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Direkt nach der Tat zum Prozess

Berlin (ots) — Die Bran­den­burg­er CDU unter­stützt den Vorschlag,
dass recht­sradikale Gewalt­täter kün­ftig nicht mehr auf Bewährung
verurteilt wer­den sollen. Der stel­lvertre­tende Parteivor­sitzende Sven
Petke sagte am Don­ner­stagabend in der N24-Sendung “Stu­dio Friedman”
auf eine entsprechende Frage: “Das unter­stützen wir.” Der Vorschlag,
der auch vom SPD-Innen­poli­tik­er Sebas­t­ian Edathy unter­stützt wird,
komme aus Sach­sen und Bran­den­burg, sagte Petke. Noch wichtiger sei
aber, dass es direkt nach der Tat zum Prozess komme. Auch der
Gen­er­alsekretär des Zen­tral­rates der Juden, Stephan Kramer,
unter­stützte den Vorschlag. Recht­sradikale Gewalt­tat­en seien keine
Bagatellde­lik­te. “Keine Bewährungsstrafen für Nazis”, forderte
Kramer. 

Petke warnte vor einem erneuten Ver­botsver­fahren gegen die NPD. Es
habe keine Aus­sicht auf Erfolg. Es beste­he das Risiko, dass das
Ver­fahren wieder scheit­ere und die NPD im Bun­destagswahl­jahr 2009
neue Aufmerk­samkeit bekomme. Kramer argu­men­tierte dage­gen für ein
Ver­bot. “Diese Gesellschaft muss Zähne zeigen”, sagte er auf N24.

Zitate aus “Stu­dio Fried­man”, N24, 30. August 2007, 23:30 Uhr

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Antifaschismus

60 Nazis blamieren sich in Neuruppin

INFORIOT Am Sonnabend, dem 1. Sep­tem­ber haben in Neu­rup­pin rund 60 Neon­azis demon­stri­ert. Der neon­azis­tis­che “Kampf­bund Deutsch­er Sozial­is­ten” (KDS) hat­te den Auf­marsch kurzfristig organ­isiert. Als Anlass diente der Jahrestag des Nazian­griffs auf Polen, dem Beginn des zweit­en Weltkrieges. An Gege­nak­tio­nen beteiligten sich rund 800 Bürg­erIn­nen und Antifas. Eine Sitzblock­ade wurde von der Polizei aufgelöst. Mehrere Men­schen wur­den ver­let­zt. 200 PolizistIn­nen waren im Ein­satz, es gab min­destens zwei Inge­wahrsam­nah­men von GegendemonstrantInnen.

 

Schon mor­gens um 9.30 Uhr demon­stri­erte ein städtis­ches Bünd­nis gegen die Nazide­mo. Daran beteiligt waren unter anderem Parteien, Ini­tia­tiv­en wie das “MBT” und der alter­na­tive Jugend­klub “Mit­ten­drin”. Auf ein­er Kundge­bung in der Innen­stadt erk­lärten Red­ner­In­nen, dass “Neu­rup­pin bunt und nicht braun” sei. Der Neu­rup­pin­er Bun­destagsab­ge­ord­nete Ernst Bahr (SPD) betonte, dass die his­torischen Nazis auch “am Leid der Ver­triebe­nen Schuld” hät­ten. Im Stadt­ge­bi­et waren zudem Plakate und Trans­par­ente aufge­hängt — unter anderem: “In Neu­rup­pin ist nur die Wurst von Fleis­ch­er Dülfer braun”.

 

Gegen Mit­tag wur­den die ein­tr­e­f­fend­en Neon­azis am Bahn­hof Rheins­berg­er Tor mit “Nazis raus”-Rufen in Emp­fang genom­men. Eigentlich hat­te am Samm­lung­sort der Nazis von Nazigeg­ner­In­nen per Trak­tor eine Ladung Gülle aus­gekippt wer­den sollen — die Polizei ver­hin­derte dies jedoch.

 

Die Nazis hat­ten 200 Per­so­n­en für ihre Ver­anstal­tung angekündigt. Es waren tat­säch­lich jedoch nur rund 60. Nicht ein­mal der Anmelder, der Berlin­er Kam­er­ad­schaft­sak­tivist Sebas­t­ian Schmidtke war zu sein­er eige­nen Demo gekom­men. Zahlre­iche Neon­azis trafen darüber hin­aus ver­spätet ein. Gerüchteweise wurde über eine Not­brem­sung in der Region­al­bahn die Anreise verzögert. Wenn die Neon­azis über ihren Laut­sprecher­wa­gen Durch­sagen macht­en, wurde dies von der Anlage eines gegenüber­liegen­den Kul­turzen­trums mit Musik und Anti­nazi-Parolen übertönt.

