Lanke (Barnim) Am Sonntagvormittag stellte ein Mann Beschädigungen an seinem im Hellmühler Weg abgestellten Pkw fest. Unbekannte hatten auf die Motorhaube ein Hakenkreuz und Buchstaben eingeritzt sowie die HU- und AU-Plaketten abgekratzt. Ein Ermittlungsverfahren wegen des Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und Sachbeschädigung wurde eingeleitet.
Autor: redax
Bomben nein — wir gehen rein
13. Sommeraktionstage für eine FREIe HEIDe
9. bis 13. August 2006 — Naturcampingplatz Schweinrich
Nur 80 km nördlich von Berlin, dort wo heute der Fischadler fliegt, die Heide blüht und Pilze gesammelt werden, soll Europas größter Luftkriegsübungsplatz entstehen. Das nach 1950 durch einen Befehl Stalins enteignete Gelände in der Kyritz-Wittstock-Ruppiner Heide wurde 1992 von der Bundeswehr weiter besetzt.
Die geplanten Bomberübungen konnten durch das beharrliche, über die Region hinausgreifende und in den Formen vielfältige Engagement für eine Freie Heide bis heute verhindert werden. Die Bewegung verdankt ihren Erfolg einer produktiven Verbindung der Erinnerung an 40 Jahre Bombenabwürfe durch die Sowjetarmee mit persönlichen und ökologischen Interessen, Pazifismus und Antimilitarismus .
Nur auf dem Wittstocker Bombodrom könnten Bombenabwürfe aus großen Höhen und Angriffe von Bodentruppen mit Luftunterstützung auf deutschem Terrain geübt werden. Nur hier könnte realitätsnah für die Einsätze der Luftwaffe in rohstoffreichen Ländern trainiert werden. So wird die Außenpolitik weiter militärisiert. Hier soll massiv in die aggressivste Form der Globalisierungspolitik investiert werden. Das alles geschieht im Namen der Bevölkerung. Beweisen wir durch unser persönliches Engagement für eine FREIe HEIDe das Gegenteil!
Die Bombenabwürfe wurden bisher juristisch verhindert. Dies kann sich bald ändern. Dann wird sich zeigen, ob sich das Militär gegen eine zum Widerstand entschlossene Bevölkerung durchsetzen kann. Über 1300 Personen haben bisher erklärt: “Wenn die Bundeswehr das Gelände in Betrieb nimmt, werden wir auf den Platz gehen, um die Einsätze durch unsere Anwesenheit zu behindern”. So begann die Kampagne “Bomben nein — wir gehen rein!”.
Der mögliche Tag der Inbetriebnahme des Truppenübungsplatzes Wittstock soll uns nicht unvorbereitet treffen. Deshalb laden wir zu den 13. Sommeraktionstagen ein. Wir wollen gemeinsam erkunden:
Wie hängen Globalisierung und Krieg zusammen?
Was bedeutet das Bombodrom für die Region?
Wie sieht die Region, wie sieht das Bombodromgelände aus?
Wie ist der Stand der juristischen Auseinandersetzung um das Bombodrom?
Was motiviert uns und welche Ideen haben wir?
Was können wir aus der Geschichte der sozialen Bewegungen lernen?
Wie kann die Kampagne „Bomben nein? weiterentwickelt werden?
Wie kann ich mich aktiv am Widerstand beteiligen?
Wie bereite ich mich auf eine Aktion vor?
Was muss ich nicht befürchten?
Wie erreichen wir die breite Öffentlichkeit?
Die großen Wälder, die weitläufige Heidelandschaft und ein malerischer See laden Euch zum ersten Beschnuppern und zu mehr ein. Wir wollen uns den Themen in Diskussionsrunden, Workshops und Exkursionen widmen. Dabei sind Eure Beiträge und Ideen willkommen. Und Spaß machen soll es auch.
—————————————–
bisher geplantes Programm
MI 9. AUGUST
17 Uhr:
Auftaktveranstaltung in Wittstock (Marktplatz)
zum Jahrestag des Atombombenabwurfs auf Nagasaki.
ab ca. 18 Uhr
Shuttletransport zum Camp
19 Uhr
Abendessen
20.30 Uhr
Abend mit Aktiven aus der Region:
Infos, Austausch und Diskussion zur
Situation FREIe HEIDe
DO 10. AUGUST
8–10 Uhr
Frühstück, Morgenbad
10–12 Uhr
Plenum: Programm, Strukturen, Orga
12–19 Uhr
Exkursion: Rund ums Bombodrom
13–15 Uhr
Mittagessen
15–18 Uhr
Einführung: Rechtliches, Geografie,
Verhalten auf dem Platz,
Aktionsvorbereitung,
Kampagnenentwicklung
18 Uhr
Plenum
18.30 Uhr
Abendessen
20 Uhr
Veranstaltung “Rechtsstaat BRD?”
FR 11. AUGUST
8–10 Uhr
Frühstück
10–13 Uhr
Workshop: Kampagnenentwicklung
— Projekt Sichelschmiede
— „Bomben nein — wir gehen rein!
13–15 Uhr
Mittagessen
15–18 Uhr
Workshop: Clownsarmee
18 Uhr
Plenum
18.30 Uhr
Abenddessen
20 Uhr
Veranstaltung : Globalisierung und Krieg
SA 12. AUGUST
8–10 Uhr
Frühstück
10–13 Uhr
Workshop:
— Kampagnenentwicklung
— G8 — Gipfel 2007
— Aktionsvorbereitung
13–15 Uhr
Mittagessen
15–18 Uhr
Workshop
Aktionstraining
18 Uhr
Plenum
18.30 Uhr
Abendessen
20 Uhr
Aktionsvorbereitung / Filme zur FREIen HEIDe
SO 13. AUGUST
8–10 Uhr
Frühstück
10–13 Uhr
Aktionsvorbereitung
13–15 Uhr
Mittagessen
ab ca. 14 Uhr
Zentrale Abschlussaktion zusammen mit der BI FREIe HEIDe.
ab ca. 17 Uhr
Auswertung der Aktion und der SommerAktionsTage 2006
ab 18.30 Uhr
Abendessen / Abreise / Abschiedsfest
Darüber hinaus ist, zu jeder Zeit,
der persönlichen Fantasie keine Grenzen gesetzt.
