(Frank N. Furter) Am 30. März 2004 wurde im Filmmuseum Potsdam in der Reihe “aktuelles Kinogespräch” in Anwesenheit der Regisseurin der neue Film von Franziska Tenner “No Exit” gezeigt. Der Dokumentarfilm begleitet das Leben der “Freien Kameradschaft Frankfurt/Oder” einer Gruppe von Neonazis, die zumindest vom Sehen den meisten
FrankfurterInnen bekannt sein dürften. Der Film setzt sich zusammen aus gefilmten Kameradschaftstreffen, Einzelinterviews mit drei ausgewählten Nazis, zwei
Männern und einer Frau, Interviews mit deren Angehörigen, Szenen aus dem Alltagsleben der drei ausgewählten Nazis sowie einigen wenigen politischen
Aktionen der freien Kameradschaft. Wir sehen “Vollopfer” vor der Kamera. Zu großen
Teilen ist der Film Slapstick: ein einziger Naziwitz, wie er spät abends in
Punkerkneipen erzählt wird. Nazis mit schwieriger Kindheit, der deutschen Sprache
nicht mächtig, zu keiner koordinierten politischen Aktion in der Lage — fast
könnte mensch Mitleid mit dem Anführer Nico bekommen, dessen Ambitionen als
Führer und Liedermacher an der eigenen Unzulänglichkeit und der geistigen Armut
der KameradInnen scheitern. Einmal wird ein Opfer der Nazis interviewt. Keine
Frage, warum er angegriffen wurde, welche politische Bedeutung der Angriff auf
ihn gehabt habe. Denn der Film will — so auch von Tenner im Gespräch bestätigt
— die Nazis nicht mit anderen Meinungen konfrontieren, sie nicht politisch
demontieren, sondern sie VERSTEHEN. Für Tenner sind bei aller politischen
Ablehnung die Nazis zuerst Opfer — Jugendliche, denen man mit Verständnis begegnen
müsse. Im Gespräch mit Tenner offenbarte sich, das dem Filmteam dennoch einige
interessante Beobachtungen gelungen sind, die jedoch nicht verstanden wurden.
So behauptete Franziska Tenner, das Hauptproblem der “Jugendlichen” (die
Nazis der freien Kameradschaft wurden an diesem Abend konsequent nur als
“Jugendliche tituliert) sei, dass sie keine politischen Werte hätten, keine ideellen
Vorbilder in unserer Gesellschaft fänden. Doch der Film zeigt deutlich, wie die
“Jugendlichen” in der deutschen Gesellschaft derartige Vorbilder finden. Nicos
Vater (der im Gespräch von Tenner fast als Antifaschist gezeichnet wurde)
lehnt Hitler ab, schwärmt aber für Rommel. Die Forderung nach härteren Strafen
für “Kinderschänder” ist auf den Straßen von FFO (und nicht nur dort)
konsensfähig. Nico singt im Altersheim nationalistisches Liedgut für die Angehörigen
der
“Erlebnisgeneration” des zweiten Weltkrieges. Mit Fackeln halten die
“Jugendlichen” eine Gedenkfeier für deutsche Soldaten vor einem Gedenkstein ab, der
ganz offensichtlich nach der Wende von bürgerlichen Faschisten irgendwo im Wald
bei FFO aufgestellt wurde. Trotz alledem: Tenner hält daran fest, dass
Hauptproblem der “Jugendlichen” sei, dass sie weder Werte noch Vorbilder hätten.
