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Ein rechtes Geflecht

VELTEN/HENNIGSDORF (23.08.2007) Drei Vel­tener ste­hen am Dien­stag vor dem Amts­gericht Oranien­burg. Vor fast genau einem Jahr haben sie einen türkischen Imbiss-Mitar­beit­er schw­er ver­let­zt. Doch die Anklage lautet nur auf gefährliche Körperverletzung.
Nach Durch­suchun­gen in sieben Woh­nun­gen in Krem­men, Vel­ten und Oranien­burg, die der Gruppe “Sturm Oranien­burg” zuge­ord­net wor­den waren, präsen­tierte die Polizei im Dezem­ber 2006 Fah­nen, Schlagstöcke und Wurfmesser. 

Der damals 25-Jährige will Feier­abend machen und das Lokal am Hen­nigs­dor­fer Post­platz schließen. Plöt­zlich ver­lan­gen drei junge Män­ner noch Getränke, doch er ver­weigert den Auss­chank. Die Män­ner ziehen von dan­nen. Das hätte es sein kön­nen, keinen Ärg­er mehr, endlich den Tag beschließen. Doch für den Mann vom Dön­er-Imbiss sollte es anders kommen. 

Die drei Män­ner — der älteste Jahrgang 1974, der jüng­ste Jahrgang 1988 — kehren zurück. Laut Polizeibericht von damals wer­fen sie mit einem Stuhl die Imbis­stür ein. Schnell schaut der erschrock­ene Angestellte nach und kann einen Täter noch ergreifen. Aber der wehrt sich und schlägt ihm eine Bier­flasche an den Kopf. Die let­zten Gäste des Lokals eilen ihm zu Hil­fe und wer­den von den drei Angeklagten eben­falls mit Bier­flaschen attackiert. 

Für den Imbiss-Angestell­ten endet die Nacht im Kranken­haus. Tage­lang ist der Schw­erver­let­zte nicht vernehmungs­fähig — wegen ein­er Frak­tur an der Schläfe. Zum Ver­dacht des ver­sucht­en Totschlags ermit­telt dann die Polizei, einen recht­sex­trem­istis­chen Hin­ter­grund schließen die Ermit­tler schnell aus. Dabei ist min­destens ein­er der Angeklagten ein­schlägig bekannt. 

Dieser Fall wirft ein Schlaglicht auf recht­sex­treme Struk­turen im Süden Ober­havels; auch auf Verbindun­gen zu anderen brisan­ten Fällen, etwa den gescheit­erten Anschlag auf die Kreis­geschäftsstelle der PDS in Oranien­burg im Juni 2007 oder die Ende 2006 von der Polizei zer­schla­gene “Inter­es­sen­ge­mein­schaft Sturm Oranienburg”.

Chris­t­ian W. ist eine zen­trale Fig­ur in diesem Geflecht. Bei dem 19-jähri­gen Vel­tener kommt noch der Ver­stoß gegen das Ver­samm­lungs­ge­setz hinzu, für den er sich am Dien­stag eben­falls ver­ant­worten muss. 

Nach Recherchen dieser Zeitung hat­ten ihn Polizis­ten am 21. Okto­ber 2006 in Berlin auf dem Weg zu einem Protestzug der NPD aufge­grif­f­en. In szene­typ­is­ch­er Mon­tur mit Bomber­jacke, Springer­stiefeln und Abwehrspray war Chris­t­ian W. offen­bar auf dem Weg zur Jus­tizvol­lzugsanstalt in Berlin-Tegel. 

Dort demon­stri­erte die recht­sex­treme Partei für die Freilas­sung des wegen Volksver­het­zung und Bil­dung ein­er krim­inellen Vere­ini­gung verurteil­ten Sängers der ver­bote­nen Recht­srock­band “Landser”, Michael Regen­er, Spitz­name “Lunikoff”.

Die Spur der Regen­er-Anhänger wiederum führt nach Hen­nigs­dorf. Es ist ein weit­eres Puz­zleteil, das sich ins Bild von den recht­sradikalen Struk­turen in Ober­hav­el fügt. 

In der Berlin­er Straße 34 befind­et sich der rechte Szeneladen “On the Streets” von Alexan­der Gast, der Sänger und Gitar­rist in der Berlin­er Rechts-Rock­band “Spreegeschwad­er” ist. Über ihn läuft auch der Ver­trieb von Musik und Fanar­tikeln der Band “Die Lunikoff Verschwörung”. 

Regen­er hat­te diese Gruppe nach einem Ende 2003 ergan­genen Urteil gegen ihn gegrün­det. Er war bis zum Antritt sein­er restlichen Haft­strafe im Jahr 2005 zwis­chen­zeitlich auf freiem Fuß und soll Mit­glieder von “Spreegeschwad­er” in seine neue Band einge­bun­den haben. Man ken­nt sich in der Szene. 2004 brachte “Lunikoff” ein erstes Album her­aus. Vor seinem Haft antritt im April 2005 soll “Lunikoff” bei einem NPD- Lan­desparteitag im thüringis­chen Pöß­neck noch ein Konz­ert gegeben haben. 

Zahlre­iche Alben dieser Bands lan­de­ten wegen Jugendge­fährdung auf dem Index. In den Tex­ten geht es um Nation­al­stolz, Ras­sis­mus und Ver­schwörungs­the­o­rien. Bezüge zur Ide­olo­gie der Nation­al­sozial­is­ten lassen sich auch find­en. Lieder von “Spreegeschwad­er” gelangten auch auf eine Wahlkampf-CD der NPD

Neon­azis bietet der Laden “On the Streets” szene­typ­is­che Devo­tion­alien. Im Dezem­ber 2004 durch­suchte das Lan­deskrim­i­nalamt Berlin das Geschäft — wegen des Ver­triebs ver­boten­er Neon­azi-CDs. Die Beamten beschlagnahmten drei Umzugskar­tons voller CDs und Klei­dung. Sie ermit­tel­ten wegen des Straftatbe­stands der Volksver­het­zung im Umfeld von “Spreegeschwad­er”.

Doch das ist nur ein Teil der Geschichte von Chris­t­ian W. Neben dem anste­hen­den Prozess läuft ein weit­eres Anklagev­er­fahren gegen ihn. Der selb­st­ständi­ge Web­de­sign­er war ein­er der Köpfe bei “Sturm Oranienburg”. 