Weitere, aktualisierte Informationen im Internet:
www.resistnow.freieheide-nb.de
und
——————————————————————-
Organisatorisches
Was solltet ihr mitbringen:
Zeltausrüstung, Geschirr, Besteck, je nach Wetter Bade- oder Regensachen, Sportsachen,
Musikinstrumente, Ideen, Material für Aktionen
Fahrräder sind in der Gegend von großem Vorteil.
Verpflegung:
Gemeinschaftsverpfl egung, Kosten im Teilnahmebetrag inbegriffen.
Kinderbetreuung:
Wir bitten um Anmeldung des Kinderbetreuungsbedarfs.
Kosten:
Berufstätige: 10?/Tag / Förderbeitrag: 15?/Tag
Arbeitslose/Studenten/Schüler/Kinder ab 6 Jahre: 5?/Tag
Kinder bis 6 Jahre: frei
Ort:
Campingplatz am Dranser See in Schweinrich
Anreise:
— mit dem Auto auf der A24 bis Wittstock, dann L15 Richtung Rheinsberg bis Schweinrich,
am Ortseingang links, nach 300 m dem Schild nach
rechts folgen.
— mit dem Zug RE06 bis Wittstock, weiter
mit Bus oder Fahrrad — oder Abholung vereinbaren
Infos, Kontakt und Anmeldung:
Kampagnenbüro “Bomben nein — wir gehen rein”
c/o Cafe Hinterhof
Rudolf-Breitscheid-Str.38
16816 Neuruppin
vorläufige Bürozeiten:
Mo 11 bis 13 Uhr
Internet: www.resistnow.freieheide-nb.de
eMail: schreiben@freieheide-nb.de
Tel./Fax: 03391 / 3256
Wer seinen Campbeitrag vorher überweisen
will, verwendet bitte dieses Anmeldekonto:
Gert Strohschneider
Berliner Volksbank Neuruppin
Kto.Nr.: 173 160 2006
BLZ: 100 900 00
Stichwort „SAT 2006 + Name
—————————————————
Groß Köris, 2. Juni 2006
Sehr geehrter Herr Prof. Morsch,
Ich habe mir über die Ereignisse nach dem 23. April in der Gedenkstätte
Gedanken darüber gemacht, welche Grundlagen einer vertrauensvollen
Zusammenarbeit mit Ihnen es für mich noch gibt.
Als ehemaliger langjähriger Häftling des KZ Sachsenhausen bin ich seit
1975 eng mit der Gedenkstätte verbunden und weiß, im Gegensatz zu
ihnen, dass der Antifaschismus für viele Bürger der DDR keine formale
Angelegenheit war, wenn sie die Gedenkstätte besuchten.
Die Nominierung von Herrn Schönbohm als Redner der brandenburgischen
Regierung am 23. 4. auf unserer Kundgebung war eine Provokation. Er war
für diese Aufgabe die am wenigsten geeignete Person – glaube ich.
Seine Bemerkungen über die Internierten von 1945 bis 1950 am gleichen
Ort wurden von mir und vielen Teilnehmern an der Kundgebung als
Provokation betrachtet. Sie, Herr Prof. Morsch, haben sich dazu noch
nicht geäußert.
Die Hetzjagd auf Hans Rentmeister haben Sie eröffnet. Ich muss das als
eine Schützenhilfe für Herrn Schönbohm betrachten. Die Tätigkeit von
Hans Rentmeister im Ministerium für Staatssicherheit genügte Ihnen, um
in schroffer und absoluter Form eine weitere Zusammenarbeit mit dem
Generalsekretär des ISK abzulehnen. Für Sie spielte es keine Rolle, was
Hans Rentmeister als Mitarbeiter des MfS getan hat. Sie suchten keine
Aussprache, wollten keine Erklärung, sondern seinen Rücktritt als
Generalsekretär des ISK. Das haben Sie erreicht.
Das ist die von mir abgelehnte Haltung von Leuten wie Frau Birthler und
Herrn Dr. Knabe zu den Mitarbeitern des MfS.
Ich nehme diesen Vorfall zum Anlass, meine Ansicht zu Ihrer
Gedenkstättenpolitik zu äußern.
Die von Ihnen als Direktor der Stiftung und der Gedenkstätte
Sachsenhausen betriebene Praxis entspricht meines Erachtens voll der
Politik der Bundesregierung. Sie ist ihrem Wesen nach antikommunistisch
und dem Antifaschismus gegenüber ablehnend. Daraus ergibt sich die
Tatsache, dass die Probleme der Internierungslager – ein Beschluss der
Alliierten – nur über die Lager in der sowjetischen Besatzungszone
Gegenstand von Untersuchungen und Berichten sind. Weil diese
Untersuchungen, Berichte und Veröffentlichungen das Ziel haben, den
Faschismus zu verharmlosen und möglichst aus Tätern Opfer zu machen,
gibt es mit mir und vielen Antifaschisten keine Ruhe. Wir lehnen jede
Gleichsetzung von Konzentrationslager und Internierungslager ab. Das
entspricht der Entschließung des Europa-Parlaments vom Jahre 1993, die
auch die deutschen Delegierten akzeptiert haben.
Ihre Praxis, Herr Prof. Morsch, ist anders. Sie haben viel Mühe und
Geld aufgewandt und haben in die Gedenkstätte Sachsenhausen – eine
KZ-Gedenkstätte – das Internierten-Museum integriert. Alle Vorbehalte
des Sachsenhausen-Komitees der Bundesrepublik wurden ignoriert.