 

Aktions­bünd­nis-Chef gegen Sitzblockade

 

Als die Nazis loslaufen woll­ten, gab es gle­ich am Anfang in der Karl-Marx-Straße eine Sitzblock­ade. Von Seit­en des lan­desweit­en “Aktions­bünd­niss­es gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Frem­den­feindlichkeit” war diese Zivil­courage offen­bar nicht erwün­scht. Der Bünd­nis-Vor­sitzende Heinz-Joachim Lohmann, Kirchen­funk­tionär aus Witt­stock, rief per Polizeimega­fon die Nazigeg­ner­In­nen auf, ihre Block­ade abzubrechen. Es sei bere­its genü­gend Protest gezeigt wor­den, so Lohmann. Der Auf­forderung kamen jedoch nur sehr wenige Men­schen nach.

 

Polizeige­walt: Linkspartei-Poli­tik­erin verletzt

 

Die Block­ade wurde von der Polizei mit recht harschem Ein­satz aufgelöst. Ohne die Räu­mung hät­ten die Nazis nicht marschieren kön­nen. An der Kreuzung Marx-Präsi­den­ten­straße ging die Polizei dann aus nicht erkennbarem Grund beson­ders bru­tal vor. Beispiel­sweise wurde einem etwa 15-jähri­gen Mäd­chen Trä­nen­gas ins Gesicht gesprüht. Auch Kirsten Tack­mann, Kyritzer Bun­destagsab­ge­ord­nete der Linkspartei, sowie der Kreis­chef der Jusos wur­den durch das Trä­nen­gas ver­let­zt. Tack­mann kündigte an, deshalb Anzeige zu stellen. Ein weit­er­er Mann musste ins Kranken­haus gebracht wer­den. Es gelang trotz­dem vie­len Nazigeg­ner­In­nen, über die gesamte Demostrecke neben den Neon­azis her zu laufen und ihren Protest direkt zu äußern — die recht­en Parolen wur­den niedergerufen. Zeitweise hat­te der Aufzug die Qual­ität von einem Spießruten­lauf für die Neonazis.

 

Ein Neu­rup­pin­er Grü­nen­poli­tik­er riss indes einem Nazired­ner das Mikro­fon aus der Hand. Die Polizei gab ihm daraufhin einen Platzver­weis. Das Mikro­fon war jedoch zu Bruch gegan­gen: Hin­ter­her gab es keine Rede­beiträge mehr son­dern nur noch Musik von den Nazis zu hören.

 

Die Nazide­mo führte vom Bahn­hof durch die Innen­stadt bis zum Neubauge­bi­et und dann wieder zurück. Es wur­den Parolen wie “Nie wieder Krieg — nach unserem Sieg” und “Israel — inter­na­tionale Völk­er­mordzen­trale” gerufen. Auf Trans­par­enten und Plakat­en wurde das “unbe­sieg­bare Nord­ko­rea” gefeiert und “Gegen Krieg und Kap­i­tal — unser Kampf ist nation­al” proklamiert. Haup­tred­ner war der Berlin­er KDS-Aktivist Michael Koth. Der KDS ist eine Split­ter­gruppe im neon­azis­tis­chen Spek­trum, die eine obskure “Querfront”-Zusammenarbeit mit ortho­dox­en marx­is­tis­chen Grup­pen anstrebt. Auf der Abschlusskundge­bung sol­i­darisierte sich Koth mit dem “Kampf der Völk­er in Iran und Nordkorea”.

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Angriffe gegen Potsdamer Linke

Ab dem 7. Sep­tem­ber 2007 wird vor dem Pots­damer Landgericht gegen Oliver
K. ver­han­delt. Der Neon­azi soll sich im Som­mer 2005 an zwei Überfällen
auf Jugendliche in Pots­dam beteiligt haben. Die rechte Szene hat­te unter
dem Mot­to »Sum­mer of Hate« zur Jagd auf Linke aufgerufen. 16 Angriffe
reg­istri­erte die Opfer­per­spek­tive damals in der Landeshauptstadt. 

In dem soge­nan­nten »Tram-Prozess« ist Oliv­er K., der zum Umfeld der
ver­bote­nen Berlin­er »Kam­er­ad­schaft Tor« gehört, im let­zten Jahr bereits
zu viere­in­halb Haft verurteilt wor­den. Über zwei Jahre nach zwei
weit­eren Angrif­f­en auf Linke muss sich der Angeklagte nun wegen
gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung, des Ver­wen­dens von Kennzeichen
ver­fas­sungswidriger Organ­i­sa­tio­nen und Land­friedens­bruch verantworten. 

