Crussow (MOZ) Das Asylbewerberheim in Crussow soll zum 30. September 2005
geschlossen und zum Ende dieses Jahres abgemeldet werden. Darüber
informierte die stellvertretende Angermünder Bürgermeisterin Margitta Behm
kürzlich im Bildungs‑, Kultur- und Sozialausschuss. Diese Entscheidung habe
Folgen für die Stadt. “Die Puschkinschule hat dann 15 Schüler weniger. Auch
die Kinderzahl in der Crussower Kita sinkt”, so die Vize-Bürgermeisterin.
Damit verbunden sind weniger Schlüsselzuweisungen und weniger investive
Zuweisungen.
Autor: redax
Keine gefestigte Hooligan-Szene
POTSDAM Nach Darstellung von Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) existiert
bisher in Brandenburg keine gefestigte Fußball-Hooligan-Szene. Im Falle der
Anhängerschaft des Bundesliga-Vereins FC Energie Cottbus gehe die Polizei
jedoch von etwa 30 gewaltbereiten Fans aus, sagte Schönbohm auf eine
parlamentarische Anfrage. In der zu Ende gegangenen Spielsaison habe die
Polizei Bestrebungen innerhalb der Anhängerschaft des FC Energie Cottbus
beobachtet, eine anderen Vereinen entsprechende Hooligan-Szene zu
etablieren, berichtete der Minister. Der überwiegende Teil der
gewaltbereiten Anhänger trainiere unterschiedliche Kampfsportarten.
Teilweise seien auch verfassungsfeindliche Kennzeichen verwendet worden. Ein
festes extremistisches Potenzial sei jedoch nicht erkennbar. Bei einer
Begegnung zwischen dem FC Dynamo Dresden und dem FC Energie Cottbus war es
kürzlich zu gewalttätigen Auseinandersetzungen gekommen. Mit Blick auf die
Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland plädierte Schönbohm für einen
Dialog mit den Fußballfans und allen Beteiligten.
FRANKFURT (ODER). Heimatforscher und Vertreter der Kriegsgräberfürsorge
haben auf einem brachliegenden Grundstück in Frankfurt (Oder) ein bisher
unbekanntes Massengrab entdeckt. Darin liegen nach Angaben von Heinz-Dieter
Walter, dem Sprecher der Stadt Frankfurt (Oder), die sterblichen Überreste
von mehr als 1 300 deutschen Soldaten. Jene Soldaten waren in den Jahren
1945 bis 1950 während ihres Rücktransportes aus sowjetischer
Kriegsgefangenschaft zu Tode gekommen oder im Auffanglager Frankfurt (Oder)
gestorben. Jenes Lager war seinerzeit vom sowjetischen Geheimdienst NKWD
betrieben worden. “Fast 1,9 Millionen Heimkehrer aus sowjetischer
Kriegsgefangenschaft sind in jenen Jahren durch Frankfurt geschleust
worden”, sagte Walter der Berliner Zeitung.
Die toten Heimkehrer sind damals in Massengräbern verscharrt worden. Später
diente das Gelände als kommunaler Friedhof. Als dieser Friedhof Anfang der
70er-Jahre aufgegeben werden sollte, haben die Verantwortlichen die
sterblichen Überreste dieser Menschen nicht auf den Frankfurter
Hauptfriedhof umgebettet. “Die Gebeine von mehr als 1 300 Soldaten sind bei
der Umbettung im Jahr 1973 offenbar nicht berücksichtigt worden”, sagte
Walter. Rolf Hübner vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und der
Heimatforscher Joachim Schneider gehen laut einem Bericht der “Bild am
Sonntag” davon aus, dass bei der Umbettung zu DDR-Zeiten mindestens 1 377
sterbliche Überreste von Soldaten einfach in den Massengräbern liegen
gelassen worden sind. “Aber auch bei den sterblichen Überresten, die
seinerzeit umgebettet worden sind, geschah das offenbar nicht vollständig”,
präzisierte Walter am Sonntag. Laut einem Forschungsbericht soll nämlich
häufig nur der Schädel umgebettet worden sein.