Sie haben in Jamlitz, dem Ort des schrecklichsten Nebenlagers von
Sachsenhausen, wo mindestens 8000 jüdische Häftlinge ihr Leben ließen,
mit zwei Openair-Ausstellungen KZ und Internierungslager integriert.
Sie haben Ihre Konzeption durchgesetzt, obwohl das
Sachsenhausen-Komitee der Bundesrepublik diese Konzeption ablehnte.
Aus objektiven Gründen sind die Gedenkstätte und das Museum in der
Stadt Lieberose. Das KZ-Nebenlager Jamlitz wurde in Sachsenhausen nach
dem Bahnhof Lieberose benannt. Sie verweigern weitgehend die
Anerkennung dieser Gedenkstätte und dieses Museums.
Sehr geehrter Herr Prof. Morsch. Sie vertreten die Auffassung, dass nur
die Personen oder die Organisationen in der Stiftung und in der
Gedenkstätte mitarbeiten, „präsent“ sein können, die das Statut der
Stiftung vorbehaltlos anerkennen. Das kann ich nicht. Sie verweisen
ausdrücklich darauf, dass laut Statut zu den Aufgaben der Stiftung das
Problem Internierungslager und das Problem DDR-Geschichte gehören. Ich
habe das Statut nie anerkannt. Das Statut ist ein Erzeugnis der
Brandenburgischen Regierung. Kein ehemaliger Häftling des KZ
Sachsenhausen oder Ravensbrück hat daran mitarbeiten können, keine
antifaschistische Organisation wurde konsultiert. In der Leitung der
Stiftung ist kein ehemaliger Häftling oder eine antifaschistische
Organisation.
Ich glaube, dass ISK und das Sachsenhausen-Komitee der Bundesrepublik
ist in eine ungute Abhängigkeit von der Stiftung gekommen.
Für die Durchführung unserer zentralen Veranstaltungen sind das ISK und
das Sachsenhausen-Komitee auf die finanzielle Hilfe der Regierung und
der organisatorischen Hilfe der Stiftung seit vielen Jahren angewiesen.
Zunehmend bestimmen sie über die zentralen Veranstaltungen. Dafür gibt
es viele Beispiele. Der 23. April ist nur eines davon.
Zum Schluss. Sehr geehrter Herr Prof. Morsch, ich bin der Meinung, die
Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten und ihre Leitung, ihre Praxis
und Gedenkstättenpolitik unterscheidet sich nicht von Stiftungen und
Praxis in anderen Bundesländern. Ich habe mit ihr die gleichen
Probleme, wie sie in Sachsen und Sachsen-Anhalt bestehen. Für mich muss
ich feststellen, dass die Meinungsverschiedenheiten in prinzipiellen
Fragen, der Gedenkstättenpolitik, sehr groß sind.
Mit freundlichem Gruß
Karl Stenzel
Am Pfingstsonntag kam es auf dem Belziger Flohmarkt zu einem Übergriff auf
einen von zwei alternativen Jugendlichen von Seiten einiger Standbesitzer.
Im Vorfeld zu dieser Tätlichkeit gab es bereits einige heftige Diskussionen
über einen Stand, der Aufnäher mit eindeutiger NS Symbolik und Schalplatten mit
Reden von Hitler verkaufte. Der Besitzer des Standes meinte in folge auf die
Anschuldigung, dass diese Waren keinen rechten bzw. Nationalsozialistischen
Hintergrund hätten. Eine Schwarz-Weiß-Rote Fahne, mit der Aufschrift
“Deutschland, Deutschland, über alles ” hat, laut Aussage des Besitzers, keine
Verbindungen zur Nationalsozialistischen Ideologie (sic!). Er versuchte mit den alt
bekannten Argumenten der Revisionisten zu überzeugen und sagte “Hitler hat den
Menschen Arbeit gegeben”, ja indem er den Industriellen Massenmord organisierte.
Als Reaktion auf all das, belagerten zwei, mit weißen Masken bekleidete,
Jugendliche diesen Stand und taten ihren Protest in einer kreativen Aktion kund,
indem sie vor dem Stand auf und ab marschierten und symbolisch vor der
Deutschlandfahne auf die Knie fielen. Im Zuge einer Diskussion, die daraus
Resultierte,
versammelte sich das Kollektiv der HändlerInnen. Einer der Beiden wurde
umgestoßen. Gewalt als Ersatz, für das fehlen eigener Argumente?! Die beiden
Verschwanden infolge dessen. Trotz des Aufsehens, welches die beiden erregten, waren
keine Stimmen zu vernehmen, die ihren Unmut über die dort angebotenen „
Artikel” und der „Progressiven”-Art der HändlerInnen, artikulierten… Auf die
Äußerung “deutsche Bürger üben fleißig für ein neues 33 ” erwiderte ein älterer
Herr nur, dass dies wohl das Beste für uns alle wäre. Vergangenheitsbewältigung
in seiner regressivsten Form und zwar eine, die in der breiten Masse Anklang zu
finden scheint.
Pressemitteilung
Guben, 3. Juni 2006
Verletzte bei rechtsextremem Angriff auf Stadtfest in Guben
Am 3. Juni überfielen etwa 50 äußerlich erkennbare Neonazis eine Gruppe von 20 Jugendlichen, die das Stadtfest in Guben besuchten. In der Nacht von Freitag zu Sonnabend, kurz nach Mitternacht, gingen sie etwa eine halbe Stunde – im wegen des Straßenfestes belebten Stadtzentrum – gezielt und koordiniert gegen die Opfer vor. Die Neonazis schlugen und traten auf die Jugendlichen ein und jagten sie über den Festplatz. Nach derzeitiger Kenntnis der Anlaufstelle für Opfer rechtsextremer Gewalt wurden mindestens 10 Jugendliche verletzt, von denen zwei stationär behandelt werden müssen.
Augenzeugen berichten, dass die zu Hilfe gerufene Polizei und der Sicherheitsdienst des Stadtfestes eingegriffen haben, den Angriff aber aufgrund der zahlenmäßigen Überlegenheit der Neonazis nicht unterbinden konnten. Im Verlaufe der Nacht sollen im Stadtgebiet immer wieder kleinere Gruppen der Angreifer unterwegs gewesen sein.