Tenner steht nach eigenen Aussagen heute noch in Kontakt mit den Frankfurter
KameradInnen. Doch weder während der Dreharbeiten noch danach sei es ihr Ziel
gewesen, diese vom Nazitum abzubringen oder zumindest politisch zu demontieren, ihr
gehe es um Verständnis. Denn es sei keine Lösung, wenn sie etwas, was den
“Jugendlichen” eigentlich fremd sei, an diese herantragen würde. Der Titel “No
Exit” steht ihr zufolge für die Ausweglosigkeit einer ganzen Generation
“ostdeutscher Jugendlicher”. Das junge Menschen Nazis werden: für sie zwangsläufig;
dass sie es bleiben: alternativlos. Franziska Tenner beschäftigt sich schon seit
Jahren mit dem Thema “Rechtsextremismus”, sie ist “vom Fach”. U.a. hat sie
über Frauen in der rechten Szene geschrieben und für den dahingegangenen ORB
über Rechtsextremismus in Brandenburg bericht. Die Kritik an akzeptierender
Jugendsozialarbeit — und nichts als deren cinematographische Umsetzung ist der Film
“No Exit” — muss ihr wohlbekannt sein. Dass sie den Film trotzdem in der Art
und Weise gemacht hat deutet daraufhin, dass sie diese Kritik nicht teilt,
dass sie mit ihrem Film genau das macht, was von den GegnerInnen der
akzeptierenden Sozialarbeit mit Nazis immer auf´s schärfste kritisiert worden ist. Der
Film “No Exit” ist auf keinen Fall ein antifaschistischer Film, seine MacherInnen
auch keine AntifaschistInnen.
Autor: redax
Noch immer in Angst
ORANIENBURG Xuan Khang Ha lächelt, schaut ein wenig verlegen zur Seite.
Angst? “Oh, ja”, sagt der 49-Jährige. Am Freitag beginnt am Oranienburger
Amtsgericht der Prozess gegen ihn. Verhandelt wird, ob der vietnamesische
Asylbewerber, der am 5. November 2002 für zwei Monate zu Pfarrer Johannes
Kölbel ins Kirchenasyl nach Schwante flüchtete, mit seiner Flucht gegen das
Ausländergesetz verstieß. In der Anklageschrift werde Ha vorgeworfen, er
habe sich ohne Aufenthaltsgenehmigung oder Duldung in Deutschland
aufgehalten, sagte die Flüchtlingsreferentin des Kirchenkreises Oranienburg
Simone Tetzlaff. Sie wird Ha am Freitag gemeinsam mit seinem Anwalt
begleiten.
Has Kirchenasyl hatte landesweit Aufsehen erregt. Denn die Polizei versuchte
Ha und seinen damals fünfjährigen Sohn Minh aus dem Schwantener Kirchenhaus
zu holen. Erst nach einem Gespräch zwischen Bischof Wolfgang Huber und
Ministerpräsident Matthias Platzeck entschärfte sich die Situation. Ende
Januar schließlich stellte das Potsdamer Verwaltungsgericht Ha unter
Abschiebeschutz. Der Fall Ha müsse erst in einem erneuten Asylverfahren
geklärt werden, argumentierten die Richter.
Seitdem lebt Ha mit seinem Sohn wieder in Hennigsdorf. Minh geht dort in die
Kita, im Herbst soll der in Hennigsdorf geborene Junge in die Schule gehen.
“Er spricht kaum Vietnamesisch”, sagt Ha. Einen Zeichentrickfilm, den Sohn
und Vater am Nachmittag miteinander sehen, kommentiert Minh in Deutsch. Der
allein erziehende Vater kann sich nicht vorstellen, jemals wieder nach
Vietnam zurückzugehen. Wegen seines Sohnes nicht. Aber auch aus Angst um
sich selbst nicht. Ha hat sich in Deutschland in einer exilpolitischen
Organisation engagiert. “Gehe ich zurück, komme ich ins Gefängnis”,
befürchtet er.
Ha genießt derzeit eine befristete Duldung — bis das Hauptverfahren zu
seinem Asylbegehren am Potsdamer Verwaltungsgericht entschieden ist. Im
Moment allerdings gibt es für dieses Verfahren noch keinen Termin, sagte
Gerichtssprecherin Ingrid Schott.
Die Gerichtsverhandlung in Oranienburg und das Asylverfahren in Potsdam
haben keinen inhaltlichen Zusammenhang. Schott wagt keine Prognose über
einen künftigen Aufenthaltstitel Has. Sein exilpolitsches Engagement, seine
Auftritte im Fernsehen und im Internet — “das allein reicht vermutlich nicht
aus, dass das Gericht von einer Bedrohung in Vietnam ausgeht”, sagte Schott.