Während der »Babels­berg­er Live­nacht« am 21. Mai 2005 wur­den mehrere
alter­na­tive Jugendliche von ein­er mit einem Mess­er und Schlagstöcken
bewaffneten Gruppe gejagt. Dabei riefen die Angreifer, unter denen sich
der Angeklagte mit den eben­falls ein­schlägig bekan­nten Neonazis
Sebas­t­ian G. und Matthias F. befun­den haben soll, »Wir kriegen euch
Zeck­en«. Ein junger Mann wurde von einem Teleskop­schlag­stock getroffen. 

Während des »Anti­ras­sis­tis­chen Sta­dion­festes« am 17. Juni 2005 zog
erneut eine Gruppe Rechter durch Pots­dam. In ein­er Straßen­bahn trafen
sie auf einen jun­gen Mann, der auf seinem T‑Shirt die Auf­schrift »Mein
Fre­und ist Aus­län­der« trug. Der Mann und sein Begleit­er wur­den brutal
zusam­mengeschla­gen, bei­de erlit­ten eine Gehirn­er­schüt­terung und
zahlre­iche Ver­let­zun­gen, ein­er der Män­ner ver­lor einen Zahn. Die Polizei
ermit­telte elf Tatverdächtige. 

Prozesster­mine: 7. Sep­tem­ber (Saal 005), 10. Sep­tem­ber (Saal 009), 13.
Sep­tem­ber (Saal 009), 14. Sep­tem­ber (Saal 005), 17. Sep­tem­ber 2007 (Saal
009) jew­eils um 9.00 Uhr 

Weit­ere Infor­ma­tio­nen: Melanie Lucas und Judith Porath, Opferperspektive 

Tele­fon: 0331 8170000

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IHK-Veranstaltung

Eigentlich soll es bei den “Ost­bran­den­burg­er Verkehrs­ge­sprächen” in der Berlin­er IHK nur um den Bau eines Oder-Donau-Kanals gehen. Doch der Ein­ladung für die Tagung am 6. Novem­ber ist eine Karte von 1938 beige­fügt, die es in sich hat. VON UWE RADA 

Ein Kanal, der die Oder mit der Donau, und damit die Ost­see mit dem Schwarzen Meer verbindet, das ist ein alter Traum. Kaiser Karl IV. hat ihn im 14. Jahhrun­dert geträumt und auch Adolf Hitler. Nun wird er erneut aus der Schublade gezo­gen. Und die alte Nazi-Pro­pa­gan­da gle­ich mit dazu. 

Bei den 30. “Ost­bran­den­burg­er Verkehrs­ge­sprächen”, die am 6. Novem­ber im Lud­wig-Erhard-Haus in den Räu­men der Indus­trie- und Han­del­skam­mer (IHK) Berlin stat­tfind­en, sollen Deutsche, Polen und Tschechen sowie Teil­nehmer aus anderen Län­dern über eine Mach­barkeitsstudie für den Bau des Oder-Donau-Kanals disku­tieren. So wün­scht es sich Karl-Heinz Boßan vom Frank­furter Insti­tut für umwel­to­ri­en­tierte Logis­tik (FIL), der sich seit Jahren um die Verbesserung der Verkehr­swege zwis­chen Deutsch­land und Polen bemüht.

Doch ganz so har­monisch dürfte die Diskus­sion dies­mal nicht ver­laufen. Zur Ein­stim­mung auf die Tagung hat Boßan in sein­er Ein­ladung eine Karte der “Wasser­straßen des Oderge­bi­ets” aus dem Jahre 1938 als pdf-Anhang beige­fügt. Darin ist der Oder-Donau Kanal bere­its als “im Bau oder geplant” eingeze­ich­net. Er reicht von Cosel (heute Kedzierzyn-Kozle), wo der dama­lige “Adolf-Hitler-Kanal” in die Oder mün­det, über Rat­i­bor und Hultschin nach Wien. Ent­nom­men ist die Karte dem “Vere­in zur Wahrung der Oder­schiff­fahrtsin­ter­essen zu Bres­lau”, der sie 1938 auf dem Odertag in Frank­furt (Oder) vorgestellt hat. 