Die Anlaufstelle für Opfer rechtsextremer Gewalt Guben erklärt dazu: „Dieser Angriff verdeutlicht ein weiteres Mal die Situation in der Stadt. Wenn Gubens Bürgermeister wie zuletzt in einer ARD-Talkshow behauptet, dass es in Guben kein Problem mit Neonazis gäbe, ist das für die Opfer solcher Attacken ein Hohn. Und wenn jugendliche Gubener das Stadtfest nicht besuchen können, ohne von Rechtsextremen angegriffen zu werden, gibt es ganz real eine No-Go-Area. Wir fordern von der Stadtspitze eine Solidarisierung mit den Opfern und eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Problem Rechtsextremismus.“
kontakt E‑Mail: anlaufstelle-guben@web.de
Brandenburgs Regierung wird die oder den . Zwar reagierte Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) auf einen Vorstoß der scheidenden Ausländerbeauftragten Allmuth Berger interessiert. Doch schloss sich das Kabinett der Meinung von Sozialministerin Dagmar Ziegler (SPD) an, „alles so zu belassen, wie es ist“. Berger, die nicht besonders gut mit Ziegler zurecht kam, versprach sich von einer Herauslösung aus dem Sozialministerium größere Unabhängigkeit für ihren Nachfolger. Wer das sein wird, steht noch nicht fest. Ziegler verriet nur, dass sie trotz zu erwartender Proteste zwei Männer favorisiere.
World Cup Racism Help Line
Am 8. Juni wird im Raum Berlin/Brandenburg eine 24 Stunden Notrufhotline für den gesamten Zeitraum der WM geschaltet. Opfer von rassistischer und rechtsextremer Gewalt erhalten dort Hilfe. Angeboten wird eine erste Beratung am Telefon in sechs verschiedenen Sprachen. Bei Bedarf werden Betroffene an professionelle Opferberatungsstellen weitergeleitet.
Notrufnummern:
- Deutsch: 0160 5785085
- Englisch: 0170 6094241
- Spanisch: 0175 3715473
- Französisch: 0151 18939081
- Portugiesisch: 0160 6097023
- Türkisch: 0170 6094258
Im Vorfeld der WM haben die alltäglichen rassistischen Angriffe mehr Gehör gefunden. In der derzeitigen Debatte scheint es mehr um den Imageschaden für Deutschland zu gehen als um eine tatsächliche Auseinandersetzung mit Rassismus und Hilfe für Betroffene. Die Erfahrungen mit dem Umgang rassistischer Gewalt seitens der Polizei und anderer staatlicher Organe, machen eine Alternative notwendig.
Es ist dem ehrenamtlichen Engagement vieler Einzelpersonen zu verdanken, dass dieses Projekt entstehen konnte.
Wir laden Sie zu unserer Pressekonferenz am kommenden Dienstag ein und bitten um Bekanntmachung der World Cup Racism Help Line.
Pressekonferenz:
Dienstag, 6. Juni 2006, 11 Uhr
Ort: Reach Out, Oranienstraße 159, Berlin, 1.OG
Telefon 0174 463 22 31 und 0179 544 17 90
World Cup Racism Help Line Team
Eine Initiative von Betroffenen und nichtstaatlichen Beratungsstellen in Berlin und Brandenburg
Unterstützer:
Opferperspektive, Reach Out, Flüchtlingsinitiative Brandenburg, ASU – Afrikanische Studentenunion, AJP Strausberg, Plataforma, Allmende, FIB, Moskito, cyberNomads – the black german databank, JAB Strausberg, ARI, ARA, ADNB-TBB eV., Refugees Emancipation, Asta TU, Umbruch Archiv, Ermittlungsausschuß, Elexir-aI, Einzelpersonen
Aufruf: World Cup Racism Help Line
Der Fußballweltmeisterschaft sehen wir mit gemischten Gefühlen entgegen. Neben aller Fußballbegeisterung rechnen wir mit rassistischen Hooligans aus aller Welt, Angriffen deutscher Neonazis auf ausländische Fans und einer Polizeipräsenz, die angesichts der Erfahrungen mit rassistischen Übergriffen der deutschen Polizei nichts Gutes erwarten lässt. Gerade die rassistischen Angriffe der letzten Monate sprechen eine deutliche Sprache: Deutschland ist gefährlich.
Was tun?
Wir wollen für die Wochen der WM eine Telefonhotline einrichten. Diese richtet sich vor allem an Menschen, die aus dem Ausland zur WM nach Berlin und Brandenburg kommen und Gefahr laufen, rassistisch angegriffen zu werden, aber auch alle anderen Menschen, die in dieser Zeit potenziell Opfer eines rechten Angriffs werden. Sie sollen bei der Hotline anrufen können und von jemandem, der aus ihrem Land kommt oder ihre Sprache spricht, Unterstützung bekommen. Wie diese Unterstützung konkret aussieht, hängt davon ab, was vorgefallen ist und was die betreffende Person will. Die Hotline kann z.B. helfen, bei der Polizei eine Anzeige zu stellen, ärztliche Versorgung und rechtlichen Beistand vermitteln und Kontakt zu anderen Organisationen herstellen, die auf der Seite der Opfer stehen und weitere Hilfe anbieten können. Neben der konkreten Unterstützung von Betroffenen soll das Projekt die alltägliche Realität rassistischer Diskriminierung und Gewalt in die öffentliche Diskussion einbringen. Dazu sollen u.A. die Fälle, die der Hotline gemeldet werden, veröffentlicht werden – natürlich nur, wenn die Betroffenen zustimmen.
Was Medien besser machen können
Wann ist eine Tat rassistisch, fremdenfeindlich oder rechtsextremistisch? Oder ein Opfer schwarz, weiß oder farbig? Oder ist das überhaupt relevant? Ein kleines Manual.
