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Brandenburg bei Ökolandbau Spitze

(MOZ, dpa) Berlin. Der Ökoland­bau im Land Bran­den­burg liegt mit einem Anteil von 9,3 Prozent der Land­wirtschafts­fläche nach Angaben von Agrarmin­is­ter Diet­mar Woid­ke (SPD) bun­desweit an der Spitze. In der Mark wer­den 125 155 Hek­tar (ha) ökol­o­gisch bewirtschaftet, 6500 ha seien 2004 hinzugekom­men. Der Ökoland­bau soll in diesem Jahr die bish­er höch­ste Förderung erhal­ten, kündigte der Min­is­ter am Son­ntag auf der Grü­nen Woche an. 

Geplant sei eine finanzielle Unter­stützung in Höhe von 16 Mil­lio­nen Euro. 2004 wur­den Neue­in­steiger und beste­hende Öko­be­triebe laut Min­is­teri­um mit 14 Mil­lio­nen Euro gefördert. Von 1991 bis zum Jahr 2004 seien ins­ge­samt 80,1 Mil­lio­nen Euro Ökoför­der­mit­tel geflossen. 

“Einziger Wer­mut­stropfen: Wegen des Aus­laufens der aktuellen EU-Förder­pe­ri­ode im Jahr 2006 kön­nen derzeit keine neuen Anträge für den Ein­stieg in das fün­fjährige Förder­pro­gramm zum Ökoland­bau gestellt werde”, heißt es. Dies gelte für alle Agrarumwelt­maß­nah­men. Wer allerd­ings im Pro­gramm sei, bekomme auch weit­er­hin sein Geld. 

Im ver­gan­genen Jahr hät­ten den 108 Anmel­dun­gen für den Ökobere­ich 33 Abmel­dun­gen gegenüberge­s­tanden. Die Zahl der Erzeuger, Ver­ar­beitungs- und Han­del­sun­ternehmen sei von 654 im Jahr 2003 auf nun 728 gestiegen, erläuterte das Min­is­teri­um. Davon seien 631 land­wirtschaftliche und garten­bauliche Unternehmen. 

Der Anteil der ver­ar­bei­t­en­den Betriebe ein­schließlich Hofver­ar­beitung mache weniger als 20 Prozent aus. Allerd­ings wür­den die let­zten Neuan­mel­dun­gen ein anderes Bild zeigen. Von den 108 Betrieben seien 31 ver­ar­bei­t­ende Unternehmen. Von diesen wiederum sei die Hälfte Unternehmen der Außer-Haus-Ver­sorgung wie Kan­ti­nen, Mensen und Caterer.

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Studenten sollen zahlen

(MAZ, Rüdi­ger Braun) POTSDAM Soll­ten die Karl­sruher Ver­fas­sungsrichter das bun­desweite Ver­bot von Stu­di­enge­bühren für das Erst­studi­um am Mittwoch kip­pen — und danach sieht es aus -, will zumin­d­est Baden-Würt­tem­berg sofort ein Gesetz entwer­fen, nach dem Stu­den­ten vom ersten Semes­ter an zur Kasse gebeten wer­den. Die Neuregelung kön­nte laut Stuttgarter Wis­senschaftsmin­is­teri­um ab 2007 greifen. 500 Euro pro Semes­ter hat Min­is­ter Peter Franken­berg (CDU) vorgeschla­gen. Die staatlichen Mit­tel reicht­en zur Finanzierung der Hochschulen nicht mehr aus, recht­fer­tigt er den Vorstoß von sechs union­s­ge­führten Bun­deslän­dern vor dem ober­sten Gericht. 

Allein Baden-Würt­tem­berg ver­spricht sich Gebührenein­nah­men von etwa 168 Mil­lio­nen Euro im Jahr, die zweck­ge­bun­den den Unis zukom­men sollen. Und zusät­zliche Gelder haben bun­desweit alle Hochschulen bit­ter nötig. Ihre Unter­fi­nanzierung beläuft sich auf inzwis­chen vier Mil­liar­den Euro jährlich, sagt die bil­dungspoli­tis­che Sprecherin der Union im Bun­destag, Kathe­ri­na Reiche (CDU).

“Bran­den­burg wird auf keinen Fall zum Vor­re­it­er bei Stu­di­enge­bühren”, teilt eine Sprecherin des von der CDU-Min­is­terin Johan­na Wan­ka geführten Wis­senschaftsmin­is­teri­ums in Pots­dam mit. Ander­er­seits gibt es im Hause Wan­ka auch keine grund­sät­zliche Abnei­gung gegen Stu­di­enge­bühren. “Frau Wan­ka hat Sym­pa­thien für ein ganz spezielles Mod­ell”, heißt es. Eine Grund­fi­nanzierung des stu­den­tis­chen Leben­sun­ter­haltes müsse gesichert sein. Bafög und Eltern­frei­be­träge soll­ten dafür zusam­menge­fasst werden. 

Zur Finanzierung des Studi­ums sei ein Kred­it denkbar, mit dem die Gebühren bezahlt wer­den. Dabei seien 500 Euro pro Semes­ter “eine Vari­ante”. Bran­den­burg dürfe jeden­falls keinen Wet­tbe­werb­snachteil gegenüber anderen Bun­deslän­dern haben, die dank Stu­di­enge­bühren ihre Hochschulen bess­er ausstat­ten kön­nten. Laut Wan­ka-Min­is­teri­um kön­nte ein neues Gesetz früh­estens 2006 vorliegen. 

Zumin­d­est Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck (SPD), der gle­ichzeit­ig SPD-Lan­deschef ist, dürfte sich solchen Über­legun­gen nicht in den Weg stellen. Ver­gan­gene Woche war er heftig von Stu­den­ten kri­tisiert wor­den, weil er sich beim Neu­jahrsemp­fang der Uni­ver­sität Pots­dam geweigert hat­te, noch ein­mal einen SPD-Beschluss vom August 2004 zu unter­schreiben, in welchem sich die Partei gegen Stu­di­enge­bühren ausspricht. 

“Der Min­is­ter­präsi­dent hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass der all­ge­meine Trend auf Stu­di­enge­bühren zuläuft”, erk­lärte SPD-Lan­des­geschäfts­führer Klaus Ness. Platzeck selb­st sei jedoch kein Ver­fechter von Stu­di­enge­bühren. “Er hat aber Sym­pa­thie für Mod­elle mit nachge­lagerten Gebühren.” Bess­er Ver­di­enende trü­gen zur sozialen Gerechtigkeit bei, wenn sie einen Teil von dem zurück­geben wür­den, was ihnen das Studi­um gegeben habe, sobald sie im Beruf­sleben stün­den. Die SPD lehne aber Mod­elle ab, die vor allem die Eltern belasteten. “Das kann wirk­lich zu Gerechtigkeit­sprob­le­men führen”, sagt Ness. Über die mögliche Höhe nachge­lagert­er Gebühren gebe es noch keine konkreten Vorschläge. 