Unfassbar: Als Mitte der 90er-Jahre im Auftrag einer Hamburger Firma
Kanalarbeiten auf dem Gelände vorgenommen wurden, sollen Bauarbeiter nach
städtischen Angaben vom Sonntag menschliche Gebeine gefunden haben. Anstatt
aber die Behörden zu informieren, seien die Arbeiten in der Nähe des
Polizeipräsidiums einfach eingestellt worden.
Offen ist, was nun geschehen soll: Nach ersten Plänen der Stadt sollen die
Toten dort erst einmal weiter ruhen. “Erst wenn dort gebaut werden sollte,
werden die sterblichen Überreste umgebettet”, sagte Stadtsprecher Walter.
Allerdings rechnet man mit neuerlichen Suchaufträgen von Hinterbliebenen.
Denn noch immer gelten in Deutschland 1,3 Millionen Menschen als
kriegsvermisst. Zudem könnte die Brache, wo das Massengrab entdeckt wurde,
völkerrechtlich nun als Kriegsgräberstätte gelten. Solche Orte müssten dann
als Kriegsgräberstätte gepflegt werden. Das Potsdamer Innenministerium
stellte inzwischen für eine mögliche Umbettung Geld in Aussicht.
(MAZ) BERLIN/POTSDAM Bundestagspräsident Wolfgang Thierse hat an die CDU
appelliert, sich an den Protesten gegen den geplanten Neonazi-Aufmarsch
am 18. Juni in Halbe (Dahme-Spreewald) zu beteiligen. “Ich halte es für
wichtig, dass sich die Demokraten wehren und dass sie ihre Straßen und
ihre Plätze und ihre Gedanken und ihre Sprache gegen die Neonazis
verteidigen”, sagte Thierse am Wochenende. Er kündigte an, auf der
Gegenveranstaltung in Halbe zu sprechen. Thierse kritisierte die
Weigerung der CDU, sich an der Gegendemonstration mit dem lokalen
Aktionsbündnis zu beteiligen.
Zu ihr haben unter anderem SPD, PDS, Grüne und Gewerkschaften
aufgerufen. Auch Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) hat sein
Kommen zugesagt. Die CDU will nicht teilnehmen, weil eine solche
Demonstration den Rechtsextremisten nur ein unangemessenes Medienecho
verschaffe und zu den Organisatoren auch antidemokratische Kräfte wie
die DKP zählten. Seit Jahren versammeln sich Neonazis anlässlich des
Volkstrauertages zu einem “Heldengedenken” in Halbe. Dort liegt der
bundesweit größte Soldatenfriedhof, auf dem rund 23000 Tote der letzten
Kesselschlacht des Zweiten Weltkrieges begraben sind.
Brandenburgs CDU-Generalsekretär Sven Petke griff Thierse scharf an und
warf ihm vor, vom Versagen der Bundesregierung in der Auseinandersetzung
mit dem Rechtsextremismus ablenken zu wollen. SPD und Grüne trügen die
Hauptverantwortung für fünf Millionen Arbeitslose in Deutschland und
damit auch die Verantwortung “für diesen Nährboden des
Rechtsextremismus”. Obendrein sei die rot-grüne Koalition mit dem
NPD-Verbot “peinlich gescheitert”.
