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Antifaschismus

Chronik neonazistischer Aktivitäten in Potsdam und Umgebung für den Zeitraum Januar bis Juni 2011

Seit Beginn diesen Jahres ver­bre­it­en Neon­azis in Pots­dam und dessen Umland weit­er­hin jeden Monat ihr men­schen­ver­ach­t­en­des Gedankengut durch Inter­net­pub­lika­tio­nen oder verteilte Pro­pa­gan­da auf den Straßen. Diese stetige Aktiv­ität kon­nte auch schon let­ztes Jahr beobachtet wer­den, siehe “Chronik neon­azis­tis­ch­er Aktiv­itäten in Pots­dam und Umge­bung 2010?. In der vor­liegen­den Chronik sind vor allem die Aktiv­itäten der NPD, der «Alter­na­tiv­en Jugend Pots­dam» (AJP) und der «Freie Kräfte Pots­dam» (FKP) aufge­führt und mit Dat­en über neon­azis­tis­che Gewalt in Pots­dam und Umland ergänzt, die im ersten Hal­b­jahr stat­tfan­den.
Diese Chronik kann nicht als voll­ständi­ger Bericht für den angegebe­nen Zeitraum gese­hen wer­den, da sehr oft Betrof­fene von neon­azis­tis­ch­er oder ras­sis­tis­ch­er Gewalt ihre Erfahrun­gen aus Angst nicht äußern und sie somit nicht öffentlich gemacht wer­den. Die Chronik ist ein Ver­such, Neon­azi­ak­tiv­itäten im Raum Pots­dam und Umland zu erfassen. Dabei dienen zahlre­iche Berichte aus der Lokal­presse, der «Opfer­per­spek­tive e.V.», der «[a] antifaschis­tis­che linke pots­dam» (AALP) und dem «Antifaschis­tis­chen Pressearchiv Pots­dam» (APAP) als Daten­grund­lage. Eben­falls sind aber auch Aktio­nen und Berichte der Neon­azis selb­st mit angeführt.

Kurz gefasst: Bedro­hungsszenario und Nazige­walt in Potsdam-Waldstadt

In unser­er let­zten Pressemit­teilung “Neon­azis­tis­che Gewalt in Pots­dam – 6 Über­griffe in kurz­er Zeit” vom 22.03.2011 betra­chteten wir den Stadt­teil Wald­stadt und berichteten von der dor­ti­gen Sit­u­a­tion, welche sich von Beginn des Jahres bis Mitte März zuge­spitzt hat­te [1]. Auch nach unser­er Veröf­fentlichung fol­gten weit­ere Pro­pa­gan­daak­tio­nen wie auch Bedro­hun­gen durch Neon­azis gegenüber dort wohnen­den ver­meintlichen Antifaschist_innen. Die Neon­azis agieren dabei immer wieder unter dem Label “P.A.C.”. Dieses tauchte erst­mals am 23.09.2010 in Kom­bi­na­tion mit diversen Nazi­parolen im Vor­feld der antifaschis­tis­chen Demon­stra­tion “wake up” vor ein­er Woh­nung mut­maßlich link­er Jugendlich­er in der Wald­stadt II auf. Zwei Tage später fol­gten Sprühereien mit dem “P.A.C.”-Label in Verbindung mit der Parole “sum­mer of hate reloaded”. Diese wur­den großflächig ent­lang der Route der Demon­stra­tion gesprüht und mit Aufk­le­bern der “Anti-Antifa Pots­dam” mit gle­ichem Inhalt ergänzt. Weit­ere iden­tis­che Sprühere­in wur­den dann erneut am 27.03.2011 am Kahle­berg und an der Bib­lio­thek in der Wald­stadt II entdeckt.

 

Let­zte Aktiv­itäten der Pots­damer Neon­azis unter dem Label “P.A.C” zeich­neten sich Anfang April ab. In der Nacht zum 02.04. wur­den erneut Parolen an Häuser­wän­den gesprüht und die Betrof­fe­nen dabei namentlich benan­nt um diese einzuschüchtern. Unterze­ich­net wur­den diese Dro­hun­gen wieder mit dem Label “P.A.C.” und dem Zusatz “watch­ing you”. Einen Tag später ent­deck­ten Antifaschist_innen weit­ere (ca. 60) neon­azis­tis­che Sprühereien im Pots­damer Stadt­teil Wald­stadt II. Darunter befan­den sich neben Parolen, die gegen “die Antifa” gerichtet waren, auch einige anti­semi­tis­che Schmier­ereien sowie Kel­tenkreuze, als auch der Spruch “2011 Sum­mer of Hate Reloaded”. Alle Sprühereien kön­nen den Neon­azis unter dem Label “P.A.C.” zugerech­net wer­den. Bis­lang ist nicht bekan­nt wofür diese Abkürzung ste­ht. Speku­la­tio­nen, ob sich die Neon­azis hier­bei von “R.A.C.” (“Rock Against Com­mu­nism” [2]) inspiri­eren ließen und dadurch auf “P.A.C.” (“Pots­dam Against Com­mun­sim”) kamen, kön­nen noch nicht bestätigt wer­den. Zumin­d­est die “anti-antifaschis­tis­che” Aus­rich­tung ihrer Aktio­nen und Sprüh­sch­ablo­nen sprechen dafür.

Wahrschein­lich aus dem gle­ichen Kreis der Neon­azis stam­men auch Teile der Täter_innen der let­zten drei ver­sucht­en als auch direk­ten Angriffe, welche zwis­chen dem 22.05. und dem 17.06. in der Nähe der Wald­stadt sowie am Stern stat­tfan­den.
Erster­er geschah gegen 2:15 Uhr am 22.05. und richtete sich gegen Besucher_innen des “Ultra­sh” Fes­ti­vals, welche in einem Nacht­bus auf dem Weg nach Hause ange­grif­f­en wur­den. Dabei wurde ein_e Festivalbesucher_in aus ein­er 8‑köpfigen Gruppe Neon­azis her­aus angepö­belt und anschließend ins Gesicht geschla­gen. Ein paar Hal­testellen weit­er wur­den die Neon­azis daraufhin mit Hil­fe ander­er Fahrgäste aus dem Bus her­aus­ge­drängt. Die Neon­azis woll­ten wiederum gewalt­sam in den Bus drän­gen. Mit einem Tis­chbein rammten sie dann von außen eine Scheibe des Busses ein, woraufhin der Bus­fahrer los­fuhr. Dieser ließ alle Insass_innen aber wenige Hal­testellen später, mit­ten im Schlaatz, aussteigen. Aus der Gruppe der Neon­azis, von der eine Per­son einen soge­nan­nten Iroke­sen­haarschnitt trug, fie­len auch die Worte: “Du scheiß Antifafotze, ich zeig dir was Ultra­sh heißt”.
Der zweite Angriff ereignete sich nur unge­fähr eine dreivier­tel Stunde später. Hier­bei kam es glück­licher­weise zu kein­er direk­ten Kon­fronta­tion. Drei Jugendliche hörten in der Wald­stadt plöt­zlich das Geräusch von Eisen­stan­gen, die auf Beton schlu­gen. Kurz darauf ent­deck­ten sie eine Gruppe von ca. 15 teil­weise Ver­mummten, die unter “Da sind sie die scheiß Zeck­en!” Rufen auf sie zu stürmten. Einige der Angreifer_innen hat­ten Knüp­pel bzw. Stan­gen in den Hän­den. Die drei Betrof­fe­nen kon­nten jedoch fliehen.
Der dritte und zum Zeit­punkt der Veröf­fentlichung dieser Chronik jüng­ste Angriff geschah am 17.06., hier wurde eine Per­son, die ger­ade dabei war einen Neon­azi­aufk­le­ber zu ent­fer­nen, von ein­er 4‑köpfigen Gruppe in der Max-Born-Straße im Stern zuerst angepö­belt und dann getreten. Als der Betrof­fene flüchtet, wird er noch kurzzeit­ig von zwei Per­so­n­en aus der Gruppe verfolgt.