Die Staat­san­waltschaft Neu­rup­pin wirft ihm Ver­stoß gegen das Uni­for­mver­bot vor. Geld­strafen oder Frei­heitsstrafen von bis zu zwei Jahren kann es dafür geben. Mit dieser Regelung im Ver­samm­lungsrecht wird das Tra­gen von Uni­for­men oder uni­for­mähn­lich­er Klei­dung bei Demon­stra­tio­nen ver­boten. Denn dabei geht es nicht nur um den Aus­druck ein­er gemein­samen Gesin­nung, son­dern zugle­ich um die mil­i­tante Ein­schüchterung ander­er. Diese Lehre hat der Geset­zge­ber aus der deutschen Geschichte gezogen. 

Am 6. Dezem­ber 2006 hat die Polizei “Sturm Oranien­burg” zer­schla­gen. Sieben Woh­nun­gen in Oranien­burg, Vel­ten und Krem­men wur­den durch­sucht. Sieben Her­anwach­sende im Alter 18 bis 19 Jahren, darunter eine junge Frau, standen im Visi­er der Ermit­tler. Sie hat­ten sich als so genan­nter “Sturm Oranien­burg” zusam­menge­fun­den. Einige waren polizeilich wegen Staatss­chutz- und Gewalt­de­lik­ten bekannt. 

Bei der Durch­suchung stell­ten die Beamten Teleskop­schlagstöcke, Base­ballschläger, Wurfmess­er, eine Arm­brust sowie mehrere Fah­nen sich­er. Aufmerk­sam gewor­den waren sie auf die Gruppe, weil diese in der Öffentlichkeit in ein­heitlich­er Bek­lei­dung auf­trat. Auf T‑Shirts, Jack­en und Base­caps waren laut Polizei in alt­deutsch­er Schrift die Worte “Sturm Oranien­burg” und ein Adler abge­bildet. “Dies lässt einen ein­deuti­gen Rückschluss auf eine recht­sex­trem­istis­che Gesin­nung zu”, hieß es in ein­er Pressemitteilung. 

Doch von den sieben Verdächti­gen dro­ht nur zweien eine Anklage zum Uni­for­mver­bot. Den übri­gen fünf kann die Staat­san­waltschaft nicht zweifels­frei nach­weisen, dass sie ihre T‑Shirts offen zur Schau getra­gen haben. Das zumin­d­est wirft auch ein schlecht­es Licht auf die Arbeit der Polizei. Bran­den­burgs Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm hat­te die Aktion eiligst als ein “erneutes wichtiges Sig­nal Bran­den­burgs gegen den Recht­sex­trem­is­mus” gelobt. “Recht­sex­trem­is­ten wer­den auch in Zukun­ft in Bran­den­burg keinen Raum zur Organ­i­sa­tion erhal­ten”, sagte er. 

Zurück zu den zwei verbliebe­nen Ankla­gen im Fall von “Sturm Oranien­burg”: Chris­t­ian W. wurde schon erwäh­nt. Der zweite sitzt bere­its in Haft, es ist der Oranien­burg­er Patrick Sch. 

Ende Juli 2007 hat­te ihn das Amts­gericht Oranien­burg zu einem Jahr und acht Monat­en Haft ohne Bewährung verurteilt. Der 19-Jährige war an dem ver­sucht­en Bran­dan­schlag auf die PDS-Geschäft­stelle in der Kreis­stadt beteiligt — als Rädels­führer. Vier Mit­täter waren bere­its zwei Tage nach der Tat Anfang Juni in einem beschle­u­nigten Ver­fahren zu Bewährungsstrafen verurteilt wor­den. Bere­its im Feb­ru­ar 2007 war Sch. wegen Ver­wen­dens von Kennze­ichen ver­fas­sungswidriger Organ­i­sa­tio­nen und Wider­standes gegen Voll­streck­ungs­beamte verurteilt worden. 

Wann Chris­t­ian W. und Patrick Sch. wegen der Formierung von “Sturm Oranien­burg” angeklagt wer­den, ist nach Auskun­ft des Oranien­burg­er Amts­gericht­es offen. 

Der Vel­tener W. war auch ver­ant­wortlich für die inzwis­chen abgeschal­tete Inter­net­seite der Gruppe. Antifaschis­tis­che Ini­tia­tiv­en ver­bre­it­eten zwar, ein gewiss­er Johann Mey­er habe als Anführer die Auflö­sung des “Sturm Oranien­burg” verkün­det. Doch hin­ter diesem Namen ver­birgt sich nie
mand anderes als Chris­t­ian W., der die Seite angemeldet und gestal­tet hat. Ein­träge ins Gäste­buch offen­barten vielfältige Kon­tak­te zu Neon­azis und zur gewalt­bere­it­en Bik­er-Szene im gesamten Bundesgebiet. 

Auf der Start­seite im Inter­net hieß es: “Das Ziel unseres Daseins ist die Verbesserung der Leben­sum­stände in unserem Vater­land. Auf welche Art oder mit welchen Mit­teln dies geschieht, behal­ten wir uns natür­lich vor. Aber eins sei gesagt, die poli­tis­chen Aktiv­itäten gehen voran.” Zudem ste­he dem Land­kreis Ober­hav­el “nun ein umfan­gre­ich­er ‚Brauner Bund’ zur Seite, welch­er nun das übern­immt, was der Staat nicht schafft — für Recht und Ord­nung sorgen”. 

Was das bedeuten kann, musste der Imbiss-Mitar­beit­er vom Hen­nigs­dor­fer Post­platz schmerzhaft erfahren.

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Blankenfelde-Mahlow und die Nazis

Zwei Ereignisse der let­zten Tage ver­an­lassten uns dazu, diesen Text zu schreiben. Zum einen war es der Ver­such von etwa 50 Neon­azis, in Mahlow aufzu­marschieren und zum anderen ein Inter­view in der Märkischen All­ge­meinen Zeitung mit dem Bürg­er­meis­ter von Blanken­felde-Mahlow (Bran­den­burg), Ortwin Baier.