Gerd-Rüdi­ger Hoff­mann, hochschulpoli­tis­ch­er Sprech­er der PDS-Frak­tion im Land­tag, stellt noch ein­mal klar, dass seine Partei gegen Stu­di­enge­bühren ist. Das von anderen Parteien vorge­brachte Argu­ment, Gesellen müssten für ihre Meis­ter­aus­bil­dung auch zahlen, mag er nicht gel­ten lassen: “Für mich ist der Bezugspunkt ein ander­er. Wenn Pisa etwas gelehrt hat, dann dass der Anteil von Studieren­den aus sozial schwachen Schicht­en geringer wird.” Ger­ade Bran­den­burg, wo die Nei­gung zu studieren ger­ing sei, sollte auf die Ein­führung von Gebühren verzichten. 

Welche Fol­gen Stu­di­enge­bühren haben wer­den, ist umstrit­ten. Bun­des­bil­dungsmin­is­terin Edel­gard Bul­mahn (SPD) warnt ein­dringlich davor. Schon jet­zt koste ein Studi­um durch­schnit­tlich 40 000 Euro. Kämen noch weit­ere Gebühren hinzu, wür­den Kinder aus einkom­menss­chwachen Fam­i­lien vom Studi­um abgeschreckt. Ihr Anteil an allen Stu­den­ten sank dem Deutschen Stu­den­ten­werk zufolge seit 1982 bere­its von 23 Prozent auf 13 Prozent, während der Anteil der Studieren­den aus einkom­mensstarken Fam­i­lien von 17 auf 33 Prozent anstieg. Nur acht von hun­dert Kindern aus ärmeren Haushal­ten studieren heute noch. 

Der Baden-Würt­tem­berg­er Wis­senschaftsmin­is­ter Franken­berg will das so nicht gel­ten lassen. Die Gebühren sollen sozialverträglich sein. Ein von Franken­berg erstelltes Papi­er sieht vor, 30 Prozent der Stu­den­ten von der 500-Euro-Gebühr aus sozialen Grün­den zu befreien. Zudem kön­nten Einkom­menss­chwache die Stu­di­enge­bühren durch zins­gün­stige Kred­ite finanzieren, die dann später abhängig vom Einkom­men getil­gt würden.

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Neonazi-Propaganda prallt an Jugendklub ab

Net­zw­erk ruft für Sonnabend zu Aktio­nen gegen einen Auf­marsch an der Bernauer Ein­rich­tung »Dos­to«

(ND, 22.1., Andreas Fritsche) An diesem Sonnabend wollen in Bernau Neon­azis auf­marschieren. Ihre Parole: »Gegen die Neu­fi­nanzierung des Dos­to, keine Kohle für Chaoten, fördert die deutsche Jugend«.

Hin­ter­grund ist eine Entschei­dung der Stadtverord­neten­ver­samm­lung vom 25. Novem­ber zum Umzug des Jugend­klubs Dos­to, der bish­er in ein­er mar­o­den Baracke hin­ter dem Kul­turhof an der Bre­itschei­d­straße 43a unterge­bracht ist. Als neues Objekt ist der nebe­nan gele­gene Sozial­trakt ein­er alten Fahrzeug­fab­rik ins Auge gefasst. Kosten­punkt: 250000 Euro. Das Par­la­ment entsch­ied auf eine Ini­tia­tive der PDS hin mit 28 Ja-Stim­men bei nur zwei Nein-Stim­men und zwei Enthal­tun­gen, die Stadtver­wal­tung solle die Stan­dort­frage bis zum 1. März klären und die notwendi­gen Gelder im Nach­tragshaushalt berücksichtigen.
Das Dos­to ist ein in der Region rund um Berlin bekan­nter Tre­ff­punkt link­er Jugendlich­er. Im Umfeld des Clubs bewegt sich die Alter­na­tive Jugendliste Bernau, die mit Christi­na Wendt eine Vertreterin ins Stadt­par­la­ment entsandte.

Die Neon­azis möcht­en eine Runde durch Bernau drehen und dabei pro­voka­tiv am Dos­to vor­beiziehen. Das örtliche Net­zw­erk für Tol­er­anz und Weltof­fen­heit lässt sich das nicht bieten und organ­isiert gemein­sam mit anderen Aktio­nen unter dem Mot­to »Bernau pflegt die Kul­tur als Schatz– für Nazi-Blöd­heit bleibt kein Platz«. Angemeldet ist eine Gegen­ver­anstal­tung von 9 bis 11.30 Uhr auf dem Stein­tor­platz. Am Sam­melplatz der Recht­sex­trem­is­ten– dem Bahn­hofsvor­platz– sollen Trans­par­ente aufge­hängt werden.
Außer­dem wer­den Zweier­grup­pen des Net­zw­erkes den Auf­marsch begleit­en und Pas­san­ten Handzettel zusteck­en. Die Zettel klären darüber auf, dass es ein Trugschluss wäre, die wahrschein­lich »ordentlich in Reih und Glied« laufend­en Recht­sex­tremen für harm­los zu hal­ten, wie Eva Maria Rebs am Fre­itag sagte.

Rebs ist Ref­er­entin von Bürg­er­meis­ter Hubert Hand­ke (CDU) und gle­ichzeit­ig im Net­zw­erk für Tol­er­anz und Weltof­fen­heit aktiv. Brisant ist bei den Gege­nak­tio­nen, dass es schon lange Kon­flik­te zwis­chen Rebs und eini­gen Dos­to-Besuch­ern gibt. Jene gehören der Autonomen Jugen­dan­tifa Bernau (AJAB) an, die teil­weise anti­deutsche Posi­tio­nen vertritt.
In der anti­deutschen Szene wird zum Beispiel die Ansicht vertreten, die Deutschen, die für zwei Weltkriege ver­ant­wortlich sind, seien an sich schlecht und müssten über die ganze Welt ver­streut wer­den, damit sie keinen Schaden mehr anricht­en kön­nen. Geleit­et von der­ar­ti­gen Überzeu­gun­gen skandierten Jugen­dan­tifas bei ein­er Demon­stra­tion im ver­gan­genen Jahr: »Bomber-Har­ris und die Flut, diese zwei tun Deutsch­land gut.«