Allerdings müsse auch berücksichtigt werden, dass Ha seinen Sohn alleine
umsorgt. Und dass der Medienrummel um das Kirchenasyl seinen Fall auch in
Vietnam bekannt gemacht hat.
Sie waren halt nicht eingeladen.
Gestern (30.3) fand im Musikcafe „Tonne“ eine Infoveranstaltung zur Kameradschaft „Märkischen Heimatschutz“ statt.
Etwa 80, vorrangig jugendliche TeilnehmerInnen besuchten den Vortrag.
Ein Referent des Demokratischen Jugendforums Brandenburg stellte in inhaltlich umfangreichen eineinhalb Stunden klar, das es sich beim Märkischen Heimatschutz keineswegs um eine neue Organisation handelt. Die Gruppe stellt eher eine Ansammlung von Nazifunktionären, die seit Jahren verschiedene rechte Strukturen durchlaufen haben, und Jugendlichen die offensichtlich von der pseudorevolutionären Erlebnispädagogik ihrer Anführer begeistert sind, dar.
Ideologisch ist der MHS ein klarer Fall von „Alter Wein in neuen Schläuchen“.
Ihre Veröffentlichungen strotzen nur so vor plumpen Antisemitismus, weinerlichem Nationalismus und romantischer NS-Verklärung. Neu ist nur der grenzenlose Hang zur Selbstdarstellung. Ebenso ist unklar ist, ob ihr Hang zum politischen Dadaismus beabsichtigt ist oder nur das inhaltliche Paradoxem ihrer Schriftführer repräsentiert. Es ist ihnen offensichtlich nicht peinlich, Transparente wie „Wir sind das Volk!“, oder „gegen Faschismus und Intoleranz“ in der halben Bundesrepublik spazieren zu tragen und gleichzeitig NS-Funktionäre wie Rudolf Hess zu huldigen.
Dem inneren Drang sich selbst zu präsentieren, mussten sie auch in Strausberg nachgeben.
So wurde eine in Eile angemeldete Kundgebung des MHS in räumlicher Nähe des Veranstaltungsortes durchgeführt. Den Hauptteil der 38 Anwesenden stellte eine Reisegruppe aus der Uckermark. Nach Augenzeugenberichten waren auch 6–8 lokale Nazis dabei.
Die Polizei war vom Gesamtensemble gar nicht begeistert und sorgte sich um die kleinstädtische Ruhe. Ein so massives Aufgebot wurde lange nicht mehr in Strausberg gesehen. (Der Einsatzleiter sprach von zwei Hundertschaften)
Der Umgang mit den Veranstaltern des Infoabends war schon während der Vorbereitung recht ruppig. Es wurde mit schöner Regelmäßigkeit darauf hingewiesen das die Infoveranstaltung sofort aufgelöst wird „… wenn da drin einer einen Pup lässt..!“.
Als sich die Nazis dann unter starkem Polizeiaufgebot aus dem Stadtgebiet entfernten, entspannte sich die Stimmung auf Seiten der Polizei.
Alles in Allem eine schöne Veranstaltung unter schrägen Umständen.
Wieder erwarten scheint ein Nerv getroffen.
Es wird sich zeigen wie die nächsten Veranstaltungen ankommen.
Doch ironischerweise haben die MHS´ler wider Willen der Informationsveranstaltung eine politische Relevanz gegeben die über das erwartete hinausging.
Ankündigungen zu den nächsten Terminen der Veranstaltungsreihe: „Neonazis heute, der Märkische Heimatschutz“ sind selbstverständlich unter Inforiot.de zu finden.
Mit Messer bedroht
KÖNIGS WUSTERHAUSEN Ein stark angetrunkener Mann (42 Jahre) wurde gestern
Morgen in der Bahnhofstraße in Königs Wusterhausen festgenommen. Er hatte
vorübergehende Passanten mit einem Klappmesser bedroht und Naziparolen
gerufen. Ein Alkoholtest ergab 1,66 Promille.