Um Schiff­fahrtsin­ter­essen aber ging es damals in Frank­furt nur in zweit­er Lin­ie. Ganz vorne stand die Pro­pa­gan­da der Oder als “Haupt­strom des Deutschen Reich­es”, wie der Ost€pahistoriker Karl Schlögel von der Europau­ni­ver­sität Viad­ri­na in Frank­furt recher­chiert hat. Vor dem Hin­ter­grund des Anschlusses Öster­re­ichs an Nazi-Deutsch­land, so Schlögel, “war der Oder­weg frei bis nach Wien.” Alles, was vorher harm­lose Zivil­i­sa­tion­sar­beit gewe­sen sei — das Verkehrssys­tem, der Städte­bau, die Erziehung -, habe nun einen zusät­zlichen Auf­trag bekom­men: “den ein­er mil­i­tan­ten Mis­sion, den deutschen Geist nach Osten zu tragen.” 

Aber auch schon in der Weimar­er Repub­lick sahen sich Städte wie Frank­furt (Oder), Glo­gau und Bres­lau als “Boll­w­erke” und “Aus­fall­tore” gegen den neuen pol­nis­chen Staat im Osten. Schon 1925 bere­it­ete Frank­furts Ober­bürg­er­meis­ter Kinne den Boden für die späteren Odertage der Nazis, in dem er sagte: “Wir als größte Stadt in der Ost­mark betra­cht­en es als heilige Pflicht, den Wall zu bilden gegen das andrin­gende Slawentum.” 

Zwar ste­ht der Verkehrslob­by­ist Boßan vom FIL bis­lang für das genaue Gegen­teil — das Brück­en­bauen. “Mit ein­er solchen Ein­ladung um pol­nis­che und tschechis­che Teil­nehmer zu wer­ben, ist aber den­noch ein starkes Stück”, ärg­ert sich BUND-Gewässer­spezial­ist Man­fred Krauß, der eben­falls eine Ein­ladung bekom­men hat. In einem Brief an die IHK will Krauß nun um Aufk­lärung bitten. 

Christi­na Müller-York, die stel­lvertre­tende Sprecherin der IHK, betonte gestern, dass die Ost­bran­den­burg­er Verkehrs­ge­spräche keine IHK-Ver­anstal­tung sei. “Wir ver­mi­eten unsere Kon­feren­zräume im Lud­wig-Erhard-Haus in der Fasa­nen­straße wie ein Hotel”, sagte sie.

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Deutsches Haus

In der Nacht zum 23. August schmierten Unbekan­nte 70 bis 80 Zen­time­ter große Hak­enkreuze an das Asyl­be­wer­ber­heim in Cot­tbus (Bran­den­burg). Allein an dem Heim und einem weit­eren Wohn­block wur­den 23 Hak­enkreuze ent­deckt, weit­ere an ein­er Bushal­testelle. Außer­dem schrieben die Unbekan­nten Parolen wie »Aus­län­der raus« und »No go area« an die Häuser­wände. Am 21. August belei­digten und bedro­ht­en drei Män­ner in Frank­furt an der Oder (Bran­den­burg) den 34jährigen türkischen Besitzer ein­er Imbiss­bude und grif­f­en ihn an. Er hat­te die angetrun­kenen Män­ner ermah­nt, weil sie Pas­san­ten belästigt hat­ten. Ein­er der Män­ner schlug ihm daraufhin unver­mit­telt ins Ge­sicht. Als der Türke sich mit einem Faust­schlag wehrte, beschimpften ihn die Män­ner nach Angaben der Polizei »in volksver­het­zen­der Weise«. Sie dro­ht­en, mit Ver­stärkung wiederzukom­men und seine Imbiss­bude anzuzün­den. Später kamen sie tat­säch­lich zu siebt zurück. Als der Budenbe­sitzer und ein Gast die Stan­gen von Son­nen­schirm­stän­dern in die Hand nah­men, um einen möglichen Angriff abzuwehren, ver­schwand die Gruppe. Die Polizei nahm später einen 22­-jähri­gen fest, der unter anderem wegen »Staatss­chutzde­lik­ten« vorbe­straft ist. Mehrere Jugendliche ver­let­zten in der Nacht zum 20. August einen 21 Jahre alten Türken in Bernau (Bran­den­burg) schw­er. Sie prügel­ten vor ein­er Dis­cothek auf ihn ein. Mit Trit­ten brachen sie ihm Nasen- und Jochbein. Vor dem Angriff hat­te es nach Angaben der Polizei eine Auseinan­der­set­zung gegeben, »bei der sich ein Tatverdächtiger frem­den­feindlich geäußert haben soll«. Ihn nahm die Polizei vor­läu­fig fest. Der 21jährige musste im Kranken­haus behan­delt wer­den. Wie die taz am 19. August berichtete, soll der 38jährige Ako­da Komi nach Togo abgeschoben wer­den, obwohl er mit einem 28jährigen Deutschen ver­heiratet ist. In Togo ist Homo­sex­u­al­ität ver­boten, Ako­da Komi dro­hen dort drei Jahre Haft. Außer­dem kön­nten die togole­sis­chen Behör­den den Jour­nal­is­ten an der Rück­reise nach Deutsch­land hin­dern. Eine neue Ein­reise wäre anson­sten möglich, weil die Aus­län­der­be­hörde Komi zur »frei­willigen Aus­reise« zwin­gen und nicht offiziell abschieben will. Wer ein­mal als abgeschoben gilt, darf Deutsch­land nicht mehr betreten. Die Umstände des Ver­fahrens sind laut taz fraglich. Das Standesamt habe 14 Monate statt der üblichen vier für die Bear­beitung des Heirat­santrags gebraucht. Während dieser Zeit sei Komis Dul­dung abge­laufen. Seit Anfang Juni sitzt er im Abschiebege­fäng­nis in Berlin-Grü­nau. Die Zahl »rechts motiviert­er Gewalt­de­lik­te« in Berlin hat sich im Jahr 2006 im Ver­gle­ich zum Vor­jahr mehr als ver­dop­pelt. Das geht aus dem »gemein­samen Krim­i­nal­ität­slage­bild Berlin-Bran­den­burg« her­vor. Die Polizei reg­istri­erte im ver­gan­genen Jahr 110 Tat­en, 2005 waren es 52. Nach Angaben des Tagesspiegels meldete die Opfer­ber­atungsstelle »Rea­chOut« 161 ras­sis­tis­che Gewalt­tat­en im Jahr 2006 im Ver­gle­ich zu 116 im Jahr 2005.