Rebs schüt­telt mit dem Kopf: »Die Anti­deutschen blenden naiv die ökonomis­chen Ursachen von Kriegen aus.« Krieg sei immer da, wo Öl lagere und wo jemand daran ver­di­ene. Allerd­ings zog die Ref­er­entin mit Blick auf die AJAB auch schon einen unpassenden Ver­gle­ich, der für einen kleinen Skan­dal sorgte: Das Rot von deren Fahne erin­nere sie an das Rot der Fahne der NSDAP, erk­lärte sie im Jahr 2004 auf ein­er Kundgebung.
Dabei beken­nt neben Rebs auch Thomas Janosch­ka, der Vor­sitzende des Dos­to-Trägervere­ins b.i.f., dass es eigentlich darum gehen sollte, dass bei­de Seit­en gegen die Neon­azis an einem Strang ziehen. Von der AJAB selb­st war keine Aus­sage zu bekom­men. Zwar ist Bernau nach Angaben der Polizei mit 55 reg­istri­erten recht­sex­trem­istis­chen Straftat­en im Jahr 2003 keine Neon­azi-Hochburg. Man dürfte das Prob­lem aber deswe­gen nicht kleinre­den, warnt b.i.f.-Chef Janoschka.

Für Rebs geht es am Sonnabend nicht nur darum, dem Auf­marsch ent­ge­gen­zutreten. Es müsse den Bernauer Bürg­ern auch klar gemacht wer­den, dass Dos­to ein guter Jugend­klub sei, der eine wichtige Arbeit leiste. So kom­men dieser Tage Jugendliche von ein­er Exkur­sion zur KZ-Gedenkstätte Auschwitz zurück. »Wir haben nicht Klubs für Linke und Rechte. Wir haben nur Klubs für demokratis­che Jugen­dar­beit und die Recht­en sind keine Demokrat­en«, meint Rebs.

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Sprengstoff-Anschlag auf linken Jugendklub


Bernau (Bran­den­burg): 35 Neon­azis demon­stri­erten am Sam­stag gegen den linken Jugend­klub “Dos­to” — In der Nacht explodiert ein Sprengsatz am Dos­to, nur durch Zufall wird nie­mand verletzt

INFORIOT Etwa 35 Neon­azis des so genan­nten “Nationalen Bünd­nis Preußen” um den lokalen Kam­er­ad­schaft­sak­tivis­ten Roy G. haben am Sam­stag unter dem Mot­to “Keine Kohle für Chaoten” gegen das Dos­to demon­stri­ert. Das Dos­to ist ein städtis­ch­er Jugend­klub, der vor allem von alter­na­tiv­en Jugendlichen besucht wird. Dort find­en Konz­erte und linke, poli­tis­che Infoabende statt und Recht­sex­trem­is­mus immer wieder als gesellschaftlich­es Prob­lem ange­sprochen. Die Nazide­mo gegen das Dos­to ver­lief ohne Störun­gen. Am Rande gab es eine von 100 Leuten besuchte städtis­che Gegenkundgebung. 

Am Sam­stagabend gab es dann eine Geburt­stagspar­ty im Dos­to. Gegen 1.40 Uhr kam es dann urplöt­zlich zu ein­er Explo­sion. Nur durch einen Zufall befan­den sich alle Dos­to-Gäste im hin­teren Teil des Gebäudes, es wurde nie­mand ver­let­zt. “Ein solch­er ter­ror­is­tis­ch­er Angriff ist eine neue Qual­ität poli­tis­chen Han­delns rechter Grup­pierun­gen in Bran­den­burg”, schätzt das “Demokratis­che Jugend­fo­rum Bran­den­burg (DJB)”, dort ist auch das Dos­to engagiert, den Anschlag ein. Der Sprengsatz wurde von außen an das Dos­to gelegt und richtete Sach­schaden an.

Auch im in der Nähe von Bernau gele­ge­nen Straus­berg gab es am Sonnabend Ärg­er mit Neon­azis. Bei ein­er Par­ty im Horte, eben­falls ein alter­na­tiv­er Jugend­klub, taucht­en fünf bis sechs Rechte auf und provozierten eine Auseinan­der­set­zung mit den Gästen. Als ihnen Hausver­bot aus­ge­sprochen wurde, schlu­gen sie einen Horte-Mitar­beit­er mit einem Ham­mer nieder. Auf Seit­en der Neon­azis war unter anderem der Sohn der Bran­den­burg­er DVU-Land­tagsab­ge­ord­neten Liane Hes­sel­barth an dem Vor­fall beteiligt, ist in ein­er Mit­teilung des DJB zu lesen.

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Naziaufmarsch in Bernau

(Autonome Jugen­dan­tifa Bernau [ajab], Sam­stag, Bilder hier) Heute marschierten zum nun­mehr 4. Mal in einem Jahr Neon­azis durch
Bernau. Etwa 40 Per­so­n­en aus dem recht­sex­tremen Spek­trum fol­gten dem
Aufruf der lokalen Kam­er­ad­schaft „Nationales Bünd­nis Preußen“. Der
Auf­marsch richtete sich gegen einen Neubau des all­ge­mein als links
gel­tenden Jugendtr­e­ffs „DOSTO“.

Schon vor eini­gen Monat­en als ein Ersatz für das doch brüchige Gebäude
des „DOS­TOs“ in der Presse Erwäh­nung fand, kon­nte man Het­zein­träge auf
den ein­schlägi­gen Berlin­er Naz­i­home­pages lesen. So schrieb ein gewisser
„ablsms“ auf der Home­page der Berlin­er Alter­na­tive Südost (BASO): „Seit
mitte Novem­ber hat der Stad­trat beschlossen, den Klub zu ver­größern bzw.
‚ein neuen Klub zu bauen. Ich weiß nicht wo daß noch enden soll. ES MUSS
WAS GETAN WERDEN“ (Rechtschrei­bung im Orig­i­nal). Wenig später tauchten
in Bernau unzäh­lige Aufk­le­ber auf, die mit Sprüchen wie „Kein Tre­ff für
gewalt­bere­ite Linke – Nie Wieder Dos­to“ das The­ma auf­grif­f­en, auch diese
stammten wahrschein­lich aus der Fed­er des Nationalen Bünd­nis Preußen“.
Die Möglichkeit eines weit­eren Nazi­auf­marschs war also naheliegend. 