Brände an Dönerständen
Falkensee/Schönwalde — Nach zwei Bränden an Dönerständen im Havelland
schließt die Polizei einen Zusammenhang nicht aus. Auch fremdenfeindliche
Hintergründe seien möglich, sagte gestern ein Sprecher. Die Ursache für den
Brand in einem Imbiss in Schönwalde in der Nacht zum Sonntag stehe noch
nicht fest. In der Nacht zum Freitag war ein Anschlag auf einen türkischen
Imbiss in Falkensee verübt worden.
(Jenz Steiner auf Indymedia) Der Chef der Stiftung Preussische Schlösser und Gärten, Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh hat am Wochenende erstmals ins Gespräch gebracht, die Gartenanlagen von Schloss Charlottenburg und Sanssouci in Potsdam zukünftig nicht mehr frei für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Heute findet in Potsdam eine bundesweite Kulturexpertenkonferenz statt, bei der über zukünftige Eintrittspreismodelle beraten werden soll. In Zukunft soll eine Marketing-Abteilung die Anlagen gemeinsam mit Produkten von Werbepartnern promoten.
Seit Sommer 2002 ist Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh im Amt. Ein neuer Chef muss sich etablieren. Am Besten mit “modernen” Konzepten, die zumindest nach aussen Geld sparen und Gewinne einspielen. Das gilt heutzutage auch für kulturelles Welterbe. Am Sonntag, dem 28. März thematisierte der Generaldirektor der Stiftung Preussische Schlösser und Gärten erstmals in der Öffentlichkeit seine Pläne, für die Parkanlagen Sanssouci und Charlottenburg Eintritt zu erheben.
Dorgerloh argumentierte für die Kommerzialisierung der Parks mit einer Wert- und Sicherheitssteigerung der Anlagen und mit weniger Problemen, die durch Vandalismus, Grillen und Hunde entstehen würden. Weiterhin plane die Stiftung die Schaffung einer Marketingabteilung, die zusammen mit Werbepartnern anhand von Produkten die Schlossparks bewerbe.
Dorgerlohs Pro-Argumente
Wertsteigerung des Geländes
mehr Sicherheit
weniger Vandalismus
kein Grillen im Park
keine Hunde
Steigerung der Besuchereinnahmen, die derzeit bei 11,6 Millionen Euro liegen
Dorgerlohs Probleme bei der Umsetzung
Anwohner
Gewerbetreibende
Verschandelung des Geländes durch Kassenhäuschen und Sperranlagen
Störende Faktoren im Vermarktungskonzept seien lediglich die Anwohner und Gewerbetreibenden, sowie die Verschandelung der Anlage durch Kassenhäuschen und Sperranlagen.
Schon vor einiger Zeit wurden zugunsten eines Exklusiv-Vertrages mit dem Systemgastronomie-Anbieter Mövenpick sämtliche kleinere Imbissbuden und Snackbars vom Gelände des Schlossparks Sanssouci verbannt.
In diesem Jahr sollen laut Alfons Schmidt, Baudirektor der Stiftung Preussische Schlösser und Gärten, acht Millionen Euro des Bauetats in den Besucherkomfort investiert werden. erst am Wochenende eröffnete in Potsdam eine neue Filiale der Museumsshop GmbH, einer Tochterfirma, der Freunde der preussischen Schlösser und Gärten. Auch ein neues Besucherzentrum soll in Potsdam Sanssouci errichtet werden. Nicht als Museum verwertbare Immobilien sollen der Gastronomie überlassen werden. Die Umstrukturierung der Schlossparks soll bereits in der zweiten Jahreshälfte vollzogen sein.
