­er Beset­zung (in der Johannsen­strasse / 2006), die nach eini­gen Wochen been­det wurde. Ein Grossteil der Pro­jek­te konzen­tri­erte sich viel mehr in den let­zten Jahren auf eine Ver­hand­lung mit der Stadt um langfristige Verträge. Ergeb­nis der Ver­hand­lun­gen sind mehrere Haus­pro­jek­te mit einem Pachtver­trag. Andere Pro­jek­te kauften ein Haus, z.B. das Pro­jek­thaus in Babelsberg.

Doch neben der pos­i­tiv­en Entwick­lung für die datscha kämpfen andere Haus- und Kul­tur­pro­jek­te seit Monat­en um eine Lösung mit der Stadt. So ist vor allem aktuell das „Archiv“ von ein­er dro­hen­den Schlies­sung betrof­fen, wenn es nicht bis zum Jahre­sende zu ein­er langfristi­gen ver­traglichen Eini­gung mit der Stadt und zu einem tragfähi­gen Konzept zur Sanierung des Haus­es kommt. Das „Archiv“ ist das älteste und ver­anstal­tung­stech­nisch grösste ehe­mals beset­zte Haus in Pots­dam. Zu dem ist der seit über einem Jahr heimat­lose „Spar­ta­cus“, ein selb­st ver­wal­teter club immer noch auf der Suche nach neuen Räum­lichkeit­en. Die Ver­hand­lun­gen mit der Stadt ziehen sich seit Monat­en hin. Ein Vorschlag, der wesentliche Bestandteil der Diskus­sion ist, ist das Pro­jekt „Frei­land“. Ein Gelände auf dem mehrere „Jugendkultur“-Initiativen und clubs Platz find­en sollen. Durch die Beset­zung vor einem Jahr wurde in Pots­dam nicht nur eine neue Debat­te um linke Freiräume angeschoben, son­dern ver­net­zten sich die Pro­jek­te in Pots­dam und trat­en mit zwei grossen Freiraumdemos entschlossen in die Öffentlichkeit. In den näch­sten Wochen und Monat­en wird sich nun zeigen, ob die Stadt Pots­dam gewil­lt ist bei­de Pro­jek­te, das „Archiv“ und das „Freiland“/ „Spar­ta­cus“ zu unter­stützen bzw. zu erhal­ten. Und auch bleibt es natür­lich abzuwarten, wie es weit­er gehen wird mit der datscha.

Sol­i­dar­ität mit allen bedro­ht­en Haus- und Kul­tur­pro­jek­ten in Pots­dam und ander­swo! Freiräume für alle! Und natür­lich bleiben wir alle!!

Eine Erk­lärung aus der datscha zum ein­jähri­gen Bestehen: 

Ein Jahr la datscha!

Es gibt viele Gründe ein Haus zu beset­zen: Ange­fan­gen von fehlen­dem bezahlbaren Wohn­raum, über die Suche nach einem Ort, an dem men­sch neue und eigene Ideen pro­bieren und ver­wirk­lichen kann abseits gesellschaftlich­er Kon­ven­tio­nen, bis hin zur Beset­zung als eine mögliche Protest­form gegen die uns umgeben­den herrschen­den Verhältnisse.