FKP” als zen­trale Akteure – NPD schwächelt – “AJP” scheintot

Als zen­trale organ­isierte neon­azis­tis­che Akteure kön­nen in der ersten Hälfte des Jahres die “Freie Kräfte Pots­dam” ihre Stel­lung behaupten, auch wenn sie im Ver­gle­ich zum Vor­jahreszeitraum weniger öffentliche Aktio­nen vorzuweisen haben. Denn sie ver­schliefen sowohl den Todestag von “SA-Shoot­ingstar” Horst Wes­sel (23.02.), die “Nacht von Pots­dam” (14.04.) als auch den Geburt­stag Adolf Hitlers (20.04.) welche in den Vor­jahren feste Dat­en im Aktion­skalen­der der Pots­damer Neon­azis waren.
Dafür waren sie am 17.06. in der Wald­stadt anzutr­e­f­fen. Hier ver­sam­melte sich eine Gruppe von ca. 10 Neon­azis der “FKP” mit einem Trans­par­ent auf dem Park­platz des Wald­stadt-Cen­ter. Dabei tru­gen sie weiße Masken, ver­streuten Schnipsel und hiel­ten mit­tels eines Megaphons einen Rede­beitrag. In diesem, sowie auf ihrem mit­ge­bracht­en Trans­par­ent und den Schnipseln, beschworen sie ein­mal mehr den soge­nan­nten „Volk­stod“. Weit­er­hin wurde auf den Todestag von David Fis­ch­er, eines Jugendlichen der vor 5 Jahren bei ein­er Auseinan­der­set­zung in der Pots­damer Innen­stat starb, Bezug genom­men und in den Kon­text des ras­sis­tis­chen Kon­struk­tes der „Aus­län­derkrim­i­nal­ität“ gesetzt.

Auch die NPD Pots­dam trat im Ver­gle­ich zum Vor­jahreszeitraum mit weit weniger Pro­pa­gan­da öffentlich auf und muss mit dem Aus­tritt von Mar­cel Guse einen her­ben Schlag hin­nehmen. Der Stadtver­bandsvor­sitzende trat Anfang Mai aus der NPD aus und kam damit laut NPD Hav­el-Nuthe einem “Antrag auf Auss­chluss” zuvor [3]. Inwiefern dadurch die generelle Exis­tenz dieser Struk­tur gefährdet ist, bleibt abzuwarten, war doch Guse aktivster und einziger öffentlich­er Akteur des Pots­damer NPD Stadtver­ban­des. Zumin­d­est wird sein Weg­bruch die Pots­damer NPD Struk­tur mas­siv schwächen.

Eben­falls geschwächt scheinen die aktion­sori­en­tierten Jung­nazis der “Alter­na­tive Jugend Pots­dam” zu sein. Diese hat­ten ihren let­zten großen Auftritt bekan­ntlich am 25. Sep­tem­ber let­zten Jahres, als sie die Fach­hochschule in der Pots­damer Innen­stadt großflächig mit der Parole “NS Jet­zt” besprüht­en. In den darauf fol­gen­den neun Monat­en war es sehr ruhig um sie. In dieser Zeit veröf­fentlicht­en sie lediglich zwei soge­nan­nte Aktions­berichte. Den ersten bezüglich des jährlichen Neon­azi­auf­marsches in Magde­burg (16.01.) und den zweit­en über die ver­suchte Teil­nahme an ein­er Tier­rechts- und Umweltschutzdemon­stra­tion in Berlin (22.01.). Zulet­zt marschierten sie dann am 26.03. in der Stadt Bran­den­burg vor der örtlichen Jus­tizvol­lzugsanstalt auf. Mit ihrem Trans­par­ent “Mei­n­ungs­frei­heit durch­set­zen! Frei­heit für Horst Mahler” begaben sie sich auch dies­mal wieder in ein Gemenge aus Nazipro­pa­gan­da, Holo­caustleug­nung und noch immer nicht Ver­stor­be­nen, um zusam­men gegen die Inhaftierung von Horst Mahler zu protestieren. Jenes Trans­par­ent zeigten sie erst­mals im Juni 2009 bei ein­er Fahrt zur Gedenkstätte nach O?wi?cim/Auschwitz. In einem anschließen­den Bericht leugneten die Neon­azis der “AJP” dabei klar die Shoa [4].

Auch wenn das Auftreten der NPD- oder AJP- Struk­turen momen­tan in Pots­dam nicht so präsent ist, kön­nen wir nicht bestäti­gen, dass neon­azis­tis­che Aktiv­itäten im Raum Pots­dam abnehmen. Die fol­gende Chronik zeigt, dass die Aktions­for­men vielfältig, die Pots­damer Neon­azis offen­siv und ihre Struk­turen bran­den­burg­weit und bun­desweit untere­inan­der ver­net­zt sind. Ger­ade das Gewalt­po­ten­tial, welch­es vor allem im Pots­damer Stadt­teil Wald­stadt sicht­bar wird, zeigt die aktuelle Gefahr die von Neon­azis aus­ge­ht.
Auch wenn men­schen­ver­ach­t­ende Über­griffe in regionalen Polizeibericht­en nicht auf­tauchen, heißt es noch lange nicht, dass diese nicht stat­tfind­en. Die Betrof­fe­nen haben größ­ten­teils Angst vor nach­fol­gen­der Gewalt, so dass sie keine Anzeigen machen. Mit dieser Chronik soll ein klein­er Weg bere­it­et wer­den, das Schweigen Stück für Stück zu brechen und die real stat­tfind­ende Neon­azi-Gewalt in Pots­dam aufzuzeigen.

Jan­u­ar

01.01.2011 – Fly­er­ak­tion der “Freie Kräfte Pots­dam” zur “Volk­stod­kam­pagne”, haupt­säch­lich in der Wald­stadt (Quelle: “FKP”, APAP)

07.01.2011 – Jahres­rück­blick der “Freien Kräfte” aus Tel­tow-Fläming, auch Pots­damer Neon­azis sind anwe­send. (Quelle: “FKP”)

08./09.01.2011 – Hauptver­samm­lung des NPD Kreisver­band Hav­el-Nuthe mit Wahl des Kreisver­bands. (Quelle: NPD)

15.01.2011 – Demon­stra­tion in Magde­burg, ca. 15 Neon­azis aus Pots­dam sind anwe­send. (Quelle: “AJP”, APAP)

16.01.2011 – Ein alter­na­tiv­er Jugendlich­er wird am Nach­mit­tag in der Wald­stadt von zwei Neon­azis bedro­ht und geschla­gen. Die bei­den Täter wollen von ihm Namen von “Antifa”-Mitgliedern erpressen. Der alter­na­tive Jugendliche erhält einen Faustschlag gegen die Stirn und ein Ohrring wird ihm abgeris­sen. (Quelle: APAP)

22.01.2011 – “Wir haben es satt!” – Demon­stra­tion in Berlin. Pots­damer (“AJP”) und Berlin­er Neon­azis ver­suchen sich mit einem anti­semi­tis­chen Trans­par­ent, mit der Auf­schrift “Wir haben es satt – Dem schächt­en ein Ende set­zten”, unter die Demonstrant_innen zu mis­chen. Nach kurz­er Zeit wer­den sie der Demo ver­wiesen. (Quelle: APAP)

22./23.01.2011 – Pots­damer Neon­azis aus dem Umfeld der “Freie Kräfte Pots­dam” besuchen das Grab Friedrichs II.
Anlass ist dessen 299. Geburt­stag. Die Neon­azis leg­en das Logo des “Info­por­tal Pots­dam” mit Kartof­feln neben das Grab am Schloss Sanssouci. (Quelle: “FKP”, APAP)

27.01.2011 – Neon­azis brin­gen einen Teil der Schleife des Gedenkkranzes der Partei Die Linke an der Tür ver­meintlich link­er Jugendlich­er in der Wald­stadt an, den sie zuvor vom Platz der Ein­heit ent­fer­nt haben. (Quelle: AALP)

27.01.2011NPD Stammtisch in der Wiesen­baude Pots­dam (Quelle: APAP, PNN vom 09.02.11)

29.01.2011 – Nazi-”Solikonzert bei Polen” (wahrschein­lich bei Klaus Mann in Finow­furt) für die im Feb­ru­ar geplanten Nazi­großaufmärsche in Dres­den. 200–300 Nazis sollen sich die NS-Bands “Exzess” (Bran­den­burg), “Burn Down” (Pots­dam), “Blitzkrieg” (Chem­nitz) und “Legion of Thor“ (Berlin) ange­se­hen haben. (Quelle: Oire Szene)

Feb­ru­ar

02.02.2011 – In der Nacht zum 3. Feb­ru­ar verkleben Neon­azis Mobil­isierungsplakate für den Nazi­auf­marsch am 13. und 19. Feb­ru­ar in Dres­den. (Quelle: APAP)