Seit dem 21.04.2004, wo zum ersten Mal Nazis in großer Zahl durch Bernau
marschierten, regte sich auch im bürg­er­lichen Lager etwas. In Reaktion
auf den Nazi­auf­marsch inten­sivierte das Bernauer „Net­zw­erk für Toleranz
und Weltof­fen­heit“ seine Arbeit. Beson­ders her­vor­ge­tan hat sich das
Bürg­er­bünd­nis mit ein­er Ver­anstal­tung gegen Extrem­is­mus und Gewalt auf
dem Bernauer Mark­t­platz, die etwa 300 Bürg­erIn­nen besucht­en. Frau
Eva-Maria Rebs, die Vor­sitzende des Net­zw­erks, ließ es sich nicht nehmen
mal eben die rote Fahne mit der Hak­enkreuz­fahne bzw. Rechtsextremismus
mit antifaschis­tis­chen Aktiv­itäten gle­ichzuset­zen. Auch ein kräftiger
Dämpfer in Rich­tung des „DOS­TOs“ blieb nicht aus, als sie die fehlende
Ver­nun­ft der BesucherIn­nen des Jugendtr­e­ffs anprangerte. 

Am heuti­gen Tage organ­isierte das Net­zw­erk eine Gegenkundge­bung zum
Nazi­auf­marsch mit dem Mot­to „Bernau pflegt Kul­tur als Schatz, für
Naz­i­blöd­heit bleibt kein Platz“, die weit ent­fer­nt von der Naziroute
angemeldet war, sodass der bürg­er­liche Protest mehr oder weniger ins
Leere lief. Vom ursprünglichen Mot­to „Nazis aus­lachen!“, was bewiesen
hätte, dass eine ern­sthafte Auseinan­der­set­zung mit der Prob­lematik nicht
stattge­fun­den hat, wurde glück­licher­weise abge­se­hen. Neben vie­len Reden
und dem Trällern fröh­lich­er Lieder wur­den Flugzettel an die
BernauerIn­nen verteilt, die sie über den Nazi­auf­marsch informieren
soll­ten. For­men des zivilen Unge­hor­sams um den Nazi­auf­marsch zumindest
zu behin­dern wären ja auch zu viel ver­langt gewe­sen. Der Protests des
Net­zw­erks stand in Kon­trast mit der Frus­tra­tion der vor­wiegend jungen
Men­schen, denen der Zugang zur Naziroute ver­wehrt blieb und die gerne
den Nazis ihre Mei­n­ung ins Gesicht gesagt hät­ten. Auf der Kundgebung
befan­den sich zeitweise ca. 70 Men­schen aller Alters­grup­pen. Das „DOSTO
hang in Zusam­me­nar­beit mit dem Net­zw­erk um das Bahnhofsgelände
Trans­par­ente auf, die mit Sprüchen wie „Borgt euch doch ein Zelt“ (als
Anspielung auf den geforderten nationalen Jugend­klub) oder „Heult Doch!“
die Nazis provozierten. 

Die Nazis sam­melten sich ab ca. 9:00 Uhr in der Nähe des Bahn­hofs und
marschierten gegen 9:40 Uhr los. Der Naz­i­mob bestand haupt­säch­lich aus
dem Nationalen Bünd­nis Preußen, der Kam­er­ad­schaft Spreewacht, der NPD
Pankow und der Stur­m­gruppe Licht­en­berg. Keine Spur von MHS, BASO und
ähn­lichen Grup­pen die son­st immer die Teil­nehmerIn­nen Bernauer
Nazi­aufmärsche stell­ten. Ver­misst wurde eben­falls die „Nationale
Jugend­gruppe Barn­im“ aus Rüd­nitz, eine Gruppe die haupt­säch­lich aus
Jugendlichen der Bernauer Gesamtschule beste­ht. Neben den üblichen
plat­ten Parolen durften auch Rede­beiträge nicht fehlen, so wurde der
Aufruf zur Demon­stra­tion mehrere Male vom Redner/Anmelder Hasselmann
rez­i­tiert. Die Polizei reagierte auf den Auf­marsch mit einm riesigen
Aufge­bot an Kräften, da die Anmelder der Nazide­mo 300 TeilnehmerInnen
vermuteten. 

Auch antifaschis­tis­ch­er Protest blieb natür­lich nicht aus. So versuchten
mehrere Grup­pen von Antifas und anderen Jugendlichen zu den Nazis zu
gelan­gen. Die Polizei ver­hin­derte dies und riegelte die Innenstadt
her­metisch ab, was es nahezu unmöglich machte an die Naziroute zu
kom­men. Eini­gen gelang es trotz­dem, den Nazi­auf­marsch die ganze Zeit zu
begleit­en. Trotz der rel­a­tiv niedri­gen Zahl an Neon­azis zeigte sich,
dass das spon­tane Mobilierungspoten­zial der Berlin­er und Brandenburger
Neon­azis­szene gestiegen ist. Diese aktion­sori­en­tierte Strate­gie macht
die freien Kam­er­ad­schaften vor allem für Jugendliche interessant.
Eine Ver­hin­derung bzw. maßge­bliche Behin­derung des Auf­marschs wurde
nicht erreicht. 

Es ist all­ge­mein pos­i­tiv zu bew­erten, dass die Stadt erkan­nt hat, dass
der Kampf gegen den Recht­sex­trem­is­mus nicht allein ein­er lokalen Antifa
über­lassen wer­den kann und sel­ber Aktio­nen stel­lvertre­tend durch das
Net­zw­erk organ­isiert. Die gewählten Aktions­for­men und die Gestal­tung des
Protests, sowie Inhalte die durch das Bünd­nis trans­portiert werden
soll­ten trotz­dem über­dacht wer­den. Es sollte nicht der Anspruch einer
vorge­blich antifaschis­tis­chen Grup­pierung sein, Nazis zu dulden. Es
erweckt den Anschein als wäre ein Gewöh­nung­sprozess an die Neon­azis im
Gange, der durch die etwas zweifel­hafte Gute Laune Atmo­sphäre auf der
heuti­gen Kundge­bung nur noch beflügelt wird. Eine solche Verharmlosung
der Nazis ist somit nicht tol­er­a­bel und wirkt dem notwendigen,
antifaschis­tis­chen Wider­stand ent­ge­gen statt ihn zu stärken. 

autonome jugen­dan­tifa bernau [ajab]

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Mutig wie wenige

(Tagesspiegel, 22.1.) Pots­dam — Sie ist aufgeregt, rud­ert mit dem Arm und reißt beina­he das
Mikrophon vom Tisch. Wie eine helden­hafte Kämpferin gibt sich Nicole L.
nicht. Dabei hat sie eine nicht alltägliche Tugend gezeigt: Zivilcourage.
Die kleine 25-jährige Frau ist in der Nacht zum 18. Juli 2004 einem weitaus
stärk­eren Mann in den Arm gefall­en und hat so ver­mut­lich einen Mord
ver­hin­dert. “Ich habe ihn am linken Handge­lenk fest­ge­hal­ten”, sagt Nicole L.
hastig, “er stand vor mir und hat sich aufgepumpt”. Doch die Frau schaffte
es mit ein­dringlichen Worten, einen weit­eren Angriff auf einen schon
lebens­ge­fährlich ver­let­zten Afrikan­er zu verhindern. 