Fakten zum Schlosspark Sanssouci in Potsdam
2,1 Millionen Besucher im Jahr 2003
jeder vierte Besucher führt Kinder mit sich
34 Prozent der Besucher kommen aus Berlin
Führungen in Sanssouci kosten 8 Euro
Eintritt für das Neue Palais kostet bisher 5 Euro
35 % von 100 befragten Besuchern sprechen sich gegen Eintritt für die Parkanlagen aus Quelle: Studie des Willy-Scharnow-Institutes an der Freien Universität zu Berlin
Zum Unesco-Weltkulturerbe gehören in Potsdam und Berlin die Parkanlagen Sanssouci, der Neue Garten, Babelsberg und Glienicke mit ihren Schlössern als Gesamtensembles, das Dorf Klein-Glienicke, das Jagdschloss Glienicke, die Pfaueninsel, das Schloss und der Park Sacrow mit der Heilandskirche und viele andere Bereiche in Potsdam, wie zum Beispiel der Pfingstberg, Schloss Lindstedt, die Russische Kolonie Alexandrowka und das Dorf Bornstedt.
Dorgerloh vertritt die Ansicht, dass Menschen, die auch noch kostenlos in den Genuss von Schlössern und Gärten kommen möchten, sich noch Objekten wie dem Jagdschloss Königs Wusterhausen und dem Schloss in Oranienburg zuwenden könnten. Ausserdem seien Eintrittspreise für Parkanlagen in anderen €päischen Ländern keine Ausnahme. Als Beispiel führte er Versailles und Florenz an.
(Pressemitteilung, 18.3.04) Die bundesweiten Aktivitäten der Roten Hilfe e.V. zum internationalen Tag
des politischen Gefangenen, dem 18.März, stehen in diesem Jahr unter dem
Motto „Linke Politik verteidigen“ und knüpfen damit direkt an die
Solidaritätskampagne zum so genannten „Magdeburger 129a – Verfahren“ an, wo
es jetzt konkret um die Freilassung der verurteilten Genossen Marco und
Daniel geht.
Gerade in einer Zeit in der durch blutige Anschläge mutmaßlicher islamischer
Fundamentalisten insbesondere gegen die Zivilbevölkerung, wie unlängst in
Spanien, eine gewisse Terrorhysterie herrscht, ist die Gefahr groß, dass
solche Ereignisse benutzt werden um gegen politisch missliebige Gruppen und
Personen unter dem Deckmantel der Terrorismusbekämpfung, zum vorgeblichen
Wohle der inneren Sicherheit, vorgehen zu können.
Magdeburg bildet für solcherlei Restriktion ein gutes Beispiel aus der
jüngeren Vergangenheit. Nach dem es im August 2001 sowie im Frühjahr 2002,
also im Zeitraum der Anschläge auf das New Yorker World Trade Center, zu
zwei versuchten und zwei vollendeten Brandanschlägen auf Fahrzeuge des
Daimler – Chrysler Konzerns, der Telekom und des BGS sowie auf ein Gebäude
des LKA Sachsen Anhalt kam, ließ die Staatsanwaltschaft im Herbst 2002
mehrere linke Wohnungen in Magdeburg und Quedlinburg durchsuchen sowie Marco
und Daniel festnehmen. Eine weitere Festnahme, die von Carsten, folgte
Monate später im April 2003, vermutlich um den Straftatbestand „Bildung
einer terroristischen Vereinigung“ (§129a, StGB), wozu mindestens 3 Täter
erforderlich sind, zur Anklage zu bringen.
Im Oktober 2003 begann dann auch unter diesem Tatvorwurf das
Gerichtsverfahren gegen Marco, Daniel und Carsten, die durch Anwälte,
Genossen im Publikum und durch eine kraftvolle bundesweite Demonstration
der Roten Hilfe sowie aber auch durch zahlreiche Spenden solidarische
Unterstützung erfahren konnten.
In den 13. Prozesstagen versuchte nun die Staatsanwaltschaft, durch vage
Indizien, Abhör – und Durchsuchungsprotokolle und Aussagen von
Sachverständigen den Anklagevorwurf durchzubringen. Hierbei wurde auch
deutlich, dass sich das Verfahren inhaltlich vor allem als restriktive
Maßnahme gegen die nach wie vor legale Magdeburger Initiative „Autonomer
Zusammenschlusz“ richtete, der angeblich alle Angeklagten angehörten und die
eine „Keimzelle“ des Terrorismus sei.