Am Don­ner­stag, den 23. August 07 veröf­fentlichte die Märkische All­ge­meine im Zossen­er Region­al­teil ein Inter­view mit dem Bürg­er­meis­ter von Blanken­felde-Mahlow, Ortwin Baier, das als direk­te Reak­tion auf einen ver­hin­derten Auf­marsch von Neon­azis in Mahlow in der ver­gan­genen Woche gew­ertet wer­den kann. Gle­ichzeit­ig ist es jedoch auch der wieder­holte Ver­such, schadens­be­gren­zend wirken zu wollen und dabei das rechte Prob­lem kleinzure­den. Wenn Baier sagt, ?wir haben ein recht­es Prob­lem?, dann hat er nicht Unrecht. Dass er diese Erken­nt­nis aber im sel­ben Atemzug mit der Aus­sage rev­i­diert, dass dieses Prob­lem ?aber nicht größer oder klein­er ist, als in anderen Kom­munen auch.?, ist symp­to­ma­tisch und zeugt nicht von Unken­nt­nis der herrschen­den poli­tis­chen Sit­u­a­tion in der Gemeinde, son­dern ist die von jeher hier prak­tizierte Reak­tion auf rechte Aktiv­itäten. Solange es geht wird geleugnet, ist dies nicht mehr möglich, wird rel­a­tiviert und die Schuld bei anderen gesucht. Dann ist nicht der prügel­nde Neon­azi, der als selb­st­ständig denk­endes und han­del­ndes Indi­vidu­um für seine Tat­en selb­st ver­ant­wortlich ist, die Ursache des lokalen Recht­sex­trem­is­mus, son­dern die Men­schen, die solche Aktiv­itäten nicht schweigend hin­nehmen. Nach den Ursachen der zunehmenden recht­en Vorkomm­nis­sen in der Gemeinde befragt, lässt Baier ver­laut­en, dass sein­er Mei­n­ung nach ?auch aus dem linken Spek­trum provoziert wird. Die Antifa hebt die Recht­en immer wieder auf die Bühne.? Baier stellt diese absurde Behaup­tung ohne nähere Erläuterung ein­fach in den Raum. Inwiefern Antifaschis­ten dafür ver­ant­worltich sind, bleibt ungek­lärt. Das Recht­sex­trem­is­mus nicht mit Totschweigen und Leug­nen bekämpft wird, ist bei ihm schein­bar bis heute nicht angekommen. 

Baiers Vorge­hen ist nicht neu. So bezog er im Novem­ber 2006 sofort Stel­lung zugun­sten des Wirts der Gast­stätte ?Zur Eiche?, als dieser durch eine Ver­anstal­tung der Heimat­treuen Deutschen Jugend (HDJ) in die Schlagzeilen geri­et. ?[Er] hat­te keine Chance zu erken­nen, um wen es sich bei den Gästen han­delte.? ließ Baier sofort ver­laut­en. Dass der Wirt Klie­mann auch nach­dem ihm bewusst gewor­den war, wen er sich ins Haus geholt hat­te, die Ver­anstal­tung weit­er­führen ließ, ver­schweigt Baier bewusst. ?Plöt­zlich erschienen Polizis­ten, ver­langten die Auflö­sung der Ver­anstal­tung und die Abgabe des Haus­rechts an das Polizeikom­man­do, was meine Frau richtiger­weise ablehnte.? äußerte sich der Wirt zur Bere­it­stel­lung von Räum­lichkeit­en für ein bun­desweites Tre­f­fen von mehr als 200 Rechtsextremen. 

Um zu sug­gerieren, dass in Blanken­felde-Mahlow kein recht­es Poten­zial vorhan­den sei, behauptet Baier im Inter­view, dass ?höch­stens zwei Prozent der Teil­nehmer des Auf­marsches vom vorigen Woch­enende […] aus der Gemeinde Blanken­felde-Mahlow kamen, der Rest ist aus Berlin und Umge­bung angereist?. Bezo­gen auf die Zahl der rund 50 Teil­nehmern, die polizeilich fest­gestellt wur­den, würde dies bedeuten, dass höch­stens ein Teil­nehmer aus der Gemeinde stammte. Die Tat­sache, dass die Polizei mehr als einem örtlichen Nazi an diesem Abend Platzver­weise aussprach, z.B. unter anderem Dirk Rei­necke aus Blanken­felde und Lutz Skupin aus Mahlow, wider­spricht der Darstel­lung des Bürg­er­meis­ters. Diese Betra­ch­tungsweise ver­schweigt im Übri­gen auch einen wesentlichen Aspekt. Es ist näm­lich gar nicht so wichtig, wie viele Teil­nehmer des Auf­marschver­suchs aus der Gemeinde selb­st stammten. Bemerkenswert ist vielmehr, dass die örtliche Nazi­ak­tivis­ten es geschafft haben, die Berlin­er und Bran­den­burg­er Szene dazu zu bewe­gen, in Blanken­felde-Mahlow zu marschieren. Dieser Umstand zeugt von der Einge­bun­den­heit der lokalen Nazi­ak­tivis­ten in die poli­tisch aktive rechte Szene und ein­er vor­angeschrit­te­nen über­re­gionalen Ver­net­zung im Land­kreis. Bei­des sollte zu denken geben. Zudem sollte man sich hüten, von der Zahl der lokalen Nazis, die an dem Auf­marschver­such teil­nah­men, vorschnell auf das Aus­maß des Recht­sex­trem­is­mus in der Gemeinde zu schließen. Denn nicht alle lokalen Nazis zählen zum aktion­sori­en­tierten Spek­trum der ?Freien Kam­er­ad­schaften”, das am besagten Fre­itag auf­marschierte. Nazis wie der Blanken­felder NPD-Kad­er Matthias Rid­der­skamp wur­den beispiel­sweise nicht gesichtet.
?Schreiben Sie, dass Mahlow kein Nazi­dorf ist!? 