Ein Leitfaden (nicht nur) für Journalisten zum korrekten sprachlichen Umgang mit rechtsextremistischen oder rassistisch motivierten Straftaten.
Von Betroffenen erstellt.
Für Journalisten ist es nicht einfach, richtig einzuordnen, wenn sich Übergriffe mit fremdenfeindlichem, rassistischem oder rechtsextremem Hintergrund ereignet haben, selbst wir beim MUT-Portal sind vor mancher Fehleinschätzung nicht gefeit, weil die Quellenlage oft nicht ganz einfach ist. In jedem Fall geht es aber um menschenfeindliche Taten. Doch auch die Kategorisierung der Opfer fällt oft schwer. Ein Schwarzer? Weißer? Schwarzafrikaner? Farbiger? Ja, welche Rolle spielt die Hautfarbe überhaupt?
Gerade Journalistinnen und Journalisten als Multiplikatoren möchten wir dazu anregen, höchste Sorgfalt auf die Korrektheit der Wortwahl zu legen und sich zu bemühen, alle versehentlichen Stereotypisierungen und Exotisierungen zu vermeiden. Mit einer Art der Berichterstattung, die ohne Vor-Ausgrenzung oder Beschönigung auskommt und stattdessen die Dinge, Hergänge und Menschen differenziert und wirklich objektiv benennt, können wir rassistischen Tendenzen sogar aktiv entgegenwirken.
Hinter den nachfolgenden Ratgeber haben sich mehrere Partner gestellt:
— der braune mob e.V. – media-watch – schwarze deutsche in medien und öffentlichkeit (hier liegt das Copyright).
— ISD – Initiative schwarze Menschen in Deutschland e.V.
— ADEFRA e.v. — schwarze Frauen in Deutschland
— Amadeu-Antonio-Stiftung
— mut-gegen-rechte-gewalt.de
VORBEMERKUNG: Bezüglich der Berichterstattung über rechtsextreme oder rassistisch motivierte Straftaten ist in der deutschen Medienlandschaft eine gewisse Uneinheitlichkeit im Sprachgebrauch festzustellen. Da diese am häufigsten aus Hilflosigkeit oder fehlenden Informationen resultiert, finden Sie unten stehend einige Begrifflichkeiten von Experinnen und Experten, die Ihnen eine politisch korrekte Wortwahl der Berichterstattung über rassistisch oder fremdenfeindlich motivierte Straftaten erläutert. Diese politisch korrekte Ausdrucksweise stellt kein Novum dar, blieb bisher jedoch bisweilen grob unberücksichtigt — teils aus Informationsdefizit, teils aus Desinteresse. Ihre Einhaltung sollte jedoch für Journalisten so selbstverständlich sein wie alle anderen Begrifflichkeiten, die Minderheiten und ihre Benennungen betreffen. Unkenntnis führt oft zu versehentlicher Verwendung unangemessener oder gar beleidigender Begriffe und zur Manifestierung des Gedankengutes, das man eigentlich bekämpfen will. Um dies künftig zu verhindern und die Grundlage für eine rassismusfreie Berichterstattung zu schaffen, soll dieser Leitfaden aufklären.
— Ausländerfeindlich
Eine Tat ist ausländerfeindlich motiviert, wenn das Opfer keinen deutschen Pass besitzt, also Ausländer ist, und erkennbar und explizit die nicht-deutsche Kultur des Opfers die Motivation zu dem Übergriff ist. Dies gilt etwa für Opfer, die €päischer Abstammung sind oder für Übergriffe bei nicht-deutschen Kulturveranstaltungen, etc. Eine Tat wird nicht als ausländerfeindlich bezeichnet, wenn nicht die spezifische nicht-deutsche Kultur der Grund des Übergriffes ist, sondern die Hautfarbe des Opfers, etwa im Fall Erymas S. in Potsdam.
— Rassistisch (motiviert)
Eine Tat ist rassistisch motiviert, wenn sie gegen Menschen verübt wird, deren Hautfarbe eine andere ist als die der ausübenden Täter UND mit rassistischen Beleidigungen einhergeht. Dies gilt auch für Opfer, die Deutsche sind, wie z.B. im Fall Erymas S.Ausländerfeindlickeit und Rassismus sind keinesfalls gleichzusetzen, und keine Synonyme. Eine differenzierte Wortwahl benennt diese verschiedenen Hintergründe extremistischer Straftaten genau und ermöglicht es so erst, die Wurzel des Übels zu diskutieren und letztlich zu bekämpfen. Unterstellt man beispielsweise Angriffen gegen schwarze Deutsche pauschal eine“ausländerfeindliche” Motivation, so hat man bereits ungewollt den Fehler begangen, zu kommunizieren, dass Schwarze Menschen automatisch keine Deutschen sein können (und befindet sich damit exakt im Gedankengut der NPD), und leugnet, dass Rassismus die Grundlage in dem spezifischen Fall ist. Dies dient vor allem dem Status Quo und ermöglicht es Rechtsextremen weiterhin, die Hintergründe ihrer Taten zu verharmlosen.
— Fremdenfeindlich
Dies gilt im selben Maß für “fremdenfeindlich”. Fremdenfeindlich ist eine Tat nur, wenn sie gegen einen Fremden verübt wurde, beispielsweise einen Touristen oder kürzlich Zugezogenen. Ein Politiker oder Lehrer, der seit 20 Jahren in der Gegend wohnt, ist kein Fremder (und dies unabhängig davon ob dieser nun die Deutsche Staatsbürgerschaft besitzt oder nicht) und sollte auch nicht so bezeichnet werden. Der Ausdruck “fremdenfeindlich” birgt zudem die Gefahr, dass psychologisch der Reflex eines kausalen Zusammenhangs zwischen dem “fremd-sein” und der Tat besteht, d.h. dass unterschwellig der Eindruck entstehen kann, dass die Tat verübt wurde weil jemand fremd war. In Wirklichkeit ist es jedoch selbstverständlich so, dass eine Tat nicht verübt wird weil das Opfer eine bestimmte Eigenschaft oder Herkunft hat, sondern weil der Täter eine bestimmte Einstellung zu diesen Eigenschaften des Opfers hat. Dies klingt nur auf den ersten Blick nach Wortklauberei. Würde statt “fremdenfeindlich”, das zunächst impliziert, dass jemand fremd ist und daher der Täter nur darauf reagiert , eine Begrifflichkeit gewählt, die zweifelsfrei alle Defizite dem Täter zuschreibt, könnte vieles in der gesellschaftlichen Diskussion differenzierter und sachlicher gestaltet werden.