Kraftprobe in Halbe*
(Tagesspiegel) Wie ernst nimmt Brandenburgs Politik, wie ernst nimmt die CDU den Kampf
gegen den Rechtsextremismus? Die Frage ist berechtigt: Erneut wollen
Neo-Nazis am Sonnabend in Halbe aufmarschieren — aber die Koalition aus
SPD und CDU streitet über ihren Gegenkurs. Das ist besonders bedenklich,
weil die Neo-Nazis ein Exempel statuieren wollen: Im Mai beschloss der
Landtag ein Gesetz zum Schutz der Kriegsgräberstätten im Land. Einziger
Zweck: Braune Provokationen auf Deutschlands größtem Soldatenfriedhof zu
verhindern. Die “Lex Halbe” hat die Nazis angestachelt: Sie wollen sich
nun in der Nähe des Friedhofs, wo das Gesetz nicht greift, zum
“Heldengedenken” versammeln. Halbe soll jetzt erst recht ein
Wallfahrtsort für Extremisten werden.
Das zu verhindern, ist selbstverständliche Pflicht der Demokraten. Ein
breites gesellschaftliches Bündnis hat deshalb zu einer
Gegendemonstration aufgerufen. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse wird
sprechen, Ministerpräsident Matthias Platzeck (beide SPD) kommt. Doch
CDU-Landeschef und Innenminister Jörg Schönbohm warnt vor einer
Beteiligung der Union. Ihm passt nicht, dass neben SPD, PDS, Grünen,
Gewerkschaften, Landessportbund und anderen auch DKP und KPD mit dabei
sind und die Neonazis ein “unangemessenes Medienecho” erhalten.
Überzeugend sind seine Argumente aber nicht: Kommt es nicht darauf an,
dass möglichst viele demonstrieren, die Nazis eine verschwindende
Minderheit sind? Und sorgt Schönbohm nicht selbst für ein ungutes
Medienecho, weil die Koalition bei der Bekämpfung des Rechtsextremismus
wieder mal uneins ist?
Fest steht, dass entschlossener Kampfgeist der Demokraten gerade in
Brandenburg Not tut: Die rechtsextremistischen Straftaten nehmen zu, die
Szene wird gefährlicher. Wie passt das mit dem von Schönbohm geforderten
Boykott zusammen? Wo Tausende Bürger auf die Straße gehen, bleiben die
Nazis stecken — das haben der 13. Februar in Dresden und der 8. Mai in
Berlin gezeigt. Und schließlich: Wie verträgt sich Schönbohms Haltung
mit seiner eigenen Forderung nach einer zivilen Bürgerwehr, die dem
Rechtsextremismus entgegentreten muss?
Die Antworten ist Schönbohm bisher schuldig geblieben — auch seiner
eigenen Partei. Denn eine ganze Reihe von Christdemokraten teilt die
Ansichten ihres Parteichefs in dieser Frage nicht: So wollen
CDU-Kommunalpolitiker in Halbe gegen die Rechtsextremisten
demonstrieren. Die CDU-Hochschulministerin Johanna Wanka ermuntert als
Kreischefin von Dahme-Spreewald ihre Parteifreunde dazu, erwägt selbst,
sich dem Anti-Nazi- Zug anzuschließen. Es wäre auch mehr als merkwürdig,
wenn der von Schönbohms Union gänzlich boykottiert würde.
Rote Karte für Lafontaine?