So falsch Ortwin Baier mit dieser Strate­gie auch han­delt, eben­so falsch wäre die Unter­stel­lung, er würde dies aus Sym­pa­thie für die Recht­en tun. Trau­riger­weise inter­essiert er sich aber weniger für die Opfer der Nazis als für die Neg­a­tiv-Schlagzeilen, die der Gemeinde durch Nazi­at­tack­en entste­hen. Deswe­gen set­zt er auch weniger auf aktives Han­deln gegen Rechts, son­dern auf das oben erwäh­nte Kleinre­den. ?Schreiben Sie, dass Mahlow kein Nazi­dorf ist!?fordert er einen Jour­nal­is­ten in einem Inter­view auf und begin­nt einen halb­stündi­gen Monolog über lokale Errun­gen­schaften gegen Rechts. Baiers Ideen sind allerd­ings alles andere als förder­lich. So möchte er den Mahlow­er Bahn­hofsvor­platz mit Kam­eras überwachen lassen, denn ?rechte Parolen und Graf­fi­ti wür­den das Are­al verun­zieren?. ?Seit langem wurmt mich, was das für ein schlecht­es Aushängeschild für unsere Gemeinde ist?. Es wird deut­lich, das Baier sich auss­chließlich um das Image der Gemeinde sorgt. Dass aus der Per­spek­tive der poten­tiellen Opfer rechter Gewalt der Mahlow­er Bahn­hof schon seit län­gerem ein Angstraum ist, ist schein­bar nicht das Prob­lem. Inwiefern Kam­eras dazu führen das Tat­en ver­hin­dert wer­den, bleibt eben­falls offen. Die Instal­la­tion von Kam­eras würde lediglich dazu führen, dass die Täter sich ver­mum­men, um auf den Videobän­dern nicht erkennbar zu sein. Einen Abschreck­ungsef­fekt haben solche Kam­eras nicht, wie bere­its Pilot-Pro­jek­te in anderen Städten wie Pots­dam und Bernau bewiesen haben. Trotz Instal­la­tion von Kam­eras an dor­ti­gen Krim­i­nal­itätss­chw­er­punk­ten kon­nte kein Rück­gang der Delik­te erzielt wer­den, z.T. stieg die Zahl der Straftat­en sog­ar weiter. 

?Wir sind außer­dem sehr eng mit der Polizei vernetzt…?[13] lobt Ortwin Baier das Engage­ment der Gemeinde. Dass die Polizei Teil des Prob­lems ist, will er nicht sehen. So belästi­gen die Beamten beispiel­sweise nach recht­en Über­grif­f­en die Opfer, wie in einem Fall im Jahr 2006 geschehen, als Ange­hörige der MEGA (Mobile Ein­heit gegen Gewalt und Aus­län­der­feindlichkeit) einen Betrof­fe­nen von Nazige­walt auf­sucht­en, unter Druck set­zten und linke Struk­turen aushorchen wollten,aufgrund der Öffentlichkeit­sar­beit einiger Antifaschis­ten. Das ist in anderen Land­kreisen nicht anders zu beobacht­en, auch dort stört sich die MEGA nicht an den recht­en Aktiv­itäten als solch­es, son­dern an den­jeni­gen, die diese öffentlich anprangern.Des weit­eren ist es zwar möglich, mit polizeilichen Mit­teln rechte Aufmärsche zu ver­hin­dern, allerd­ings kann mit diesen nicht die Ide­olo­gie in den Köpfen bekämpft wer­den. Um das zu erre­ichen, müssen antifaschis­tis­che Ini­tia­tiv­en und Struk­turen gefördert werden. 

Den voll­ständi­gen Text mit Quel­lenangaben gibt’s

hier.

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Versorgung und Vernichtung

ORANIENBURG Vor 60 Jahren – am 20. August 1947 – wurde das Urteil im “Nürn­berg­er Ärzteprozess” gesprochen. In dem Ver­fahren ging es vor allem um die grausamen medi­zinis­chen Exper­i­mente, wie sie auch im Konzen­tra­tionslager Sach­sen­hausen stattge­fun­den haben. “Viele Dinge wur­den an den Häftlin­gen aus­pro­biert”, sagt Astrid Ley, Kura­torin der im Novem­ber 2004 eröffneten Ausstel­lung “Medi­zin und Verbrechen”. 

So wur­den am 11. Sep­tem­ber 1944 fünf Häftlinge von einem Mit­glied der SS-Lager­leitung angeschossen. Damit wollte das Krim­inal­tech­nis­che Insti­tut der Polizei die Wirkung vergifteter Muni­tion testen. Das langsame und qualvolle Ster­ben der bis heute unbekan­nten Opfer wurde genauestens doku­men­tiert. “Wir haben minu­tiöse Pro­tokolle”, so Ley. 

Im jet­zt erschiene­nen Ausstel­lungskat­a­log ist dieser Ver­such geschildert. Der 413 Seit­en starke Band doku­men­tiert darüber hin­aus alle Texte und viele Abbil­dun­gen der Dauer­ausstel­lung über das Kranken­re­vi­er. Der von Gedenkstät­ten­leit­er Gün­ter Morsch und Kura­torin Astrid Ley her­aus­gegebene Kat­a­log behan­delt die Geschichte dieses Ortes zwis­chen Ver­sorgung und Vernichtung. 

“Es hat damals so gut wie keine Forschung darüber gegeben”, erin­nert sich Gün­ter Morsch. Bis Anfang der 1990er-Jahre hat­te die Wis­senschaft das The­ma links liegen­ge­lassen – genau­so wie die orig­i­nal erhal­te­nen Barack­en in Sach­sen­hausen. “Ich kann mich erin­nern, wie ich 1993 über Schut­tberge gekrochen bin”, so Morsch. 

Heute ist die Ausstel­lung “Medi­zin und Ver­brechen” die größte der ins­ge­samt dreizehn geplanten Dauer­ausstel­lun­gen des dezen­tralen Gedenkstät­tenkonzepts. Auf 800 Quadrat­metern sind rund 1000 Exponate aus­gestellt, wobei die authen­tis­chen Barack­en R I und R II selb­st das wichtig­ste Exponat darstellen. 

Der Kat­a­log “Medi­zin und Ver­brechen. Das Kranken­re­vi­er des KZ Sach­sen­hausen 1936 bis 1945” ist im Metropol-Ver­lag Berlin erschienen. Der Band ist im Infor­ma­tion­szen­trum der Gedenkstätte für 13 Euro erhältlich.

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Auseinandersetzung mit Polizei in Strausberg

In der Nacht von Fre­itag zu Sam­stag kam es in Straus­berg, nord-östlich von Berlin, zu Auseinan­der­stzun­gen mit der Polizei. 