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Theorie & Praxis

Am 17.8. fand zum ersten Mal das umstrit­tene Frauen-/Mädchen-/Trans*-Café in der
Olga statt. Die Idee dahin­ter ist es, für Men­schen, die sich an üblichen Abenden
durch dominieren­des, „männlich­es“ Ver­hal­ten in der Olga unwohl fühlen, einen
Freiraum zu schaf­fen, wo auch diese einen entspan­nten Abend ver­brin­gen kön­nen, ohne
sich durch­set­zen oder über Dinge hin­weg sehen zu müssen.
Das Konzept der „Männer“-freien Räume wurde in sein­er Ursprungs­form in den 70er/80er
Jahren entwick­elt und es ist schon bemerkenswert, dass auch in der emanzi­pa­tiv­en und
radikal anti­sex­is­tis­chen Linken solche Pro­jeke 2007 noch nötig sind. Erschreckend
ist allerd­ings noch die Tat­sache, dass und vor allem wie darum gekämpft wer­den muss.
Wir möcht­en hier nochmal einen Rück­blick auf den ersten F-/M-/T- Abend und die
Diskus­sio­nen im Vor­feld geben.

Es war für uns sehr beze­ich­nend, die Erfahrung zu machen , dass fast ausschließlich
Män­ner auf unsere Ankündi­gung reagierten. Die Band­bre­ite an Äußerun­gen reichten
hier­bei von klar­er Ablehnung, mit der Begrün­dung, dass es sich um eine sexistische
Auss­chlussprax­is han­dle; über Fal­lkon­struk­tio­nen, die mögliche Ungereimtheit­en im
Konzept sucht­en; bis hin zur Frage, ob wir in der Lage wären uns und die Olga
angemessen zu vertei­di­gen, wenn pöbel­nde „Män­ner“ oder gar Nazis vorbeikämen.
Auch vertreten waren Reak­tio­nen von Män­nern, welche unsere Idee für
unter­stützenswert hiel­ten und daher viele gut gemeinte Ratschläge zu Werbestrategie
und Raumgestal­tung, Abend­pro­gramm und the­ma­tis­ch­er Musikun­ter­malung erteil­ten, aber
offen­sichtlich auch der Mei­n­ung waren, wir bräucht­en ihre Hin­weise und sie müssten
ihren Anti­sex­is­mus unter Beweis stellen, indem sie uns helfen. Es wäre hier sehr
inter­es­sant zu hin­ter­fra­gen, ob andere Tre­senkonzepte, wie der Ultra‑, der
HipHop-Tre­sen, oder Cafe Shock sich jemals schon vor ihrem ersten Abend von
außer­halb Kom­mentare über ver­mutete Besucher_Innenzahlen, die Innen­deko oder
Wer­bekonzepte anhören mussten. 