(dpa, PNN) Potsdam — Brandenburgs CDU-Vorsitzender und Innenminister Jörg Schönbohm hat dem Linksbündnis von PDS und WASG schon vor seiner Gründung die Glaubwürdigkeit abgesprochen. Zu den voraussichtlichen Spitzenkandidaten, dem früheren SPD-Chef Oskar Lafontaine und dem PDS-Politiker Gregor Gysi sagte Schönbohm am Freitag in Potsdam: „Das sind zwei die links reden und tiefbürgerlich leben. Ich gehe davon aus, dass die Wähler bei der Wahl Lafontaine endgültig die Rote Karte zeigen, es wird auch höchste Zeit.“ Man müsse auf die wirklichen Schwierigkeiten der Menschen vor Ort achten. „Ich glaube das Lafontaine davon nichts mehr weiß und Gysi auch nicht.“
PDS-Vorstandsmitglied Dagmar Enkelmann hat die Kandidatur des früheren SPD-Vorsitzenden Oskar Lafontaines für ein Linksbündnis begrüßt. „Das neue Bündnis hat neben Gregor Gysi eine zweite Leitfigur bekommen“, sagte Enkelmann am Freitag. Dadurch werde zusätzliche Bewegung in das angestrebte Linksprojekt von PDS und Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (WASG) kommen. „Über die inhaltlichen Positionen sind wir uns weitgehend einig geworden“, zog Enkelmann Bilanz nach der jüngsten Sitzung mit Vertretern der WASG. „Und am Namen sollte das Bündnis nicht scheitern.“
Der brandenburgische SPD-Geschäftsführer Klaus Ness hat die Mitarbeit des früheren SPD-Vorsitzenden Oskar Lafontaine in einem geplanten Linksbündnis verurteilt. „Lafontaine ist ein Mann von gestern“, sagte Ness am Freitag. „Er nutzt jetzt die letzte Chance, seine Eitelkeiten öffentlich ausleben zu können.“ Er glaube nicht, dass das Linksbündnis von PDS und Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (WASG) viel Freude an Lafontaine haben werde. „Das Linksbündnis wird keinen Anteil an der Gestaltung der politischen Zukunft Deutschlands haben“, zeigte sich Ness überzeugt. „Dennoch werden wir eine harte Auseinandersetzung um die Stimmen führen.“ Die PDS werde nicht als Linkspartei sondern als ostdeutsche Interessenpartei gewählt.
(thm, Tagesspiegel) Potsdam — Das Bündnis gegen den Neonazi-Aufmarsch am 18.Juni zur Verherrlichung der Wehrmacht in der Nähe des Soldatenfriedhofs Halbe wird immer größer: Am Freitag schlossen sich auch der Deutsche Gewerkschaftsbund und der Landesanglerverband dem Protestaufruf „Flagge zeigen“ an, der bereits von Landtagspräsident Gunter Fritsch, den Parteien SPD, PDS und den Bündnisgrünen unterstützt wird. Mit dabei sind auch die Evangelische Kirche, der Landessportbund und die Arbeiterwohlfahrt. Dagegen sieht Innenminister Jörg Schönbohm, der auch CDU-Landeschef ist, die Gegenkundgebung kritisch – weil auch DKP, KPD und FDJ Berlin mitmachen. Während die Landes-CDU eine Teilnahme ablehnt, will CDU-Kreischefin Johanna Wanka die Basis vor Ort mobilisieren. Zu dem Neonazi-Aufmarsch sind 200 bis 300 Teilnehmer angemeldet. Das Aktionsbündnis hofft auf mehrere tausend Gegendemonstranten.
Bündnis gegen Neonazi-Aufmarsch in Halbe größer
(epd, Berliner MoPo) Halbe/Berlin — Gegen den geplanten Neonazi-Aufmarsch am Soldatenfriedhof in Halbe am 18. Juni formiert sich ein immer größeres Bündnis. Nach Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD), den Parteien SPD, PDS und den Bündnisgrünen sowie dem Landessportbund und der Arbeiterwohlfahrt (AWO) hat sich gestern auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) dem Protestaufruf “Flagge zeigen” angeschlossen. Auch in Halbe dürften Neonazis keine Gelegenheit erhalten, “ihre vergiftende Propaganda zu verbreiten oder demokratiefeindliche Symbole zu präsentieren”, erklärte der DGB-Landesverband Berlin-Brandenburg. Die Landes-CDU will sich nach Angaben ihres Sprechers Rüdiger Scholz nicht beteiligen. Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) will als Vorsitzende des CDU-Kreisverbandes die Mitglieder zur Teilnahme aufrufen. Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) will den Polizeieinsatz vor Ort begleiten.