So war die Beset­zung der ehe­ma­li­gen „Vil­la Wild­wuchs“ am 26. Sep­tem­ber 2008 zuerst ein­mal eine Artikulierung von Protest gegen die Poli­tik der Stadt Pots­dam im Umgang mit alter­na­tiv­en und autonomen Haus- und Kul­tur­pro­jek­ten. Doch über die Idee ein­er sym­bol­is­chen Aktion hin­aus entwick­elte sich in den fol­gen­den Monat­en nach der Beset­zung die datscha zu einem unab­hängi­gen, neuem Ort; zu einem neuen, linken Zen­trum in Pots­dam. Dazu beige­tra­gen hat zum einen, dass die datscha bish­er von der Stadt Pots­dam geduldet wird (wieso, weshalb, warum, darüber lässt sich spekulieren). Zum Anderen gab es von Beginn an großes Inter­esse viel­er Men­schen, die mit­tler­weile die datscha mit­gestal­ten und mit Leben und Ideen fühlen. So ent­stand ein gut gefüll­ter Umson­st­laden, die Selb­sthil­fe-Fahrrad­w­erk­statt „reudi­gRad“, eine regelmäßige Volxküche und ein Beachvol­ley­ballplatz neben dem Haus. Darüber hin­aus gab es großen Bedarf an einem neuen nicht-kom­merziellen Ver­anstal­tung­sort (gut 50 Ver­anstal­tun­gen, Konz­erte, Par­tys in einem Jahr). Damit füllen wir als datscha vielle­icht unfrei­willig ein Lücke, die durch die Schlies­sung des Spar­ta­cus ent­standen ist. Doch die datscha ist und kann kein Ersatz für den Spar­ta­cus sein. Von Anfang an ist es uns ein Anliegen gewe­sen die Ver­net­zung mit anderen Haus­pro­jek­ten in Pots­dam zu suchen und gemein­same Inter­essen und Anliegen nach Außen zu tra­gen. Höhep­unk­te ein­er gemein­samen Arbeit waren sich­er die „Freiraum“-Demonstrationen im Novem­ber 2008 und im Juni 2009, sowie die furiose Beset­zung der Stadtverord­neten­ver­samm­lung im Novem­ber 2008, die für einige Schlagzeilen gesorgt hat. Doch auch über die Stadt­gren­zen hin­aus kam es zu ein­er Ver­net­zung mit ähn­lichen Pro­jek­ten und Ini­tia­tiv­en. Und auch in Zukun­ft ist uns an ein­er gegen­seit­i­gen, sol­i­darischen Unter­stützung hier und ander­swo gelegen.

Die Datscha ist nicht das Paradi­eschen. Die „böse“ Außen­welt fängt schon kurz hin­ter „unserem Garten­za­un“ wieder an und das bedeutet, ob wir wollen oder nicht, wir müssen uns mit allen ihren Erschei­n­ungs­for­men beschäfti­gen; ob Nazis oder Polizeire­pres­sion, ob Parko­rd­nung oder Krise des Kap­i­tal­is­mus. Wir kön­nen und wollen den Rest Pots­dams und der Welt nicht ignori­eren, nur weil wir schein­bar in Ruhe gelassen wer­den. Auch wenn Aus­beu­tung und Unter­drück­ung Nor­mal­ität sind, heißt das nicht, dass wir das akzep­tieren müssen. Deshalb muss es Orte geben, in denen Alter­na­tiv­en disku­tiert und aus­pro­biert wer­den kön­nen. Wenn in ein­er Stadt das „Geld regiert“ reicht nicht eine datscha um hier Leben zu kön­nen. Es muss viele Orte geben, wie die datscha! Das Mot­to der Demon­stra­tion im Novem­ber 2008 lautete „Wir bleiben alle“. Das Mot­to ein­er Bewe­gung gegen Umstruk­turierung und Vertrei­bung durch finanzkräftige Inve­storen sollte heißen „die Stadt sind wir alle“! Die Datscha möchte Teil ein­er solchen Bewe­gung sein und durch Inbe­sitz­nahme eines städtis­chen Grund­stücks zeigen, das es sehr wohl möglich ist Fak­ten zu schaf­fen und mit dafür zu sor­gen, dass Orte entste­hen, wie wir sie wollen. Damit wir alle, unab­hängig vom Einkom­men und Inter­essen, Alter, kul­turellem Hin­ter­grund und Haut­farbe, auch in Zukun­ft noch in Pots­dam leben kön­nen, wollen wir genau­so gegen Neo­faschis­mus, Ras­sis­mus etc etc kämpfen, genau­so wie gegen Gen­tri­fizierung und ein geleck­tes Stadtbild.

Wir bleiben alle!! Für linke und lib­ertäre Freiräume hier und überall!

www.ladatscha.blogsport.de

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