(Natür­lich gab es auch wohlwol­lende, respek­tvolle Reak­tio­nen und Erfol­gswün­sche von
„Män­nern“ aus unserem Umfeld) 

Genau hier zeigt sich sehr deut­lich der Unter­schied zwis­chen The­o­rie und Praxis
eines anti­sex­is­tis­chen Stand­punk­tes, denn es han­delt sich sehr wohl um eine häufig
durch männliche Sozial­isi­a­tion her­vorgerufe­nen Prax­is, davon auszuge­hen die Welt
hätte jed­erzeit nur auf die eige­nen Vorstel­lun­gen und The­o­rien gewartet.
Ins­ge­samt mussten wir fest­stellen, dass ger­ade „Män­ner“, die von sich behaupteten
emanzi­pa­tiv, anti­sex­is­tisch und hier­ar­chie-ablehnend zu sein, am meis­ten Probleme
damit hat­ten, eines ihrer Priv­i­legien einen Abend abgeben zu müssen. Es gibt einfach
einen Unter­schied zwis­chen Reden und Prax­is, erst recht wenn die Prax­is das eigene
Han­deln in Frage stellt. Span­nend ist auch, dass im Zuge dieser Diskus­sion uralte,
geschlechtsspez­i­fis­che Vor­rechte plöt­zlich als rebel­lisch und revolutionär
präsen­tiert wur­den, da „mann“ sich ja gegen die fiese Unter­drück­ung durch die
sex­is­tis­chen Frauen und Trans*-Leute zur Wehr setzte. 

Es scheint auch immer­noch wichtig zu sein, zu beto­nen, dass keine_r der Mei­n­ung ist,
dass mit diesem Pro­jekt der Sex­is­mus in der Olga oder gar der Gesellschaft als
solch­er über­wun­den wird (das ist auch unter beste­hen­den gesellschaftlichen
Ver­hält­nis­sen gar nicht möglich). Es geht dabei darum, ein konkretes Bedürf­nis einer
bes­timmten Gruppe Men­schen zu erfüllen, welche im nor­malen Bar­be­trieb eher
benachteiligt wer­den und auf beste­hende Auss­chlüsse und Benachteili­gun­gen aufmerksam
zu machen. Dass dieses Bedürf­nis existiert, sehen wir an uns selb­st, und daran, dass
Besucher_innen extra wegen dem Frauen-/Mädchen-/Trans*-Abend da waren.
Wir sind keine Anti­sex­is­mus-Lehrer_In­nen, auch keine Män­ner-Has­s­er_in­nen, wir
glauben nur nicht, dass mit ein biss­chen anti­sex­ist­sichem Grund­kon­sens die
Geschlechterollen im alltäglichen Umgang über­wun­den wer­den kön­nen. Viel­lecht ist es
auch nicht verkehrt, nochein­mal zu beto­nen, dass es sich um einen Abend im Monat
han­delt! Angesichts der beste­hen­den Ungerechtigkeit­en und Diskri­m­inierun­gen, welche
sich in unser aller Umwelt alltäglich ereignen, ist es span­nend zu sehen, dass
aus­gerech­net dieses Pro­jekt als so große Angriffs­fläche aufgenom­men wird.

Lei­der haben wir uns bei unser­er Vor­bere­itungsar­beit für den 1.
Frauen-/Mädchen/Trans*-Tresen viel mehr auf die Argu­men­ta­tion gegenüber „Män­nern“
konzen­tri­ert, als auf unsere eigentliche Ziel­gruppe. Doch wis­sen wir auch, dass ein
Konzept wie unseres wach­sen und sich herum­sprechen muss und vielle­icht auch bei
vie­len Frauen oder Trans*- Leuten Berührungsäng­ste beste­hen, ger­ade wenn ein Projekt
wie das F-/M-/T‑C. schon vor Beginn so stark ange­grif­f­en wird. Trotz­dem ist unsere
Art und Weise, diesen ersten Abend der­art anzukündi­gen, wohl auch beze­ich­nend. Es
war fast auss­chlies­zlich eine Reak­tion, eine defen­sive Hand­lung. Uns selb­st in
dieser Vor­laufzeit betra­ch­t­end, muss gesagt wer­den, dass der Seil­tanz über den
Feldern von Ankündi­gung + kurz­er Erk­lärung ( für die nicht Ein­ge­lade­nen) und der
Ankündi­gung + expliziter Ein­ladung miss­lang. Wir plump­sten auf ersteres Feld nieder
und mussten for­t­an die immer gle­ichen Kämpfe ausfechten. 