12.02.2011 – Unbekan­nte haben recht­sex­treme Parolen an die Glienick­er Brücke zwis­chen Pots­dam und Berlin geschmiert. Die Berlin­er und Bran­den­burg­er Polizei wurde am Sam­stag an die gemein­same Lan­des­gren­ze nach Wannsee gerufen. Sie ver­an­lassten, die Schriftzüge an Met­alltüren unter­halb der Brücke zu beseit­i­gen. Die Polizei ermit­telt wegen Volksverhetzung.(Quelle: Polizeibericht, PNN)

19.02.2011 – Neon­azi­auf­marsch in Dres­den. Mit dabei Pots­damer Neon­azis der “FKP” und “AJP”. (Quelle: APAP)

23.02.2011 – Pots­damer Neon­azis nehmen an ein­er Gedenkver­anstal­tung auf dem Nico­laifried­hof in Berlin teil und leis­ten einen “Treueschwur”. Gedacht wird dem am 23. Feb­ru­ar 1930 gestor­be­nen Nation­al­sozial­is­ten Horst Wes­sel. (Quelle: “FKP”, APAP)

26.02.2011 – Am Stern wird ein mut­maßlich­er Antifaschist in ein­er Straßen­bahn von drei Neon­azis belei­digt. Sie ver­suchen die betrof­fene Per­son aus der Straßen­bahn zu ziehen. Durch das Ein­schre­it­en des Straßen­bah­n­fahrers lassen die Täter von der Per­son ab und flücht­en. (Quelle: APAP)

März

05.03.2011 – Ein ver­meintlich link­er Jugendlich­er wird am späten Abend in der Wald­stadt II von ein­er Gruppe Neon­azis ange­grif­f­en und ins Gesicht geschla­gen. Die ca. 8 Neon­azis ver­suchen den Betrof­fe­nen anschließend vom Fahrrad zu ziehen, was jedoch nicht gelingt. Unter “Scheiß Antifa!” Rufen ren­nen ihm einige Neon­azis noch ein Stück hin­ter­her. Der Betrof­fene kann glück­licher­weise entkom­men, trägt aber eine blutige Nase und eine aufge­platzte Lippe davon. (Quelle: AALPAPAP)

05.03.2011 – Ein mut­maßlich­er Antifaschist wird in der Wald­stadt von mehreren Neon­azis angepö­belt und anschließend ver­fol­gt. Der Betrof­fene kann entkom­men. (Quelle: APAP)

08.03.2011 – In der Nähe ein­er Kundge­bung des “Bünd­nis 8. März” auf dem Mag­nus-Zeller-Platz zeigt ein Neon­azis mehrfach den soge­nan­nten Hitler-Gruß. (Quelle: APAP)

08.03.2011 – Ein Antifaschist wird im Caputher Heuweg (Wald­stadt II) von ein­er Gruppe von ca. 10 Neon­azis angepö­belt und ver­fol­gt. Der Betrof­fene kann entkom­men. (Quelle: APAP)

12.03.2011 – Ein ver­meintliche Antifaschist wird in einem Zug kurz vor Pots­dam von einem Neon­azi mit ein­er Glas­flasche ange­grif­f­en und damit ins Gesicht geschla­gen. Der Täter steigt am Bahn­hof Rehbrücke aus und flüchtet in Rich­tung Wald­stadt. Der Betrof­fene muss daraufhin sta­tionär behan­delt wer­den. (Quelle: APAP)

23.03.2011 – Von Babels­berg aus­ge­hend verkleben mehrere Neon­azis eine große Stück­zahl von “Sum­mer of Hate reloaded” Aufk­le­bern. Gek­lebt wird in der Plan­ta­gen­straße über das Rathaus Babels­berg weit­er nach Zen­trum-Ost. Ein Jugendlich­er der die Neon­azis dabei zufäl­lig beobachtet muss anschließend vor ihnen flücht­en. (Quelle: APAP)

26.03.2011 – Die Pots­damer Neon­az­iband “Burn Down” spielt auf einem Sol­i­dar­ität­skonz­ert für den Dort­munder “Antikriegstag”-Naziaufmarsch am 3.09.2011. Mit dabei sind weit­ere Bands der recht­en Szene. Rund 200 Neon­azis sollen anwe­send gewe­sen sein. (Quelle: Oire Szene)

27.03.2011 – Zwei Neon­azis ver­fol­gen einen jun­gen Linken im Kau­fland in der Wald­stadt. Der Betrof­fene kann entkom­men. (Quelle: APAP)

27.03.2011 – In der Wald­stadt II ent­deck­en Antifaschist_innen einige “Sum­mer Of Hate Reloaded” Sprüh­sch­ablo­nen am Kahle­berg und an der Bib­lio­thek. (Quelle: APAP)

30.03.2011 – An die Woh­nungstür eine_r/s mut­maßlich­er Antifaschist_in/en (in der Wald­stadt) wird ein “Sum­mer Of Hate Reloaded” Aufk­le­ber gek­lebt. (Quelle: APAP)

April

01./02.04.2011 – An den Wohn­block eine_r/s in der Wald­stadt wohnen­den ver­meintlichen Antifaschist_in/en wird “*nach­name* watch­ing you pac” gesprüht. (Quelle: APAP)

02.04.2011 – In Pots­dam-West wer­den Fly­er des NPD-Lan­desver­ban­des Bran­den­burg verteilt, im gle­ichen Zeitraum wurde in Pots­dam-West zwis­chen Storm­straße und Kas­tanien­alle mas­siv Nazipro­pa­gan­da geklebt.(Quelle: APAP)

03.04.2011 – In der Wald­stadt II ent­deck­en Antifaschist_innen cir­ca 60 neon­azis­tis­che Sprühereien. Darunter befind­en sich neben Parolen gegen “die Antifa” auch einige anti­semi­tis­che Schmier­ereien sowie Kel­tenkreuze und der Spruch “2011 Sum­mer of Hate Reloaded”. (Quelle: APAP)

16.04.2011 – Die Pots­damer Band “Preussen­stolz” spielt auf einem Neon­azikonz­ert in “West­deutsch­land”. Neben ihnen spie­len noch die Bands “Radikahl” und “Pro­pa­gan­da”. (Quelle: Oire Szene)

Mai

07.05.2011 – In der Voltas­traße in Babels­berg wer­den mehrere neon­azis­tis­che Schmier­ereien ent­deckt. Darunter befind­en sich neben Hak­en- und Kel­tenkreuzen auch Schriftzüge wie “NS-JETZT” oder “Juden SVB”. Unterze­ich­net sind die Parolen mit dem Label “CM”, welch­es für die Fan­grup­pierung “Crimark” des Fußball­clubs Union Berlin ste­ht. (Quelle: APAP)

11.05.2011 – Der Pots­damer NPD Vor­sitzende – Mar­cel Guse – ver­lässt die NPD. Laut dem Kreisver­band Hav­el-Nuthe, traf dieser seine Entschei­dung “wegen unüber­brück­bar­er poli­tis­chen Dif­feren­zen” und soll damit einem “Antrag auf Auss­chluß” zuvor gekom­men sein. (Quelle: NPD)

11.05.2011 – In der Wald­stadt II ent­fer­nen Antifaschist_innen zahlre­iche Neon­azi­aufk­le­ber der soge­nan­nten “Volk­stod­kam­pagne” der “Freie Kräfte Pots­dam”. (Quelle: APAP)

13.05.2011 – In der Wald­stadt II ent­deck­en Antifaschist_innen erneut eine “Sum­mer Of Hate Reloaded” Sprüh­sch­ablone am Kahle­berg. Diese ist wiederum mit dem Label “P.A.C.” unterze­ich­net. (Quelle: APAP)

Mitte Mai find­et laut den “FKP” eine “Red­nerver­anstal­tung in Pots­dam” mit dem Titel “66 Jahre Umerziehungskrieg!” statt. Dabei geht es in geschicht­sre­vi­sion­is­tis­ch­er Manier um den 8. Mai 1945. Der dazuge­hörige Bericht auf dem “Info­por­tal-Pots­dam” schließt mit dem Faz­it: “In let­zter Kon­se­quenz geht es […] um die völkische und großras­sis­che Sub­stanz­er­hal­tung aller europäis­chen Natio­nen.” (Quelle: “FKP”, 20.05.2011)