Justizbeamte wollen sich offenbar an Fernsehjournalistin rächen. Dubiose
Vorwürfe. Ein Gespräch mit Gabi Probst vom RBB
Gabi Probst ist Fernsehjournalistin beim RBB (Rundfunk
Berlin-Brandenburg). Sie deckte von 2003 bis 2005 mehrere
Gefängnisskandale in Brandenburg auf und erhielt dafür den Pressepreis
des Deutschen Anwaltsvereins. Bei den Fernsehberichten ging es u. a.
darum, daß Gefängniswärter Häftlinge für sich privat arbeiten ließen,
sie mißhandelt oder unverhältnismäßig gefesselt haben sollen. Ein
weiterer Vorwurf ist unterlassene Hilfeleistung.
F: Die Staatsanwaltschaft wirft Ihnen Urkundenfälschung vor, weil Sie
auf einem Brief an einen Gefangenen ein Pseudonym als Absender verwendet
haben. Sehen Sie einen Zusammenhang zu Ihrer Berichterstattung für das
Magazin »Klartext« vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) über die
Zustände in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Brandenburg/ Havel?
Den Zusammenhang sehe ich durchaus. Ich halte das für eine
Retourkutsche, weil der Anzeigende, der der Leiter der JVA Brandenburg
ist, nach meiner Berichterstattung über die dortigen Zustände erst
einmal vom Dienst suspendiert wurde. Und die Staatsanwaltschaft ist
genau diejenige, die ich kritisierte, weil sie die über 200
Strafanzeigen abgeschmettert hat, die Gefangene nach meiner
Berichterstattung erstattet hatten. Ich habe das Pseudonym benutzt, weil
Briefe, die ich vorher schrieb, nie bei den Gefangenen angekommen waren.
F: Ihre Berichte führten dazu, daß einige JVA-Beamte Bußgelder zahlen
mußten. Gegen andere Beteiligte laufen gerade Prozesse oder sind
Anklagen erhoben worden. Eigentlich müßte die Justiz Ihnen dankbar sein,
daß Sie schwarze Schafe »dingfest« gemacht haben. Die sollen sich ja
schließlich wegen Unterschlagung, Untreue, unterlassener Hilfeleistung,
Körperverletzung und anderer Delikte strafbar gemacht haben.
Man muß mir überhaupt nicht dankbar sein, das ist meine Arbeit. Und
meine tiefste Überzeugung ist: Die Gesellschaft und die mit der
Resozialisierung Strafgefangener Beauftragten haben nicht das Recht,
selbst Straftaten zu begehen. Es laufen ja noch einige Verfahren, in
denen die Vorwürfe gegen Justizvollzugsbeamte geprüft werden. Wenn die
sich bestätigen, wie es in einigen Fällen schon geschah, dann freue ich
mich natürlich, ein klein wenig zur Gerechtigkeit beigetragen zu haben.
F: Die Staatsanwaltschaft hat Ihnen vorgeschlagen, das Verfahren gegen
Sie gegen 300 Euro Geldbuße einzustellen. Ist das akzeptabel für Sie?
Ich frage mich, wofür ich die 300 Euro bezahlen soll. Ich habe ein gutes
Gewissen und bin mir keiner Schuld bewußt, etwas Rechtswidriges getan zu
haben.
F: Sie hätten ja ebenso als Absender Donald Duck aus Entenhausen angeben
können …
Natürlich: In einem Gesetzeskommentar heißt es, daß es in Ordnung ist,
wenn der Adressat weiß, wer der Absender ist.
F: Offenbar ist hier nicht der Absender das Problem, sondern der
JVA-Leiter, der durch Ihre Berichterstattung beinahe seinen Job verloren
hätte …
Das Problem ist, daß ich des öfteren angezeigt werde, weil sich Leute
auf den Schlips getreten fühlen. Die Staatsanwaltschaft hat bisher alle
Ermittlungsverfahren eingestellt. Jetzt kommt aber eine neue Qualität
hinzu: Die Staatsanwaltschaft fordert von mir die Angabe meiner
Privatanschrift. Ich vermute, daß sie Einblick in mein Privatleben haben
und mich einschüchtern will. Wenn ich früher angezeigt wurde, hat sich
die Staatsanwaltschaft stets mit meiner Dienstadresse begnügt. Die
Behörde ging sogar so weit, daß sie mir 600 Euro Geldstrafe androhte,
falls ich die privaten Daten nicht herausrücke.