“fremdenfeindlich” wird ebenfalls noch oft als vermeintliches Synonym für die Vokabel “rassistisch” verwendet. Dies geschieht teilweise, weil die Vokabel “rassistisch” als zu stark empfunden wird. Rassistische Gewalttaten sollten jedoch dringend beim Namen genannt werden, damit rassistische Impulse wirksam bekämpft werden können. Deutsche oder Menschen, die in der Region leben, können nicht aus Fremdenfeindlichkeit zu Opfern werden.
— Rechtsextremistisch
Eine Tat hat einen rechtsextremistischen Hintergrund, wenn die Täter dies bekennen oder explizit rechtsextrem-politisches Gedankengut äussern und sich in spezifischen Vereinigungen organisieren. Eine Tat aus purem “persönlichem” Rassismus ist keine rechtsextremistische Tat und kann daher nicht rechtsextremistischen Bewegungen zugeordnet werden, sondern ausschliesslich den privaten rassistischen Einstellungen des Täters. Die Idee, alle rassistisch, fremdenfeindlich oder ausländerfeindlich motivierten Gewalttaten pauschal Rechtsextremen zuzuordnen hat zur Folge, dass die Mainstream-Gesellschaft aufhört, sich mit eigenen alltäglichen ausländerfeindlichen oder rassistischen Tendenzen auseinanderzusetzen, da diese Taten exotischen Gruppierungen zugeschoben und damit verbal aus der “gewöhnlichen” Gesellschaft entfernt werden. Auch dies dient jedoch leider wieder nur dem Status Quo: man geht gegen “Nazis” auf die Straße, reagiert jedoch weiterhin kaum, wenn derartige Tendenzen jenseits eines organisierten politischen Rahmenprogrammes auftauchen: im Alltag und mitten in der Gesellschaft.
— Neo-Nazi
Siehe “rechtsextremistisch”. Die Tat eines “Normalos” ohne ausreichenden recherchegestützten Hintergrund organisierten Rechtsextremen Gruppierungen zuzuschieben, heisst, sie in der Mitte der Gesellschaft, wo sie geschehen ist, auszublenden und eine Verdrängung zu ermöglic
hen.
— Schwarzafrikaner
Der Begriff “Schwarzafrikaner” ist außerordentlich irreführend. Diese Vokabel sagt nichts aus, ausserdass nicht über die Herkunft des Bezeichneten recherchiert wurde und dient ausschließlich der Stereotypisierung des Opfers. Zur Erläuterung: Wenn die Person beispielsweise Deutscher ist, ist eine Herkunftsrecherche auch nicht zum Verständnis der Nachricht nötig, sondern nur die Tatsache, dass er oder sie schwarz ist und aufgrunddessen Opfer eines rassistischen Anschlages wurde. In anderen Fällen wäre es etwa eine vermeldenswerte Nachricht, zu berichten, aus welchem Land die Person genau kommt (Afrika ist kein Land und als Herkunftsangabe nicht ausreichend). In Artikeln oder Berichten, in denen die Vokabel “Schwarzafrikaner” verwendet wird, fällt oft auf, dass dies auch gleichzeitig als einzige “Beschreibung” der benannten Person genügen soll. Dies ist selbstverständlich ungenügend. Die Zuschreibung einer Hautfarbe wird heute nicht mehr als ausreichende Beschreibung einer Person empfunden.
Möchte man gesondert darstellen, dass es sich bei dem Opfer um einen Schwarzen handelt — was sich im Fall der Berichterstattung über rassistisch motiverte Angriffe ja anbietet- so ist die korrekte Wortwahl “Schwarzer” oder “schwarzer Deutscher” wen nötig. Viele andere Medien (“Tagesschau” uva.) haben dies bereits erkannt und verfahren in der Wortwahl ihrer Berichterstattung entsprechend bewusst objektiv und stereotypenfrei, erklären etwa, dass das Opfer Franzose ist, und auch wer: “Familienvater und Gastwirt…” Ähnlich wie bei “fremdenfeindlich” ist Vorsicht geboten wenn der genaue ethnische oder biografische Hintergrund des Opfers dargestellt wird. “…XY wurde geschlagen weil er aus Afrika kommt” ist keine differenzierte oder wahrheitsgemäße Aussage. Da es Menschen aller Hautfarben gibt, die gebürtig aus Afrika kommen, ist die Motivation für die Tat nicht auf die Herkunft des Opfers zurückzuführen, sondern auf die Hautfarbe. Wird besonderer Augenmerk auf die spezifische Herkunft des Opfers gelegt, befinden wir uns ausserdem schnell wieder in der verzerrenden Situation, dass es relevant zu sein scheint, woher etwaige Vorfahren kommen und damit eine veresehentliche Verknüpfung von Herkunft und der Tat als Reaktion entsteht. Relevanz für rassistisch motivierte Taten hat ausschliesslich die Hautfarbe des Opfers, nicht dessen Herkunft.
— Schwarzer
Die politisch korrekte Bezeichnung für Schwarze Menschen ist: Schwarze Menschen. Nach den journalistischen Richtlinien des Presserates wird die Hautfarbe nur genannt, wenn sie zum Verständnis der Nachricht unmittelbar notwendig ist.