Am Fre­itagabend gab es im Stadt­ge­bi­et eine Feier in ein­er Pri­vat­woh­nung, welche über­wiegend von linksalter­na­tiv­en Jugendlichen besucht wurde. Es kamen bis zu 40 Per­so­n­en, die nett zusam­men saßen, tanzten oder sich ein­fach nur unter­hiel­ten. Alle hat­ten ersichtlich Spaß!
Bis dann…

RICHTIG! Die net­ten Damen und Her­ren von der Polizei vor der Tür, und mit einem Schwung zu dritt in der Woh­nung standen. Die Par­tygäste waren erbost über das Vorge­hen der bran­den­bur­gis­chen Polizei und forderten die Beamten mehrmals auf die Woh­nung zu ver­lassen, da die Beamten keinen Grund für ihr Erscheinen vor­weisen kon­nten. Das Erschei­n­ungs­bild der Polizei gestal­tete sich so, dass einem der Beamten wohl möglich sein Hemd zu klein war und deshalb drei Knöpfe offen haben musste, um allen Gästen seine volle Brust­be­haarung zu zeigen. Seinen bei­den anderen Kol­le­gen fehlten auf unerk­lär­liche Weise die Haare auf dem Kopf. Als die drei möchte­gern Ram­bos dann doch mit­beka­men, dass die Par­tyteil­nehmerIn­nen sich nicht so ein­fach aus der Woh­nung wer­fen lassen woll­ten und Besserung bei der Laut­stärke ver­sprachen, sahen sich die Beamten genötigt, mehr Ver­stärkung anzu­fordern, welche dann auch recht bald eintraf.

Die ca. 10 weit­eren ange­forderten Beamten, welche auch Hunde mit sich führten, stell­ten sich dann bald als eine Gasse vor die Tür und forderten von allen Gästen die Per­son­alausweise und erteil­ten allen für die Woh­nung einen Platzver­weis. Als ein­er der Gäste dann nochmals von den Polizis­ten den Grund für Erscheinen und über­triebenes Vorge­hen erfahren wollte, sahen sich die Beamten gezwun­gen ein „Zeichen“ zu set­zen und nah­men die Per­son vor­läu­fig in Gewahrsam. Als die Par­tygäste dann vor dem Hausauf­gang standen, kam es öfters zu Pro­voka­tio­nen seit­ens der Polizei und Schub­sereien. Im weit­eren Ver­lauf nah­men die Beamten dann noch zwei der Woh­nung­seigen­tümer fest, mit der Begrün­dung, dass das Ver­lassen der 40 Gäste der Woh­nung ihnen zu lange gedauert hätte und sie sich deshalb nicht respek­tiert gefühlt hätten!
Nach­dem die Polizei dann den Ort ver­lassen hat­te, meinte die Gruppe sich mit den Gefan­genen zu sol­i­darisieren und ging zur Polizeiwache.
Dort angekom­men set­zte sich die Gruppe gegenüber der Wache und sang Lieder und einige ver­sucht­en sich mit den Gefan­genen über dicke Scheiben zu unter­hal­ten. Die Leute woll­ten bei den Gefan­genen in der Nähe sein, was jedoch den Cops nicht so gefiel. Plöt­zlich stürmten 6 Polizis­ten aus der Wache und grif­f­en einige der Jugendlichen an und forderte die Ausweise. Als es so aus­sah als würde sich die Lage entspan­nen, kam noch Ver­stärkung aus den größeren umliegen­den Städten Frankfurt(Oder) und Bad Freien­walde bis es an die 20 waren. Jet­zt fühlten sich die Polizis­ten stark genug um einen weit­eren Angriff gegen die Gruppe zu starten. Ein­er der Polizis­ten meinte so: „ Der da in rot, der gehört mir!“ und so kam es, dass die Per­son ange­grif­f­en wurde, zu Boden ging und festgenom­men wurde. Eine Frau ‚die daneben stand und den Vor­fall beobachtete, wurde vom sel­ben Polizis­ten mehrfach mit Hand­schuhe über­zo­ge­nen Fäusten ins Gesicht geschla­gen, sodass sie ambu­lant, wegen eines Nasen­bein­bruch­es und ein­er leicht­en Gehirn­er­schüt­terung, im Kranken­haus behan­delt wer­den musste. Ihr wird jet­zt schw­er­er Land­friedens­bruch und ver­suchte Gefan­genen­be­freiung vorge­wor­fen. Des weit­eren wur­den Leute festgenom­men, denen ein Platzver­weis erteilt wurde, jedoch gar nicht die Möglichkeit hat­ten den Platz zu ver­lassen, da sie von Polizis­ten mit Hun­den auf der anderen Straßen­seite immer wieder zurück gedrängt wur­den oder einige ihren Ausweis noch nicht zurück hat­ten. Klasse!

Doch nicht genug…
Am Sam­stag feierte das alter­na­tive Jugendzen­trum „Horte“ das alljährliche Hoffest. Das Hoffest wurde davon begleit­et das im Abstand aller Stunde eine Streifen­wa­gen mit/ ohne Hunde oder ein Polizeitrans­porter daran vor­bei fuhren. Außer­dem baut­en die Polizis­ten rund ums Haus Kon­trollpunk­te auf und führte bei links alter­na­tiv ausse­hen­den Jugendlichen Per­son­al- und Taschenkon­trollen durch. Bei dem Ver­such zu Erfahren was denn der Grund für die Maß­nah­men sind, kon­nte die Polizei keine Auskun­ft geben. weil sie wohl sel­ber nicht wussten, warum sie das machen. 

Stopp mit den Repres­sio­nen gegen linke Jugendliche in Straus­berg und Überall! 

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Schmierer am Werk

Mehrere Farb­schmier­ereien in der Innen­stadt sind am Sonnabend angezeigt wor­den. So wurde in der Wol­len­we­ber­straße eine Hauswand auf vier Metern Länge beschmiert. Auch die Ein­gangstür des The­aters wurde durch schwarze undefinier­bare Schriftze­ichen verun­stal­tet. Zudem beschmierten Unbekan­nte den Ein­gang eines Reise­büros am Katharinenkirchplatz.

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Fesselungen im Abschiebeknast Eisenhüttenstadt

(Infori­ot) Am 3. Jan­u­ar sendet das Deutsch­landra­dio (89,6 MHz) um 00:05 Uhr ein zehn­minütiges Radiofea­ture über die ehe­ma­lige Insassin des Abschiebknastes in Eisen­hüt­ten­stadt Alice Kamau. 

Das von Tim Zülch pro­duzierte Radiofea­ture nahm am diesjähri­gen “Plopp”-Wettbewerb im Berlin­er Hebbel-The­ater teil und gewann dort den 3. Preis. 