Jet­zt, ein halbes Jahr später, sitzen der mut­maßliche Täter, ein
Mitangeklagter, das Opfer und dessen Ret­terin nah beieinan­der. Im Potsdamer
Landgericht wird ein Fall ver­han­delt, in dem es mal nicht nur um Fremdenhass
geht, son­dern auch um eine untyp­is­che Reaktion. 

Nicole L. ist am Don­ner­stag als Zeu­g­in aufge­treten. Sie iden­ti­fiziert den
Angeklagten Torsten Z. als den Mann, den sie damals fest­ge­hal­ten hat. Die
Staat­san­waltschaft hat, wie berichtet, den Bundeswehr-Oberfeldwebel
angeklagt, er habe in jen­er Nacht in Brandenburg/Havel dem Keni­an­er Oscar M.
eine abge­broch­ene Bier­flasche in den Hals gestoßen. Das sei ver­suchter Mord,
began­gen aus “frem­den­feindlich motiviert­er Wut”. Am ersten Prozesstag vor
zwei Wochen sagte Torsten Z., er könne sich an fast alles in der Nacht
erin­nern, aber nicht an einen Angriff mit ein­er Flasche. Wie auch immer: Der
Keni­an­er kam nur knapp mit dem Leben davon. Die lange Schnit­twunde liegt
gle­ich neben der Halsschlagader. 

Schon als Torsten Z. und der Mitangeklagte Andreas R. damals anfin­gen, Oscar
M. und einen weit­eren Keni­an­er anzupö­beln, ver­sucht­en Nicole L. und ihre
Bekan­nte Jana B. zu schlicht­en. Diese, 20 Jahre alt, eben­falls nicht eben
groß gewach­sen, beschrieb dem Gericht, wie sie mit Nicole L. auf die beiden
Män­ner einre­dete, die Keni­an­er in Ruhe zu lassen. Als es nichts nützte,
ent­fer­n­ten sich die bei­den Frauen ein wenig, um per Handy die Polizei zu
rufen. Da hörten sie Glas klir­ren. Sie liefen hin und sahen, wie Oscar M.
blu­tend auf Straßen­bahn­schienen lag. Jana B. ver­suchte, dem Keni­an­er zu
helfen — während Nicole L. den Ober­feld­webel fes­thielt und auf ihn
einredete. 

Auch wenn manche Angaben der Zeug­in­nen unge­nau bleiben, zollt Richter Frank
Tie­mann ihnen Respekt. “So viel Zivil­courage zeigen nur wenige”, sagt er,
“darauf kön­nen Sie stolz sein.” 

In Brandenburg/Havel allerd­ings sieht das nicht jed­er so. Sie füh­le sich
bedro­ht, sagt Jana B., und Nicole L. berichtet von Beschimp­fun­gen. Und von
einem Ver­such, sie zur Falschaus­sage zugun­sten von Torsten Z. zu bewegen.
Woher die bei­den Frauen ihren Mut nehmen, kön­nen sie nicht erk­lären. “Wir
haben damals impul­siv reagiert”, sagt Nicole L. Dem Richter erk­lärt sie,
“wie Frauen so sind, haben wir uns eingemischt”. 

Junge Frau stellt sich Ober­feld­webel entgegen

Im Prozess gegen Bun­deswehrsol­dat­en Lob vom Richter für couragiertes
Eingreifen

(MAZ, 22.1., Robert Rudolf) Mutiges Ein­greifen auf der einen, Desin­ter­esse und Aus­flüchte auf der
anderen Seite — mit diesen unter­schiedlichen Zeu­gen­reak­tio­nen sah sich
Don­ner­stag das Landgericht Pots­dam am zweit­en Tag des Prozess­es gegen den
Bun­deswehrsol­dat­en Torsten Z. und seinen Trinkkumpan Andreas R.
kon­fron­tiert. Der 26-Jährige Ober­feld­webel muss sich vor der ersten Großen
Strafkam­mer wegen ver­sucht­en Mordes an dem 30-jähri­gen Keni­an­er Oscar M.
ver­ant­worten. In den Mor­gen­stun­den des 18. Juli 2004 soll er nach einem
Diskobe­such in Brandenburg/Havel seinem Opfer eine abge­broch­ene Bierflasche
in den Hals ger­ammt haben (Stadtkuri­er berichtete). Oscar M. hat­te Glück:
Der Stich, der eine drei Zen­time­ter tiefe und sechs Zen­time­ter lange Wunde
hin­ter­ließ, ging an der Halss­chla­gad­er vor­bei. Torsten Z. hat­te am ersten
Prozesstag erk­lärt, er könne sich nicht an das Geschehen erin­nern. Ein
Gutacht­en stellte fest, dass an sichergestell­ten Scher­ben Blut des
Angeklagten klebt. Die mut­maßliche Tat kon­nten auch die Disko-Besucherinnen
Jana B. (20) und Nicole L. (25) nicht beobacht­en. Allerd­ings schilderten sie
dem Gericht ihre Erin­nerun­gen kurz vor und nach dem Geschehen. Danach hätten
die bei­den Angeklagten die Keni­an­er Oscar M. und dessen Bekan­nten Jeff I.
vor der Diskothek Piephahn provozieren wollen. Diese seien mit den Worten
“Frieden” und “Fre­und­schaft” einem Stre­it aus­gewichen und zur
Straßen­bahn­hal­testelle gegan­gen. Sie seien dann in dieselbe Richtung
aufge­brochen und hät­ten vor allem ver­sucht Andreas R. zu beruhi­gen, sagten
Jana B. und Nicole L. Der damals arbeit­slose 30-jährige Mau­r­er hätte sich
immer weit­er in Rage über die Bevorzu­gung von Aus­län­dern gere­det. Sie seien
dann gegan­gen. Kurz darauf hät­ten sie das Split­tern von Glas gehört und
seien zurück­geeilt. Da habe Oscar M. bere­its blu­tend auf den Schienen
gele­gen. Torsten Z. habe mit sein­er Recht­en Glass­plit­ter zusammengepresst.
Während Nicole L. den Hauptverdächti­gen davon abge­hal­ten habe auf Oscar M.
loszuge­hen, habe Jana B. per Handy Hil­fe alarmiert. Auch Oscar M. hatte
ver­sucht über Handy die Polizei zu erre­ichen. Allerd­ings sei ihm das Telefon
aus der Hand getreten wor­den, erin­nerte sich Nicole L. “Ihr Beispiel sollte
Schule machen”, lobte der Vor­sitzende Richter Frank Tie­mann die beiden
jun­gen Frauen. Anders die Reak­tion im Piephahn auf das Geschehen: DJ
Bern­hard A. und Gast­wirt Tobias H. berichteten, Oscar M. hätte mit blutender
Hal­swunde um Hil­fe, genauer um ein Taschen­tuch, gebeten. Hil­fe zu rufen,
hiel­ten bei­de nicht für nötig: Das habe der Keni­an­er aus­drück­lich nicht
gewollt. Dass der unter Schock ges­tanden haben kön­nte, wie die entgeisterte
Staat­san­waltschaft fragte, glaubte der als Kranken­trans­port­fahrer tätige
Bern­hard A. nicht. Der Prozess wird am 27. Jan­u­ar fortgesetzt.