Der erste Frauen-Mäd­chen-Trans-Abend hat ein wenig die Befürch­tun­gen bestätigt, die
wir nach den anfänglichen Diskus­sio­nen mit “männlichen” Olgabesuch­ern hat­ten. Zwar
haben diejeni­gen, mit denen wir disku­tiert unsere Entschei­dung einen „män­ner­freien“
Tre­sen auszupro­bieren akzep­tiert und sind nicht vor­beigekom­men, trotz­dem war es kein
wirk­lich entspan­nter Abend. Zu viele Besuch­er kon­nten, nach­dem sie in die Kneipe
kamen, ein “Nein” nicht akzep­tieren, ver­sucht­en Zeit zu schin­den, es wurde (manch­mal
laut­stark und aggres­siv) disku­tiert, sich in Szene geset­zt u.s.w. So kon­nte das
eigentliche Ziel eines jeden Pro­jek­tes für „Nicht-Män­ner“ nicht erre­icht werden,
näm­lich einen geschützten Raum zu bieten, an dem wir uns nicht wie son­st immer erst
durch­set­zen und behaupten müssen, abschätzig behan­delt oder nicht für voll genommen
werden.
Warum kann die fre­undliche Ansage ein­er Tres­en­crew, die wochen­lang vorher begründet
wurde, nicht akzep­tiert wer­den? Ist es tat­säch­lich so unvorstell­bar, sich einmal
zurück­nehmen zu müssen? Die Erfahrung an diesem Abend und in der Diskus­sion zeigt
uns zumin­d­est, dass wohl kein Weg daran vor­bei führt uns sog­ar die
selb­stver­ständlich­sten Dinge, wie zum Beispiel ein bißchen Ruhe und Entspannung,
immer wieder neu zu erkämpfen. 

Wir wer­den auf jeden Fall weit­er­ma­chen, wir bedanken uns für alle ehrlichen
Erfol­gswün­sche und Unter­stützun­gen und freuen uns auf viele Besucher_Innen am 14.9.!

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Nazi meldet NPD-Demo in Neuruppin an

Der Neon­azi Sebas­t­ian Schmid­ke (Infor­ma­tio­nen zur Per­son z.B.
hier.) hat kurzfristig für diesen
Sam­stag, den 1.9. (Jahrestag des Beginns des 2. Weltkrieges) eine
Demon­stra­tion der NPD in Neu­rup­pin angemeldet. 

Die Ver­anstal­ter rech­nen mit 200 Teil­nehmenden, die vom Bahnhof
Rheinsberger
Tor durch die Alt­stadt in ein­er recht lan­gen Route über Junck­er- und
Raus­traße bis zum Neubauge­bi­et der Stadt ziehen möcht­en, dort und am
Jugendzen­trum gegenüber der Polizei je eine Zwis­chenkundge­bung planen
um
dann über die Fehrbelliner Str. zum Bahn­hof zurückzukehren.
Der genaue Start­ter­min ist noch offen, aber die Anmel­dung umfasst den
Zeitraum von 12:00–24:00, es ist also mit dem frühen Nach­mit­tag zu
rechnen.
Haup­tan- und Abreisemit­tel zumin­d­est für Recht­sex­trem­is­ten aus Berlin
dürfte
daher der stündliche Regional­ex­press ab Berlin-Char­lot­ten­burg und
Hen­nigs­dorf sein. 

Die Stadt und lokale Ini­tia­tiv­en pla­nen derzeit Gegen- und
Protestkundge­bun­gen, die einen deut­lichen poli­tis­chen Kontrapunkt
setzen
sollen. Genauere Infor­ma­tio­nen über Aktiv­itäten der Stadt kön­nen in
Kürze
beim Press­esprech­er Neu­rup­pins, Andreas van Hooven, Telefon:
03391–355186,
andreas.van.hooven@stadtneuruppin.de, abgerufen wer­den. Für
zivilge­sellschaftliche Aktio­nen ver­weisen wir auf die Home­page des Tol­er­an­ten Bran­den­burg.

Jede Unter­stützung und vor allem Eure Anwe­sen­heit an diesem Nachmittag
in
Neu­rup­pin ist drin­gend erwün­scht. Eine Weit­er­leitung dieser
Infor­ma­tion an
Dritte ist eben­so erbeten!

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Schwule und Lesben fühlen sich diskriminiert

Ungle­ich­be­hand­lun­gen gebe es etwa im Steuer- und Erb­schaft­srecht sowie im Beamten- und Ver­sorgungsrecht, teilte der Bran­den­burg­er Vor­sitzende des Aktions­bünd­niss­es Ander­sar­tig, Eric Hein, gestern mit.
Das vor einem Jahr in Kraft getretene All­ge­meine Gle­ich­be­hand­lungs­ge­setz habe daran wenig geän­dert. Für Sep­tem­ber kündigte er eine „Aufk­lärungs­tour Bühne frei für Gle­ich­be­hand­lung“ im Land an. 