21.05.2011 – Der bekan­nte Pots­damer Recht­sRock­er Uwe Men­zel spielt bei einem Konz­ert in Sach­sen, welch­es unter dem Mot­to “Früh­lings­fest der Volksmusik” stat­tfind­et. Neben ihm als “Uwocaust und alte Fre­unde” treten auch “Sach­so­nia”, “W.U.T.”, “Devil´s Project” und “Sys­tem Infarkt” auf. (Quelle: Oire Szene)

21.05.2011 – Am Bahn­hof Rehbrücke ent­deck­en Antifaschist_innen eine ca. ein mal ein Meter große Hakenkreuz-Sprüherei.(Quelle: APAP)

22.05.2011 – Gegen 2:15 Uhr nachts wer­den Besucher_innen des “Ultra­sh” Fes­ti­vals in einem Nacht­bus ange­grif­f­en. In dem rel­a­tiv vollen Bus nach Rehbrücke befan­den sich auch ca. 8 Neon­azis. Ein Fes­ti­valbe­such­er wurde dann von den Neon­azis angepö­belt und anschließend ins Gesicht geschla­gen. Ein paar Hal­testellen weit­er wer­den die Neon­azis dann mit Hil­fe ander­er Fahrgäste aus dem Bus her­aus­ge­drängt. Die Neon­azis wollen daraufhin wiederum gewalt­sam in den Bus drän­gen. Mit einem Tis­chbein ram­men sie dann von außen eine Scheibe des Busses ein woraufhin der Bus­fahrer los fährt. Aus der Gruppe der Neon­azis fall­en auch die Worte: “Du scheiß Antifafotze, ich zeig dir was Ultra­sh heißt”. (Quelle: AALPAPAP)

22.05.2011 – Gegen 3 Uhr mor­gens hören drei Jugendliche in der Wald­stadt das Geräusch von Eisen­stan­gen, die auf Beton schla­gen. Kurz darauf ent­deck­en sie eine Gruppe von ca. 15 teil­weise Ver­mummten, die unter “Da sind sie die scheiß Zeck­en!” Rufen auf sie zu stür­men. Einige der Angreifer_innen haben Knüp­pel bzw. Stan­gen in den Hän­den. Die drei Betrof­fen kön­nen jedoch fliehen. (Quelle: AALPAPAP)

Juni

17.06.2011 – Eine Gruppe von ca. 10 Neon­azis der “FKP” ver­sam­melt sich mit einem Trans­par­ent auf dem Park­platz des Wald­stadt-Cen­ters. Sie tra­gen weiße Masken, ver­streuen Schnipsel mit anti­demokratis­ch­er Pro­pa­gan­da und hal­ten mit­tels eines Megaphons einen Rede­beitrag. (Quelle: “FKP”)

17.06.2011 – Eine Per­son, die ger­ade dabei ist Neon­azi­aufk­le­ber zu ent­fer­nen, wird am Abend von ein­er 4‑köpfigen Gruppe auf der Höhe Max-Born-Straße zuerst angepö­belt und dann getreten. Als der Betrof­fene flüchtet wird er noch kurzzeit­ig von zwei Per­so­n­en aus der Gruppe ver­fol­gt. (Quelle: APAP)

20.06.2011 – Im gesamten Stadt­ge­bi­et verkleben Neon­azis Aufk­le­ber der “FKP”. Damit wet­tern sie gegen ver­meintliche “Aus­län­derkrim­i­nal­ität”, im Bezug auf den vor 5 Jahren ver­stor­be­nen David Fis­ch­er. (Quelle: APAP)

25.06.2011 – Die Pots­damer Neon­az­iband “Preussen­stolz” spielt beim NPD „Som­mer­fest“ in der Schorfheide/Finowfurt. Mit ihr treten die NS-Bands „Legion of Thor“, „Exzess“, „Lie­der­ma­ch­er Toralf“ und die „KinderZ­im­merT­er­ror­is­ten“ auf. (Quelle: Antifa Bernau)

28.06.2011 – In der Wald­stadt I ent­deck­en Antifaschist_innen mehrere Sprühereien der “FKP” und zahlre­iche weit­er Neon­azi­stick­er. (Quelle: APAP)

Fußnoten und Bildquellen:
Bild 1 https://inforiot.de/files/3_5.jpg
[1] http://apap.blogsport.eu/2011/04/16/6_uebergriffe_in_kurzer_zeit
[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Rock_against_Communism
[3] hxxp://www.npd-havel-nuthe.de/?p=4792
[4] https://inforiot.de/artikel/neonazi-propaganda-geschichtsrevisionismus-gedenkstaette

 

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Nazi-Hiphop aus Potsdam

Seit einiger Zeit gibt es Pots­dam (Bran­den­burg) ein NS-Hip Hop Pro­jekt mit dem Namen „Natür­lich“. Dieses Seit­en­pro­jekt der Pots­damer Naz­iband „Cyn­ic“ (Siehe: Neon­azis­tisch-musikalis­ches Treiben in Pots­dam) hat ger­ade auf dem säch­sis­chen Nazi­l­abel PC Records“ unter dem Titel „Lebe jeden Tag“ ihr erstes Album veröf­fentlicht. Auf der Mini-LP befind­en sich ins­ge­samt 5 Stücke mit zum Teil ein­deutig nation­al­sozial­is­tis­chen Inhal­ten. Ein paar Tex­tauszüge aus den Songs bele­gen dies eindeutig:

Gle­ich im ersten Song „Setz Dich zur Wehr“ wird ein­deutig neon­azis­tisch Stel­lung bezo­gen – dort heisst es u.a.:

Hey wir sind Natür­lich und wir sind neu in dein­er Stadt. Und wir haben dir und deinen Leuten eine Botschaft mit­ge­bracht. Jet­zt dreh den Regler auf damit sie aus den Box­en knallt und deine ganze schöne Stadt beschallt.

Nationaler Sozial­is­mus jet­zt jet­zt jet­zt! Auf die Straße deutsches Volk denn es geht dir schlecht. Und sieh nicht zu, denn exem­plar­isch sind ihre Tat­en. Setz dich zur Wehr gegen die Demokrat­en, die dich benutzen jeden Tag willst du weit­er weg sehen? Dann wirst du sehen wie wir unterge­hen. Es wird Zeit, dass man sich wider­set­zt. Nationaler Sozial­is­mus jet­zt jet­zt jetzt!“

Im drit­ten Lied „Keine Gerechtigkeit“ wird ein­mal mehr ver­sucht, den Tod von Kevin in Stol­berg poli­tisch zu instru­men­tal­isieren. Das es in Wahrheit die deutschen Neon­azis sind, die bere­its über 150 Men­schen seit der Wiedervere­ini­gung aus niederen Beweg­grün­den ermordet haben, scheint die Pots­damer Nazi­rap­per nicht zu irritieren.

Im let­zten Lied „Schu, Schu…“ wird u.a. besun­gen, dass die Organ­isatoren von Nazikonz­erten schon öfter mal Ärg­er bei ihren Konz­erten mit der Staats­macht hat­ten: „Und jet­zt woll­test du auch mal ein Konz­ert organ­isieren, wun­der­st dich, dass die Bullen rein marschieren. Es mussten ja die ganzen krassen Bands sein, die ganz viele böse Wörter schrein. Und einen Fly­er fürs Inter­net hast du gemacht, damit viele kom­men hast du dir gedacht. Doch der Feind liest mit, das war dir nicht bewusst und er kam vor­bei und er machte schluß.“ Schön­er wäre es natür­lich, wenn antifaschis­tis­che Struk­turen in Pots­dam dem neon­azis­tis­chen Treiben dieser ekel­haften Band als­bald ein Ende bere­it­en würden.

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(Anti-)Rassismus

Kundgebung gegen das Gutscheinsystem in Hennigsdorf

Der Protest gegen das Gutschein­sys­tem geht in die zweite Runde. Im Juni ist viel passiert: Wochen­lang wur­den die Gutscheine boykot­tiert und eine Alter­na­tivver­sorgung mit Sach- und Geld­spenden auf die Beine gestellt; Es gab eine Rei­he an Kundge­bun­gen, Demon­stra­tio­nen und  Infor­ma­tionsver­anstal­tun­gen; 833 Per­so­n­en haben den Appell gegen das Gutschein­sys­tem des Aktions­bünd­nis Bran­den­burg unter­schrieben; Es gab Sol­i­dar­ität­serk­lärun­gen aus allen Rich­tun­gen; Das Land Bran­den­burg hat in einem Schreiben eine Umstel­lung auf Bargeld emp­fohlen und let­zten Mittwoch hat auch der Kreistag Ober­hav­el eine Empfehlung aus­ge­sprochen auf Bargeld umzustellen.