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Abschied mit Tränen

(MAZ, 22.1., Fred Has­sel­mann) BELZIG Trä­nen flossen gestern während der Zeug­nisüber­gabe in der Klasse 10b des
Fläming-Gym­na­si­ums. Doch war nicht etwa die eine oder andere schlechte
Zen­sur der Aus­lös­er des Gefühlsaus­bruchs, son­dern der unfrei­willige Abschied
der Schüler von ihrer viet­name­sis­chen Klassenkam­eradin (Name ist der
Redak­tion bekan­nt). Die 16-Jährige, die seit August 2004 bei einer
Pflege­fam­i­lie in Wiesen­burg gewohnt hat­te, soll an diesem Wochenende
zusam­men mit ihrem 13-jähri­gen Brud­er, in ein Heim in Fürsten­walde gebracht
wer­den. “Wir hät­ten uns alle gewün­scht, dass das Mäd­chen wenig­stens noch
ihren 10. Klasse-Abschluss bei uns machen kann”, sagt Klassen­leit­er Bernd
Hering. 

Er ver­liert eine sein­er besten Schü­lerin­nen, denn die Viet­namesin hatte
alles Ein­sen auf dem jet­zi­gen Hal­b­jahreszeug­nis. Er ken­nt sie bere­its seit
der 7. Klasse. Auch Schulleit­er Bernd Gan­schow bedauert es, dass sie so kurz
vor den Prü­fun­gen nun in eine andere Schule muss. 

Auch die Bere­itschaft zweier Fam­i­lien, das Mäd­chen bis zum Som­mer bei sich
aufzunehmen, kon­nte die ver­ant­wortlichen Behör­den nicht von der Entscheidung
abbrin­gen. Wie Bran­den­burgs Aus­län­der­beauf­tragte Almuth Berg­er der MAZ
erk­lärte, sei dies ohne Prü­fung der Fam­i­lien vom Jugen­damt des Landkreises
Pots­dam-Mit­tel­mark nicht möglich. Die Unter­bringung in dem Heim sei für die
Viet­namesin, deren Eltern inzwis­chen wieder in ihrer Heimat leben, derzeit
die best­mögliche Lösung. “Wir sind alle bemüht, dafür zu sor­gen, dass die
bei­den Kinder nach ihrer Schulzeit wie von ihnen gewün­scht in Deutschland
bleiben kön­nen”, betonte sie. 

Nach Infor­ma­tio­nen der MAZ gibt es min­destens eine Fam­i­lie, die bere­its als
geprüfte Pflege­fam­i­lie eingestuft ist und not­falls sog­ar bere­it wäre, eine
so genan­nte Kostenüber­nah­meerk­lärung zu unter­schreiben. Denn während der
Heim­platz in Fürsten­walde aus der märkischen Lan­deskasse bezahlt wird, muss
der finanzielle Aufwand für Pflegeel­tern vom Jugen­damt über­nom­men werden. 

Bei ihren Recherchen in den zuständi­gen Behör­den war die MAZ auf eine Mauer
des Schweigens und auswe­ichen­der Antworten zu dem Fall gestoßen. Nahezu alle
Befragten ver­wiesen auf den zuständi­gen Vor­mund der Kinder. Doch Amtsvormund
Annemarie Pchalek ver­weigerte auf Anfrage der MAZ mit Hin­weis auf eine
Dien­stan­weisung eben­falls jede Auskun­ft. Sie sei nicht gewil­lt, darüber zu
reden. Auch die Aus­län­der­beauf­tragte des Lan­des wollte mit Rück­sicht auf die
Per­sön­lichkeit­srechte des Kindes keine Hin­ter­gründe der Angelegenheit
preis­geben. Nach ihren Angaben sei das Mäd­chen mit dem Umzug einverstanden.
Eine Stel­lung­nahme der Betrof­fe­nen war nicht zu erhal­ten, da ihr Anwalt ihr
ger­at­en haben soll, zu schweigen. 

Dabei war der Fall bere­its The­ma der Eltern­sprecherkon­ferenz am 11. Januar,
wie Schul­sprech­er Horst Taube bestätigt. Obwohl einige Schüler und Lehrer
bere­its damals mit Unter­schriften­samm­lun­gen gegen die Unter­bringung der
viet­name­sis­chen Schü­lerin in dem Heim protestieren woll­ten, hat­te man
zunächst ver­sucht, ohne Ein­beziehung der Öffentlichkeit mit den zuständigen
Ämtern eine Lösung zu find­en. “Dass es nun so schnell passieren würde, hätte
ich nicht gedacht”, sagt Taube, der sich durch den Ter­min — Ferienbeginn -
aus­get­rickst fühlt. “Ich bedau­re im Nach­hinein, dass wir nicht doch eher die
Öffentlichkeit mobil­isiert haben”, erk­lärte er gestern.