— „Farbiger”
Die “Initiative Schwarze Menschen in Deutschland”, der deutsche “Afrika-Rat” und ADEFRA (Schwarze Frauen in Deutschland ), ausnahmslos alle Expertengruppierungen und auf diesem Gebiet tätige Medienorganisationen sind sich einig: Es gibt keine “Farbigen”. Dieses sprachliche Relikt aus der Kolonialzeit wurde in Deutschland in den fünfziger Jahren als Ersatz begriff für das als eindeutig rassistisch erkannte „N‑Wort” geläufig, und wird aus Unwissenheit heute noch oft in Medien dafür benutzt, schwarze Menschen mit einem unnötigen und exotisierenden Euphemismus zu belegen. Zum einen aufgrund der stark kolonialen Konnotationen, zum anderen wegen des klar erkennbaren euphemistischen Hintergrunds (schwarze Menschen fühlen sich zu recht beleidigt, wenn jemand beschönigen möchte dass sie schwarz sind, ganz als sei dies etwas unangenehmes) und auch weil “farbig” impliziert, dass “Weiß” die Norm sei, sollte auf diese Vokabel verzichtet werden. Darüber hinaus führt das Wort zu keiner schlüssigen Beschreibung, ausser dass es sich nicht um eine weiße Person handelt, da diese von dieser Zuschreibung ausgeschlossen sind. In welchem Grad der Abstufung “schwarz” die Hautfarbe einer Person genau ist, ist weder für das Verständnis eines nachrichtenrelevanten Hergangs notwendig noch besteht dieser “Abstufungs-Drang” offensichtlich bei allen anderen Hautfarben, für die es Euphemismen wie “Farbiger” auch gar nicht gibt, vgl. Pakistanis, Inder, Asiaten, Weisse usw. Deswegen ist es aus Gründen der Professionalität und Objektivität geboten, nach dem Gleichheitsprinzip zu verfahren: wenn Portugiesen, Norweger und Stéphanie von Monaco angeblich gleichermassen “weiss” sind (zu wieviel Prozent dies in Wirklichkeit der Fall ist, wird ja auch nicht als relevant betrachtet), dann ist ein schwarzer Junge aus Sachsen “schwarz”.
Bei etwaigen initialen Einwänden oder Schwierigkeiten, dies persönlich nachvollziehen zu können, bitten wir Sie (wie in allen übrigen Fällen) nichtsdestotrotz, zu berücksichtigen, dass die Mehrzahl oben genannter Organisationen “farbig” als äusserst unhöfliche Bezeichnung einstuft, und schon allein deshalb im Sinne des fairen Miteinanders eine Vokabel gewählt werden soll, von der nicht bekannt ist, dass Sie von den Bezeichneten größtenteils als diminuierend wahrgenommen wird (siehe “Zigeuner” vs “Roma/Sinti”).
Dies gilt selbstverständlich in noch höherem Maße für unangemessene Vergleiche aus dem Bereich der Lebensmittelindustrie oder Holzverarbeitung (“cappuchinofarben”/“ebenholzfarben” etc.). Bei weißen Menschen kann in seriöser Berichterstattung bisher glücklicherweise darauf verzichtet werden, die genaue Farbuance mit Zuhilfenahme von Gegenständen zu beschreiben; und dies sollte — gerade vor gewalttätigem Hintergrund- selbstverständlich auch bei allen anderen Hautfarben unterbleiben.
— Weisser
Bei rassistisch motivierten Gewalttaten, die weisse Menschen an schwarzen Menschen verüben, kann auch die Hautfarbe des Täters erklärend genannt werden. Deutsche sind nicht automatisch weiss, daher macht die Nachricht, dass zwei Männer einen weiteren Mann angegriffen haben, und dass dies aus rassistischen Gründen geschah, nur dann einen Sinn, wenn der Unterschied der Hautfarben genannt wird. Pauschal in diesen Fällen — wie es in unserer Presselandschaft derzeit meist noch geschieht- ausschliesslich die Hautfarbe der Opfer anzugeben, mag Gewohnheit sein, ist jedoch nicht wirklich logisch — und in anderen Ländern im übrigen keinesfalls üblich; dort werden stets entweder alle Hautfarben und Herkünfte genannt — oder keine. Auch hier nach dem Gleichheitsprinzip zu verfahren sollte zumindest einmal in Erwägung gezogen werden.
— „Rasse”
Leider ist dies heute anscheinend noch nicht allen Journalisten bekannt, und so findet sich dieser Überrest aus der Nazi-Zeit noch erschreckend regelmäßig in “gewöhnlichen” zeitgenössischen Publikationen wieder: Der Begriff „Rasse” fällt keinesfalls unter eine politisch korrekte und wertungs- und diskriminierungsfreie Ausdrucksweise sondern ist nach heutiger wissenschaftlicher Sicht (teilweise) den Irrungen und (überwiegend) der rassistischen Propaganda kolonialer und Nazi-Regimes zuzuordnen und rückstandslos überholt und widerlegt worden. (Siehe auch: anhängende Erklärung der UNESCO zu diesem Thema.) Die historischen Versuche Menschen, derart zu klassifizieren, wurden bekanntermaßen praktiziert, um ihnen bestimmte Eigenschaften zuzuschreiben und daraus eine Herrschaftsstruktur zu entwickeln.
Rassismus in seiner heutigen Definition schliesst bereits mit ein: „der Glaube, dass Menschen aufgrund ihrer genetisch bedingten ethnischen Merkmale bestimmte Prädispositionen jedweder Art haben oder sich in „Rassen” einteilen lassen”.
Häufig entstehen Verwechslungen oder wörtliche Übersetzungen durch den Begriff „race”, der im englischen Sprachgebrauch wertfrei verwendet werden kann. Es handelt sich
jedoch um einen Irrtum, dass die direkte Übersetzung von „race” ins Deutsche das Wort „Rasse” sei oder genau dasselbe meine. Aus biologischer, historischer und linguistischer Sicht, sind diese beiden Wörter keine Synonyme (sondern: „Rasse” und „breed”), und das deutsche „Rasse” ‑auch mit den edelsten Hintergedanken angewandt- ungeeignet, als Beschreibung der verschiedenen Erscheinungsformen von Menschen zu dienen.