Aber die Ver­wal­tung stellt sich noch immer quer und ver­steckt sich hin­ter ihrer Recht­sausle­gung, die es ihnen ihrer Mei­n­ung nach ver­bi­etet auf Bargeld umzustellen.

Deshalb geht der Protest weit­er. Auf­takt dazu ist eine Kundge­bung am kom­menden Mittwoch den 6.7. 8 Uhr (mor­gens!!) vor dem Lager Stolpe Süd. An diesem Tag wer­den die Gutscheine für den Monat Juli aus­gegeben. Das soll nicht unkom­men­tiert geschehen.

Mi. 6.7. 8:00 Uhr: Heim Stolpe-Süd, Rup­pin­er Chaussee 19, Hennigsdorf

Tre­ff­punkt für Nich­tort­skundi­ge: 8:00 Uhr S‑Bahnhof Hennigsdorf

Gutschein — abschaffen!!!

Weit­ere Infos unter www.gutscheinboykott.blogsport.eu

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Antifaschismus

Die Realität zur Kenntnis nehmen!

Der Lan­desver­band Bran­den­burg der Sozial­is­tis­chen Jugend-Die Falken, Trägerin des Rheins­berg­er Pavil­lons fordert Bürg­er­meis­ter Rau auf, seine Real­itätsver­weigerung abzule­gen und rechte und men­schen­ver­ach­t­ende Ein­stel­lun­gen in der Stadt offen­siv ent­ge­gen zu treten.

Angesichts des der Stadt vor­liegen­den Bild­ma­te­ri­als ist die von Bürg­er­meis­ter Rau zur Schau gestellte Real­itätsver­weigerung schw­er zu ertra­gen.“, so Stef­fen Wolke, stel­lvertre­tender Lan­desvor­sitzen­der des linken Kinder- und Jugend­ver­bands. Die Tat ist aus Sicht des Jugend­ver­ban­des ein­deutig zuzuord­nen und die hin­ter­lasse­nen Schmier­ereien lassen kein­er­lei Inter­pre­ta­tion­sspiel­raum zu. „Der Nazian­griff ist der Ver­such im Vor­feld des Nazi­auf­marsches in Neu­rup­pin am 09.07.2011, den demokratis­chen Protest einzuschüchtern und ein Angriff auf die demokratis­che Gesellschaft als Ganzes. Diese Rech­nung der Nazis wird aber nicht aufge­hen. Wir lassen uns nicht ein­schüchtern.“. Der Lan­desver­band der Falken hat zu den Protesten gegen den Nazi­auf­marsch mit aufgerufen. „Der Zusam­men­hang liegt auf der Hand.“, so Wolke.

Den Hin­weis von Rau, die Ange­bote der Jugen­dar­beit in der Stadt Rheins­berg wür­den „im Ver­bor­ge­nen“ stat­tfind­en und nicht alles „an die große Glocke“ gehängt, kann der linke Jugend­ver­band nur mit Unver­ständ­nis zur Ken­nt­nis nehmen. „Wir empfehlen Her­rn Rau nach­drück­lich, sein Konzept „Ver­bor­gen­er Jugen­dar­beit“ zu über­denken. Als anerkan­nter Träger der freien Jugend­hil­fe mit mehr als 20 Jahren Erfahrung im Land Bran­den­burg, überzeu­gen wir Her­rn Rau gerne von den Vorzü­gen Offen­er Jugen­dar­beit und außer­schulis­ch­er Jugend­bil­dung.“ so Wolke

Die Bekämp­fung rechter und men­schen­ver­ach­t­en­der Ein­stel­lung­muster ist seit vie­len Jahren ein Arbeitss­chw­er­punkt der Falken. „Wir wür­den uns wün­schen, die Stadt würde sich diesem Anliegen vor­be­halt­los anschließen. Lei­der wer­den derzeit auss­chließlich haushalt­spoli­tis­che Pri­or­itäten geset­zt. Demokratis­che Jugen­dar­beit wird kurzsichti­gen fiskalis­chen Erwä­gun­gen geopfert. Die Quit­tung dafür wurde am ver­gan­genen Woch­enende aus­gestellt. Wir hof­fen, dass der Preis zukün­ftig nicht noch höher aus­fällt.“, so Wolke.

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Antifaschismus

Kein Naziaufmarsch in Neuruppin!

Wir rufen auf, den Nazi­auf­marsch am 9. Juli 2011 in Neu­rup­pin zu ver­hin­dern. Gemein­sam mit dem lokalen Bünd­nis “Neu­rup­pin bleibt bunt“, ein vielfältiges Bünd­nis von Kirchen­vertretern, Einzelper­so­n­en und Vere­inen aus Neu­rup­pin, wollen wir uns der recht­en Ide­olo­gie in den Weg stellen. Dieses Ziel eint uns über alle sozialen, poli­tis­chen oder kul­turellen Unter­schiede hin­weg. Von uns wird dabei keine Eskala­tion aus­ge­hen. Vere­int mit allen demokratisch gesin­nten Men­schen wollen wir für Weltof­fen­heit und Demokratie eintreten.

Seit vier Jahren marschieren Neon­azis aus ganz Bran­den­burg durch Neu­rup­pin. Inzwis­chen hat sich der Auf­marsch zu einem bun­desweit bewor­be­nen Event mil­i­tan­ter Neon­azis entwick­elt. Was in manch ander­er Bran­den­burg­er Stadt durch die Gegen­wehr bre­it­er, antifaschis­tis­ch­er Bünd­nisse nicht mehr möglich ist, wird in Neu­rup­pin zur Real­ität: ein jährlich­er, über­re­gion­al mobil­isiert­er Neon­azi­auf­marsch. Nicht mit uns!

Komm mit uns nach Neu­rup­pin. Wir sind bunt und wir lassen nicht zu, dass Neu­rup­pin zur Spiel­wiese rechter Ide­olo­gien wird. Gemein­sam ver­hin­dern wir, dass alte und neue Nazis in Neu­rup­pin Fuss fassen.

Wir, das „Net­zw­erk Neu­rup­pin“ sind ein bran­den­burg­weites Bünd­nis ver­schieden­ster Ini­tia­tiv­en und Organ­i­sa­tio­nen. Wir haben uns zum Ziel geset­zt, die Nazis nicht noch ein weit­eres Jahr durch Neu­rup­pin marschieren zu lassen. Unser Bünd­nis ist bre­it und reicht von den Bran­den­burg­er Jusos, der Grü­nen Jugend Bran­den­burg, der Linksju­gend [’sol­id] Bran­den­burgs und Berlins, den Falken Bran­den­burg über das Demokratis­che Jugend­FO­RUM Bran­den­burg, die DGB-Jugend Berlin/Brandenburg, die „Vere­ini­gung der Ver­fol­gten des Naziregimes, Bund der Antifaschistin­nen und Antifaschis­ten“ (VVN BdA), das Antifaschis­tis­che Net­zw­erk Bran­den­burg-Rathenow-Prem­nitz (AFN) und andere Antifa-Grup­pen bis zu lokalen Ini­tia­tiv­en und Bünd­nis­sen, wie dem Jugend­par­la­ment Kyritz und vie­len mehr.

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Antifaschismus

Nazianschlag auf Pavillon

In der Nacht vom 26. auf den 27.06.2011 sind Neon­azis in den Pavil­lon der Hein­rich-Rau-Schule einge­drun­gen. Der Pavil­lon ist ein selb­stver­wal­teter Jugend­club in Träger­schaft der Falken, einem parteiun­ab­hängi­gen, linken Kinder- und Jugend­ver­band. Neben eingeschla­ge­nen Fen­stern hin­ter­ließen die Nazis ein­schlägige Sprühereien.

An den Wän­den des Pavil­lons und an der Außen­seite des Gebäudes haben die Nazis ihre Hand­schrift deut­lich hin­ter­lassen. „Linke raus!“, „Linke geht arbeit­en!“ und „Abschaum“ wur­den im Innern der Räume ange­bracht. Außen prangte „187 Neu­rup­pin“. Der Zahlen­code 187 gilt in den USA als das Syn­onym für Mord.

Wir sind zwar entset­zt über den Anschlag, aber in kein­ster Weise über­rascht.“, so Stef­fen Wolke, stel­lvertre­tender Lan­desvor­sitzen­der der SJ — Die Falken.