Trotzdem die Staatsanwaltschaft aber nur vage Indizienbeweise zur Schuld der
Angeklagten, insbesondere zum Straftatbestand „Bildung einer terroristischen
Vereinigung“ vorlegen konnte, wurden Marco und Daniel am 16. Dezember 2003
wegen gemeinschaftlicher Brandstiftung zu zweieinhalb und zwei Jahren
Freiheitsentzug verurteilt. Carsten wurde allerdings freigesprochen – womit
zumindest der Terrorkonstrukt der Staatsanwaltschaft geplatzt – und damit
die Kriminalisierung einer linken Gruppe im Zuge des Terrorwahns – vorerst
gescheitert war.
Da aber sowohl Staatsanwaltschaft als auch Verteidigung in die Revision
gegangen sind, wird der Prozess wohl noch einmal aufgerollt werden.
Auch aus diesem Hintergrund fordern wir jetzt auch die Freiheit für Marco
und Daniel sowie aller anderen politischen Gefangenen!
Der 18.März wurde erstmals 1923 durch die Internationale Rote Hilfe e.V.
begangen, in Rathenow wird sich diesem Tag seit 1997 gewidmet.
Der 18.März erinnert an die Niederschlagung des Märzaufstandes 1848 und an
die Ausrufung der Pariser Commune 1871.
Rote Hilfe Kontaktadresse Rathenow, 2004.03.18
Internetlinks zum Thema
Eine Stadt wehrt sich
(MAZ, Fred Hasselmann) BELZIG — Bis Sonnabendmittag waren allein vor dem Jugendfreizeitzentrum Pogo schon mehr als 100 Unterschriften gesammelt. Unterschriften, mit denen sich
die Bürger einem offenen Brief aller Fraktionen der
Stadtverordnetenversammlung anschließen, in dem dazu aufgefordert wird, ein Klima in der Kur- und Kreisstadt zu schaffen, in dem Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus und Faschismus keinen Nährboden finden.
Ob auf dem Gelände des Hagebaumarktes, wo an diesem Tag viele Menschen dessen zehnjähriges Bestehen feiern, oder in der Straße der Einheit, wo der normale Samstagvormittags-Einkaufsbummel angesagt ist, stoßen die
Unterschriftensammler auf aufgeschlossene Bürger, die sich mit der Aussage identifizieren können und wollen, dass Belzig kein Hort faschistischen Gedankengutes und erst recht keine “national befreite Zone” ist.
Auch Ramona Stucki ist an diesem Tag unterwegs, um möglichst viele Unterschriften zu sammeln. Vor dem Edeka-Markt im Klinken rund spricht sie die Passanten an. Viele bleiben interessiert stehen, hören sich ihre
Argumente an und unterschreiben.
Denn empört haben die meisten Belziger zur Kenntnis genommen, dass die Preußische Aktionsfront in Person des als Neonazi bekannten Belzigers Pascal Stolle für den Sonnabend erneut einen Aufmarsch angemeldet hatte.
Jene, die es noch nicht wussten, sind spätstens seit der sichtbaren Polizeipräsenz in Bahnhofsnähe informiert. Wie Götz Dieckmann, städtischer Koordinator gegen Gewalt und Rechtsextremismus, betont, ist das angekündigte
Motto “Gegen den Terror der Hochfinanz” dem früheren NSDAP-Programm entlehnt. Deshalb wollen es einige Mitglieder des Belziger Forums nicht nur bei Flugblättern und Unterschriften belassen. Am Parkplatz vor dem
Jugendfreizeitzentrum Pogo haben sie mehrere Transparente aufgehängt. Ein Megaphon liegt bereit. Doch es kommt nicht zum Einsatz.
Relativ schnell verbreitet sich unter den engagierten Forums-Mitgliedern die Nachricht, dass der Aufmarsch der Rechten von ihnen selbst bei der Polizei abgesagt worden ist.