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Das Schicksal der Überlebenden

Zwei Häftlinge, zer­lumpt, verängstigt, plöt­zlich vor der Tür. So hat es Anna Hackl-Langth­aler erlebt, damals, 1945. Ihre Mut­ter nahm die bei­den Leute bei sich auf, trotz der dro­hen­den Gefahr für die eigene Fam­i­lie, wenn jemand davon erfahren hätte. Ihre Erleb­nisse aus der Zeit hat Hackl-Langth­aler eini­gen Schülern des Ernst-Haeck­el-Gym­na­si­ums in Werder erzählt. „Das war bewe­gend, weil wir sel­ber emo­tion­al in die Geschichte reinge­zo­gen wur­den“, sagt die 16-jährige Maria Lemke. Zusam­men mit rund 15 anderen Schülern will sie nun solche per­sön­liche Erfahrun­gen aus der Zeit des Nation­al­sozial­is­mus zu ein­er Ausstel­lung ver­ar­beit­en. Unter dem Titel „Lebens­bilder“ soll sie ab dem 9. Novem­ber in der Schule gezeigt werden. 

Das Leben von vier Per­so­n­en wollen die Schüler für ihre Doku­men­ta­tion erforschen. Die Gemein­samkeit aller Schick­sale: Es sollen Men­schen sein, die es während der Naz­izeit schafften, die Konzen­tra­tionslager zu über­leben. Erste Schritte dazu sind schon getan: Vom 3. bis zum 6. Mai war die Schü­ler­gruppe bere­its im öster­re­ichis­chen Mau­thausen, wo früher ein KZ stand. Zudem gibt es seit gut einem Jahr einen Ver­trag mit ein­er Schule in Warschau, so dass auch junge Polen an den „Lebens­bildern“ mitar­beit­en. Pünk­tlich zur Ausstel­lungseröff­nung kön­nen so auch Jugendliche aus dem Nach­bar­land nach Werder kom­men – nach­dem auch schon Werder­an­er Jun­gen und Mäd­chen ihre pol­nis­chen Part­ner besucht­en. Beglei­t­end helfen einige Stu­den­ten aus Pots­dam bei dem Schüler­pro­jekt, das Geld für die Idee kommt von der Robert-Bosch-Stiftung und dem deutsch-pol­nis­chen Jugendwerk. 

Ein Vor­bild, so erzählen die Schüler, haben sie bei ihrem Pro­jekt: den im ver­gan­genen Jahr in Pots­dam ver­stor­be­nen Otto Wies­ner. Der Schrift­steller und beken­nende Kom­mu­nist war während der NS-Zeit in diversen Lagern einges­per­rt, am Ende auch in Mau­thausen. „Er hat­te das Anliegen, dass möglichst viel über die Schick­sale der Opfer von damals bekan­nt wird“, sagt Maria. Die eben­falls 16-jährige Michaela Gmein­er hat­te allerd­ings anfangs noch Zweifel an dem Pro­jekt: „Mir geht es erst ein­mal darum, dass sich die Geschichte von damals nicht wieder­holt“, sagt sie. Deswe­gen habe sie sich zunächst auch dafür einge­set­zt, etwas gegen heutige Zustände zu unternehmen, gegen mod­erne Recht­sex­trem­is­ten zum Beispiel. Das war damals, als die Idee für das „Lebensbilder“-Projekt nach einem Tag gegen rechte Gewalt an der Schule ent­stand. „Doch dann habe ich gemerkt, dass auch diese his­torische Sicht wichtig ist, damit das Wis­sen der Zeu­gen von damals nicht ver­loren geht.“ Denn in Schul­büch­ern, da wür­den solche Schick­sale nicht ver­mit­telt. Für ihre Recherchen wollen die Schüler nun in Archive gehen, im Inter­net suchen. Ange­hörige und Zeitzeu­gen sollen ihnen helfen. Maria: „Wir hof­fen, dass daraus eine Wan­der­ausstel­lung wird, damit sich auch andere Jugendliche mit solchen Schick­salen beschäfti­gen können.“

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Inforiot auf bayerisch

Der Bay­erische Rund­funk hat vor einiger Zeit ein kurzes Porträt über uns gesendet. Zum Glück in hochdeutsch. Der Beitrag ist also ver­ständlich und ganze 3:49 min lang, ca. 6 MB groß und kann hier

als *.MP3 herun­terge­laden werden. 

Wem das zu selb­stre­f­er­en­tiell ist, der/die möge es uns verzei­hen. Das kommt so schnell nicht wieder vor. 

Inforiot