F: Hat Sie die Drohung weichgemacht?
Ich habe mich bislang geweigert. Aus gutem Grund bin ich seit acht
Jahren durch eine Sperre im Einwohnermeldeamt geschützt — es hat schon
Morddrohungen gegen mich gegeben.
Rechte Lieder gespielt
Eine Zeugin informierte am Mittwoch gegen 2.:20 Uhr, die Polizei, dass in
der Johannes‑R.-Becher-Straße in Fürstenwalde rechtsgerichtete Lieder
abgespielt werden. Vor Ort trafen die Beamten vier Männer an. Im CD-Player
befanden sich zwei Tonträger verbotener rechtsradikaler Gruppen. Diese und
weitere CDs wurde sichergestellt. Die Beschuldigten (20, 23, 30, 49) waren
stark betrunken. Bis auf einen waren sie der Polizei u.a. wegen rechter
Straftaten und Eigentumsdelikten bekannt. Die vier Beschuldigten wurden in
Gewahrsam genommen.
(Michael Maurer, 09.06.2005, Indymedia)
Aufruf zur 1. gemeinsamen Brandenburger Montagsdemonstration in 14913 Jüterbog!
Wir, die Montagsdemonstranten aus ganz Brandenburg rufen Sie auf, zusammen mit uns, an der 1. gemeinsamen Brandenburger Montagsdemonstration teilzunehmen.
Die Kundgebung findet unter dem Motto “Nicht einsam — Gemeinsam gegen den Sozialabbau” am 2. Juli 2005 von 14:00 Uhr bis 18:00 Uhr in 14913 Jüterbog auf dem Marktplatz statt.
Es sprechen zu Ihnen:
Prof.Peter Grottian (FU-Berlin, Sozialforum Berlin)
und viele Betroffene aus den Städten.
Es rufen auf, die Organisatoren der Montagsdemos und Sozialbündnisse aus den Städten:
Jüterbog, Senftenberg, Angermünde, Eberswalde, Finsterwalde, Eisenhüttenstadt, Frankfurt (Oder), Königs-Wusterhausen, Elsterwerda, Forst, Bad Freienwalde, Potsdam, Erkner, Storkow, Spremberg, Kyritz, Brandenburg an der Havel, Zossen, Hoyerswerda und Berlin
Ablauf:
14:00 bis 15:00 Auftaktkundgebung auf dem Marktplatz
ca. 15:00 bis 16:00 Uhr Demonstration um die Jüterboger Altstadt
ca. 16:00 bis 17:00 Abschlusskundgebung auf dem Marktplatz
Mit solidarischen Grüßen
Michael Maurer
Original-Artikel mit Plakatbild findet Ihr hier.
(Jens Sell, MOZ) Strausberg — Das neue Asylbewerberheim in der Wriezener Straße ist empfangsbereit. Rund 170 Zuwanderer sollen aus den Gebäuden im Roten Luch bei Waldsieversdorf umziehen. In der Umgebung des ehemaligen Arbeitsamtes gibt es allerdings Bedenken, ob das Zusammenleben reibungslos funktionieren werde. Die Wohnungsbaugenossenschaft sieht mit Sorge auf die Zuwegung über die Fritz-Reuter-Straße.