Bere­its in den ver­gan­genen Wochen waren in Rheins­berg rechte Schmier­ereien mit gle­ichem Wort­laut omnipräsent. Bere­its im März diesen Jahres gab es einen Zwis­chen­fall mit Neon­azis im Pavil­lon. (In Berlin hinge­gen waren an diesem Woch­enende ein Haus der Falken sowie ver­schiedene weit­ere linke Pro­jek­te Ziel von mut­maßlich neon­azis­tis­chen Bran­dan­schlä­gen.)

Da dem Lan­desver­band das rechte Poten­tial in der Region und in Rheins­berg bekan­nt ist, wurde über ein vom Bun­desin­nen­min­is­teri­um gefördertes Pro­gramm eine päd­a­gogis­che Pro­jek­t­stelle für Rheins­berg beantragt, die unter anderem darauf angelegt war, rechte Denkmuster zu bekämpfen. Die für die mit dem Pro­jekt ver­bun­dene Kofi­nanzierung durch die Stadt hat die Stadtverord­nteten­ver­samm­lung Rheins­berg am 15.06.2011 abgelehnt, weshalb die Umset­zung des Pro­jek­tes gefährdet ist. Dies obgle­ich der städtis­che Anteil lediglich bei 10% der Gesamtkosten gele­gen hätte. In Rheins­berg find­et seit ger­aumer Zeit keine Jugen­dar­beit mehr statt, da die Stadtverord­neten ihre Pri­or­itäten anders geset­zt haben.

Wenn die Stadt Rheins­berg Jugen­dar­beit brach liegen lässt und nicht ein­mal bere­it ist ger­ingfügige Haushaltsmit­tel für Pro­jek­te gegen Aus­gren­zung und Diskri­m­inierung zur Ver­fü­gung zu stellen, darf sie sich über rechte Anschläge nicht wun­dern. So was kommt von so was.“ erk­lärte Wolke.

Den Ver­such der Stadt den Anschlag gegenüber dem Träger zunächst als „Ran­dale“ abzu­tun und erst auf konkrete Nach­frage zum Charak­ter der Sprüche, mit ihrem Inhalt rauszurück­en, wird von Wolke als poli­tis­ch­er Skan­dal gew­ertet. „Hier rei­ht sich Rheins­berg in die lange Liste der Kom­munen ein, die ihr Naziprob­lem nicht wahrnehmen son­dern ver­harm­losen wollen. Das ist ent­täuschend, aber auch das über­rascht uns angesichts der let­zten Wochen nicht.

Wir hof­fen, dass sich die Stadt eines Besseren besin­nt und die Kofi­nanzierungsmit­tel zu Ver­fü­gung stellt. Sollte sie ihrer Ver­ant­wor­tung nicht gerecht wer­den, wer­den wir nach anderen Wegen suchen. Es ist unsere Auf­gabe als Kinder- und Jugend­ver­band gegen men­schen­ver­ach­t­ende Ein­stel­lun­gen einzutreten. Angesichts der aktuellen Ereignisse in Rheins­berg wün­schen wir uns, dass auch die Lokalpoli­tik diese Notwendigkeit erken­nt.“, so Wolke.

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(Anti-)Rassismus

Kreistag fordert Bargeld für Flüchtlinge

Am gestri­gen Mittwoch hat der Kreistag von Ober­hav­el die Kreisver­wal­tung aufge­fordert, die Sozial­hil­fe für Flüchtlinge kün­ftig in Bargeld auszuzahlen und das diskri­m­inierende Gutschein­sys­tem aufzugeben. Die Entschei­dung wurde von den anwe­senden Flüchtlin­gen und Ini­tia­tiv­en, die sich für die Bargel­dauszahlung ein­set­zen, mit lautem Jubel kommentiert.

Während der Sitzung wurde bekan­nt, dass Lan­drat Karl-Heinz Schröter (SPD) und Sozialdez­er­nent Michael Garske dem Kreistag einen Brief des Pots­damer Sozialmin­is­teri­ums voren­thal­ten hat­ten. Das Schreiben, in dem der Ermessensspiel­raum im Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­setz erläutert und der Recht­sauf­fas­sung der Kreisver­wal­tung wider­sprochen wird, wurde ver­lesen. Die FDP-Frak­tion kri­tisierte den Lan­drat scharf für diese Infor­ma­tion­spoli­tik. Sie hätte diesen “mei­n­ungs­bilden­den” Brief vor der Sitzung zuge­spielt bekom­men und daraufhin beschlossen, dem Antrag zuzus­tim­men. Auch viele SPD-Abge­ord­nete stimmten dem Antrag von Grü­nen, Freien Wäh­lern und der Linken zu, der mit 24 zu 23 Stim­men angenom­men wurde.

Eine Stunde vor der Kreistagssitzung hat­te das Aktions­bünd­nis gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Frem­den­feindlichkeit zusam­men mit Flüchtlin­gen aus Hen­nigs­dorf dem Vor­sitzen­den des Kreistags in Anwe­sen­heit der Frak­tionsvor­sitzen­den einen Appell für Bargeldzahlung übergeben, den inner­halb weniger Tage 833 Men­schen unterze­ich­net hat­ten. Etwa 40 Flüchtlinge und Unterstützer_innen beobachteten anschließend die Kreistagssitzung und macht­en von ihrem Red­erecht in der Ein­wohn­er­frages­tunde Gebrauch.

Der Lan­drat und sein Sozialdez­er­nent kündigten während der Debat­te an, den Beschluss des Kreistages mis­sacht­en zu wollen. Ob sich die Ver­wal­tung jedoch offen gegen das Par­la­ment stellen und sich weit­er­hin hin­ter ein­er Recht­sauf­fas­sung ver­steck­en kann, die von der Lan­desregierung, der Mehrheit der Land­kreise in Bran­den­burg sowie von vie­len Bun­deslän­dern nicht geteilt wird, wird sich zeigen. Es wird in den kom­menden Wochen noch einiger Überzeu­gungsar­beit bedür­fen, bis auch bei der Kreisver­wal­tung von Ober­hav­el ankommt: Yes, you can!

23. Juni 2011,
U.R.I. – Unit­ed against Racism and Iso­la­tion Hen­nigs­dorf e.V.
Flüchtlingsrat Bran­den­burg
Hen­nigs­dor­fer Ratschlag
Flüchtlings­ber­atungsstelle des Kirchenkreis­es Oberes Havel­land
Aktions­bünd­nis gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Fremdenfeindlichkeit

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Antifaschismus

Weiterhin Nazigewalt in Potsdam

In der Nacht vom 21. zum 22. Mai kam es in den Stadt­teilen Schlaatz und Wald­stadt erneut zu einem gewalt­täti­gen Über­griff und einem ver­sucht­en Angriff von ein­er Gruppe Neon­azis. Der erste Über­griff fand kurz nach 2 Uhr im Nacht­bus der Lin­ie N13 vom Haupt­bahn­hof Rich­tung Bahn­hof Rehbrücke statt und richtete sich gegen einen Besuch­er des „Ultra­sh“ Fes­ti­vals. Er bekam von einem der 8 Neon­azis die sich im Bus befan­den einen Schlag ins Gesicht, als diese grade am Aussteigen waren.

Von außen rammten sie dann eine Scheibe des Busses mit einem Tis­chbein ein, um sich gewalt­sam wieder Zutritt ins Innere des Busses zu ver­schaf­fen. Daraufhin fuhr der Bus los, um ein paar Hal­testellen weit­er, aber immer noch im Wohnge­bi­et am Schlaatz alle weit­eren Insass_innen des Busses zu ver­weisen. Wer nun allein in Rich­tung Wald­stadt oder Rehbrücke laufen musste, lief Gefahr der sehr aggres­siv­en Gruppe Neon­azis wieder zu begeg­nen.
In der Wald­stadt kam es unge­fähr eine Stunde später tat­säch­lich zu einem weit­eren Angriff auf drei Jugendliche. Eine nun auf 15 Neon­azis angewach­se­nen Gruppe ging hier­bei unter Rufen wie „Da sind sie die scheiß Zeck­en!“ auf die Betrof­fe­nen los. Dabei waren die Neon­azis teil­weise mit Stan­gen bewaffnet. Die Betrof­fe­nen kon­nten hier­bei glück­licher­weise fliehen, sodass es zu keinen schw­eren Ver­let­zun­gen kam.