Alice Kamau war von Sep­tem­ber bis Dezem­ber 2003 in Abschiebe­haft in Eisen­hüt­ten­stadt inhaftiert. Dort sind in ein­er soge­nan­nten “Beruhi­gungszelle” im Boden Fes­selungsvor­rich­tun­gen ein­ge­lassen. Ein Sachver­halt, der erst durch den Besuch und die Rüge der EU-Antifolter­komis­sion 2001 öffentlich wurde. Daraufhin wur­den die Met­all­ringe durch Led­er­gurte ersetzt.
In dem Fea­ture wer­den Briefe, welche Alice Kamau geschrieben hat, den behördlichen Mit­teilun­gen gegenübergestellt. Alice Kamau beschreibt in ihren Briefen wie sie gefes­selt wurde. Die behördlichen Mit­teilun­gen demon­stri­eren demge­genüber einen Nor­mvol­lzug, der men­schliche Reak­tio­nen schein­bar nicht erlaubt. 

Mehr zu diesem Fall find­et Ihr hier
auf Inforiot.

Das Fea­ture könnnt ihr hier
herunterladen. 

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Rezepte gegen Rechts

(Felix Lee) Was für ein Tim­ing: Wenige Tage nach­dem irgend­wo in der Repub­lik mal wieder ein recht­sex­tremer Mob Men­schen ander­er Haut­farbe durch die Straßen gehet­zt hat, zieht Bran­den­burgs Jus­tizmin­is­terin Beate Blechinger (CDU) eine Studie aus ihrer Schublade, die sie eigentlich erst in ein paar Wochen präsen­tieren wollte. Das Ergeb­nis der Studie: Recht­en Gewalt­tätern muss mit härteren Repres­sions- und Erziehungs­maß­nah­men begeg­net wer­den, Bewährungsstrafen sollen schneller in Haft­strafen umge­wan­delt wer­den, und die Strafen sollen stärk­er am per­sön­lichen Leben­sh­in­ter­grund der Täter anknüpfen. Die Vorschläge klin­gen ein­leuch­t­end. Nur: Sie gehen am Prob­lem vorbei. 

Die Ver­fass­er der Studie bele­gen, dass es vor allem das soziale Umfeld ist, welch­es viele Neon­azis zu Wieder­hol­ungstäter macht. Alko­hol spiele eine große Rolle, und häu­fig wür­den sie eine gerin­gere intellek­tuelle Leis­tungs­fähigkeit aufweisen als nicht rück­fäl­lig Täter. Mag ja alles richtig sein. Doch die Poli­tik­er und — in diesem Fall auch die Wis­senschaftler — machen es sich zu ein­fach, wenn sie bloß auf die recht­en Schläger schauen. 

Alarmierend an Mügel ist doch, dass die Polizei zwar das Rufen aus­län­der­feindlich­er Parolen bestätigt, daran aber keinen recht­en Hin­ter­grund erkan­nt hat. Irri­tierend ist auch die Reak­tion des Bürg­er­meis­ters, der nach wie vor von einem recht­en Prob­lem in sein­er Stadt nichts wis­sen will. Bei­des begeg­net einem auch in Brandenburg. 

Am meis­ten empört das Gebaren der Bun­desregierung. Nach Über­grif­f­en wie in Mügel fürchtet sie um Deutsch­lands Image. Sobald rechte Gewalt in der Öffentlichkeit wieder anderen The­men gewichen ist, stre­icht sie den Ini­tia­tiv­en gegen rechts die Mit­tel. Solange sich in diesen Köpfen nichts tut, wer­den noch so harte Strafen auch nichts ändern. 

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Größer — Besser — DOSTO!!!

Am 31. August sowie am 01. Sep­tem­ber 2007 feiert das DOSTO seine Ein­wei­hung in den neuen und größeren Räumen. 

Das “DOSTO” ist ein linksalter­na­tiv­er Jugend­club der seit Anfang der 90er fes­ter Bestandteil, der am Rande von Berlin liegen­den Kle­in­stadt Bernau ist.
Nun zieht das “DOSTO” in seine lang umkämpften neuen Räum­lichkeit­en und dass muss kräftigt gefeiert werden. 

Deshalb laden die Antifaschis­tis­che Aktion Bernau und der BIF e.V. am 31. August zur DOSTO-OPENING-PARTY 1” ein.

Mit dabei sind:

Ab 16 Uhr 

Boxy Beat (Swing­ing Jazz),

The­ater­stück präsen­tiert von der Fraki­ma Bernau

und andere Festlichkeiten.

Ab 20 Uhr 

Metronom (Berlin­er Bewegungspantomime),

Uni­verse Elec­tron­i­ca (Min­i­mal — Elek­tro — Tech/House),

Plüschgeknister(Elektro),

DJ Roc Pak­er (Elek­tro),

Juri Gagarin!!! (Elek­tro­trash).

Neue Loca­tion + Neue Bühne!

Breitscheidstr.45 in 16321 Bernau (Kul­turhof)

3 Euro ab 20 Uhr. Wer früher kommt, zahlt nix!

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Am Sonnabend dem 1. Sep­tem­ber 2007 lädt die Bernau Punkrock League zusam­men mit dem BIF e.V. ab 16 Uhr zur 2. offiziellen Ein­wei­hungspar­ty — DOSTO-OPENING-PARTY 2” -ein.

Mit dabei sind: 

The Shocks

Radio Dead Ones

Di Strehba

Tomy Lobo and the Tourettes

Sti­flers Mom

+Grillen+Vokü+Kicker+Movieshow+

Neue Loca­tion + Neue Bühne!

Breitscheidstr.45 in 16321 Bernau (Kul­turhof)

Ein­tritt 5 Euro. Erste Band ab 18 Uhr.

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Rassismus: Theorie und Praxis

In der Abschiebe­haf­tanstalt Eisen­hüt­ten­stadt fes­seln und demüti­gen Weiße Beamte eine Schwarze Frau, weil sie Gren­zen über­schrit­ten hat. Ins­ge­samt 37h und 55min liegt Alice, das Opfer in Fes­sel . Ein Weißes Gericht entschei­det am 21. Sep­tem­ber 2007 in Frankfurt/Oder darüber, ob sie dies durften. Momen­tan sieht es danach aus, dass das Gericht diese Prax­is für recht­skon­form hält. Mit Ras­sis­mus hat das alles ange­blich nichts zu tun.
Ein Ver­such zu begrün­den, warum es sich lohnt diesen Prozess zu beobachten.