Zur Bezeichnung verschiedener genetisch-ethnischer Hintergründe ohne genaue Beschreibung dient heute im Deutschen ausschließlich der Begriff „Hautfarbe”.
Über diesen Leitfaden hinaus
Weitere Ratgeberpakete werden nach und nach im Rahmen des Projekts ´Medien mit Mut´ der mut-gegen-rechte-gewalt-Redaktion erarbeitet und dann hier vor- und zur Diskussion gestellt. Die an dieser Veröffentlichung Beteiligten, insebesonder ´derbraunemob´ und andere Einrichtungen bieten auch an: Workshops “Nachrichten ohne Rassismus”, “Rassismusfreie Berichterstattung”, “Sprache ohne Rassismus” für Redaktionen/ Schlussredaktionen/ freie AutorInnen.
Vorbildlich: Sonderbeilagen
von Weserkurier
und Sächsischer Zeitung
Auch verweisen wir gerne auf Ratgeber anderer Redaktionen, die es leider noch viel zu selten gibt. Der Weser-Kurier in Bremen und die Sächsische Zeitung in Dresden bilden da eine lobenswerte Ausnahme, sie haben für ihre Leserschaft kleine Handbücher zum Thema Rechtsextremismus veröffentlicht. Der Weser-Kurier macht dies sogar regelmäßig und finanziert überdies eine (redaktionell unabhängige) Schülerzeitung zum Thema. Die taz wiederum hat der Aktion ´Schule ohne Rassismus´ eine Sonderbeilage finanziert und die Jugendpresse Deutschland e.V. erarbeitet derzeit gemeinsam mit der MUT-Redaktion und einer Reihe Schülerzeitungen aus dem gesamten Bundesgebiet eine bundesweit vertriebene Jugendzeitung zum Thema. Sie wird im Spätsommer erscheinen.
Wenn Sie Kritik, Fragen oder Anregungen haben, mailen Sie bitte an:
mut@amadeu-antonio-stiftung.de
Mehr Infos bei: derbraunemob.info >klick
Bleiberecht für Kutlus?
Mit großer Freude, nehmen die Mitglieder des Aktionsbündnis „Kutlu bleibt“ die heutige Entscheidung der brandenburgischen Härtefallkommission zur Kenntnis. Wir erwarten, dass der brandenburgische Innenminister, Jörg Schönbohm, der Empfehlung der Kommission folgen und möglichst rasch einem dauerhaften Bleiberecht für Familie Kutlu zustimmen wird.
Die Mitglieder der Härtefallkommission sind damit dem vielfach bezeugten Willen der über 5.300 Bürgerinnen und Bürger gefolgt, die sich per Unterschrift für ein Bleiberecht der in Neuruppin lebenden kurdischen Familie Kutlu eingesetzt haben.
Dafür möchten wir uns an dieser Stelle, auch im Namen der Familie Kutlu, bedanken.
In der fast ein Jahr andauernden Auseinandersetzung waren die eindeutigen Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung Neuruppin und des Kreistages OPR ebenso wie das persönliche Engagement von Politikerinnen und Politiker der Kommunal‑, der Landes‑, der Bundes- und der Europaebene hilfreich. Nicht zu vergessen sind die zahlreichen Initiativen und Aktionen, wie Demonstrationen, Diskussionsrunden, Konzerte, Theateraufführung und die heute um zwölf Uhr beendete Mahnwache. Wir freuen uns, dass diese Bewegung eine solche Breite gefunden hat. Diese war leider notwendig im zähen Ringen mit den Behörden und Gerichten.
Wir sind davon überzeugt, dass der „Fall“ der Familie Kutlu exemplarisch für ein unzureichendes Ausländerrecht in Deutschland steht. Wir fordern insbesondere von der nächsten Innenministerkonferenz, dass endlich die lange überfällige Altfallregelung diskutiert und beschlossen wird. Es dürfen sich solche skandalösen und unwürdigen Ereignisse, wie sie Familie Kutlu durchleiden musste, nicht wiederholen.
Deutschland ist gefährlich
In Berlin wird ab 8. Juni eine SOS-Rassismus-Hotline eingerichtet. Emigrantenverbände und das MUT-Portal rufen zur Mithilfe auf.
Angesichts der neuen Welle rassistisch motivierter Gewalt in Berlin und Brandenburg machen Emigrantenverbände und Opferperspektiven zur WM mobil: mit einer 24 Stunden am Tag erreichbaren SOS-Hotline — Racism Help Line genannt.
Das Spektrum der rund 40 Initiatoren und Mitakteure, die sich letzte Woche erstmals unter dem Dach der Kreuzberger Opferberatung ´reach-out´ trafen, ist groß. Ihr überparteiliches Anliegen: Unbedingt öffentlich machen, wenn rassistisch motivierte Vorfälle beobachtet oder erlitten werden und Opfern kotenlos erste Hilfe anbieten, sei es psychologisch, mit praktischem Rat oder vermittelnd bei der Polizei und als Dolmetscher bei Ärzten und Behörden.
In mehreren Sprachen werden ab 8. Juni Telefonnummern geschaltet, auf die mittels Flyern, Plakaten und Aufklebern aufmerksam gemacht werden soll, soweit sich dafür Spender finden. Unterstützer sind bislang der AstA TU, Reach Out, die Opferperspektive Brandenburg, ISD Berlin e.V., cyberNomads, der Kreuzberger ´Ermittlungsausschuss´, ARI, Plataforma, Netzwerk Moskito, die Flüchtlingsinitiative Brandenburg, The Flüchtlings Voice, viele Einzelpersonen und als Medien ´Radio Multikulti´ vom RBB und www.mut-gegen-rechte-gewalt.de . Ansprechpartner ist der aus Kamerun stammende Berliner Simplice Freeman, der selbst schon zahlreiche Diskriminierungen erltten hat.