Die Zustände in den Wohnge­bi­eten Wald­stadt und Schlaatz sind schon längst mehr als nur ein bedrohlich­es Kli­ma. Men­schen, die in das Feind­bild der Neon­azis fall­en, müssen um ihre kör­per­liche Gesund­heit fürcht­en, wenn sie sich dort aufhal­ten. Beson­ders nachts hat men­sch dort allein keine Chance. Viele, die nicht in das Welt­bild der Neon­azis passen, sind min­destens schon ein­mal angepö­belt, bedro­ht oder geschla­gen worden.

Schw­er zu bedenken gibt uns daher auch die Hal­tung der Pots­damer Verkehrs­be­triebe, die poten­tiell Betrof­fene in der Gefahren­si­t­u­a­tion nicht schützt, son­dern allein zu Fuß nach Hause schickt. Ein solch­es Ver­hal­ten ist fahrläs­sig und kein Ausnahmefall.

Zulet­zt trat die Pots­damer Neon­aziszene am 17.06.2011 in der Wald­stadt öffentlich auf. Hier ver­sam­melten sich ca. 10 Neon­azis der „Freie Kräfte Pots­dam“ auf dem Park­platz des Wald­stadt-Cen­ter und hiel­ten einen Rede­beitrag und war­fen Papier­schnipsel mit anti­demokratis­ch­er Pro­pa­gan­da umher. Dabei ori­en­tierten sie sich was die Aktions­form aber auch den Inhalt ange­ht aber­mals an den soge­nan­nten „Spreelichtern“, einem Zusam­men­schluss von Neon­azis aus Süd­bran­den­burg und Nordsachsen.

Die Sit­u­a­tion in der Wald­stadt beziehungsweise des Schlaatz spitzt sich also weit­er zu. Von ein­er Entspan­nung der Lage kann also keine Rede sein. Die Neon­azis sind da, sie sind ein Prob­lem und das nicht erst in dem Moment wenn sie gewalt­tätig wer­den. Lasst uns einen gemein­samen, antifaschis­tis­chen und kon­se­quenten Umgang damit find­en, denn das Naziprob­lem in Pots­dam geht uns alle an. Unter­stützt die Betrof­fe­nen und schließt euch zusammen.

Get up stand up!

[a] antifaschis­tis­che linke potsdam

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Wieder Aktivitäten von (Neo)nazis in Brandenburg an der Havel

Die Stadt Bran­den­burg an der Hav­el hat ein Prob­lem. Sie entwick­elt sich immer mehr zu einem Aktion­sraum für (neo)nazistische Organ­i­sa­tio­nen und Vere­ini­gun­gen. Die NPD, der „Bund für Got­terken­nt­nis“ und auch Sympathisant_innen des in der örtlichen JVA inhaftierten Holo­caustleugn­ers Horst Mahler hat­ten dies­bezüglich bere­its ihre Fäh­nchen in der Stadt geset­zt. Jet­zt zogen die so genan­nten „Freie Kräfte“, parteiunge­bun­dene (Neo)nazis, mit vielfachen Pro­pa­gan­daak­tio­nen nach.

Aufk­le­ber und Parolen

Hun­derte Aufk­le­ber ein­schlägiger „freier“ Struk­turen wur­den so bere­its unmit­tel­bar nach dem Cam­pus­fest der Fach­hochschule Bran­den­burg, am 27. Mai 2011, von Antifaschist_innen fest­gestellt und ent­fer­nt. Das parteiunge­bun­dene (neo)nazistische Milieu selb­st hat­te sich zuvor in größer­er Per­so­nen­zahl bei den Feier­lichkeit­en präsen­tiert und die Fes­t­wiese als Aus­gangspunkt für die Kle­beak­tio­nen genutzt.

Vor weni­gen Tagen wur­den nun zahlre­iche (neo)nazistische Parolen als Far­ban­schläge an Fas­saden von Schulen, SB-Waren­häusern und Imbissstän­den im gesamten Stadt­ge­bi­et fest­gestellt, die wiederum ein­deutig die Urhe­ber­schaft „Freier Kräfte“ ver­muten und eine qual­i­ta­tive Steigerung der Pro­pa­gan­daak­tio­nen in Rich­tung Ille­gal­ität erken­nen lässt.

Neben der Vere­ini­gung „NS BRB“ zeigten sich dabei vor allem die soge­nan­nten „Freien Kräfte Ost“ (FKO) für die mit schwarz­er Farbe gesprüht­en Slo­gans verantwortlich.

Freie Kräfte Ost“

Die FKO sind eine rel­a­tiv junge Vere­ini­gung, die sich vor allem in Wittstock/Dosse (Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin) und Bran­den­burg an der Hav­el verortet sieht. (1.) Deren Inter­net­präsenz wird allerd­ings haupt­säch­lich von Aktivisten_innen des 2006 nach ein­er polizeilichen Razz­ia aufgelösten „Sturm Oranien­burg“ gepflegt. (2.)

Auf ihrer Web­side ver­suchen die „Freien Kräfte Ost“ mit typ­is­chen (neo)nazistischen Argu­men­ta­tion­s­mustern, die vor allem auf über­triebe­nen Äng­sten vor Krim­i­nal­ität, Dro­genkon­sum, Über­frem­dung, Islamisierung auf­bauen, ein verz­er­rtes Bild der Bran­den­burg­er Wirk­lichkeit darzustellen, aus der daraus erhofften Empörung poli­tis­ches Kap­i­tal zu schla­gen und den „nationalen Sozial­is­mus“ als Gege­nen­twurf, als ver­meintlichem „Ausweg“ , zu präsen­tieren. (3.)

Wie dieser „nationale Sozial­is­mus“ (NS) genau ausse­hen soll, unter­mauern die FKO öffentlich jedoch nicht. Der Kon­text ihrer Pub­lika­tio­nen im Inter­net weißt jedoch daraufhin an welche Ide­olo­gie angeknüpft wer­den soll.

Das Deutsche Reich existiert fort“

Unter der Über­schrift „das Deutsche Reich existiert fort“, bejubeln die „Freien Kräfte Ost“ beispiel­sweise auf ihrer Web­side ein Urteil des Bun­desver­fas­sungs­gericht­es aus dem Jahr 1973 zur staat­srechtlichen Kon­ti­nu­ität sowie völk­er­rechtlichen Iden­tität der Bun­desre­pub­lik mit dem Begriff „Deutsches Reich“ bzw. „Deutsch­land“. (4.)(5.)

Der „ver­meintliche“ Fortbe­stand des (drit­ten) Reich­es mit all seinen ras­sis­tis­chen und anti­semi­tis­chen Unrechts­ge­set­zen wird von den FKO, die damit offen­bar die Legit­im­ität (neo)nazistischer Aktiv­itäten begrün­den wollen, allerd­ings falsch interpretiert.

Das Urteil des Bun­desver­fas­sungs­gericht­es behan­delt näm­lich nicht die poli­tisch-his­torische Per­spek­tive, dem­nach der nation­al­sozial­is­tis­che Staat 1945 ein­deutig „insti­tu­tionell zusam­menge­brochen“ (6.) ist, son­dern man­i­festiert die juris­tis­che Dimen­sion und damit beispiel­weise die Ver­ant­wor­tung der Bun­desre­pub­lik, in Vertre­tung des „Deutsches Reich­es“ bzw. „Deutsch­lands“, für die Ver­brechen der Nazidik­tatur auf staat­srechtlich­er Ebene. Die finanzielle Entschädi­gung für die Opfer des NS Ter­rors hätte andern­falls näm­lich keine Rechtsgrundlage.

Hand­lungs­be­darf in Bran­den­burg an der Havel

Trotz man­gel­nden poli­tis­chen und sozialen Sachver­stand, Irra­tional­is­mus in Idee und Aus­druck sowie ein­er vor allem aggres­siv­en völkischen, ras­sis­tis­chen und anti­semi­tis­chen Ide­olo­gie, stoßen (Neo)nazis in Bran­den­burg an der Hav­el jedoch im Ver­gle­ich zu anderen Städten in der Mark auf wenig Ablehnung. Ein Prob­lem­be­wusst­sein hier­für will sich in der bre­it­en Bürg­er­schaft, trotz drin­gen­dem Hand­lungs­be­darf, nicht her­aus­bilden. Im Gegen­teil (neo)nazistische Aktiv­itäten wer­den ver­schwiegen oder ohn­mächtig ignori­ert. Mitunter ist auch eine Zus­tim­mung für bes­timmte Posi­tio­nen oder gewiss­er Sym­bo­l­ik erkennbar.