Siegfried Jendreizik legt die Stirn in Falten, wenn er vom Hof seines Wohnhauses auf das Nachbargrundstück blickt. Seit fünf Jahren wohnt der frühere Buckower Lokführer in der Strausberger Fritz-Reuter-Straße. Die Wohnungsbaugenossenschaft Aufbau hat eines des früheren Offiziershäuser saniert und um einen zweiten modernen Flügel erweitert. In den Wohnungen leben überwiegend Senioren-Ehepaare. Deshalb auch ist der kleine Spielplatz in einer Ecke des gepflegten Hofes offenkundig unbenutzt. Den früheren Sandkasten hat die Genossenschaft durch eine Kunststoffmuschel ersetzt. Dort spielen nur ab und zu Enkelkinder der Bewohner.
Siegfried Jendreiziks Blick schweift über den seitlichen Zaun, wo hohes Gras ungehemmt wächst. Nicht vollständig ist das Gras so hoch. Ein Streifen vor einem nur mit Draht gesicherten zweiflügligen Tor zur oberhalb gelegenen Treppe ist gemäht und deutet den Verlauf eines Weges an. Die Treppe führt vor das erste Arbeitsamt, das in Strausberg nach der Wende eingerichtet wurde.
Dort soll nach dem Willen des Landkreises das Asylbewerberheim einziehen. “Es gibt den Antrag zur Umwidmung zu einer Wohnstätte für Zuwanderer”, hatte Stadtplanungschef Thomas Elsner am Dienstagabend die Mitglieder des Bau- und Umweltausschusses der Stadtverordnetenversammlung unter dem Punkt Verschiedenes informiert. Planungsrechtlich sei dies zulässig. Die Zuwegung sei sicher über die Wriezener Straße und die Zufahrt zum Ledigenwohnheim der Bundeswehr vorgesehen, so der Stadtplaner.
Klaus Weinzierl vom Vorstand der Wohnungsbaugenossenschaft sieht hingegen den gemähten Streifen auf dem Nachbargrundstück, das an die Fritz-Reuter-Straße grenzt, mit Sorge: “Wir fürchten um die Wohnqualität an diesem Standort, wenn der Zugang zum geplanten Heim über diese Wiese erfolgen soll.” Der Aufsichtsrat der Genossenschaft habe sich deshalb schriftlich mit Anfragen an den Landrat gewandt. Schon vor Jahren habe sich die Genossenschaft um den Kauf des Nachbargrundstücks beim Bundesvermögensamt beworben. Sie hätte gern ein weiteres Wohnhaus an die Fritz-Reuter-Straße gebaut. Jetzt seien wohl alle Chancen verflogen, vermutet Weinzierl. Den Standort für das Zuwandererheim hält er für ungeeignet: “Wir sind der Meinung, dass eine solche Einrichtung nicht ins Zentrum der Stadt gehört. Nicht nur unsere Mieter fürchten um ihre Ruhe. Das Oberstufenzentrum mit seinen Tausenden Schülern kann auch zu Konflikten führen.” Siegfried Jendreizik betont, grundsätzlich keine Vorbehalte gegenüber Asylbewerbern zu haben. Doch sagt er sich, wenn erst einmal das Tor im Zaun offen stehe, würden auch hunderte OSZ-Schüler über das Grundstück zur Schule ziehen.
Edelgard Neukirch vom Sozialpark Märkisch-Oderland, der das Heim betreiben soll, ist offen für die Bedenken der Anwohner: “Wir werden, wenn das Haus eröffnet ist, einen Tag der offenen Tür veranstalten und die Bürger dazu einladen.” Im direkten Gespräch könne man Vorbehalte am besten abbauen. Wann das sein wird, hänge unter anderem von der Genehmigung der Umwidmung ab. Der Sozialpark hat schon in den Umbau der früheren Behörde zur Wohnstätte investiert. Jetzt seien noch Auflagen in arbeitsschutz- und brandschutzrechtlicher Hinsicht zu erfüllen.
Der Sozialpark kehrt mit dem Heim an eine frühere Wirkungsstätte zurück. Die kleine Villa neben dem Amtsgebäude war einst sein Sitz.