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Serie rechtsextremistischer Angriffe auf Jugendprojekte in Brandenburg

Fre­itag, 21. Jan­u­ar 2005 — Strausberg.
Sechs stadt­bekan­nte Recht­sex­trem­is­ten, darunter der Sohn der DVU-Land­tags­frak­tionsvor­sitzen­den Liane Hes­sel­barth, drin­gen in das alter­na­tive Jugend­pro­jekt “Horte” ein. Nach­dem ihnen ein Hausver­bot aus­ge­sprochen wurde, zieht ein Recht­sex­trem­ist einen Ham­mer und schlägt einen der anwe­senden Jugendlichen nieder.

Son­ntag, 23. Jan­u­ar 2005 — Bernau.
Gegen 1.40 Uhr mor­gens explodiert ein Sprengsatz am Jugendtr­e­ff “Dos­to”, in dem sich alter­na­tive Jugendliche zu ein­er Geburt­stags­feier aufhal­ten. Zur Zeit der Explo­sion befind­en sich glück­licher­weise alle BesucherIn­nen im hin­teren Teil des Gebäudes. Wenige Stun­den vor diesem Anschlag fand in Bernau eine Demon­stra­tion ein­er örtlichen recht­sex­trem­istis­chen Kam­er­ad­schaft gegen den Jugendtr­e­ff statt.

Ein solch­er ter­ror­is­tis­ch­er Angriff ist eine neue Qual­ität poli­tis­chen Han­delns rechter Grup­pierun­gen in Bran­den­burg. Hier zeigt sich ganz deut­lich, dass Rech­tex­trem­is­mus von Anfang an kon­se­quent aus­ge­gren­zt wer­den muss und nicht Teil ein­er demokratis­chen Gesellschaft ist. Diese men­schen­ver­ach­t­ende Ide­olo­gie führt immer und immer wieder zu Angrif­f­en, Anschlä­gen und Mor­den und gefährdet jede demokratis­che Gesellschaft.

Notwendig ist jet­zt um so mehr eine vor­be­halt­lose Unter­stützung aller nicht-recht­en Jugend­kul­tur­pro­jek­te durch Land und Kom­munen Brandenburgs.

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Drei Jahre Haft nach brutalem Überfall in Sallgast

(LR, 21.1.) Weil er unter anderem im ver­gan­genen Novem­ber einen 62-Jähri­gen Mann aus
Sall­gast in sein­er Woh­nung bru­tal über­fall­en hat­te, hat das Landgericht
Cot­tbus gestern einen 19-Jähri­gen aus Göll­nitz (Elbe-Elster-Kreis) zu einer
drei­jähri­gen Jugend­strafe verurteilt. Die Kam­mer ging damit sog­ar zwei
Monate über das von der Staat­san­waltschaft geforderte Straf­maß hinaus. 

Eigentlich geht es beim Jugend­strafrecht um Per­spek­tiv­en. Junge Menschen,
die Mist gebaut haben, sollen die Strenge des Geset­zes spüren, aber auch die
Möglichkeit haben, sich trotz ihrer Fehltritte eine eigene Zukunft
aufzubauen. Meist brin­gen die Angeklagten auch etwas mit: Einen
Schu­la­b­schluss, eine Lehre, eine Idee. 

David L. (19) brachte gestern zum Cot­tbuser Landgericht nichts außer einen
Haufen Vorstrafen mit. Keine Pläne, nur vage Ideen. Vielle­icht kön­nte er,
wenn er aus dem Gefäng­nis kommt, bei einem Kumpel Bauhelfer wer­den, wenn
dessen Fir­ma dann noch existiert. Vielle­icht was mit Tätowierun­gen machen.
Alles “kein Ansatz, auf den man auf­bauen kön­nte”, so der Vor­sitzende Richter
Chris­t­ian Eicke. Die drei Jahre Jugend­haft, zu der die dritte große
Strafkam­mer David L. verurteilte, kön­nten ihm vielle­icht Per­spek­tiv­en für
das Leben geben. 

Möbelpoli­tur ins Gesicht 

Am 21. Novem­ber 2004, mor­gens gegen 1.30 Uhr, klin­gelt David L. in Sallgast
an der Tür von Man­fred P. (62). Der Autoschloss­er hat die Tür gerade
geöffnet, als der mask­ierte L. auf ihn losstürzt. “Ich habe die Tür
aufgemacht und hat­te schon den Stiefel im Gesicht”, sagte P. während der
Ver­hand­lung. David trat P. mit seinen Springer­stiefeln in den Bauch, schlug
ihm mit der Faust ins Gesicht und sprühte nach Überzeu­gung des Gerichts dem
Opfer abschließend Möbelpoli­tur ins Gesicht. Dazwis­chen durch­suchte L. die
Woh­nung, stahl Handys und Bargeld, mehrere Schlüs­sel­bunde. Auch eine
wertvolle Samm­lung mit DDR-Sil­ber­münzen habe er mitgenom­men, sagt Man­fred P.
David bestre­it­et das. 

Man­fred P. und David L. ken­nen sich. Der Sall­gaster hil­ft Davids Stiefvater,
als der im ver­gan­genen Herb­st mit der Fam­i­lie aus Sach­sen-Anhalt in den
Elbe-Elster-Kreis zieht. David und sein Stief­vater arbeit­en zwischendurch
bei Man­fred P., der hil­ft beim Umzug. Dann der erste Stre­it wegen des
Sprit­geldes für die Umzugs­fahrten. Etwa 50 Euro seien noch offen, sagt P.
Auch David, der in Sall­gast Rasen mäht oder Wagen wäscht, kriegt Ärg­er mit
P. Im Okto­ber ver­schwinden aus dessen Geld­börse “160 bis 180 Euro”, nachdem
David ihm geholfen hat. P. glaubt, dass David es war, und zeigt ihn an. 

Für den 19-Jähri­gen ist das fatal. David L. hat ger­ade erst zwei Jahre auf
Bewährung bekom­men, “mit Bedenken”, wie der Richter in Sachsen-Anhalt
betont. Wird er wieder straf­fäl­lig, geht es defin­i­tiv ins Gefäng­nis. In
Sach­sen-Anhalt hat er sich bere­its eine ganze Lat­te Vorstrafen eingehandelt.
Kör­per­ver­let­zung, Ban­dendieb­stahl, Fahren ohne Führerschein. Mal klaut er
Kan­inchen aus ein­er Kita, mal macht er mit einem gek­nack­ten Wart­burg eine
Spritz­tour und zün­det das Auto anschließend an. Es hagelt Bewährungsstrafen,
let­zte Chan­cen, doch ein halbes Jahr später ste­ht David L. wieder vor dem
Richter. Zur Schule ist er seit der sech­sten Klasse nur noch sporadisch
gegan­gen. Nach der Acht­en Klasse geht er ab, lebt von Sozialhilfe.
Aus­bil­dung, Berufsvor­bere­itung? Nichts. 