All dies beflügelt jedoch die organ­isierten (Neo)nazis ihr Engage­ment in der Stadt zu forcieren.

Noch wer­den nur Aufk­le­ber und Parolen ver­bre­it­et, wann wird damit begonnen die aggres­sive Ide­olo­gie durch Hass und Gewalt zu beleben?

Wir appel­lieren deshalb an alle Brandenburger_innen, endlich ein Prob­lem­be­wusst­sein zu entwick­eln, sich den Her­aus­forderun­gen des (Neo)nazismus zu stellen und ihm bere­its im Anfangssta­di­um sou­verän zu begegnen.

Quellen:

1.) Freie Kräfte Ost, hxxp://logr.org/toni87

2.) Antifa Gruppe Oranien­burg: „Neon­azi im Knast oder auch nicht ist eigentlich egal“

http://antifagruppeoranienburg.blogsport.de/2011/05/31/neonazi-im-knast-oder-auch-nicht-ist-eigentlich-egal/

3.) Freie Kräfte Ost, „Flug­blatt“, hxxp://logr.org/toni87/files/2011/05/neuesflugblattc0c43d21jpg.jpg

4.) Freie Kräfte Ost: „Das Deutsche Reich existiert fort“, hxxp://logr.org/toni87/?page_id=156

5.) http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Reich

6.) wie vor

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Nazi- Reiterhof und ein Hilfswerk für „nationale“ Familien in Blumberg

In Blum­berg, einem Ort­steil der Gemeinde Ahrens­felde im Nor­dosten von Berlin, sind Nazis seit Jahren ungestört am Wirken. Dort betreiben Ingo Pan­nier, bis 2010 aktiv im Kreisver­band Barn­im Uck­er­mark der NPD sowie im Bran­den­burg­er Lan­desvor­stand und seine Lebens­ge­fährtin Jana Michaelis, aktiv bei der Gemein­schaft Deutsch­er Frauen (GDF), einen Reiterhof.

Was bere­its Infori­ot in einem Artikel im März 2011 über den „Märkische Fam­i­lien- und Hil­f­swerk e.V.“ und dem nahe ste­hen­den Reit­er­hof in Blum­berg (bei Berlin) bekan­nt machte, ergänzte der Berlin­er Kuri­er im Juni in zwei Artikel um weit­ere Details der „braunen Machen­schaften“. Wir wollen im Fol­gen­den die Infor­ma­tio­nen zusam­men­tra­gen und um neue Einzel­heit­en ergänzen.

Nazire­it­er­hof von NPD und GDF-Aktivis­ten
Ruft man bei Ver­sicherungs­mak­ler Ingo Pan­nier an, so tönt einem gle­ich die Musik des anti­semi­tis­chen Kom­pon­is­ten Richard Wag­n­er ent­ge­gen. Pan­nier ver­sorgt den NPD Ver­band mit Ver­sicherun­gen und nutzt dafür auf offiziellem Brief­pa­pi­er der VHV-Ver­sicherung die Anrede „Liebe Kam­er­aden“. Er gehört optisch dem Rock­er­m­i­lieu an, und taucht auf Fotos des Eber­swalder Rock­er- und Motor­rad­clubs „Dragsäue“ auf.

Auf seinem Hof weht die Fahne des „Bund Freier Bauern“ (BFB), eine nation­al­is­tis­che Kleinor­gan­i­sa­tion, die keinen Hehl daraus macht, dass sie die „deutsche Land­wirtschaft“ vor der Zer­schla­gung durch Beamte und Bürokratie schützen und sich die „deutschen Bauern“ zur Wehr set­zen müssten. Die Fahne des BFB ist angelehnt an die extrem rechte Land­volk­be­we­gung der Weimar­er Repub­lik. Das selbe Emblem mit Schw­ert und Pflug wurde in der Zeitschrift „Die Bauern­schaft“ des 1997 ver­stor­be­nen ex-SSlers und Holo­caustleugn­ers Thies Christo­phersen genutzt. Auf der Inter­net­seite des BFB wird neben­bei auch gegen Sozialdemokrat_innen und Antifaschist_innen wird gewet­tert.
Für die Ferien kündigt Pan­nier ein Lager für „nationales Reit­en“. Damit die Kinder der Kam­er­aden aus den ent­fer­n­ten „Gauen“ auch wirk­lich nur mit gle­ich­gesin­nten zusam­men sind, werde zu Beginn nach „Weltan­schau­ung und Reitken­nt­nis­sen“ getren­nt. Unter­stützen soll auch das Märkische Fam­i­lien- und Hil­f­swerk – als „Geschenk an die deutsche Jugend“.

Märkisches Fam­i­lien- und Hil­f­swerk e.V.
Im Novem­ber 2010 grün­de­tet sich der „Märkische Fam­i­lien- und Hil­f­swerk e.V.“, als Sitz des Vere­ins fungiert das Grund­stück samt Reit­er­hof von Ingo Pan­nier in Blum­berg. Pan­nier ist Vor­sitzen­der des Vere­ins und Ansprech­part­ner für die Vere­ins­seite, die unter dem Namen volksschutz.info läuft. Das „Hil­f­swerk“ hat sich der „Verteilung und Ver­mit­tlung von Sach­spenden“ ver­schrieben, wirbt auf der Inter­net­seite für die Samm­lung von Klei­dung, auch Vere­ins­fahrten, Wan­derun­gen in der Natur und ein Kräuter­garten seien ange­blich in Planung.

Neben Pan­nier sind auch weit­ere NPD Aktivis­ten im Vere­in vertreten. Zum Vor­stand gehören zwei junge Frauen aus Bernau – Aileen Götze und Jen­ny Liedtke. Die 23 Jährige Götze ist sowohl im Lan­desver­band als auch im Kreisver­band Barn­im Uck­er­mark aktiv. Außer­dem ist Schatzmeis­ter des Vere­ins Maik Ham­pel aus Hen­nigs­dorf (Ober­hav­el) – er ist bekan­nt als ehe­ma­liger Aktivist der „Nation­al­is­tis­chen Front“ und der „Hil­f­s­ge­mein­schaft für nationale Gefan­gene“ (HNG). Seine Hen­nigs­dor­fer Woh­nung wurde 2008 im Zusam­men­hang mit dem Ver­bot der „Heimat­treuen Deutschen Jugend“ (HDJ) durch­sucht.

Reak­tio­nen auf die Artikel

Wie die Märkische All­ge­meine Zeitung (MAZ) berichtet, bestre­it­et Jana Michaelis alle Äußerun­gen über sie und den Reit­er­hof. Während Pan­nier in ein­er Mail in der er das nationale Reit­er­lage bewirbt, deut­lich die Verbindun­gen zwis­chen Reit­er­hof und Hil­f­swerk zeigt, stre­it­et Michaelis eine Verbindung zwis­chen Reit­er­hof, Hil­f­swerk und Volkss­chutz ab. Absurd, so solle man sich für das Reit­lager im Übri­gen über die Mailadresse von volksschutz.info anmelden.

Auch der Ver­fas­sungss­chutz und der CDU-Jus­tiz­ex­perte Dan­ny Eichel­baum sowie weit­ere Politiker_innen äußerten sich zum Reit­er­hof und dem Hil­f­swerk. Man beobachte den „brauen Spuk“ und fordere die Schließung des Hofes. „Die Gemeinde ist aufge­fordert, schnell­st­möglich zu prüfen, ob die Gewerbe-Erlaub­nis ent­zo­gen wer­den kann“ sagte Eichel­baum gegenüber dem Berlin­er Kuri­er. Laut einem Artikel der Märkischen Oderzeitung (MOZ, vom 23.Juni 2011) wisse die Gemeinde bere­its seit län­gerem über das Naz­itreiben des Reit­er­hofs. Aktiv wer­den will man offen­bar erst jet­zt, wo der medi­ale Druck sich erhöht.

Alle Artikel:
Inforiot.de: NPD von Innen“, 23. März 2011
Berlin­er Kuri­er: „Das Pfer­de­paradie der braunen Brut“, 4. Juni 2011
Berlin­er Kuri­er: „NPD-Reit­er­hof in der Kri­tik“, 4. Juni 2011
Berlin­er Kuri­er: „So lockt der braune Reit­er­hof Kinder in die Ferien“, 19. Juni 2011
MAZ: „Ferien im Braunen“, 21. Juni 2011
MOZ vom 23. Juni 2011

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