Mit Anfang Zwanzig arbeit­ete Alice als Au-pair in der Nähe von Hei­del­berg. Anschließend entsch­ied sie sich noch ein wenig länger zu bleiben. Sie lebte in ein­er bran­den­bur­gis­chen Kle­in­stadt – hat­te dort einige Fre­unde, sie fuhr gele­gentlich nach Berlin oder auch weit­er weg. Eigentlich nichts ungewöhn­lich­es, wenn Alice eine franzö­sis­che, spanis­che oder ital­ienis­che Schu­la­b­sol­ventin wäre. Nur: Alice kommt aus Kenia und Alice ist nicht Weiß. Das wurde ihr zum Verhängnis.
Es lohnt sich nicht auf alle Details einzuge­hen. Einige Zeit nach dem Aus­laufen ihres Visums ver­hängte der Eisen­hüt­ten­städter Amt­srichter Müller auf Antrag der Aus­län­der­be­hörde in einem Gerichtsver­fahren, dass den Namen nicht ver­di­ent, Abschiebe­haft. Bere­its drei Tage vor der Ver­hand­lung wurde Alice einges­per­rt – ohne Rechts­grund­lage und ohne Rechts­bei­s­tand. Alice, die – sieht man von den vie­len aus­län­der­rechtlichen Schika­nen und den alltäglichen Ras­sis­mus ein­mal ab – ein recht nor­males Leben führte – fand sich nun im Gefäng­nis wieder. Wohlge­merkt ohne etwas getan zu haben. Noch in der Ver­hand­lung betont sie: 

„Ich möchte nicht in Abschiebe­haft, weil ich meine Bewe­gungs­frei­heit möchte. Ich bin ein Men­sch und habe Rechte, die ich auch wahrnehme. Ich habe keinen Pass und kann deshalb nicht nach Kenia reise.. Ich habe auch gesund­heitliche Prob­leme. Ich möchte in Deutsch­land bleiben.“

Genutzt hat ihr das nicht. Alice war eine starke und selb­st­be­wusste Frau, die sich eben nicht alles gefall­en ließ. Eine Angestellte der Abschiebe­haftein­rich­tung meinte später erkennbar empört: 


„Jegliche Auf­forderun­gen und Anweisun­gen durch das Per­son­al wer­den von ihr ignori­ert und in Frage gestellt. Dabei tritt sie sehr laut und belei­di­gend auf. Bere­its bei der Auf­nahme und Durch­suchung legte sie das gle­iche Ver­hal­ten an den Tag. Frau K. wurde belehrt und sie wurde aufge­fordert ihr Ver­hal­ten zu ändern.“

Es blieb nicht bei Belehrun­gen und Auf­forderun­gen. Nach Kon­flik­ten mit dem Per­son­al wurde Alice am 12.09.2003 erst­mals für 1h 10 min gefes­selt und anschließend in eine Einzelzelle ver­legt. Alice litt zunehmend unter Haft – es kam zu immer neuen Auseinan­der­set­zun­gen. Immer wieder wurde Alice in Zelle 2007 an Bauch, Armen und Beinen gefes­selt. Als Alice nach mehr als drei Monat­en Haft im Novem­ber 2003 abgeschoben wurde, hat sie ins­ge­samt 37 h 55 min in Fes­seln ver­bracht. Die Zeit in der kahlen Einzelzelle 2008 ist darin noch nicht eingerechnet. 


Lauter Einzelfälle ergeben eine Struktur 

Man muss sich nichts vor­ma­chen – der Fall von Alice ist kein Einzelfall. Kaum EinE deutsch­eR Staatsbürger_in wäre je über­haupt in die Sit­u­a­tion gekom­men, in die Alice gebracht wurde. Eine sys­tem­a­tis­che rechts­för­mige und soziale Diskri­m­inierung set­zt Men­schen ohne deutschen Pass und Schwarze in beson­derem Maße der Gefahr aus, Ziel von insti­tu­tion­al­isiert­er Gewal­tan­wen­dung zu wer­den. Diese Gewalt ist entwed­er durch Recht und Gesetz gedeckt oder durch Willkür begün­sti­gende Struk­turen ermöglicht. 

Alice hat sich entsch­ieden mit Unter­stützung von Freund_innen, Bekan­nten und ein­er Anwältin gegen die Fes­selun­gen vorzuge­hen. Fast drei Jahre nach dem Geschehen wird es eine Ver­hand­lung vor dem Ver­wal­tungs­gericht Frankfurt/Oder geben. Das ist ungewöhn­lich. Nicht­deutsche Opfer von insti­tu­tion­al­isiert­er Gewalt haben nach ihrer Abschiebung häu­fig keine Möglichkeit mehr sich vor einem deutschen Gericht gegen das ihnen zuge­fügte Leid zu wehren. Aber selb­st wenn, sollte man die Hoff­nun­gen an Rechtssprechung nicht zu hoch hän­gen. Auch in dem Fall von Alice wird es nur darum gehen, zu klären, ob die unmen­schliche Prax­is aufmüp­fige Insassen zu fes­seln vom Abschiebe­haftvol­lzugs­ge­setz oder ein­er anderen Rechts­grund­lage gedeckt ist.
Eine Strafanzeige gegen das beteiligte Per­son­al wurde bere­its eingestellt. Man sollte daher keine zu eupho­rischen Hoff­nun­gen in den Ver­such steck­en, sich mit Mit­teln des Rechts gegen eine in Teilen ras­sis­tisch diskri­m­inierende Recht­sor­d­nung zu wehren. Und doch: Es ist wichtig, dass der Prozess öffentlich wahrgenom­men wird. 


Unsicht­barkeit und Verantwortung 

Auch ras­sis­tis­che Struk­turen beste­hen aus Men­schen, die in ihnen han­deln. Die Täter_innen sind in der Posi­tion sich sel­ten recht­fer­ti­gen zu müssen, weil die Stim­men der Opfer ihrer Gewalt unhör­bar gemacht wer­den. Im Falle von Alice durch Inhaftierung, Abschiebung und Ver­fahren, die schnell und diskret abgewick­elt wur­den. Auch in Alices Fall sollte es eigentlich keine öffentliche Ver­hand­lung geben. Die Angele­gen­heit sollte ohne Öffentlichkeit im Richter­entscheid abgewick­elt wer­den. Diese Sicher­heit des Nicht-gese­hen-wer­dens gilt es einzuschränken.
Es ist wichtig, Weißen, die sich immer in struk­turellen Macht­po­si­tio­nen befind­en in denen sie diskri­m­inieren kön­nen – sei es auf der Aus­län­der­be­hörde oder an der Kaufhauskasse — klarzu­machen, dass sie beobachtet wer­den und sich recht­fer­ti­gen müssen. Sei es, wegen des „lusti­gen“ Witzes auf ein­er Par­ty oder eben, weil sie Men­schen fes­seln und sich danach durch Beru­fung auf Geset­ze von jed­er Schuld freis­prechen lassen. 