Brandenburgs Schutzbereichsleiter Burkhard Neumann überbringt den Einsatzkräften die Information selbst, um mit ihnen anschließend die weitere Vorgehensweise zu besprechen. “Von den eingesetzen Beamten wurden keine
Personenbewegungen von möglichen Teilnehmern des Aufzugs zum beziehungsweise am Veranstaltungsort festgestellt”, teilt Pressesprecher Torsten Ringel offiziell mit. Im Verlauf des Einsatzes sei es zu keinen Störungen der
öffentlichen Sicherheit und Ordnung gekommen.
Indes werden weitere volle Unterschriftenlisten bei Götz Dieckmann abgegeben. 1000 Schriftzüge sprich Bekenntnisse der Belziger gegen Rechts sollen in den nächsten Tagen nach Vorstellung der Organsiatoren zusammenkommen.
Und wenn auch nur die Hälfte der Unterzeichner am 3. Mai zur
Gedenkveranstaltung anlässlich der Befreiung der Stadt Belzig vom Hitlerfaschismus in den Grünen Grund kommen würde, wäre dies ein weiteres bemerkenswertes Zeichen.
Opfer aus Überzeugung
ORANIENBURG — Zahlreiche Angehörige von Häftlingen, die am Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 beteiligt waren, wohnten gestern der Einweihung einer Gedenktafel zur Erinnerung an diesen Umsturzversuch in der
Gedenkstätte Sachsenhausen bei. Dies sei ein “Höhepunkt der Aktivitäten der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten”, betonte Stiftungsdirektor Günter Morsch, der darauf verwies, dass im Herbst diesen Jahres eine neue
Ausstellung eröffnet wird, in der “auch die Erinnerung an das Schicksal dieser relativ kleinen, aber bedeutsamen und unvergessenen Häftlingsgruppe einen dauerhaften Platz” finden soll.
Aktuellen Forschungen zufolge waren es mehr als 200 Männer und auch Frauen, die wegen ihres Einsatzes bei dem Umsturzversuch in Sachsenhausen inhaftiert wurden oder als sogenannte “Sippenhäftlinge”, darunter Angehörige des
Attentäters Claus Graf Schenk von Stauffenberg, in das KZ verschleppt worden
waren.
“Opfer aus Überzeugung” nannte Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm jene Widerständler, von denen einige, darunter Randolph von Breidbach, Hans von Dohnányi und Siegfried Wagner, das KZ Sachsenhausen nicht überlebten.
Der Enkel Wagners, Klaus Zehe, enthüllte die Stele, die von dem Bildhauer Christian Roehl geschaffen worden ist. Finanziert wurde dieses Gedenkmonument von der “Stiftung 20. Juli 1944”, die sich seit 55 Jahren bemüht, durch gezielte öffentlichkeitswirksame Arbeit das Gedenken an diesen Widerstand zu bewahren.
Brand in Dönerimbiß
Zum Brand an einem Dönerstand ermittelt die Polizei seit Sonntagmorgen. Kurz vor Mitternacht kam es in Schönwalde aus bisher unbekannter Ursache zum Brand an einem Imbissstand in der Fehrbelliner Straße. Der Dönerimbiss
befindet sich zusammen mit einem Supermarkt in einem massiven Gebäudekomplex. Einsatzkräfte der Feuerwehr löschten den Brand, so dass es bei geringerem Sachschaden blieb. Personen waren nicht gefährdet.
Die Polizei bittet um Mithilfe und fragt:
Wer hat sich in der Nacht zum Sonntag zwischen 22 und 24 Uhr an dem
Gebäudekomplex in der Fehrbelliner Straße in Schönwalde aufgehalten und
Beobachtungen gemacht, die mit dem Brand in Zusammenhang stehen könnten?
Zweckdienliche Angaben bitte an das Polizeipräsidium Potsdam unter der
Bürgertelefonnummer 0700 3333 0331, über die Internetwache
bzw. an jede andere Polizeidienststelle.