“Mein Kampf” als CD-Rom 

Stattdessen gerät er in rechte Kreise. Schon mit elf Jahren nimmt er Kontakt
auf, hat eine “rechte Mei­n­ung”, wie er sagt. Als die Polizei nach dem
Über­fall sein Zim­mer durch­sucht, find­en sie eine komplette
Skin­head-Garder­obe, auch einen Gür­tel und eine Geld­börse mit Hak­enkreuz. Dem
Sall­gaster Man­fred P. borgt David eine CD-Rom mit Hitlers “Mein Kampf”. P.
sagt dem Richter, er habe David etwas daraus aus­druck­en wollen. P. hat­te die
CD in der Haus­bar deponiert. Die CD-Rom nimmt sich der mask­ierte David mit,
als er nach dem Über­fall die Sall­gaster Woh­nung ver­lässt. Das meiste
Diebesgut wirft er an einem Wald­weg weg, den Sil­ber­ling mit der Hetzschrift
legt er in sein Zim­mer. Für die Fin­ster­walder Polizei ein Kinder­spiel, zumal
der Mask­ierte Man­fred P. mit ver­stell­ter Stimme zuflüsterte: “Das ist dafür,
dass du einen angeschwärzt hast, der Bewährung hat.” Die Beamten find­en die
CD, David L. wird dem Haftrichter vorge­führt. Dies­mal wird es ernst. L.
kommt ins Gefäng­nis — Untersuchungshaft. 

Zwei Monate später ste­ht er vor dem Cot­tbuser Landgericht. Geständig, aber
mit keinem Wort der Reue. Das Opfer Man­fred P. humpelt auf Krück­en in den
Saal. An der Kni­escheibe muss er vielle­icht operiert wer­den, sagt er. An der
Brust bes­timmt, bei den Schlä­gen hät­ten sich Nähte ein­er Herzoperation
wieder gelöst. 

“Erhe­blichen Erziehungs­be­darf” sieht Richter Eicke. David sei bish­er “nicht
in der Lage, aus den Sachen, die ihm passieren, zu ler­nen”, sagt der
Richter. Vielle­icht lernt David in den näch­sten drei Jahren in der
Jugend­haft, dass man nicht sofort zuschlägt, wenn einem etwas nicht passt.
Vielle­icht macht er eine Aus­bil­dung und find­et eine Vorstel­lung von Zukunft.
Vielleicht.

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Aktionen gegen Diskriminierung geplant

(LR, 21.1.) Das Friedrich-Lud­wig- Jahn-Gym­na­si­um will zum 75-jähri­gen Jubiläum im
Sep­tem­ber den Titel «Schule ohne Ras­sis­mus» bekommen. 

«Das bedeutet aber nicht, dass wir nun an unser­er Schule beson­ders mit
ras­sis­tis­chen Ten­den­zen zu kämpfen hät­ten» , unter­stre­icht Thomas Röger,
Direk­tor des Gym­na­si­ums. «Im Gegen­teil: An unser­er Schule ler­nen auch
Rus­s­land­deutsche, wir haben oft Gastschüler aus aller Welt — da gibt es
keine Probleme.» 

Doch man wolle den Begriff Ras­sis­mus im weit­en Sinne sehen: «Ras­sis­mus steht
für die Mis­sach­tung von Men­schen, die anders sind. Das reduziert sich nicht
auf Aus­län­der­feindlichkeit, son­dern bede­tet auch Diskri­m­inierung von
Men­schen, die anders ausse­hen oder behin­dert sind» , sagt Erik Hofedank aus
der 12. Klasse. Ras­sis­tisch motiviertes Mob­bing sei schon in Ausnahmefällen
vorgekommen. 

Das weiß auch Susanne Kschen­ka, Mitar­bei­t­erin der Regionalen Arbeitsstelle
für Aus­län­der­fra­gen, Jugen­dar­beit und Schule (RAA) und Koor­di­na­torin des
Pro­jek­tes «Schule ohne Ras­sis­mus» in Forst. «Auch die Schüler an Real- und
Gesamtschule bestäti­gen das. Lei­der kam aus diesen bei­den Schulen bisher
keine Reak­tion auf unsere Anre­gung, sich an der Aktion aktiv zu beteiligen»
, bedauert sie. Anders beim Gym­na­si­um: «Die Schüler wur­den sofort aktiv. Sie
haben sich Gedanken gemacht, wie sie deut­lich machen kön­nen, dass sie sich
kon­se­quent gegen ras­sis­tis­che Ten­den­zen aller Art wehren.» Einzel­heit­en dazu
sind von Erik Hofe dank zu erfahren: «Vor zwei Wochen haben wir ein
Schule-ohne-Ras­sis­mus-Team gegrün­det, zu dem zehn Schüler aus verschiedenen
Klassen­stufen gehören. Ideen wur­den zusam­menge­tra­gen — so haben wir uns zum
Beispiel vorgenom­men, mit Lehrern für Lebens­gestal­tung, Ethik und
Reli­gion­skunde (LER) Stun­den zu diesem The­ma vorzu­bere­it­en und selb­st zu
gestalten.» 

Es seien engere Kon­tak­te zum Asyl­be­wer­ber­heim geplant, um die Prob­leme der
dort leben­den Men­schen bess­er ken­nen­zuler­nen. Schüler, Lehrer und
Mitar­beit­er des Gym­na­si­ums soll­ten durch ihre Unter­schrift bekun­den, dass
sie nach anti­ras­sis­tis­che Prinzip­i­en acht­en und danach han­deln wollen. «Die
Ver­lei­hung des Titels «Schule ohne Ras­sis­mus» soll aber nur der Startschuss
für eine ganze Rei­he neuer Pro­jek­te zu diesem The­ma sein — keines­falls ein
Schlussstrich» , betont Thomas Röger. Man wolle Vor­bild­wirkung hervorrufen,
mit anderen Schulen Aktio­nen gegen jegliche Form von Diskri­m­inierung planen.
«Und wir suchen promi­nente Pat­en, die unser Anliegen in die Öffentlichkeit
tra­gen» , sagt Erik Hofedank. 

An der bun­desweit­en Ini­tia­tive «Schule ohne Ras­sis­mus» beteili­gen sich
bis­lang etwa 200 Schulen, davon elf im Land Brandenburg.

Inforiot