Und es gilt mit denen sol­i­darisch zu sein, die zu Opfern gemacht wer­den sollen. Alice und viele andere haben gezeigt, dass sie sich nicht ohne weit­eres zu Opfern machen lassen. Sie haben sich teil­weise erfol­gre­ich dage­gen gewehrt vorgeschrieben zu bekom­men, wo und wie sie zu leben haben. Weiße soll­ten sich mit diesem Kampf sol­i­darisieren und ver­suchen die skan­dalösen Struk­turen in denen sie selb­st leben, zu einem Skan­dal zu machen. Auch wenn ein Gerichtsver­fahren nur ein Ort unter vie­len ist, in dem die skizzierten Auseinan­der­set­zun­gen geführt wer­den – Alice und wir wür­den uns freuen, viele Men­schen dort zu sehen! 


Anschrift des Ver­wal­tungs­gerichts Frankfurt/Oder:
Logen­straße 6; 15230 Frank­furt (Oder), Die Ver­hand­lung find­et am 21.9.2007 um 09.15 statt. Die Ver­hand­lung führt Richter Bölicke.

Anmerkung der Infori­otredak­tion: Zum sel­ben The­ma haben wir eine Son­der­seite ein­gerichtet, die hierabgerufen wer­den kann.

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7. Antirassistisches Stadionfest in Babelsberg

Am Sam­stag, den 1. Sep­tem­ber 2007, ver­anstal­tet die Pots­damer Ini­tia­tive “Der Ball ist bunt” zum nun­mehr sieben­ten mal im Sta­dion des Fußball­re­gion­al­ligis­ten SV Babels­berg 03 ab 10 Uhr
ein inter­na­tionales Fußballturnier. 

Die Pots­damer Ini­tia­tive „Der Ball ist Bunt“ ist ein net­zw­erkar­tiger Zusam­men­schluß von ver­schiede­nen Fußball­fan­pro­jek­ten, interkul­turellen und sozialen Ini­tia­tiv­en und Vereinen.

Mitte/Ende der 90er Jahre organ­isierte sich die Babels­berg­er Fan­szene zunehmend in in ver­schiede­nen Fan­clubs um die Babels­berg­er Fußballer zu sup­port­en, aber auch um den damals zunehmenden Erschei­n­un­gen wie Ras­sis­mus, Frem­den­feindlichkeit, Anti­semitismus, Sex­is­mus und männlichen Härtekult, Diskri­m­inierung und Gewalt im Kon­text Fußball entsch­ieden­er und effek­tiv­er ent­ge­gen treten zu kön­nen. Es entwick­elte sich im Laufe der Zeit eine kon­struk­tive Zusam­me­nar­beit, trotz unter­schiedlich­er Organ­i­sa­tions– und Altersstruk­tur. Die ver­schiede­nen Fan­pro­jek­te holten u.a. die BAFF-Ausstel­lung „Tatort Sta­dion“ im Jahre 2001 nach Pots­dam, ver­anstal­ten Freizeit­fußball­turniere und engagieren sich in der Stadt Pots­dam gesellschaftskritisch. 

Die Idee zum „Ball ist Bunt“ wurde im Jahre 2000 entwick­elt, um eine bre­ite Öffentlichkeit für die Prob­leme in Deutschen Fußball­sta­di­en zu sen­si­bil­isieren, einen Gegen­pol zu schaf­fen und durch ver­schiedene kreative und gewalt­freie Aktio­nen ein tol­er­antes Miteinan­der im Sta­dion zu gewährleis­ten bzw. zu leben. Das Konzept wurde im Früh­jahr 2001 ver­schiede­nen anerkan­nten Pots­damer Akteuren aus den Bere­ichen Poli­tik, Kul­tur, Kinder- und Jugen­dar­beit vorgestellt und ein Teil dieser kon­nte für das Pro­jekt gewon­nen wer­den. Zu nen­nen wäre da vor allem die „Ini­tia­tive für Begegnung“(u.a. Vil­la Wild­wuchs e.V.- Diakonis­ches Werk, AStA Uni­ver­sität Pots­dam, Offen­er Kun­stvere­in e.V., fab­rik pots­dam e.V.), sowie der Archiv e.V., die ihre Erfahrungen/Equipment/personelle Struk­turen zur Ver­fü­gung stell­ten. Unter anderem organ­isieren diese bei­den Grup­pen Straßen­feste, wöchentliche interkul­turelle Konz­erte, The­ater­pro­jek­te, Kün­stler­work­shops sowie Sprachkurse/Kinderbetreuung in den Asyl­be­wer­ber­heimen. Des Weit­eren kon­nte auch der Madia e.V. gewon­nen wer­den. Dieser Vere­in betreibt ein „eine Welt“ Cafe, organ­isiert Begeg­nungstage und set­zt sich für die Belange der aus­ländis­chen Mit­bürg­er ein. Nach der ersten erfol­gre­ichen Durch­führung des „Ball ist Bunt“ erweit­erte sich der Kreis der Aktiv­en beträchtlich. Auch der SV Babels­berg 03 sowie das Fan­pro­jekt des SV Babels­berg 03 , das Stadt Pots­dam und der im Bere­ich Kinder- und Jugen­dar­beit tätige Vere­in SPUNK e.V. kon­nten für das Pro­jekt gewon­nen wer­den. Dadurch erre­ichte die Ver­anstal­tung „Der Ball ist Bunt 2002“ eine noch bre­it­ere Öffentlichkeit und Inhalte/ Ziele kon­nten bess­er ver­mit­telt wer­den. Inzwis­chen find­et der bunte Ball bere­its zum siebten Mal statt und ist zu ein­er fes­ten Insti­tu­tion im Babels­berg­er Fes­tkalen­der geworden.

Neben fußbal­lerischen Hauptevent ist natür­lich auch für fol­gende Dinge gesorgt: Hüpf­burg, Kino, Kistenklettern,
Sieb­druck­w­erk­statt, Ausstel­lung “Fes­tung Europa”, Infos­tände, Feuer­show, Kinderschminken,
Essen und Trinken u.v.m.

Zum abschließen­den Konz­ert ab 18.00 Uhr wer­den u.a.
44 Leningrad (Pots­dam), Niño Tiburon (Argentinien)und
Rat Run (Irland)erwartet.

Inforiot